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3. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Samstag, 13. Ottober 1923.

Hier die Demokratie, dort Die Unternehmeroffenfive gegen die

die Dittatur!

Gewerkschaften.

Die Schwerindustrie will die finanzielle Schwäche der Organisationen ausnüßen, um die Arbeiterschaft anzugreifen.

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Nr. 239.

Düsseldorf  , 12. Oftober.( Sabas.) Die wirt­fchaftliche Situation ist ziemlich fritisch. In einer gewissen Anzahl von Unternehmungen erwartet man die vollständige Arbeitseinstellung. Die Be­völkerung ist infolge des Zusammenbruches der Mark sehr beunruhigt. Die Arbeiterentlassungen und Arbeitslosendemonstrationen dauern an. In dem zur englischen Zone gehörenden Solingen  mußte die Polizei infolge Plünderungen von Ge schäften einschreiten, wobei zwei Personeit Düsseldorfer Rathaus wurde von 5000 Arbeits­getötet und 17 verwundet wurden. Das lofen belagert. Auf Ersuchen des Bürgermeisters willigte General Simon in die Besetzung des Rathauses ein.

Steigende Arbeitslosigkeit in allen Erwerbszweigen.

Wenn man der Ueberzeugung war, daß Demokratie und Diftatur zwei entgegengesetzte Pole sind, zwei Begriffe, die sich wie Feuer und Wasser zu einander verhalten, so wird man nun durch die deutschnationalen und na tionalsozialistischen Schriftleiter eines anderen Berlin  , 12. Oktober  .( Eigenbericht.) Die amte werden zu Opfern und Entbehrungen bereit zu belehren gesucht. Wir hören die Schriftleiter Spißenförperschaften der Verbände der Arbeiter, fein troß allen Elends, venn dieser Kampf ihnen künden: man könne ganz gut Demokrat und Angestellten und Beamten wenden sich in einem aufgezwungen wird, und es wird sich zeigen, daß zugleich Fascist sein, denn die Frage, ob Dik- Aufruf gegen die immer offener drohende ihre Tampfgewohnten Scharen weder den Glau oder Demokratic. sei feineswegs ternehmerbittatur. Der katastrophale ben an ihre großen Ziele noch den Mut cin programmatischer Grundsa", Währungsverfall habe auch die finanzielle zur Tat verloren haben, wenn es gilt, das Acu­sondern nur eine- taktische Fra Kraft der Gewerkschaften geschwächt; erste abzuwehren: ihre Entrechtung durch ge". Das ist nicht etwa der Gedankengang deshalb glauben die Unternehmer, daß sie jetzt die Unternehmer. mühelos den Widerstand der Gewerkschaften abtun Die Feinde der Arbeitnehmerschaftsbewegung Berlin  , 12. Oktober( Eigenbericht). Die von es Artikels einer Faschings- oder Kneip könnten. Es gehe jeht um das Mitbestimmungs  - seien gewarnt; die Gewerkschaften werden nicht den ſtatiſtiſchen Aemtern veröffentlichten Zahlen Zeitung, sondern steht wirklich und wahrhaft recht der Arbeitnehmer. Dieses Grundrecht der zögern, die ganze Macht der vereinigten Arbeit zeigen eine bedrohliche Zunahme der in zwei hakenkreuzlerischen Blättern zugleich Arbeiter dürfen sich diese nicht nehmen lassen. Der nehmerschaft aufzubieten, um jeden Versuch zu Arbeitslosigkeit. Die Unternehmer uch­zu lesen. Es sind Lodgmans„ Sudetendeutsche Aufruf schließt: Die Gewerkschaften find bereit zu vereiteln, auf dem Wege des politischen Um- men infolge des Ausbleibens neuer Aufträge im Tageszeitung und Knirschs" Tag", die an diesem Kampfe. Sie wissen, daß sie die gesamte sturzes und der wirtschaftlichen Dikta, mer häufiger Stillegungen oder Betriebsein­einem und demselben Tage das Bedürfnis Arbeiterschaft ohne Unterschied der Partei hinter tur ausgegrabene Herrenrechte wieder in Kraft schränkungen vor. Nach den Wochenberichten des empfinden, die deutschnationalen und national- ich haben; alle in ihren Organisationen zusam zu sehen, die das deutsche   Proletariat in unvergeß dent Lande die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Brandenburgischen Landesarbeitsamtes geht auf fozialistischen Anhänger darüber zu belehren, mengeschlossenen Arbeiter, Angestellten und Be- lichen Kämpfen ein für allemal beseitigt hat." Arbeitern zurück, die meisten Ziegeleien werden daß sie für die hakenkreuzlerische Diftatur in geschlossen, die Porzellanfabriken und Töpfereien Deutschland   nach dem Muster von Stin­arbeiten mit großen Einschränkungen. In der nes und Co. zu schwärmen haben, in der Metallindustrie ist die Zahl der Ärbeitsuchenden Tschechoslowakei   dagegen man halte weiter gestiegen, während feine Nachfrage besteht. sich am Tische fest! die Demokratie hoch­halten müssen! Und Knirsch wie Lodgman er­Milliardenbeträge, die im Haushalte muntern ihre Bekenner, sich durch diesen Wi­nicht reichen. derspruch nicht irritieren zu lassen, denn was im Programme stehe, darauf komme es nicht an, das sei schöner Aufputz für die hohen Sonn- und Feiertage und Hauptsache sei die " Tattit", die haft recht oft über die schön­ften Programmforderungen zur Tagesordnung übergehen müsse. Den deutschnationalen und nationalsozialistischen Gefolgschaften wird also gesagt: für Deutschland   müßt Ihr die Unterdrückung der Mehrheit des Volkes durch die militärisch- fascistische Diktatur gutheißen, in der Tschechoslowakei   aber berlangt im Namen der Demokratie von der Mehrheit Gerechtigkeit für die Minderheit! Uebertrifft das nicht alles bisher Dagewejene? Von allen deutschnationalen Schwindeleien ist das sicher die größte. Man kann neugierig sein, ob die deutschnationalen und deutschgelben Mannen auch diese Belastungsprobe auf ihre Dummheit aushalten werden.

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Mit Pulver und Blei gegen Hunger und Arbeitslosigkeit.

Berlin  , 12. Oktober. Die Deutsche Allge­meine Zeitung" berichtet, daß sich in Solingen   in folge des Marksturzes und der dadurch hervor­gerufenen hohen Lebensmittelpreise Unruhen er­eigneten. Ein Lebensmittelgeschäft wurde geplüm­dert und vielfach Schaufensterscheiben eingewor­fen. Die Polizei wurde mit Steinwürfen empfan­gen, ging mit blaufer Waffe auf die Menge los und feuerte einige Schüsse ab. Mehrere Personen wurden verlegt. Am Nachmittage wurde das Rathaus von Erwerbslosen stundenlang belagert.

Auch in Wiesbaden   hat das jähe Empor­schnellen der Lebensmittelpreise Unruhen hervor gerufen. Eine große Menschenmenge belagerte die Lebeensmittelgeschäfte, deren Inhaber die Zahlung in Franten verlangten.

In Berlin   famt es gestern auch an der schiedenen Stellen der Stadt zu erregten Szenen gegenüber den Kartoffelhändlern.

Berlin  , 12. Oftober.( Eigenbericht.) Die starte Erhöhung der Lebensmittelpreise, eine Folge der stürmen versuchten, am vom Bürgermeister eine ungeheueren Warfentwertung, verursachte heute verabschung der Lebensmittelpreise zu erzwingen, unter der einlaufenden Bevölkerung ungeheuere wurden von der Polizei ohne besondere Zwischen- Erbitterung. In einer Reihe von Städten kam es zu Unruhen und Zusammenstößen mit der Poli fälle gerstreut. Jm südlichen Berliner   Vororte tegli ei, so in Leipzig  , Solingen   Wiesbaden  , Köln   und wurden etwa 800 Personen, die einen Kartoffel- Mainz  . Auch in dem Berliner   Stadtteil Moabit  magen überfallen wollten, rechtzeitig von der Po- gab es heute erregte Szenen, da die Hausfrauen lizei auseinandergetrieben. Die Gerüchte über selbst mit Milliardenbeträgen Teine Plünderungen von Lebensmittelgeschäften in nennenswerten Einfäufe ma che t Großberlin find völlig grundlos. Auch von einer konnten. Da der Dollar heute etwas zurück­Alarmbereitschaft der Schutzpolizei kann keine Rede sein.

gegangen ist, so ist für morgen auf eine Ermäßi gung der Preise für ausländische Lebensmittel zu rechnen; die inländischen Waren zeigen dag: gen noch immer die Tendenz zu weiteren Steigerun gen. Der morgige Brotpreis wird 340 Millionen Mark betragen.

Höchst a. M., 12. Oftober.( Wolff.) In den heutigen Vormittagsstunden demonstrierten Er werbslose vor dent hiesigen Rathause. Die Polizei verhielt sich zurückhaltend, bis plöglich aus der Dienge Steine gegen die Beamten geworfen wur den. Diese machten hierauf von der Waffe Ge- Heute entscheidende Reichstagsligung. brauch und gaben mehrere Schüsse ab. Soweit Berlin  , 12. Oftober.( Wolff.) Entgegen an­Berlin, 12. Oftober.( Wolff.) Ein ctiva 500 fich bisher feststellen läßt, wurden auf Seiten der ders lautenden Blättermeldungen wird von zu Nun es scheint, daß selbst für die ge- Personen starker Zug Erwerbsloser stieß heute Demonstranten ein Arbeiter getötet, brei ständiger Seite festgestellt, daß sich der Standpunkt bankenlose hafenkreuzlerische Herde die Zu- Vormittag in der hiesigen Turmstraße mit sieben Personen schwer und zwei leicht verlegt. In der Reichsregierung hinsichtlich der Folgerun­mutung zu dicke ist, darum die Mühe der ge- Beamten der Schußpolizei zusammen. Die Be- Anschlusse an die Kundgebungen fam es nach gen, die aus einer Ablehnung des Ermächti nannten Blätter, über den schreiender Wider- amten wurden tätlich angegriffen und machten in mittags zu umfangreichen Plünderungen. Auf gungsgesetzes in der morgigen Reichstagssitung spruch wenigstens mit Rabulistit hinwegzu 3ivei Demonstranten wurden verhaftet. der Notwehr von ihren Seitengewehren Gebrauch. Befehl des französischen   Kreisdelegierten zogen zu ziehen feien, nicht geändert hat und daß der Patrouillen durch die Stadt. Die Polizei ist zu Reichspräsident dem Reichsfanzler für diesen Foll Tommen. Die Hirne der deutschnationalen Zwei Demonstranten wurden verhaftet. Berlin  , 12. Oftober.( Wolff.) Etwa 1000 rückgezogen worden. Die Grenze zwischen Frank- die Bollmacht zur Auflösung des Wähler hätten geradezu vernagelt sein müssen, Bersonen, die heute mittags das Rathaus im sitd- furt und Höchst ist infolge der Vorgänge bere ich stages in der Samstagsfitung gege wenn sie nicht das doppelte Gesicht ihrer Por westlichen Berliner   Vororte Schöneberg   zu schärft gesperrt. ben hat. teien wahrnehmen würden. In Oesterreich  waren die Deutschnationalen Anbeter des ab­solutistischen diktatorischen Regimes, und in Ungarn   zu Diktatoren emporschwangen| ihre wahren Absichten nur im Auslandestatur der Tschechen über die Deut Gleichberechtigung wie Demotratie waren ihnen und die sozialistische Arbeiterbewegung mit zu verwirklichen suchen, während sie dieselben schen. Was das bedeutet, können wir an den ein Greuel. Noch heute gilt den tschechischen Raub, Brand, Totschlag, Einferferung und auf dem Boden, auf dem sie stehen, als taf- Leiden der deutschen   Südtiroler   ermessen, seit Regierern bei der Ausübung ihrer Gewaltatte Rhizinusöl so erfolgreich niederdrückten, da tischen Gründen zurückstellen", schweben in der Mussolini   in Jialien herrscht." Bisher las als Vorwand, daß es die Deutschbürgerlichen wässerte dem deutschnationalen Bürgertum der Luft, ganz abgesehen davon, daß ihre Appelle man es anders. Da hieß es: unsere deutsch­im alten Desterreich nicht besser getrieben Mund. Und als gar die Kapp, Ehrhardt, Esche  - an das demokratische Gerechtigkeitsgefühl von nationalen Hakenkreuzler allein wären die Er­haben. Nach dem Umsturz entdeckten auch die rich und Hitler   in Deutschland   ihre hakenkreuz- niemandem einen Augenblick ernst genommen finder der besten Stampfmethode gegen die Deutschnationalen ihr demokratisches Herz und lerischen Wordbanden organisierten, um die werden können. Gewalthaber, jetzt hört man verblüfft, daß wurden, obwohl ihre Hände von den niedrigen Diktatur der Monarchie und der Kapitalisten- Deutschnationale und Deutschgelbe ver- allein das demokratische parlamentarische Diensten, die sie der absolutistischen Hofkamas klasse zu errichten, schwammen unsere Deutsch sprechen also für die Tschechoslowakei   System es ermögliche,„ auf das herrschende rilla erwiesen hatten, noch beschmußt waren, nationalen in Wonne, sie wandelten sich in das parlamentarische System nicht nur theo- Staatsvolf einen, wenn auch leisen Drud Sahwalter der Demokratie und nationalen Hakenkreuzler, Hitler   wurde ihr Vorbild und retisch, sondern auch praktisch" anzuerkennen, und Einfluß auszuüben". Was werden Gerechtigkeit. Shon damals war es eine üble die Parole ging:„ Abkehr von der Demokratie! doch für Deutschland   wollen sie auch nun jene Törichten tun, die das Hakenkreuz­Sache für das deutsche   Bürgertum, die For Hin zur nationalen Diktatur!" Noch nach der weiterhin für die völfisch- soziale Diktatur" geschrei ernst nahmen und nach allen hoch­derung des Selbstbestimmungsrechtes diesen Gemeindewahlen wurde von ihnen das Er ließ: Diktatur der deutschnationalen Schwer- tönenden Drohungen und Versprechungen den Schwer- tönenden belasteten, bejubelten und anrüchigen Parteien gebnis als ein Sieg des deutschnationalen Fa- industriellen und Hohenzollern  !- eintreten. Sieg des deutschen   Fascismus auch bei uns anzuvertrauen. Die Unterbrädungsmethoden icismus über die jüdische Demokratie" ge- Deutschland   brauche eine„ fraftvolle diktato- für die nächste Zeit erwarteten, während ihnen der Herrschenden ermöglichten es den Deutsch feiert. Aber den Diktaturlüfternen stiegen nun rische Persönlichkeit", wahrscheinlich ist dar- jetzt erflärt wird, auch die Hakenkreuzlerischen nationalen und ihren nationalsozialistischen doch Bedenken auf: wenn sie die Abwürgung unter der Feigling Ludendorff   oder der Komö- Maulhelden könnten nicht mehr tun, als mit Nachläufern, die Rolle der Kämpfer für Frei der demokratischen Gerechtigkeit befürworteten diant Sitler gemeint. In der Tschechoslowa- Hilfe des Parlamentarismus einen„ Ici­heit und Recht mit solchem Geschick zu spielen, und die Ausübung einer Partcidiftatur for- tischen Republik   dagegen empfiehlt es sen Drud" auf das„ Staatsvolf" ausüben. als wären sie Zeit ihres Lebens es nicht an derten, mußten die tschechischen Terroristen sich", vollständig auf dem Boden des Par- Der Drud" wird in Hinkunft nur noch„ lei­ders gewohnt gewesen. Ein Teil der deutschen  , nicht darin direkt Gutheißung. Anreiz und lamentarismus und der Demokratie zu stehen. ser" werden, denn mit welchem Recht wollen Bevölkerung, der mehr zum Nachbeien als zum Rechtfertigung für ihre Gewaltpolitik erbliden? örtlich sagt der Tag:" Derzeit würde Parteien die Vorteile jener Demokratic in An­Nachdenken neigt, vergaß nur allzubaid an die Da wurde nun das neueste Rezept unserer ein Spie! der Sudetendeutschen mit dem spruch nehmen, die sie nur derzeit“ und„ aus Sünden und Verbrechen der Deutschnationalen, Sakenkreuzler verfertigt. Sie wollen eine Gedanken der Diktatur- um mehr fann taftischen Gründen" anerkennen? Früher oder denen plößlich nicht einmal die deutschen   So- weiteilung vornehmen: nach außen es sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen später mußte die hakenkreuzlerische Schwindel­zialdemokraten genug demokratisch erschienen. Fascisten, nach innen Demokraten. Beides nicht handeln nichts anderes zur blase plazen. Sie ist noch cher geplast, als Aber als sich Mussolini   in Italien  , Horthy   wollen sie sein und keines. Denn Parteien, die Folge haben, als die offene Dit- man erwartete.

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