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3. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowatischen Republit.

Was uns helfen soll!

Die deutsche   Arbeiterschaft wird sich in diesen Tagen kaum vor Erstaunen darüber fajjen können, wie viel wohlmeinende Freunde, Lehrer. Ratgeber und Wegweiser ihr erstanden find. Wie ein Mann haben sich sämtliche Deutschnationale Schriftleiter der Republik   jeẞt nach der Vernichtung der Sozialdemokratic". die nach ihrer Meinung bei den Gemeinde­wahlen zutage getreten ist, bereit erklärt, fich der deutschen   Arbeiter anzunehmen und ihnen den wahren Weg des Heils zu zeigen. Daneben äußern sie, geräuschvoll wie vollgetrunkene Budikenbesucher, noch immer ihre siegestolle Laune über den Zusammenbruch des Marris. mus", wobei sie es nicht an Belehrungen dar­über fehlen lassen, daß wir Sozialdemokraten den Marrismus schlecht verstehen und daß seine eigentlichen Stenner und Ausdeuter sie. die deutschnationalen Schriftleiter, find. Und während uns in der tschechischbürgerlichen Presse einmütig erklärt wird, unser Mißerfolg sei dadurch bewirkt worden, weil wir zu na tionalistisch gewesen seien, vergnügt sich die Schriftleitergilde unisono damit, papageihaft das Schlagwort vom nationalen Verrat der Sozialdemokraten" herzuplappern. Ihre gei stige Bedürfnislosigkeit bewahrt sie davor, bei dieser Beschäftigung Langweile zu empfinden.

Sonntag, 30. September 1923.

Bezugs Bedingungen. Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Roft

monatlig 16.­vierteljährlich 48.­halbjährig ganzjährig. 192­

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Auditellung

96.­

von Manustripten erfolg nur bei Einlendung der Retourmarten

Ericheins mit Ausnahme des Montag täglich früh. Bayern  

gegen das Reich.

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Die Bemühungen der Berliner   Reichsregierung, die außenpolitischen Schwierigkeiten nicht noch durch innerpolitische Konflikte zu vermehren, werden so meldet man uns aus Berlin  immer offener von den bayerischen Reaktionären durchfrenzt. Der Reichswehrminister hatte gestern auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten über achter", für das ganze Reich verboten. Heute erklärte nunmehr der Generalstaatskom­die Verhängung des Ausnahmezustandes das Organ Hitlers  , den Böllischen Beob­missär von Kahr, daß dieses Verbot für Vayern keine Geltung habe. Er bestellte lediglich den verantwortlichen Redakteur des Blattes zu sich, um ihm zu eröffnen, daß der Versuch, die Auf­gaben und Absichten des Generalstaatsfommissärs in der Oeffentlichkeit herabzuseßen, rücksichts­Ins bestraft würden. Das bedeutet die offene Auflchnung des bayerischen Dif tators gegen die Reichsegetative. Bei den amilichen Steilen in München  scheint man die Absicht gehabt zu haben, das Berbot des Bölfischen Beobachters" durchzufüh ren. Herr v. Kahr hat jedoch anders beschloffen; das beleuchtet die wirkliche Natur des bayeri fchen Ausnahmezustandes.

Verschärft wird der von Herrn von Kahr herausbesch: vorene Konfiitt durch die Maßnah men, die er gegen die Sozialdemokratie getroffen hat. Kahr   hat nicht nur die sozialdemo tratischen Arbeiterwehren, die zum Schuß gegen die Hitlerjchen Sturmtolonnen ge bildet worden sind, verboten, sondern außerdem in dem Gebäude der Münchner Post" und in cinigen Wirtschaften, die von Arbeitern frequentiert werden, nach Waffen suchen iaffen. Zu gleich sind die Bollzugsverordnungen des Republik  - Schuhgeseßes für Bayern   außer Kraft gesezt worden. Die Lage in Bayern   ist jeßt jo: während die der Republik   feindlichen Elemente nach wie vor ihre Sturmtruppen bilden, in aller Deifentlichkeit ihre Waffen zur Schau tragen und fie gegen Republikaner   gebrauchen dürfen, der bietet man geradezu Organisationen, die zum Schuß der Republik   gebildet worden sind, und beraubt die Sirbeiter der Mittel, mit denen sic den Hitlerbanden entgegentreten fönnten. Dazu tritt die offene Auflehnung gegen das Reich, die Nichtbefolgung und die Außerkrastsetzung der von der Reichszegierung und vom Reichstag geschaffenen Gefeße und Verordnungen zum Schuße der Republik  . Die Reichsregierung wird irot der angeheuer gespannten außenpolitischen Situation vor der bayerischen Anmaßung nicht zurückweichen dürfen und sofort alles in die Wege leiten müssen, um auch Bayern   zuz An­erfennung der Reichsgewalt zu zwingen. Die deutsche   Sozialdemokratic ist einmütig darin, tak der bayerischen Realtion tein sugeständnis gemacht werden dürfe, denn das würde tatsächlich das Ende des Reiches be denten.

Rabrs Doppelantlik. Waffenbeschlagnahme bei der ,, Münchner Post".

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zei, die die Waffenbeschlagnahme bei der Münch­ner Post" dornahm, fuhr Hittler in seinem Personenauto, mas zeigte, daß diese Aktion im Einvernehmen mit Hittler unternomuien worden ift. Die Erregung unter der Arbeiterschaft über

Aber siehe da, da ist unter den Schrift leitern einer, dem das Geschimpfe über die Sozialdemokraten nicht genügt, sondern der fich aus dem Ergebnis der Gemeindewahlen einen Ertrobraten zu machen sucht. Er geht der Sozialdemokratie, mit Berlaub zu sagen, wissenschaftlich an den Leib. er tommt ihr historisch und materialistisch, daß man über so viel profunde Schriftleitergelahrsamkeit bak erstaunen muß. Der Treffliche ist Herr Karl München, 29. September  .( Lich  . P. B.) die Durchsuchung der Münchner Post" und des Ansorge, der im Trautenauer Tagblatt" Gestern abends wurde das Gewerkschaftshaus und Gewertschaftsgebäudes ist außerordentlich, gleich in drei Artifeln, die er Die psychische das Gebäude der sozialdemokratischen Münch weil sie in diesem Borgehen des Staatsfommissa Welle" betitelt, den Honig seine Weisheit über ner Poft" von Landespolizei nach Waffen durch- riates eine durchaus einseitige Maß die Gemeindewahlen verzapft. Wir sind wider- cht. Es wurden zwei leichte Maschinengewehre, nah me ficht, die nicht auch gegen die bewaffate­cttva 40 Infanteriegewehre und eine Anzahl ten rechts stehenden Berbände angewendet wird. legt, aber leider noch nicht zerknirscht genug, Handgranaten vorgefunden und beschlagnahmt. Die Erbitterung ist um so größer, weil die Waffen um uns gutwillig in die Grube zu legen, die hinter dem Panzer- und Laftkraftwagen der Poli- der sozialdemokratischen Sicherheitsabteilung nur uns der treudeutsche Ansorge so gründlich schaufelt. Der gute und wohlmeinende Mann NAKENI

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Nr. 228.

zur eventuellen Bericidigung des Eigen tums dienen foilten, während die Bewaffnung der Stampfverbände nach offenem Eingeständnis der völlischen Führer in erster Linie zum Bürger­friege verwendet werden jolien. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß es aus Anlaß dieser Waffen­beschlagnahme zu ernsten konflitten fom­men fann.

Bon amtlicher Seite wird festgestellt, baß Herr von Kahr und der militärische Beschls­haber in München   General Lossow bisher ohne Kompetenzftretigkeiten im besten Einverneh men zusammengearbeitet hatten. Weniger zufrieden mit den Zuständen in Bayern  find aber die Sozialdemokraten Republikaner, die darauf hinweisen, daß Nahr einerseits die republikanische Morgenfeier ver­bot, die Veranstaltung von Deutschen   Tagen aber gestattete, auf denen Hitler   und Luden dorff ihre bisherige Agitation fortsetzen können. Unter diesen Umständen wirft der Vorwärts" die Frage auf, ob nicht in Bayern   unter den Augen des Herrn von Kahr die Vor bereitung des Bürgerkrieges, die fich feineswegs in militärischen Nüstungen er schöpft, begünstigt werde. Welchen Wert hat die Stellung des Militärbefehlshabers in Bayern  , wenn er eine derartige Stellung der bayrischen Bollzugsgewalt duldet? Es sei gewiß wünschens­wert, einen Konflikt zwischen Bayern   und dem Reich so lange als möglich zu vermeiden. Aber wenn Bayern   diesen Konflift wünsche, dann müsse energisch zugegriffen mer­de n, um zu verhindern, daß der vom Steich ver­hängte Ausnahmszustand zu einer Stuliffe werde, hinter der die radilalen Berschwörer ihre leßten Borbereitungen zum großen Schlage treffen. Das Berbot des Zentralorgans der Nationalfo zialisten, des Böllischen Beobachters", wird vom ,, Vorwärts" als ein Zeichen begrüßt dafür. daß das Reich keineswegs gewill! ist, die Dinge in Bayern   so weiter treiben zu lassen, wie bis­her. Aber erfreulicherweise wäre es, meint das

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Blatt, wenn Herr von Lossov aus eigener Ini­

tiative eingreifen und Herrn von Kahr in icine Schranken zurüdweisen würde.

Herr von Kahr hat übrigens die Behauv tung, er habe sich selbst als Statthalter

rät uns nämlich nichts geringeres on, als demokratie nicht verdenken, wenn sie nicht heuchelt hatte, seine antidemokratische Ver-[ gung für die tschechischen Gewalt­Selbstmord zu begehen, denn die psychische Selbstmord verübe, denn schließlich seien auch gangenheit wieder zu seiner Gegenwart macht. haber? Die nationale Dittatur, sie Herrscht Welle" fei gegen uns. Nun, bevor wir dieses Parteien organische Lebewesen", die als ist also nicht erstaunlich und wir wollen es doch schon hier, allerdings ist sie nicht schwarz­notürlich schmerzliche Sarafiri an uns voll- solche" den Selbſterhaltungstrieb haben, wie Herrn Ansorge sagen: es ist auf so, es ist weiß- rot, sondern blau- weiß- rot. aber diftatur ziehen, wollen wir doch die Gründe von Herrn eben jedes Lebewesen, wenn es nicht verrückt erfreulich für uns, daß die Masken bleibt doch Diftatur, und was dem einen rechi Ansorges Urteil vernehmen. wird". Gottseidant, deß uns der Herr Anfallen und daß das deutschnationale Bürger- ist, muß dem andern billig scheinen. Warum Nein, ruft er ous, niemand bilde sich sorge wenigstens das Recht des Selbsterhal- tum selber reinen Tisch macht. Gewiß ist rich beklagen sich die Deutschnationalen über diese irgendwo und irgendwann ein, daß er und tungstriebes zubilligt. mir wären sonst ver- tig, daß es diesmal dem Hakenkreuzlertum ge- Diftatur, wenn sie die Diktatur als Ideal seine Verjon" ist das zweierlei bei den loren gewesen! lang, auch proletarische Wähler, als Stimin preisen? Wie können sie nach Gefeßlichkeit und Deutschnationalen?- zu dem großen zu. Herr Ansorge läßt uns also doch am vieh zu mißbrauchen, aber das gelang ihm Gerechtigkeit rufen, da sie die Mißachtung die­sammenbruche des Marrismys in der Tschecho. Leben, aber er sagt uns gleich, es werde nur nicht deshalb, weil sich diese noch halb- und ser Forderungen, die Niederdrückung der an­ilowakischen Republik irgend has besonderes ein fümmerliches Dasein merden, denn die ganzindifferenten Proletarier in die Idee der deren zu ihrem eigenen Programm und Ziel beigetragen habe; das wäre fatich. Nein, fährt pinchische Welle"! Diese neu geborene" nationalen Distatur verliebt hatten, sondern gemacht haben? Die tschechischen Chauvinisten er fort, dieses Ende war nicht aufzuhalten". Welle sei mächtig, breite sich in der ganzen weil die nationalen Machtverhältnisse im und Gewaltpolitifer werden jubeln und sie Hier spricht der Serr Ansorge vom Ende" Welt aus und heiße: Abfehr von der Staate es dem deutschen   Bürgertum erlaubten, dürfen Herrn Ansorge wie das gesamte Haken­der Sozialdemokratic, aber wir werden noch internationalen Demokratic, hin die Demokraten, die Kämpfer für freuzferium ihrer Gefolgschaft als Schwur­schen, daß er vorerst doch noch nicht daran zur nationalen Diktatur!" und Recht und Freiheit vorzutäuschen! zeugen dafür vorführen, daß es das deutsche glaubt. Aber das mr nebenbei. Er meint aljo, weil die Sozialdemokraten diese neue Heils Die nationale Diftatur! Sie selbst wird dafür Bürgertum, wenn es wieder herrschend würde. das Wahlergebnis bedentet nicht das besondere lehre, die der Welt aufhelfen soll, nicht ver- sorgen, daß man sie als das erfennt, was sie nicht anders triebe, als sie selbst. So wirken Verdienst einer Partei, und unsere Partei stehen wollen, darum seien sie zum Untergange ist: die Mißachtung von Recht und Gerechtig- die Hakenkreuzler für ihr Volk und für die hätte nichts wesentlich ändern können, auch verurteilt. Nun, dem Herrn Ansorge sei ge- teit, die Diktatur der nationalen Herstellung seiner nationalen Freiheit! wenn sie diesen oder jenen Fehler vermieden, sagt: daß ein großer Teil des deutschen   Volfes, Bourgeoisie, das Streben nach Nie- Das ist die psychische Welle", von der diese oder jene andere Taktik befolgt hätte, behaftet und belastet mit den verblendeten dertretung aller Gleichberechtigung, die sich Herr Ansorge Einwirkung wenigstens auf woran ohne Zweifel soviel richtig ist, daß wir Traditionen der Kriegszeit und des wilhelmi- Vernichtung des notionalen Friedens. die einen Teil des deutschen   Proletariais erhofft! diesmal unter den denkbar ungünstigsten Zeit nischen Zeitalters, aus anerzogener Kurzsichtig Herrschaft der unduldsamsten Reaktion! Das Wellen" aber kommen und zerrinnen und verhältnissen den Wahlkampf führen mußten teit an der Demokratie irregeworden ist, der soll das Heil des deutschen   Volkes bedeuten? diese wird es noch früher tun, als alle anderen. und daß das Wahlergebnis nicht, wie immer Bergötterung der Macht und der Verachtung Das soll ihm helfen? Es sei zugegeben, daß Die Erkenntnis wird nicht lange auf sich war­gelogen wird, eine Folge des Versagens des des" Rechtes huldigt, das bedurfte nicht erst bei uns und besonders in Deutschland   der ten lassen, daß nicht der verbrecherisch- frivole Miarrismus ist. Doch uns interessieren vor Herrn Ansorges wissenschaftlicher Beweisfüh- Machtrausch bei vielen jedes politische Denken Machtrausch der Hafenfrenzler zum Ziele füh­allem Herrn Ansorges Schlußfolgerungen: die rung. Wir haben uns nie verheimlicht, daß betäubt, daß er wie in der Gründerzeit und ren fann, sondern nur der Kampf um Sozialdemokraten hätten nur dann ihre jene Schichten, denen nicht Erkenntnis, sondern in der Kriegszeit wieder viele Gewissen be- die demokratische Gerechtigkeit Schlappe verhüten können, wenn sie die histo- Mausch das Ziel ist und die in Verachtung der täubt. Aber wenn die Machtpolitik das Gesez und das Streben nach nationalem rischen Notwendigkeiten erfannt und daraus breiten Massen des Volfes stets nur gedanken der Völker ist, ist dann nicht auch die Macht- Frieden auf der Grundlage einer die nötigen Folgerungen gezogen hätten", mit loje Machtanbéter. Verherrlicher des monar- und Gewaltpolitik jedes Volkes gerechtfer- er ständigung der Völker. Den Wort, sie hätten- Nationalsozialisten chistischen und kapitalistischen   Absolutismus  | tigt? Sandelte dann nicht Frankreich   weise. Glauben an die lange Dauer der heutigen werden müssen". Und weiter: Der einzige waren, sich trop der Lehren des Krieges, troy als es ſeine Truppen im Nuhrgebiet einbrechen psychischen Welle" scheint übrigens auch Herr Ausweg der Sozialdemokratie war, ihrem des einmaligen völligen Zusammenbruches ließ, ist dieses imperialistische Frankreich   nicht Ansorge nicht zu haben, denn er rät dem deut­Untergange freiwillig zuzuftim ihrer Ideologie und trop des furchtbaren nach der eigenen Theorie der deutschnationalen schen Bürgertum, um den Erfolg der Ge­Karlchen, Karlchen, es scheint. Du Elends, das sie durch ihre Politik über das Diktaturverherrlicher vollkommen gerechtfertigt, meindewahlen festzuhalten, sozial zu we r= haft ein wenig zu tief in den Redaktionshum deutsche   Volk gebracht haben, auch nicht im wenn es Deutschland   seinen Soldatenstiefel auf den! Er könnte ebensogut den Wassern ge­pen hineingeblickt! Doch Herr Ansorge wird mindesten geändert und nichts dazugelernt den Nacken setzt? Und ist die Forderung der bieten, sie mögen bergauf fließen. Doch dar­bald darauf wieder nüchterner und erklärt treu haben. Daß das deutsche Bürgertum, nachdem Hakenkreuzler bei uns nach nationaler Diktatur über soll noch gesprochen werden. herzig, eigentlich dürfe man es der Sozial es kurze Zeit demokratische Gesinnung ge- nicht die glänzendste Rechtferti.

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