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aufgerüttelt haben, sind nun selbst zu Schlepp-) trägern der Bourgeoisie geworden und wissen nichts besseres zu tun, als das rücksichtslose Profitstreben der Bourgeoisie theoretisch zu formulieren und zu vertreten. So hat vor einem halben Jahre Werner om bart, auf den einst Engels große Hoffnungen gefeßt hot, fein neues Glaubensbefenninis abgelegt und eine zünstlerisch fleinbürgerliche Ordnung als Jocal der Zukunft hingestellt.
Inland.
15. August 1923.
machte gute Geschäfte. Hier gewann fedes, Los,| Schaffung einer Verbindung zwischen tschechischer das zwei Kron en fostete und ein bis zwei und deutscher Gewerbepartei fortschreiten, dies Kilogramm Bücher einbrachte.( Sollen beweist ein Bericht über eine Gewerbetreibenden Die Rampfesstimmung des Reichenberger diese Bücher wohl auch nach Gewicht gelesen werversammlung in Leitmeritz , in der einträchtig Borwärts" und der belehrte hartnäckige tommu den?) Darunter befanden sich schr lesenswerte nebeneinander die deutschen Abgeordneten nistische Ehefeind. Wit dem Steigen des Chaos soziologische und schönliterarische Werke, so daß raus und Wenzel gemeinsam mit dem in Deutschland ist auch die Titelflut im Reichen ieder Geschmack und jede Richtung auf Sekretär der tschechischen Gewerbepartei ofel berger or wärts" bedenklich gewachsen. Die seine Rechnung fommen mußte." auftraten. Die deutschen Redner sprachen für die geistige Sohlbeit wird eben von bombastischen Let- Es muß also wirklich sehr hübsch vor der fom Schaffung einer einheitlichen Organisation der tern verdeckt. Aus jedem Titel sprüht dem Leser munistischen Marketenderei einhergegangen sein. Gewerbetreibenden wie auf wirtschaftlicher, jo Sombaris Lorbeeren lassen nun scheinbar den Blut und Tod entgegen. So heißt es zum Bei Besonders als in dem Gedränge vor den Lotterien auch auf politischer Grundlage. Der tschechische einstigen Vorfämpfer für die Sozialpolitik nicht spiel, daß es in Gleis schwere Rämpie gegeben und vor der Fischerei" Genosse Bener die Ent Sefretär fang ein ähnliches Lied und sprach aus ruben. Just für den deutschen Hanpwverband der bat, wobei 110 Tote und 30 Schwerverleẞte am scheidungsschlacht zwischen Stapital und Arbeit drücklich von der einheitlichen und gemeinsamen Industrie, der anläßlich der Reichenberger Meije Kampfplaße liegen blieben. Abgesehen davon. daß schlug. ein deutscher Genosse die kommunistische Abwehrfront der Gewerbetreibenden ohne UnterMontag in Reichenberg eine Tagung abhielt, hat es einen Ort derartigen Namens in Deutschland Weltordnung aufrichtete und zum Schlusse noch schied der nationalen Zugehörigkeit. So ist also jich Professor Herkner gewinnen lassen, um über gar nicht gibt, scheint hier das kommunistische ein Genoffe im Namen der kommunistischen Ju- die Verbrüderung der deutschen mit den tschechiDie sozialpolitische Signatur der Gegenwart" zu Tagblatt den in Deutschland üblichen Multi- gend, die wie bisher auch fünftighin immer schen Gewerbeparteilern in vollstem Gange. Nicht reden. Während Herkner früher seine wijsenichaft plitator oder die Reichsindexziffer dort stehen wird, wo die Gefahr am größten ist, zu übersehen hiebei ist der Umstand, daß die liche Lebensarbeit darin joh, den herrschen auch auf die Anzahl der Toten angewandt zu ha etwa vor dem Glücksrad, sprach. Jeder Geschmad größte Zahl jener, die heute die Organisation der den Klassen beizubringen, daß die Sozialpolitik ben. Aber felbst im Titelmeer von Blut und und jede Richtung famen auf ihre Rechnung, am Partei der Gewerbetreibenden füllen, auf beiden eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist, erzählte er, Elend vergeht dem Reichenberger Vorwärts" der meisten wohl aber die Geschmadlosigkeit Seiten den extrem- nationalistischen Parteien eni den Reichenberger Scharfmachern diesmal, daß wir Sumor nicht. In den Berichten über die Versamm des Reichenberger„ Vorwärts" Spezial, Feit und stammen. Noch vor kurzer Zeit saßen die tschechi zuviel Sozialpolitik haben.„ In Deutschland lungen im Reichenberger Kreis, die wegen der Stampfberichterstatters. schen Gewerbeparteiler in der deutschfresserischen nationaldemokratischen Partei des Herrn Dr. zählen", so spricht er, die Baragraphen der Ge- Vorgänge in Deutschland stattfanden, widerspricht jege und Gesezenavirje, die das Arbeitsverhält jede Zeile der folgenden! Ein Redner ruft zum Die tschechisch- deutsche Internationale der Stramarsch, während ihre deutschen Kollegen nis betreffen, schon noch vielen Tausenden. Manche fofortigen Kampf auf, der andere schildert die Gewerbepartei. Die Deutschbürgerlichen hören von heute Mitglieder der deutschnationlen Kampfdieser Gejege, wie zum Beispiel das Betriebsräte. Gefährlichkeit der Gegenmächte, deren Berücksichti- noch immer nicht auf, von der Nationsfeindlich- partei des Herrn Dr. Lodgman waren. Dagesen, reicht bis hart an die Grenze heran, bei gung die kommunistische Partei hindert, den entfeit der Sozialdemokraten zu reden. So konnte mals fonnten sie nicht genug über die angebliche der die Sozialpolitik nicht mehr ein Mittel zur scheidenden Kampf auszurufen, einer redet von man erst vor wenigen Tagen wiederum in einem Nationsfeindlichkeit der Sozialdemokraten jamVerbesserung der Arbeiterlage innerhalb der be dem bevorstehenden Bürgerfrieg, der andere steht deutschbürgerlichen Blatte von der. Nonvendig mern. Sente aber erfennen sie selbst die Notwenstehenden Gesellschaftsordnung bedeutet, sondern schon mitten drin, der Wenderlich spricht in feit", gegen den nationalen Feind und die inter- digkeit des Zusammenschlusses der Bevölkerung die Alleinherrschaft der Arbeiter um Betriebe on Rumburg recht wunderlich von den tenflischen nationale Sozialdemokratie eine Einheitsfront zu nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten an. bahnen und die sozialistische Produktionsweise vor Absichten der deutschen Reaktionäre aller Schattie bilden, lesen. Wie nun die Bestrebungen um dies bereiten will." Das heißt also, Herfner warnt rungen, welche das deutsche Proletariat in cinem nunmehr die internehmer vor jozialpolitischen den Reaktionären passenden Zeitpunkte in revolu Maßnahmen, denn diese fönnten um Gotteswillen tionäre Erhebungen treiben wollen. Ein anderer das Ende der kapitalistischen Gesellschaftsordnung Redner aber hält den Augenblick zur Erhebung beschleunigen. Und Herkner weiß, in welcher Ge- gerade für geeignet. Einer bekämpft die ascisten Radeks berühmter Schlageterrede. Den Clou Der Austausch von Noten zwischen der und Rumänien , den französischen Imperialisdes Ganzen bildet aber der Bericht über den Rei- französischen und englischen Regierung hat in mus zum unbeschränkten Herrn des europäichenberger Arbeitertag, der wie der Vorwärts" einem Schriftstück den vorläufigen Höhepunkt schen Festlandes gemacht und der wird sich fagt in eine Beit fiel, wo in Deutschland die gefunden, das als prinzipielle Formu- durch keinerlei Sentimentalität von„ VereinEr will nicht mehr wie einst die moralische Entrevolutionäre Bewegung in eine vielleicht entscheilierung des englischen Verhältnisses zum Re- samung" und dergleichen anfechten lassen, seine rüstung der Welt über die gesundheits- und lebens- dende Phase getreten ist. Die Kommunisten wis- parations, Ruhr- und dende Phase getreten ist. Die Kommunisten wisparations, Ruhr- und zum internationalen Position an Rhein und Ruhr zu behaupten. zerstörenden Wirkungen der kapitalistischen Aus- sen nun diesen Moment auch zu würdigen. Unter Schuldenproblem dauernde Bedeutung behal- Troß dem Urteil der englischen Kronjuristen bentung hervorrufen, sondern er erklärt es als dem Titel„ Frohe Kampfesstimmung" erfährt man ten, in seinen politischen praktischen Fol- wird er nicht aufhören, sich als„ gerecht", eine Pflicht gegenüber der Kulturentwidlung, mit folgendes: gen aber wahrscheinlich ziemlich ergebnislos selbstlos und frei von jedem Annexionswunsch allen fozialpolitischen Reformen endlich Schluß zu ,, Es war drei Uhr, als die lepten Reihen des bleiben wird. Es widerlegt nämlich mit lo- auszuposaunen, und wenn gelegentlich diese machen. Feitzuges auf die Wiese unter dem Meilsberg ein gischer Schärfe und Treffsicherheit die von Phrasen nicht ziehen sollten, wird er vernehm bogen. Hier herrschte ein bereits überaus reges, Poincare immer aufs neue wiederholten, des- lich mit dem Schwerte flirren. Auf dieses belustiges Leben. Vor den verschiedenen„ Lotterien" herrschte ein lebensgefährliches Gedränge. Die halb aber um nichts stichhaltigeren Argumente tonte Sofettieren mit der Macht wird vor Genossen und Genoffinnen. die an den Lotterien für den Einfall ins deutsche Industriegebiet allem den eventuellen Versuchen Englands saßen oder auch standen oder herumsprangen, und macht der Selbstverständlichkeit ein Ende, gegenüber zu rechnen sein, den Reparationsverstanden es vorzüglich. einem die unmöglichsten mit welcher die französische Politik bisher mit und Ruhrstreit vor den Haager internationaDing: aufzuhalsen, ohne daß man eigentlich dem Nachlaß der Striegsschulden durch Eng- len Gerichtshof oder den Völkerbund zu brinwußte, wie man dazu fam. Sic taten das mit land rechnete, und da die italienische Regierung gen, in dem schönen Gefühl, das Faustpfand einem so verbindlichen Lächeln, daß man die Auffassung Curzons und Baldwins teilt, fest in der Hand zu haben, wird Poincare jich beinahe verpflichtet fühlte, obendrein noch dafür zu danken. Ein Genosse, der bisher zu den Ein Genoffe, der bisher zu den wird für alle Welt sichtbar, daß Frankreich jeden Schiedsspruch ablehnen. Die neue Rebartnädigsten Ehefeinden zählte, hat und das halb widerwillig mitgehende Belgien gierung Stresemann erhält also durch die klar nachdem er in der Fischerei" fünf Kochlöffel ge. interhalb der Entente mit ihrer Politit ver- entwickelte Rechtsanschauung des englischen wonnen, beschlossen," einen eigenen Sans einsamt dastehen. So sehr diese Tatsache das Kabinetts einen moralischen Rückhalt vor aller stand zu gründen. Aber nicht nur die„ i moralische Gewicht der Gewaltpolitik Poin- Welt, die Pflicht, mit Frankreich in direkte scherei", wo man um eine Strone sein Glüc" pro cares zu schwächen und seine fortwährenden Verhandlungen einzutreten, und die Schulebieren fonnte, auch alle anderen ähnlichen Glücks Deklarationen vom„ Rechte" Frankreichs in rigkeiten dieser Verhandlungen werden dadurch stätten waren von Massen von Glüdsaspi ihrer ganzen Verlogenheit zu enthüllen ver- aber um nichts geringer, cher liegt sogar die renten umlagert. Das Glüdsrad war ununter. brochen in Tätigkeit, der Genosse, der es„ hand. mag, so wenig Erleichterung braucht sie dem Gefahr nahe, daß sich der ganz auf sich selbst habte". joll an Winstelfieber ertranft bedrängten Deutschland zu bringen. Der Ver- gestellte Poincare auf juridisch- talmudistische sein. Der Schießstand war start umworben, jailler Friede hat durch die einseitige Entwaff- Epißfindigkeiten versteifen wird. Von einer wurde mit einem Eifer geschossen, als ob nicht ge- nung Deutschlands und durch den Ausbau der aktiven Einmengung Baldwins fann anwöhnliche Zielscheiben, sondern wirkliche Faschisten vier bis an die Zähne bewaffneten National- gesichts des Widerstandes, den seine Politik im aufgestellt gewesen wären. Die Buchlotterie" staaten Tschechoslowakei , Polen , Jugoslawien Regierungslager findet, und der sich in einer
sellschaft er redet, er weiß sich zu benehmen, er gerade det sprich Antoniwald von
schmeichelt den Arbeitgeberverbänden, in deren cinem er spricht, daß diese in Bezug auf Weit blid der Leiming, innern Aufbau und äußerer Entwicklung überall große Fortschritte erzielt haben.
Es ist eine tragische und erschütternde Entwicklung, die die bürgerliche Defonomic und ihre Repräsentanten, die Professoren der Volkswirts schaftslehre an den deutschen Universitäten, durchmachen. Waren die Universitäten nach dem Ausspruch eines Professors der wilhelminischen Aera die geistige Leibgarde der Hohenzollern , die, allen historischen und Kulturfortschritten abhold, sich den herrschenden, aber damals schon ihrem Zusammenbruch entgegengehenden Gewalten unterordneten, so werden sie heute zu Klopffechtern einer profitsichtigen Bourgeoisie, welche durch einen hemmungslosen Trang nad) Ausbeu. tung statt des erhofften wirtschaftlichen Wiederaufbanes in Europa wirtschaftliche Anarchie hervor. rust and die schon deswegen den Keim des Unterganges in sich birgt. Aber geradezu abstoßend wirft dieies Verhalten bei denjenigen, die einst im Sinne des historischen Fortschritts gewirkt haben und jetzt den Rest ihrer geistigen Potenz dazu verwenden, das Zusammenbred; ende zu stützen. Zu diesen lebendig Begrabenen gehört seit seiner Reichenberger Rede Heinrich Herkner .
Ein Barijer Proletarierroman.
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Nun liegt endlich ein solches Buch vor, der es eine Fülle von Personen, von MenschenschickRoman„ Die fleine Lotte" von Roman Die fleine Lotte" von Simone falen. Ein dünner Faden nur geht durch das Bodève( deutsch im Interterritorialen Verlag Renaissance", Wien , erschienen). Kein Geringerer als Romain Rol land hat es einbegleitet, nicht mit den Phrasenschmeicheleien, aus denen ein empfehlendes Vorwort nur allzucft besteht, sondern mit einem fleinen Aufsaß, der in vollster Offenheit die Fehler des Buches aufzeigt, bei allen Ausseßungn aber mit dem Zay schließt: Ich wäre stolz, es geschrieben zu haben."
Die Umstilisierung, der die Naturalisten die Natur unterzogen, gab ihren Werten bei aller gewollter Natürlichkeit etwas Monumentales. Das Leben war ihnen ein geschlossenes, logisches Gefüge, dessen Elemente sie aufsuchen, dessen bewe gende Kräfte sie finden wollten. Diese analytische Absicht liegt Bodève fern. Sie fragt nicht, warum es so ist. Sie zeigt keine Grundlinien. Das Leben sprudelt in ihrem Werf, wirr, toll, richtungslos, vie es eben ist.
Ganze hindurch und hält die Episoden zusammen. Das Leben der Eltern der kleinen Lotte vor ihrer Heirat, zu Beginn ihrer Ehe, nach der Geburt des Kindes, in späteren Jahren wird dargestellt Gelegenheit, das Dasein des Pariser Arbeiters breit und eingehend zu zeichnen. Rein äußere Verschiebungen werden vorgenommen, um den Horizon zu erweitern: Die Familie zieht um, das neue Hans, von neuen Menschen bewohnt, bringt neues Material zur Ausgestaltung des Themas. Der ziczacklaufende Lebensweg Lottes führt in verschiedene Streise, unter Arbeiter, Kleinbürger, Arbeitgeber, alle werden einbezogen, weil sie alle mitbestimmende Faktoren im Dasein des Arbeiters sind.
Die fünstlerische Spiegelung des französischen Proletariats ist für den Nichtfranzosen mit dem Namen Emile Zolas untrennbar verbunden. Eine dichterische Gestaltung der Lebenseigenheiten, Chavalterzüge und Daseinsprobleme des französischen Arbeiters scheint uns faum anders möglich als in der Darstellungsart Zolas, die man landläufig Naturalismus nennt, der ganz der Realität entspredjen will und doch stilisiert, einfach deshalb, weil das Kunstwer? des Mikrokosmos innere Gesetze hat, denen das Modell, der Natur, nicht un terworfen ist, weil es aus der Fülle der Erscheinungen, die die Grundlage bilden, manche aus scheiden andere wieder hinzufügen muß, um ein abgerundetes Ganzes zu erhalten, weil es die Teile der„ Wirklichkeit" verschieben muß. um den For derungen der Form zu genügen. Nur in den allerfeltensten Fällen kann der Münstler die Natur ganz ohne Aenderung in sein Kunstwert überneh Und doch ist Bodèves Roman monumental men. Es versteht sich von selbst, daß diese Schwie- aber von anderer Art, wie die Zolas, Lemonrigfeiten einer notwendigen Umwandlung in niers und der anderen. Nicht die aufragende Ar demselben Maße wachsen wie das Gebiet, welches chitektonik einiger schnurgerader Linien wirkt hier das Werf umspannen will. Eine große fulturelle nicht die perspektivische Konstruktion von einem Was nun das Großartigste dieses Werkes Spanne fann fast nie ohne zeitliche und räumliche Bunft aus. Es ist die Monumentalität des Mo- ausmacht, ist die geheimnisvolle Vereinigung der Umstellung fünstlerisch wiedergegeben werden. faits, der Zusammenschluß unendlich vieler Mo glaubhaften Schilderung einer wirklichen Welt mit Die engste Zusammendrängung räumlich und zeit- mentbilder, ein Sammeln von Einzelfällen ein traumhaften, phantastischen Elementen, mit einer lich ausgearbeiteter Erscheinungen ist in der Dich Ausweichen vor der Technik der großen Komposischleierhaft- unrealen Atmosphäre, die einfach das tung die Konzentration, das Konstruieren eines tion, die den Franzosen immer und immer zum durch erzielt wird, daß die Seldin über ein ErEinzelfalles, der typisch ist, in den nach Möglich hohen Schwung, zum Pathos verleitet. Das Le- cignis ein einziges von den vielen in un feit alles hineingelegt wird, was für die zu schil- ben ist nicht prattisch. Es erfüllt sich nicht in gro- flaren bleibt; diese Ungewißheit genügt, um sie dernde Stultur bezeichnend ist. Es ist nun Sache en Konturen, in beispielhaften Ereignissen. Der in den Tod zu treiben. Das Wissen ist eben in der fünstlerischen Gestaltungskraft des Dichters, Dramatifer, der ein Problem gestaltet, und dieser Welt lange nicht so furchtbar, wie das ob dieser Einzelfall tatsächlich allumfassend ist; in nicht ein Milieu und die darin lebenden Wienden meisten Fällen ist er es nicht, bleibt er einschen zum Endzwed ſeines Werkes nimmt, hat Ausschnitt, ein Teil, den zu ergänzen dem Leser das Recht, ein Gleichnis zu erfinden, das alle unüberlassen wird. gezählten Möglichkeiten in sich schließt. Der Roman, der Menschen schildern will, wie sie sind, muß sich dem tatsächlichen Geschehen anpassen, und dieses loh: nicht in einer Flammengarbe auf, sondern fladert verstrent an tausend Enden des Landes, der Stadt, des Miliens. Daher gibt es in diesem Buch keine einheitliche Handlung, daher umtspannt es einen weiten Zeitraum, daher bringt
Solcher Darstellungen des Lebens der franzö sischen Arbeiter gibt es eine große Menge. Alle bleiben bei dem Einzelschicksal stecken, sind Erzählungen aus dem Arbeiterleben, aber feine schält den Kern heraus, kann das Leben in seinen allgemeinen Grundzügen zeichnen, es jenseits vom Einzelfchicksal als Leben einer Klasse festhalten.
tut Bodève. Sie beleuchtet mit Blißlicht die sozusagen erhöhten Augenblicke im Leben der Menschen, die wichtigen, markanten Etappen, die Sefunden, in denen der Herzschlag bloßliegt, in denen ein ungeheuerer Schmerz oder eine unerwar tete Freude im Menschen wirksam werden. Envas vom fruchtbaren Moment" der alten Kunsttheoretifer mag sich da wiederfinden.
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Der Momentbildertechnik ist auch die Sprache angepaßt. Keine langen Tiraden ermüden den Leser turze Säße flingen auf. Explosionen, Stichflammen, die das Wesen der Dinge erhellen. Der Expressionismus in seinem Bestreben, das Wesentliche, Raumlose, Zeitlose herauszuarbeiten, hat hier eine ganz unerwartete Verivendung gefunden. Die psychologische Durcharbeitung der Charaktere und Ereignisse hat, wie nicht anders Aber die Unzahl der Menschen sind keine hoh möglich, Vorbilder, bewahrt aber nach Tunlichlen Attrappen. Eine Welt wird in tausende Mei- keit Eigenart. Das Problem der Gestaltung eines niaturwelten zerlegt, von denen ein Teil beleuch Miliens, das nach alter Methode zu lösen so leicht tet, in Leid und Freude, im Kummer und Lust ist, auf neue Art überwunden, und dabei Menschen gezeigt wird. Jede dieser Miniaturwelten lebt ihr nicht als Figuren, sondern als blutvolle Bestandeigenes Leben, jede ist anders, aber über jeder liegt teile dieses Milicus" gezeichnet zu haben, ist ein gleichermaßen die liebend: Sonne dichterischen Ju- Verdienst, das umso höher gewertet werden muß, tersss. als es sich um ein Erstlingswerk handelt. Nerö hat in Pelle, der Eroberer" schon die Mosaiktechnit anzuwenden versucht, aber bei seiner allzugroßen Liebe zur Einzelheit wächst diese ihm über den Kopf und sprengt den Rahmen des Wertes. Ein Einzelschicksal knapp in all seiner Tiefe zu erfassen, es aber souverän zu beherrschen, und eine Menge solcher Einzelgeschicke zu einem lüdenlosen Ganzen zusammenzufügen, das ist mit dieser Deutlichkeit und Schlagkraft noch niemandem gelungen. Denn letzten Endes ist der Roman Simone Bodèves Ahnen, die Tatsache versöhnlicher als die Möglich nichts als ein Abbild des Proletariats selber, der feit. Dier hängt die innere Tragödie der Haupt- Millionen Menschen, die jeder einzeln, für sich. ein gestalt mit dem Milieu am engsten zusammen. buntes Steinchen sind, sedes von anderer Farbe, Das ist eben das Geniale an diesem Buch: Die und sich doch zu einem grandiosen, einheitlichen Realität wird gezeichnet, nicht indem ihr alltägli- Mofait zusammenschließen, bei dem jedes gleich ches Wesen erscheint, sondern indem ihre Grenzen wichtig, weil gleich wertvoll ist. emporwachsen. Der Roman, der das Leben einer ganzen Menschenflaffe zum Gegenstand hat, hilft sich meist dadurch, daß er das Gewöhnliche, Alltägliche an einem Beispiel aus den Millionen Wiederholungen zu zeigen versucht. Nichts von dem
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