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4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Internationale Pflicht.

Freitag, 22. Feber 1924.

Der Sieg der englischen Docker.

Ein großer Erfolg der Arbeiterregierung. London  , 21. Feber. Wie amtlich gemeldet| befreit werden könnte, welcher den Unterhalt wird, ist der Dockarbeiterstreit beendet. Arbeiterschaft so unsicher und heikel gestaltet. Die schaft ebenso wichtig wie die Lohnfrage. Beseitigung dieser Zufälligkeit ist für die Arbeiter

Im Unterhause drückte heute der Premier minister die Hoffnung aus, daß der Konflift heute abend endlich beigelegt sein wird und sprach sich lobend über die große Gewandtheit und die Aus­dauer aus, die Arbeitsminister Shaw in dieser Angelegenheit bekundete.

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Nr. 45.

Rämpfen zwischen den Nationalisten, die die Entwicklung der Arbeiter. bewegung hemmt, der Demokratisierung des Staates widerstrebt und bie reaktio nären Tendenzen bei der polni derseits dagegen die nationalistischen Tendenzen schen Gesellschaft stärkt, anderer­bei den nationalen Minderheiten nährt. Es heißt in der Resolution:" Der polnischen so­ zialistischen   Partei obliegt es, die Ini­tiative zu den notwendigen Maß­regeln zu ergreifen, um den na­tionalen Kämpfen ein Ende zu setzen. Es ist die Pflicht des polni­schen Sozialismus und gleichzei­Abendausgaben die Arbeiterregierung zu ihrer und der Zukunft des polnischen Staates, zwi­Die Blätter be glüdwünschen in ihren tig das Interesse der Demokratie Schlagfertigkeit und Energie bei den schen den Staatsbürgern der Republik   nor­Verhandlungen. Evening News", welche die male Beziehungen herzustellen. neue Arbeiterregierung schroff kritisieren, schreiwelche den nationalen Minderheiten die freie ben: Es scheint klar zu sein, daß wir die rasche Entwicklung ihrer Kräfte und Fähigkeiten voll­Beilegung der Angelegenheit in nicht geringem kommen gewährleisten und welche ihr Maße dem Vorgehen des Untersuchungsausschus­ses verdanken, der von der Regierung zur Unter- Busammenleben und ihre brüder­Dort, wo die Nation beteiligt ist, ist es vor allem nischen Volke möglich machen." Vielleicht juchung der Gründe des Streifes eingesetzt wurde. liche Zusammenarbeit mit dem pol­notwendig, daß die Streitparteien aufgefordert wird jemand sagen: daß das nur eine Resolu werden, ihre Karten offen vor der ganzen Be- tion ist, der noch die Tat fehlt, aber man ver­völkerung auf den Tisch zu legen. Wenn dies gleiche damit die Aeußerungen der tschechischen geschieht, können wir uns im allgemeinen Sozialdemokraten, die jedes Verlangen nach immer darauf verlassen, daß der Ge- Regelung der nationalen Frage als läftig und rechtigkeit Genüge geschehe und daß der Regelung der nationalen Frage als läftig und Verstand vorherrschen wird. " unzeitgemäß" ansehen.

Einer schlechten Uebung folgend pflegen die tschechischen Genossen jedes Verlangen der deutschen Sozialdemokraten nach Schaffung einer nationalen Rechtsordnung im Staate, aufgebaut auf dem Grundsaße der Unabhän­gigkeit und freien Entwicklungsmöglichkeit aller ihn bewohnenden Nationen, als Ausfluß na über das in den frühen Morgenstunden zwischen London  , 21. Feber.( AR.) Die Nachrichten tionalistischer Gesinnung aufzufassen, das uns den Vertretern der Arbeitgeber und Angestellten würdig erscheinen läßt, mit den Deutschnatio- wegen Beilegung des Streifes der Dodarbeiter nalen und Hakenkreuzlern auf eine Stufe ge- erzielte Uebereinkommen wurden mit allgemeiner stellt zu werden. Kommt uns nicht nahe und Befriedigung aufgenommen. Dieses Ueberein­stört nicht unsere Streise das ist noch immer kommen muß allerdings noch von der Konferenz - der Arbeiterdelegierten gebilligt das aus dem allnationalen Roalitionsbedürf- werden, welche heute abends im Arbeitsmini nis resultierende und sie beherrschende Gefühl, sterium eine Sigung abhalten werden. Man er­das sie dazu treibt, fich mit Igelstacheln vor wartet jedoch mit Zuversicht, daß dieses Ueber den sozialistischen   Parteien der anderen Na- einkommen angenommen wird, wiewohl es flar tionen im Staate abzuschließen und auch die ist, daß sich auch eine Opposition dagegen stellen tschechische Arbeiterschaft in diesem bedauer- wird. Der Einfluß des Führers der Dockarbeiter lichen Geiste zu erziehen. Wir wollen alle Bewin ist sehr groß und wird auch in der Bitterkeit vermeiden und es verschmähen, mit Sonferenz sein Gewicht zugunsten der Beilegung Zitaten aus der Presse der tschechischen Sozial- des Streikes haben. demokraten aufzuwarten, aus denen ersichtlich die Beilegung des Konfliktes erfüllt werden, d. i. Wie verlautet, sollen die Bedingungen für wäre, daß die deutschen Sozialdemokraten so- die Erhöhung des Taglohnes um gar zu Hohenzollern  - und Habsburgerfreunden, zwei Schilling in zwei Abschnitten. Die Erhöhung zu Verbündeten der deutschnationalen Bour um einen Schilling wird sofort gezahlt und geoisie gemacht werden, weil sie es als ihre die Erhöhung um den zweiten Schilling ab selbstverständliche sozialistische und demo- 1. Juni. Ferner soll über die Frage verhandelt fratische Pflicht ansehen, dafür zu wirken, daß werden, wie die Arbeiterschaft in den Docks von an die Stelle des heutigen Systems der Vor dem gelegentlichen ja zufälligen Arbeitscharakter herrschaft der Bourgeoisie der einen Nation, eine Gemeinschaft freier gleichberechtigter Na­tionen trete. Es sei hier lediglich gezeigt, wie eine andere sozialistische Partei ihre interna­tonalen Pflichten auffaßt und ausübt. Die tschechischen Genossen, welche meinen, die Pflicht der internationalen Gesinnung schon Mobilisierung der jozialdemokratischen Wähler. dadurch hinlänglich zu erfüllen, wenn sie die Kongresse der Internationale beschicken, mögen Berlin  , 21. Feber.( Eigenbericht.) daraus erkennen, daß diese Pflicht am aller Vorwärts" veröffentlicht in seiner heutigen wenigsten im politischen Einvernehmen mit Abendausgabe an der Spitze des Blattes eine Auf­der nationalen Bourgeoisie, sondern nur im forderung an die sozialdemokratischen Wähler, sich Kampfe gegen sie an der Seite der soziali- für die kommenden Reichstagswahlen, die mög stischen Proletarier der anderen Nationen be­tätigt zu werden vermag.

Auftakt zu den Reichstagswahlen.

licherweise schon in der ersten Hälfte des Monates April stattfinden fönnen, bereit zu halten und dafür zu sorgen, daß der Parteiappa­rat für die Organisation der Wahlen in der Par­tei unbedingt funktioniere.

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Der späteren Termin wünschten. Alle diese Verhandlungen und Besprechungen über die An­beraumung der Wahlen sind aber vorläufig nicht verbindlich; sie hängen wesentlich ab von dem Er­gebnis der Verhandlungen über die sozial­demokratischen Anträge. Ueber diese äußert sich die Berliner   Presse mit Ausnahme der Kürzlich tagte der 19. Kongreß der jo rechts stehenden deutschnationalen außer zialistischen Partei Polens  ( P. ordentlich zurückhaltend. B. S.), der zwei wichtige politische Fragen Die Mög erörterte: die Frage der Teilnahme an der lichkeit einer Verständigung über die wichtigsten Regierung und die Politik gegenüber den na­Der Reichsfangler hat heute Verhandlungen Punkte dieser Anträge ist vorläufig jedenfalls tionalen Minderheiten. Wie stellt sich die pol- mit den bürgerlichen Parteien über die Anberau- durchaus nicht von vornherein zurückzuweisen. Die nische sozialistische Partei gemäß ihrer auf mung eines Wahltermines zu führen gesucht. Die parlamentarische Situation ist infolgedessen zur diesem Stongreß gefaßten Beschlüsse ihre even- Verhandlungen kamen nicht zustande, nachdem die Zeit im deutschen   Reichstag vollkommen un= tuelle Teilnahme an einer Regierung vor? Deutschnationalen als Wahltermin den 6. April übersichtlich. Die über die politische Lage beschlossene Reso- verlangten, während die Mittelparteien einen lution spricht aus, daß die Partei gegenüber

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ben könne. Es wird nun in der Resolution sen der Bauern und der geistigen Arbeitet von der polnischen sozialistischen   Partei

Die polnische sozialistische Partei hat aber noch mehr getan als diese allgemeinen sozialistischen   Erkenntnisse geäußert zu haben, sie beschloß auch die Einleitung einer Aktion, um zu verwirklichen:

AC und wirkliche

Eine vollständige

Gleichheit der Rechte aller Staats­bürger der Republik   ohne Unter­sied ihrer Nationalität und Religion.

Die Inkraftsepung jener Artifel der Verfas sung, welche den Minderheiten ihre Rechte auf Sprache, Schule und nationale Kultur im allgemeinen ge währleisten; bei Verteilung der Subven tionen und Unterstützungen, welche der Staat oder die autonomen Gemeinden gewähren, soll nichts anderes in Erwägung gezogen werden, als der Charakter und das Niveau der Studien in einer gegebenen Schule, nicht aber der Glaube, die Nationalität oder die Unterrichtssprache;

Den endgültigen Bruch mit dem System der administrativen Behelligungen und Quälereien gegenüber den reli­giösen und nationalen Minder­heiten.

Die Einführung der Autonomie der Orte, Gemeinden und Departe ments in den östlichen Provinzen; die Teil­nahme der Bürger, welche den natio­nalen Minderheiten angehören, an allen Zweigen der öffentlichen Verwaltung.

Dic territoriale Autonomie für die Minderheiten, welche bestimmte Ge­biete in kompakten Massen bewohnen unter Vor. behalt aller Rechte der polnischen Bevölkerung.

Der Kongreß betont indes mit Entschieden heit, daß, wenn der polnische Sozialismus die Pflicht hat, gegen den polnischen Nationalismus zu kämpfen, eine gleiche Aufgabe der Demokratie bei den Utrainern, Weißrussen  , Deutschen   und Juden obliegt in bezug auf die nationalistischen und klerikalen Tendenzen im Schoße ihrer eigenen Gesellschaft.

Die bisherige Haltung der polnischen so­

Klarer und eindeutiger aber ist noch die ein Programm aufgestellt, von dem gesagt in einer gemeinsamen eine de auf wird, daß es nur von einer Regierung ver- mokratische Regierung, eine Redem Kongresse festgelegte Politik gegen wirklicht werden kann, welche das volle Ver- gierung der Arbeit zu vereinigen. Wann über den nationalistischen Min­trauen der Arbeiter genießt. Die Partei er hat jemals die tschechische Sozialdemokratie derheiten. Auch Polen   hat, wie die Tsche­klärt sich willens, den Versuch der Bildung ähnliches unternommen? Seit mehr als drei choslowakei, sein nationales Problem, denn einer solchen Regierung zu machen, wobei sie Jahren ist sie auf die allnationale Stoalition neben Ukrainern und Weißrussen   leben dort sich an die Spiße zu stellen bereit erklärt. eingestellt und hat es an allen Bemühungen auch Deutsche, die ersteren beiden Nationen Man kann der Anschauung sein, daß zwischen fehlen lassen, von dieser für die gesamte Ar- meist im geschlossenen Sprachgebiet, die letz­dem Programm und den Taten einer Partei beiterschaft und die demokratische Entwicklung teren verstreut als Minoritäten in den Städ­noch ein weiter Weg liegt, und es sei nicht unjeligen Bindung loszukommen und wenig ten. Während aber die tschechischen Genossen berkannt, daß die polnische sozialistische Partei stens ihre Arbeit für den Staat auf neue an das nationale Problem nicht rühren, es schon manchmal auf falschen Bahnen sich be- Grundlagen zu stellen. Schon hier springt der im Grunde genommen durch die von den Frie­wegt hat, aber das aufgestellte Programm ist Unterschied der Ideologie der polnischen und densmachern ausgeflügelten, nichtssagenden zialistischen Partei warnt vielleicht vor allzu wirklich ein gutes und brauchbares Aktions- der tschechischen Sozialdemokratie in die und verwaschenen Minderheitsschußbestimmun- überschwänglichen Hoffnungen, aber dieses programm. Es setzt sich die Verteidigung der Augen. Die polnische Partei denkt wohl auch gen für gelöst erachten und das Maß ihrer Programm" bedeutet unstreitig eine ent­republikanischen und demokratischen Regie- an die Möglichkeit, wenn eine rein demokra- internationalen sozialistischen   Pflichten bisher schiedene Wandlung, eine Erken. rungsform wie auch die Aufrechterhaltung der tische Regierung nicht verwirklicht werden nicht weiter gesteckt haben, als eben dieses nung ihrer internationalen Rechte und Vorteile, welche die Arbeiterklasse könnte, unter gewissen genau bestimmten kautschukartige nationale Minderheitsrecht Pflichten, den Bruch und den Kampf unter der ersten demokratischen Regierung| Vorbehalten" auch ein antireaktionäres Kabi- reicht, erkennen die polnischen Sozialdemokra- gegen die nationalistische Bour­und dem konstituierenden Reichstag errungen nett zu dulden oder selbst zu unterstüßen, ten in einer gefaßten Resolution ausdrücklich geoisie für die staatliche und nationale hat, zum Ziele. Es tritt für soziale Reformen doch dürfte dessen Tätigkeit nicht die Frage der nationalen Minder Neuordnung. Dieser Stampf gegen den Natio ein, für die Vorkriegshöhe der Löhne und die gegen die Arbeiterklasse gerich- heit als eines der dringendsten nalismus ist nicht leicht, es ist wahrhaftig be­Lage der Arbeiter im allgemeinen. Neben an- tefsein. Wie immer man diese Eventualität Probleme des öffentlichen und quemer, vor ihm die Segel zu streichen, wie deren finanziellen, sozialen und kulturellen auslegt, sie zeigt doch Rücksichtnahme auf die sozialen Lebens in Polen  ". Wann es leider unsere tschechischen Genossen tun, aber Forderungen verlangt es auch die Lösung Interessen der Arbeiterschaft und unterscheidet hätten sich die tschechischen Sozialdemokraten die polnische Sozialdemokratie weiß, daß ſie des Problems der nationalen sich noch immer wesentlich von der Vorliebe zu einer solchen Einsicht aufgeschwungen, oder in diesen Kampf ebenso im Interesse der Ar­Minderheiten gemäß den Prin- der tschechischen Sozialdemokratie und von zu der, daß die Regierungspolitik| beiterklasse und der notwendigen Entwicklung, zipien der Demokratie. Der Mon- ihrem, um jeden Preis erkauften Zusammen- von nationalistischen Tendenzen wie auch im wahren Intereffe des Staates greß fordert in der Resolution seine Mitglie- gehen mit den bürgerlichen Parteien bis zu durchdrungen ist"?! Die polnischen Ge- eintritt. Auch die tschechischen Sozialdemokra­der auf, alle Anstrengungen zu machen, um den nationaldemokratischen Fascisten und Kle- nossen verhehlen sich nicht, daß der heutige ten werden sich dieser Einsicht auf die Dauer die gesamte Arbeiterklasse, ebenso wie die Mas- ritfalen. Zustand der Dinge Anlaß gibt zu ständigen nicht verschließen können.