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3. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Donnerstag, 22. November 1923.

Bereichert Euch! Die Botschafterkonferenz an Deutschland

Ueble Dünste steigen wieder einmal empor.

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t

vierteljährlich

halbjährig

ganzjährig

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B

96.­

192.­

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Erigeint mit Ausnahme Des Montag täglich frih

Nr. 273.

endlich diese notwendige Klärung zu schaffen und dem ganzen deutschen Proletariat zu zeigen, wo der allen Arbeitern gemeinsame Feind stedt.

Androhung von Maßnahmen Führer der sozialdemokratischen Partei, Genossen Für heute abend hatte der Reichskansler den Hermann Müller , zu sich geladen, um mit ihm die politische Lage zu besprechen.

im Falle eines Widerstandes. Paris

, 21. November. Poincare hat als

Borsigender der Botschafterkonferenz heute abend dem deutschen Geschäftsträger von Höeich zwei Noten zugeschickt mit dem Ersuchen, fie der deut schen Regierung zu übermitteln. Bayern

verlangt die Aenderung der Weimarer Berfassung.

Seit einigen Tagen bewegt eine neue storrup- Sofortige Durchführung der Militärkontrolle. tionsaffäre die Gemüter. Man ist durch die vielen, mit fast periodischer Pünktlichkeit wie derkehrenden Standale, hervorgerufen durch die durch den' Imsturz zur Herrschaft gelangte die Alliierten die Erklärung der deutschen Re­In der zweiten Note wird mitgeteilt, daß raffgierige patriotische Bourgeoisie, schon gierung, daß sie dem Kronprinzen durch einigermaßen abgehärtet, dennoch ruft es im ihren Vertreter einen Baß habe zukommen las mer wieder Verblüffung hervor, mit welcher fen, zur Kenntnis nehmen. Die Alliierten Berlin , 21. November. Die bayrische Bolts­Unverfrorenheit, hier nicht nur wadere Pa- In der ersten Note wird der deutschen Be haben ferner von dem Schreiben Kenntnis ge- partei hat im Reichstage cinen Antrag einge trioten, sondern auch hohe Würdenträger hauptung Erwähnung getan, daß die Wiederaufe nommen, das am 18. November der deutsche bracht, der von der Reichsregierung die Vorlage Staat und Volk als Melkkuh ansehen, die sie nahme der interalliierten Militärkontrolle die Geschäftsträger Peretti della Rocca überreichte, eines Gefeßentwurfes zur Revision der wierigkeiten Deutschlands ber- worin das Dokument, durch das der Kronpring Weimarer Reichsverfassung in föde­mit Milch und Butter zu versorgen hat. Den größern und zu Zwischenfällen führen würde, auf alle Rechte an der Krone Preußens und der ralistischem Sinne verlangt. Es wird u. a. die Grund des neuesten Standals, der sogar zu und erllärt, daß man sich daher fragen müsse, ob Kaiserfrone verzichtet, enthalten war. Ebenso Rückübertragung der Finanz- und Verkehrshoheit einem schweren Konflikt innerhalb der tschechi nicht die der Kommission in den Weg gelegten wird die Verpflichtung Deutschlands , die Rüd- an die Länder, das Recht der Landesregierungen, schen Stoalitionsparteien geführt hat, so daß hindernisse die von der deutschen Regierung an- tehr des Eglaifers nicht zu geft a t- die zur Aufrechterhaltung der Sicherheit nötigen der Bestand der Regierungsfoalition nicht ungeführten Schwierigkeiten selbst vergrößert haben. ten, zur Kenntnis genommen. In der Note wird Maßnahmen selbständig in Geltung zu erhalten erschüttert ist, bildet das Spiritusfar. Cs wird betont, daß die Kommission sich stets be ferner festgestellt, daß Deutschland die Bewillis und über die im Landesgebiete liegende bewaff tell. Der Fall übersteigt wirklich das landes- müht hat, die Aufgaben den deutschen gung zur Rüdtehr des ronprinzen erteilt hatte, nete Macht selbständig zu verfügen, ferner das übliche Maß von Korruption und ist, etwa mit Behörden zu erleichtern, und sicherlich wiewohl es sich der schweren komplita Recht der bayrischen Landesregierung auf Mit­Ausnahme irgend eines weit östlich liegenden auch weiterhin in diesem Sinne vorgehen. wird. tionen dieser Rüdkehr für seine innere wirtung bei Ernennung und Abberufung von Staates in gleicher Schamlosigkeit faum irgend- Bum Schluß heißt es in der ersten Note: und äußere Situation Rechenschaft ablegen Offizieren der Reichswehr gefordert. wo anders möglich und denkbar.

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Da die Alliierten das der Militärkontroll mußte.

tommiffion und dem Garantieausschuß für Luft Unter diesen Umständen find die Allierten

Das Gelunter von den Stresemann­Krediten.

Ihren Ausgang nahm die Sache von zwei fchiffahrt zukommende Recht der Kontrolle aufrecht genötigt, heißt es zum Schluß der Note, die tschechischen nationaldemokratischen Breßfötern, erhalten müssen, haben es diese beiden selbst Deutsche Regierung für die even. denen so faßt Herr Dr. Kramar die Koali- zu bestimmen, inwieweit tionstreue auf! die Aufgabe zugewiesen ist, augenblicklich durchführbar und notwendig er des Kronprinzen in Deutschland binetts zu machen, ist vor einigen Tagen offiziell inwieweit ihre Aufgabe tuellen Folgen des Aufenthaltes Stimmung für das Verbleiben des jetzigen Sta Berlin , 21. November.( Eigenbericht.) Um den in der Regierungskoalition stehenden tsche- scheint. Die allierten Regierungen beschlossen, verantwortlich zu machen. Sie halten mitgeteilt worden, daß mit englischen und ameri chischen Sozialdemokraten giftige Nadelstiche daß die Militärkontrolle und die Neberwachung es für ihre Pflicht, die deutsche Regierung auf die lanischen fapitalistischen Gruppen sehr aussichts zu verjeten. Aus Anlaß eines Artikels des der Luftschiffahrt ohne Verzug aufgenom- Gefahren, die dieser Zustand mit sich bringen reiche Verhandlungen wegen des" Abschlusses be­bekannten Schriftstellers und Stulturkritikers en werden müsse, und zwar unter den Bedin fönnte, aufmerksam zu machen, Gefahren, die im deutender Währungs- und Nahrungsmittelkredite F. X. Salda über den fünfjährigen Bestand kungen, die der deutschen Regierung vom Prägegebenen Falle die afitierten Mächte givingen geführt werden. Wie man jest erfährt, ist diese fidenten dieser Institution bekanntgegeben werden. der Republik , worin er andeutete, daß ver- Falls ihre auf fel. die Stoali- ahre Operationen auf de

ser ser Bezirden oder derstand jei onnten, sich einigen, Frage noch nicht to wet gebiehen. Diese Verhand

fchiedene Storruptionsaffären von den Stoali- tens deutscher Behörden oder deutscher Staats- die geeignet wären, dieſen Gefahren zu begegnen. lungen werden von der Gegenseite bisher mehr tionsparteien verschwiegen werden, um das angehöriger stoken sollten, behalten sich die Alliier- Der Note ist die Abschrift des vom deutschen informativ geführt, Anleihen von Staat zit Steat Brestige zu wahren, erhoben die erwähnten ten vor, die Maßnahmen zu ergreifen, Geschäftsträger an Peretti della Rocco gerichteten fommen vorläufig überhaupt nicht in Blätter gegen die tschechischen Sozialdemokra- die sie zur Sicherung der Ausführung des Ber- Schreibens vom 18. November beigefügt. Frage. ien die freche Beschuldigung, sie hätten aus trages geeignet erachten. dem Dispositionsfond der Genossenschaft der Eine Arbeitslosentundgebung: Spiritusbrenner für Parteizwecke zehn Mil­lionen Kronen erhalten. Das Pravo Lidu" und der Erefutivausschuß der tschechischen so­zialdemokratischen Partei stellten darauf in entschiedenster Weise fest, daß diese Behaup­

Stresemanns Schicksalstag.

tung in allen Teilen erfunden und erlogen jei. Boraussichtlich heute Gesamtdemission des Reichsiabinetts.

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zwei Tote. Berlin

, 21. November. Blättermeldungen aus Breslau zufolge tam es gestern in Liegnis zu schweren Zusammenstößen zwischen demon strierenden Erwerbslosen und Schußpolizei, bei denen auch Schüsse gewechselt wurden. Nach den vorläufigen Feststellungen wurde ein Polizei­beamter und ein Demonstrant getötet.

Die Deutsch und sie forderten den Präsidenten des Senates, nationalen für Reichstagsauflösung und Einsetzung eines Direktoriums. Herrn Prašef, auf, öffentlich zu erklären, wer Berlin , 21. November.( Eigenbericht.) Am] und politischen Verhältnissen nur schwer durch­und welche Partei in Wirklichkeit aus dem heutigen Bugtag ruhte das politische Leben gänz zuführen sind, im besepten Gebiet insbesonders Mit oder ohne Frankreid. Korruptionsfonds der Spiritusgesellschaft Be- lich. Im Reichstag hielt nur die Deutsche Volkswürden sich dabei die größten Schwierigkeiten stechungsgelder erhalten habe. Schon hier be- partei eine Sizung ab. Die Situation ist auch ergeben. Es bleibt darnach den Rechtsparteien erklärte in einer in Paisley in Schottland gehal­London, 21. November.( Havas.) Asquith ginnt das Unerhörte des Falles: in welchem soweit geflärt, daß es keiner weiteren Verhand nichts anderes übrig, als die politische Berant tenen Rede, es müsse eine Internationale Konfe andern Staate wäre es noch möglich, daß der lung mehr bedarf. In der morgigen Sipung wortung für die von ihnen befürwortete Politif renz zur Prüfung der europäischen Lage cinberu Vorsitzende einer Spiritusgenossenschaft, die wird Stresemann fallen und es fragt jich jest nur, zu übernehmen; nachdem sie schon zweimal, zuerst fen werden, gleichviel, ob sich Frankreich an dieser wegen ihrer dunklen Geschäfte mit dem Staat was darnach kommen soll. Die Deutschnationalen durch den Weltkrieg und dann durch das Ka- Konferenz beteilige oder nicht. einen eigenen Reptilienfonds besitzt, mit dem und mit ihnen ein großer Teil der Volkspartei, binett Cuno, das ein verschleiertes politisch einflußreiche Persönlichkeiten den Ma- verlangt die Auflösung des Reichstages Rechtsfabinett war, Deutschland ins Un­politisch einflußreiche Persönlichkeiten den Ma- und Ersaß der verfassungsmäßigen Regierung glüd gestürzt haben, werden sie jetzt Gelegenheit reichischen Genossen gegen Seipel. Scharfe Opposition unserer öiter. chinationen und Geschäfter der Genossenschaft durch ein sogenanntes Direftorium. Der Reichs haben, zu zeigen, ob jie das deutsche Volt auch günstig gestimmt werden sollen, daß also der präsident hat bisher feine Zustimmung zur retten fönnen. So folgenschwer diese politische Wien, 21. Nov.( Eigenbericht). In der heu Vorsitzende einer solchen Genossenschaft gleich Reichstageauflösung nicht gegeben, weil Neu- Entwicklung auch werden fann, so scheint doch tigen Sigung des Nationalrates hat, nachdem der zeitig Präsident des Senats, also einer geseh- wahlen unter den augenblicklichen wirtschaftlichen jetzt nichts anderes mehr übrig zu bleiben, um Bundeskanzler eine politische Rede gehalten gebenden Körperschaft ist. Dem Bestechungs- 900000 fonds flossen im leßten Jahre über 19 Millio=

nen Stronen zu, die Herr Pzašek allein ver- chische Sozialdemokrat Remes in eindringlicher[ wie auch die vom Finanzministerium mit der Nahmen der strengsten Gejeßlichkeit" geübt. waltete und über deren Vernending er troß Weise diejes schandvolle Kapitel behandelten. Spiritus- Verwertungsgenossenschaft getroffene In der neuen Republif hat das Gelichter sich aller Anfragen der Genossenschaftsmitglieder Die Redner hoben den Vorhang von der Spi- Vereinbarung erklärt. Bei der Uebernahme der verblüffend rasch einzunisten vermocht. Begreif­feinerlei Verrechnung vorlegt, wohl deshalb, rituswirtschaft, wie sie zu Schaden des Staates vorhandenen Spiritusbeſtände hat die Ge- lich daher, daß der genannte tschechische Kultur­iveil es geheim bleiben sollte, wer aus der und der Konsumenten seit den Tagen des Um- nossenschaft nicht weniger als 60 Millionen tritiker F. X. Salda, da er die Verheißungen, Strippe dieses Bestechungsfondes fraß. Auch sturzes betrieben wird und sie zeigten, in wel- Stronen verdient. unter denen die Republik gegründet wurde, auf die wiederholte Aufforderung der tschechi chen schmierigen und gierigen Händen dieser Der Spiritusstandal ist einer von vielen, mit ihren gegenwärtigen tatsächlichen Verhält schen Sozialdemokraten, Namen und Parteien wichtige Teil der Wirtschaft liegt. Schonungs die früher schon in der Oeffentlichkeit Erregung nissen vergleicht, zu traurigen Folgerungen zu nennen, denen der Herr Senatspräsident die los enthüllten sie die Schädlichkeit des Spiri- weckten und er ist gewiß auch nicht der lezte. fommt, und daß er flagt, die ersten fünf Jahre in Rede stehenden Millionen zugewendet habe, tusfartells, das mit Hilfe des Staates uner Was für armselige Stümper waren die alten der Republik hätten eine wahre Gründerperiode schwieg er hartnäckig und schweigt noch, wes hörtesten Wucher übe und das sich mit einem Staubritter gegen die modernen Ritter der In- bedeutet, deren gehäufter Schmuß nach einem halb die tschechischen Sozialdemokraten drohen, Teil der dem Volks- und Staatsvermögen dustrie und des Handels! Sie mußten auf großen gesellschaftskritischen Romanschriftsteller nicht länger mit der Partei Dr. Stramař in entrissenen Millionen bei einflußreichen Ver- ihren Felsenschroffen hausen und lauern, bis rufe, welcher dieser verkommenen und mora der Koalition zu verbleiben, wenn ihnen für sonen Duldung, Stillschweigen und Unter- irgend ein Warenzug des Weges zog und mußisch verfaulten Gesellschaft die Aureole vom die schwere Beschuldigung, vom Spiritusfonds stüßung erkaufe. Es geht hiebei um eine syste- ten, um ein paar Geldbeutel und einige Ballen Haupte reiße, einer Bourgeoisie, die reif sei. bestochen zu sein, nicht volle Genugtuung zu- matische Bestehlung der Bevölkerung, bei der Tuch zu ergattern, im Kampf mit den bewaff- daß über sie eine Höllen- Tragikomödie geschrie­teil werden sollte. es sich um ungezählte Millionen handelt. In neten Begleitmannen ihr Leben wagen. Den ben werde. Der Schmerz des genannten Schrift­

das eine

Der Stein, ins Rollen geraten, ist aber den letzten vier Jahren wurden den genossen- neuzeitlichen Raubrittern, die ganz andere stellers über die Enttäuschung, die er und viele nachgerade zur Lawine geworden. Das Auf- schaftlichen Spirituserzeugern über 360 Mil- Vermögen von ihren Beutezügen heimbringen, andere begeisterte Patrioten erlitten, da sie jehen, das die Sache in der Oeffentlichkeit er- lionen zum Präsent gemacht, welche riesige macht man es bequemer. Die einzige Unge- schen mußten, wie die Bourgeoisie allen natio regte, hatte zur Folge, daß der seit Jahren Summe es ihnen leicht macht, die nötigen Be- legenheit, der sie ausgesetzt sind, ist der Um- nalen Tiraden zum Troß nur an bestehende Spiritusskandal, der schon wieder stechungsgelder dem Korruptionsfonds zuzu- stand, daß sie einen kleinen Teil der Beute dachte: wie sie sich rasch bereichern könne, ist holt seine Schlammwellen in der Oeffentlichkeit führen. Als ein Monstrum ärgster Art wurde an jene verteilen müssen, die ihnen bei ihren nur zu begreiflich. Was aber fehlt, das ist nicht zeigte, auch im Budgetausschuß des Abgeord- von den Rednern die nach Einstellung der Raubzügen die Mauer machen und die Wege so sehr ein neuer Dante, der den Pfuhl dich­netenhauses zur Sprache fam, wobei der Tätigkeit der Spiritusfommission am 1. Sep- ebnen. Die Ausplünderung wird nicht mehr terisch schildert, sondern ein Herkules, der den deutsche Sozialdemok at Taub und der tsche- tember d. 3. erlassene Regierungsverordnung, mit dem Tode bestraft, sie wird vielmehr im Stall ausmiſtet!