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Brag
_ Sozialdemokrat
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3. Sabrgang.
Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowatischen Republit.
Die Unschuldigen.
Ein Wort muß doch über die Kommu
Sonntag, 23. September 1923.
Reichskonferenz der Bergarbeiter.
nisten und ihren Anteil, den sie an dem für Ein Borschlag des Ministerpräsidenten.
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Nr. 222.
statiert. Einige Gruben werden nach Beendigung des Streikes nicht imstande sein, die volle Zahl der Bergarbeiter zu beschäftigen, da zuerst die Schächte in Ordnung gebracht werden müssen.
Die Morgen wird in Lazy eine Revierkonferenz der Mitglieder der Betriebsräte und der Gruppen. vorsitzenden abgehalten, in der der Bericht über lungnahme der Bergarbeiter zu diesem Ergeb- den Verlauf und das Ergebnis der Prager Bes nis festzustellen. ratungen erstattet werden wird. 2. Die definitive Entscheidung über das Infolge des Bergarbeiteräreils 7000 weitere Vorgehen erfolgt auf der nächsten Glasarbeiter in den deutschen Gebieten Reichskonferenz, welche sofort einberufen
erwerbslos.
Es war zu erwarten, daß sich bei dem Berg
wird, sobald die Stellungnahme der Unterneh mer hinsichtlich Abschluß von Kollektivverträ- arbeiterstreit die ersten Folgen für die Glasgen in allen Revieren festgestellt sein wird. Der Streit dauert daher unverändert weiter.
des Ministerpräfventen. Heute Revierkonferenzen. das sozialistische Proletariat schlechten Wahlergebnis haben, gesagt werden. Wir und mit Entscheidung fällt auf der nächsten Reichsfonferena. uns auch die übrige Parteipresse haben uns Die für den 21. Septentber anberaumte und bei der Besprechung der Ursachen dieser Wahl- vertagte Reichskonferenz der Bergarbeiter fand schlappe den Kommunisten gegenüber die größte am 22. d. M. im„ Lidovy Dum" in Prag unter Zurückhaltung auferlegt, weil wir meinten, dem Vorsitz der kcalierten Bergarbeiterverbände daß alle proletarischen Parteien gleich uns jetzt statt. Sie dauerte von elf Uhr vormittags bis die Notwendigkeit empfinden werden, anzwei Uhr nachmittags, Anwesend waren von den an- foalierten Verbänden 51 und den Revierräten 21, gesichts des gemeinsamen Feindes nichts zur also zusammen 72 Delegierte. Die Abgeordneten Verschärfung der Gegensäße zu tun, doch wie Brožit und Pohl erstatteten einen ausführ sich ihre Presse auftut und das Wahlergebnis lichen Bericht über die vorgefallenen Ereignisse gegen unsere Partei auszuschroten sucht, das und über den Verlauf der Verhandlungen mit den kann nicht ohne Antwort bleiben. Es wäre Unternehmern. Ferner berichteten sie über das noch hinzunehmen, daß die kommunistischen Ergebnis der Verhandlungen mit dem Minister Blätter sich und ihre Leser bewußt über den für öffentliche Arbeiten Srba und dem Minister Wahlausfall zu täuschen suchen, der doch, präsidenten Svehla. Hierbei brachten die Bewenigstens für die deutsche Seftion" der richterstatter der Reichskonferenz auch den An Kommunisten eine noch bei weitem größere trag des Ministerpräsidenten bezüglich der BeenNiederlage darstellt, als für die deutschen Sozialdemokraten. Wenn die Gesamtziffern vorliegen werden, soll den Kommunisten bewiesen werden, daß sie kaum den fünften Teil deutscher Arbeiterstimmen erhielten, den wir auf unsere Kandidaten vereinigten, von dem Prozentsaße, den ihre Stimmen unter jenen der Gesamtbevölkerung betragen, gar nicht zu reden. Man wird dann überschauen fönnen, wie groß der Anhang jener ist, die nicht anders als im Namen des Proletariats sprachen und täglich in Weltrevolution machten. Nun fafeln sie nach dem armseligen Ergebnis, das insbesondere ihre Hochburg zeigte, von einer
digung des Streifes zur Kenntnis. Der Antrag des ministerpräsidenten lautet:
Prag, 22. September .( Tsch. P. B.) Das Ministerium für öffentliche Arbeiten teilt über Mit dem Tage des Arbeitsantrittes tritt die Verhandlungen zur Beendigung des Bergeine zehnprozentige Lohnherabsetzung bis zum über die Beendigung des Bergarbeiterstreites arbeiterstreifes folgendes mit: Die Verhandlungen 31. Dezember 1923 in Gültigkeit. Mit 1. Jän- wurden gestern und heute einerseits im Mininer 1924 tritt für den Fall einer ganzivöchent- fterium für öffentliche Arbeiten, anderseits im lichen Beschäftigung in der Dauer von minde- Ministerratspräsidium fortgesetzt. Da der Kern stens vier Wochen, eine weitere Lohnreduktion des Konfliktes die Regelung der Verhält von fünf Prozent ein, wobei sich die Revierenisse im Ostrau - Karwiner Revier ist verpflichten, daß fie fich bemühen werden, die volle Beschäftigung auch weiterhin zu erhalten. Wird diese Garantie von den Unternehmern nicht geleistet, tritt ab 1. Jänner 1924 eine Reduktion von vier Prozent ein. Sonst gelten die Bestimmungen des bisherigen Vertrages bis 31. März 1924.
bemerkenswerten Feftigung der kommunistischen Bewegung sowohl im deut schen als auch im tschechischen Gebiete" und schwindeln, die Werbekraft des Kommunismus" habe sich wieder einmal in strahlendem In der dem Bericht folgenden Debatte sprach Lichte gezeigt. Sie machen es wie der Wan- aus jedem Revier ein Vertreter. Hierauf wurde derer im finsteren Walde, der sich durch Pfei- folgender Antrag einhellig angenommen:
fen Mut macht. Man brauchte nichts dagegen einwenden, wenn sich die Kommunisten selber so eifrig belügen, aber ihre Blätter, die den Sieg des Kommunismus vollständig machen wollen, tuten auch in das Horn der deutschen Schriftleiterpresse und erzählen von der„ vernichtenden Niederlage" der Sozialdemokraten. Und sie machen noch ein weiteres: mit gut gemimter Entrüstung weisen sie die Zumutung zurück, daß ihre Hezze gegen uns den Wahlerfolg in die Hände der Bürgerlichen spielen half, vielmehr machen sie uns selbst dafür verantwortlich.
Die Reichskonferenz der Bergarbeiter hat den Bericht über das Ergebnis der Verhandlungen zieds Beendigung des Vergarbeiterstreites entgegengenommen. Das Ergebnis besteht in dem Antrage des Ministerpräsidenten vom 21. September 1923, bezüglich Regelung der Lohnfrage im Ostrauer Reviere. Nach Anhörung des Berichtes beschlicht die Reichsfonferenz:
1. Auf den am morgigen Tage stattfindenden Revierkonferenzen die Stel
und bleibt, wurden die Verhandlungen in dieser Richtung fon entriert. Nach ausführlichen Ver handlungen im Ministerratspräsidium in Anwesenheit des Ministers für öffentliche Arbeiten wurde in der Nacht auf heute ein Vorschlag betreffend die Beendigung des Lohnkonflittes im Osirau Karwiner Revier formuliert, welcher heute der Reichskonferenz der Bergarbeiter als Gegenstand der Verhandlungen diente. Morgen, Sonntag, wird über diesen Vorschlag in den Revierfonferenzen referiert werden. Für Montag hat das Ministerium für öffentliche Arbeiten die Vertreter der Arbeiterschaft und der Grubenbesitzer aller Reviere nach Prag berufen zwecks Verhandlungen über den Abschluß eines Rollettivvertrages in allen Revieren. Eine unmittelbar darauf einbeufene Reichskonferenz wird sodann den Beschluß über die Beendigung des Konfliktes fassen.
industrie bemerkbar machen werden, weil dieselbe zu den größten Sohlenverbrauchern ge hört. ch den Berichten, die bis jetzt an den Zentralverband der Glasarbeiter eingelangt sind, mußte die Produktion in 24 Glasfabriken wegen Rohlenmangel eingestellt werden und wurden hievon wieder 6591 Glasarbeiter arbeitslos. Wir bringen im folgenden eine Zusammenstellung der einzelnen Firmen und die Zahl der betreffenden Arbeiter, die wir der„ Glasarbeiter Zeitung" entnehmen:
Böhnt. Glasindustric A.-G. Bleisiadt Montan und Industrialwerfe Unter Reichenau
Siemens A.-G., Neufatil Glasfabrit A.-G., Chodau Moser, Meierhöfen Glaser, Brüg Engels, Bilin Mühlig, Sostomit Lutesch, Dur Rindskopf, Dur
Rindstopf, Hundorf Rindstopf. Sosten Sabel, Kosten. Rudolfshütte, Wistrit Fischmann, Kleinaugezd Bufesch, Türmit Lukesch, Aussig a. E.
Meiers Neffen, Reitendorf( Mähr.) Richter, Würbental( Schlesien ) Riedel, Reinowitz bei Gablenz Riedel, Josefstal. Michel& Co., Haida. Meyer, Haida
Glasfabrik Blottendorf
Babi b. arbetslosen Arbeiter
500
600
100
890
200
200
800
520
200
250
400
250
500
400
150
200
390
80
36
260
70
60
45
Wir bemerken hiezu, daß sich diese Zusam menstellung nur auf die deutschen Gebiete bezieht, Die Situation in Ostrau . daß in Mittelböhmen , der Slowakei , zumindest Mähr. Ostrau , 22. September .( Tsch. P. B.) dieselbe Zahl in Frage kommt und daß jeden Tag Im ganzen Reviere herrscht vollkommene Ruhe. immer neue Betriebseinstellungen plaßgreifen, In allen Betrieben werden Betriebsstörungen so daß die Zahl der erwerbslosen Glasarbeiter int gemeldet. Auf einigen Schächten wurde die Gefahr ganzen Staatsgebiete zumindest das zweieinhalbder Verschüttung der Gassen und Stollen ton fache der obigen Zahlen betragen dürfte.
Die Beslissenheit, mit der die kommunistische Presse in das Schriftleitergekreisch vom Arbeiter vollständig" mit Hilfe von Kerker, nisvoller, als die kommunistische Gepflogen-[ schaft und Staat dem Sozialismus entgegenunaufhaltsamen Niedergang" der Sozial- Galgen und Flintenkugeln abgefallen" ist, heit, das Proletariat zur Ueberschätzung seiner zuführen. Wenn der Vorwärts" treuherzig demokratie einstimmt, läßt darauf schließen, das mag bis zu einem gewissen Grade richtig Kräfte zu verleiten, es in revolutionäre" meint, eine Unterlassung der Aufklärung der daß die Kommunisten ihre sauberen Methoden sein, aber die dabei verwendeten Mittel soll- Haschischträume zu versetzen, ihm in Zeiten. Massen über den Zusammenbruch der bolschefortzusehen gedenken und daß sie aus dem ten den Vorwärts" doch abhalten, auf diese da das Proletariat geschwächt ist und vor wistischen Ideologie hätte bewirkt, daß die Wahlausfall feine Lehre ziehen wollen. Umso Art Bekehrung stolz zu sein. Gegen die Werbe- allem seine Positionen schützen müßte, täglich durch die Hezarbeit der Kommunisten von uns mehr suchen sie uns zu belehren. So erfahren fraft der Ticheka vermochten vorläufig die neue Stampsparolen vorzusetzen, deren Un- abgesplitterten Arbeiter den Kommunisten erwir denn von ihnen, daß wir nicht mit einem Sozialdemokraten in Rußland freilich eben- durchführbarkeit bei den Arbeitern schließlich| halten geblieben wären, so ist das so drollig, Wechsel von Rückgang und Fortschritt zu rech- sowenig aufzukommen, wie die Kommunisten die schwerste Enttäuschung hervorrufen muß. daß es schwer hält, nicht hell aufzulachen. Das nen hätten, sondern daß es mit uns aus und gegen die Befehrungsmittel der„ erwachenden Diesem verantwortungslosen Treiben zu ist nicht mehr Naivetät, sondern schon ausgevorbei ist, daß wir uns eben unaufhaltsam" Christen" in Ungarn und der Schwarzhemden huldigen, blieb den Kommunisten vorbehalten pichte Dummheit. Wir brauchen uns wahrentschließen müßten, zugunsten des„ erstarken- in Italien . Der Trost, den sie sich an dem und in ihm ist eine der Hauptursachen der haftig nicht dafür zu verantworten, daß wir den Kommunismus" zu sterben. Wir bedauern russischen Beispiel holen, läßt sie auch neuer Schlappe des deutschen Proletariats bei diesen der Arbeiterschaft Sowjetrußland als den höflichst, der freundlichen Einladung nicht dings die Demokratie in Grund und Boden Wahlen zu suchen. Wir sagen: des Prole- schlagendsten Beweis dafür vorführten, wie Folge leisten zu können, besonders nicht nach verdammen, da ihnen diese bei den Wahlen tariats, denn die Kommunisten müssen sehr die Kommunisten das Proletariat auf diesen Wahlen, die das„ Erstarken" des Kom- eine solche Enttäuschung bereitete. Es tut uns selber zugeben, daß sie nicht alle" Arbeiter, Irrwege locken.
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munismus in feineswegs aufregender Weise leid, ihnen auch hier nicht folgen zu können, die ihre Heße von der Sozialdemokratie ab- Wir wissen sehr wohl, daß der üble Wahlzeigen, und besonders, wenn wir die Beweise denn nach wie vor erblicken wir in der Demo- spaltete, festzuhalten vermochten. Allerdings ausfall vom Sonntag auch noch andere Urdafür vernehmen.. Als Beweis führt nämlich fratie, so verfälscht sie heute auch sein mag, haben sie sich dafür eine föstliche Erklärung sachen hat, als die Zerstörungstätigkeit der der Reichenberger Vorwärts" Rußland die einzige Möglichkeit der politischen Schu zurechtgelegt: die Demagogie der Bürgerlichen Kommunisten; so die wirtschaftliche Stagna(!) an, wo dieser Niedergang bis zur voll- lung der Arbeiterschaft, ihrer Erziehung zu habe in der Wahlagitation als Hauptschlager tion und die lumpige Demagogie der Deutschständigen Abkehr des letzten Arbeiters" von Selassenbewußtsein und sozialistischer Gesin- das„ bolschewistische Chaos in Rußland " an- bürgerlichen. Aber die Tatsache bleibt bestehen: der Sozialdemokratie geführt habe. Es war nung. Wenn uns der Vorwärts" zu belehren gewendet und wir hätten ihnen diese Waffe die Kommunisten haben durch ihre, von jeder vom Vorwärts" unvorsichtig, diesen Beweis jucht, wir dürften nicht darauf verzichten, durch in die Hand gedrückt und geschärft". Mit einem Scham freien Heße und Wühlarbeit gegen die zu führen, denn er gibt uns damit die Mög- außerparlamentarische Kampfbewegungen das Wort: die Kommunisten machen uns ganz Sozialdemokratie den bürgerlichen Klassenlichkeit, von der„ vollständigen Abkehr des Proletariat zu entflammen, so lehnen wir ernsthaft zum Vorwurf, weil wir die Arbeiter feinden den Boden vorbereitet. Ohne das Berletzten Arbeiters" vom Kommunismus in diese Belehrung dankend ab, denn die ganze schaft darüber aufklärten, wie es in Rußland störungswerk der Kommunisten, deren törichte -Ungarn und Italien zu sprechen und Geschichte der Sozialdemokratie beweist, daß ausschaut nebenbei: von einem„ Chaos" Verheißungen Massen von Arbeitern zuerst dieser Beweis ist ebenso schlüssig wie jener wir niemals auf außerparlamentarische Kampf- haben wir nie gesprochen!- daß wir an den dem Kommunismus zuführten, um sie dann des„ Vorwärts". Den Argumenten Horthys bewegungen verzichtet haben. Allerdings hiel- sowjetrussischen Verhältnissen aufzeigten, daß zu ernüchtern und zu enttäuschen, wären alle und Mussolinis vermochten die Kommunisten ten und halten wir dazu politische und soziale dort keine Spur von Sozialismus vorhanden Mühen des Bürgertums, alle ihre unsauberen ebensowenig standzuhalten, wie die Sozial- Vorbedingungen für notwendig und nicht, wie sei, daß der Bolschewismus zum Kapitalismus Lügen ohne Erfolg geblieben. Diese große demokraten den Argumenten der sowjetrussi- dies die Sommunisten tun, fünstlich geschmie- sich fortentwickelt habe und schließlich, daß der Schuld von sich abzuwälzen, wird den Komschen Tscheka . Daß nun in Rußland der letzte dete Parolen. Wir halten nichts für verhäng- Bolschewismus nicht das Mittel sei, Gesell- munisten nicht gelingen!