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3. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republic.

Schwäche der Sozial demokraten?

Zum Artikel: Sachsen   und die proletarische Ginheitsfront".

Bis por menigen Wochen haben die füh renden Kommunisten selbst die Taktil der Butsche verworfen, für melche die deutsche   Ar­beiterschaft schon so oft nugloje Blutopfer hat bringen müssen und Herr Rabel erklärte in ber Roten Fahne", die kommunistische Partei für zu schwach und unfähig, irgendwelche Af tionen" zu unternehmen. Auch Trogfi bedeutete ihr, daß fie zur Zeit auf teine Silfe Mus Iands rechnen könnte. Dennoch begannen die Sommunisten jofort wieder ihre Revolutions spielereien, als Arbeitslosigkeit und Hunger die Proletariermassen zu peinigen begannen. In Hamburg   gelang es den Kommunisten, ihre Anhänger auf die Barrikaden zu heben; die Folge wat die blutige Niederwerfung des Butsches, ohne daß die Kommunisten dann für die Familien der erschossenen Arbeiter eine Sanb gerührt hätten. Die Sorge für diese un­glüdlichen Opfer ihrer Irrsinnspolitik über­ließen sie den Sozialdemokraten! In Sachsen mun traten, angeblich zum Schuße der Repu Blif", die Kommunisten mit unseren Genossen in die Einheitsfront", aber auch nicht einen Tag stellten sie ihre Heze gegen die Demo­fratie ein und das Zusammengehen in der Landesregierung diente ihnen nur als Schuß und Rüdendedung für die Propagierung ihrer Generalstreifparolen. So war ihnen auch die Vertretung im Ministerium Zeigner nur Mittel zum Zwede, ihre Methoden um so besser und geschüßter zur Anwendung zu bringen. Sie gingen in die Regierung und versprachen, die Verfassung zu schüßen, aber zugleich schür ten und organisierten sie den Widerstand gegen fie, wobei sie nur auf den Moment warteten,

ganz kommunistisch reden" zu können. Ihre Beteiligung an der Regierung diente nur der Vorbereitung, in dem ihnen geeigneten Momente die Arbeiterschaft als Instrument für ihre Pläne nach Hamburger Muster zu verwenden.

Nur böswilligste Entstellungssucht wird. uns zumuten, daß wir eine Rechtfertigung des idiotischen Handstreichs gegen die sächsische Re­gierung bezweden, wenn wir sagen, daß das hinterhältige Spiel der Kommunisten der Tauernden Reaktion die formelle Handhabe zur Absetzung der Regierung Zeigner bot. Aber es darf nicht übersehen werden, daß die Kommunisten es darauf angelegt hatten was auch aus allen ihren Handlungen hervor­geht, die Verwirrung zu vergrößern, die Demokratie zu kompromittieren, sie zu schädi­gen, zu unterhöhlen, weil sie noch immer hoffen, auf deren Trümmer ihre Diktatur auf­richten zu können.

Sonntag, 4. November 1923.

Arbeiter, Arbeiterinnen und Angestellte!

Bezugs Bebingungen:

Bel Zustellung ins Haus oder bel Bezug durch die Post:

monallid

vierteljährlich

K 16.­

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48.­

96.-­

192­

halbjährig

ganzjährig

Rädstellung von Mann­ffripten erfolgt nur bei Ein­fenbung der Retourmarten.

Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich felth

Nr. 258.

Sozialdemokraten aus dem Selbsterhaltungs­trieb gegenwärtig auch ist, darf nicht unbeachtet bleiben, daß die Kommunisten auf die Spren­

Helft dem Broletariat Deutschlands  ! Untertüßt nach Kräften unsere Bruder, gung der Stoalition aus ganz anderen

organisationen im Deutschen Reiche.

Gebt ra ch, die Stunde ist ernst und die Not drängt!

Die wirtschaftliche Not in Deutschland   wächst. In den Industriegebieten herrscht Man­gel an Nahrungsmitteln und dort, wo sie beschafft werden können, fehlt es den Ar­beitern an Mitteln, sie zu kaufen. Immer tie er sinkt die Mart, immer höher steigen die Preise. Alle bisher gegen die entscß ichen Folgen des Friedensvertrages unternom­menen Maßnahmen konnten die Ausdehnung des wirtschaftlichen Elends nicht aufhalten. Die monatelange Abschnürung des Ruhrgebietes dom Deutschen Reiche durch den französischen   Mi­litarismus und der Zusammenbruch des Abwehrkampfes haben die Leiden der deutschen   Arbei­terklasse bis zur Unerträglichkeit gesteigert.

Bedrängt und heimgesucht von schwerster wirtschaftlicher Not muß sich das deutsche   Brole­tariat gegen zahllose Feinde zur Wehr sehen. In Bayern   rebelliert die Regierung gegen eine einheitliche Reichspolitik und hält mit Gewalt die organisierte Arbeiterschaft nieder. In an­deren Teilen des Deutschen Reiches nüßen die Reaktionäre die Rundgebungen hungernder Men­schen zu einer wilden Heke gegen fozialistische Organisationen ans, die sie mit Bolizei und Militärgewalt niederzwingen wollen. Berantwortungslose tommunistische Agitatoren versuchen im allgemeinen Chaos ihre politischen Sondergeschäfte zu machen, verschlimmern die Vertoir­rung und fördern so die Reaktion. Der sozialistischen   Arbeiterbewegung Deutschlands  , den Ge­werkschaften und der Partei droht daraus schwere Gefahr.

Die gewerkschaftlichen und politischen Organisationen des deutschen   Proletariats stehen in diesen ernsten Tagen vor laum zu bewältigenden Aufgaben. Ihre Leistungsfähigkeit gegenüber den außerordentlichen Anforderungen ist durch die Markentwertung bedrohlich geschwächt. Es ist ihnen kaum mehr möglich, die unerläßlichen und dringendsten Ansprüche zu befriedigen. Der Bestand ihrer mustergültigen Einrichtungen ist mangels an Mitteln erschüttert. Mit Ausnahme weniger Verbände haben alle Gewerkschaften entfchlands ihre Fachpreffe einschrän ken müssen, so daß sie selbst den bescheidensten Bedürfnissen nicht mehr entspricht. Nicht an­ders steht es mit der politischen Arbeiterpreffe. Und gerade jeẞt brauchten die Arbeiter und Angestellten des Deutschen Reich es in viel höherem Maße als sonst ihre wichtigste Baffe, die Presse, und starke ungeschwächte Organisationen.

Seit es eine sozialistische Arbeiterbewegung in der Welt gibt, standen die Arbeiter Deutschlands   stets in den ersten Reihen. Immer waren sie hilfsbereit und fein großer Ramps ist geführt worden, den die Gewerkschaften und die politischen Organisatio­nen Deutschlands   nicht auch stets in reichlichem Ausmaße mit Mitteln unterstüßt hätten. Ihre Opferbereitschaft und ihre politische Solidarität ist den Arbeitern vieler Länder und auch und in deutlicher Erinnerung. Wir erwidern nur die uns in früheren Jahren et­wiesene Solidarität, wenn wir uns sofort und in den nächsten Wochen überall und mit allen Kräften dafür einsehen, Mittel zur Unterstützung des deutschen Proletariata und zur Erhaltung ihrer Organisationen aufzubringen. Wir fordern deshalb alle gelverkschaft­lichen und politischen Organisationen auf, sofort in, möglichst großem Umfange das Hilfs­wert für unsere Brüder und Schwestern in Deutschland   zu organisieren.

Ueber das hinaus, was die Verbände des Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Tschechos flotvakei für ihre Bruderorganisationen bereits getan haben und noch tun werden und was die deutsche   sozialdemokratische Arbeiterpartel der reichsdeutschen Bruderpartei zuwendet,

miten überall durch Sammlungen in großem Umfange Mittel aufgebracht werden.

Deren Durchführung obliegt den Werbänden und ihren Ortsgruppen und den sozialdemokratischen Kreis, Bezirks- und 2otalorganisationen. Die aufgebrachten Gelter find auf dem raschesten Wege an die gemeinsame Silfsstelle, die Zentral gewerkschaftskommission des Deutschen Gewerschaftsbundes in Reichenberg  , Färbergasse 1/11., zu überweisen.

Alle weiteren Vorschläge erhalten die Gewerkschaftsverbände und Ortsgruppen durch die Zentralgewerkschaftskommission und die sozialdemokratischen Kreis- und Bezirksorganisationen vom Vorstand der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei.

Au, an die Arbeit! Helt rasch, soweit die Kräfte reichen! Zentralgewerkschaftskommission Parteivorstand Arbeiterpartei.

der deutschen sozialdemokratischen

des Deutschen Gewerkschaftsbunbea in der Tschechoslowakei  .

Gründen hinarbeiteten.

Ein weiterer Berrat" der Sozialdemo­Traten soll darin liegen, daß fie nach der Ab­schung der Zeigner- egierung doch wieder an die Bildung einer Regierung in Sachsen   schrit ten, um die Herrschaft des eingesetzten Regie­rungskommisjärs unmöglich zu machen. Offens bar hätten die Kommunisten ein dauerndes Segime des Diftators Dr. Heinze lieber ge­sehen, als die Wiederherstellung verfassungs­mäßiger Zustände. Einer solchen Frivolität Fonnte die Politil der sächsischen Sozialdemo fraten naturgemäß nicht zuneigen, denn die Herrschaft des Reichskommisjäre hätte sehr bald alles niedergerissen, was die sozialistischen   Re­gierungen Sachfens in jahrelanger Arbeit auf­gerichtet haben. Sie mußten wenigstens ihren Einfluß auf die Verwaltung zu bewahren fuchen, wenn es schon nicht möglich war, die rein sozialistische Regierung am Ruder zu er­halten. Welche abgrundtiefe Heuchelei liegt aber darin, wenn die Kommunisten die Bil­dung der neuen sozialdemokratischen Regierung Fellisch als eine Schwäche" und einen Ver­rat", als ein Silfeleistung für den kapitali­fifchen Staat" ausschreien, während sie im sächsischen Landtag selber bei der Wahl des neuen Ministeriums indirekt mithal­fen, indem sie sich der Abstimmung enthielten. Es war in ihrer Machi gelegen, die Bildung des Ministeriums unmöglich zu machen. Das taten sie nicht, aber um fo eifriger öffneten sie nachher über den Verrat" der Sozialdemo fraten ihre Schimpfschleusen.

Was an sozialdemokratischer Feigheit" unb Verräterei" sonst noch übrigbleibt, das ist, daß unsere Partei nach fommunistischem Wunsche nicht sofort den Generalstreik ver­fünbete, welche Parole sozusagen das tägliche Brot ber kommunistischen Kurpfuscher gewor den. Sicher ist, daß der Generalftreit ein Mittel bes Stampfes ber Arbeiterschaft bleibt, aber ein Testea, Ahn, wie es die Rommunisten tun, alltäglich zur Anwendung bringen wollen, heißt, dieses revolutionäre Stampfmittel wir­fungslos machen und es ebenso heillos zu fom­promittieren, wie die Komunisten die Revolu­tion und den Sozialismus fompromittiert haben. Daß die Sozialdemokratie die Baffe bes Generalstreife zu handhaben weiß, hat das burch den Widerstand der Arbeiterschaft herbei­geführte schmähliche Ende des Kapp- Putsches gezeigt. Seither haben sich aber die Dinge in Deutschland   geändert, so daß es längst fraglich geworden ist, ob jetzt ein Generalstreik noch gleich wirkungsvoll und siegreich verlaufen wirbe, wie beim Kapp- Putsch  . Er tönnte nicht mehr so durchgreifend durchgeführt werden, da weite Beamten- und Angestelltenkreise nicht mehr mittun würden, und was das Entschei­dende ist: infolge der schlechten Konjunktur würde ein Generalstreif die Unternehmer nicht treffen, viele wären sogar froh, eine Zeitlang ber Verpflichtung, ihren Arbeitern Lohn zu zahlen, enthoben zu sein, ganz abgesehen da von, daß die Arbeiter bei der herrschenden

Was hätte nun unsere Partei den Mat­schlägen der Kommunisten zufolge nach erfolg. ter Absetzung der Zeigner- Regierung zu tun gehabt? Vor allem: unverzüglich aus der Meichsregierung auszutreten. Nun, dazu be­durfte es nicht erst des Ratschlages der Kom- 00000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000 Dotlage und der Unmöglichkeit, auch nur einen munisten. Es war sichtbar, daß nach dem säch sischen Vorfall für unsere Vertreter feines haft überlegten und jene Bedingungen stellten, lösen, aber die gewissenhafte Prüfung der Lage Laib Brot auf Kredit zu erhalten, faum einige Bleibens in der Regierung Stresemanns sein welche die Reichsregierung sichtbar vor dem zwingt zur Erfenntnis, daß dieser Schritt Tage im Streif auszuhalten imftande wären. Die Kommunisten, welche auf Moskauer  fönne. Einen Verrat" darin zu sehen, daß Urteil der Bevölkerung ins Unrecht jeßen soll- neben dem Parteivorteil auch Gefahren für die sozialdemokratischen Minister nicht sofort ten. Gewiß: der Augenblick erheischte den das deutsche   Proletariat, für die demokratische Befehl die Sozialdemokraten um jeden Preis aus eigenem Entschlusse davonliefen, sondern Austritt der Partei aus der Koalition, damit Republik   und für das Reich mit sich bringt. verleumden müssen, haben es wunderbar leicht. die Entscheidung der Reichstagsfraktion vor die Partei ihre Handlungsfreiheit zurückges wird nicht wenige geben, weldje in der Sie wissen, daß ja doch nicht geschieht, was legten, und daß diese für ihr ferneres Ver- winne, aber man fann auch in dieser Wendung seinerzeitigen Ausschaltung der Sozialdemo- fie in ihren Parolen als mirturen zur Rettung bleiben in der Koalition vorerst Bedingungen nicht lauter Vorteile erblicken, denn erstens fratie von der Regierungsmacht die Ursache der Arbeiterschaft ausschreien, darum können stellte, das blieb der Verleumdungssucht der ist die wiedergewonnene Handlungsfreiheit an der Möglichkeit des unseligen Regimes Tuno sie sich der Pflege der schrankenlosesten De­Kommunisten vorbehalten. Wer in der Teil- gesichts der ganzen Verhältnisse doch nur eine erblicken, bas bie Verhältnisse in Deutschland   magogie hingeben. Jagen sie aber dennoch die nahme der Sozialdemokraten an der Regie- Leschränkte, es wäre also verfehlt, an sie über in das heutige unsagbare Chaos geführt hat. Arbeiter ins Unglüd, dann revidieren" fie rungsgewalt nichts anderes als eine Gefällig- triebene Hoffnungen zu setzen, zweitens wird lind es werden, was immer auch geschehen mag. wieder einmal ihre Taktik und versprechen feit für die Bourgeoisie" sehen will, und mer gerade die Bourgeoisie nicht ungehalten sein. Schließlich die großen Fragen der finanziellen bis zum nächsten Sündenfall alle leicht­übersteht, daß der Austritt in der jezigen Zeit, wenn bei den kommenden Entscheidungen die und wirtschaftlichen Sanierung Deutschlands   fertigen Experimente zu unterlassen. Von für das in jedem Falle eine Verminderung des Ein Sozialdemofratie in der Regierung fein Mit und der Reparationen zu lösen sein, wobei feinem Verantwortlichkeitsgefühl fluffes der Arbeiterschaft auf die Staatspolitik bestimmungsrecht hat. Es ist außer Zweifel, es wahrhaftig nicht gleichgültig erscheinen fann, Schicksal der Arbeiterschaft beschwert, klagen und Staatsverwaltung zur Folge hat, der wird daß unseren Genossen die Sorge um die Er- ob diese Lösungen im Sinne der Bourgeoisie fie die Sozialdemokraten der Halbheit" und es natürlich auch nicht verstehen, daß unsere haltung des Parteigefüges feine andere Wahl ober der breiten Wolfsschichten erfolgen. So Schwäche" an, wenn diese die Kräfte des Genossen, bevor sie den Schritt taten, gewissen übriglicß, als sich von der Regierung loszu- zwingend die Handlungsweise der deutschen Proletariats nicht in sinnlosen Putschen ver­