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3. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 26. August 1923.

Die Kulturaufgaben der Das Echo der Rede Stresemanns.

Gemeinden.

Kühle Aufnahme in Paris  . Paris  , 25. Auguft.( Havas.) Die amt­

Immer noch muß der Großteil der Menschlichen Kreise sprechen sich sehr reserviert heit Tag um Tag dem Bissen Brot nachjagen; und Schönheit, ist ihm in dieser besten manns hervorgerufen hat. Sie konstatieren bloß, was Geist und Seele nähren soll: Wissen über den Eindruck aus, den die Rede Strese­alle Welten" fast unerreichbar. Nur in zähem daß die Kanzlerrede in einem von seinen Bor Ringen konnte sich die arbeitende Masse im gängern abweichenden Tone gehalten Achtstundentag das bißchen Muße erkämpfen, wurde und teine Ablehnung bedeute, son­dessen sie bedarf, um in fargen Atempausen der dern den Versuch zu einer Berständi. Arbeit ein Endchen der reichen Kulturgüter gung. Man beba u ert, daß sie unserer Gegenwart zu erhaschen, und Stirn an teine Erwähnung von der Einstel. Stirn muß fie mit dem Bürgertum, das sich als Monopolpächter der Bildung betrachtet, um den Zugang zu den Bildungsquellen streiten. enthalte, was eine grundsäßliche Bedin. Ein großer, praktisch vielleicht der berzeit wich- sung für die Wiederaufnahme der Berhand­tigste Teil dieses Stampfes wird auf dem Bo- lungen bedeute. Der Kanzler sprach über An­den der Gemeindevertretungen ausgefochten.

verursachen.

Zustimmung in London  .

Bezugs Bebingungen:

Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Bost monatlich. 16.­bierteljährlich. 48. halbjährig 96. ganzjährig. 192­

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Nr. 199.

breiten Volksmassen, die Sozialdemokraten, zu wachen.

Man nennt das Kino gern das The. ater des Volfes" und die geringen Betriebs­Londoner Kreisen wird die gemäßigte Rede Dr. gewissen Grade. Deshalb aber das eigentliche London  , 25. August.( Tsch. P.-B.) In den kosten rechtfertigen diesen Namen auch in einem wird hier gefühlt, daß der deutsche Reichskanzler dazu besteht zweifellos, die hohen Eintritts­Stresemanns mit Zuſt immung aufgenom- Theater aus dem Interessenkreis der Menge men. Troydem die Situation weiter delikat bleibt, ziehen zu wollen, wäre, verfehlt. Die Tendenz nichts gesagt hat, was die Schwierigkeiten beim preise machen das Theater automatisch zu einer Suchen der Lösung der Reparationsfrage vergrö- Vergnügungsstätte der besitzenden Klajjen. Soll ßern würde. Die Times" schen in den Er­flärungen des Reichskanzlers einen endgülti- es einen Sinn haben, daß Theater großenteils gen Beitrag zur Regelung der gegen von den Stadtgemeinden betrieben werden, so Worte in der Reparationsfrage seien vorsichtig, besißlosen Ueberzahl der Ortsbewohner den wärtigen rise. Seine sorgfältig gewählten ist es deren Pflicht und Schuldigkeit, auch der lung des passiven Widerstandes aber endgültig gesprochen. Es sei bezeichnend, Eintritt zu ermöglichen. Die Arbeitervorstel­daß er unter Bezugnahme auf die letzte britische lungen und dergleichen dürfen nicht nur ein Note die Tür für die Möglichkeit von Verhand- hie und da hingeworfener Brocken sein, sondern mehr die Bedeutung des letzten deutschen   Ange- dürfen in der fünstlerischen Art der Darbie­lungen mit Frankreich   keineswegs schloß, vielfie sollen in beträchtlicher Zahl erfolgen und gebote Garantien und positive Pfänder, obzwar botes erweiterte. Das gestrige Angebot produk­Dabei soll hier gar nicht weiter von den er zu dem, was Cuno angeboten hat, nichts tiver Pfänder verdiene sorgfältige Erwägung. tung nicht hinter den normalen Vorstellungen Möglichkeiten der Kulturförderung die Rede hinzufügte. Der von Deutschland   ge- Wenn auch nicht bestimmt wird, bis zu welchem zurückbleiben. Wozu die ganze Bevölkerung sein, welche eine nach den von uns geforderten leistete Reparationsbetrag wurde un- laffe die Rede doch klar erkenneit, daß das auf Bevölkerung zugute kommen, wenn auch kein Maße das Angebot verwirklicht werden könnte, so steuert, das muß irgendwie auch der ganzen Grundfäßen vollkommener Selbstverwaltung parteiisch auf sieben Milliarden 800 Millionen dem Wege praktischer Verhandlungen geschehen Einsichtiger leugnet, daß die Mehrzahl der ausgebaute Gemeindeordnung und eine vom Goldmark durch die Reparationskommission absoll. Was der Kanzler ablehne, sei die Trennung Abende, damit die Leitung auf ihre Kosten Staate nicht so gehemmte finanzielle Bewe- geschäßt. Die deutschen   und amerita der Rheinlande und des Ruhrgebietes vom Deut- fomme, nicht unter das normale Preisniveau gungsfreiheit der Städte böte. Die materielle nischen Schäßungen fönnen bloß aus der schen Reiche und eine wirtschaftliche Sonder- sinken kann. Eine weitere Bilicht der Stadt­Not der Ortschaften ist gewiß groß. Aber sie ueberschäßung der abgetretenen Güter, wie behandlung der Rheinlande und des Ruhr- theater ist es, daß fie sich bei aller berechtigten darf nicht zum willkommenen Vorwand wer- 3. B. Frachtschiffe, Eisenbahnmaterial u. ä. zu- passiven Widerstand nicht erwähnt habe. Die Rede Rücksicht auf die Stasse als Kunststätten fühlen. gebietes. Es sei bezeichnend, daß Stresemann den den, mit dem die bürgerlichen Machthaber standegekommen sein. Die Verrechnung der Na-, sei, so schließen die Times", eine gefchickte Neu- Verlieren sie allen Zusammenhang mit der le­jahrelange Untätigkeit so gern rechtfertigen, und turallieferungen kann nicht den geringsten Irrtum ßerung in der Absicht, Frankreich   zu verföhnen bendigen Kultur und kommen sie über die sie braucht es auch nicht zu werden, weil manche sozialdemokratische Gemeindevertretung und die Verhandlungen zu fördern. Pflege von Schwank   und Operette nicht hin­CODE 2009 aus, so besteht für die Allgemeinheit kein An­bewiesen hat, wieviel wertvolle Stulturarbeit bei gutem Willen selbst aus fnappen Mitteln ge- haben fie namentlich die Volksschulen finanzie Volfsturnanstalten, Volfsschwimm- und Näh- lak, für ihren Bestand Opfer zu bringen. leistet werden kann. Auch die veraltete, burch großenteils in der Hand, sie haben bei der Erschulen und ähnlichem steht von staatswegen tut not, den Bourgeoisneigungen gegenüber diesen Standpunkt energisch zu betonen, tit aus auf das Bürgertum zurechtgeschnittene Ge- und Einrichtung der Gebäude ein gewichtiges nichts entgegen. meindeordnung von 1864, die heute noch bei Wort mitzureden und kapitalskräftige Ge- Was die Schulen für die Jugend, sind die fleinen Orten wäre im Interesse der Volks­uns zu recht besteht, bietet den Gemeindever- meinden sind auch imſtande, aus eigener Büchereien für die Erwachsenen. Das Ge- fultur für den Zusammenschluß mehrerer Ge­Landschaftstheater zu waltungen Gelegenheit genug, sich als Förderer Initiative neue Schulen zu errichten. Und meindebüchereigesetz der Tschechoslowakei   gibt meinden zu einem waltungen Gelegenheit genug, fich als Förderer wieder begegnet uns dasselbe Bild: So- da den Gemeinden einen großen Spielraum der Kultur zu betätigen, sie müssen nur ziel fämpfen. bewußt nach dieser Richtung gedrängt und lange die Bürgerlichen dank dem altöſter- und ein fruchtbares Betätigungsfeld, daß es Recht wenig verbreitet sind bisher städti­daran gehindert werden, zu meinen, ihre Auf­reichischen Wahlrecht die Kommunen be- übereifrig beadert worden wäre, fann man aber sche Museen, und doch ist ihr Bildungswert gabe sei mit der Pflege bourgeoiser Kul- herrschten, errichteten sie manchen Ortes gerade nicht behaupten. Es genügt nicht, mehr nicht hoch genug anzuschlagen. Nicht nur, daß turbedürfniſſe erſchöpft. Sache der sozialdemo- chulen wurden, dem besonderen Borgeoisbe- und sie in einigen Stunden in der Woche and Kenntnis der Heimat ermöglichen, sie sind auch prachtvolle Schulpaläste und namentlich Mittel- oder minder widerwillig Bücher anzuschaffen sie bei fachkundiger Einrichtung die intime kratischen Vertreter in den Kommunen ist es kratischen Vertreter in den Kommunen ist es also, jene städtischen Unternehmungen, die dem Leben gerufen. Für das Proletariat tat man dem Ausleihen ein Beratungsdienst durch fach- Vorstellung von den Leistungen der Technik also, jene städtischen Unternehmungen, die dem dürfnis entsprechend, auf Gemeindekosten ins Publikum zu verleihen. Vielmehr muß mit der beste Ort, um ohne allzugroße Kosten eine Allgemeinwohl und nicht bloß den nur, was man unausweichlich tun mußte. fundige Leute Hand in Hand gehen, damit se- und der bildenden Künste zu vermitteln und oberen Zehntausend" dienen, in den Vorder- Die Zahl der Volks- und Bürgerschulklassen der das für seine Bildungsstufe Geeignete be- ein reiches naturwissenschaftliches Anschauungs­grund zu rücken und den Vertretern des Bür- hielt sich mit ängstlicher Vorsicht an die höchste fomme und dem verhängnisvollen Einfluß material bereitzuhalten. Allgemein zugänglich, gertums zum Bewußtsein zu bringen, daß noch gertums zum Bewußtsein zu bringen, daß noch zulässige Schülerzahl; die Spiel- und Kinder- der Hintertreppenliteratur gesteuert werde. wie sie ihrem Wesen nach sein müssen, können lange nicht alles getan sei, wenn die Einrich- gärten wurden so stiefmütterlich als möglich Durch angegliederte Vorträge und Kurse soll sie sich, ähnlich wie die Bibliotheken, an den tungen der Gemeinde ihren Ansprüchen bedacht und gerne der frommen Nonnenfür sich in arößeren Orten die Bibliothek zu einer weitesten Streis wenden, sie stellen also ein tungen der Gemeinde ihren Ansprüchen forge überlassen, troßdem der arbeitenden Pro- lokalen Bildungszentrale ausweiten, in fleineren soziales Bildungsmittel ersten Ranges dar und. Schon das Stadtbild als solches hat letarierin die Möglichkeit, ihre Kleinen während kann die Zusammenarbeit mehrerer Gemeinden das erst recht, wenn einſichtige Verwalter der fulturellen Forderungen gerecht zu werden, in- der Arbeitszeit in fundige Obhut zu geben, die sich ein ähnliches Ziel steden. Die Gemeinde- Museen die in den Stadtarchiven begra­sofern es gewissen Schönheitsgefeßen folgen, größte seelische und materielle Erleichterung bibliotheken sind ein soziales Werf großen Stils, bene Heimatsgeschichte wieder ans Licht ziehen den Eindruck der Sauberkeit erwecken, hygienisch schafft; Silfsschulen für geistig und körperlich wenn die in ihnen steckenden Möglichkeiten ent- wollten. Da würde der sentimentale Heiligen. einwandfrei sein und sich nicht als Werk von zurückgebliebene Kinder gar, die das unterer sprechend ausgewertet werden. Es ist Sache schein, mit welchem romatische Reaktionäre das Stein und Mauern repräsentieren, sondern nährte, abgeraderte Proletariat in einem un- unserer Genossen in den Gemeindevertretungen, Wort Heimat" jo gern umgeben, bald wie ein durch Gärten und Anlagen frisch und erfreulich verhältnismäßig großen Prozentsaß stellt, was sich dessen voll und ganz bewußt zu werden, Nebel zerrinnen. Die Vergangenheit der ein. wirken soll. Für all das sind bürgerlich Geren eine Seltenheit. Diesen notwendigsten damit dieses Bildungsinstrument des Prole- zelnen Orte erschiene nicht, wie eine verlogene finnte gewiß zu haben, sie werden vielleicht so- Bedürfnissen ist schon von sozialdemokratischen tariates die ihm zukommende Bedeutung er-" Seimatkunst" gern glauben machen möchte, gar ihren Stola darein seken, dok ihr Ort so Gemeindeverwaltungen vielfach Nechnung ge- lange. als ein reizendes Idyll, sondern die Kämpfe Dicht zu den Büchereien tritt an erzie- der Kasten und Stände, der Patrizier, Zünfte werden gern daran vergessen, wie fich die und deshalb ist der Sieg der Sozialdemokratic herischem Werte das Kino, wenn man es und rechtlosen Leute erhielten wieder Leben nd Rückseite dieses Schuckfäftleins" ausnimmt, bei den Wahlen für die Massen so ungemein planvoll auszunüßen weiß. Daß es vielfach die große Wahrheit träte zutage, daß wie heute. ob nicht irgendwo abseits enge, winkelige, von wichtig. Nicht nur, daß die ins Leben gerufe- aus Privat- in Gemeindebesitz übergegangen ist, so auch einſt im größten und im kleinsten Ort feinem Sonnenstrahl getroffene Gassen und nen Anstalten gegen den Ansturm der Besißen- darf man durchaus begrüken, nur müssen sich der Klassenkampf die Geschichte vorwärts ge­Säuser liegen, die Siße der arbeitenden Bevöl- den, die von Kindergärten und Hilfsschulen die Gemeinden auch der Pflichten bewußt wer- trieben hat.

dienen.

recht wie ein Schmuckkästlein aussehe. Aber sie tragen worden, mehr noch bleibt zu tun übrig

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ferung, und sie werden nicht fragen, wieviele nichts haben", weil sie sich doch eh eine Gou- den, die sie damit übernommen haben. Das Der furze Ueberblick, der hier versucht Ortsinsassen in Kellern und zugigen Mansar- vernante halten, verteidigt werden müssen fommunal verwaltete Kino muß aufhören, eine wurde, zeigt schon, ein wie weites Feld der den hausen, dicht beieinandernepfercht. ohne ihr Ausbau tut überall not und andere drin- bloße Geldquelle zu sein, die umso besser fließt, Kulturarbeit von den Gemeinden bestellt wer Luft und Licht. Wenn sie sich ihrer schönge- aende Forderungen harren noch ganz der Er- ie aufregendere Mord- und Sensationsstücke den kann, er lehrt aber auch, daß der in den pflegten Barkanlagen freuen, übersehen sie die füllung. Da ist an erster Stelle die Kinder- fie dem aieria lauschenden Publikum vorführt. Kommunen besonders klar hervortretende Notwendigkeit, daß das Proletariat für seine ausspeisung zu nennen, die erst ermöglicht, daß Der ausgesprochene Schundfilm muß aus den lassen gegensaß vor der Kultur­Kinder gleichfalls weiter, grüner Flächen be- bie förperlich schwachen Arbeiterkinder mit den Gemeindekinos unweigerlich hinaus, der harm- politik durchaus nicht halt macht. darf, dort spielen und

Luft der dumpfen Armeleuthauserängerte gutgenährten Bürgerkindern im Lernen Schritt lose Unterhaltungsfilm, sei er nun ernster oder Auf keinem der eben gestreiften

Luft der dumpfen Armeleuthäuser gegen fri- halten. Sie hat einen integrierenden Bestand- humoristischer Art. hat sich mit dem Lehr- und Teilgebiete laufen die Wünsche sches, gesundes und abhärtendes Ozon einzu- teil des Schulwesens zu bilden und ebenso ver- Bildungsfilm derart zu verbinden, daß er mit des Bürgertums und des Prole. tauschen. Erst die Anwälte des Proletariates langt die obligatorische Schulpflicht, daß- seinen unterhaltenden Mitteln das Interesse tariates irgendwie parallel, inter haben diese Forderungen energisch vertreten, fie cher, Hefte, Schreibmaterial und dergleichen von für die unterrichtenden Mittel des andern essieren sich auch beide für Stadtbild, Schulen, müssen weiterhin in den Gemeindestuben blei amtswegen beigestellt, daß die Kopfsteuer des weckt und wachhält. Es ist keine geringe Büchereien, Theater, Kinos, Stadtgeschichte und ben, um im gleichen Sinne und mit der glei Schulgeldes beseitigt werde. Nach den ange Kunst, das Volk vom Sensationsfilm wieder Museen, so haben sie doch jedesmal ganz ver­chen Kraft fortfahren zu können. deuteten Richtungen hin fönnen die Gemein- fortzuerziehen, aber sie muß geleistet werden, schiedene Ziele und Bedürfnisse vor Augen.

Aehnlich steht es um das weite und wich- den aus eigener Initiative, ohne daß das und das Gemeindekino kann dieser Aufgabe am Deshalb muß die Arbeiterschaft, sollen ihre tige Gebiet: des Schulmefens. Die Or- fleine" oder irgendein großes" Schulgesetz leichtesten gerecht werden, wenn es die Kultur- Sulturnöte von den Gemeinden begriffen und ganisation der Schulen liegt zwar außerhalb sich viel einzumengen vermögen, Bedeutendes über die fiskalistischen Aufgaben stellt. Daß befriedigt werden, in den Gemeindestuben einen des Machtbereiches der Gemeinden, wohl aber unternehmen und auch der Errichtung von das geschehe, darüber haben die Vertreter der dominierenden Einfluß besigen.

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مقال