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3. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan

Deutsches Bürgertum.

Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 30. August 1923.

Der Kampf der Bergarbeiter.

Der neunte Streittag.

Wer sind sie, die uns im Wahlkampfe gegenüberstehen? Was bedeuten die Worte: " Deutsche Bürger" 2 Denn daß die deutschen Bürger sich sammeln müßten zu einheitlicher Die Bertreter der Bergarbeiter in 3 Verteidigung des Deutschtums, verkünden Tag Ministerium für öffentliche Arbei­um Tag die Zeitungen, die Blätter eben dieses Bürgertums sind.

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Eine Rundgebung der Hultſchiner  Bergarbeiter.

Ueber Einladung des Ministeri­ums für öffentliche Arbeiten wird sich Ministerium für öffentliche Arbeiten einfinden. die Zentralstreilleitung am morgigen Tage im

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Nr. 202.

,, G'vatter, G'vatter, leih' mir die Scheer, wo ist's leer?" Wie wir als Rinder dabei auf geregt von Baum zu Baum huschten oder von da Ansuchen um Zuweisung von Kohle zur Erhal- einem Zimmerwinkel in den anderen, so spa­tung der Glasöfen eingelangt waren. Es wurde zieren unsere biederen Bürger von Partei au beschlossen, dem Ansuchen zu entsprechen, so- Partei. Von der deutschen Nationalpartei aur lange nicht über eine Berschärfung des Streites christlichsozialen Partei oder zur Gewerbe­entschieden wird und den Revierstreiffomitees in umgekehrt. Das Spiel ist leicht, es erfordert partei oder zu den Nationalsozialisten oder dieser Richtung die entsprechenden Instruktionen feine besondere Geistesanstrengung. zu erteilen. Die Grundlagen aller Parteien sind ja die gleichen: " Wahrung des deutschen Besitzstandes", Kampf Führung iſt eine andere. Doch pflegen auch gegen die Roten. Nur der Aufpuz und die Führung ist eine andere. Doch pflegen auch die Führer öfter zu tauschen und wer gestern als Agrarier Halm und Ahr   schirmte, heute das städtische Bürgertum vertritt, wird morgen fähig sein, mit derselben Ueberzeugungstreue für den nationalen Sozialismus" zu kämpfen. Wo da die großen deutschen Ideale bleiben? Die Ideen von 1848? Die zu fragen. Kaum ein deutscher Bürger, der deutsche Kultur? Am besten ist's, nicht darnach darauf Antwort wüßte, die sie wissen, schwei­gen. Denn es gibt natürlich auch hochkulti­vierte, feingebildete Bürger. Aber die trifft man nicht in der deutschen Politik und nicht in den Bierstuben, wo des deutschen Volfes Geschide entschieden werden. Sie bestimmen nicht das gesellschaftliche Leben in den deutschen die politisierenden Advokaten anders als durch Provinzstädten. Das wird gestaltet von der Masse der Kleinbürger, aus denen nicht einmal Geschäftstüchtigkeit hervorragen. Daß ein Ringen gesellschaftlicher Kräfte angehoben hat wie nie zubor in der Welt­geschichte, daß draußen in der Welt um völlige Neugestaltung gekämpft wird, und daß die Menschheit auch an einer Geisteswende steht,

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Deutsche Bürger! Zwar hat es nie ein jo Nach den Berichten, die bei der Zentralftreit stolzes, seiner Aufgaben und seiner Seraft sich leitung aus der Provinz einliefen, ergab sich in froh bewußtes Bürgertum gegeben, wie etwa der Streillage auch am heutigen Tage teine bas englische. Ließ doch das deutsche Bürger- Aenderung. tum sogar die Schlachten seiner Revolutionen zumeist von deutschen Proletariern schlagen. Gewerkschaftsorganisationen der Glas arbei­Vormittag wurden mit den Vertretern der Berlor es doch im Augenblick des Sieges den ter Beratungen gepflogen, die notwendig wurden, Mut vor der eigenen Kurage. Verbündete es sich doch sofort mit denen, die eben noch seine Feinde waren, gegen die Kampfgefährten von gestern, gegen die Arbeiter, als es sah, daß die das vollste Vertrauen ausgesprochen und der Broleten sich's nicht genug sein ließen mit der Zentralstreifleitung empfohlen wird, auf ihrem bisher eingenommenen Standpunkt auch weiter Ehre, für des Bürgertums Wohl zu sterben. arbeiterversammlung, in welcher Genosse Wag Vertrauen der Organisation, sie sind entschlossen, Sonntag tagte in Sultschin eine Berg zu beharren. Die Bergarbeiter stehen fest im Aber doch hatten die Worte„ Deutsche Bürger" ner den Bericht über den Verlauf der letzten unter eiserner Disziplin den Kampf folange zu einst anderen Alang als heute. Denn es ftan- Einigungsverhandlungen erstattete. Er verivies führen, bis die Hartnädigkeit der Unternehmer den doch einmal deutsche Studenten, Söhne in seinem Referaate auf die Hartnäckigkeit der gebrochen ist und werden sich zu keiner Provo des deutschen Bürgertums, auf den Barrikaden. Unternehmer, auf die Schwere dieses Ndampfes fation hinreißen lassen, mögen welche Mittel Und es gab doch einmal einen Robert Blum   und verweist auf das Stillschweigen der Regie immer dazu angewendet werden. und einen Heder, einen Uhland und einen rung. Durch den verbrecherischen Raubzug auf Neuter. Deutsche Bürger! die Existenz der Bergarbeiter mußten die Berg Glasarbeiter und chemische Arbeiter Verklungen sind ihre Namen. Verweht arbeiter in den Abwehrkampf treten. Die Unter­im Arbeitenministerium. ihr Andenken. Nur deutsche Arbeiterjungen nehmer glaubten, daß es gelingen werde, durch lesen sich noch die Wangen heiß über der Ge- Bergarbeiter zu heben, z. B. wenn sie lügen, sprach eine Deputation von Glasarbeitern vor, die Kundmachungen die Deffentlichkeit gegen die Jm Ministerium für öffentliche Arbeiten schichte der großen Revolution.- Gab es daß die hohen Löhne der Bergarbeiter die Strife einmal einen Kulturkampf? Gab es einmal mithervorgerufen und beeinflußt haben. Man erklärte, daß fie 85.000 Arbeiter vertrete, eine Empörung über das Unfehlbarkeits- tönnte ebensogut den Bergarbeitern den legten die infolge Kohlenmangels in ihrer Existenz be dogma? War schwarz- rot- gold einmal die Biffen Brot nehmen, um der Welt vorzuschwin- droht sind und sie forderte, daß seitens der Regie­Farbe der deutschen Einheit nicht allein, son- beln, daß nur so die Krife saniert werden kann. dern auch der Freiheit und Gleichheit und in ihrent gerechten Abwehrkampfe werden die rung alles getan werde, daß der Streit ehestens Brüderlichkeit aller Deutschen  ? Bergessen! Bergarbeiter solange ausharren, bis der Starr- und schnellstens beendet werde. Außerdem stellte Vergessen! sinn der Unternehmer gebrochen ist. sich eine Deputation von chemischen Arbeitern ein, Einstimmig nahm die Versammlung eine die eine ähnliche Forderung vortrugen. davon weiß das deutsche Bürgertum nichts. Was blieb von den großen Idealen? Was Sprich zu einem dieser zehntausend Spießer lebt von den unsterblichen Gedanken deutscher Resolution an, in der den koalierten Verbänden von irgend etwas Großem, Gewaltigem, Er­Klassischer Philosophen und Dichter im deut➖➖➖➖➖➖➖➖➖➖➖➖* Æ➖➖▬▬▬▬▬▬ ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ ▪ ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ habenem, er wird dich verständnislos an­schen Bürgertum? Wer träumt ihn fort, den schränkung, oder um Wiedergewinn seiner alten, heiligen deutschen Traum vom Welt. Herrschaft. Aber macht, Herrschergewalt fön- fosten Geld, also find die Umlagenfeinde Juden und die Sozi Und die Ausgaben für soziale Zwecke glozen. Höchstens kriegst du die Antwort:„ Die bürgertum und vom Weltfrieden? Deutsche nen doch nicht Selbstzweck sein. Also gilt es dagegen. Die Kommunalisierungsversuche In den deutschen Städten tragen manche Studenten werden es sein! In der Jugend Wahrung der deutschen Stultur, Schuß der drohen den Privatunternehmungen gefährlich Straßen die Namen Moriß Hartmanns, Al­der Bourgeoisie muß noch ein Fünk- Sivilisation, Verteidigung der Ideen, die schon zu werden, also sind die deutschen Bürger fred Meißners, aber so wenig die deutschen chen glimmen von jenem verzehrenden Feuer, den Vätern heilig waren? Nun gilt es, die dagegen. Denn ihr Lebensgrundsay ist: ich will Bürger die Werke dieser deutschböhmischen das ihre Kommilitonen im großen Jahr auf deutschen Gemeinden wieder zu Stätten froher Profit machen,- wir alle wollen Profite Dichter fennen, so wenig lebt in ihnen ein die Barrikaden trieb! Deutsche Studenten? Geistigkeit, sozialer Gerechtigkeit, zu Bentren machen. Kampf darum den Arbeitern, den Hauch ihrer Ideen. Es waren ja die Ideen Ach ja, sie bummeln, so oft's möglich, fie des Ringens um den Fortschritt des Menschen- Feinden unseres Profits! von Achtzehnhundertachtundvierzig, Ideen, büffeln, wenn's nötig ist und werden tums zu machen? Das ist die deutschbürgerliche Kultur, um die bürgerliche waren und doch nie Gemeingut Aerzte, Juristen und Beamte, so wie ein Pro- Das Lesen einiger deutschbürgerlicher die der Kampf geht: die Seultur des Pro- des deutschen Bürgertums waren. Versunken, letariersohn, wenn er das Glück" hat, lernen Wahlfundgebungen, Blide in ein paar deutsch  - fit 3! Wirkliche Aultur? Ideenkamps? Wo vergessen, verweht! zu dürfen, Schlosser, Schuster oder Tischler bürgerliche Zeitungen, genügen, Gutgläubige ist denn in der deutschnationalen Politik eine Das wedt ja immer wieder die Wut der wird. Und sie hassen die Juden und die Tsche zu belehren. An die Profitgier der mehrfachen Idee? Bis zum Kriegsende war der Inhalt deutschen Bürger, daß diese Ideen, von denen chen, weil sie ihre Konkurrenten sind. Und aus befiber wenden sie sich, sie gegen die der deutschbürgerlichen Politit jener engstirnige sie nicht wissen, daß sie die ihrer Ahnen waren, sie nicht wissen, daß sie die ihrer Ahnen waren, ihr Ideal? Nun, es ist jenes, dessen Symbol Mieter aufzustacheln. An den engen Stolz der Nationalismus, der die deutschen   Bürger zu den politischen Forderungen des Proletariats. ihnen als wirkende Kraft entgegentreten in das Hakenkreuz ist. Und noch eines haben Erbeingesessenen, sie gegen die Sabe- Habsburgknechten machte und sie in das zur Freiheit und Gleichheit aller Deutschen  , die fie: einmal irgendwo und irgendwie Karriere nichtse, die Arbeiter, zu erbosen. An die Ge- Erfolglosigkeit verdammte Bemühen trieb, aus Freiheit und Gleichheit aller Deutschen  , die zu machen. Theodor Storm   schrieb die Mah- werbetreibenden, sie in Harnisch   zu Desterreich einen„ deutschen" Staat zu machen. nicht möglich sind ohne Freiheit und Gleichheit bringen gegen die Arbeitervertreter, die in den Und die Idee, mit der sie seit dem Umsturz auch der Angehörigen der anderen Nationen, Gemeinden experimentierten", ohne zarte prunken, die große Idee des nationalen Selbst- fordert, ersehnt nur das deutsche Proleta­Rücksicht auf die Abneigung gegen das Um- bestimmungsrechtes, haben sie von den Sozial riat. Freilich, die Ideen von Achtzehnhundert lagezahlen zu nehmen. An den Stolz der Be- demokraten übernommen,- damals, als fie achtundvierzig hätten auch von einem ihnen amten und Lehrer- den leßten Rest ratlos vor den Scherben ihrer Politik standen. getreuen Bürgertum nicht völlig verwirklicht ihres vermeintlichen Bürger"-Seins!," Besse- Jeßt wissen sie auch mit dieser Idee nichts werden können, ohne daß es sich selber auf­res" zu sein als die Arbeiter! Und auf dieses mehr anzufangen und ihre Politik hat sich der Gesellschaft hätt es auch verhindert. Aber gehoben hätte,- und die ökonomische Unretfe Gemisch von Profitfucht, Abscheu, Einbildung aufgelöst in flägliches Gezänke fleinlicher der Gesellschaft hätt' es auch verhindert. Aber und Steuerschen wird eine widerliche Sauce Gruppen, hinter welcher Streiterei wieder doch, was groß war damals, das nationaler Nedensarten gegossen und die nichts anderes steckt als die Machtgier dieser Lebt im Proletariat, und indem es Ideen", die das deutsche Bürgertum im Wahl- Grüppchen. Gier nach Macht, um den Profit dem deutschen Bürgertum fordernd und fämp­kampf führen, sind fertig. zu mehren oder doch seine Schmälerung zu fend gegenübertritt, verficht es die Ideale des Kampf um Kulturgüter? Ja, wer- hindern. Und je nach der Erwägung, welche Bürgertums von einſt gegen das von heute. Es gibt im Bürgertum feine neues Leben eine ge- den sie denn von den Arbeitern bedroht? Die Parteigruppe diese seine einzigen Wünsche am Arbeiter wollen, daß Schulen gebaut und gut chesten zu erfüllen vermöge, gestaltet sich die gestaltende, in die Zukunft weisende Idee. So ist's denn nicht möglich, daß die ausgestattet werden, daß Bibliotheken errichtet politische Ueberzeugung" des deutschen Bür  - Alle Fortentwicklung führt über die Bürger­hunderte Studenten, die Jahr um Jahr die und betreut werden, daß Kindergärten ge- gers, und da die vielen Parteigruppen mitein- lichkeit hinaus. Im Bürgertum gibt es nur Universität und die Technik verlassen, neue schaffen, Spielpläße errichtet werden, daß die ander wetteifeern in der Produktion ver- Conservativismus, Anflammern ans heutige, Ideen in die deutschen Provinzstädte tragen. Theater auch den Arbeitern zugänglich gemacht heißungsvoller Schlagworte, die gar betörend Sehnsucht nach dem gestrigen. Die deut. Sie fügen sich in schlichter Selbstverständlichkeit werden.- sie wollen Anteil an den Kultur- in seine Ohren klingen, schwankt er zwischen ichen Gemeinden wieder zu Boll. ein in das Leben der deutschen Provinz, wie gütern! Ihr Streben ist ein im reinsten Sinne den Parteien, wandelt sich immer wieder seine merken dieses starren Ronserva­tivizmus, zu Bürgen kleinbür es nun schon seit Jahrzehnten sich träge fort- nationales Streben. Die deutsche Kultur dem politische Ueberzeugung", ist er immer wieder tivismus, zu Bürgen kleinbür schleppt. Und etwas anderes als Provinz gibt aan zen deutschen   Volke! Aber das kostet enttäuscht und immer wieder mit den alten Aerlich enger Reaktion zu machen es nicht. Geld, verhindert den Abbau der Umlagen Schlagworten zu gewinnen, wenn sie nur laut oder zu kristallisationszentren politischen, Und nun wird in der deutschen Provinz und darum ist der deutsche Bürger dagegen. genug vorgetragen. Ist noch niemandem das gesellschaftlichen, um die Macht in den Gemeinden ge-. Außerdem vermag er nicht einzusehen, warum anmütige Spiel des Parteienwechsela ozialen und kulturellen Fort­fämpft. Nun fämpft das deutsche Bürgertum man den Arbeitern Bildungsmöglichkeiten aufgefallen, das so sehr dem Spiele gleicht, chrittes, das ist der eigent. dort, wo es bis vor wenigen Jahren Allein- aeben soll, auf die er selber immer weniger das uns als Kinder erfreute und das wir liche Inhalt des Gemeindewahl. tampfes. herrscher war, gegen die Bedrohung oder Ein- Wert legt. Bimmerdhen vermieten"

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,, aber hüte dich, mein Sohn, bor dem Karrieremachen!"

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nicht für das deutsche Bürgertum, nicht für die Söhne der deutschen Bourgeoisie. Das aber ist vielleicht das böseste: daß auch die wenigen Söhne des Proletariats, die sich bis zur Üniversität und an der Universität durch­hungern, von denselben Gedanken", die nichts mit Ideen zu tun haben, erfaßt werden. Auch fie lernen Juden und Tschechen als künftige Konkurrenten verabscheuen, und auch sie er­sehnen bei ihnen wär's freilich Lohn für jahrelanges Hungern und Mühen ruhige Karriere.

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-OVO

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oder nannten

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