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4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Die„ Befreiungstare".

Mittwoch, 13. Feber 1924.

Macdonalds Regierungsprogramm.

Für eine Politit der Bersöhnung Europas.- Deutschland, Rußland   und der Böllerbund.- Das Das Arbeitslosenproblem.

er

donald trug nach Eröffnung der heutigen zwischen beiden ländern über. Er jagte, er London  , 12. Feber.( UR.) Ramsay Mac- Frankreich und die unerledigten Fragen Sigung im Unterhause sein Expofee vor. Das bedaure, daß er heute keine vollständige Erklärung Saus war bis auf das letzte Pläschen gefüllt. über diese Angelegenheiten abgeben fönne, fügte An der Sizung nahmen viele hervorragende aber hinzu: Persönlichkeiten, darunter Mitglieder des diplo. matischen Korps, teil.

In Besprechung der auswärtigen Ange legenheiten führte Macdonald aus, daß er ein doppeltes Amt, nämlich das des Premiers men babe, um so jeder vorzunehmenden politi und des Staatssekretärs für Aeußeres übernom schen Sandlung das Gewicht beider Aemter ver­leihen zu können.

n.

" Ich bin sehr glüdlich, fagen zu können, daß ich, wenn nicht etivas Unvorhergesehenes eins tritt, und ich glaube nicht, daß das der Fall sein wird hoffe, daß ein voll­tommenes Einbernehmen bezüglich der Pfalz   in den nächsten Tagen erzielt werden wird."

Frankreich   hat, weiche Politik immer wir verfolgen werden, nichts zu fürchten. Groß britannien wird es vielleicht nicht möglich sein, mit allem, was Frankreich   tut, übereinzus stimmen, sehte der Premierminister fort, und

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Nr. 37.

fügte hinzu, das endgültige Ziel des Außenminis sters müsse die Erreichung eines Abfomumens über die Rüstungen fein. Dieses Abkommen wird ein starfer Beweis für eine erfolgreiche Politik sein.

Ausbau des Wölkerbundes.

Und noch etwas liege ihm am Herzen. Er

repräsentativen Charakters and der Autorität des wolle seine ganze Energie zur Debung des Bölferbund immer mehr und mehr zu einem Völkerbundes verwenden. Er hoffe, daß der internationalen Gerichtshof für die Lösung der Fragen wird, deren direkte Lösung zwei Nationen allein untereinander zu lösen für un­möglich halten.

Angelegenheit der obnungsfrise fagte Macdonald, daß die Arbeitslosigkeit im B- gewerbe ein besonders schwieriges Problemt sei. Die Trade   Union habe sich der Verlängerung der Arbeitszeit mit berechtigten Einwänden enigegen­gestellt, obwohl die Regierung ihnen die Garantie ständiger Arbeit auf etliche Jahre versprochen hat. Auf der unlängst stattgefundenen Sonferen; des Ministers, der Bauunternehmer und Arbeiter herrschte eine ungewöhnlich günstige Stimmung hegt große Hoffnung, daß di Frage der

Wrich alle englischen Wünschen entspre vor und Macdonagfeit in furzer Zeit erfolg

wird; es muß aber nichts zwischen den beiden Ländern eintreten und ich bin mir dessen gewiß, daß das nicht der Fall fein wird was nicht durch guten Willen und ehrliches Borgehen geregelt werden könnte.

reich gelöst werden wird. Betreffend die Abeite jejigfeit sagte der Premierminister, er wolle daß erste Augenmert feineswegs einer Erholung des Arbeitsmarktes, sondern der Wiederbelebung des wandels widmen. Eines der großen Probleme ist die Finanzlage des Landes und Macdonald beabsichtigt, die Stonſtituierung eines Ausschusses von Autoritäten für die vollständige und wissen­schaftliche Reviſion dieser Frage.

Der Premierminister sfizziert hierauf kurz die Borschläge zur Unterstützung der Landwirtschaft. die Resolutionen der Reichswirtſchaftskonferen werden von der Regierung dem Unterhause weds Entscheidung vorgelet verden.

Schon vor Jahren tauchte gelegentlich die Nachricht von einer Befreiungstage auf, welche der tschechoslowakische Staat für die ihm ge­währte Selbständigkeit an die Ententestaaten zu zahlen haben werde. Die Nachricht flang damals etwas unbeſtimmt, hatte die Form eines Gerüchtes, es war die Rede von einem Betrage von" nur" etwa 750 Millionen Kro­nen, und die tschechische Oeffentlichkeit be­schwerte ihr Gemüt nicht weiter mit diesem unangenehmen Gedanken, da ste diese Zah­lungsverpflichtung in nebelgrauer Ferne lie­gend wähnte und im übrigen starkes Vertrauen in die Sympathien der Ententestaaten fette,  Deutschland muß in den Völkerbund eintreten die doch nicht so geschäfistüchtig sein würden, und Macdonald hofft, daß auch   Rußland in sich die Befreiung des tschechischen Volkes in denselben eintreten wird. Die Regierung habe vor barer Münze bezahlen zu lassen. Der erbaulich allem an dem   europäischen Problem gearbeitet, rührenden Lesebuchgeschichte, wonach die Sie­Ich benüze diese erste Gelegenheit, Poin doch habe er das sichere Gefühl, daß, wenn Ame gerstaaten aus tiefgefühltester Liebe für das Die Anerkennung   Rußlands. caré für die nachdrüdliche und herzliche Mitrita einsehen werde, daß dieses Problem von tschechische und slowakische Volf, also lediglich arbeit nach den Vorschlägen, die ich ihm über einem neuen Gesichtspunkte mit Begeisterung und Er habe sich entschlossen, ohne Verzögerung diefe Angelegenheiten gemacht habe, Dant auszu- Idealismus gelöst wird, es vollkommen bereit sein aus idealsten selbstlosesten Motiven dessen Be- Nußland anzuerkennen, u. zw. im bollen brüden. Meine erste Aufgabe war es, eine ge- wird, an dieser Arbeit teilzunehmen. freiung vom Habsburgerjoch betrieben haben, Einverständnis seiner Kollegen mit dieser fündere Atmosphäre zwischen   Frankreich Der Rest der Rede war den innerpofi. entsprach die Vorstellung schlecht, daß die Kämp politischen Sandlung. Er wünscht, alle unerledig- und   Großbritannien zu schaffen. Unsere Diplotischen Angelegenheiten gewidmet. In fenden Brüder nach beendigtem striege auf ten Angelegenheiten zwischen   Rußland und Groß- matie muß objektiv, ganz offenbherzig, vollkommen Heller und Pfennig die entstandenen Varaus britannien zu erledigen. Der erste Schritt hierzu aufrichtig, durchaus überlegt und auf der anderen lagen vorrechnen und die Mehrbeträge ein- war die Anerkennung. Macdonald beabsichtigt, Seite immer nur das Gleiche fuchend sein. fassieren würden. Wohl mußten die Alliierten en vollständiges Verzeichnis aller unerledigten die Kosten der Erhaltung und Ausrüstung der Fragen nach   Moskau zu senden, soweit sie dem Außenamite bekannt sind. Er schlägt vor, Day tschechischen Legionen bestreiten, aber schließlich augenblicklich alle von der Sowjetregierung be brachten doch diese im Dienste der gemeinsamen züglich der Schulden etc. gemachten Versprechun Sache ein anderes und größeres Opfer, näm gen revidiert werden- was auch bereits ge­lich das Leben der Soldaten, die in den Re- schehen t- und die Sowjetregierung hat berroßbritannien hat auch nicht erwartet, daß gionen tämpften. Man konnte jogar öfters Ernennung von russischen Witgliedern in eine lesen, daß es die tschechoslowakischen Legionen   englisch-   russische Kommission zugestimmt, der alle gewesen sind, die die Kriegsentscheidung zu artige Fragen aus dem Verzeichnis der unerledig Details betreffend andere, die Schulden und der gunsten der Alliierten zu beeinflussen ver­mochten. ten Angelegenheiten zugeteilt würden, über die zwischen den Vertretern   Rußlands und Groß­In diese Stimmung der Sorglosigkeit und britanniens verhandelt und ein Abfommen ge­der Lesebuch- Idylle sind einige Bemerkungen troffen würde. Bis Ende der Woche hoffe er, die Versöhnungspolitik in dem Geiste verfolgt Macdonald sprach die Ansicht aus, daß, wenn Bis Ende der Woche hoffe er, die Versöhnungspolitik in dem Geiste verfolgt in der letzten Rede des Herrn Außenministers daß der Leiter der Botschaft, Rakowski, nach würde, in dem sie begonnen hat,   Frankreich und über die Zahlungsverpflichtungen der Tschecho- Moskau sweds Einholung definitiver Instruf   Großbritannien vor Ablauf des Jahres mit den flowakei wie eine Bombe hineingeplaßt. Vor tionen seiner Regierung für diese Verhandlungen anderen   europäischen Völkern an der Schaffung allem erhöht sich nach seinen Mitteilungen die abreisen wird. Der Premierminister fuhr fort: von Bedingungen für ein europäisches Einverneh Befreiungsschuld der   Tschechoslowakei Je eher wir die Verhandlungen mit men herzlich zufammenarbeiten würden. Nichts­auf etwa fünf Milliarden Kronen,   Rußland beenden, umso besser wird es destoweniger fönne er nichts tun, solange er nicht aber das ist nur der geringere Teil der sein, und ich schlage vor, daß es ehestens Berichte von den Reparationsausschüssen erhalte, Verpflichtungen, welche aus den Friedensver­geschehe, und daß ein neues Blatt auf die die erste Instanz bei der allgemeinen Rege­geschlagen werde, auf dem, wie ich hoffe, noch lung bleiben. Sobald diese Ausschüsse die Berichte trägen für den tschechoslowakischen Staat sich; freundlichere Botschaften und Er über ihre Beschlüsse mitgeteilt haben, dann halte ergeben, der weitaus größere Teil betriffi cignisse eingetragen werden." er die Zeit für eine vollkommene Re­die Zahlungspflicht, welche aus der Ablösung Das Verzältnis zu   Frankreich. der alten österreichischen Staatsgüter und vision aller englischen Probleme und Verpflich tungen und alle übrigen Fragen für ge­aus der Schuld für die vom tschechoslowakischen Sodann ging Macdonald auf die Frage fommen, um diese Probleme eingehend zu erör­Staate als Staatseigentum erklärten Seronder britischen Beziehungen zu tern und sie einvernehmlich zu lösen. Macdonald güter resultieren. Die Sache ist die: Dester­reich und   Ungarn haben nach dem St. Ger­mainer und dem Trianoner   Friedensvertrage Geschäft zu machen suchen, hat man noch nicht an die Siegerstaaten Reparationszahlungen zu vernommen. Solange es nur um die Repara­leisten. Aus den zusammengeschrumpften und tionspflicht   Deutschlands ging, war sich diese  London, 12. Feher. Der diplomatische Berichte verarmten Staaten, die, um überhaupt leben Presse in dem Rufe einig: Zahlen, zahlen, erstatter des ,, Daily   Telegraph" schreibt zur Pfalz­zu können, auf Kredithilfe vom Völkerbund an- zahlen! Seine noch so unsinnige Summe schien Es ist in der Tat richtig, daß die Tsche- frage, Ramsay   Macdonald werde in Fragen, gewiesen sind, ist an Reparationen das sind ihr dabei zu hoch zu sein. Daß die besiegten choslowakei, wenn sie zur Zahlung der Be- die nicht Lebensfragen der   britischen Politik be­im Grunde genommen Kriegsentschädigungen Staaten nicht jede von ihnen verlangte Striegsfreiungstare und der Ablösungssumme für das rühren,   Poincare auf hal bem Wege entgegen nichts herauszuholen. Unter" Desterreich entschädigung sich prompt zu leiſten bereit er- frühere österreichisch ungarische Staatseigentum in den Saupipunkten des pfälzischen Pro­kommen. Nachdem ein Uebereinkommen tatsächlich und„   Ungarn" werden nun nicht bloß diese klärten, eridien dieser Presse als ausgemachte verhalten werden würde, glatt verarmen müßte, blems erzielt sei, sei es wahrscheinlich, daß ge Staaten in ihrem heutigen reduzierten Tücke, Widerspenstigkeit und Bösartigkeit. Jest und daß dies hieße, sie zu einem Bettlerstaat mäß einer   französischen Anregung die Oberkom Umfange verstanden, sondern in ihrem frü lernt sie nun die Gerechtigkeit der Friedens zu machen. Wenn nun schon das tschechische missäre und ihre Sachverständigen jetzt von den heren, das heißt: für alles von diesen Staa- verträge am eigenen Leibe des tschechoslowali Volk darüber empört ist, daß man ihm für Regierungen werden ersucht werden, wie dies auch ten auf die Nachfolgestaaien übergegangene schen Staates fennen. Doch da hört der Spaß seine Befreiung eine Gebühr abnehmen will, in Sachen der   Kölner Eisenbahnen geschah, einen Startseigentum haben diese entsprechende, von und da hört auch die Begeisterung für sie auf. ohne die von ihm gebrachten Menschenopfer in endgültigen und konkreten Plan für die Regelung der Reparationskommission festzuseßende Ent- Was sich der agrarische Venkov" und die na- Gegenrechnung zu stellen, was sollen erst die der Pfalzfrage während der allernächsten Tage zu schädigungen zu bezahlen, welche auf das Re- tionaldemokratische„ Narodni Listy" in der anderen Nationen im Staate dazu sagen, daß entiversen. parationskonto   Oesterreichs und   Ungarns gut- Empörung leistet, das grenzt schon an Rebel- sie die Befreiungstare mitzahlen sollen, obwohl zubuchen sind. Da nun die   Tschechoslowakei lion gegen die Ententefreunde, die doch bisher fie allee eher denn„ befreit" wurden! Die Zah- Die ungarischen Genoljen bei Snowden. sowohl von Desterreich wie von   Ungarn Staats- als mit allen Tugenden gesättigt glorifiziert lung des verlangten Milliardenbetrages würde eigentum übernommen hat, so soll sie auf die wurden. Der„ Venkov" schreit auf, so schwer die Wirtschaft der   Tschechoslowakei ruinieren, Reparationskontis beider Staaten Zahlungen dürften die Tschechen nicht bestraft werden, ihre Finanzen dauernd zerstören und ihre leisten, die, wie Dr. Beneš saate, mit etwa weil sie sich zu der Entente geschlagen haben. Währung vernichten. Gegenüber diesem Wahn­zwanzig bis dreißig Miliarden und die„ Narodni Listy" warnt davor, den wiß könnte natürlich auch die deutsche Arbeiter Stronen bemessen werden dürften. Die Glauben an die Gerechtigkeit schwinden zu schaft nicht gleichgültig bleiben, der dadurch Summe fann aber auch noch höher werden! Die lassen, denn sonst könnte die Ueberzeugung ein- das bescheidene Dach über dem Kopfe wegge­eigentliche Befreiungstage" hinzugerechnet. er- treten:„ daß der rücksichtslose Egoismus die rissen werden würde. Aber die Bevölkerung im gibt die Gesamtsumme von mindestens 30 bis beste Politik sei". Und das Blatt droht mit Staate könnte aus der Habgier der Sieger­35 Milliarden! dem Schwinden des Gefühles der Dankbarkeit staaten, die sich auch an ihr austoben will, er Die Mitteilungen des Außenminister3| gegenüber den Siegerstaaten. Wie sonderbar. kennen, daß der Imperialismus der kapitali­haben in der tschechischen Oeffentlichkeit nieder- Immer hört man, die Friedensverträge müßſtiſchen Staaten internationales Gepräge trägt. schmetternd gewirkt. Solche Töne, wie sie die ten unverleßt bleiben und sie seien gerade, so und daß seine Beutegier selbst davor nicht zu tschechische Presse in den letzten Tagen gegen wie sie abgefaßt wurden, Wunderwerke mensch rückschreckt, aus dem Befreiungskampfe der die Befreier, die mit der Befreiung ein gutes licher und göttlicher Gerechtigkeit. Aber da ihre Völker ein schofles Geschäft zu machen.

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"

In Besprechung der Stellung der Arbeiter. regierung, die sich in der Minderheit befindet, er­flärte Macdonale, die Regierung werde bloß einent von den verantwortlichen Führern der übrigent Parteien gestellten und vom Unterhause angenom menen Mißtrauensvotum weichen.

Die Pfalzirage.

einig.

Wunderkraft sich hier erproben soll, vereinigen England und   Frankreich in den Hauptpunkten sich sofort alle seine bisherigen Bewunderer in dem Urteil, daß sie undurchführbar seien und abgeändert werden müßten.

Eine Absage an den Horthy- Bethlen- Kurs. weilende Delegation der ungarischen Sozialdemo  London, 12. Feber.( Eigenbericht.) Die hier tratie, bestehend aus Peidl. Garami und Brofessor   Vambery, hatte heute eine längere nterredung mit dem Schazkanzler Genossen Snowden. Dieser erklärte unter anderem, daß er in dem Interview, das vor einiger Zeit im Bester Lloyd" erschienen sei, nur die Sympathien für das ungarische Bolt, nicht aber feine Stellungnahme zur gegenwärtigen Sorthy- Regis rung ausdrüden wollte. Snowden ermächtigte bie Delegation, diese Erklärung zu veröffentlichen. Seute abends hatte die Delegation eine Unter redung mit dem Minister Genossen Wedge­

wood.