9. August 1923.
len Charakter. Die Temperatur erreichte in der Republit am Dienstag überall jommerliche Höhen von 25 bis 28 Grad Celsins. Nach den heutigen Drudänderungen fann mit der Stabilisierung der Wetterlage gerechnet werden.- Wahrschein liches Wetter am 9. August: Von West her Abnahme der Bewölkung und der Gewitterneigung. warm, ruhig.
Brager Chronit.
Aus dem Polizeibericht.
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ihrem Wonne das Mittagessen zu irgendeiner in der Es ist derselbe Rettungsring, wie wir ihn heute genwart, von wenigen Ausnahmen abgesehen ,. Vorstadt. gelegenen Wagenremije bringen zu müssen. verwenden. Leonardos Handzeichnungen blic- nicht beffer als die der geistigen Nahrung dienen Ueber diese Enthüllung des Bravo Lidu" herrschte ben indessen jahrhunderte lang unbeachtet. Erst als den. In der modernen Mujitbücher Sammlung große Erregung in der Prager Bevölkerung und vor sie von Bonaparte als Striegsbeute nach Paris ge- fehlt uns vor allem ein umfassendes und volkeallem im Prager Rathaus. Wie das Gerücht erschickt wurden, fenften sie die Aufmerksamkeit der tümlich gehaltenes, der Allgemeinheit der Musiker zählt, soll es auch in der Wohnung des Herrn Bür. französischen Gelehrten auf sich. und Mufitfreunde gehörendes und an sie gerugtegermeisters sehr stürmisch zugegangen sein, da feine sämtlichen Tanten, Cousinen und so weiter gleich macht uns mit einem noch älteren großen Erfin- über die Musikverhältnisse der Gegenwart, ein Eine Handschrift der Göttinger Bibliothek tes Buch übersichtlicher fritischen Betrachtungen falls die Ausstellung einer Familienfreitarte ber der bekannt. Der Verfasser der Handschrift, Kon- Buch, in dem sich die Talente unserer Zeit spie langten, da sie doch... na ja, wenn die Frau Baza rad Nyffer aus Eichstädt, hat als Verbannter geln, einander gegenüber treten, sich von einander eine Freikarte bekommen fann, warum fönntes auch in den böhmischen Wäldern im Jahre abheben, kurz ein Werk, in dem das schöpferische die anderen Mitglieder der gesamten Familie Baga nicht so gut haben. Doch wie gesagt, es handelt ficb 1408 feine Ideen niedergeschrieben und abgebil- Musikleben unserer Tage dem wißbegierigen Mit bei diesem Familien vist im Hause Bara mur um det. Unter den vielen Zeichnungen von Tauchap. jitfreunde anschaulich vor Augen geführt wird, ein Die Marktfrauen Seleue Kloc und Franziska ein Gerücht, das sicherlich von Gegnern des Bürger. Paraten findet sich eine vollständige Taucheraus- Buch, das auch und vor allem dem Volke zu die Horčista gerieten Dienstag um 9 Uhr abends in meisters in den Prager Kaffeehäusern ausgeftrent und Luftschlauch. Sysser hat auch den Luftbal- cher Weise einen Begriff von der modernen Mujik Smichow mit der Dienersfran Anna Pražat wegen eines Frauenrodes in eine Rauferei, in deren ein wenig zu ärgern. Tatsache ist jedoch, daß, wie( on erfunden. Durch die warme Luft eines beizubringen:- ein Buch also, wie es für das Verlauf sich die Frauen gegenseitig mit Fußtritten das dem Bürgermeister naheftehende„ Cefte Slovo" Feuerbrandes blähte er den aus Fellen zusammen nachklassische und romantische Wusifzeitalter in ge bearbeiteten und mehrere blutige Straßwunden bei- feststellt, die Straßenbahnfreikarte der Fran Baga genähten Leib eines Drachen anf und ließ den radezu idealer Weise in den„ Gesammelten Schrif brachten. Schließlich fiel die Pražat in Ohnmacht wirklich ausgestellt wurde. Frau Bara habe die Drachen, an einem Seil gehalten, in die Luft stei- ten über Musik und Musiker" von Robert Schu und blieb auf dem Gange liegen. Da sie sich in Starte jedoch nie unterschrieben, habe sie nie benügt gen. Bei Nacht sollte der Drachen ein Signalfeuermann der Musikwelt und dem Volfe als Geanderen Umständen befindet und bei ihrem Erwachen und sie an die Verwaltung der Straßenbahnen sofort im Maul halten. Er war als militärischer schenk zu eigen ward. Dieses Buch ist es, über das über heftige Schmerzen flagte, mußte sie ins Allge zurückgeschickt. Die Ausstellung der Freikarte sei Signalballon gedacht. Auch in einem ich heute ein wenig plaudern, für das ich heute meine Krankenhaus überführt werden. Gegen die übrigens während der Abwesenheit Dr. Bagas von Kriegsbuche aus dem Jahre 1540 befindet sich werben und das ich der unverdienten Vergessenbeiden Marktfrauen wurde das Strafverfahren ein- Prag erfolgt und ist nur auf die Intenntnis das Bild eines drachenförmigen Fesselballons mit heit entreißen möchte. Denn Schumanns Buch ist geleitet. In dem Strandbad der Eisenbahner in irgendeines Beamten zurückzuführen. Die ganze starker Winde und fräftigem Fesselsett. in Wahrheit ein Mujilevangelium voll der köstlichPodol wurde der Pianist Herrman F. festgenomt. Skandalaffäre schrumpft demnach zu einem aus Unt sten musikalischen Offenbarungen, eine Volfs- MuWenig bekannt dürfte es sein, daß im Tri. fitbibel voll goldener Weisheiten, Betrachtungen men, der in der letzten Zeit viele Diebstähle in den fenntnis entstandenen Versehen eines Beamten zu- umphzuge des Kaisers Maximilian im Jahre 1513 und Lehren, ein Buch, das feinem Musiker und Strandbadkabinen verübt hatte.&. gestand auch fammen. Der arme Beamte ist sicherlich nicht zu die schönsten mechanischen Wagen, also Auto- Musitfreunde fehlen dürfte! Das Buch der Bü eine Reihe von Diebstählen ein. Im Juni wur- beneiden. Er hat seine Bestrafung auch verdient: mobile zu sehen waren. Aber schon 1447 wird cher für den echten Musikanten! Ein Freund und den in Prag wegen Schnellfahrens 87 Autolenter zu erstens, weil er die Karte ausstellte( and un- in der Memminger Chronit ein Wagen erwähnt, Berater aller Musikliebenden, seien es Handwer Geldstrafen im Gesamtausmaß von 4005 K und in fenntnis der Vorschriften), zweitens, weil das der ohne Roß, Rinter und Leutt" zum Tore her ter oder Arbeiter, Beamte oder Staufleute. einem Falle zu 24 Stunden Arreft bestraft. 16 Wa. Pravo Libu" sich infolgedessen hineinmischte( wegen einfam. Auf einem funstvollen Druckblatt genfenter wurden wegen Nichtbeleuchtung der Autos. der Unkenntnis des Beamten, der die Karte von Rodenehr um 1760 sehen wir ein Geschütz fünf wegen Offenlassens des Vergasers und zwei ausstellte) und drittens, weil die Verwandten, wie ohne Bespannung. Diese wird durch einen Mecha vegen Bergehens gegen die Fahrvorschriften bestraft. es gerüchtweise verlautet, 31 Tr. Baga gelommen nismus ersetzt, den der hinten auf dem Wagen fit Den Gerichten wurden 42 Fälle übergeben.find, um( aus Unkenntnis der Unkenntnis des Bezende Soldat scheinbar mit größter Gemütlichkeit Dienstag fuhren von Prag 180 slowatische Auswan amten) gleichfalls Freifarten zu verlangen. Jest durch eine Kurbel dreht. derer nach Amerika av. fehlt nur noch, daß der Beamte erklärt, feine Unkenntnis der Vorschriften sei durch Vorschriftenunfenntnis anderer, höherer Beamten bedingt gewesen.
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Wo fonn ich...?
An der Ecke Hiberuergasse- Gavlicekgasse steht
Schumanns Schriften so bald in Vergessenheit ge Um so unbegreiflicher bleibt die Tatsache, baz raten konnten, daß sie heute eigentlich nur dent Schumann- Spezialisten und Schumann- Verehrer vertraut sind. Die Zeit der Begeisterung scheint vorüber zu sein, da man, wie ich, als junger Mufifnarr einen ganzen Tag über Schumanns golde nem Musikbüchlein verträumen und sich an seinen göttlichen Musikoffenbarungen nicht satt lesen konnte. Denn wie wäre es sonst möglich, daß ein bedeutender Buchhändler in einer an MusikjünPrag innerhalb eines ganzen Jahres nicht einmal ein Exemplar der gesammelten Schriften Schumanns absetzen fonnte? Aber vielleicht ist der Grund hiefür darin zu suchen, daß heute jeder Musiker und Mufitfreund unbedingt modern" sein will, daß ihm alles Aeltere und Frühere überholt und unmaßgebend erscheint, daß infolgedessen faum jemand mehr zu so einem„ konservativen" Buche greift. Freilich, wer es tun würde, wäre allsogleich befehrt. Ich erinnere mich, einem qu
ein Zachmann, der den ganzen Tag nach der deut: Borläufer moderner Erfindungen. Ja, schon eine Art Dampfturbine iſt in gern und Musikfreunden so reichen Stadt wie
sen auf den Wachmann zu:
,, Sagen Sie mir bitte, wo fann ich...?"
Der Wachmann, ihn bereitvilligft unterbrechend: Hier gradeaus, dann rechts der Play,... dann werden Sie schon sehen."
Von Hom v.
Die Turbine, die erst in neuester Zeit das aite Mühlrad verdrängt hat, ist bereits 500 Jahre alt. Sie ist in einer deutschen Kriegshandschrift aus der Zeit der Hussitenkriege abgebildet mit der Anmerkung:„ Ain papst von Rom hat sy erdacht." einem anderen Kriegsbuche abgebildet. Gegen ein recht umständliches Getriebe von einem Schaufelrade bläst ein Dampfstrahl. Der Dampftessel, unter dem ein Feuer brennt, hat die Form eines Menschentopfes. Der Erfinder dieser Dampfturbine ift Giovanni Branca , der Erbauer der berühmten Wallfahrtskirche zu Loretto. Uebrigens benuste schon Leonardo da Vici die aufsteigende Wärme des Herdfeuers, um einen Bratspieß zu Erehen, und versuchte, eine Dampfkanone zu kon
struieren.
schen Paßstelle am Havlicekplatz gefragt wird. Bereitwillig gibt er fortwährend dieselbe Auskunft, die er mit einer eleganten Bewegung seines Pendrek. staberls unterſtüßt. Das Fahrrad ist eine Draissche ErfinEin soeben angekommener Vodebrader, ein bie- dung und wurde zuerst als närrisches Ding weidderes Bäuerlein, sucht in höchster Bedrängnis eines lich verspottet. Als aber Gall 1853 die Gelenk der netten grünen Hänschen und geht kurz entschlof- fette erfand und an dem Fahrrad anbrachte, erfannte man, wenn auch nicht sofort die große praf tische Bedeutung des Fahrrades für den Verkehr, so daß schon na 1900 herum ein Deputierter in der französischen Kamnier das Fahrrad das Pferd des armen Mannes nennen ten Freunde Schumanns Schriften einst zum Gefonnte. Dervs Heidelberger Sachsenspiegel aus Die Personenaufzüge der Großstadt - schenfe gemacht und seine enttäuschte Miene als Der Poděbrader eilt zum Havlicetplay, ſicht die dem vierzehnten Jahrhundert zeigt nun aufhäuser scheinen etwas ganz Neues zu sein. Sie einzigen Dant dafür erhalten zu haben. Doch schon vielen Menschen bei der Bakstelle und ruft entsept: einem Textbildchen einen Mann, der auf der kommen jedoch schon in achtzehnten Jahrhundert wenige Tage nachher fam er mit begeisterten Dan,, Safra, so lange kann ich doch nicht warten!" Verbindungsstange zweier Räder sist, und mit jei in den fächsischen und polnischen Schlössern vor fesworten zu mir, weil ich ihm dieses föstlichste Aber, vasnosti, warum nicht," jagt ein Angenen Füßen den Erdboden berührt. Saben wir und waren sogar dem Mittelalter nicht unbe- aller Wusifbücher erschloffen hatte. ſtellter gemütlich,„ wir halten es schon seit siebene hier vielleicht das erste Fahrrad vor Augen? Minnesängerhandschrift zu Seidelberg zieht auf fannt. Auf einem Blatte der berühmten großen Die Werte der Schumann'schen Schriften Das Draissche Fahrrad war noch ebenso einfach. Aber wenn man auch die Existenz des Fahrrades einem Bilde bei den Liedern des thüringischen im vierzehnten Jahrhundert bezweifeln will, die Minnesängers Bristan von Samle eine Maid ih Die Straßenbahnfreifarte der Frau Bürgermeister. Gelenklette, ohne die uns ein modernes Fahrrad ren Liebhaber im Aufzug zu sich auf das Schloß Eine höchst sonderbare Geschichte macht jetzt die undenkbar ist, war schon zu Anfang des fech hinauf. Solchen Aufzügen begegnen wir in verRunde durch die Brager tschechische Presse. Es han- zehnten Jahrhunderts, also zur Zeit Luthers, erschiedenen mittelalterlichen Chronifen bei der delt sich um die Straßenbahnfreilarte der funden. Die Zeichnung der Fahrradkette befin- Darstellung des Turmbanes zu Babel. Frau des Bürgermeisters von Groß- Prag. det sich nämlich in den hinterlassenen Papieren Straßenbahnfreifarten für Familienmitglieder dür. Leonardo da Vincis , der nicht nur ein großer fen bekanntlich nur den Angehörigen der Straßen- Maler, sondern auch ein genialer Ingenieur und bahnbediensteten ausgestellt werden, und zwar ledig. Naturforscher war. Besonders bemrkenswert find lich nur solchen Angehörigen, die den Bediensteten auch Leonardos Entwürfe zu Flugmaschinen, die das Mittagessen bringen. Nun brachte das Pravo auf eingehenden Studien über den Vogelflug be Lidu" die Meldung, daß auch die Frau des Bürger. ruhen. Der Fallschirm ist tatsächlich schon meisters Dr. Bara eine Freitarte ausgestellt erhielt. von Leonardo da Vinci tonstruiert worden. Un obzwar doch der Bürgermeister von Groß- Prag fein ter den Zeichnungen seiner Tauch- und Angestellter der Straßenbahn ist und seine Frau Schwimmapparate fällt die flotte Zeichnung eines auch infolgedessen kaum in die Lage fommen dürfte. Schwimmers im Rettungsring auf.
aus."
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( Nachbruch verboten.)
Die Glüdsbude.
Erzählung von Ernst Preezang. VII.
immer fürzer würden, so schnell entschwand ihr cins nach dem andern. Besonders seit Jeremias von der großen Unruhe erfaßt worden, die ihn 13 weiter landauf und landab trieb als vorher. Sie sahen die Alpen und das Meer, die braune Heide Hannovers , die weißen Sandflächen und stillen Waldseen der Marf wie die grünen Täler Thü ringens. Sie überschritten die Grenzen und blie ben Monate im Ausland. Merst sah sie der Winter im Süden, der Sommer im Norden. Denn Jeremias hustete, sobald ihn ein rauher Luftstrom traf. Er suchte die Sonne. Sie wurde ihm selten zu heiß.
„ Ich habe nicht viel," hatte Jeremias am anderen Tage zu seinem Sohn gefagt. Aber was ich habe, das will ich dir gebn." Sie richteten planmäßige Unterrichtsstunden ein. War die Glücksbude unterwegs, dann übernahm Frau Trude häufig die Führung des Wagens, während Vater und Sohn am Schreibtisch saßen und in die Elementarwissenschaften einzudringen versuchten. Der kleine Jeremi war fleißig dabei- solange sein Lehrer sich mit ihm beschäftigte. Verließ er ihn, dann studierte er zunächst noch eifrig an feinen Aufgaben, aber es dauerte nicht lange. Er stüßte den Kopf in die Hände und sah zum Fenster hinaus, wo Bäume und Telegraphenstangen auftauchten und wieder verschwanden. Oft fand ihn Frau Trude in festem Schlaf, das Geficht auf die Arme gepreßt. Witunter aber fah fic, wenn fie die Tür öffnete, wie er auf den Hän den lief oder Rad schlug. Bemerkte er dann die Eintretende, so errötete er und jetzte sich schnell an feinen Blay, um ihr vorzutäuschen, daß er mit einem Buche beschäftigt sei.
Es war Ende August. Der alte Schimmel
hufte ieder einmal gemächlich der Grenze zu. Die Luft flimmerte unter der sengenden Size. Das Gras dorrte auf den Wiesen und wurde zu Heu, ehe es geschnitten. Die Blätter der Bäume rollten sich dürstend zusammen. Menschen und Vieh lechzten. Frau Trude hatte alle Fenster des Wagens ausgehoben, um einen fühlenden Luftzug zu erzeugen. Mit ihm drang der mehlfeine Staub der Straße, den die Hufe des Pferdes in Bewegung gebracht, durch die Gardinen.. Jeremias brief auf seinem Kutscherfig. Das brachte ihn in eine behagliche Laune. Zuweilen bog er sich vor und sah forschend in den Wald, in die Felder. Von irgend woher tam der Ruf: Boiho! Hoiho!" Er antwortete: Rudud! Rudud" und fah auf einem Sügel, in einem schntalen Feldweg oder Sie ermahnte ihn, feine Aufgaben chrlich zu zwischen den Baumstämmen eine fleine Gestalt erfüllen. Schlug die fleine Handuhr die Stunde, bahingleiten oder über die Gräben sehen. Oft welche den Schluß seiner Schule anzeigte, dann war sie auf Stunden nicht zu sehen und zu hören. öffnete Frau Trude lächelnd die Tür und Jeremi Wenn dann der Wagen um eine Waldede bog, glitt in ungeheurer Schnelligkeit hinaus. Wie faß da ein Junge am Straßenrand mit rotbrau ein Hund von der Stette," sagte sie. Wenige Senen Wangen , nadten Füßen und stanbigen, häufunden später war vom kleinen Wiefel", das sich fig zerritsfenen Kleidern. Eine flägliche Stimme in diefen Jahren schon recht in die Länge redte, rief herauf. nichts mehr zu sehen. Ach, guter Herr, wollen Sie mich nicht mit Diese Jahre! Frau Trub emeinte, daß sie nehmen?"
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Ein Mujilevangelium.
Es gibt so wenig gute Bücher in unserer her abgekommenen Zeit. Entweder dienen sie der Selbstsucht oder der Sensation. Anregung des Geistes, Erhebung des Herzens, Bildung des Verstandes und Läuterung des Gemütes ist in den allerseltensten Fällen ihr Zweck. Leider sind in die ser Hinsicht die Wusikbücher der mordernen Ge
,, Wo willst du denn hin, Zigeuner?" Nach Grevesberg zur Stirchweih, Strümpf' und Schuh kauf. Hab' aber fein Geld und möcht' mich verdingen."
,, Steig auf, Vagabund! Kannst das Glücksrad drehen, Sunger hast auch, wie?"
Jeremi saß schon oben und hielt sich mit ausdrucksvoller Gebärde den Bauch.
sind vielfache. Schon die Form und Inhaltsanordnung des Buches ist musterhaft und macht es für den praktischen Gebrauch ungemein geeignet. nicht nur ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis, sondern auch ein genau geführtes Personen- und Sachregister ermöglichen es, sich sofort in ihm zurecht zu finden. Die vollständige Abgeschlossenheit der einzelnen Artikel gestattet auch die partien weise Lektüre, seine Benüßung für einzelne Bedarfsfälle und für Nachschlagezwede. Die meist chronologische Anordnung der Aufsätze, die oft so föstliche Form der Essays und Abhandlungen, die originelle Art ihrer Schreibweise machen das Lesen des Buches zu einem wahrhaften Genusse, der zu den mannigfachsten Betrachtungen anregt und dem man sich gerne stundenlana gefangen gibi, um immer wieder neue Anregungen zu empfangen. Ungeheuer groß ist der Reichtum des Buches on geistreichen und interessanten Kritiken, die um so
Der war in einem Satz unten und am Pfahl hinauf: Grevesberg, 1 Kilometer."
" Ja," Jeremias stellte sich auf die Zehen, ,, da seh' ich den Kirchturm. Das Nest muß schr tief liegen. Wollen wir nun gleich da hinunter oder machen wir hier oben Rast? Unsere Bude friegen wir noch am Abend hoch. Und dort ist ein famoser Platz." Er wies auf eine Lichtung, die von großen, knorrigen Eichen umstanden war. Not- Wagenspuren führten hinauf. Der Schimmel folgte ihnen. Er wurde ausgespannt, grafte ein unbeweglich stehen. Nur der Schweif war eifrig Weilchen und blieb dann mit hängendem Kopf auf der Jagd nach Insekten.
Der Peitschenstiel flopfte an die Stirnwand des Wagens:„ Liebste, da ist uns' ne fleine haut zugelaufen. Verhungert und verdurstet."
Bald darauf kam eine Hand in dem offenen lappfenster zum Vorschein und reichte Brot und Waffer heraus. Jeremi verschlang es.
,, Wie ein Wilder," sagte der Vater.„ Wenn Er dich so deine Tante Dora sehen würde." mußte laut lachen. lleberhaupt, wenn sie uns sehen könnte, ach ja, ach ja!" Er lachte noch eine Weile und schüttelte im Lachen den Kopf. Aber es war tein freies, herzliches Lachen.
„ Wir können sie ja mal besuchen," schlug Jeremi vor.
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Der Gedanke brachte seinen Vater von neuem zur Heiterkeit. Junge, Junge, da dürftest du was erleben!" Und weil Frau Trude eben erstaunt an dem fleinen Fenster erschien: Was meinst du, Trude, wie sie jetzt ausschen mag, die gute Dora?" ,, Wir sind alle nicht jünger geworden,' mias." Nein. Aber wenn Du ausgenommen. mein Gesicht zufällig einem Spiegel zu nahe kommt, habe ich gute Lust, mit der Faust ins Glas zu schlagen. Ein alter Mann. Wie alt bin ich eigentlich?"
Sechsundvierzig Sommer sind über deinem paupte dahingezogen," deklamierte Jeremi. Dann hast du's also gerad' auf drei Duhend gebracht, Trude.- Salt, Schimmel!" Eine ungepflasterte Straße zweigte sich, ab. Ein Wegweiser stand dort. Sich mal nach, Jeremi."
Jeremias und Frau Trude lagerien sich ins Gras, in den Schatten, sahen zum Himmel hinanf und planderten. Zigeunerleben," sagte cr. Ja. Nur, daß wir noch feine Sühner gesiohlen haben." Vielleicht kommt's noch. Ich habe nicht mehr die Empfindung, zu den anständigen Menschen zu gehören."
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,,' mias!" Trude lachte. Es war ein wenig erger dabei.„ Das schreib' ich deiner Dora." remias richtete sich hastig auf. Seit sechs Jahren.
Die arme Dora! Sollte sie tot sein?" Je
feine Zeile!"
„ Das ist meine Süuld,' mias." " Deine?"
Ja. Ich hab's mir berbeten."
So." Ev sah sie forschend an und legte Stunde sprach er nichts.
sich wieder auf den Rüden. In der nächſten
Erst als Jeremi von einer Forschungsreise in die umliegenden Waldgründe zurückkehrte und seinen Eltern einen Hut voll Brom - und Simbeeren bot, fand Jeremias die Sprache wieder. ,, Vielleicht war es gut fo," jagte er. ( Fortjehung folgt.)