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3. Jahrgang.

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Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Die große Koalition.

Die große Koalition, die jetzt in Deutsch­

Dienstag, 14. August 1923.

Koalitionsregierung Stresemann.

land Wirklichkeit wurde, rührt an eine schick. Im Kabinett die Genossen: Schmidt, Sollmann. Hilferding und Radbruch. falträchtige Frage und an ein immer wieder mit Wirren und Parteikrisen verbundenes Problem. Seitdem der Ministerialismus" von Frankreich   aus propagiert wurde und in Millerand seinen ersten praktischen" Ver­

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Nr. 188.

Ikraft stärkt, die die großen Massen innerlich 1 mit dem Geschick des Reiches verbindet und die dadurch die Voraussetzung schafft für einen erfolgreichen Angriff auf den Vertrag von Ver­jailles. Dazu gehören als erste Maßregeln: die Die wichtigsten Ministerien von Sozialdemokraten besetzt. Sicherung des Lebens aller derer, die heute zugrunde gerichtet werden, Arbeiter, Klein­Cunos Demiffionsgesuch. Berlin  , 12. August.( Wolff.) Reichskanzler und Sozialrentner, Kriegstrüppel. Krieger­Dr. Cuno hat heute nachmittags dem Reichsprä- witwen und-Waisen; finanzielle Stärkung Berlin  , 12. Auguft.( Wolff.) Das Klabi- fidenten die Demission des Kabinetts mit einem des Reiches, also Unterdrückung der Steuer­treter gefunden hat, entzündeten sich in der nett Cuno hat heute nachmittags dem Reichs- Schreiben überreicht, in welchem er unter an- und Kapitalflucht, Abschaffung der Schand­sozialdemokratischen Partei die Leidenschaften Reichs- Schreiben vielleicht an feinem Thema so start wie an präsidenten seine Entlassung eingereicht. Im derem ausführt: Aus der Entwicklung der steuern, die den kleinen Mann erdrosseln und dem Streite, ob Genossen zusammen mit Laufe des Nachmittages erschienen die Führer lezten Tage habe ich die Ueberzeugung gewon- ungeheuere Kosten machen; Erfassung der oder nicht, und wenn auch die Wirklichkeit zialdemokratie beim Reichspräsidenten  , um über fenen Vertretung des Volkes vorherrschenden politit, die den unsinnigen Sträfteverschleiß bürgerlichen eine Regierung bilden dürften der bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft und der Sonen, daß nach einer in weiten Streifen der beru- Sachwerte durch den Staat, zugleich als Vor­ausseßung für eine vernünftige Wirtschafts­längst die Frage im Sinne der Koalitions die vorausgegangenen Beratungen der Parteien Ansicht der entschlossene Wille zur Selbstbehaup eines entfräfteten Wolfes, den verbrecherischen möglichkeit entschieden hat, gaben doch die nicht zu berichten. Der Reichspräsident beauftragte tung noch stärker und noch nachdrücklicher durch Lurus auf Kosten der Hungernden beseitigt." immer erfreulichen Ergebnisse einer derartigen in den späten Abendstunden den Abgeordneten eine Regierung verkörpert würde, die von ciner Just dasselbe wollen unsere Genossen dadurch, Verbindung den Vertretern des Radikalis- Dr. Stresemann mit der Neubildung Koalition der großen Parteien gebildet und da- daß sie in die Koalition eintreten und dart mus, namentlich den Kommunisten, den An- bes kabinetts. Dr. Stresemann hat den mit von einer starten Mehrheit des Reichstages das Steuer in ihre Hand nehmen, auch er

laß zur schärfsten Kritik und zu der Behaup- Auftrag angenommen und wird versuchen, aufgetragen ist. Ich bitte daher, Herr Reichspräfi- reichen, die letzte Stunde ihrer Teilnahme an

beiter und Bürgervertretern zu einer Re- der Grundlage der großen Koalition die bent, mein Amt und die Aemter der Herren gierung einen Verrat an den proletarischen Regierung zu bilden. Reichsminister in Ihre Hände zurüdlegen Interessen und Zielen bedeute. dürfen.

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Wahr ist, daß sich das Problem bei einer schematischen Fragestellung gar nicht beant­worten läßt, daß man vielmehr immer von den Absichten ausgehen muß, die zu einer mehr oder minder großen Koalition geführt haben und führen. An den deutschen   Berhält nissen dargestellt: legt unseren Genossen im Berlin  , 13. Auguſt.( Eigenbericht.) Das neue Kabinett seßt sich wie folgt zusammen:

Reiche der Wunsch, den bisherigen Kurs zu retten, den Eintritt in das neue Ministerium nahe, oder umgekehrt der Wille, in der Reichs­politif einen entschiedenen Richtungwechsel zur Durchführung zu bringen? Und weist dieser und Richtungswechsel nach der Seite des bürgerlich­tapitalistischen oder des proletarisch orientier ten Staates? Wie war es bisher und was soll werden?

Im bisherigen Stabinett Cuno haite, na­mentlich durch den Einfluß des Finanzministers Dr. Hermes, das Großkapital das entschei dende Wort. Es verhalf, indem es einer nicht allzuschwer erfüllbaren Lieferungsforderung Poincares stumpfe Resistenz entgegenstellte. dem französischen   Imperialismus zu der Be­hauptung, Deutschland   verweigere in bewußter böser Absicht die Durchführung des Versailler Vertrages, und damit zu dem Vorwand für die Ruhrbesetzung. Und als der deutschen   Wirt­schaft diese schwerste Wunde geschlagen war, als Boincare seine Machtstellung bezogen hatte, von der ihn feine Gewalt, auch nicht der Protest Englands derzeit vertreiben tánn, weil er eben Herr durch das Schwert ist:

Die neue Regierung.

Reichslangler Stresemann,

Bizetangler und Wiederaufbau Robert Schmidt  ( Sozbem.), Inneres Sollmann( Sozdem.),

Finanzen Hilferding  ( Sogdem.),

Juftis Rabbruch( Sozdem.),

Wirtschaft Dr. Raumer( Deutsche Volkspartei  ),

Poft Giesberts( Zentrum),

befeßte Gebiete Fuchs( Zentrum).

Bon den Ministern des alten Kabinettes bleiben Brauns( Zentrum) Arbeit, Deser ( Demokrat) Berkehr, Geßler( Demokrat) Reichswehr  , 2uther( Deutsche Volkspartei  ) Ernährung.

Der Reichskanzler wird fürzere Zeit provisorisch das Außenministerium leiten, für das diesmal fein Diplomat, sondern auf ausdrücklichen Wunsch der Sozialdemokraten ein Politiker in Frage lommen soll. Ferner wird wahrscheinlich der preußische Minister­präsident Otto Braun   unter Beibehaltung seines Amtes in Preußen der Reichsregierung als Minister ohne Portefeuille angehören. Die neue Regierung wird sich morgen mittags im Reichstag   vorstellen und ihr Programm vorlegen. Dieses soll den ersten Beweis dafür liefern, daß die Forderungen der Sozialdemokraten Anerkennung gefunden haben.

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der Regierung Stresemann   hätte geschlagen, wenn sich diesem ihrem Bestreben ein Wider­stand entgegenseßen sollte.

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Was soll also die kommunistische Wut über die große Koalition? Die bloße Ver­bindung mit Bürgerlichen   fann es nicht sein, denn Fröhlich erklärt ausdrücklich, die Kom­munisten seien ohne Vorurteile und nähmen Beistand an, wo er sich biete," auch von des " Teufels Großmutter". Nun, mehr als des Teufels Großvater ist Herr Stresemann doch wohl auch nicht, wenn also das Bündnis mit ihm die Sozialdemokraten zu einem auch Fröhlich sympathischen Ziel führen fann, müßte er eigentlich wohlwollend zuschauen. Und den­noch Generalstreit!" Massenaufmarsch im ganzen Reich!"" Der Aufmarsch muß gesteigert werden!" Was soll dieser Lärm von der not­wendigen Aktivität", den die Rote Fahne", sich selbst überschlagend, macht? Gilt es, Re­volutionsfieber und Putschatmosphäre in einem Augenblick zu erzeugen, den Radek in der gleichen Schlageterbroschüre folgendermaßen charakterisiert:" Glauben die deutschen   Natio­nalisten, daß sie bei dem jeßigen Kräftever. hältnis im Lager der Entente und der Entente­vasallen, bei dem jeßigen Bewaffnungszustand Deutschlands  , bei dem jeßigen sozialen und geistigen Zustand in Deutschland   einen Ver­teidigungskrieg in nächster Zeit wagen fönnen?.. Ich verneine diese Frage... Der bloße Schrei gegen die Erfüllungspolitik" ist eine Hysterie und keine politische Antwort." Das meinen wir auch. Wo aber, auch in Radeks Augen, das Frank­ reich   Poincares eine jo reale, in jedes Stalfül

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da jubelte dieses schuldige Großkapital wohl Großbürgertum auch nur die entfernteste Mög- den und sie den Großindustriellen und Groß einzubeziehende Macht ist, was soll dann in dem Entschluß Eunos, den passiven Wider- lichkeit, unter halb sozialistischer Vermummung agrariern aufzuladen, was durch entsprechende diesem Augenblicke die von ihm propagierte stand der ruhrländischen Arbeiterschaft nach in der bisherigen Art fortzuwursteln, so wäre Steuern, Vermögensabgaben und Ertragsbeteis und von seinen Marionetten mit Geschrei ge­Sträften zu fördern, laut und tönend zu, aber sie der verhängnisvollste Narrenstreich der ligung des Staates geschehen soll; und sie drän- forderte Regierung der Bauern und Arbei­es versagte ihm die materiellen Mittel für deutschen   Parteigeschichte. Gerade das Umge- gen ferner auf entschiedene Maßnahmen gegen ter", die wenn notwendig, auch den bewaff= eine solche Förderung und empfahl ihm, den fehrte ist der Fall: die letzten Taten des die Rechtsputschisten, um Poincare   den billigen neten se ampf gegen die Versailler Vögte Ruhrwiderstand durch die Notenpresse zu Cunoschen Finanzministers Dr. Hermes, die Hinweis auf die deutschen   Revanchebestrebun- vorzubereiten hätte"? Ihre bloße Ausrufung finanzieren. Nicht genug daran, nahm es in energisch durchgreifenden Steuergeseße, und gen gründlich zu nehmen. Diese innerpolitischen müßte, nachdem Radek diese ihre Aufgabe schrankenlosem Ausmaß Staatsfredite in An- deren fast einstimmige Annahme im Reichs- Maßnahmen und der ferner erforderte Ein- ausdrücklich festgelegt hat, genügen, um Poin­spruch und erstattete diese nach längerer Frist tage zeigen, daß sich die bürgerlichen Parteien, tritt in den Völkerbund, sollen die Voraus- cares und Witos  ' Truppen in Bewegung zu nicht in ihrem wirklichen, sondern in ihrem in freilich viel zu später Stunde und von jeßungen abgeben, um die Franzosen und Bel- seßen. Die Wahl ist also, zu einem als richtig Nominalwerte zurück, wie Leichenfledderer be- halber Verzweiflung getrieben, zu den un- gier von ihrer Hoffnung auf deutschen   Ban­reicherten sie sich also an dem Valutagewinn, ermüdlich und bis dahin vergeblich vorgebrach- frott und Bürgerkrieg abzubringen und sie so erkannten Ziel- Belastung des Besizes mit den ihnen der Tod der Mark in den Schoß ten Forderungen der deutschen   Sozialdemo- zu direkten Verhandlungen bereit zu machen. den Kosten von Versailles   und Ruhr mit Es tat not, dieses Programm in seinen einem so untauglichen, die Franzosen provo­warf. Die Sozialdemokratie warnte fratie befannt haben. Diese Stunde und vom Anbeginn dieser unsinnigen Finanzpolitik die psychologischen Möglichkeiten. Grundzügen zu entwickeln, um die Demagogie zierenden Mittel wie die Arbeiterregierung" an und verwies auf den Abgrund, welchem das biesie bietet, gilt es auszunuzen. der deutschen   Kommunisten unwiderleg- oder mit dem nicht von vornherein aussichts­Reichsbudget solcherart entgegengehe, sie war Unsere Genossen im Reich sind nicht gewillt, lich nachzuweisen. Man sollte meinen, daß für losen Mittel der großen Koalition hinzustre­als Oppositionspartei vielleicht auch start ge- fich als Vorspann herzugeben, den verfahrenen sie, wofern sie ernsthafte Politiker sein wollen, ben. Die Berliner   Kommunisten, die den nug, die eine oder andere der geplanten ärgsten Wagen der bürgerlichen Politif aus dem Dreck maßgeblich sein muß, von welcher Absicht ge- Generalstreif verkünden, haben sich für den Tollheiten zu verhindern, das System der In zu ziehen, sie sehen es vielmehr als ihre Auftrieben, und nicht mit welchen Werkzeugen ersten Weg entschieden, weil sie so für sich flation als einziger Helferin in der Not und gabe an, die Bürgerlichen auf dem Wege, den jemand etwas tut, und daß sie dem Pro- lärmende Propaganda treiben fönnen, mag der Ruhrkredite vermochte sie aber außerhalb fie notgedrungen betreten haben, weiterzu- gramm unserer Genossen für die große auch Radeks und Fröhlichs Zeugnis gegen ihr der Regierung nicht zu Falle zu bringen. So stoßen, und das können sie nur, wenn sie in Soalition nicht unsympathisch gegenüber- Tun stehen. Unsere Genossen betreten schweren fam, was fommen mußte: die Zerrüttung der der neuen Regierung vertreten sind und die stehen, dafür ist ihrer Angeschensten Einer, Herzens den zweiten Weg. ihr Handeln ist, Paul Fröhlich  . Zeuge. In der bekannten im Gegensatz zum Kampfruf der Kommuni­deutschen Finanzen und der Lebensmittelbe Möglichkeit haben, sie geistig zu führen. wirtschaftung, das Hungergespenst für neun- Die Grundsäße, die sie dabei leiten wer- Diskussion zwischen Moskauern und Deutsch- sten, von innerem Widerspruche frei. Alles undneunzig Hundertſtel der Bevölkerung, der den, sind von erfolgverheißender Einfachheit: nationalen, die an Radeks Schlageterrede an- kommt darauf an, daß sie die an sich selbst Erntetag für die von Poincare ausgeftrente fie verlangen eine Steuer- und Finanzpolitik. knüpfte und den Zweck hatte. Berührungs- irre gewordene Bourgeoisie fest am Zügel be. die es ermöglicht, die furchtbaren Stoften des punkte der Rechts- und Linksradikalen für halten. Gelingt das, dann kann sich das wirt. Das System, das so tödliche Folgen ge- Widerstandes an der Ruhr von den Schultern eine etwaige Waffenbrüderschaft aufzuspüren, schaftspolitische Chaos etwas lichten und diese zeitigt hat, irgendwie zu galvanisieren, würde der arbeitenden Bevölkerung und des Mittel- ließ sich Fröhlich nämlich folgendermaßen ver. Besserung Poincares Berechnungen über den ein unsühnbares Verbrechen am deutschen   standes, die sie bisher infolge der Geldent nehmen:" Es gibt nur eine Politik gegen Haufen werfen. Bolte bedeuten, böte die große Koalition dem wertung tatsächlich getragen haben, abzubür über der Entente. Die Politik, die die Volks.

Saat.