7. August 1923.
Die Parabel vom weißen Elefanten.
Bon Safed, dem Weisen.
Die Frauen der Stadt, in der ich wohne, suchten Geld für ein Stinderspiel aufzutreiben und verfielen auf die Idee, einen Wohltätigkeitsvertauf oder einen Weißen Elefanten- Berkauf" wie man bei uns in den U. S. A. zu sagen pflegt zu veranstalten. Und die Bedeutung des Wortes liegt darin, daß jede Hausfrau irgend etwas vom Hausrat, das sie von Herzen gern los sein möchte, einen„ Weißen Elefanten" nennt und für den Verkauf spendet.
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Als ich nun in der Stadt spazieren ging, fam ich dem Basar zu nahe und trat ein. Und da gab es Bücher und Damenhüte und alte Seleider und Körbchen und Leuchter und Töpfe und Bilder und vielerlei Spielzeug und alles mögliche. Und ein Fräulein fragte midh: ,, Wollen Sie mir nicht etwas ablaufen?" und in ihrer Bude standen irdene Gefäße und Blechgeschirr. Und sie sagte:„ Sehen Sie doch diese schöne Vase- die kriegen Sie bei Marschall nicht unter vierzehn Dollars und bei mir fostet sie bloß einen. Kaufen Sie sie doch!" Und ich nahm also einen Dollar aus der Börse und sie widelte mir die Vase in ein altes, mit farbigen Bildern bedrucktes Zeitungspapier und ich tung meine Vase nach Hause.
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Und mein Weib Keturah begegnete mir in der Türe und sie sprach zu mir und sagte: Wo her tommst du, mein Gemahl, und was bringst dit da?"
Und ich antwortete: Jch tomme gerabewegs vom Weißen Elefanten Verkauf" und ich bringe dir ein liebliches Geschenk!"
Und ich stellte die Vase auf den Tisch und entfleidete sie ihrer Hülle. Und Keturah besah die Vase und ihr Antlitz wurde länger. Und dann Jachte sie.
Und sagie: Safed erinnerst du dich noch der Familie Hupfins, die neben uns wohnte, als wir noch jung verheiratet waren?"
Und ich sagte: Ja, leider- ich erinnere mich ihrer."
Und jie sagte:„ Erinnerst du dich, welches der vielen lebel sie uns zuerst antaten?" Und ich sprach zu Sturah von der Zeit, da
sich die Familie Hopkins den Rasenmäher ausge lichen und mit ihm nichts anderes zu tun gewußt hatte, als ihn zu ruinieren; und ich sprach von der Zeit, da uns das Muttersöhnchen der Familie Hopkins den Ball durchs Fenster warf; und was die zärtliche Mutter erwiderte, als ich den Rangen übers Stnie gelegt hatte; und ich sprach von den Sühnern der Familie Sopkins und von der WaschJeinen Affäre, die wir mit ihr gehabt hatten.
Und Keturah sagte:„ Ja, alles haben sie uns angetan aber das erste, was sie uns angetan haben, war das Geschenk, mit dem sie uns gratu lierten, als wir geheiratet hatten. Erinnerst du dich noch Safed , mein Gemahl, was es gewesen war?"
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wenn ich auch im allgemeinen Steturabe Lachent j ,, Gott sei Dank, daß ich noch zurecht gefom-! sehr gern höre, so war mir ihr Lachen über meinen bin. Ich hätte schön ausgeschaut, wenn ich man's, und Ihr jammert noch?!" Fünf Millionen"- sagten sic. nen Weißen Elefanten- Einlauf" doch ein wenig uit gefommen wäre." zu unmäßig gewesen und ich hatte genug davon Ich zahl drauf, mein Sohn" Er begab sich ins Abteil. Preßte die beiden Alte. Er sagte es schier flehentlich, damit gehört. Doch Keturah sprach nicht mehr davon Mörbe unter den Sit, nahm dann auch selbst fie es ihm beftintmt glauben. und erwies fich so als ein fluges Weib, das, wenn Blay. Ein Mann mit verschmigtem Gesicht und es einmal gelacht hat, das Lachen nicht bis zum spähenden Augen. Auch jest haftete fein Blid Ich kann doch das Haus nicht aufeffen." Ueberdruß wiederholt. über alles im Wagen. Er wollte eine Zigarette hatter nichts, wart vor zwanzig Jahren ein eben,, Aber es ist ja fünf Millionen wert. Ihr Aber ich jah mich zu Hause um, wo sie benn rauchen, sah jedoch Bekannte und änderte sein solcher Bettler wie ich, und ich habe auch heute die Base hingetan hätte. Denn ich fand sie we- Vorhaben. Wenn er raucht, muß er auch den nichts"- antwortete der in der Ede Sigende. der in der Vorratskammer noch im Wohnzimmer, Bekannten Zigaretten anbieten. Dies jedoch weder auf dem Dachboden noch in der Wülliste. widersprach seinen Brinzipien. Man foll keinem Geld" nicht vertan, trieb mich nicht im Wirtshaus „ Ich war sparsam, mein Sohn, hab' das und mit der Heilsarmee meinie es Keturah doch Menschen etwas anbieten, jeder möge sich selbst zu gut, als daß sie dieser die Gabe zugewendet kaufen, wonach es ihn verlangt. Wird einem herum." etivas angeboten, so nimmt man es selbstver- andere herumtreiben?" ,, Aber bei Euch im Wirtshaus durften sich Nun lam der Tag, da die Apfelblüten aufständlich aber warum sind denn die Menschen andere herumtreiben?" sprangen und die Bäume in weißer Herrlichkeit so bumm? ,, Die famen von selbst, mein Sohn, famen dastanden. Und Keturah band aus Blüten einen Wäre er freigebig gewesen, er fäße jetzt, von selbst, ich rief sie nicht, rief niemanden, sie großen Strauß und stellte ihn auf den Speisetisch gleich so manchem andern, bis über den Ohren famen von selbst." und es war ein Berg duftender Schönheit. Und im ſtillen, erbärmlichen Elend. So aber, doch die Apfelblüten quollen an jeder Seite nieder, so Schweigen ist Gold. daß sie die Tischplatte berührten. Und ich pries Ihr seid's, Gevatter Gergyovics"- ein junger Mensch in Eisenbahneruniform. Keturah, denn sie hatte es wundervoll gemacht. Und Keturah hörte es gerne, daß ich fit Wer sonst?" gab der Befragte lächelnd Aurüd. Der Eisenbahner rauchte eine Zigarette, auf Unb am dritten Tage fagte sie zu mir: Siche, die Blütenblätter sind abgefallen und die der Alte sehnsüchtige Blicke warf. Strauß ist nicht mehr schön. Willst du ihn Wo wart Jhr?" hinaustragen und wegwerfen?"
pries.
der nicht
lnb ich tat, wie sie mich gebeten hatte. Und als ich die Stiele weggeworfen hatte, desah ich die Veje in meiner Hand, und siehe, es war die Weihe Elefanten- Vafe!"
Und ich war schon willens, sie zu paden und in den See zu werfen. Aber Returah hielt mich ab.
mn Peſt."
" Habt eingekauft?"
" Man braucht dies und jenes." Wie geht der Laden?"
fragte
Der Alte zudte die Achsel. Derlei Neu
gierde war ihm nicht genehm. Frage nach seinem Vermögen die streckte, wich er ans.
Na, na."
„ Und Ihr zahlt wohl auch beim Wirtshaus drauf?" erkundigte sich der jüngere Eisenbahner.
,, Das gehört meinem Sohn."
,, Aber der gibt Euch wohl schon was."
Er läßt mich nicht verhungern."
" Das Wirtshaus wird auch ein paar Groschen
wert sein?"
,, Es ist fein schlechtes Geschäft" der Alte und blinzelte.
Plan."
erwiderte
Sonntag ist drinnen für feine Stecknadet
Es geht, geht."
„ Das ist auch was wert."
,, Man bot mir dafür eine Million, doch
Sobald eins Fühler aus gebe ich es nicht einmal für zwei"- erklärte
,, Er gehört meinem Sohn. Der weiß VeUnd sie sagte zu mir: Wenngleich das Gescheid. Ich rader mich nur ab." fäß nicht reizvoll ist, hält es doch Wasser, ja, sogar Blumen und ich fann diese so anordnen, daß die Base von ihnen völlig verdeckt und nur die Schönheit der Blumen sichtbar wird."
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Und ich fagte:„ O Returab, du bist ein Wun der! Aber iparum nich: egiverfen und eine schöne Vafe kaufen?"
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Und sie sagte: ,, Mein Gemahl ich habe be schlossen, sie zu behalten, auf daß sie uns zum Gleichnis diene. Denn jeder Mensch hat seinen Beißen Elefanten" und das Leben bringt allen männern und Frauen Dinge zu, die sie gerne los fein möchten, doch die aus ihrem Leben gänzlich hinauszuwerfen ihnen das Schidsal nicht erlaubt. Und wenn sie finden, daß es so ist, dann gibt es, wenn sie ihn suchen, einen Weg, darauf sie das Beste daraus gewinnen. Und so habe ich mich entschlossen, es mit meinem Weißen Elefanten" zu machen." Und ich sprach zu
Und ich fann lange nach. Keturah und sagte:
Returah!" Und sie lächelte und sagte: Sprich, mein Gemahl!" Und ich fragte sie: Din auch ich einer deiner Weißen Elefanten"?
Und mein Herz fiel tiefer und ich antwortete: „ Ich glaube es war eine Vase- aber eine Vase aber fen fie sah doch ganz anders aus- als als- dieje?" Und Steturah lachte wieder- bis sie Trä nen lachte. Und sie sagie: Safed , mein Gemahl du bist ein weiser Mann aber fein Mann ist weise genug, um einen Weißen Elefanten Verkauf zu besuchen es sei denn, sein Weib sche mit ihm! Zwanzig Jahre lang stand diese fürchterliche Vase in einem Winkel unserer Dach bodenkammer und ich konnte nic eine Gelegenheit finden, sie loszuwerden, bis ich sie gestern, endisch, dem Weißen Elefanten- Verkauf" spendete. Und nun. fiche, hast Du sie mir von dort wieder nach Hause gebracht."
Und sie lachte nochmals. Aber manches andere Weib hätte mich ausgescholten.
Nun vergingen einige Tage, an denen ich einerseits fürchtete, Keturah werde davon sprechen, und anderseits hoffte, sie werde es nicht tun. Und
( Nachbruch verboten.)
Und sie lächelte noch mehr, als sie sagte: Ob du nun einer bist oder nicht verfan a ich dich nicht!"
lebertragen von Max Sayef.
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( Nachbruch verboten.)
Der arme Mann.
Ban Martin Releti.( Einzigberechtigte Uebertra. gung aus dem Ungarischen von Stefan J. K'ei n.)
Die Lofalbahn hatte sich bereits in Bewegung gefeht, als noch jemand, laut schnaubend, emporfletterte. Es war dies ein älterer, schäbig getleideter Mann, in jeder Hand einen Korb, der mit allerhand Zeug vollgestopft war. Den einen Sorb schwang er in den Wagen, den andern hielt er feſt umflammert, froch so in den sich schon fortbewegenden Zug. Oben angelangt, nahm er den Hut ab, trocknete sich die Stirne, blidte andächtig empor.
das ganze Leben ist nur Müh und Plag." " Laß mich damit in Frieden, mein Sohn. " Das stimmt"-pflichtete der andere bei. ,, Das Brot ist teuer." ,, Alles ist teuer."
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der Alte stolz.
Lauter Willionen, und er jammert doch!" -rief der jüngere Eisenbahner. Der andere lachte.
,, Weshalb wollt Ihr mich unbedingt ins
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Bockshorn jagen" sprach der Alte und fraute Die Straße werfen, was man hat." sich die Schläfen.„ Man fann doch nicht auf
,, Gewiß nicht, immer jammern."
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aber man soll dann nicht
Es wird nicht lange währen und unsereins wird nur noch Luft zu essen haben"- erklärte Ich soll nicht jammtern" flagte der Alte der Alte im Brustion der Ueberzeugung. Dawe ich nicht einmal einen ganzen Anzug er dies sagte, schaute er zu Boden. Er vermochte habe" und er zeigte seinen geflicten Rod.- den forschenden Blick des andern nicht zu er hr habt es leicht, bekommt von der Bahn die tragen. Bekleidung." hr tönnt Euch ja welche faujen, es langt Euch darauf." Staufen ? Soll ich denn zugrunde gehen, verhungern? Du glaubst wohl, mein Sohn, das ist so einfach, man geht hin und fanft?"
In der Ede jaß ein zweiter Eisenbahner, der ebenfalls dem Gespräch lauschte. Er warf hin:
,, Aber, aber, Gevatter Gerghovics, überläßt mir Euere Armut."
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Sprich nicht so, mein Sohn" sagte dieser und machte eine abwehrende Gebärde, büdte sich danu, brachte die Störbe in Ordnung, drüdte, preßte jie weiter hinein.
Freilich. Sätte ich so viel Vermögen wie Ihr, ich würde mir jeden Tag einen andern Ansug anziehen."
,, Red nicht so das Blaue. Weißt Du denn, ein Anzug fostet?"
Die Eisenbahner fannten den Alten. Einst was hatte auch er bei der Eisenbahn gearbeitet, bezog ,, Nehmt doch den Preis aus der Sparkasse." jezt eine Bension. Er war ein furchtbar schlauer Treib' mit mir keine Poffen, glaubst wohl. Mensch. Hatte vor langmächtiger Zeit für einen das ist so einfach, man geht in die Sparkasse Pappenstiel Baugründe zusammengefauft, Säuser und nimmt das Geld heraus?" bauen lassen, sich einen Stramladen, ein Wirtshaus, eine Verkaufsbude eingerichtet. Alles ging gut, denn viele Städter famen her, Ausflügler, Badeluftige Wurde jedoch auf sein Vermögen angespielt, so feufzte er.
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Die Leute uzten ihn unablässig. Was stöhut Ihr"-sprach der in der Ecke Sivende hr habt doch ein großes Haus! ch zahl drauf, mein Sohn" erflärte er und seufzte laut. so der eine.
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Verkauft es doch, wenn Ihr draufzahlt" ,, Es ist zwei Millionen Kronen wert" der andere.
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so
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So einfach ist es, freilich. Ich würde nich: so schäbig herumlaufen, wenn ich voller Geld wäre."
,, Wie soll man denn herumlaufen, wenn man auf alles drauszahlt?"
Hinter den dreien saß eine rundliche Frau, die fich ihnen jetzt zuwandte.
hr könnt ja ein Feld verkaufen." Der Alte fraute fich abermals die Schläfc. Was, ein Feld habt Ihr auch?"
Bab's vor fünf Jahren gekauft, ein paar Morgen im ganzen" wehrte er traurig ab.- „ Es bringt nicht das ein, was der Taglohn foftet."
„ Was ist das wert?"
Er lächelte verschmitzt.
,, Was, zwei Millionen? Fünf wurden mir angeboten, doch verkauf ich es dafür nicht" enigegnete der Alte und blickte sich stolz im Wagen ,, Ein paar Kronen wird's doch wert sein." um. Dann bemerkte er, daß er sich verraten Ich hab's für fünfundzwanzigtausend gehabe, zog den Kopf zwischen die Schultern und lauft. Es gehörte meinem Bruder, der Esel hat begann verwirrt zu hüfteln. Die beiden Eisen- es verkauft." bahner sahen die Verwirrung und ließen jetzt erst Jetzt wird's wohl zweimalhunderttausend recht nicht locker. wert sein."
Nun war's aber auch wohnlich darin, und auf der Chaussee und bog ohne Anregung aus, wo geräumiger, als der Außenstehende anzunehmen es nötig war. Mit dem Gleichmut eines Gegeneigt war. Eine fleine Abteilung mit dem Koch- schöpfes, das sozusagen in den Sielen geboren ofen und dem notwendigsten Geschirr bildete die wurde, verfolgte er seinen Weg ohne Zögern, 11 Küche. Im Wohn- und Schlafraum hatten die aber auch ohne Haft und Anstrengung. Ein beunentbehrlichsten Möbel und noch einige mehr dächtiger Trab war die feurigste seiner Sangar Platz gefunden. Da waren ein Schlafsopha, sveiten, der langjame Schritt sein normales Tempo. zusammenlegbare Bettstellen, eine Waschtoilette. ,, Er hat Zeit," sagte Jeremias, als Trude Spiegel, Kommode und ein reisetisch, der durch durch das Klappfensterchen guckte, und:„ Wir hadas Ausziehen einiger Platten vergrößert werden ben wohl auch Zeit. Oder was versäumen wir fonnte. Singelegenheit gaben zwei Stühle und eigentlich?" die mit Deden belegten Stiften, in denen der In halt der Würfelbude verparti worden war.
Er hörte das Singen Trudes, und ein plög licher Gedanfensprung ließ eine Frage in ihm erstehen: wie fam es nur, daß sie sich aus all den Widerwärtigkeiten, aus all dem Staub und Schmuß des Lebens so blank und rein und fröhlich gerettet hatte? Alles glitt ab an ihr. Spurlos. Sie trai's unter den Fuß. Es war gar feine Pose dabei und kaum ein Bewußtsein. Rein Stolz, keine Verachtung. Nur ein Lächeln, ein verzeihendes. Die lanterste Natur, die instinktiv alles Fremd: abwehrte und sich nach jeder Erschütterung zur vollsten Harmonie wieder zusam menschloß. Die Kraft so aus Glück und Unglüd. Die heute wohl gebogen werden konnte, die aber morgen wieder aufschnellte zu ihrer geraden Ge
In dem Lichte dieser Erkenntnis erschien er selbst sich nicht gut. Die Katastrophe seines Lebens hatte ihn gebrochen. Sie schleuderte ihn aus einer Existenz, die ihm überfommen war und die aus der Gewohnheit und ließ ihn machtlos wer er freiwillig nie verändert hätte. Sie riß ihn den. Sie entwurzelte ihn, weil er in den Dingen wurzelte; weil er nicht feststand in sich selber. Die zu eng verbunden waren mit dem Aeußerlichen, konnte nie zn dauernder Harmonic kommen.
Einige Tage später ging die erste Ausreise auf dem Wagen vor sich. Es war ein neuer und großer Festtag für Jeremi, der an diesem Tage Du sprichst ja wie ein Krösus ,' mias." mit feinem Jungen der ganzen Welt getauscht " Ja," er lächelte, sind wir's nicht? Saben hätte. Ungeheuer reich und wichtig fam er sich Für Jeremi wurde ein besonderes leines wir nicht unsere Glücksbude?" vor. Er saß schon, die ePitsche in der Hand, auf Stbchen eingerichtet. Eine spanische Wand trennte Sie lachte hell durch das kleine Fenster:„ Du, dem Bock, als der Schimmel noch gemächlich sein eines der weißen Fensterchen von dem übrigen der Wagen will geschmiert sein. Und dem Schim- stalt. Frühstück im Stall verzehrte. Endlich fhrte Je- Raum. Es sah auf ein Tischchen mit Schreib mel kannst du auch nicht das Maul verbinden." remias, der alte, das Pferd heraus, gefämmt und geräten; ein Bcherregal hing dort. und eine Siste gestriegelt, mit sauber geschwärzten Hufen und mit Spielsachen, die nun freilich nicht mehr bestige dich nicht, Trude." Er nidte:„ Wir kommen schon zurecht. Aengblant gepuztem Geschirr. Der Kastenwagen rührt wurden, war gleitfalls hier eingeordnet. ſtige dich nicht, Trude." glänzte in feinem frischgrünen Anstrich; die wei- Zunächst sorgte Jemeri mit Ausdauer dafür, daß Ach, ich ängstige mich gar nicht." Das Geneben dem sicht verschwand, und gleich darauf tönte ein froBen Fenstervahmen, die blihblanten fleinen Schei der Platz auf dem Kutschersis- ben mit den hellen, sauberen Gardinen leuchteten, Vaterais ein ihm eigenimlicher angesehen bes Singen aus dem Wagen. noch mehr aber leuchteten die Augen, die hin- wurde. Das Innere des Wagens fümmerte ihn ter diesen Gardinen hervorsahen und über die wenig. Er ließ sich sein Butterbrot durch das Ordnung in der kleinen fahrenden Häuslichkeit fleine Slappfenster reichen, das in der Stirnwand wachten. Auch dort drinnen war alles sauber ge- des Gefährtes angebracht war und eine Verstän strichen und geölt; kleine Unreglmäßigkeiten den- digung Trudes mit den Ihrigen auch während teten auf die Laienhand; und Frau Trude war der Fahrt ermöglichte. sich nun völlig über den Ursprung der Del- und Farbenklecse auf dem Anzuge ihres Mannes fiar. Tagelang hatte er gepinselt, um dies alte Gefährt, das cbnso wie den Schimmel ein Starussel befizer um billigen Preis abgegeben, in eine ansehnliche Verfassung zu bringen.
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Es foſtete Jeremias einige Mühe, aus dem Wagengewirr der in der Auflösung begriffenen Aquestellung, mit Geschick herauszukommen. Aber endlich gelang es doch. Einmal auf der großen Straße, bedurfte der Schimmel kaum noch eines Lenkers; er war seit langen Jahren heimisch
Jeremias lehnte, das Leitfei lin der Hand, in einer Ecke und lauschte. Auf einer sonnigen, staubigen Straße ging der Weg. Endlose Aeder zu beiden Seiten. Still war's ringsum. Nur die Lerchen stiegen jubelnd auf. Oder ein schwerfälliger Aderwagen rasselte vorbei, eine große Staubwolfe hinter sich lassend. Jeremias fah, wie sie sich niedersenkte und auf die Blüten und Gräser, auf die Blätter derjungen Bäumelegte, eine graue, erstickende Schicht. Da ging manches zugrunde, wenn nicht ein frischer Regen zu rechter Zeit die verstopften Poren öffnete.
Jeremias sah auf seinen Sohn, und der heiße Wunsch stieg in ihm auf, daß er nach seiner Mutter geartet sein möge. Donn mochte das Le- · ben ihn anfassen.
( Fortsetzung folgt.)