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3. Jahrgang.
Suzieldemokrat
Zentralorga de Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowatischen Republit.
Donnerstag, 27. September 1923.
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Nr. 225.
An der Spize aller Erwägungen über die Frage der Einstellung des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet steht die Tatsache: die Finanzierung des Ruhrkampfes hat dem Reich Die Unmöglichkeit der finanziellen Durchhaltung des Kampjes. Die wichtigste durch Nationalisten und Monarchisten den Sieg in der vorigen Woche 3000 Billionen Aufgabe der Regierung: Freilassung der Gefangenen, Rückkehr der Ausge blikaner davonträgt. Die größte Gefahr droht Papiermark gekostet und würde in der näch sten Woche die Höhe von 8000 Billionen er- wiesenen, Sicherung der elementarsten Menschenrechte.
flimmen!
Bei dieser über alle menschlichen Vorstellungen hinausgehenden Summe wäre es aber nicht geblieben, sie wäre bei Fortführung des Ruhrkrieges von Tag zu Tag in rascher Progression gestiegen. Diese ungeheueren Mittel, welche die Finanzierung des passiven Widerstandes verschlingt, ist die deutsche Reichs. regierung nicht imstande, weiter aufzubringen. Wenn vielleicht schon nicht in den allernächsten Tagen, so müßte doch in allerfürzester Frist der Moment der Zahlungsunfähigkeit Deutschlands eintreten. Bis dahin würden das entsetzliche Elend der Bevölkerung, die Vernichtung des Wirtschaftslebens weitere Fortschritte machen. Die Kräfte Deutschlands sind erschöpft, es geht einfach nicht weiter.
Aber für die sofortige Beendigung des Ruhrkampfes ist noch ein anderer Umstand bestimmend: der passive Widerstand ist unwirksam geworden und er hat seit einiger Zeit den Franzosen mehr Nußen als Deutschland gebracht, denn die Besaßungsbehörden vermochten dadurch einen großen Teil der Verwaltung in ihre Hände zu bringen, es ist ihnen möglich geworden, eine Reihe von Eisen. bahnen, in eigene Regie zu nehmen. Auch des paffiven
haben sie mit Sie Widerstandes|
Hunderttausende von Menschen des Landes verwiesen, von den sonstigen Leiden und Bedrängnissen der Ruhrbevölkerung ganz zu schweigen.
Dari nicht losgelöst werden.
, 26. September .( Wolff). Die vom Reichspräsidenten und den sämtlichen Mits gliedern des Reichskabinetts unterzeichnete Proklamation an das deutsche Volt hat folgenden Wortlaut:
Am 11. Jänner haben französische Truppen wider Recht und Vertrag das deutsche Ruhr gebiet befeßt. Seit dieser Zeit hatten Ruhrgebiet und Rheinlande schwerste Bedrüdungen zu erleiden. Deutschland
steht vor seiner schwersten Krisis. In dieser Woche noch fann sich sein trauriges Los zur unermeßlichen Katastrophe wenden, wenn die Aufpeitschung der dunklen Instinkte über die Vernunft der Demokraten und Repu Deutsches Land von Bayern her, wo die Knechte Ludendorffs die Mordheße bis zum Wahnsinn aufgepeitscht haben. Wiederum, wie schon ein Dugendmal in den letzten zwei Jahrhunderten deutscher Geschichte, ist es Bayern , das Bayern französelnder Diplo maten und gesinnungsloser Landsknechte, das der deutschen Nation schwerste Stunden bereitet, das offen zum Rechtsputsch treibt, die Abfallbewegung vom Reiche führt und in dessen Innern Säbel und Schlagring die Herrschaft über die arbeitende Bevölkerung anzutreten sich anschiden. Der bayerische Innenminister Schweher hat sich zwar in seiner letzten politischen Rede gegen jede Erschwerung der Reichsaußenpolitik, gegen einen Staat im Staate" ausgesprochen. Aber den schönen Worten bayerischer Minister kommt nicht entscheidendes Gewicht zu, selbst wenn man an nimmt, daß ihr Bekenntnis zum Reich innerer Ueberzeugung und nicht nur taktischen Erwägungen entspringt. Regiert wird Bayern nicht von Schweher, sondern von den verschiedenen ,, baterländischen Verbänden", die in aller Offenheit und mit den beispiellosen Methoden blutiger Gewalt die republikanische und sozialistische Arbeiterschaft niederknüppeln und die Herrschaft
Ueber 180.000 deutsche Männer, Frauen, Greise und Kinder sind von Haus und Hof vertrieben worden. Für Millionen Deutsche gibt es den Begriff der persönlichen Freiheit nicht mehr. Gewalttaten ohne Zahl haben den Weg der Oftupation begleitet. Mehr als hundert Volksgenossen haben ihr Leben dahingeben müssen, Hunderte schmachten noch in Gefängnissen. Gegen die Unrechtmäßigkeit des Einbruches erhoben sich Rechtsgefühl und vaterländische Gesinnung. Die Bevölkerung weigerte sich, unter fremden Bajonetten zwar beiten. Für diese, dem Deutschen Reiche in schwerster Zeit bewiesene Treue und Stand haftigkeit dankt das ganz deutsche Volt.
Die Reichsregierung hatte es übernommen, nach ihren Kräften für die leidenden Volks genossen zu sorgen. In immer steigendem Maße sind die Mittel des Reiches dadurch in Anspruch genommen worden. In der abgelaufenen Woche erreichten die Unterstüßungen für Rhein und Ruhr die Summe von 35 00 Billionen Mart. In der laufenden Woche ist
für mindestens die Verdoppelung dieser Summe zu erwarten. Die einstige Pro
duktion des Rheinland - und Ruhrgebietes hat aufgehört. Das Wirts schaftsleben im beseßten und unbeschten Gebiete Deutschlanus ift errüttet. Mit furchtbarem Ernst droht die Gefahr, daß bei Festhalten an dem bisherigen Berfahren die Schaffung einer geordneten Währung, die Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens und damit die Sicherung der nackten Existenz für unser Bolt unmöglich wird.
Diese Gefahr muß im Interesse der Zukunft Deutschlands ebenso wie im Interesse von Rhein und Ruhr abgewendet werden. Um des Leben von Wolf und Staat zu erhalten, stehen wir heute vor der bitteren Notwendigkeit, den Kampf abzubrechen. Wir wissen, daß wir damit von den Bewohnern der besetzten Gebiete noch größere seelische Opfer als bisher verlangen.
Heroisch war ihr Kampf, beispiellos ihre Selbstbeherrschung Wir werden niemals vergessen, was diejenigen erlitten, die im beschten Gebiete sind. Wir werden niemals vergessen derjenigen, die lieber ihr Vaterland verließen, als dem Vater lande die Treuc zu brechen. Dafür zu sorgen, daß die Gefangenen freigegeben werden, daß die Verstoßenen zurüdfehren, bleibt die vornehmste Aufgabe der Reichsregierung. Vor allen wirtschaftlichen und materiellen Sorgen steht der Kampf für diese elementariten Menschenrechte.
Auch die Hoffnung auf die Hilfe des Auslandes war, als sich die deutsche Regierung zum Aufgeben des passiven Widerstandes ent Schloß, längst zuschanden geworden. Trotz aller " Sympathien Englands" war die deutsche Regierung selbst zur Zeit, da die Gegensäße zwischen England und Frankreich scharf zugespißt waren, nicht imstande, in England auch nur den geringsten Privatkredit zu erhalten. Ueber eine passive Sentimentalität gegenüber der steigenden Not Deutschlands schwang sich England nicht empor. Der Egois. mus Amerikas bewahrte es vor jeder Einmengung in den Ruhrkonflikt. Ebenso sah die übrige kapitalistische Welt, soweit sie nicht offen auf Seite Frankreichs stand, seelenruhig zu, wie das deutsche Volf immer mehr dem Sunger verfiel, wie die Entbehrungen zahllose Kinder und Erwachsene dahinwelken und zugrundegehen ließen. Auch der armselige Völkerbund erwies sich als untaugliches Instrument, den Raubkrieg durch ein engerechten Schiedsspruch zu beenden. Die sozialistische sorten suchen auf die entnervte, verwirrte Be- haltung des Getreides durch die Agrarier, den Welt aber ist zur Zeit so geschwächt, daß sie völkerung zu spefulieren und wenn es nur auf wüsten Spekulationen der Börsenjobber und dem imperialistischen Verbrechen nicht wehren sie und ihre Gewissenlosigkeit ankäme, würden dem schamlosen Treiben der Inflationshyänen fonnte. So mußte schließlich Deutschland not- sie keinen Augenblick sich scheuen, Deutsche und Preistreiber entgegenzutreten. Es war gedrungen zur Kapitulation schreiten. gegen Deutsche zu führen und den Bürgerkrieg ihre Politik, welche die Finanzen Deutsch
Deutschland hat sich bereit erklärt, die schwersten materiellen Opfer für die Freiheit deut scher Vollsgenossen und deutscher Erde auf sich zu nehmen. Diese Freiheit ist uns aber fein Objekt für Verhandlungen oder für Tauschgeschäfte.
Der Reichspräsident und die Reichs regierung versichern hicdurch feierlich vor dem deutschen Bolie und der Welt, daß sie sich zu keiner Abmachung verstehen werden, die auch nur das fleinste Stüd deutscher Erde vom Deutschen Reiche loslöste.
In der Hand der Einbruchsmächte und ihrer Verbündeten liegt es, ob sie durch Anerfen nung dieser Auffassung Deutschland den Frieden wiedergeben oder ntit der Beriveigerung dieses Friedens alle die Folgen herbeiführen wollen, die daraus für die Beziehungen der Völfer entstehen müssen.
Das deutsche Volt fordern wir auf, in den bevorstehenden Zeiten härtester seelischer Prüfung und materieller Not treu zusammenzustehen. Nur so werden wir alle Absichten auf Zertrümmerung des Reiches zunichte machen. Nur so werden wir der Nation Ehre und Leben erhalten, nnr so ihr die Freiheit wiedergewinnen, die unser unveräußerliches Recht ist.
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von Ludendorff aufrichten wollen. Ludendorff hat sich offen in einem veröffentlichten Interview, auf den Boden der„ vaterländischen" Stampfvereine gestellt und also sitler, dem Führer des extremen Nationalismus und Hafenkreuztums, die Hände gereicht. Diese Tatsache hat den bayerischen reaktionären Kampfvereinigungen noch mehr den Rüden gesteist und ohne Umschweife richteten sie an den Minister präsidenten Knilling die Forderung, die Regierung möge sich in flarer Stellungnahme für die völlischen Verbände erflären, die entschlossen sind, die Organisationen des Profetariats ,, mit der Waffe in der Hand niederzukämp fen" und den Innenminister Schweyer be seitigen, der, wie gesagt, mit den Vaterländischen" nicht gemeinsame Sache machen will.
Die Antwort des bayerischen Ministerprä sidenten steht noch aus; sie ist aber so ziemlich belanglos, da die Banden Ludendorffs und Sitlers ihre grauenvolle Herrschaft in Bayern längst angetreten haben, ohne daß Herr Knilling oder auch Herr Dr. Schweher auch nur das Geringste dagegen getan hätten. Es vergeht keine Woche, ja fast kein Tag, da nicht irgendwo in Bayern ein Abeiter erschossen oder totgeschla gen würde. Noch in keinem Falle sind die trefflichen Sicherheitsorgane der bayerischen Regierung, die im Stampfe gegen demonstrierende Arbeitslose die Kugeln so loder im Laufe steden haben, der Mörder habhaft geworden. Und was bisher bald in Neuburg und Rosenheim , bald in Teucht und Nürnberg geschah, soll nun nach der Erklärung der bölfischen Presse überall allgemeiner Brauch werden. Daß das feine leere Drohung ist, beweist folgendes Schriftstück, das dieser Tage unserem Münchener Bruderblatt in die Hände fiel: Bund Oberland
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5. Wandergruppe.
Befchl!
Am Samstag, den 22. September Nachm. 5.30 sammelt die Wandergruppe am Ifartalbahnhof. Anzug: Dienstanzug( soweit vorhanden), Tor. ister oder Rudjad, Proviant für 2 Tage. Wegen etwaiger Zusammenstöße sind erreich bare Handfeuerwaffen, Gummifnippel, Schlaginge mitzubringen.
Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung, zu entfesseln. Das zu einer Zeit, da der fran- lands restlos verwüstete, die Aushungerung der die Unmöglichkeit der Fortsetzung des passiven zösische Imperialismus darauf lauert, Deutsch- Massen betrieb und damit die WiderstandsWiderstandes einsehend, steht sicher auf der lands Einheit zu zerschlagen und so dem Reich kraft der Bevölkerung brach. Die deutschnatioSeite der gegenwärtigen Regierung und billigt den Todesstoß zu verseßen. Daß sie sich durch nalen Kreise der Stinnes und Konsorten deren Gründe, die sie zur Einstellung des die Hervorrufung des Bürgerkrieges zu Bun waren es, welche alle Steuer- und FinanzRuhrkampfes zwingen. Auch die Ruhr- und desgenossen Poincares machen würden, halten pläne, die Deutschlands Kraft hätten stärken Es ist Ehrenpflicht jedes Oberländers, zu dieRheinvertreter haben sich fast durchwegs für sie mit ihren Begriffen von nationaler Ehre fönnen, in unverfrorenem Egoismus sabotierer äußerst wichtigen llebung zu erscheinen. Nicht. das Aufgeben des passiven Widerstandes aus durchaus vereinbar. Und, da es ihnen nicht ten, es nicht zuließen, den Ruhrkonflikt recht- erscheinen hat Ausschluß zur Folge. gesprochen und selbst die bayrische Regierung um Volk und Reich, sondern um ihre reaktio- zeitig friedlich beizulegen, weil sie an dem Als Entschuldigung fann nur Kranzheit gelten. sieht die Unmöglichkeit der weiteren Führung nären Machtziele geht, bedenken sie nicht, daß Streit ihre Hände wärmten und ihre Geld- Geschäftliche Interessen und Nichtaufbringung der des Ruhrkrieges ein. Nur die sich stets in die Selbstzerfleischung des deutschen Volkes säcke noch weiter füllten. Fahrtkosten gelten nicht als Entschuldigung. Fahrttosten werden in ganz dringenden Fällen vergütet. leeren Kraftphrajen betätigenden Deutschnatio: das alleruntauglichste Mittel wäre, die deutsche Der Ruhrkampf hat für Deutschland mit ges. Peter Kienberger. ❤len und Kommunisten zetern über„ Verrat' Einheit zu sichern und den verlorenen deut- der Niederlage geendet. Es bleibt nun nur und Schmach der Kapitulation", wobei sie ichen Boden wiederzugewinnen. noch zu hoffen, daß es die Einsicht und Be- Worum ging's da? In dem Ort Kochel es unterlassen. Die kleinste ausführbare Idee Wenn die Deutschnationalen jeßt das sonnenheit seines Volkes vor der völligen Ver- bei München waren von sogenannten Sommunivorzubringen. Sie gebärden sich wieder einmal deutsche Volt in neues Elend stürzen wollen, nichtung bewahrt. Es wird wieder von sten proletarische Hundertschaften" gegründet als die Alleinpächter der nationalen Ehre, als, so wird das Volk wohl nicht die schwere Schuld Schmach. Not, Bedrückung und Entrechtung worden. Die sozialdemokratische Preffe hatte ob nicht das ganze Volk die Bitterfeit der übersehen, welche sie und die deutsche stapita- auferstehen, wenn es der Wahnwiz der Radi- allerdings die Arbeiter in der Vermutung, daß sie hereingelegt werden sollten, um den Na Niederlage empfinden würde. Die„ vaterlän- listenklasse überhaupt, an dem verlorenen falen von Rechts und Links nicht zugrunde- tionalaktiven" einen Vorwand zum„ Einschreidischen Verbände" drohen. die" Nettung Ruhrkrieg trifft. Sie waren es, die Cunos richtet. Kritische, schicksalsschwere Tage sind für Deutschlands " selbst in die Hand zu nehmen, ideen- und tatenlose Katastrophenpolitik stüß das deutsche Volt gekommen. Möge es in die welcher Rettung die Eroberung Berlins " vor- ten, die nicht das Geringste unternahmen, um sen Tagen seine Kraft, sein Vernunft bewähren! angehen soll. Die Hitler , Ludendorff und Kon. der Steuersabotage der Besitzenden, der Zurück
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ten" zu geben, gewarnt. Tatsächlich wurde aber von den„ proletarischen Hundertschaften" nichts unternommen; dennoch wollten bie Oberländer" in Rochel am letzten Sonntag