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4. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Abfichten der Induſtriellen Ein neues
Sonntag, 2. März 1924.
Ein nenes Korruptionspanama.
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-INDO
Die Verheißungen, welche von den Unternehmern an die von ihnen unter bedenkenloser Ausnüßung der Arbeitslosigkeit diktierten Das Landesverteidigungsministerium durch betrügerische Benzinlieferungen Lohnherabsetzungen geknüpft wurden, haben Bestochene Ministerialreferenten. Berhaltung des Generals sich nicht erfüllt. Eine Verbilligung der Gegen- geschädigt. Bestochene Kutivaše und anderer hoher Difiziere und Ministerialbeamten. Seit Samstag ist unser Baterland wieder um eine Korruptionsaffäre reicher und es ist schwer zu sagen, welcher von den in den letzten Monaten schon zahllos gewordenen Korruptionsstandale die Krone verdient. Das vor einigen Stunden bekannt gewordene Panama spielt so wird behauptet zum Unterschiede von den früheren Fällen nicht in den Kreisen einflußreichen Politifer, es hat vielleicht zum größten Teile einen exzellenten militärischen Rahnen, welcher Umstand allerdings diefen Korruptionsfall aus der Reihe seiner Welt. ruhm erlangen Vorgänger beträchtlich heraus hebt. Die Hauptakteure von heute sind ein General, mehrere höhere Offiziere, ferner Ministerialbeamte und ein Industricdirektor. Die nächsten Tage werden wohl zeigen, ob wirklich keine einflußreichen Politiker oder andere Staatsmänner in der Schmußaffäre mitgewirkt hätten.
stände des täglichen Lebens, besonders der Lebensmittel, ist nicht eingetreten. Im Gegenteil, es haben sich in leßter Zeit entschiedene Neigungen der Preise zur Aufwärtsbewegung gezeigt. Die wiederholte und äußerst schmerzliche Kürzung der Löhne hatte zur Voraus setzung, daß die Preise dieser Senkung folgen werden, was für die Sebung der gesunkenen Exportmöglichkeit der Industrie als unerläßlich erklärt wurde. In dieser Beziehung waren die Lohnherabsetzungen ein Lufthieb; sie dienten nicht dem Wohle der Allgemeinheit, nicht der Gesundung der Wirtschaft, sondern nur den Taschen der Unternehmer, dagegen haben fie die Kauffähigkeit der großen Masse erheb lich geschmälert und den Notstand der Arbeiter vermehrt. Man sollte denken, daß die Indu striellen, nachdem sie die Lebenshaltung der Arbeiterschaft unter das Maß der Erträglichfeit und Menschlichkeit herabgedrückt haben, ohne dabei mehr als persönlichen Nußen erreicht zu haben, von ihrem, auf Kosten der Arbeiter betriebenen Eigennuß ablassen werden und endlich, da die Krise fortdauert, nach anderen und wirklichen Möglichkeiten Ausschau halten werden, welche die Belebung der Industrie, die Erhöhung der Exportfähigkeit zu erzielen vermögen. Aber das liegt der Geistesart unserer Industriellen ferne. Es ist am bequemſten und erfordert die geringste geistige Anstrengung, bei der Frage der Erportmöglichkeit an die Arbeiter zu denken. Da läßt sich spielend leicht herausrechnen, wie viel sich ersparen ließe, wenn den Arbeitern wieder soundsoviel Prozent des Lohnes abgezwackt werden könnten, und gar erst, wenn ihnen bei diesem verringerten Lohn auch noch eine Anzahl Arbeitsstunden in der Woche mehr aufgezwungen werden würden.
Die Polizeiforrespondenz teilt mit:
Die Militärbehörden haben in den vergangenen Tagen festgestellt, daß bei der Vergebung von Benzinlieferungen für das Landesverteidigungsministerium Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind. Es wurde festgestellt, daß einzelne Referenten des Ministe= riums in die Tausende gehende Beste chungsgelder angenommen haben und daß die liefernden Firmen im Bewußtsein dessen, daß sie die Referenten be ftochen haben, fich bei den Benzinlieferungen dadurch Betrügereien zuschulden kommen ließen, daß fie minder wertigeres als das offerierte Benzin lieferten. Im Verlaufe der Untersuchung durch die Mili tärbehörden wurde festgestellt, daß sich einige Zivilpersonen des Verbrechens der Verlei tung zur Berlegung der Amtspflicht, der Bestechung und Betrügereien bei Lieferungen schuldig gemacht haben, und daher wurde bei der Polizeidirektion in Prag die AnBeige erstattet.
Infolgedessen wurde der 37jährige Privatbeamte Gottfried Stufta aus Karolinental, Roliganerstraße 10, verhaftet, weil er Referenten des Landesverteidigungsministeriums zur Berlegung ihrer Amtspflicht bei Bergebung von Benzin- Lieferungen verleitet und die Beamten durch hohe Bestechungssummen torrumpiert hat, ferner der Direttor der NaphthaGesellschaft in Prag II, der 34jährige Gottlieb Gesellschaft in Prag II, der 34jährige Gottlieb envniaus Holleschowitz. Dobrowskygije 23 benvni aus Holleschowitz. Dobrowstygsse 23 und Ministerialrat Dr. Josef Svatet Hradschin 225( Chefredakteur bestsche choslowakischen Amtsblattes. Anm. d. Red.), da er nach Aussagen der Verhafteten an den erwähnten Manipulationen beteiligt war, sowie ans Gründen der Kollusionsgefahr. Neben den Genannten wurden noch mehrere Militärpersonen durch die Militärbehörden, welche die weitere Untersuchung führen, verhaftet.( Darunter fünf höhere Offiziere sowie der befannte General Rutlvaš r. Die Ned.)
Das strenge Bolen.
Gewisse Minister werden im Lande der polnischen
Wirtschaft in Untersuchung gezogen. des Budgetausschusses des Sejm brachte der sozia Warschau , 29. Feber. In der letzten Sitzung listische Abg. Moracze w sti einen Antrag auf Versegung des ehemaligen Finanzministers u charsti in den Anklage zustand und Zitierung vor das Staatstribunal cin. Er
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Nr. 53.
Die wirtschaftliche Katastrophe des ungarischen Fascismus.
Die Produktionsverhältnisse Ungarns sind unvergleichlich günstiger, als die Oesterreichs . Besterreich 2.4 Millionen Metergentner, in UnIm Jahre 1923 war die Weizenproduktion in
garn 18.4 Millionen Meterzentner. Die Kohlenproduktion Ungarns überschritt im vergangenen Jahre 75 Millionen Metergentner; diese Kohlenförderung, die fast die Kohlenproduktion Großungarns in der Vorkriegszeit erreicht, ist mehr als die zweifache der österreichischen Kohlenförde rung. Ungarn hatte 1923 eine besonders günstige Weizen, Roggen- und Zuckerrübenernte; auf diesen Umstand ist die Aktivität der ungarischen Handelsbilanz im letzten Quartal des verflosfenen Jahres zurückzuführen. Und trotz alledem wurde in der jüngsten Zeit die ungarische Krone durch eine wirtschaftliche Katastrophe unter das Niveau der österreichischen Krone geschleudert.
Im August 1919, als die ungarische Gegenrevolution mit Hilfe der Entente den Sieg davontrug, war die ungarische Strone ungefähr 13 Schweizer Centimes wert, am Anfang des Jahres 1921 nicht viel mehr als ein Centime. Da fam die berüchtigte Valutenpolitik des Finanzmini sters Hegedüs, das Wettrennen mit der Tschecho trone. Als Graf Stefan Bethlen am 15. April 1921 die Führung des ungarischen Kabinetts übernahm, gab man für 100 ungarische Stronen 210 Schweizer Centimes, amt 11. Mai desselben Jahres sogar 280. Dann folgte der natürliche große Sturz. Die Ungarkrone sank unter den Centime. Nach mißlungenen Stabilisierungsversuchen setzt mit dem Jahre 1923 eine rasche Abbrödelung der Ungartrone ein; in den ersten fieben Monaten sant sie auf ein Achte! ihres Wertes. Am Anfang des Sommers befam man für eine ungarische Serone fünf, zu Beginn dieses Jahres zwei österreichische Seronen, am 16. Feber nur noch 64 Heller. Auf dem wichtigsten Markte der ungarischen Krone, in Wien , wurde sie unter der österreichischen gewertet und die Wirkungen dieser Wertung konnte selbst der günstige Beschluß der Reparationskommission mur in geringem Maße wettmachen.
minister Sucharsti wird beschuldigt, während seiner Amtsdauer den Staatsschap um den Be trag von über zwei Millionen Gold. Polens Beispiel lehrt, daß die Naturschäße franten geschädigt zu haben. Der An- eines Landes den Währungszusammenbruch trag Moraczewštis wurde zwar abgelehnt, doch nicht zu verhindern vermögen. Durch Ungarne suchungsausschusses in dieser Angelegenheit angewiß war auch in Ungarn , wie in allen valuta. wurde ein anderer Antrag auf Wahl eines Unter- Schicksal wird diese Lehre nur noch erhärtet. Genommen. Die Kommission, die bereits heute die schwachen Ländern, die Inflation die unmittel erste Sibung abgehalten hat, wird Montag die bare Ursache der Entwertung der Währung. diesbezüglichen Ätten des Finanzministeriums Aber Inflation ist immer nur ein Symptom studieren. tiefer liegender Stranfheitserreger. In Ungarn griff die Regierung zur Dedung des in erster Reihe durch die erwachende" Bürokratie ver ursachten Defizits zur Banknotenpresse, da sie vor der ausgiebigen Besteuerung der herrschenden Agrarier zurückschredte.
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Seit 34 Monaten regiert Stefan Bethlen in Ungarn und in der jüngsten Zeit macht das Defizit einer Woche mehr aus, als sämtliche Staatsausgaben im ersten Jahre seiner Regierung. Und das Defizit schwillt in Ungarn in riesenhaftem Maßstabe an, obwohl dort die meisten Faktoren des österreichischen Defizits fehlen. Die ungarische Konterrevolution trieb teine soziale Lebensmittelpolitik wie die österreichische Republik, in Ungarn drückten den Staatshaushalt überhaupt keine
Ganz im Geiste dieses engherzigen Unternehmertums war eine Nede gehalten, die Dr. Hodač, der Generalsekretär des Zentralverbandes der tschechoslowakischen Industriellen, vor einigen Tagen in einer Versammlung dieses Verbandes gehalten hat. Er wies auf den im CONTENZOCANDONORCORRECT allgemeinen schlechten Stand der Lage der Industrie hin, erwähnte die Schwierigkeiten der beitslosenfürsorge und der Volkserziehung| herauskommen! Keinesfalls wollen die InduAusfuhrverhältnisse und die schlechten Bedin- gehen würden, verlangt er auch eine Erstriellen der Fürsorge der Arbeiter ein weigungen, unter denen die Industrie zu leiden mäßigung der sozialpolitischen teres Opfer bringen. Dr. Hodač meint wohl, habe, wobei er als einziges Mittel zur Sin- Auslagen der Industrie. Mit schein- fte fönnten es nicht, aber dieses Lied hat wegräumung dieser Schwierigkeiten die Herab- heiligem Augenverdrehen beteuerte der Für- man noch bei jeder sozialpolitischen Maßnahme setzung der Produktionskosten anführte. In sprech der Industrieherren, daß diese im Prin- gehört. Einſt ſetzten sie sogar der Einführung der Aktion für die Senfung der Produktions - zip wohl durchaus nicht dagegen seien, die Ar- der primitivsten Schußvorrichtungen in ihren fosten müsse fortgeschritten werden. Was ver- beiter im Alter vor Not zu schützen, aber Betrieben den bösartigsten Widerstand mit der steht der Herr Gencalsekretär darunter und wie aber... die heutigen Produktionsverhältnisse Motivierung entgegen, die Industrie müßte stellt er sich dies vor? Zuerst verlangt er die seien mit Rüdsicht auf den heimischen Stand durch die dadurch notwendigen Auslagen zu " radikale Herabseßung der Aus der Dinge und mit Rücksicht auf die äußere Grunde gehen. Die plumpe Ausrede auf die gabeposten im Staatsbudget". In Situation derartige, daß es ganz unmöglich Konkurrenzunfähigkeit der Industrie vermag der Steuerpolitit des Staates und in der wäre, die Erzeugung durch neue Lasten zu er- die wahre Absicht der Industricherren, die sozialen Lasten". Der Abg. Emmerich Drehr, ein Repräsentant des ungarischen FinanzkapiSteuerzuschlagspraxis der Gemeinden müsse schweren. Mit anderen Worten: es bedrückt Verbesserung der Sozialversicherung zu betals, fonnte mit edlem Stolz behaupten: um eine Aenderung eintreten. Eine Aenderung das gute Herz der Unternehmer, wenn sie kämpfen, nicht zu verschleiern. Glück sind wir noch nicht so weit ge natürlich, nur zugunsten der Großunternehmer! sehen. daß der alt- oder invalid gewordene Es ist nicht ohne Nußen für die Arbeiter tommen, daß wir genötigt wären, Als ob nicht heute schon die Großindustrie Arbeiter, nachdem er sich sein Lebenlang für schaft, daß Herr Dr. Hodač über die Absichten Einrichtungen zur Hilfe der Ar gegenüber den kleinen Unternehmern bei der die kapitalistische Gesellschaft geschunden und der Industriellen so offen aussprach. Sie weiß, beitslosen zu schaffen." Ein anderer Besteuerung im Vorteile wäre! Doch man seine Knochen um elenden Lohn zu Marfte wohin der Kurs geht. Verbilligung der Pro- Bankdirektor, Anton Eber, stellt fest, der große weiß, wie sich Dr. Hodač diese Aenderung im getragen hat, dem nadten Hunger preisgegeben duktionskosten, Konkurrenzfähigkeit der In- Vorzug der ungarischen Industrie sei der, daß Steuersystem vorstellt: die Kapitalisten sollen ist, aber eine Last zur Beseitigung dieser Kul- dustrie! Hinter diesen Schlagworten verbirgt sie teine sozialen Lasten zu tragen hat. Soziale Lasten hat die ungarische Volkswirtschaft nicht, der Pflicht der Steuer und Zuschlagsleistungen turschande zu übernehmen, nein, so weit er sich das Streben nach weiteren Lohnkürzungen aber sie hat andere Lasten. Sie muß eine von womöglich gänzlich enthoben, dafür alle Lasten strecken sich die Herzensregungen der gefühl- und nach Verlängerung der Arbeitszeit! Wer„ erwachenden" Parasiten überwucherte Bürofür den Staat, die Länder und die Gemeinden vollen Unternehmer nicht! Man erkennt dar- wird sich den Kopf zerbrechen, um durch Ber- tratie erhalten, die z. B. die ungarischen Staatsden breiten Massen aufgebürdet werden! Noch aus, wie die Industriellen über die in Verbesserung der Arbeitsmethoden, gute Qualität bahnen an den Rand des Abgrunds gebracht hat. mehr indirekte Steuern, noch mehr die Steuer handlung stehende Sozialversicherung denken, der erzeugten Waren und durch Einführung Die infolge der Gehaltsregulierungen und schraube den Kleinen angefeßt! Der Großbour- welches Los sie ihr zu bereiten wünschen, und besserer Produktionsmittel die Wirkung zu er- anderer Ursachen erwachsenden Ausgaben können geoisie genügt es, in edler Selbstbescheidenheit, man kann daran ermessen, wie sich die bür- zielen, die von der weiteren Verelendung der durch den ungarischen Scheinparlamentarismus den Staat zu beherrschen, doch für ihn zu gerlich- kopitalistischen Parteien zur Gefeßwer- Arbeiterschaft vergeblich erhofft wird! Es ist gar nicht verhindert werden, da sie erst nachträgforgen, seine Verwaltungs- und Haushaltungs- dung der Vorlage verhalten werden. Sollte leichter, Herabsetzung der Steuern, Berhinde- lich. zur Kenntnis der sogenannten Nationalver sammlung gebracht werden. In dieser Lage fosten zu decken, was wollen sie gnädigst den es, so meinte Dr. Hodač, wider Erwarten rung der Sozialpolitik und Kürzung der Löhne trachtete die ungarische Regierung nicht danach, dennoch zur Einführung neuer Versicherungs- als Programm aufzustellen. Die Rede des das Defizit herabzusetzen, die Deckung dafür zu Industriellenvertreters ist eine Warnung und verschaffen, sondern war nur darauf bedacht, die Mahnung für die Arbeiterschaft! Sie kennt wirtung des Defizits auf die Valutenkurse zu nun, was ihre guten Brotgeber wollen und sie vertuschen. Im Lande der Potemkinschen Dörfer wird gut daran tun, auf der Wacht zu stehen! schuf man mit fünstlichen Mitteln einen Valutenturs. In Potemkinschen
andern überlassen.
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Der Herr Generalsekretär zählte aber auch zweige fommen, so wäre es nötig, die Bei noch andere Herzenswünsche der Industriemag- tragsleistungen bei den anderen naten auf. Neben den Abstrichen im Budget, Versicherungszweigen 3 u er die, wie man sich vorstellen fann, im Wesent- mäßigen, die jetzt schon bestehen, Prächtig, lichen auf Kosten der Volksgesundheit, der Ar- nicht wahr! Das würde natürlich auf eins