5. Jänner 1924.

bene Dichter Gabriel d'Annunzio   hat die Absicht, f: tbares Unheil entstand. Doch die Reisenden sich in der nächsten Zeit in den Franziskanten nichts von der Gefahr..... nerorben aufnehmen zu lassen. D'Annunzio  beschäftigt sich mit diesem Plane seit dem Ende des Weltkrieges; nun möchte er seine Absicht in bie Tat umsehen. Er begibt sich demnächst auf eine Wallfahrt zum Grabe des heiligen Franz von Affissi, um mit diesem Att vom Welttreiben end. gültig Abschied zu nehmen. D'Annunzio   führt übrigens feit Anfang vorigen Jahres ein äußerst einames Leben. Er hat die schriftstellerische Tätig feit fast ganz aufgegeben und widmet sich einfamen Medin: tionen. Der Dichter besucht keine öffent lichen Veranstaltungen mehr und liest religiöse Schriften..

Ein glückliches Land. Die Staatseinkünfte der Bereinigten Staaten von Nordamerika   betrugen im Jahre 1923 4164 Millionen Dollar. Dies be­deutet eine Vermehrung von 500 Millionen gegen über dem Vorjahre. Die Ausg ben beliefen fich auf 3888 Millionen Dollar. Das Budget der Ver­ einigten Staaten   weist demnach im letzten Jahre einen Ueberschuß von 276 Millionen Dollar( un­gefähr neun Milliarden tschechische Kero­nen) auf.

Der Archäolog Babelon gestorben. Aus Baris wird gemeldet: Der Profeffor an der Sorbonne, Ba b'e I on, ist gestorben.( Ernest Char­ler François Babelon  , Archäologe und Numis­matiker, wurde im Jahre 1854 geboren. Er schrieb Werke über die Münzen der römischen Republik, über eine Münzjammlung in der Nationalbiblio­ther, über Narthago. über die Bluvtif der Karo lingerzeit usw. Seit dem Jahre 1897 war er mit glied der Academie des inscriptions et de belles lettres.)

Große Auswanderung aus Schweden  . Im Jahre 1923 sind aus Schweden   etwa 30.000 Personen ausgewandert. Es ist dies die größte Auswanderungsziffer feit dem Jahre 1908, in welchem gegen 40.000 Ber fonen ausgewandert sind. In den Jahren 1918, 1919 und 1920 war die Zahl der Einwanderer nach Schweden   größer als die der Auswanderer. Gegen Ende des Jahres betrug die Anzahl der Bevölke rung in Schweden   6,011.000.

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Ein großartiger Fund im Grabe Tutankha mens. Reuter melbet aus dem Tal der Stönige" in Aegypten  , nachdem es gelungen fei, alle Schreine bes Grabmales   Tutankhamens zu öffnen, von denen zwei die Siegel der königlichen Nekropolis trugen, sei man im Inneren auf einen unberührten Steinfartophag von folossaler Größe und wunderbarer Arbeit gestoßen. Das Hochwasser der Seine. Die französischen  Minister für öffentliche Arbeiten und Gesundheit& wesen besichtigten die überschwemmten Gebiete in der Umgebung von Paris   und ordneten die zur Silfeleistung für die betroffene Bevölkerung not­wendigen Maßnahmen an.

Durch die Aufmerksamkeit eines Lokomotivfäh.

rers 800 Reisende gerettet. Der Dug Berlin­Bien tam am legten Freuag mit fünfstündiger Verspätung in Wien   an. Die 800 Reisenden, die, über die Verspätung schimpfend, dem Zug entstiegen, agnten nicht, daß sie es nur der Aufmerksamkeit des Lokomotivführers verdankten, wenn sie lebend anfamen. Als der Zug um Mitternacht mit 70 Ri­lometer Geschwindigkeit durch Plauen   dampfen sollte, stand das Signal auf Fahrt", Strede frei. Doch der Mann auf der Maschine erkannte: falsches Geleiser vermutete, daß die Weich: eingefroren sei und fah, daß auf demselben Geleis, faum 500 Meter vor ihm, der fällige Lastzug herandampft. Ein Entschluß von Hundertstel- Sekunden- die Bremsen des D- Buges arbeiten, und noch während der letzten Meter Fahrt sch... gt sich der Führer ven ber zokomotive und eilt in rasendem Lauf mit geschwungener Lat: rne dem Lastzug entgegen. Die Lastzugmaschine stoppt. Auf wenige Meter Ent­fernung stehen sich die Maschinen gegenüber. Hätte der Lokomotiv ührer nicht erkannt, daß der D- 3ug auf das unrichtige Gele: se geglitten, so wäre ein

Vater Goriot.

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Bon Honoré de Balzac  . Trinken Se," fagte Eugen, er richtete den Sterbenden auf, stüßte ihn mit seinem linten Arm, während er ihm mit der rechten Hand eine Tasse Fliedertee gab.

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Meine Chronit.

EisentrHnkatastrophen: Dieser Tage fuhr auf dem Bahnhof Trebnik  ( Preußisch Sch esien) an der Strede Roberwig- Heibersdorf ein Schn.ejug, Wie sieht unser Magen aus? Man sollte es m für möglich halten, daß über die Form des bestehend aus Lokomotive und Schneepflug, auf menschlichen Magens noch Untlarheit besteht. Alle einen festgefahrenen Bersonenzug auf. Jahre werden ja viele Hunderte von menschlichen Ein Badwagen und ein Personenwagen entgiften. Eingeweiden auf der Anatomie untersucht. Die mei Ein Bahnunterhaltungsbeamter wurde getötet flen Anatomen sagen, der menschliche Magen habe wet Bugbeamte schwer, awei Reisende Teich eine Retortenform. Aber es ist sehr die Frage, ob verlegt. Der Unfall wurde dadurch herb ige- die Form, die der Magen in der Leiche hat dieselbe führt, daß der Lokomotivführer des Schncezug 8 bei ist wie im lebenden Rörper. Die Wirkung der dem unsichtigen Wetter den vorgeschriebenen Salt Schwere des gefüllten Magens ruft natürlich Bezän ort überfuhr. Im Schwarzen meer wütete derungen hervor. Auch der leere Magen bekommt in der vorigen Woche ein ungewöhnlich starter fofort die bekannte Retortenform, wenn er an der Ortan. Fast alle auf hoher See befindliche Schiffe Leiche Künstlich gefüllt wird. Diejenigen, die dem erfitten bedeutenden Schaden; das Schicksal vicler ist Inneren des Rörpers mit Röntgenstrahlen beizu noch unbekannt. In Anapa   wurde ein Zug von fommen suchen, behaupten, daß di. Retortenform 22 Wagen bon dem Sturm ins Meer gefich bei lebenden Menschen überhaupt niemals findet schleubert. Im Röntgenbilde hat man verschiedene Formen gc. chen, die man als haten"," Siphonform" Stier hornform" bezeichnet hat. Die Stierhornform soll die feltenere sein. Aber auch diese Röntgenformen sollen auf Täuschungen beruhen, weil der leere Magen niemals eine ganz gestreďte Form zeigt, sondern einen Bogen in Querrichtung. Man hat neuerdings die ganz frischen Leichen von Hingerichteten unter. fucht und gefunden, daß je nach der hohen oder tie­fen Stellung des Zwerchfells Stierhornform ober Siphonform eintritt. Die Stierhornform ist aber eine Täuschung, die durch den Röntgen- Schatten ent steht. So sind wir also über unseren Magen nicht ganz im llaren.

Die betrogene Frat. Wie der Efti Kurier" aus Budapest   meldet, hat die Frau des Sekretärs des Handelsmuseums, Edmund Winter, gegen ihren Batten eine Anzeige wegen Betruges erstatt.t. Sie hatte nämlich das Prinzip, obwohl selbst Jüdin, nur einen Christen heiraten zu wollen. Winter hat ihr feinerzeit dokumentarisch nachgewiesen, daß er Chrift sei. Nach der Berehelichung hat sie fich jedoch binnen 24 Stunden überzeugt, daß ihr Gatte nicht Christ, sondern Jude set. Sie hatte ihm Vorwürfe gemach, doch sei er dabei verblieben, daß er, sein Bater und sein Großvater bereits Thriften gew sen feien. Nach einigen Monaten hatte Winter auch die Mitgift verbaucht und die Frau hinausgeworfen. Frau Winter hat nunmehr festgestellt, daß auch die Eltern Winters Juden seien und die Budapester

noch

welches Paragraphen die Bortäuschung des Herrn Edmund Winter zu ahnden sei.

Richter serbrechen fich nun den Kopf, auf Grund Bollzwirtſchaft und Sozialpolitur.

Das Opfer einer Ofen- Explosion. Der 55 Jahre alte ledige Gärtner Joh. Grenz in Bamberg  wurde in seinem Schlafzimmer halbverbrannt auf gefunden. Die Ursache des Unglüdes ist auf eine Explosion des Dfens zurückzuführen. Grenz ist zu erst erstidt und dann verbrannt.

Die Verträge der Nachfolgestaaten über die Liquidation der österreichisch­ungarischen Bant.

Bette B.

die zwischenstaatlichen Berträge. Auf diese Verein. barung und Ratifizierung durch den Präsidenten wird in der Berlautbarun, mit feinem Worte Bezug genommen; sie ist also jedenfalls nicht erfolgt und felbst, wenn sie erfolgt wäre, mangels entsprechender Berlautbarung nicht in Erscheinung getreten. Aus den bezeichneten drei Berträgen ergeben sich weiter für den Staat Vermögenslaften. Diese Berträge be dürfen alfo nach§ 64 der Verfassungsurkunde der Zustimmung der Nationalversammlung, die bisher jedoch nicht eingeholt worden ist

oco e Général weist noch weitere Mängel auf." I' Die Beilage L'Accord Général" zum Pro­Accor Général" ist im Pro oco General" über. haupt nicht erwähnt so daß er mi: legterem in feinem formellen Zusammenhange steht. In L'Ac­cord Généra" wird zwar auf die unterzeichneten Staaten verwiesen, ohne daß jedoch diese Staaten namentlich angeführt und die Unterschriften beigefeht find. L'Accord Généra" enthält weder Ort noch Datum der Uebereinkunft.

L'Accord Général" sagt im ersten Absatze: Die unterzeichneten Staaten verpflichten sich, die in der alten österreichisch ungarischen Währung ausgedrückten Geschäftsaktiven und Passiven der Li quidation der österreich   sch- ungarischen Bant, soweit Sie in den Anstalten der genannten Bank auf den bezüglichen Gebieten verrechnet sind, zu übernehmen, u. zw. die Aktiven: die Raffaanweisungen der Kriegsdarlehenstaffe, den Privatestompte, die pri vaten Lombarddarlehen  , die Kupons und Titres zum Inkasso und verschiedene Atiiven; die Bassiven: die Girokonti und verschiedene Verbindlichkeiten auf Gicht die Raffaanweisungen der österreichisch- unga­rischen Bank. welche von den beteiligten Filialen bu geben worden sind, wie auch verschiedene Passiven. Daraus geht hervor, daß die Vereinbarung über die Uebernahme der Geschäftsaktiven und Passiven in Liquidatoren der österreichisch- ungarischen Bank ver österreichisch ungarischer Währung lediglich zwischen den Nachfolgestaaten nicht zwischen ihnen und den einbart worden sind. L'Accord Généra führt die 13. Dezember 1923, Sig. Nr. 237, verlautbart die auch die Genehmigung des Uebereinkommens durch Die Kundmachung des Finanzministers vom Liquidatoren der österreichisch- ungarischen Bant überhaupt nicht als Vertragsteil an. Daran kann Nasib berkall in Berlin  . Etwa zehn bis fünf am 14. September 1922 und mit den Entscheidungen fion der bezüglichen Forderungen der österreichische von der Regierung der tschechoslowakischen Republik die Reparationstommission nichts ändern. Eine Beſ zehn mastierte, mit Revolvern und Handgranaten der Reparationsfommission vom 18. Juni 1922, 8. ungarischen Bank an die Nachfolgeftaaten ist also bewaffnete Männer brangen Donnerstag aberd in 1373 und vom 25. April 1922, 8. 1904, genehmigten Surch L'Accord Gán ra das Rassazimmer der Bergisch Märfifchen Verträge über die Liquidation der österreichisch- un. margarinewerte in Berlin  - Pichels- garischen Bant". In diesen Berträgen treffen bie ra." nicht erfolgt. bort ein unb raubten etiba 10.000 Goldmart. garischen Bank". In diesen Verträgen treffen die Bürgen des tschechoslowakischen Staates Bermögens. Aus L'Acco d Généra  ." ergeben sich für die dorf Nachfolgeftaaten Italien, Polen  , Rumänien  , Südfla- lasten. Die Vereinbarung bedarf also Bei Eintreffen der Polizei waren die Räuber ver- wien  , Desterreich und Ungarn   nähere Vereinbarungen der 3ustimmung der Nationalver unben. zur Erleichterung der Liquidation der österreichisch  - ammlung. die ebensowenig vorliegt. wie die wurde der 88jährige Schnittwarenhändler J. Radurch sie weder die Bestimmungen der in Frankreich  Der Morb in Haiba Wie wir berichteten, ungarischen Bant". Ausbrüdlich wind betont, daß Ratifizierung durch den Präsidenten der Republit. soa aus Haida am Weihnachtsabend in der Bo- nach dem Waffenstillstande geschlossenen Berträge ge- mit der Beröffentlichung der Vereinbarungen der Die staatliche Finanzverwaltung beabsichtigte, benlammer feines Hauses tot aufgefunden. Der Tat ändert, noch irgend einer Auslegung. welche in 3u- Nachfolgeftaaten über die Liquidation der öfter­verbächtig wurde ein 28jähriger Mann, namens funft diesen Bestimmungen gegeben werden könnte, reichisch- ungarischen Bank die Einwendungen zum Bandura verhaftet, der bisher jegliche Schuld vorgegriffen, noch irgend einer anderen Regelung, Schweigen zu bringen, welche gegen die Rechtsnach. leugnete. Tonnerstag aber d legte nun Bančura ein Geständnis ab. Er hat den Rasocha in der 82- Bereinbarung oder Uebereinkunft zugestimmt werden folge des tschechoslowakischer Staates in die Lom nannten Nacht erwürgt und die Leiche an einem um fol. 6. Er hat ben aloha in b bardforderungen der österreichisch- ungarischen Bank den Bals geschlungenen Band in die Bodenkammer der als" Protocole Generale" bezeichnet wird, ist führungen ergibt sich, daß sieser Zweck mit der Kund­Es handelt sich um drei Verträge. Dem ersten, erhoben worden sind. Aus unseren vorstehenden Aus­geschleift. Ueber das Motiv der Tat verlautet noch ber bloße Wortlaut einer Vereinbarung genannt Lmachung ber bezüglichen zwischenstaatlichen Verträge nich: s bestimmtes. Accord Général sur la reprise des actiis et passifs burch das Finanzministerium nicht erreicht worden Die blutige Hand mit dem Totenkopf." In commerciaux en monnaie ci devand austro- hongroise, Bangendorf bei Mähr.- Neustadt versuchten approuvé le 7. Juin 1921 par les Représentants des iſt und nicht erreicht werden konnte. einige junge Burschen, Räuber" zu spielen. Sie Eta's successours à la Conférence de Vienne et arrangierten einen Einbruch in das Verwaltungs- dont la Commission des Réparations a pris acte à Einem neuen Montantrust entgegen. Der gcube, bas zum Schlosse des Deutschen Ritter- 200 éme séance du 18. Juin 1921," de dato Wien  . französische Stinnes, Eugene Schneider  , weilte ordens gehört, um Geld zu erpressen. Der mastierte 14. März 1922 und ein Auszug aus dem vor kurzem in Wien  , und sein Aufenthalt wurde Anführer der Bande drang mit vorgehaltenem Re-§ 12 des österreichischen Bundesgefeßes rom   mit großzügigen Plänen zur weiteren Ausgestal­volver in den Schlaffaal des Internats, das zum 16. Juli 1921, Bundesgefeßblatt Nr. 893, tung feines Montantrusts in Verbindung gebracht. Schlosse gehört, und schrie: Gelb oder Leben!" über die Durchführung der Artikel 248 und 249 des Er hat vor kurzem durch seine Bank Union   paris  Die angeschrieene Pflegerin suchte aber in der Staatsvertrages von S.. Germain( Borkriegsschul- sienne" bei einer österreichischen Großbank, die Dunkelheit Schutz und rettete sich auf diese Art. Dengesez) als Beilagen angeschlossen Der zweite Ber. neben Stinnes und Castiglioni   Hauptaktionärin Ihr Geschrei wedte die wubchen, die großen Lärm trag, ebenfalls vom 14. März 1922 datiert, betrifft der größten schwerindustriellen Unternehmung schlugen und die Räuber in die Flucht jagten. Die Regelung der Pensionen der Angestellten und der Desterreichs, der Alpine Montangesellschaft  , ist, Be­Taz3 darauf brachte ein halbw. siger Bursche einen österreichisch- ungarischen Bank, der dritte gleichen teiligung erworben. Lettere hat sich vor furzent Brief, der mit Die blutige band mit dem Datums die Frage der Aktionäre. bei der oberschlesischen Bismarckhütte und der Eotentopf" unterschrieben war. Mit diesem Rattow: ßer Berg A.-G. beteiligt. Shneider- Cren­Drohbrief wollte die Räuberbande 250 K erpres zot beherrscht aber die Berg und Hüttengewerk­sen. Daraufhin verhaftete sie Gendarmerie einige fchaft, die größte Koksproduzentin der Tschechoslo­junge Burschen, die der blutigen Hand" angehören. wakei.( In der Tschechoslowakei   liegen unter an

,, Sie werden sie sehen."

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" Ja, wirklich!" schrie der Greiß verstört. Oh, sie sehen, ich werde sie sehen und ihre Stimme hören. Ich werde glücklich sterben! Nun, mich verlangt nicht danach, länger zu leben, ich habe zu sehr gelitten, mein Unglüd wuchs mit jedem Tage. Aber sie sehen, ihre Kleider berühren, nur ihre Kleider, das ist nicht zuviel, aber ich fühle dabei etwas von ihnen. Lassen Sie mich ihr Haar fühlen, ihr Haar

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Er fiel in die Kissen zurück, wie von einem Schlag getroffen. Seine Hände tasteten auf der Dede, wie nach Haaren seinern Töchter greifend.

" Ich segne ste," sagte er mit Anstrengung, fegne fie

Auffallend ist zunächst die Verlautbarung dieser Verträge durch eine bloße Kundmachung des Fi nanzministers. Nach§ 64 der Verfassungsurkunde ver. einbart und ratifiziert der Präsident der Republik

Rastignac zog feine Uhr.

Hier, versetze sie. Ich will mich unterwegs nicht aufhalten, denn ich möchte feine Minute ver­lieren, und warte auf Christoph. Ich habe keinen Heller, ich werde den Kutscher erst bezahlen, wenn ich zurückfemme."

Rastignac stürzte die Treppe hinunter und fuhr erst zu Frau von Restaud. Sein Zorn wuchs unterwegs, das furchtbare Schauspiel, das er mit erlebt hatte, brachte sein Blut zum Rasen. Als er im Vorzimmer nach Frau von Restaud fragte, wurde ihm gesagt, daß sie nicht zu sprechen sei.

,, Aber," sagte er zum Stammerdiener, ich fomme von ihrem Vater, der in den letzten Zügen liegt."

,, Mein Serr, wir haben die strengsten Befehle

Wenn Herr von Restaud zugegen ist, so fagen Sie ihm, in welchem Zustand sein Schwie gervater sich befindet, und melden Sie ihm, daß ich ihn auf der Stelle sprechen muß." Eugen mußte lange warten. ,, Vielleicht stirbt er in diesem Augenblick," dachte er.

,, Sie müssen Ihren Vater und Ihre Mutter sehr lieben," sagte der Greis und drückte Eugens Hand mit seinen traftlosen Händen. Begreifen Sie, daß ich sterben werde, ohne meine Töchter zu sehen? Seinn brennenden Durst nie löschen fönnen, so habe ich volle zehn Jahre gelebt... Meine Schwiegersöhne haben meine Töchter ge- Er fant zusammen. In diesem Augenblick tötet. Ja, feitdem sie verheiratet sind, habe ich lam Bianchon. Ich bin Christoph begegnet," des Serra Grafen." feine Tochter mehr. Väter, sagt den Kammern, sagte er ,,, er holt dir einen Wagen." Dann sah er daß sie Gefeße gegen die Ehe erlassen sollen. Ver- nach dem Kranken, hob die Augenlider hoch, die heiratet eure Lochter nicht, wenn ihr sie liebt. beiden Studenten sahen ein Auge ohne Ganz und Der Schwiegerfohn ist ein Verbrecher, der alles ohne Wärme. Er tann die Sache nicht übervin­bei eurer Tochter verdirbt, er besudelt alles. Steine den," sagte Bianchon. Er faßte nach seinem Puls Ehe mehr! Sie vaubt uns unsere Töchter, felbst und prüfte auch das Herz. in unserer Sterbestunde sind sie nicht bei uns. Erlaßt ein Gefeß, wie sich einder beim Tod der Väter zu verhalten haben. Aber das ist ja furcht­bar! Nache! Meine Schwiegerföhne hindern sie berzukommen. Töten Sie sie. Nieber mit Restaud und dem Gäffer, es sind meine Mörder. Der Tod oder meine Töchter! Ach, es ist vorbei, ich sterbe chne sie! Ohne fie! Nasie, Fifine, so kommt doch! Euer Papa..."

Aber, mein lieber Bater Goriot, beruhigen Sie sich, halten Sie sich still, regen Sie sich nicht au, Sie dürfen nicht soviel benken."

Sie nicht mehr fehen, das ist schlimmer als Der Tob,"

Die Maschine läuft immer noch. In seiner Lage ist es ein Unglüd; es wäre beffer, er stürbe." Meiner Treu, ja," sagte Rastignac. " Aber was ist dir denn? Du sichst aus wie der Tod.

"

Mein Freund, ich habe Slaçen und Anklagen gehört! Es gibt einen Gott! gewiß, es gibt einen Gott, und er hat eine bessere Welt geschaf­fen, in der die Erbe ein Unfug ist. Wenn es nicht in dem Maße tragisch gewesen wäre, tönnte ich weinen, aber das Herz hat sich mir furchtbar zu­fammengefvampft."

Hör einmal, wir werden allerhand brauchen. Wo wollen wir das Geld herschaffen?"

Der Kammerdiener führte Eugen in den er­sten Salon Herr von Restaud empfing ihn stehend, ohne ihm Plaz anzubieten, vor einem Kamin, in dem n'cht einmal Feuer brannte.

Herr Graf," sagte Rastignac. Ihr Schwie­gervater stirbt in diesem Augenblid, in einem elenden Loch. Er hat keinen Pfennig und kann nicht einmal Holz faufen. Er legt in den letzten 3ügen und verlangt nach seiner Tochter."

Herr von Rastignac," sagte Herr von Restaud fühl, es ist Ihnen wohl nicht entgangen, daß ich für Herrn Goriot   wenig zärtlich empfinde. Er hat auf Frau von Restaud einen verhängnisvollen

R. S.

Einfluß gehabt, er war das Unglüd meines Re bens, er ist der Feind meiner Ruhe. Ob er lebt oder stirbt, ist mir vollkommen gleichgültig. Dies sind meine Empfindungen ihm gegenüber. Die Welt kann m'ch tadeln, ich verachie ihre Meinung. Ich habe jetzt wichtigere Dinge zu tun. als mich darum zu fümmern, was Narren oder Gleichgül tige über mich denken. Was Frau von Restaud betrifft, so ist sie nicht imstande auszugehen. Außerdem wünsche ich nicht, daß sie das Haus ver­läßt. Sagen Sie ihrem Vater, daß sie zu ihm tommen wird, sobald sie ihre Pflichten gegen mich und gegen mein Seind erfüllt haben wird. Wenn sie ihren Vater liebt, o kann sie in wen gen Augen­bliden frei sein..."

Herr Graf, es ist nicht meine Sache, Ihr Verhalten zu beurteilen, Sie sind Herr über Ihre Gattin. Aber ich darf mich auf Ihre Ehrlichkeit verlassen, versprechen Sie mir, ihr zu sagen. daß ihr Vater teine vierundzwanzig Stunden mehr leben wird und sie bereits verflucht hat, weil er sie an seinem Sterbelager vermißt!"

,, Sagen Sie es ihr selbst," anwortete Herr von Restaud, dem das empörte Zittern in Eugens Stimme einen gewissen Eindrud gemacht hatte.

Vom Grafen geleitet. ging Rastignac in den Salon, in dem sich die Gräfin zumeist aufzuhalten pflegte. Sie hob ihr von Tränen überströmtes Gesicht und fah aus, wie eine Frau, die zu sterben bereit ist. Sie tat ihm seid. The sie Rastignac an­fah, warf sie ihrem Gatten einen verängst gten Blick zu, aus dem völlige Erschöpfung sprach. Sie war durch moralische und physische Tyrannei ge­brochen. Der Graf nickte, dies schien ihr. Mut zum Sprechen zu geben.

Fortsegung folgt.)