Seite 2.

Kreditgewährung, sowie durch Einführung ciner sozial gestalteten und progressiv gestaffelten Wohnbausteuer, deren Erträgnis ausschließ lich den vorgenannten Körperschaften zur Auffüh rung von Neubauten, sowie zur Verzinsung und Tilgung der von ihnen aufgenommenen Bau­anleihen verwendet werden soll.

3. Verschärfung und Beschleunigung des Enteignungsverfahrens für alle Ban­

grundstücke.

4. Weitgehendeer Mieterschutz durch Aus­bau des neuen Mieterschutzgesetzes. Demokrati fierung der Hausverwaltung durch Einräumung des Witbestimmungsrechtes an die Mieter bei Festsetzung der Mietpreise und der Mietvertrags­bestimmungen, sowie bei der Kontrolle der Ins standhaltungsaufwendungen. Einſegung von mit diesen Befugnissen ausgestatteten Mieteraus­schüssen. 5. Sofortige Wiedererneuerung des Woh nungsbeschlagnahmegesezes und An­forderungsgefezes für die Dauer der Wohnungs

not.

6. Errichtung von Wohnungs ämtern aller Instanzen, Berranung mit der Aufsicht über das gesamte Wohnungs- und Sied­lungswesen; debung der Wohnungskultur durch Wohnungsaufsicht und Wohnungspflege.

7. Sofortige Freimaung aller für mis litärische Zwede in Anspruch genommenen städ tischen Objekte und Freigabe derselben für Wohn­Swede.

Juland.

Diner Dénes und der tschechoslowakische Miz litarismus. In unserer Nummer vom 9. August waren wir gezwungen, die Varteiöffentlichkeit auf den neuesten Lobredner des tschechoslowakischen Militarismus, Josef Diner- Dénes, aufmerk jam zu machen. Auf diese Notiz antwortet nun der Genannte in folgendem Schreiben:

erschienen ist.

tarischen Union .

der

18. August 1923. niemand sagen, daß wir dadurch an Ernst ge­auch alle diese Länder unter Waffen halten und folgender Erlaß des Landesverwaltungsausschus winnen und die Staatsautorität etwa festigen. so eifrig sie auch an ihrer Heeresausrüstung arbei- fes zugefommen: Der Landesverwaltungsaus Im Gegenteil, dieser Tafeltrieg macht uns als ten, sind sie doch allesamt durch und durch bürger- schuß in. Prag hat in seiner am 18: Juli 1923 selbständige und herrschende Nation lächerlich lich und ganz und gar nicht militaristisch)." abgehaltenen Sigung beschlossen, den Beschluß und seit jeher wurde das Ausgelachtwerden Jeder voreingenommene wird den Sinn der Bezirksverwaltungskommission in Bensen schwerer gefühlt als eine Niederlage. Der Auf- dieser Worte verstehen. Welchen Zweck hat es vom 25. Jänner 1923, betreffend Bewilligung merksamkeit des Staates und seiner Aemter denn, wenn in einem von Waffen starrenden einer Spende von 1125 Kronen aus Bezirks entgehen, wenn sie um solche Kleinigkeiten for Europa der Nachkriegszeit, da Frankreich ein grö- mitteln für die notleidenden Kinder im Deutschen gen, ernſtere und staatswichtigere Dinge, wovon Beres Seer als 1914, da Polen und die Tschecho- Reiche, nicht zu bewilligen, weil die Bezirksver­wir uns täglich überzeugen können." lowatei, Jugoslawien und Rumänien helativ grös waltungskommission dadurch die Grenzen ihrer Wenn diese Zeilen des Straž Socialismu" Bere Heere unterhalten als das alte terreich Stompetenz überschreitet, welche im Paragraph 50 die erste Stimme der Vernunft wären, der bald und Deutschland , da wir täglich von seiten Tanks des Gesetzes über die Bezirksvertretungen, andere folgen, so könnte man die beginnende Ein- und Giftgasen hören, da die chemische Wissen bestimmt, daß in den Wirkungskreis der Bezirks­sicht, dieses leise Erwachen aus dem ärgsten na- schaft immer neue todbringende Minel erfindet, vertretung alle inneren, die gemein tionalen Taume!, nur frendig begrüßen. die in den Dienst des Militarismus gestellt wera men Interessen des Bezirkes und den, da die genannten Länder finanziell und seiner Angehörigen betreffenden wirtschaftlich durch die großen Militärausgaben Angelegenheiten gehören, festgesett leiden, eine solche Sprache geführt wird, wie es find." Diner Dénes tut? Wir deutschen Sozialdemokra ten führen in unseren Versammlungen und Zei­niemals benifitari nien, als erlahmenden Stampf gegen Die Konferenz der Interparlamen­Kreisen regen sich schon vereinzelt die Stimmen Militarismus, in tschechischen sozialistischen Mit Bezug auf die in Nr. 184 des Sozialde- wirtschaftlich schwer schädigen, und nun tritt in gegen die gewaltigen Militärausgaben, die uns In der Zeit vom 15. bis 17. August fand in mokrat" am 9. d. M. erschienenen Notiz Der einem Blatte der Regierung ein Ge- Ropenhagen die 21. Konferenz der Interparlamenta. neueste Klopffechter des tschechischen Militarismus" bitte ich, folgenden Zeilen in ihrem werten Blatte noffe, denn als solcher bezeichnet sich Diner-- rischen Union statt. Die Institution der interpar­nes, auf, und lehrt die herrschenden Kreise, daß lamentarischen Union hat eine längere Geschichte, die Raum zu geben. 1. Ich bin nach wie vor nicht nur meiner der tschechoslowakische Militarismus gar kein Mi- bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts zu­1. Ich bin nach wie vor nicht nur meiner litarismus ift. Was soll denn im Munde eines rüdreicht, aber ihre organisatorische Gestaltung hat Ueberzeugung, sondern auch meiner Parteizugehö- Warristen die Unterscheidung zwischen dem Geist sie erst allmählich gefunden und ist zur Formulic rigkeit nach Sozialdemokrat und damit selbstver- des Wiilitarismus und den militärischen Insti- rung ihrer Aufgaben erst ganz wenige Jahre vor ständlich Gegner des Militarismus", wie das am tutionen? Glaubt Diner- Dénes nicht, daß dieser Ausbruch des Krieges gelangt. Sie hat auf die Er­Marsten aus meinem Artikel Militarismus" her­vorgeht, der am 8. d. M. in der Prager Presse" Geist naturnotwendig aus den ins Uferlose gehen- richtung des ständigen Schiedsgerichtshofes auf der den Rüstungen hervorwächst, nicht neuerlich ersten Haager Konferenz Einfluß genommen, die 2. Es ist wahr, daß gleich vielen anderen sozial- drohend sein Haupt erhebt und die Welt mit Un- Initiative zur Berufung der zweiten Konferenz von 2. Es ist wahr, daß gleich vielen anderen sozial- tergang bedroht? Weiß denn Diner- Dénes nicht, Haag ergriffen und für diese den Musterschiedsver­demokratischen ungarischen Emigranten, der Not ne der sich in der Politik ein paar Jahre umgetan trag ausgearbeitet. In den letzten Jahren vor Aus­horchend, nicht dem eignen Triebe, auch ich mich und der nicht einmal die Entschuldigung für sich bruch des Krieges trachtete die Union eine größere zum Teil kaufmännisch betätige. Auch war ich vom hat, naiv zu sein, daß er mit seiner neuesten Phi- Wirksamkeit für die interparlamentarische Arbeit zu Frühsommer 1920 bis Herbst 1921 politisch faft Frühsommer 1920 bis Serbst 1921 politisch fast inaktiv, nehme aber seither am politischen und sophie den Militaristen bei uns zulande und erzielen, insbesondere die Zahl ihrer Gruppen zu inaktiv, nehme aber seither am politischen und überall in der Welt zu Hilfe kommt? Die Antwort vermehren. Bis zum Jahre 1914 zählte fie mehr Parteileben eifrig teil. auf diese Frage ist für uns derart von allen Zwei- als ein Drittel der aktiven Parlamentarier in den 3. Ich habe mich niemals, sei es mündlich, seifeln frei, daß wir nicht den geringsten Grund ha- Staaten, in denen sie vertreten war, zu Mitgliedern. es schriftlich, über den tschechischen Militarismus geben, irgend etwas von dem, was wir gesagt ha- Aber die Verschiedenheit der Zusammensetzung der äußert, weder zustimmend noch abfällig, wie es der äußert, weder zustimmend noch abfällig, wie es der ben, zurückzunehmen. Wir werden auch weiter Parlamente schwächte ihre praktische und moralische Verfasser der hier in Frage stehenden Notiz an- hin unsere journalistische und sozialistische sucht Bedeutung und reduzierte ihre Wirkung auf eine deutet. Ich tat dies nicht, gemäß einem altungari erfüllen, indem wir Ansichten wie die von Diner- mehr oder weniger rednerische und propagandistische schen Rechtsgrundsave, der lautet: de strugis, quae Denes fritisch beleuchten, so wie dies notwen- Betätigung. Der Krieg unterbrach natürlich die non sunt, nulla fiat mentio".( Von Streitigkeiten, tigkeit vollständig. Jede gegen den Strieg gerichtete die feine sind, möge feine Erwähnung geschehen. D. Red.). Sollte der Verfasser der Notiz es besser Politische Auferstehung eines abgetafelten Tätigkeit wäre unmöglich gewesen, man begnügte sich damit, durch llebersiedlung des Bureaus der wissen, möge er meinem Gedächtnis zu Hilfe tom- Ministerpräsidenten. Dr. Cerny, der jetzt das union in das neutrale Kristiania die Aufrechterhal Amt eines Präsidenten der politischen Landes­verwaltung von Mähren einnimmt, ist auch mit tung der formellen Beziehungen zu ermöglichen. In der Errichtung des Völlerbundes sieht die Union die der Oberaufsicht über die politischen Bezirksver- Anerkennung und Verwirklichung ihrer in den Be­waltungen in Böhmen , Mähren und Schlesien schlüssen früherer Konferenzen niedergelegten Bestre­betraut. Nach seinem Abgang als Ministerpräsi- bungen, besonders was die durch den Völlerbund ge­dent fonnten sich die tschechischen sozialistischen bungen, besonders was die durch den Völlerbund ge­Parteien an der Stritif gegenüber Cerny nicht obligatorische Vermittlung, die Errichtung des inter­genug tun, fie bezeichneten ihn als politisch Toten, nationalen Gerichtshofes anbelangt. Seit Beendi der sich nirgends mehr zeigen dürfe. Wie Herr gung des Krieges fanden in Genf , Stocholm Dr. Cerny die politischen Verwaltungen inspi- und Wien Konferenzen statt, die die bescheidene Ta des Bahnhofes, die Aufstellung von Heizhäu- Daß Diner- Dénes nach seinem Artikel in ziert, ersicht man aus einer Meldung der Natigkeit diefes internationalen Barlamentarismus fern, die Errichtung eines Hauptzollamtes, einer der Prager Preffe" vom 8. Auguſt ein Gegner rodni Politika", in der es heißt, daß er dagegen wieder aufnahmen. günstigen Eisenbahnverbindung nicht errei- des Wilitarismus ist, wird ihm niemand trop einschritt, daß die Messeverwaltung und die Ge­chen, dafür sind aber in dieser tschechisch- deut- seiner Beteuerung glauben, der den Artikel auf meinde in Reichenberg angeblich in provokatori- Besuch auf; insbesondere find es die fleinen Stas. schen Stadt die Bahnhofsaufschriften tschechisch, merksam gelesen hat und wir sind gern bereit, scher Weise die Staatssprache mißachten". französisch und auch ein wenig deutsch . In den Wunsch des Einsenders, seiner Vergeßlichkeit Das geschah dadurch, daß die Wesseleitung die ten, die eine große Vertretung gesendet haben. Auch Lundenburg , der Ausgangsstation nach ein wenig nachzuhelfen, zu erfüllen. Diner- feierliche Eröffnung unterließ, weil sie die Staats- unsere Partei ist durch acht Abgeordnete( die Genossen Desterreich, find die Aufschriften nur tsche- nes sest in dem Artikel der Prager Presse" aus- sprache nicht gebrauchen wollte. Eine Beschuldi- Hollitſcher, Taub, Hirsch, Haas, Hausmann, Arif chisch und französisch. In den ge- führlich auseinander, daß von einem Anwachsen gung, die übrigens von der Meffeleitung be- mann, Laibl, Hadenberg) und durch sechs Senatoren mischten und auch rein deutschen Gegenden der des Militarismus in Europa ... bei sachlicher ftritten wird. bei fachlicher tritten wird. Der schwarzgelbe Cerny aus dem( die Genossen Link, Heder, Löw, Polach, Friedrich, Republik wird ein hartnädiger Kampf um die Prüfung keine Rede sein" fönne. Er erzählt da Jahre 1916 und 1917, der damalige Schrecken Seller) vertreten. Die Tagesordnung ist sehr reich­Straßentafeln und was die Hauptsache ist wie er glaubt, hat er eine neue Philosophie der Brünner Bevölkerung, der den tschechischen haltig; sie enthält die Fragen der parlamentari­darum geführt, ob der tschechische Text an erster entdeckt daß der Militarismus nicht durch die" Hochverrat" aufspürte und verfolgte, als Schüßer til ber kolonial mandate, der Abrüstung, Schüßeren Kontrolle der auswärtigen Poli. oder zweiter Stelle stehen soll. Gastwirtschaf Anzahl der Kanonen und Gewehre gekennzeichnet der tschechischen Sprache im Jahre 1923, bietet der Rechte und Pflichten der nationalen ten, die nie ein Tscheche betritt, müssen tsche- sei, die ein Staat befive, sondern durch den ein gar drolliges Bild. Vom treuen schwarz- Minderheiten, der Schaffung eines in­chisch- deutsche Speise- und Preiskarten haben, Geiſt", der im Militär, insbesondere im Offi- gelben Patrioten zum rot- weiß- blauen Naroboternationalen Silfswertes zur Unter­mag auch die tsschechische Sprache noch so versierstorps herrscht und fährt dann wörtlich fort:" vec" war für ihn fein weiter Weg. stümmelt sein. Niemand möge sagen, daß durch ,, Am allerwenigsten ist aber von dem weiter diesen Tafelfrieg, durch diese kleinlichen Stiches oben gefenntzeichneten Militarismus in der leien, die Ehre unserer Nation wächst. Möge Tschechoslowakei zu verspüren. Soviele Männer

Endlich eine Stimme gegen die tschechische Straßentafelpolitik. Die Frage der Straßentafeln, der Speisekar ten in den Geftwinſchaften uſw. bildet eine stete schwere Frage der tichechischen Breffe. Bald ent­deckt die Karvoni Demokracie" die staats­erschütternde Tatsache, daß irgendwo in cinem deutschen Gasthause die Speisekarten nur deutsch gehalten find, bald hält die Narodni Politika" eine deutsche Straßentafel in Eger für eine Pro­volation der in Bardubiz wohnenden Tschechen, bald erinnert sich der 28 Rijen" an die Aufschrift einer deutschen Schule in Prag , die unerhörter­weise auch deutsch ihren Bestand anzeigt oder c entdedte gar vor einiger Zeit ein Blatt, daß auf der A. T. E. die Klosettaufschriften nur deutsch waren. Jeht, im fünften Jahre dieser flein­lichen Hezereien, findet sich endlich ein Blatt, die tschechisch- sozialdemokratische Brünner Straž Socialismu", welches es wagt, den nationa­listischen Higköpfen entgegenzutreten. Das Blatt schreibt:

-

,, Die Tafeln bilden bei uns das Schlagwort des Tages und dessen Hauptforge. Eine Stadt, die für die Republik so wichtig ist, wie zum Beispiel 3na im, fann eine Vergrößerung

Berliner Not.

-

-O

"

men.

4. Daß mich der Verfasser der Notiz einen Klopffechter" nennt, also einen Menschen mit un­lauteren Motiven und überdies meinem Artikel besondere Gründe", also offensichtlich materielle Gründe unterschiebt, dagegen mich zu verwahren, habe ich wirklich nicht nötig. Gegen solche Angriffe schüßt mich nicht nur meine, leider schon viele Jahr zehnte lange Vergangenheit, sondern auch meine

Gegenwart.

-

dig iſt.

Verbot der Unterstüßung notleidender reichs deutscher Kinder! Der Bezirksverwaltungsfom mission in Bensen ist unter dem 26. Juli

Vor einigen Tagen erhielt ich eine Einladung Als man dann gang spät auf die Straße trat, zu einem Gesellschaftsabend des Klubs Grün - noch Tanzmusik in den Ohren, gellte irgendwo die Biolett. Abendanzug Vorschrift. Der Klub Stimme eines Zeitungsverkäufers.- Aber so tagte in dem fleinen Saal eines der vornehmsten laut und gellend auch diese Stimme durch die Berliner Hotels. Eine berühmte Tanzlapelle Nacht hallte, sie wurde ertötet von dem Raunen spielte. Und die jungen Herren und Damen der der Gestalten an den Straßenfrenzungen: Nacht­Gesellschaft" tanzten. Man spürte hier nichts lokal gefällig?!- Spielklub, Roulette, Baccarat? von Ruhrbesetzung und den anderen Leiden unse- Nadttanz Cpcai?!

--WO

BOTH

-

In unserem Hause wohnt ein alter Profes­jor a. D. Als ich gestern aus dem Reichstag fam, traf ich ihn am Brandenburger Tor . Unter dem linken Arm eine schnvere Tasche mit dicen chern, in der rechten Hand eine offene, halbge- res großen Vaterlandes. Herren und Damen in- Das ist die wahre Berliner Not, die schwerste füllte Büchse Kondensmiich, versuchte er seine aus- teressierten sich lediglich für den Stamelschritt", Not dieser Zeit. gemergelte Gestalt über die Straßenkreuzung zu den man jest trainieren müsse, da er die wich­balanzieren. Denfen Sie," erzählte er mir tigste Grundbewegung des modernen Gesellschafts­

33.

schaffene obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit,

die

Die diesjährige Konferens weist einen starken

stübung der durch schwere Unglüdsfälle he imgesuchten Bevölkerungen.

Nach Eröffnung der Sigung durch ihren Prä­fidenten der Tagung, den dänischen Abgeordneten

los," sagte sie. Da habe ich neulich erleben müs fen, daß zwei halbwüchsige Biegen von ihren zu­fünftigen Jungen sprachen."

Ja, darf man das auch nicht?" fragte das Schäflein, darum heiratet man ja eben, um Junge su friegen."

"

Schweig," schrie das Schaf erschrocken. Pst, Pst, Pst," mahnte die Ziege.

Ich kann nur etwas nicht begreifen," fing das Schäfchen wieder an. Neulich fagte ich, ich wolle nicht heiraten, es sei lustiger so, als wenn man sich ewig um seine Jungen fümmern müsse,

freudestrahlend, mein ehemaliger Schuldiener hat tanzes ſei. Er ſei gar nicht einfach, dieser Stamel- Was das Schäfchen lagen darf dingen fönne, wohin man wolle. Da

-

13

und was nicht!

mir eine halbe Büchse kondensierte Milch geschenkt. fchritt. Man müsse den Ballen aufsehen und dann Hoffentlich bringe ich sie gut nach Hause. Das nach der Fußspite wippen. Auf diese Weise ent­joll ja jezt eine Stostbarkeit sein!" ,, Aber, war stehe der wunderbare nach oben gehende Rhythmus um nehmen Sie denn nicht die Straßenbahn, Herr des modernen Tanzes. Ferna müsse man jetzt Eine Fabel von Lisa Wenger . Professor?"" Oh, ich gehe den kleinen Weg darauf achten, daß der Körper möglichst ruhig ganz gerne zu Fuß, und außerdem wer fann beim Tanzen bleibe. Nur ein fleines degenerier- leins glüdlich über die Wiese, Es schmiegte feine Ein junges Schaf lief an der Seite des Böd sich denn heute noch eine Straßenbahn leisten." tes" Sichneigen bei verschiedenen Bas. Wie über- feuchte Schnauze dicht an die Nase feines Gefähr Der kleine Weg" dauert, wevenbei bemerkt, haupt die neueste Mode für den Geſellſchaftstanzten und die Löcklein ihrer weichen, wolligen Felle möglichst weiche Bewegungen vorschreibe.- In der Zwischenzeit erfuhr ich noch, daß man das artig neben seiner Mutter graste. fräuselten sich ineinander. Das sah das Schäflein, Effekten unter allen Umständen halten müsse und um Gottes Willen nicht Diamond- Shares ver­laufen dürfe, da sie demnächst Dividenden bräches, ten.-

eine und dreiviertel Stunden.- Die Berliner Maler haben jezt einen neuen Weg gefunden, um Geld zu verdienen. Sie ver­faufen ihre Bilder auf der Straße, so wie Hau­sierer Hosenträger oder Porzellankitt verkaufen. Ein junger Landschafter, recht begabt und auf vie­len Ausstellungen recht erfolgreich vertreten, hat sich in der Wilhelmstraße, nahe dem Hotel Adlon , etabliert. Auf einem Handwagen fährt er seine Kollektion" am Vormittag nach seinem Stand, lehut die Bilder gegen die Hausmauer und wartet auf Käufer. Mittags bringt ihm seine Frau( die am Abend Kassiererin in einem Rabarett ist) das Effen. Am Abend schließt er seine fliegende Aus­stellung. Man machte ihm den Vorwurf, daß er scine Bilder weit unter dem Wert verkaufe. Man müsse leben, meinte er, und zum Schieben reiche fein Talent leider nicht aus.

Männlein und Weiblein waren außerdem in fieberhafter Aufregung, da sich der Reichsverband für Tanzsport mit dem Reichsturnierverband nach langem Konflikt gereinigt hätte und in den näch sten Tagen das erste große Turnier um die Mei­sterschaft von Berlin stattfände. Dieses Turnier sei von sensationeller Bedeutung und es schien mir, als wenn Deutschlands Zukunft davon ab­hinge, wie dieses Turnier ausfällt. Und so tanz­ten sie denn auch und übten den Kamelschritt und das degenerierte Sich- neigen mit gewaltiger Energie.

Frau Mutter, ich will auch heiraten," sagte heiraten ist ein schönes Ding!" Bedächtig sah das Schaf auf sein Junges.

,, Wie man's nimmt," sagte cs, aber schön oder nicht schön, ein wohlerzogenes Schäfchen sagt nie, daß es gern heiraten möchte!"

haben mich alle gescholten und haben gesagt, das sei die Bestimmung eines Schafes, Mutter zu wer den, und die Natur habe es so geivollt. Und der Herr Vater hat mir gesagt, ich sei ein ganz entar raten wollen, wenn ich eine solche Gesinnung tetes Lamm, und fein Bödlcin werde mich je hei­hätte. Und jetzt werde ich wieder gescholten und habe doch die richtige Gesinnung." Das Schäflein mähte kläglich.

tind," sagte die Alte, das ist eine verwidelte. Sache. Sagst du, du habest teine Lust zum Hei­raten, es sei dir unbequem und du wolltest deine Freiheit wahren, so fallen alle männlichen Schafe über dich her. Sagst du, du möchtest gern hei­raten, die weiblichen. Sagst du aber, du freuſt dich auf deine Jungen, so nennen dich die Mut terschafe schamilos, und sagst du, du hättest lieber feine, so schütteln alle die Köpfe, die männlichen und die weiblichen, die alten und die jungen. Darum Schäfchen, sei flug. Schweig! Denten fannst du, was du willst." Die alte Ziege nickte. ,, Du hast eine fluge Mutter," sagte sie. Das Schäfchen beherzigte der Mutter Behren. Eine alte Ziege hatte zugehört. Stand es fünftig bei den alten Schafböden, so Die Jugend von heute ist überhaupt scham- schlug es die Augen nieder und sagte, die Bestim

Frau Mutter, ich denke es aber!" " Dente es so viel du willst, Schäfchen, aber sage es nicht. Als ich jung war, wäre es feinem von uns eingefallen, vom Heiraten zu reden."

,, Aber geheiratet habt ihr doch alle!" ,, Natürlich! Selbstverständlich! Aber das ist etwas anderes als davon reden."