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3. Jahrgang.
Socialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Die stärkste Partei!
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Mittwoch, 19. September 1923.
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Nr. 218.
Wie wir„ vernichtend geschlagen" wurden! Der liberale Graj Bethlen.
Die deutsche Sozialdemokratie
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Wenn in den deutschbürgerlichen Parteien und ihrer Presse auch nur ein Funken Anständigkeit leben würde, so könnten ihre Wahlbetrachtungen nicht an der Tatsache vorübersehen, daß die deutsche Sozialdemokratie auch nach diesen für sie ungünstigen Wahlen noch immer die weitaus stärkste Partei innerhalb der deutschen Bevöl=| ferung geblieben ist. Wir haben eine bittere Schlappe erlitten, die Mitläufer und wir machen wahrhaftig kein Hehl daraus manche Arbeiter, sind von uns abgefallen, aber unsere Partei, ihre Organisationen, ihre Kraft ist intakt geblieben. Mit der Stärke, der Diszipliniertheit unserer Partei kann noch immer feine einzige der anderen deutschen Parteien auch nur annähernd sich vergleichen. Aber diese auch in den Wahlziffern sich ausdrückende Tatsache zu konstatieren, dazu mangelt der deutschbürgerlichen Presse jedes Gerechtigkeitsgefühl, Sie erhebt vielmehr ein besinnungsloses Huronengeheul über die„ vernichtende". Niederlage Die deutsche Sozialdemeteatische Arbeiterpartei ist unter anderen in folgenden
die stärkste deutsche Partei. Es tut not, den Trommeln und Pfeifen des deutschen Bürgertums, das sich in der Vera herrlichung seines Sieges nicht genug tun kann, einen Dämpfer aufzuseßen. Die größten Lettern holt ihre Presse aus dem Schlaften hervor, um den Rückgang der deutschen sozialdemo tratischen Stimmen sinnfällig zur„ katastrophalen, vernichtenden Niederlage" umzudichten. aber weder sette Lettern noch fette Lügen vermögen die Tatsache aus der Welt zu schaffen, daß die deutsche Sozialdemokratie nach wie vor die stärkste deutsche Partei ist. In der übergroßen Mehrheit aller deutschen Städte u. Industriegemeinden erreichte keine der bürgerlichen Parteien unsere Stimmen- und Mandatzahl. Wer sich die Mußze nimmt, dies nachzuprüfen, wird erst ganz ermessen können, wie schwindelhaft und lächerlich zugleich es ist, von der ,, bernichtenden Niederlage" gerade jener Partei zu reden, die die stärkste ist. In cinem verhältnismäßig fleinen Ausschnitt führen wir unten der irregeführten Deffentlichkeit eine Anzahl Industriegemeinden und größerer Städte vor Augen, in deren Ratsstuben die geschlagene deutsche Sozialdemokratie als stärkste Fraktion ihren Einzug halten wird. Die Liste ließe sich verdoppeln und verdreifachen, wären alle jene bürgerlichen Ortsparteien, die unter einer Firma( als Wahlgemeinschaft oder bürgerliche Liste) kandidierten, einzeln gegen die Sozialdemokratie in den Kampf gezogen. Ganz abgesehen von den vielen, vielen fleinen Gemeinden mit fünfzehn oder noch weniger Mandaten, in denen wir die stärkste Partei bilden.
der deutschen Sozialdemokratie, die nun nach dem einstimmigen Urteile aller arischen und
Städten und Industriegemeinden die stärkste Partei:
jüdischen Schriftleiter von der„ Bohemia" bis Arnau( 8 Mandate) zum Tag", endgültig totgeschlagen, eingefargt Aussig ( 10) und begraben ist. Auch die tschechische Sozial- Bensen( 11) demokratie hat einen Stimmenabfall zu ber Bodenbach( 12) zeichnen, der noch größer ist, als der unsere, aber in feinem tschechischbürgerlichen Blatte rast Böhm.- Kamniß( 7) und tobt sich die gehässige Schadenfreude auch Fallenau( 11) nur annähernd so aus, wie so gut wie in Görkau ( 9) jedem einzelnen Blatte der Deutschbürgerlichen Graslih( 13) dies jetzt geschieht. Das deutsche Bürgertum Joachimsthal ( 12) war seit jeher bornierter, reaktionärer, hoch- Aich( 17) mütiger, gehässiger und arbeiterfeindlicher, als Alt- Rohlau( 20) das tschechische Bügertum, und es ist geblieben, Fischern( 18) wie es war. Der Saß gegen die organisierte Oberdorf( 10) Arbeiterschaft, der sich in den tollen PurzelMies( 7) bäumen ausdrüdt, die jetzt die Zeitungen des deutschen Bürgertums schlagen, übertönt Schvaz( 8) alle Vernunft, alle Anständigkeit und läßt die Steinſchönau( 14) deutsche Bourgeoisie nur das eine sehen: die Neudek ( 22) Schwächung der Partei der deutschen Arbeiter- Ratharinaberg( 11) schaft, die sie nun der Wunsch ist der Vater Petschau ( 9) des Gedankens gleich mausetot erklärt. Das Schönlinde( 16) flingt in allen Tonarten: Katastrophe der Großschönau ( 12) Sozialdemokratie",„ überwältigende Wahl- Graupen( 13) niederlage", abgewirtschaftet" und" vollstänTurn( 11) dige Niederlage", der„ rote Wahn ist verflossen" und ein Blatt findet die Vernichtung so voll- 3udmantel( 10) ständig, daß es ganz fromm wird und sich Settenz( 11) versucht fühlt, von einem Gottesgerichte zu Marschendorf I( 10) sprechen". Jene Proletarier, welche bei diesen Marschendorf II( 6) Wahlen ihrer Klasse untreu wurden und mit- Schaglar( 10) halfen, die Positionen der bürgerlichen Reak- Grulich( 5) tion und ihrer hafenkreuzlerischen Zutreiber Warnsdorf( 10) zu stärken, fönnen nun gleich die Probe auf Mähr.- Trübau( 11) das Erempel machen und aus dem frenetischen würbenthal( 11) Jubel der Bourgeoispresse, die sich insbesonPömmerle( 9) dere über das Anwachsen. der deutschgelben Stimmen unverhüllt freut, erkennen, wem sie durch ihre Abstimmung, durch die Treulosigkeit
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Türmiß( 11)
Altstadt( 12)
( 8) Mittelgrund( 13) Halbstadt( 8) Hermsdorf( 8) Ruppersdorf( 6) Loosch( 10)
Prödlik( 11) Sobochleben( 7)
Platten( 11)
Neu- Hammer( 12)
Neuhans( 9)
( 11)
Römerstadt( 8)
Haslau( 9)
Desact!( 8) Bärn( 7)
Pirkenhammer( 12) Sternberg( 12)
Wernersreuth( 10) Hohenstein( 10) Schöbriß( 8)
Franzenstal( 11)
Kostenblatt( 8)
Strzemusch( 10)
Freudenthal Gerichts
Langugezd( 11)
( 7) Deutsch- Lieban( 8)
Brattersdorf( 6)
Freudenthal- Stadt
( 1232 St.)
Bezirk( 53)
Heinzendorf( 8) Weikersdorf ( S) Landskron( 9) Lichtenau( 10) Ober- Lindewiese( 8) Bernau ( 16) Mühlberg( 8) Glebacht( 10
Wellhenis( 10) Arnsdorf( 9) Bicla( 15)
Krischwiß( 10) Mittelgrund( 13) Riegersdorf( 12) Schneeberg( 9) Polik( 12) Meistersdorf( 10) Wiesen( 8) Märzdorf( 10) Königsberg ( 11)
Gossengrün( 7)
Hochgarth( 10)
Thierbach( 9)
Schönlind( 8)
Silberbach( 15) Oberrothau( 17)
Bürgstein( 7)
Dallwig( 15) Donawit( 14) Drahowitz( 16) Hohendorf( 8) Sodau( 11)
Bedliß( 10) Sporih( 9) Görsdorf( 13) Trinkfeifen( 12) Wiesa( 6) Wolfsberg ( 8) Zwug( 9) Dreihunken( 9) Kleinaugezd( 17) Probstau( 8) Pyhanken( 13) Wiftriß( 11) Oberjungbuch( 17) Oberaltstadt( 14) Bernsdorf ( 10) Lampersdorf ( 14) Hennersdorf( 6) Niedergrund( 6) Weißenfulz( 10) Dorf Eisenstein( 9) Markt Eisenstein( 15) Neugebau( 11) Rabitz( 6) Christophhammer( 9) Choticschan( 9) Grußbach( 12) Probit( 9)
Pulgram( 6)
Von unserem ungarischen Korrespondenten.
Man erlebt heutzutage so merkwürdige Dinge, daß man es ohne größere Verwunderung zur Kenntnis nimmt, daß Graf Bethlen von heute auf morgen zu einem liberalen Staatsmann und der fonterrevolutionäre Kurs in Horthyungarn zum Liberalismus geworden ist. So wird es in dem Pariser ,, Le Temps" berichtet und, wenn auch nicht so flar, im Gazette de Prague" und der„ Prager Presse" verkündet. Auch ein französischer Senator, der die großen Möglichkeiten guter Geschäfte faum berachtet, da er einer der politischen Direktoren des Matin" ist, hat in zwei Tagen, die er in den großen Hotels und in den Salonen der reichen Börsenjuden in Budapest zu Studienzwecken verbracht hat, die entscheidende Schwenfung nach links feststellen können. Aber auch große und erste Zeitungen, wie„ Manchester Guar dian" und sogar der Berliner Vorwärts" wissen ihren Lesern von einem liberalen Kurs" Horthyungarn zu erzählen. So ist es also vielleicht nüßlich, zu erzählen, was eigentlich in Un garn vorgeht.
die Tatsache, daß Julius Gömbös und einige Dieser Preßfeldzug stützt sich vor allem auf
feiner Parteifreunde aus der Partei des Grafent Bethlen austraten und daß hiedurch ein Bruch zwischen den Rechtsbolschewifen und der Regie rung eingetreten ist. Aber in der Politik der Regierung Bethlen ist seit diesem Bruch gar feine Aenderung eingetreten, sie ist heute, ohne Gömbös, dieselbe, wie sie gestern mit Gömbös war. Alle Institutionen der Konterrevolution bilden auch heute ein Rührmichnichtan: das Internierungslager pon Zalaegerszeg , die konterrevolutionären Tribunale mit ihren Schredensurteilen, der Numerus clausus auf den Hochschalen, die geheiment Organisationen in allen Staats- und Verwal tungsämtern, die verschiedenen bewaffneten Organisationen, die Munition importieren und irredentistische Propaganda exporteren, arbeiten heute wie gestern. Um diesen ganzen Aufbau der weißen Herrschaft erhalten zu können, hat Graf Bethlen, dessen Regierung all dies geschaffen und ver teidigt hatte, einige persönliche Opfer gebracht und sich von seinem Freunde, von dem Schöpfer seiner Partei, von dem Wahldiktator Gömbös, vor der Deffentlichkeit getrennt, um dadurch den Schein zu erwecken, daß er den politischen Sturs gewech selt hat. Aber diese Trennung geschah mit der Verabredung, grüß mich nicht unter den Linden", und sollte dem Grafen Bethlen nicht gelingen, die dringend gewordene Anleihe zu erhalten oder wird er sie einmal schon in seiner Tasche haben, dann wird die Welt, die ihm so leicht glaubt, schon ihre blauen Wunder erleben. Bethlen kann feinen ernsthaften Kampf gegen Gömbös, gegen die Erwachenden, gegen die ganze fonterrevolu tionäre Bürokratie führen: denn er war fast zwei Jahre hindurch der vorsichtige, aber doch der eigentliche Anführer dieser Bande. Er hatte alle Mordtaten, alle Gewalttätigkeiten dieser Leute als ein wichtiges Instrument seiner Politik geschüßt, er hat die Durchführung der Wahlen Gömbös anvertraut, der die Gelder kennt, die die Regierung erhalten hatte, der die Terrorgruppen zur Niederschalgung jeder Opposition aufgestellt und in den ,, Wahlkampf" geschickt hatte, furz, er fann gegen
Und nun sage noch jemand, daß wir am 16. September nicht ver. Gömbös feine Politik machen, denn er müßte fie
an ihren Klassengenossen, genüßt haben. Sie nichtet wurden! werden nun, da sie mitgeholfen haben, in den Gemeinden wieder die Bürgerlichen in den Sattel
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gegen sich selbst, gegen seine zusammenterrorisierte und zufammengekaufte Partei machen. Der da
zu setzen, noch öfter zu erkennen Gelegenheit legenheit gegeben hätte, im Freudenparorismus einzige selbst jetzt nach unserer„ Vernichtung"| einer Partei etwas Zurückhaltung, die prozenhaben, daß die Abirrung von ihren Klassen- das Ende der Sozialdemokratie anzufündigen. in ihrer Stärke an uns heranreicht, die sozial- tuell nicht annähernd so stark im tschechischen genossen ein Schnitt ins eigene Fleisch war. Wir haben in den Jahren 1901 und 1911 demokratische Gefahr" gebannt glauben und Volke ist, wie wir im deutschen. daß sie ihre Wahl teuer werden bezahlen schwere Rückschläge erlebt und wichtige Posi- Gott auf den Knien danken, daß er die kapi- Nein, wir gehen aus dem Wahlkampfe müssen. Und die gleiche Erfahrung werden tionen eingebüßt. Damals war unsere Partei talistische Gesellschaft von dem bösen Alpdruck alles eher als„ vernichtet" hervor. Wir sind diejenigen Gemeindeangestellten, welche sich ungleich kleiner und schwächer als heute, aber des Sozialismus befreit hat. Unsagbar und bleiben die stärkste Partei im durch die Lügen und demagogischen Kunststücke bald nach diesen bitteren Niederlagen hatten trollig und lächerlich ist es gar, wenn die deutschen Volke! Diese Tatsache kann betrügen und einfagen ließen, ebenso wie die wir nicht nur die Scharte ausgeweßt und um Bohemia", das Blatt einer Partei, die ein aller Haß und alle Rabulistik nicht aus der übrige arbeitende Bevölkerung machen. Nun ist so sieghafter erwies sich der Gedanke des So- Pfründnerdasein führt, deren Zwerghaftigkeit Welt schaffen. Was wir diesmal eingebüßt der Schwindel, die Sozialdemokraten hätten die zialismus, wir waren auch bald stärker als uns kaum an die Fußknöchel heranreicht, den haben, wir werden es wettmachen, bald kehren Gemeindefinanzen ruiniert und wie die vordem. Die Toren, die da wähnen, uns be- Reigen der Sozialistentöter anführt und zum wir reisiger und sieghaft wieder. Dafür bürgt Bohemia" als Wortführerin des Hakenkreuz- siegt zu haben, da wir in einer Zeit der Reichenbegängnis der Sozialdemokratie ein- unsere Kampfesentschlossenheit, der ungelertums faselt- unerhört gesteigerten Um- Lethargie der Voltsmassen Wählerstimmen ladet! Die deutschdemokratische Tischgesellschaft, brochene Mut der Massen, die sich troß allelagendruck ausgeübt", zu Ende, nun werden eingebüßt haben! Als ob wir nicht aus jedem die längst durch die Verachtung der deutschen dem zur Fahne des Sozialismus bekennen! die bürgerlichen Parteien zu zeigen haben, was Rückschlag unserer Bewegung verjüngt, ge- Bevölkerung ins Ausgedinge getrieben wurde, Denen aber, die uns seit Jahr und Tag in sie könnnen und wie sie die bei den Wählern fräftigt, erfahrener und zäher hervorgegangen scheint das Gefühl für die lächerliche Rolle, ihre nationale Einheitsfront" loden wollen, genährten Hoffnungen zu erfüllen gedenken. wären! Als ob nicht, auch wenn sich alles zu der sie ihr großmäuliger Moniteur ver- und die jetzt durch ihre ausbündigen FreudenDie Sozialdemokratie tot und vernichtet gegen uns verschwört, die ökonomischen Ver- urteilt, vollständig eingebüßt zu haben. Be- ausbrüche über die„ zerschmetterte Sozialzu erklären, ist eine Beschäftigung, der das hältnisse, die kein Wahlerfolg des Bürgertums fremdend ist, daß auch das Pravo Lidu" in demokratie" zum Ausdruck bringen, daß ihnen deutsche Bürgertum nicht das erstemal obliegt. zu ändern vermag, für uns wirken und den den Chor der deutschbürgerlichen Zeitungen der Klassenhaß tausendfach höher als die Wie oft im Laufe der Zeiten hat man uns Wassen das zeitweilig abgeirrte Klassengefühl einstimmt und seine Genugtuung über die Nation" steht, ihnen wird die richtige Anttotgesagt! Und es ist nicht das erstemal, daß wieder einpauten würden! Wie unsinnig, wenn Schlappe der deutschen Sozialdemokraten an wort schon noch gegeben werden! eine verlorene Wahlschlacht den Gegnern Ge- die bürgerlichen Parteien, von denen keine den Tag legt. Wir meinen, es ziemt dem Blatte
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