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3. Jahrgang.

Bürgerkrieg?

So, oldemokrat

Zentralorgan

Nach dem Umsturz in Deutschland   hielten

Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 22. Juli 1923.

Die Teuerungsfrawalle in Breslau  .

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sich die Monarchisten und alldeutschen Rear Fortdauer der Unruhen. Gewerkschaftlicher Ordnerdienst, an dem sich auch Kommunisten beteiligen.- Die Urheber der Unruhen- rechtsraditale Elemente. Breslau  , 20. Juli.  ( Wolff.) Die Teuerungsunruhen seßten gegen Abend von neuem ein. In einigen Gaststätten, Cafés und Konditoreien wurden die Schaufenster zertrümmert und die Läden vollständig ausgeplündert. Um einhalb 10 Uhr waren die Unruhen noch nicht vorüber.

Der Oberpräsident der Provinz Niederschlesien   hat über Stadt und Landkreis Breslau den verschärften Ausnahmszustand verhängt. Darnach sind Versamm­lungen unter freiem Himmel untersagt, während Versammlungen in geschlos­fenen Räumen 24 Stunden vorher angemeldet werden müssen. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis von mindestens drei Monaten und Geldstraße bis zu zehn Millionen Mark belegt. Ferner hat der Polizeipräsident in Breslau   eine Bekanntmachung erlassen, wonach die Polizei angewiesen ist, mit allen Mitteln gegen Ausschreitungen vorzu­gehen. Hunderte von Verhaftungen feien bereits vorgenommen wor ben und mehrere Plünderer ums Leben gelommen. Die Bevölkerung wird dringend ermahnt, fich nicht unnötigerweise auf der Straße aufzuhalten. Ansammlungen find verboten. Der Ausschant von Branntwein usw. in Schankwirtschaften ist bis auf

weiteres untersagt.

Der allgemeine deutsche   Gewerkschaftsbund hat sich erboten, die Schußpolizei bei der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung zu unterstüßen. Die Behörden haben das Angebot angenommen. *

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Berlin  , 21. Juli. Die Berichte der sozialistischen   Blätter über die Teuerungsunruhen in Breslau   lauten weit ernster. Dem ,, Vorwärts" und der Roten Fahne" zu folge trugen die Ausschreitungen zum Teil einen ausgesprochen antisemitischen Cha­ratter, indem vorzugsweise die Geschäfte jüdischer Namensträger geplündert wurden. Hunderte von Geschäften feien vollständig zerstört worden. Der Vorwärts" meint, wenn auch ein Teil der Arbeitslosen und Jugendlichen mitmachte, so seien doch die eigentlichen Urheber in rechtsradikalen antisemitischen Kreisen zu fuchen. Der Roten Fahne" zufolge gab es mehrere Tote und eine große Anzahl Ver­des Bleies, die von Mitternacht datieren, dauerten

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Nr. 169.

Die Wirtschaftsrechnung

in der sozialistischen   Gesellschaft.

Von Dr. Jacques Hannak(   Wien).

Auf dem fürzlich in   Wien abgehaltenen zwei­ten Kongreß der freien Gewerschaften Deutsch­österreichs hat Dr. Wilhelm Ellenbogen   einen Vortrag über die Entwicklung der Gemeinwirt­schaft in Oesterreich   gehalten. Seine Ausführun gen gipfelten in der Ueberzeugung, daß sich auf dem Boden der Gemeinwirtschaft die nächste Etappe des Sozialismus, seine ersten praktischen Gehversuche abspielen werden. Was hiezu vor allent nötig sei, sei eine neue Jugend, die in die Praxis der Sozialisierungsepoche mit einer durch theoretische Bildung geläuterten Erfahrung ein treten müsse. Gerade die unmittelbare Mitwir fung an der Leitung des Produktionsrpozesies schaffe so viele neue Probleme, daß ihre theoreti sche Bewältigung der kommenden Generation die lohnendsten Aufgaben biete. Ellenbogen hat in diesem Zusammenhage sogleich auch ein Beispiel anführen können, indem er auch die Aufmerksam keit des Auslandes verdient. Es ist die als erstes Heft des 5. Bandes der bekannten, von May Ad­ler und Hilferding   herausgegebenen Marrstudien erschienene Abhandlung von Otto Leichter  : Die Wirtschaftsrechnung in der sozialistischen   Ge­fellschaft( Verlag Volfsbuchhandlung,   Wien 1923, 112 Seiten). Otto Leichter   ist trop seiner Jugend in der sozialistischen   Publizistik kein Unbekannter. Seine Auffäße im Kampf" und in der Züricher  ,, Roten Revue", seine Monatsberichte über die Lage der Weltwirtschaft in der Zeitschrift der österreichischen   Gewerkschaftskommission Arbeit und Wirtschaft", aber auch die Erfahrungen, welche er als Sekretär der größten gemeinwirt

wundeler. Nach den letzten Meldungen, den. Det birgerliche Seitigut has sich ber Regierung schaftlichen staftalt Deſterreichs, des Arſenals  , su

die

in diefer und der Polizei zur Verfügung gestellt. Daraus folgert das Blatt, daß die fascistischen Pro­vokateure zuerst die Unruhen hervorriefen, um dann als Retter zu erscheinen.

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tionäre feige in den Mäuselöchern verkrochen und viele Monate hindurch hätte keiner von ihnen gewagt, über die neue republikanische Staatsform auch nur ein abträgliches Wört­chen zu sagen. Die jahrelange Duldung und das Versagen der Staatsmacht gegenüber ihrem dann immer herausfordernderen Treiben hat sie fühn gemacht, so daß sie jetzt gar kein Hehl mehr daraus machen, worum es ihnen geht: um die Erwürgung der Republik  , ver­bunden mit blutiger Niederwerfung der sozial­demokratischen Arbeiterschaft, als der Haupt­stüße der Demokratie und der republikanischen Staatsform. Der Bombenanschlag auf das so­zialdemokratische Parteiblatt in Münster   und noch mehr die Flucht des Kapp- Putschisten Ehrhardt haben die Situation hell erleuchtet, haben gezeigt, daß die reaktionären Banditen trop des republikanischen Schußgesetzes keinen Augenblick ihre Pläne aufgegeben haben und baß sie nun den Augenblick gekommen glauben, um losschlagen zu fönnen. Die täglich sich verschlechternde, verzweifelt gewordene Lebens­haltung der Arbeitermassen läßt auch die Ra­difalen und Putschisten von Links Morgenluft wittern, die denn auch von Moskau   aus unter der Leitung des Obergauflers Radek im Zei­chen des Nationalbolschewismus zur Einheits­front mit den Hakenkreuzlern zusammenzu­führen gesucht werden. Raum jemals war die Spannung in Deutschland   so groß wie gegen­märtig, da die Arbeiterschaft im Ruhrgebiet  einen schweren opferreichen Kampf gegen den schon lange zu einer größeren wissenschaftlichen Arbeit berufen erscheinen. Mit dem nun vorlie­Einbruch des französischen   Imperialismus genden Erstlingswerk hat er die Erwartungen führt. Während dieses Abwehrkampfes an der nicht enttäuscht. Einent sehr sachlichen und schr Ruhr, den die Arbeiterschaft führt, damit bei Berlin  , 21. Juli  .( Eigenbericht.) Die Zweifel, daß die Rechtsradikalen diesen trodenen, abseits vom Wege schillernden Erfolgs­einem Siege des französischen   Militarismus geftrigen Lebensmittelunruhen in Breslau  , die Umstand sich zunußemachen und mit Hilfe der hascherei liegenden, aber für die Zukunftsaussich die Republik   nicht untergehe, suchen im In- ich heute in geringerem Maße fortseßten, haben sozial am schlechtesten gestellten Kreise diese Un- ten sozialistischen   Werdens vielleicht schicksals be­nern des Staates die Radikalen von Lints bis jeßt sechs Todesopfer und zahlreiche ruhen hervorrufen, um der Regierung Schwierig deutenden Thema hat Leichter so erfreuliche Re­und Rechts die Situation zuzuspißen und Verlegte gefordert. Sie sind ein Zeichen für den leiten zu machen. Auch in Breslau   scheint von fultate abgewonnen, daß der geistige und morali­rüsten, so daß der Befürchtung vor schweren Ernst der gegenwärtigen Situation. Die unge nationalistischer Seite provoziert worden zu sein, sche Erfolg, den er dabei für sich herausgeschlagen inneren Erschütterungen kaum mehr die Be- heure Lebensmitel teuerung, die alles den die Blünderungen tragen vornehmlich ant is bat, zugleich auch ein geistiger und moralischer rechtigung abgesprochen werden kann. Die bisher bagewesene weit übertrifft, bewirkt, daß semitischen Charakter. Der Besonnenheit Erfolg der sozialistischen   Bewegung selbst ist. fich das, was fic) gestern in Breslau   ereignete, der politisch und gewerkschaftlich organisierten Frage eines Bürgerkriegs ist geradezu Dis- leicht auch in anderen Gegenden des Reiches wie Arbeiter ist es zu danken, wenn die Ruhe in dreht, ist furz gefagt folgendes: Wie immer eine Das Problem, um das es sich in dem Buche fussionsgegenstand geworden und man kann derholen tann. Die Gewerkschaften tun zivar alles, Breslau   so schnell wiederhergestellt werden konnte. sozialistische Gesellschaft organisiert sein wird, sic angesichts der Vorbereitungen von beiden um durch Erkämpfung höherer Löhne die Auch die Kommunisten haben sich am wird einer sorgfältigen Buchfüh­Seiten nicht mehr sagen, daß ihr bloß theore- Anpassung an die Teuerung herbeizuführen, aber Ordnungsdienst beteiligt. Es ist aller rung bedürfen( und ebenso jeder ihrer Betriebe), tische Bedeutung zukommt. weite Bevölkerungsschichten fönnen organisatorisch dings fraglich, wie lange die Organisationen noch aus der ganz deutlich jederzeit zu ersehen sein wird, wieviel ein Betrieb bekommen, wieviel er An der so bedrohlichen Steigerung der nicht erfaßt werden und sind der völligen die Massen in der Hand halten können. Berelendung ausgefeßt. Es besteht kein ausgegeben, wieviel er genommen oder zugesetzt Gefahr der blutigen Selbstzerfleischung der hat. So tlar das ist, so unflar war bisher, wic deutschen   Nation hat besonders die Regierung ON DECODE dieser zweifellosen Notwendigkeit wirtschaftlicher Guno ihr vollgerüttelt Maß von Schuld. Es drohungen aus dem Wege gehen und die Ver- wisten nicht ohne Sympathie aufgenommen Rechnungslegung in der sozialistischen   Gesellschaft wird wohl niemand glauben, daß sie den Bürsicherung enthalten, daß es die Regierung an worden es beeilten sich doch sogar bei uns ullung zuteil werden soll. Diese Schwäche der gerkrieg will, wie man auch nicht annehmen pflichtmäßiger, ernster Aufmerksamkeit nicht die hakenkreuzlerischen deutschgelben Zeitungen, sozialistischen Position ist von ihren Widersacheru kann, daß sie es auf die Beseitigung der repu- fehlen lasse". Stein Wort der Verurteilung der Radeks Rede mit unverhüllter Freude abzu- auch weidlich ausgenügt worden. Nicht nur der blikanischen Staatsverfajjung abgesehen hat, rechtsbolschewistischen Wühlereien, kein Wort drucken und warum auch nicht, denn beiden, martschreierische, unernste Mises, sondern auch aber die Duldung, mit der sie die unterirdi- über die von der Reaktion fieberhaft betriebene Stommunisten wie Hakenkreuzlern, ist die de- ein so tiefer Geist wie Way Weber hat an die schen Wühlereien der rechtsvolschewistischen militärische Ausbildung zahlreicher junger mokratische Staatsverfassung ein Dorn im tommt noch der Umstand, daß im eigenen Lager ser wunden Stelle scharfe Stritit geübt. Dazu Verfassungsgegner begleitet, macht sie im höch- Männer und keines über den offen betriebenen Auge und beide hoffen in dem Chaos, daß des Sozialismus die Lehrmeinungen über diese sten Grade mitschuldig. Da ist insbesondere Ankauf von Pistolen, Revolvern und anderen einem Bürgerkrieg folgen müßte, zu profitie- Fragen sehr geteilt waren. Jusbesondere hat die Antwort des Reichskanzlers bezeichnend, Waffen. Die Reichsregierung hat im Augen- ren. Aber doch ist klar, daß die ungleich grö- Otto Neurath   durch den radikalen Lösungs die er dem deutschvölkischen Reichstagsabge- blick der höchsten Gefahr, zu deren Bannung ßere Gefahr für die Entfesselung eines Bürger- vorschlag, eine Wirtschaftsrechnung in der soziali­ordneten Wulle auf eine Interpellation gab, das einzige Mittel bleibt: die Entwaffnung der kriegs durch die nun schon jahrelang betriebene stischen Gesellschaft überhaupt überflüssig zu   ma­in welcher dieser die heuchlerische Frage stellte, fascistischen Banden, nur leere Deklamationen Heße der Rechtsradikalen gegen die Republik   chen, indem man ganz einfach das Thermometer der Wirtschaftsrechnung, den bösen Belzebub Geld, was die Reichsregierung zu tun gedente, um übrig. Hartnäckig ignoriert sie auch die Um- gelegen ist. zerschlägt, nur neue Verwirrung hervorgerufen. „ den bevorstehenden Bürgerkrieg zu verhin- triebe der Hitlergarden und ihrer Protektoren Da faum zu erwarten ist, daß die Re- Ihm ist schon Kautsky   in seinem großen Werk dern". Um von den offenkundigen Vorberei in der bayrischen Regierung. Vor den Hitlers   gierung zum entschiedenen Kampf gegen das Die proletarische Revolution und ihr Pro­tungen des fascistisch  - deutschvölkischen Gelich- und Stahrs zeigt die Reichsregierung noch im fascistische Mordbrennertum übergeht, muß gramm" energisch entgegengetreten. Aber auch ters zum Losschlagen abzulenken, stellte sich mer einen heiligen Respekt, der nicht kleiner die sozialdemokratische Arbeiterschaft doppelt Stautsty hat schließlich nur auf die Notwen Herr Wulle in seiner Interpellation über die geworden ist, seitdem gerichtsordnungsmäßig auf der Hut sein. Noch besteht kein Anlaß, zu digkeit einer geordneten Wirtschaftsrechnung Rüstungen der Kommunisten besorgt, die an- erwiesen wurde, daß das völkische Gesindel sich glauben, daß außer den Kommunisten die in der sozialistischen   Gesellschaft verwiesen, ohne geblich mit Wissen des sozialdemokratischen durch französisches Geld bestechen ließ, um deutsche Arbeiterschaft auf die Rattenfänger- jedoch selbst einen positiven Vorschlag zu unter­preußischen Ministers des Innern, Severing, Bayern   vom Reiche zu trennen. melodien des Herrn Radef, der sich so trefflich in Preußen, Sachsen   und Thüringen   den Vür- Nun ist es ja sicher, daß auch die Kom- auf den hakenkreuzlerischen Jargon versteht, Es ist klar, daß eine Organisation, die nicht gerkrieg organisieren, und er richtet an den munisten ihre Zeit für gekommen glauben und hineinfallen, und den Hitler, Ehrhardt, Roß- rechnet, auch nicht wirtschaftet, und eine Organi Reichskanzler das„ dringende Ersuchen", alle ihr Herr Radef, dieser größte Schwindler bach und Konsorten die Kastanien aus dem machen muß. Darin also ist die Bedeutung dieses sation, die nicht wirtschaftet, schließlich Banfrott Schritte zu unternehmen, die geeignet sind, unter der Sonne, hat den Ton dazu angegeben, Feuer holen wird. Sie weiß, was die ver- Problems für den Aufbau der sozialistischen   Ge unabsehbares Unglück von Deutschland   abzu- daß sich Sowjetstern und Hakenkreuz vereini- blendeten kommunistischen Arbeiter zu spät er sellschaft begründet. Der sozialistischen   Wirtschaft wenden. Die in dieser Interpellation liegende gen müssen, um den französischen   Imperialis fahren würden, wessen Geschäfte sie damit be- fehlt der Markt. Und gerade dieser Markt ist Methode ist ebenso unverschämt wie alt: es ist mus mit Gewalt an der Stuhr   zu besiegen. Er forgen würde. Es kann aber auch nicht ge- es, welcher in der fapitalistischen Gesellschaftsord der bekannte Gaunertrick des Diebes, der sich war es, der mit der Kunst seiner betrügerischen zweifelt werden, daß die sozialdemokratischen nung zum Hebel der Wirtschaftsrechnung und verfolgt sieht und sich als Verfolger aufspielt.„ revolutionären" Dialektik die Kreuzung von Arbeiter, falls die Nechtsputschisten wirtlich Sloſtenkalkulation wird. Zwei Motore treiben Anstatt nun dem Herrn Wulle auf die dreiste Kommunisten und Hakenkreuzlern empfahl, zum Angriff auf die Republik   übergehen soll- une die Triebkräfte dieser beiden Motoren treffen den Mechanismus der fapitalistischen Wirtschaft Heuchelei die entsprechende Antwort zu geben, und um sich diesen anzubiedern, wußte er die ten, wie in den Tagen des Papp- Putsches, die sich auf dem Markt. Der eine Motor ist die ließ Herr Reichskanzler ein paar salbungsvolle schönsten Tiraden auf Schlageter, den tapferen Kraft finden würden, die hakenkreuzlerischen Redensarten los, die bedachtsam den Haupt- Soldaten der Gegenrevolution" vorzutragen. Verbrecher zu Paaren zu treiben. schuldigen an den unaufhörlichen Bürgerkriegs- Seine Buhlereien sind bei den Rechtsbolsche­

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breiten.

unger peitsche, welche aus dem Arbeiter

und Angestellten in Werkstatt, Fabrikssaal, Kon­tor und Bergwerk den Mehrwert herausholt und