18. Feber 1924

Der polnische Sozialist Liebermann über die Javorina.

Warschau  , 15. Feber. In der heutigen Sigung des Außenausschusses des Sejm   wurde die Debatte über das Exposee des Außenministers Zamoysti forgefeßt. Der sozialistische Abg. Lie bermann hat in bezug auf die Gestaltung der polnisch- tschechoslowakischen Verhältnisse den Standpunkt vertreten, der im traffen Gegenjaz zu den Ausführungen der übrigen sozialistischen   Ab­geordneten steht. Abg. Liebermann plaidierte nämlich für eine Verständigung Polens   mit der Tschechoslowakei  . Zwischen Polen   und der Tsche­ choslowakei   muß ein modus vivendi geschaffen werden. Der Redner erklärte sich mit der An­schauung des Außenministers Zamosky einverstan den, daß die Javorinafrage von allem Anfang an falsch gestellt wurde, insbesondere hat die Prejse gefehlt, da sie wegen der Javorina unnötigen Alarm schlug. Diese Angelegenheit wird definitiv. erledigt werden. Man könne nicht ewig in einem Streite wegen der Jabo= rina leben. Je mehr sich die polnisch- tschecho­slowakischen Beziehungen verwirren, umfomehr

denzen zum Vorschein. Die Schaffung eines mo­dus vivendi wird auf die russophilen Tendenzen in der Tschechoslowakei   einen entscheidenden Ein­fluß ausüben. Wir müssen, sagte der Redner, wachen, aber mit Dr. Beneš verwandeln. Was die übrigen politischen Fragen anbelangt, erklärte Liebermann  , müsse Polen   die Pazifizierung Eu­ ropas  , bie allgemeine Entwaffnung sowie die Er­weiterung der Autorität des Böllerbundes durch den Eintritt Deutschlands   und Rußlands   an ftreben.

Spitalschande.

Ein Kapitel von unserrem Krantenhauselend.

Seite B.

Obwohl bei dieser Disziplinaruntersuchung Genosse Preisler als Stontrollor des Krankenhau ses den Antrag stellte, alle Fälle zu be= handeln, bei denen der Primararzt eine nicht eben rühmliche Rolle spielte es handelt sich

über die letzthin im Schützenhause in Saida Aufsehen erregte und nur mit Mühe von der bür- bürgerliche Majorität davon nichts In dem von uns veröffentlichten Berichte| Saida und dessen weiteren Umgebung ungeheuers nicht nur um den Fall Tejkal!, wollte die stattgefundene Bezirkskonferenz, den wir vor eini- gerlichen Breffe unterdrüdt wurde. bür- wissen. gen Tagen brachten, hieß es: Primararzt Dr. Schwarzbach erklärte nun Primararzt Dr. Schwarzbach hat Frau zu seiner Verteidigung, daß er das Honorar von ... Das bisherige Mitglied der Haidaer Be- Zinke, die mit einemt eingeklemmten und teil- 1500 Stronen für eine zirksverwaltungskommission, Genosse Rudolf weise schon brandigem Leistenbruch ins Breisler, berichtete über die Erfahrungen in Haidaer Strankenhaus eingeliefert wurde, ope­seiner Funktion als Kontrollor des allgemeinen riert und sich nachher ein öffentlichen Bezirkskrankenhauses in Haida. Aus

Privatbehandlung

gefordert habe. Die Nasenoperation sei zwar im Krankenhause erfolgt, doch habe er seine Pflicht nicht verletzt, wenn er das Stattfinden der, pri­vaten" Operation nicht der Anstaltskanzlei ge­meldet habe.

Dr. Schwarzbach mußte auf eine Frage des Genoffen Preisler zivar zugeben, daß ein Bes schluß, wonach er solche ,, private" Operationen im Krankenhause vornehmen könne, nicht vor­liegt und auch vom Landesverwaltungsans schuß niemals genehmigt wurde.

dem Berichte geht hervor, daß die bürgerliche Ma- privates Honorar im Betrage von*^) Kronen jorität der Krankenhausoberverwaltung prinzipiell berechnet. Als weder Frau Zinke noch die Kran jeden Antrag sabotiert, der auf die Herstellung gefentassa der Dampfschiffahrtsgesellschaft, bei der ordneter Verhältnisse abzielt und die Disziplinari Frau Zinke versichert war, diesen Betrag zahlen sierung des schuldigen Funktionärs beabsichtigt. wollten, drohte Dr. Schwarzbach wiederholt Die Sabotage geht sogar soweit, daß die bürger mit der selage und überreichte diese auch lichen Vertreter auch in den schwersten llebergrif- schließlich. Als dann von der Landesverwal fen ihres Schüßlings feine Grundlage eines Diszi- tungsfommission für Böhmen   eine Disziplinar­plinarerkenntnisses finden können. Eine lenden untersuchung eingeleitet wurde, zog Dr. lahme Verwarnung, die nach den gemachten Er Schwarzbach über Drängen des Verwaltungs­Bei der Disziplinaruntersuchung, die nicht treten in der Tschechoslowakei   die ruffophilen Ten- fahrungen wirkungslos bleiben wird, wurde für ausschusses des Haidaer Bezirkskrankenhauses ein eigens gewählter Ausschuß durchführte, wurde den auf Grundlage fonkreter Tatsachen Beschul- seine Slage zurüď. von einem Beschüßer des Primararztes daran er­digten dadurch versüßt, daß ein zweiter Beamter, Nun zur neuen Affäre, deren Erledigung" innert, daß ja auch von anderen Aerzten allerdings geringerer Rangordnung, ohne jede kon den Anstoß zur Funktionsniederlegung durch den von Patienten der dritten(!) Ver­frete Anschuldigung und ohne vorausgegangenes Genossen Preisler gegeben hat. pflegsklasse Honorare gefordert Verfahren beim großen Reinemachen auch eine Am 15. Jänner 1920 fam die Frau des wurden, was bisher immer still­strenge Rüge zudiktiert erhielt. Da nach diesen Glasfuglergehilfen Alois Tejtal aus ange- schweigend geduldet worden sei. Ausführungen dem Genossen Preisler nicht zugenau, die 37jährige Emilie Tejkal, mit einem Das Ergebnis der Disziplinaruntersuchung mutet werden kann für solche Zustände im Stran Unterleibsleiden ins Bezirksfrankenhaus konnte bei dieser Sachlage nicht anders lauten fenhaus die Mitverantwortung zu tragen, wird demselben bei einhellger Votierung des Vertrauens dritten Verpflegstlasse operiert und der Ueberzeugung, daß das beanständete nach Haida. Hier wurde sie als Patientin der als: Die Oberverwaltung kommt nicht zu der Auftrag erteilt, das Mandat als Kontrollor bis zum 29. Jänner behandelt. Primararzt Dr. Sonorar für diejenige Operation gerechnet des allgemeinen öffentlichen Strankenhauses zurüd Schwarzbach, der Frau Tejkal operierte, behan- wurde, die an Emilie Tejkal, während sie in zulegen, da unter solchen Verhältnissen eine er delte bei ihr auch eine bösartige Rasentra n k Krankenhauspflege stand, vorgenommen wurde, sprießliche Tätigkeit ausgeschlossen erscheint. heit, die gleichfalls eine dringende Operation fondern für jene Operation und Behandlung, die Die Mandatsniederlegung durch den Ge­nossen Preisler hat nun neuerdings die Aufmerk Schwarzbach nach dem 29. Jänner im Stranfen- folgt ist. Dr. Schwarzbach habe sich also einer notwendig machte. Diese Operation nahm Dr. seitens Dr. Schwarzbachs in der Privatpraxis er­samkeit der breiten Oeffentlichkeit auf die hause, wohin er Frau Tejkal bestellt hatte, vor. Verlegung des§ 42 der Normalinstruktion für Die Kosten für diese Behandlung und die den ordinierenden Arzt nicht schuldig Najenoperation hatte natürlich, da Frau Tej- gemacht. fal nachgewiesenermaßen mittellos ist das Zur Charakterisierung dieses Freispruches" Ehepaar Tejkal hat vier underjorgie Rinder; bringen wir den Wortlauf des§ 42 der Normal­eine leine Hütte, die dem Ehepaar gehört, instruktion, wobei wir nochmals darauf verwei­brannte am 12. November 1919 vollständig fen, daß die Operation im Krankenhause vorge­nieder der Landesfond zu tragen. Die nommen wurde: Berivaltung des Krankenhauses hat auch die Kosten dem 2 andesfond angerechnet. Was tut nun Primararzt Dr. Josef Schwarzbach?

Französi the Kammer.

Paris  , 15. Feber. Die Nachmittagssigung der Stammer wurde um 4 Uhr eröffnet. 16 Abge­ordnete, darunter fünf der Rechten, protestierten gegen das Ergebnis der gestrigen Abstimmung be züglich der Abtrennung des Art. 3, denn obwohl fie ihre Stimmen für die Regierung abgegeben haben, wurden sie im Protokoll als ablehnend be­zeichnet. Es handelt sich hier um ein eigentüm liches noch nicht aufgeklärtes Manöver, welches bei einer Ausd: hnung auf eine noch größere Zahl von Abgeordneten eine Ministertrifis hätte herauf­beschwören können. Der Vorsitzende erklärte, daß er eine gründliche Untersuchung dieser Angelegen heit veranlassen werde.

Zustände im Bezirkskrankenhause in Haida gelenkt, wobei festgestellt werden muß, daß diese Zustände seit Jahren schon die Bevölkerung von Haida und dessen Bezirk immer wieder beun ruhigen.

Der schuldige Funktionär, für den die bür gerliche Majorität in jedem Falle eintritt und burch ihre Sabotage prinzipiell die Herstellung geordneter Verhältnisse unmöglich macht, ist der Primararzt des Krankenhauses,

Josef Schwarzbach.

Sierauf wird ein sozialistisch radikaler Antrag Dieser Mann, der zugegeben einen tadel­auf Einführung einer progressiven Ver mögenssteuer mit 353 gegen 202 Stimmen losen Ruf als Fachmann auf seinem Betätigungs abgelehnt. Die Regierung hatte die Vertrauens- felde besint, hat sich, wie wir nachzuweisen Gele= genheit haben werden, Dinge zuschulden kommen frage gestellt. Im weiteren Verlaufe der Sitzung laffen, die nicht nur sein, sondern auch des Sai­trat Abgeordneter Lefevre für den Antrag auf daer Krankenhauses Ansehen in der breitesten Einführung einer Rottericanleihe bis zu zehn Milliarden Frank ein und sprach die Hoffnung deffentlichkeit zu untergraben imstande

auf eine starke Beteiligung des Auslandes aus. Er begründete diesen Antrag mit der Notwendig feit, der Staatskassa möglichst rasch neue Mittel zufließen zu lassen. In seinen weiteren Ausfüh rungen befaßte sich der Redner mit dem gegen wärtigen Stande der Rüstungen in der Welt und sprach seine Befürchtungen angesichts der großen italienischen   Ausgaben für die Armee und der englischen   und amerikanische   Marinerüstungen aus. Auch die Ereignisse in Pirmasens  , welches fich nur elf kilometer von der französischen   Grenze befindet, bezeichnet Redner als beunruhigend. Abg. con Daudet unterbricht ihn mit dem Hinweis darauf, daß noch viel ernster der Umstand sei, daß das Wolffsche Telegraphenbureau tonstatiert, daß die französischen   Behörden ein musterhaftes Benchment an den Tag gelegt haben.

Ministerpräsident Poincare   greift in die Debatte ein und bemerkt, daß die Franzosen naturgemäß die Neutralität ge­wahrt haben. Die Ereignisse haben uns recht gegeben, fährt Poincare   fort.

Sermanu Stehr.

Geboren ant 16. Feber 1864.

sind.

Bei großen Schichten der Bevölkerung des Bezirkes Haida ist das Ansehen des Primar arztes   und des Krankenhauses allerdings längst schon so erschüttert, daß es wirklich hoch an der Zeit ist, wenn hier endlich Wandel geschaffen wird.

-

-

Er fchidt am 1. September 1920 der Frau Tejtal eine ungestempelte Rechnung auf fage und schreibe 1500 Kronen.

§ 42: Dem Anstaltsarzt ist es nicht erlaubt, in dienstlichen Angelegenheiten, insbesondere für die Behandlung und Operation der Anstaltspfleg­linge von diesen oder deren Verwandien irgend welche Entlohnung anzusprechen und anzunehmen.

Wir wollen es dem Urteil der Oeffentlichkeit überlassen, ob Frau Tejkal, die mit einem Unter leibs- und einem Nasenleiden ins Krankenhaus bestürzt und geht in ihrer Aufregung zum Doftor haus durchzuführende Naſenoperation hatte oder Frau Tejkal ist wegen dieser Forderung ganz eingeliefert wurde, Anrecht auf eine Kranken­Schwarzbach, um eine Ermäßigung der Forde nicht. Die Oberverwaltung des Bezirksfranken­rung durchzusetzen. Sie wird aber brüst abge- hauses in Haida muß sich ein für allemal darüber wiefen. Als Primararzt Dr. Schwarzbach mit schlüssig werden, dem Advokaten droht, borgt sich Tejkal von der Firma, bei der er angestellt ist, 1000 ronen aus, um wenigstens einen Teil der Forderung beglei chen zu tönnen.

Diese Standalaffäre, von der jedermann in Wie schon erwähnt, deckt die bürgerliche Saida weiß, die aber niemand zur Anzeige 31 Majorität in der Oberverwaltung des Stranken- bringen sich getraut, kommt schließlich dem Lan hauses alles, was der Primararzt unternimmt desverwaltungsausschuß zu Ohren, der der Ober­oder unterläßt, so daß diese bürgerliche Clique, verwaltung des Haidaer Bezirkskrankenhauses die an deren Spitze der Vorsitzende der Oberverwal- Einleitung eines Disziplinarberfah­tung, Herr Rudolf Schlegel und der Bürger- rens anordnet. Zu diesem Disziplinarverfah meister Gustav Czernich stehen, für alle Ueber- reen tommt es nun endlich am 7. Jänner 1924 griffe ihres Schüßlings in vollem Maße mit verantwortlich ist.

Primararzt Dr. Josef Schwarzbach steht nicht das erstemal im Mittelpunkt einer Affäre.

Wir wollen hier nur fur; an seine Affäre mit der Privaten Auguste 3inte aus Haida er innern, die in den Jahren 1917 und 1918 in

also nach fast vier Jahren!

Die Art und Weise, wie die bürgerliche Wa­jcrität der Oberverwaltung die Standalaffäre er ledigte und mit einem Freispruch des so schier tomprommittierten Primararztes abschloß, ver dient als neuerliches Spiegelbild bürgerlicher Auffassung von Anstand und Moral für immer festgehalten zu werden.

ob das Krankenhaus ein öffentliches Kranken­haus ist oder das Privatsanatorium des Pris mararztes Dr. Schwarzbach.

Bei der Disziplinaruntersuchung gegen Dr. Schwarzbach wurde schließlich die

Einleitung einer Voruntersuchung gegen Dr. Schwarzbach wegen einer Reihe von weiteren Fällen beschlossen.

Ueber diese weiteren Affären werden wir nächstens berichten.

Poincaré   denkt an nene Sanllionen.

Paris  , 15. Feber. Pertinax empfiehlt in: Echo de Paris" die unverzüglich: Erneuerung der Verträge mit der deutschen Micum" und zitiert hiebei den Ausspruch Poincares, ben dieser anläßlich des letzten Empfanges des deutschen   Botschafters gebraucht habe, die deutsche Industrie müsse sich zu raschen Arrangerients be­quemen, wenn nicht neue Conttionen in Kraft

treten sollen.

das erste Buch Stehrs, die Erzählung Auf reich, berauscht, lachend und kühn". Langsam sagt: Zuletzt auch mit himmlischen, göttlichen Leben und Tod", bis auf die Druckplatten und sicher findet er den Kontaft mit Webern, Augen betrachtet, ist das Leben jedes Menschen vernichteten. Schindelmachern und anderen fleinen Handwer gleich zerbrechlich, gleich unvergeßlich und groß."

unter

Ein Mensch aber, der es wagte, feine Brütern, mit Wald- und Feldarbeitern. Was auf der vor einem von Kirchenbeamten verhandel die Seele des Kindes als dunkelschwere Ahnung ten und verschandelten Evangelium zu warnen, sich legt, all der Kummer eines um seiner poli mußte zeitig erledigt werden. Die Inquisition fischen Gesinnung willen geächteten Waters, all des 19. Jahrhunderts, die über humane Folter die Mühseligkeiten und Beladenheiten, fammern und Scheiterhaufen, die nur den Leib denen die Mutter welfie vor der Zeit, all das quälten und töteten, inzwischen zu weit grau- beginnt die gereisie Seele des Mannes zu er jameren Mitteln übergegangen ist: zur langsamen faffen in ganzer Furchtbarkeit. So wird Hermann Strangulation der Seele, hezte die des jungen Stehr der Dichter des proletarischen Menschen. Stehr   durch alle Gräber und Höllen; in dieser Was Gerhart Hauptmann   im Drama, bedeutet eife, der Teufel". Im Schindel­schlimmen Zeit drohte auch der darbende Leib Stehr   im Roman, wobei er freilich die Mittel zu zerbrechen. Liest man daraufhin den Roman Drei Nächte", so weiß man um all die in neren und äußeren Nöte, um alle Aengste, Stämpfe und Einsamkeiten, denen der junge Land­lehrer Hermann Stehr   erbarmungslos preisge­geben war.

Aus dem Schmerz gebar sich Hermann Wenn Hermann Stehr   in diesen Tagen Siehrs ganze Dichtung. Langfam and in oft gro­60 Jahre alt werden wird, steht er mit seinem hen, zeitlichen Abständen brach sie sich von seinem dichterischen Wert, das die Zonen Dostojewstis Leben los: In fast 25 Jahren ein knappes streift, vor einem Volke, das ihn nicht fennt, ob Dutzend Bücher. Nicht zuletzt der menschliche Ernst zwar er in der Spanche dieses Volkes dichtete daraus. Stampfansage und Wegweiser sind gleich und die hohe fünstlerische Selbstfritik sprechen und schrieb. Denn es ging lieber zu anderen, zu die ersten Novellen Der Graveur" und Rudolf Herzog  , zu Straß, zu Ganghofer, Otto Ernst  , Tovote und Presber; von den unzähligen Eintagsfliegen gar nicht zu reden, und das ist bei ma cher" rächt sich ein seinem Altersschicksal dem Kulturzustand eines Volkes nicht verwunder feiner Stunftform in weit reicherem und höherem überlassener und verlassener Greis an seinen herz­lich, deffen literarisch- künstlerische Erziehung bei Waße nügt als jener. Denn wo Hauptmann es losen Stindern. Die Tragödie einer im grauen meist grauenhaft ungebildeten Lehrern begann, häufig, mit einer zeichnerischen Geste genug sein Ginerlei des Tages hinjiechenden subtilen Frau das dann weitere Nabrung fand in Literatur läßt, andeutet und weitergeht, bleibt Stehr   stehen. enseele schildert Leonore Griebel". Ein handbüchern, die, unentivegt die Impotenz des Bäh und unnachgiebig padt er gerade das är bietet die Geschichte Das letzte Kind", ein Seitenstück zum kleinen Hannele Hauptmanns, jungen dichtenden Deutschlands   predigend, auf teste, Abseitigste, unerschließbare und bohrt sich die Heiligen der Tradition hinwiesen. Diese Mas- Eingeteilt in eine Gesellschaft verständnis mit ganzer Straft in das Herz der Dinge hinein. gewaltiges, sich bis zu letzten Grausigkeiten stei­sen waren mählich daran gewöhnt, unterhalten loser Berufsgenossen, die die Stuute flerifaler Mit besonderer Liebe legt der Dichter aber das gerndes Eheleben und Sterben enthält der oft zu werden, indem man ihnen schöne, die primi- Vorgeseßten in stlavischer Gelassenheit ertrugen, Seelenleben der Seltsamen", der seelisch Kran- an die großen Russen erinnernde Begrabene tibsten Sinne befriedigende Geschichten bot. sich darunter beinahe wohl fühlten und sich für len, der Verbitterten, Einsamen, Geschlagenen, ott". Als letzte Gabe seiner Kunst schenkte Nun hat aber diefer Hermann Stehr   weder Spizeidienste Vorteile zu erdienern wußten, zieht Schiffbrüchigen des Lebens bloß. Hier ist ein Mei- Hermann Stehr   vor wenigen Jahren die Ge Willen und Fähigkeit, zu unterhalten, noch bietet sich Stehrs empfindsame, nur dem Schönen und ster von unerhörter Kraft und Eindringlichkeit.Stehrs find im Verlage Fr. Linz- Trier erschienen. dichte: Ein Lebensbuch". Alle Bücher erfchöne Geschichten". Er führt seine Leser durch Wahrhaften aufgetane Seele immer tiefer in sich Stehr   sett beim Leser vor allem vor­die verschlungenen Stollenwege der menschlichen zurück. Er wendet sich ab von den faulen Spie- aus, Stille in sich und um sich. Die Romanleser Es ist für Stehr   bezeichnend, daß er alles Seele an den Herzschlag der Welt heran, und gern mit ihren schlimmen bürgerlichen Ausdün- des täglichen Lebens werden mit ihm nichts an- Geräusch eines marktschreierischen Lebens mei­was es da zu sehen gibt, das sind Rätsel voll stungen und geht zu jenen, bei denen noch un- fangen tönnen, weil sie seine Sprache nicht ver- dend, niemals laut geworben hat. In unserer dunkler Qual; was es da zu hören gibt, das sind verbildetes, reines Menschtum zu finden ist. Der stehen. Stehr   lesen heißt: denkend lesen und wunden, wirren Zeit wird seine Dichtung dem Seufzer und Schreie aus tiefster Not. So wird Sohn des Sattlers geht zu den kleinen Leuten, lefend denken. Aber Stehrs Werk ist nicht etwa ernsthaften Menschen weiterhelfen, ihn führen zu es verständlich, daß Stehr  , den das gebiidese fetzt jich ihren Tisch, nimmt teil an ihren nur graue Trübfinnsdichtung: überall bei ihm Rast, Besinnung und Wesentlichkeit. Ausland längst neben die Größten stellte, unbeach- reuden und Schmerzen, belaufcht all ihre große blaut der Himmel des reichen, stroßenden Lebens, tet blieb, und es hat symbolische Bedeutung, daß und vielgestaltige Not und wird ihr Anwalt. So die Literaturpolizisten des deutschen   Volkes gleich nennt er trotz aller Erniedrigungen jene Jahre

und immer weiß er die Segen der reinen Natur

zu breiten über die Wehen des Erdendaseins. Er 332

Willibald Om ankowski.