Ir. 224, 15. Jahrgang. 1. Beilage des„ Vorwärts " Berliner Volksblatt, Sonnabend, 24. September 1898.
Kommunales.
nez des Großkapitals. Es stünde aber schlimm um den Intellekt der Regierung desjenigen Bezirkes nachsuchen, in welchem er das dieser Kreise, wenn sie für immer in dem Wahn gefangen blieben, Geschäft zu betreiben beabsichtigt. Die Konzession darf nur ertheilt Stiftungen zu wohlthätigen Zwecken. Nach dem Verwaltungs- daß ihr Interesse mit der heutigen Ordnung der Dinge verwachsen werden, wenn die Regierung sich von der linbescholtenheit und Zuberist des Magistrats für die Zeit vom 1. April 1897 bis 31. März und daß sie sich für alle Zeiten dem proletarischen Gedanken verlässigkeit des Bewerbers überzeugt hat." 1898 find in diesem Berichtsjahre folgende Stiftungen ihrer Bestim Schichten langsamer vorwärts als in der Arbeiterwelt, aber vor- Gewerbe- Ordnung aufgehoben ist und meinen ferner, daß sie zwar feindlich gegenüber stellen müssen. Es geht naturgemäß in diesen Die Interessenten glauben, daß diese Bestimmung durch die mung entgegengeführt worden: 1. Ein Kapital von 12 000 m. mit der Bestimmung, daß die Zinsen desselben zur Unterwärts geht es auch hier. Soweit wir nicht dafür sorgen, sorgt das alle Ursache haben, keine Leute unter sich zu dulden, die schon das stützung hiesiger bedürftiger Blinder Verwendung finden sollen; 2. ein Großkapital dafür. Zuchthaus geziert haben, daß aber dennoch sehr oft Personen, die Kapital von 45 000 m., dessen Zinsen vorläufig eine bedürftige Ver- Gimpelfang. Bu Nutz und Frommen leichtgläubiger Seelen wegen geringer Vergehen mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, wandte des Stifters( eines 1890 verstorbenen Kaufmanns Julius veröffentlichen wir ein uns zugegangenes Schriftstück, welches über nunmehr in ihrem ehrlichen Fortkommen gehindert und dem VerWolff), nach deren Ableben an andere bedürftige Personen vertheilt die Art, in der Darlehen vermittelt werden und über die Höhe, wie brechen geradezu in die Arme getrieben werden. Diese Folgen der werden sollen. 3. Ein anderer Stifter hat der Armendirektion laut derartige Bemühungen honorirt werden müssen, Auskunft giebt. Im an sich gewiß gut gemeinten Verfügung könne das Polizeipräsidium Testament 9000 M. ausgesetzt, deren Zinsen jetzt auf Beschluß der vorliegenden Fall gelang es zwar den Darlehnsucher vor dem voraus- unmöglich tragen. Es wird empfohlen, die Frage im VerwaltungsArmendirektion zu laufenden Unterstügungen an verschämte" Arme sichtlichen Reinfall zu bewahren, aber neugierig wären wir doch zu streitverfahren zum Austrag zu bringen. Verwendung finden sollen. 4. Ist der Stadtgemeinde die landes- erfahren, wie oft Herr H. Schulze den Betrag für Informationen, Herrliche Genehmigung ertheilt worden zur Annahme eines Legats in Auskünfte, Portis und Mühe" einstreicht, ohne daß es ihm möglich Höhe von 3675 W. An die ertheilte Genehmigung ist die Bedingung ist, das Darlehn zu beschaffen. Die Zuſchrift ist hektographirt und geknüpft worden, daß von dem Legat vor der Vertheilung baar lautet: 1000 M. an eine hilfsbedürftige in Berlin wohnende Nichte des Er,, Berlin d. H. Datum. blaffers gezahlt werden sollen. Aus den Zinsen der verbleibeeden 2675 M. folen Beträge von je 100 M. an arme, alte, alleinstehende Personen ohne Unterschied der Konfession und des Geschlechts bertheilt werden. An Stiftungen, deren Annahme ohne landesHerrliche Genehmigung erfolgen fonnte, find folgende zu ver zeichnen: 1. 3000 Mark zur Vertheilung an Arme ohne Unterschied der Konfession. 2. 1000 M. zur Unterstützung armer, hilfsbedürftiger Wittiven und Waisen ohne Unterschied der Konfession. 3. Von einem hiesigen Bürger anläßlich seines 70. Geburtstages 300 M. und 4. von einem Üngenannten 100 M. zu Geschenken an frante Kinder armer Leute.
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Wie aus dem Bericht ferner zu ersehen, ist im Winterhalbjahr 1897/98 die Vertheilung einer größeren Anzahl von Heizunterstützungen ( Lieferung von Brennmaterial) aus Stiftungsfonds möglich gewesen. Der im Vorjahre zu diesem Zwecke verbliebene Baarbestand betrug einschließlich der aufgelaufenen Zinsen 4188,80 M. und erfuhr im Berichtsjahre durch neue Schenkungen und Zinsen eine Zunahme von 10 273,25 m., sodaß der Städtischen Stiftungs- Deputvtion zur Lieferung von Brennmaterial insgesammt 14 462,05 M. zur Verfügung standen. Wegen des überaus milden Winters hat die Deputation jedoch nur 679 Portion zu je 1000 Stück Preßkohlen vertheilt und hierfür, bei 6,90 m. pro Portion, frei Aufbewahrungsraum und Packen 6755,10 m. verausgabt.
Ferner ist der Stiftungsdeputation auf Beschluß der Gewerbedeputation mit Zustimmung des Magistrats die Verwaltung des " Fonds der aufgelösten Weißgerber- Junung" übertragen worden. Das Vermögen dieses Fonds betrug ultimo März 1897 27 773 M. und eine Forderung in Höhe von 3800 M. Die Zinsen von diesem Vermögen, 32 pCt., werden zur Unterstützung hiesiger hilfsbedürftiger Weißgerbermeister verwendet. Gesuche um Unterstügungen aus sämmtlichen vorbenannten Stiftungsfonds find an die Stiftungsdeputation des Magistrats, Boststr. 16, 2 Tr., Zimmer 48, zu richten. Unterstügungen aus Stiftungsfonds sind nicht als Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln zu betrachten, haben also nicht den Verlust des Wahlrechts zur Folge.
Tokales.
Eiv. Wohlgeboren!
Wie nothwendig im Eisenbahnverkehr eine Erleichterung des Fahrrad- Transports ist, zeigt folgende Zuschrift aus unserem Leserkreise: In Nr. 215 berichteten Sie, daß zur Erleichterung des Verladens von Fahrrädern auf den Vorortstationen transportable Fahrradständer aufgestellt seien u. s. w. Von solchen Erleichterungen sind wir bei einer am Sonntag vor acht Tagen Auf Ihre w. Zuschrift theile ich Ihnen mit, daß ich gern bereit bin, unternommenen Radfahrt leider nichts gewahr geworden. Unser Ziel Ihnen bew. Summe zu beschaffen. Da Sie mir jedoch persönlich nicht war Angermünde gewesen. Dort schickten wir nachmittags nach bekannt sind, so ist es unbedingt erforderlich, daß ich eine Auskunft der Bahn und baten die Verwaltung, dafür zu sorgen, daß über Sie einholen lasse, von deren günstigem Ausfall die Beschaffung mit dem abends 11 Uhr 18 Minuten abgehenden Zuge abhängig mache. Da es mir nun nicht zugemuthet werden kann, für vierzig Fahrräder Plazz gesichert werde. Gemäß der daß ich die hierdurch entstehenden Auslagen auch noch im voraus Aufforderung des Stationsbeamten hatten wir uns 10 Uhr mache( dieselben werden nach der Höhe des Darlehus berechnet), 45 Minuten auf dem Bahnhof eingefunden. Die Lenkstange unserer so ist es Ihnen nun überlassen, zusagenden Falls den Provisions- Räder in der Hand und die beiden Fahrkarten in der Tasche schein auszufüllen und mit Betrag von 7 M. einzusenden. Das warteten wir unthätig eine halbe Stunde lang. Der Zug lief endfreiwillige Honorar überlasse ich Ihrem eigenen Ermessen. Dauer lich ein, aber auch jetzt fümmerte sich kein Beamter um uns. der ganzen Angelegenheit ca. 8-10 Tage. Aenderungen resp. Mittlerweile hatte die Lokomotive einen Badwagen herangeholt, und Streichungen im Provisionsschein sind unzulässig. Ia. Referenzen nun fing der Packmeister des Zuges an, an uns die Zettel zu verzur Verfügung. theilen, welche wir dann auseinander rissen, um die eine Hälfte an die Räder zu befestigen und die andere Hälfte in die Tasche zu stecken. Der Herr giebt genau acht, daß nur be lebte Räder in den Wagen gestellt werden. Nachdem unsere Maschinen auf diese umständliche Weise glücklich untergebracht sind, laufen wir den ganzen Zug ab und sind froh, baß wir schließlich im letzten Wagen noch ein Plätzchen erhaschen. In der langen Zeit unthätigen Wartens hatten wir natürlich an den Stationsbeamten die Frage gerichtet, warum wir denn eigentlich so zeitig hätten zur Stelle sein müssen, und warum die Zeit des Wartens nicht ausgenutzt werden könnte, um die Räder schon vor Ankunft des Zuges in den auf dem Bahnhofe bereit stehenden Gepäckwagen zu bringen. Der Beamte erwiderte, daß er die Räder gewiß gerne zeitig erpedirt hätte; aber das dürfe er nicht, denn die Sache liege so, daß die Scheine vom Packmeister des Zuges ausgegeben würden. Es bleibt uns jetzt noch unflar, warum eigentlich auf der preußischen Staatsbahn ein so raffinirtes Mittel zur Herbeiführung von Zugverspätungen angewendet wird. Als der Zug mit entsprechender Verspätung in Berlin angekommen war, stieg einer von uns in den Backwagen, um dem Packmeister bei der Entladung erhebliche Zeit in Anspruch genommen haben. behilflich zu sein. Andernfalls würde diese Prozedur auch noch eine
Hochachtend Habsburgerstr. 8. H. Schultze." Diesem Schreiben ist folgender abtrennbarer Schein an gehängt: Provisions- Schein!
Hiermit beauftrage Herrn H. Schulze, Berlin , Habsburgerstraße 8, mir ein Kapital von 150 m., in Worten Einhundertfünfzig Mart, zu beschaffen. Für die Beschaffung des Geldes zahle ich beim Empfang des selben ein freiwilliges Honorar von. Mart. Die Zinsen für das Kapital betragen laut Vereinbarung 6 pet. pro anno.
Für die durch diesen Auftrag entstehenden Kosten wie Informationen, Auskünfte, Portis und Mühe sind 7 M. zu zahlen, und zwar im voraus, auch verzichte auf spezielle Rechnungslegung hierüber.
1898.
Name: Stand: Wohnung:
Wir können von der Benutzung solch' menschenfreundlicher Institute nur eindringlichst abrathen.
Verbot des militärischen Singens auf den Straßen. Das Unter den im Versicherungsgewerbe beschäftigten Personen Generalkommando des Gardekorps hat, wie berichtet wird, an die erregt eine polizeiliche Maßregel zur Zeit lebhaftes Befremden. Das ihm unterstellten Truppen eine Verfügung betreffs des Singens von Berliner Polizeipräsidium hat neuerdings an die Vorstände ver- Liedern anf dem Marsche erlassen. Danach ist den in Berlin Der Ausgang der Gewerbegerichtswahlen giebt hiesigen schiedener Versicherungs- Gesellschaften in die Form stehenden Truppen in Zukunft verboten, innerhalb der Stadt, einBlättern Anlaß, vom Siege der bürgerlichen Barteien zu reden. einer Verfügung gefleidete Buschriften gerichtet, in denen darauf schließlich der Bezirke, in denen die Truppen der Infanterie ohne Allerdings schallt die Fanfare etwas matt in die Welt hinaus. Die hingewiesen wird, daß diefer oder jener Agent der betreffenden An- Tritt" marschiren dürfen, Marsch- oder andere Lieder zu singen. National Beitung" meint: Jedenfalls haben die gestrigen Wahlen stalt bereits mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt gekommen sei und daß Ein gleiches gilt auch für die größeren Vororte, wie z. B. Charlottengezeigt, daß, wenn die bürgerlichen Parteien nur einigermaßen darum dem Gesellschaftsvorstande zu bedenten gegeben werde, ob die burg , Deutsch- Wilmersdorf, Friedenau , Rigdorf 2c. Ferner ist verauf dem Posten sind, jedes weitere Vordringen der Sozial- betreffende Persönlichkeit noch länger im Dienste der Anstalt zu be- boten das Singen in solchen Straßen der Umgegend Berlins , die demokratie in der Klasse der Arbeitgeber ausgeschlossen ist." lassen wäre, da für die event. Handlungen des Agenten der Vorstand auf beiden Seiten Häuser aufweisen. Mit der Bekanntgabe dieser Bers Das mag vorläufig zutreffen. Gewiß waren die Siege, die wir bei verantwortlich gemacht werden müßte. Das Polizeipräsidium will fügung wurde gleichzeitig darauf hingewiesen, daß sowohl innerhalb früheren Wahlen in der Klasse der Arbeitgeber errungen haben, also, so schreibt die Verf.- 8tg.", offenbar dahin wirken, daß solche wie außerhalb der Kaserne nur anständige, das Schamgefühl mehr der Trägheit der bürgerlichen Parteien, als unserer eigenen Persönlichkeiten aus den Diensten der Versicherungs- Gesellschaften der Zuhörer nicht verlegende Lieder gesungen werden dürfen. ZuStärke zuzuschreiben; jedenfalls boten die Ziffern, die in den zu unter allen Umständen zu entfernen seien. Diese Verfügungen haben widerhandlungen und Ausarten der Gefänge im Schreien werden unseren Gunsten ausgefallenen Wahlresultaten zu tage traten, aus mehrfachen Gründen einiges Aufsehen hervorgerufen. Zunächst mit Arrest und Kleineren Disziplinarstrafen bedroht. auch nicht entfernt ein Spiegelbild von dem prozentuellen Anhang, pflegt die Polizeibehörde dritten Personen Mittheilungen über das den wir in den Kreisen der Unternehmer thatsächlich besaßen. So Vorleben anderer, d. h. darüber, ob diese vorbestraft seien, Die Stadtverordneten- Versammlung hat ihrer am Donnerskonnte es denn garnicht Wunder nehmen, daß bei dem Gifer, nicht zu machen, ja, wenn wir nicht irren, sind die Polizei- tag stattgehabten Sigung gewählt: zu Mitgliedern in das Kuratorium mit dem Herr Weigert seine Agitation zu gunsten solcher Kandidaten beamten fogar verpflichtet, in dieser Beziehung das Amtsgeheimniß des Friedrich Gewerbe- Stipendiums den Stadtv. Friedländer, in die entfaltete, die ihrer politischen Gesinnung nach auf bürgerlichem zu bewahren. Wenn nun gleichwohl das Polizeipräsidium den Vor- Parkdeputation den Stadtv. Mentel, in die Deputation für die innere Boden stehen, auf bürgerlicher Seite auch eine weit größere Be- ständen der Versicherungsgesellschaften Mittheilungen über Vorstrafen Ausschmückung des Rathhauses den Stadtv. Cremer, in die Schultheiligung als früher stattfand und uns infolge dieses stärkeren der von ihnen beschäftigten Agenten macht, so stützt sich die Behörde deputation Stadtv. Lerap. Ansturms drei Sige verloren gingen. Die Behauptung aber, offenbar auf das Gefeß, betreffend den Geschäftsverkehr der Ver Städtische Lesehalle in der Mohrenstraße. Zu unserer daß unserem Vordringen für immer ein Ziel gefeßt sei, ersicherungsanstalten vom 17. Mai 1853, nach welchem auch der Betrieb Notiz in der Nummer vom 22. d. M. über die städtische Lesehalle in scheint uns denn doch etwas kühn. Heute allerdings be- der Gesellschaften der landespolizeilichen Aufsicht unterliegt. Jm§ 3 der Mohrenstraße wird uns mitgetheilt, daß die letzte Bücherfindet sich noch die Mehrzahl solcher fleinen Unternehmer, die jetzt dieses Gesetzes heißt es nämlich: Wer Versicherungen für eine Ver- ergänzung in diesem Frühjahr vorgenommen ist, also zu bereits zu bürgerlichen Scheineristenzen herabgedrückt find, im Schlepp- sicherungsanstalt vermitteln will( Agent), muß dazu die Konzession einer Zeit, als das sozialdemokratische Handbuch noch nicht
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Theater.
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Musik.
kennen. Was alles im Text an Motivirung, an Charakterisirung und sonst am Elementarsten fehlt, das müssen erst zwei Dinge dazu thun, Das Leffing- Theater brachte am Donnerstag seine zweite Theater des Westens. Donnerstag, den 22. September 1898: und sie thun es auch: die ganz eigenthümliche, an den fruchtbarsten deutsche Novität, den Schwant Großmama von Max Zum ersten Male: Eugen Onegin, Oper in 4 Aften mit Tanz. Gegensätzen reiche russische Welt, die wohl freilich in der Ferne Dreyer. Der alte tragikomische Vorwurf vom Misogyn, dem Text nach Buschtin. Deutsch von A. Bernhard. Deutsch von A. Bernhard. Musik von nicht leicht ganz nachgefühlt werden kann, und die Musik. Denn Weiberhasser, ist hier nach der ulfigen Seite gewandt. Wohl hebt P. Tschaikowsky . vor allem und über alle Verschiedenheiten künstlerischer„ Richtungen" sich der Ulk vom ernsteren Hintergrund ab, aber das Publikum wird Das an geschäftlichen Schicksalen und manchen künstlerischen hinaus haben wir es mit einer wahrhaft guten Musik zu thun. mit der schwereren Seite der Frage nicht zu sehr belästigt. Jezt Erfolgen bereits reiche junge Theater des Westens ist am 15. Sep- Peter Tichaikowsky, 1840 im fernsten europäischen Rußland sind die spielerischen Reize wieder zeitgemäß. Nur keine Frage ver- tember als eigentliches Opernhaus eröffnet worden. Herr M. of geboren, ist längst allenthalben als Vokal- und Instrumentaltiefen und alles flach ansehen, so scheint es, ist jezt pauer, der beliebte Münchener", hat die Aufgabe unternommen, es fomponist und Theoretiker seiner Kunst berühmt. Er hat die vor wiederum in allen Spielen Trumpf. In seinem erfolg zu retten, und hat, wie wir hören, bereits nicht weniges daran kaum zwei Menschenaltern begonnene Entwickelung der russischen Oper reichen Schwank In Behandlung" hat Mar Dreyer schon im Vor- gesezt. Er scheint zu den Seltenen zu gehören, die künstlerisches und mit Erfolg fortgesetzt. Der" Onegin " ist auf deutschem Boden, sojahre ein Kompromiß zwischen literarischem Gewissen und geschäftliches Verständniß vereinigen; und er hat in seiner früheren, viel wir wissen, erst in Prag und Hamburg aufgeführt worden; im den Verflachungsgelüften des Publikums geschlossen. Auch in seinem spezifisch oberbayerischen Laufbahn gezeigt, daß er weiß, was mit übrigen gehören Symphonien( z. B. die„ Pathétique"), Suiten und neuen Schwank handelt es sich um eine Behandlung. Der Autor Lokalfolorit und mit einer ihm entsprechenden Ausstattung zu machen dergleichen und namentlich charakterisirende Klavierstücke vonist, wenn man sein früheres Wollen im Auge behält, vielleicht noch ist. Diese beiden Vorzüge waren es wohl ganz besonders, was ihm Tschaikowsky zu den Lieblingsnummern unserer Konzerte( das meiste, um ein paar Stufen niedergestiegen; aber die Zuhörer amusirten diesmal einen sowohl fünstlerisch gewichtigen als äußerlich markanten auch der Klavierauszug des„ Onegin " und einzelnes daraus, ist im sich und waren sehr dankbar. Alles in allem kann unsereiner noch Erfolg eingetragen hat. Verlag Nahter in Leipzig , einiges einiges auch bei Steingräber froh sein, daß der Sieg wenigstens nicht mit Wortgewizel Wenn wir freilich mit dem Bewußtsein von dem, was die erschienen.) Die Musik zum" Onegin " hebt uns durch ihre feinund rüden Geschmadlosigkeiten, wie bei der Firma Blumen- dramatische Gesammtkunst in Deutschland seit mehr als einem finnige Diskretheit, durch ihr meisterliches Zurückhalten gegenüber thal- Cadelburg erfochten wurde, daß doch breites, volksthüm- Menschenalter erreicht hat, an die Dichtung und an den Anblick zahl- allen Verführungen zu falschem dramatischem Pathos und durch ihr liches Behagen noch durchbricht, eben das, was die echte Schnurre reicher Bühnenbilder des„ Onégin" herangehen, so ist es uns, als Nachfühlen der verschiedensten Gemüthsregungen hoch über die bloße ausmacht. Ein alter, reicher Junggeselle hat sein Herrenhaus im exportirte Rußland etwas, das wir längst im Inland erledigt und Dichtung hinaus. Nirgends eine schlichte Rede zum Ueberschwang Bart zu einem Tempel umgestaltet, den kein Weib entweihen darf. ans Ausland abgegeben hatten. Man sehe im III. Album Adolf aufgebauscht; das dramatische Stürmen immer wohlweislich so Er war einmal von seiner Verlobten infametrogen worden und Oberländer's die" Große romantische Oper" nach und dente sich lang aufgespart, bis es durch allmälige Vorbereitung gerechtfertigt nach dem einzelnen Erlebnis kommt er zum Schluß: Verachte das dieses Muster nur eben russisch variirt: dann hat man vor- ist. Auch die Detlamation im Sinn der Anpassung des musikaliWeib! In seiner arbeitslosen Einsamkeit aber berbauert und läufig auch den„ Onégin ". Die Sprache mag im Russischen schen Accentes an die Wortbetonung wird vermuthlich im Original verknöchert er, und sein Magen wird sein Göße. Die Uebertreibung eigenartig sein; im Deutschen verräth sie nicht einmal die Ab- richtig geführt sein; die deutsche Uebersetzung bringt uns leider bis ins Groteske gilt hier dem Autor als komisches Mittel. Je wechslung, die durch eine fernerliegende Ausdrucksweise hereingebracht wieder zu den Buchbinderarien" zurück.( Bum Träumen fühl ich mehr er übertreibt, desto leichter wird die Kur des komischen werden könnte( Chor: Kommet, Mädchen, all' zu Hauf, Rommet all' tein en Hang, Ich habe nie des Nachts mit Thränen ge seufzt" Kranten. Sie geschieht in der Manier des alten Schwantes, in eil'gem Lauf" u. f. w.; dazu Solo:" Die leichte unerfahrenheit u. dgl. m.) Eine süße Lyrit, die melancholische Gefühlswelt des in der Manier des Narrenschneidens", aber in feinerer, führt oft zu schwerem Weh und Leid!"). Russen und stete Gegensätze zwischen Natur und Gesellschaft, tiefem modernisirter Weise. Eine junge Großmama, eine Wittive voll Der Text ist entnommen der berühmten russischen National- Innenleben und rauschender Unterhaltung umfangen uns Lebensfrische und Anmuth, fommt ins Haus des Barons Joachim, dichtung Buschtin's( der 1887 jung im Zweikampf starb). Zur Guts- dieser Musik, die mit einem flagend furzen, sehnsüchtig ihres Vetters, und dadurch, daß sie ihm mit fluger Ueberlegenheit befizerin Larina und ihren Töchtern, der heiteren Olga( Alt) und der variirten und abgebrochenen Motiv Tatjana's so anregend ein ironisches Gegenbild entgegenhält, bringt sie den eingebildeten melancholischen Tatjana( Sopran) kommen der feurige Lensty( Tenor) beginnt und jenen Gegensätzen reiche Gelegenheiten zu einem Kranten zur Besinnung, heilt und gewinnt ihn. Vielleicht hatte und der, als der Typus des„ Blafirten" zu verstehende, fühle Onégin meisterhaften Jneinanderarbeiten gleichzeitiger Vorgänge entnimmt. sich der Autor seinen Joachim ein wenig galliger, tragikomischer( Bariton); Tatjana liebt ihn, wird aber von ihm selber vor ihm Sie betrachtet auch den Text nicht, wie zu vermuthen wäre, als vorgestellt, als ihn Guthery spielte. Aber so im Bolterschwant- gewarnt. Auf einem Ball macht ihm Lensky Eisersuchtsszenen; im ihren Diener, sondern sie dient ihm so getreulich, daß man manchStil gefiel Guthery außergewöhnlich. Die jugendliche Duell erschießt Onégin seinen eigenen Freund. Fünf Jahre später mal ausrufen möchte: Arme Musik!" Großmama spielte Frau Niemann Raabe als Gast findet er Tatjana als glänzende Fürstin wieder; beide brechen in Von der Fülle an Reiz in den einzelnen„ Nummern", von all mit dem gewinnenden lachenden Humor, der die herzliche Kunst einen Liebessturm aus, aber diesmal ist Tatjana die Ueberwinderin, den einschmeichelnden Melodien brauchen wir nicht erst einzelnes dieser Darstellerin so erquidend jugendfrisch erhält. Es ging über- und mit Onégin's Verzweiflung schließt das Stück. hervorheben; sie werden ihren Weg zu den Opernliebhabern mit haupt ein lebendiger Zug durch die Darstellung. Herrn Waldow Was uns hier im Theater als„ Oper" vorgeführt wird, ist sogar Leichtigkeit finden. Nur daß in den Tänzen ganz besonders Edles als pommerschen Diener mit Fräulein Hohenthal als pommer- im Tertbuch ganz ausdrücklich als„ Lyrische Szenen" bezeichnet. Man geleistet ist, sei eigens betont. Und damit sind wir bei dem anschem Kindermädchen tanzen zu sehen, wie sie die Augen in einander sollte sich daran halten; Faber schließlich ist das Ganze doch wieder gelangt, was diesen lyrischen Szenen" vielleicht am meisten zu zu senken scheinen, und die Stirnen sich berühren, ist allein ein halb Dramatit, halb Lyrik, und nicht einmal so gute Lyrit, wie wir ihrem Erfolg auch bei uns verhelfen wird: bei den Verdiensten der drolliges Vergnügen. ff. fie nun, z. B. durch Bierbaum's Lobetanz", auch auf der Bühne Aufführung für die Herausarbeitung des Lokalkolorits. Um dieser
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