81. Jänner 1924.

ungunsten der Mieter au 8.

Naushäuser. Noch ehe die Namen Welser und fjährige Sohn, darauf geritten sei und daß sein Bater stehenden Mickerschußgefeßez zu Fugger auftauchen hält Enea Sivio Piccolomini, vor Gericht fein Recht nich: bekommen habe, weil der der Kanzler Kaiſer Friedrichs III. und nachmalig. Verklagte sehr hoch und fürnehm" war, ſo mutet Bapst Pius II  .. Augsburg   für die reichste Stadt der auch das nicht gerade unmodern an. Welt. Das war 1458. In der zweiten Hälfte des

Die Bäume des Kapitalismus find im Mittel­

Jahrhunderts emanzipier: fich das Geldgeschäft im after nicht in den Simmel gewachsen. Die Staats­mer mehr. Von entscheidender Bedeutung ist dann bankerotte Frankreichs   und Spaniens   führten zu her Anschluß der Augsburger   Großhandelshäuser der schweren Finanzkrisen. Das Welsersch: Haus stellte Welser und Fugger an Bortugal und Spanien   ge- 1614 feine Zahlungen ein und die Fugger gaben das wefen die Elastizität, mit der sie, während das Geschäft auf und lebten als Standesherren. Und übrige Oberdeutschland mit Einschluß Nürnbergs   viel anders wird es auch dem modernen Kapitalis in ben italienischen Banterott hinabgerissen wurden, mus nicht gehen, der seine geschichtliche Mission zu den neuen Kurs des Welthandels an den Küsten des erfüllen hat und dann ebenso erledigt fein wird, wie es der mittelalterliche heute ist. Atlantischen Ozeans zu nutzen verstanden.

In Lissabon   und Sevilla   erschienen im 15. Jahrhundert die Agenten der Augsburger   Handels­häuser und sicherten sich ihren An eil am neuen G schäft. Ja, fie rüsteten eigene Schiffe aus, um, wie der Stadtschreiber und Humanist Konrad Peutinger  rühmte, als die ersten Deutschen   India zu suchen". Die Welfer gingen zur Kolonialwirtschaft über, leg ter 1525 eine Faftorei in San Domingo an und er­oberten von dort aus das kleine Venedig  ", Vene­ zuela  . Und wenn sie es auch nicht auf die Dauer gegen den Konkurrenzneid der spanischen   und por­tugiesischen Kaufleute halten konnten, so blieb ihnen doch der Gewürzhandel mit Südamerika   und Dit indien und zu Antwerpen   wie zu Lissabon   wußten fie ihre finanzielle Ueberlegenheit in die Wagschale zu werfen.

Meuternde Sträflinge. In Montevalla im Staat Alabama   haben sich in einem Kohlenberg. werk entfeßliche Szenen abgespielt. In diesem Ort befindet sich eine Sträflingskolonie, das Aldrich Prison Camp, in dem Häftlinge untergebracht sind, die zu Arbeiten in einem dortigen Stohlenbergiverk herangezogen werden. Von den Sträflingen, die in dem Bergwerk beschäftigt waren, begannen dreiund­sechzig zu meutern. Sie verjagten die Aufseher und inszenierten oin Vernichtungswerk. Mit den Dyna­mitpatronen, mit denen sie für ihre Arbeit ausgestat tet waren, zerstörten sie in der Tiefe alle Maschine­rien und die Einrichtungen zur Sicherung des Bc. triebes. Die verjagten Aufseher hatten, gut bewaff­net, die beiden Bergwerksausgänge besetzt und hör. Der Ausbau des Augsburger Bankgeschäfts war ten nun aus dem Innern der Erde fortwährend das Wert der Fugger. Seit 1488 leitete Jafob, fürchterliche Explosionen. Dazwischen ertönten schrille dessen Söhne in den Reichsgrafenstand erhoben wur- Schreie der sich toll gebärdenden Meuterer. Das ben, nachdem er zu Venedia seine Lehrzeit durchge- Höllentreiben unten im Bergwerk hatte aber für die macht, das größte deutsche Handelshaus. Sein Be- Sträflinge nicht die gehoffte Wirkung. Sie erkann­ftreben ging dahin, den Metallmarkt Europas   zu beten schließlich, daß man sich durch ihre Zerstörungs. herrschen. In Ungarn  , Tirol und Kärnten  , ja selbst wut nicht einschüchtern lasse, und da sic, als ihr in Spanien   erwarb er mit den tapitalfräftigsten Mundvorrat aufgebraucht war, schließlich auch von Landsleuten im Verein die Erzgruben, seit 1498 gibt Sunger geplagt wurden, blieb ihnen nicht anderes c3 in Augsburg   ein europäisches Kupfersyndikat. Die übrig, als sich zu ergeben. Sie famen einer nach dem päpstliche Surie, aber auch die deutschen   andern zu den Ausgängen hinauf und ließen sich von Raiser ließen sich von ihm finanzieren. den Aufsehern ohne Widerstand festnehmen. Es ist Starl V. hatte allen Grund zur Freundschaft mit Ja- nech nicht bekannt, was sie zur Meuterei getrieben fob Fugger: hatte ihm dieser doch von den 800.000 hat. Gulden, mit denen die deutschen   Fürsten zugun sten des Hauses Habsburg   best o chen waren, zwei Drittel aus Augsburger   Rassen verschafft.

Während der Rat und die Steinbürger von Augs Bollswirtſchaft und Sozialpolitır.

burg mit warmen Herzen für die Reformation strit ten, organisierten die Fugger und Genossen die Feld. züge des Kaisers gegen dieselben Protestanten..."

Der geplante Anschlag gegen die Mieter.

Man sieht, die Kapitalisten des Mittelalters ver­standen ihr Handwert nicht schlechter als die des Eine 20. Jahrhunderts. Auch damals war das Kapital international, es hatte seine eigene Moral, und wie heute der Name Stinnes, so bedeutete damals der Name Fugger   ein Schlagwort, das in aller Munde war. Sieß fuggern" doch damals soviel als wu­chern". Auch das Privatleben dieser mittel­alterlichen Kapitalisten mutet zum Teil recht modern an. So sagt Elias Holl   von Jalob Fugger, den er einen wunderlichen" Mann nennt: Jch, Elias Holl  , war hernach viel Jahr aneinander immer an dieses Herrn Gebäu, dann, wie gemeldt, haben wir alle Jahr zu brechen und zu verkehren, icßt eine Stallung, bald einen Tummelplatz draus gemacht und viel wunder- 1 lichs oftmals verricht; und alles gern und wohl be­zahlt, was es gekostet hat. Ich hatte an diesem Ort gut leben, hatte immer Wein genug; er führte cine jtattliche Hofhaltung mit Essen und Trinken. Die­ser Herr hatte auch viel Diener und Gesind, auch ge­waltig viel teure Pferd zu acht bis zehn Hundert Gulden. Ich war diesem Herrn lieb, weil ich mich wohl in sein seltsamen Kopf schiden fonnte. trant sich alle Tage gleich über Mit­tags mahlzeit voll, hielt eine Tafel, hat täg­lich gern Gäste, die nur wohl saufen konnten."

Wenn Elias Holl   in seinen Tagebuchblättern an einer anderen Stelle erzählt, daß einer der Auftrag geber feinem Vater ein Pferd geschenkt und wieder fortgenommen habe, weil er, der damals vierzehn­

Ein Stüd Brot.

In der schwerlastenden Winterdämmerung prauste der Eisenbahnzug durch die Einöde. Der Wagen war fast leer; draußen herrschte Dunkel

und Schneetreiben.

Der Zug hielt bei einer kleinen Haltestelle. Niemand stieg ab; einer stieg ein. Er trat vor fichtig und scheu ein, wie Bauern in ein Herr schaftshaus zu treten pflegen, und da niemand ihm befahl, wieder hinauszugehen und niemand ihn nach seinem Begehren fragte, so wählte er sich eine schmale Bant in der Ede bei der Tür aus, ließ sein Handränzel auf den Boden zwischen die Füße gleiten und nahm den Hut ab.

Er war ganz beschneit und müde. Es war sichtbar, daß er einen langen Weg auf Stiern dahergefahren oder durch das Unwetter gestapft war. Sein Gesicht war mager, mit hohlen Wan gen, der Blick müde und doch zugleich glühend. Ich versuchte zu erraten, was er sein könne und fam schließlich zu dem Schlusse, daß er ein Pächter auf neugerodetem Lande sein müsse. Ein Arbeiter fonnte er nicht sein, denn die gehen heute doch schon besser gekleidet. Bei ihm war aber alles fichtbar Hausarbeit, und dieser Anzug, der eigent lich nur aus Lappen bestand, war sicher die müh­felige Arbeit seiner Frau.

718,724.062 K 556,663.029 K 548,252.902 K=

Seite 5.

5.70%( 8.78%)

=

4.45%( 5.15%) 4.88%( 4.38%)

487,480.043 K

3.89%( 1.57%)

463,845.882 K=

3.71%( 3.67%)

405,244.245 K= 8.24%( 2.89%)

B. Ausfuhr. Oesterreich... 2.639,180.999 K 21.08%( 21.95%) Die noch immer bestehende Wirt- Deutschland. 2,554,223.616 K= 20.40%( 18.84%) schaftskrise, Arbeitslosigkeit und Kurz- Großbritannien   1,216.447.727 K= 9.72%( 7.44%) Ungarn  .... arbeit, die stetig zunehmende Teuerung, die Ber. Staat. v.. in vollem Ausmaße fortbestehende Woh- Jugoslawien nungsnot, welche infolge des durchaus une Schweiz  zulänglichen Bauförderungsgefeßes eher größer Italien  . als geringer wird, laffen jede Einschrän- Rumänien Polen tung des Mieterschußes, sowohl hin Frankreich  sichtlich der Höhe der Mietzinse, als hinsichtlich Niederlande  der Zulässigkeit der Kündigung als ausge- Belgien  schlossen erscheinen. Der Klub sagt jedem Sonstige Staat. 1.944,828.017 K= 15.54%( 13.88%) Versudje eines Abbaues des Mieterschußes den Im ganzen..12.518,613.927 K 100%( 100%) schärfsten Kampf an und fordert weiters, daß die lex Meißner" wieder in vollem Umfange Geltung erlange.

Da jedoch durch die Folgen des Mieter­schußzes sonst vermögenslose Besizer von Sleinhäusern in Mitleidenschaft gezogen werden, erscheint es notwendig, diesen proleta rischen Existenzen durch Gewährung von Steuererleichterungen zu Hilfe zu

tommen.

Der Klub fordert endlich mit aller Entschie­denheit die Wiederherstellung des Ge­setes zur Bauförderung, wie es bis zum Ende Dezember 1923 bestand.

Rüdgang in der Aktivität der

Handelsbilanz.

Die Gesamteinfuhr in die Tschecho flowakische Republik im Jahre 1923 belief fich entschiedene Kundgebung unserer auf 4.191,382.823 Rilogramm und 812.729 Stüd Parlamentarier. Waren im Werte von 10.129,589.020 K. Da die Gesamtausfuhr im Jahre 1923 sich auf 11.309,772.495 Kilogramm und 4,748.515 Stüd im Werte von 12.518,613.927 K belief, weist die Handelsbilanz für das Jahr 1923 ein Aftivum von 2.389,024.907 K auf( im Jahre 1922 ein Aftivum von 5.390,832.889 K).

In der letzten Zeit gingen durch bie Roalitionspresse zahlreiche Dieidungen über eine geplante Abänderung des Macierzchutz gejeges; einige Blätter spracher direkt van einem Abbau" des Wietecschutes. Wenn

auch vieles, was die Koalitionsblätter über

358,004.559 K 2.86%( 3.34%) 302,345.846 K=: 2.41%

282,141.441 K

4.80%)

1.85%( 2.28%)

96,281.609 K= 0.77%( 1.63%)

Der Rüdgang in der Aktivität der Handels­bilang hat wohl zwei Ursachen: Einmal der durch die herrschende Wirtschaftspolitik bewirkte außer ordentliche Rüdgang des Exportes und die durch die Besserung in der Stonjunktur her beigeführte relative Vergrößerung des Importes im zweiten Halbjahr. In der Zeit der Krise sind alle industriellen Rohstoffe nach und nach aufgebraucht worden und der belebtere Geschäfts gang erfordert größere Einfuhren.

Was die Richtung unseres Außenhandels betrifft, fällt vor allem die innige Verknüpfung unseres Wirtschaftslebens mit Deutschland  und Oesterreich auf. Es famen mehr als 40%, also mehr als zwei Fünftel unserer Eins fuhr aus Deutschland  , nach Deutschland   und Desterreich gingen gleichfalls mehr als 40%, also gleichfalls mehr als zwei Fünftel unserer Ausfuhr.

Hoffentlich werden die vom statistischen Staatsamt veröffentlichten Ziffern im Handels­ministerium und im Ministerium des Auswärti gen wohl beachtet werden.

die deutichnationale Lumperei in der Frage der Krantenversicherung.

zuge

Das statistische Staatsamt, das vor einigen Tagen die Einfuhrziffern für 1923 befanntgege en hatte, teilt nun auch die Ausfuhrziffern für as vergangene Jahr mit, so daß eine Ueber­icht über den Außenhandel im vergangenen Jahre möglich ist. Die wichtigste Feststellung, die Es ist noch in frischer Erinnerung, wie durch aus dieser Uebersicht gewonnen werden kann, ist eine von deutschnationaler Seite, insbesondere von der Rüdgang der Aktivität der Han- dem Deutschnation: len Handlungsgehilfenverband, delsbilanz von rund 5.4 Milliarden mit allen möglichen Schlagworten geführte zügef im Jahre 1922 auf 2.4 Milliar- lose und wüste Agitation viele hunderte, vielleicht den 1923. tausende von deutschen   Angestellten aus den in deutscher   Verwaltung stehenden Krankenkassen herausgerissen und der eine unbestrittene Domäne der tschechischen Nationaldemokratie, also der er tremsten Chauvinisten und Deutschenfresser bil­denden sogenannten Houdef- Krantentasse führt wurden. Bekanntlich hat sich in dieser An gelegenheit auch ein Wettstreit wischen dem Abg. Dr. Lodgman und dem Sekretar Ulrich des Handlungsgehilfenverbandes Deutschnationalen entsponnen, die sich gegenseitig der Unwahrheit bezichtigten. Dr. Lodgman behauptet nämlich, er habe von dieser Verschacherung deutscher   Angeſteil­fer nichts gewußt, während Ulrich steif und fest dabei bleibt, Dr. Lodgman sei ebenso wie andere A. Einfuhr: 3 Jahre deutschnationale Führer von Lodgman bis Jung 4.182,772.991 K= 40.82%( 27.85%) über diese Attion von Anfang an unterrichtet ge 713,901.741 K= 7.05%( 18.01%) wesen und habe ihr ausdrücklich zugestimmt. Dieje 665,256.811 K= 6.57%( 7.77%) war nicht große, aber so überaus bezeichnende 462,755.830 K= 4.57%( 2.33%) Episode ist noch nicht abgeschlossen, denn die 415,389.109 K= 4.10%( 3.87%) Frage, wer von den beiden Recht hat, indem er 378,338.271 K= 3.73%( 2.56%) den anderen der Unwahrheit bezichtigt, ist bis 353,626.503 K= 3.49%( 3.50%) cute noch nicht geklärt worden, zumindest wurde 353,226.114 K= 3.49%( 5.39%) Der Deffentlichkeit nichts mehr darüber mitgeteilt.

Nach den einzelnen Ländern ergibt sich der Wert unserer Einfuhr und Ausfuhr im Jahre 1923 wie folgt:

..

Deutschland  Ver. Staat. v.A. Desterreich Italien  Niederlande Polen

den geplanten Abbau" des Micterichup. gesebes erzählen, nicht glaubwürdig er scheint, so muß bei der bestehenden Bragis, die die Verlängerung der terminier­ten sozialpolitischen Vorlagen immer zn deren Verschlechterung benügt, toch bedacht werden, daß tatsächlich ein neuer Anschlag gegen die sozial schwachen Schich ten geplant ist. Um dieser Absicht der Koalition gleich im Reime entgegenzutre­ten, beschloß eine gestern stattgefundene Sigung unserer Abgeordneten und Sena- Frankreich lingarn toren folgende Kundgebung, aus der die Jugoslawien  Schroeiz

.

==

1

192?

Entschlossenheit hervorgeht, einen Abbau Großbritannien   336,850.715 K 3.32%( 5.14%) ben die demagogische, auch vor den erbärmlichsten

des Mieterschutzes nicht zuzulaffen.

278,196.602 K

2.75%( 2.11%) 214,809.068 K= 2.12%( 1.33%) 185,963.701 K= 1.84%( 3.39%) 80,124.264 K= 0.79%( 1.80%) 1.558,377.300 K= 15.38%( 15.45%)

Die Klubs der deutschen   sozialdemokrati Rumänien  schen Abgeordneten und Senatoren sprechen Belgien  sich mit aller Entschiedenheit gegen Sonstige Staat. cine Henderung des derzeit bem ganzen..10,129.589.020 K= 100%( 100%)

diesem Brotstüd alle Leiden zu rächen, die es ihm verursacht hat.

schen den Händen hielt und er packte sie mit beiden Händen, die, wie ich sehen konnte, zitterten -, wendet er sie hin und her, wie um sie von Es gibt manche, für die die Arbeit ein Ver­allen Seiten zu untersuchen. Es war zu sehen, gnügen und das tägliche Brot seine ganze Ent­daß schon früher an diesem Brote genagt worden lohnung ist. Für jenen Belohnten ist das Brot war, und jest suchte er die geeignete Stelle, um nur ein feiner Teil seiner Nahrung, das er im diesem Brote aufs neue beizukommen. Sein Blid Vorübergehen kauft oder kaufen läßt; für den an­schien schmeichelud über das Brot zu fahren und dern Entlohnten ist es die ganze Nahrung, und ein Gefühl herzlicher Befriedigung zog über sein er muß all seine Lebenskräfte für dieses Ziel ein­Antlib, während die Bewegungen seiner Finger fezen. Er gehört zu diesen, und für ihn bedeutete gleichzeitig an das Spiel einer Naße mit einer der Erwerb des täglichen Brotes cinen täglichen gefangenen Maus erinnerten. erneuten Kampf und Mühe, eine beständige Jagd nach der Beute, die, einmal gelangen, ohne Gnade und Bedenken den Bissen der Zähne ausgeliefert wird.

Plöblich schloffen sich die Finger hart um die Beute, der Mund öffirete sich, der opf ftredte sich vorwärts, der Blick wurde beinahe wild, und die weitgeöffneten Augen schienen sich aus ihren Höhlen drängen zu wollen, und mit Zähnen, Nase, Gesicht und Mund und Augen warf er sich auf das Stückchen Brot, wie ein Raubtier sich auf die Beute stürzt. Er nagte daran wie eine Stage, und ich hatte das Gefühl, daß es gefährlich wäre, ihn jetzt zu stören. Er hielt es lange zwischen feinen Zähnen und bis so kräftig zu, daß sich seine Augen schlossener biß, wie ein Hund auf einen Knochen losbeißt, während er gleichzeitig umher­spät, ob jemand ihm den Sch: u entre ßen plane. Schließlich löste sich ein Stückchen von dem harten Brote los und er begann es langsam zwi­schen den Zähnen zu zermalmen. Nachdem er enigemal daran geschluckt hatte, zog er aus seinem Ränzel eine Flasche mit faurer Milch hervor und nahm den Kopf nach rüdwärts geworfen, einen Schluck aus ihr: iezt zog er auch ein Stückchen gefalzenen Fisch hervor, und dann begann er all mählich immer beherrschter und ruhiger zu essen, bis er vollständig befriedigt war.

Wie ist er zu diesem Stückchen schwarzen und harten Brotes gekommen?

Jetzt sidert wieder etwas durch den Schleier, Mitteln nicht zurückschreckende deutschnationale Agitation um den wahren Kern der Sache zu belvachten Augenblide plaudert ein den Dingen weben verstanden hat. In einem anscheinend una fchr N- hest hender aus der Schule und in dem, was er uns zu erzählen weiß, finden wir soviel,

auf dem Ader lastet und die Saat erfriert, oder die Keime durch zuv'el Feuchtigkeit verfaulen wer den, dann wieder in der täglichen Angst warten, ob nicht Hagel oder Regenschauer oder ein jäh hereinbrechender Frost den aufstrebenden Roggen vernichten werde. Und jeder einzelne dieser Feinde nimmt etwas von des Armen Ader, von se mer magern Erde die selbst keine Straft hat und diese nicht zugeführt erhalten kann. Und so sind es nur Ueberbleibsel, die geerntet und zwischen Steinen zerrieben werden, denn er hat kein Geld, um Rog­gen in der Mühle mahlen zu laffen.

Wenn er schließlich so weit gekommen ist, daß er daran gehen kann, den Teig zu bereiten, be­merkt er, daß, wenn es über den Winter reichen soll, er die Brote in sehr dünnen Scheiben baden und ganz hart ausdörren muß damit sie größer werden.

Und ein solches Stüd Brot hat er vorhin gegessen, das war die Beute hinter der er so müb

Aber jetzt ist er wieder ruhig. Er hat die Haifte des Brotstüdes gegessen und padi jetzt die andere Hälfte wieder in das Bündel, um sie für eine andere Mahlzeit aufzubewahren. Er faßt es behutsam an wie einen teuren Schatz, und sein Antlik ist ruhig und sein Blick fast zart. Er sam­melt die Serumen, die auf sein Stnie gefallen sind, legt auch diese in das Bündel und seufzt-- seufzt

In dem kalten Walde hat er einen Ader ge­rodet. Der Arme hat nicht die Mittel, den Platz zu wählen, er muß sich mit jenem Plate für seine fünftige Ernte begnügen, den man ihm zur Besam gejagt hatte. uugung zuweist. Er hat Baumwurzeln und Deshalb hat er sich mit einer solchen Wut Baumstümpfe ausroden, Steine brechen müssen. auf das Brot gestürzt, wie un fich für alle die Allein hat er all diese Arbeit ausführen müssen, Leiden, die es ihm verursacht hat. zu rächen. denn er hatte nicht die Mittel, um sich einen Belfer zu dingen. Dann hieß es Schaufel und Pflug durch den steinigen Boden gehen lassen. Jahre sind vergangen, che es möglich wurde, sich Saat­Als er sich etwas umgesehen hatte, beugte er forn anzuschaffen und hier Roggen zu fäen. fich, um sein Ränzel zu öffnen. Nachdem er eine Immer war er gezwungen, alles auf Kredit und Weile in ihm herumgestöbert, zog er ein Bündel zu teuern Preisen zu nehmen. Weder mit dem hervor und begann dessen Knoten zu lösen. Das Boote noch mit dem Pferde konnte man von dem ging nur ganz langsam, der steifen Finger wegen, ' rchdorf durch das sumpfige Land nach der elen­und mir schien, daß ie mehr Arbeit es ihm machte, den Einöde gelangen: auf dem Rüden mußte er um so größer wurde die Spannung auf seinem den Saatroggen durch Sümpfe und dichtes Wa'd. Gesicht und um so heißer brannten seine Augen. gestripp tragen. Endlich hatte er sein Aderfled­Von der Bank. auf der ich saß. beobachtete ich chen besät. Erst nach einem Jahre wurde die neugierig, was er dem Bündel entnehmen werde. Es war, als ob dieses Brot sein ärgster Saat reif. Während des Herbstes. Winters und Eine einzige schwarze Brotfruste war alles, Feind gewesen wäre, als ob feine lang zurüd- Sommers galt es zu warten, zu warten in der was das Bündel barg. Als er diese endlich zwi- gedämmte Wut thn dazu getrieben hätte, an fortwährenden Angst, daß der Schnee zu schwer

Aber ich hatte genug gesehen, um auf allerlei Gedanken zu kommen.

erleichtert.

Und ich fann mich nicht länger zurückhalten und fange ein Gespräch mit ihm an, frage wohin er reist. Und ich höre: er ist auf dem Wege nach dem Streisgefängnis, um dort bei Wasser und Brot seinen Steuerrückstand abzusiven... Jubani Aho.