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4. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der der tschechoslowakischen Republit.
Strafen wir die Antläger!
Freitag, 14. März 1924.
Kehraus im Reichstage.
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Nr. 63.
Der Ackerbau der Zukunft.
Die Rolle der Maschine in der Land. wirtschaft.
" War so etwas in Oesterreich möglich?" Sg frug vor einigen Tagen der sonst extrem nationalistische 28. Rijen", und Der Reichstag mit Zustimmung des Reichspräsidenten aufgelöst. Von erfolgreichen Männern soll man lernen. das Blatt hatte dabei die lange Reihe der Neuwahlen voraussichtlich im Mai. Zu der Kategorie von solchen Männern gehört der tschechoslowakischen: Korruptionsaffären im amerikanische Automobilfabrikant Henry Ford, Berlin , 13. März. Auge. Und das Blatt mußte mit Bitterkeit wochenlangem Zögern hat sich die Reichsregie Wahltermin ist, noch nicht, festgesetzt; nach der Ver- Titel„ Mein Leben und Werk", hat er ein inter( Gigenbericht.) Nach Freifahrten. bis zu den Neuwahlen. Der angeblich der reichste Mann der Welt. Unter dent feststellen, daß man diesen Stoßseufzer in die vung jezt endlich zu einem flaxen Entschluß auf- fassung bestimmt, ihn der Reichspräsident. Es essantes Buch als Beitrag zur praktischen Lösung jen Tagen von tschechischen Leuten über- gerafft und in der heutigen Sigung des Reichs kommt aber nur der 4. oder 11. Mai in Betracht. der sozialen Frage" erscheinen lassen. Er hat sich all zu hören bekomme: in den Eisenbahnwagen, tages feine Auflösung mit Genehmi Man spricht davon, daß die preußischen Gemeinde- Innerhalb furzer Zeit vom einfachen Ingenieur in der Straßenbahn, in den Kaffeehäusern, in gung des Reichspräsidenten verfündet. wahlen, die auf den 4. Mai festgefest waren, mit at einem der einflußreichsten Männer der Ver den Geschäftsladen, turz überall, wo Menschen Die letzte Sigung des Reichstages brachte noch Rücksicht auf die Reichstagswahlen verschoben einigten Staaten Nordameritas emporgeschtvun zusammenkommen, welche über die Tagesereig- einen Vorstoß des Deutschnationalen Doktor werden sollen. Während der Osterwoche ist nach gen. Das Geheimnis feines beispiellosen Erfolges nisse sprechen. Die Atmosphäre sei mit Brenn- Selfferich gegen die Schachtsche Gold- einem Beschluß des. Reichstages der Wahlkampf liegt darin, daß er ein mustergültig durchdachtes stoffen durchsetzt, doch die Politiker gingen wie bemokratischen Gegner nicht verzeihen, daß er mit Abgeordneter Fehrenbach unter dem Beifalle des rung der Arbeitstechnit fortwährend so ſtoffen durchſekt, doch die Politiker gingen wie reditbank. Helfferich kann es offenbar feinem unterbunden. Am Schluſſe der Sisung dankte Fabrikat sein Auto- durch Verbessefleine Kinder blind herum und spielen mit feltener Energie und Umsicht die Stabilisierung ganzen Saufes dem Reichstagspröfidenten Ge- verbilligte, daß es in Amerika schon Gemeingut fleine Kinder blind herum und spielen mit Ründhölzchen, als wäre nirgends die geringste ber Mart durchgesetzt und auch die Ansprüche der nossen Boebe. für seine umsichtige und unpar- geworden ist. Ford will es so weit bringen, daß Gefahr. Im Volke häuse sich Unzufriedenheit Rentenbank auf Kontrolle und Leitung des deut teische Geschäftsführung. und alles Vertrauen in die Reinheit des poli- fchen Finanzwesens in die gebührenden Schranken jedermann sein eigenes fleines Auto zu Verkehrs tischen Lebens wie auch in die Moral des öf- aurüdgewesen und die Autorität der Reichsbank sprache, in der er die Arbeit des verflossenen Millionen vertreten. In elf Jahren senfte er der Loebe schloß die Sigung mit einer An- weden bosißt. Schon jetzt sind seine Wagen zu fentlichen Lebens wäre dahin. Prag und die gegenüber den Vorstößen bestimmter Reichstages würdigte, und endigte mit einem Verlaufspreis von 956 Dollar auf 355. Dabei politischen Führer fennen, wie alles zeige, nicht Bersonen gesichert hat. Helfferich fand aber Soch auf das deutsche Volk und die deutsche Re erhöht er ständig die Löhne seiner Arbeiter, vergenügend die Mentalität des Volkes und keine Unterstützung bei den übrigen Parteien. publik, in das das ganze Haus, bezeichnender langt aber von ihnen die vollste Hingabe. Int äußerst wenig scheren sie sich darum, was man Weise mit Einschluß veier deutschnationaler Abfeinen Fabriken ist jeder Handgriff genau ausge zu alledem draußen im Lande sage. Die Frage: geordneter, einstimmte. dacht, ja jeder überflüssige Schritt der Arbeiter ver " War so etwas in Desterreich möglich?" sei mieden, um auch die geringste Verschwendung von beschämend und bitter, aber die Antwort darEnergie und damit Geld zu verhindern. auf müsse doch lauten: Nein!
Für diejenigen, die im alten Desterreich nicht mit Unrecht den Hort vieler Uebel sahen,
Die Steuergesetze im Senat. Verwahrung gegen ein Ermächtigungsgeseh. Paris , 13. März. Heute begann im Sen und die den Bruch mit ihm äußerlich und die entscheidende Finanzdebatte, bereit Söhepunit innerlich zu vollziehen suchten, indem sie sich für morgen zu erwarten ist. Bekanntlich enthält zu„ entösterreichern" gelobten, sind dies schmerz der Bericht der Finanzkommission des Senates hafte Eingeständnisse. Und sie stehen nicht einige Bunkte, die wesentlich von der Auffassung allein. Es fehlt nicht auch an anderen ernsten der Regierung abweichen und um die fich der Stimmen, die ähnlich sich vernehmen lassen. Rampf entspinnen dürfte. Diese Unstimmigkeiten Was aber gedenkt die Regierung zu tun, um betreffen hauptsächlich 1. die Finanspolitik im dem Bestehlen, Begaunern, Betrügen, Plün- Allgemeinen, 2. das sogenannte Ermächtigungsdern und Beschwindeln der Republik durch die gefeß und 3. das Zündholzmonopol, gegen deffen unersättliche Bourgeoisie ein Ende zu seßen? Aufhebung sich die Kommission sträubt. Spiritus, Benzin, Valuta, Kohle, Petroleum, alles, alles womit sich Handel treiben läßt, dient dieser Bourgeoisie als Mittel der Spefulation, der Korruption und des Raubes. Die Bevölkerung ist beunruhigt, empört und miß trauisch, sie sieht nachgerade in jedem, der sich politisch betätigt, einen Menschen, der sich zu bereichern sucht, und wittert in jedem Funftionär Neigung zur Bestechlichkeit. Was muß also dagegen nach dem Willen der Regierung geschehen? Wie soll das Ungeziefer ausgerottet, das erschütterte Vertrauen der Bevölkerung gestärkt werden?
der Schaß- und Verteidigungsbons durch HandNachdem der Gefeßesantrag über das Regime aufheben angenommen worden war, legte Beranger seinen Bericht über die neuen Steuerprojekte vor. Er betonte, daß die Kommission vom politischen Gesichtspunkte der Regierung nicht die Waffen, um die sie ersucht hat, verweigern wolle. Indessen ist die Kommission bei Prüfung des ersten Artikel des Ermächtigungsgeseeped zu dem Schlusse gelangt, daß die Bollnachten der Regierung nur im Namen der Geseze und
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der Verfassungsmäßigteit erteilt wer Tut der Arbeiter seine Pflicht, fühlt er sich den fönnen. Gemäß der Verfassung stehe die ge- als verantwortliches Glied eines lebendigen Orga jeggeberische Gewalt den beiden Rammern zu und nismus, so bleiben ihm nach Fords Angaben dafür bas Ersuchen der Regierung, die Macht aus alle wirtschaftlichen Sorgen fern, er ist auch für den änden zu geben( im Wege eines Er das kommende After gesichert. Fords wiſſenſchaft mächtigungsgesetzes. Die Red.), kann nicht ge- licher Leitgedanke ist, die Maschinentechnik zum rechtfertigt werden!( bei diesen Worten Nußen der Allgemeinheit möglichst zu macht Poincare eine abwehrende Handbewegung). vervollkommnen. Er sagt, daß der bisherige FortBeranger wiederholt hierauf seine Kritik des 20 schritt var groß, aber im Vergleich zu dem, was prozentigen Steuerzufchlages und erklärt, das noch zu leisten sei, noch immer klein ist. Vedenke Programm Frankreichs solle sein, im Einber man, meint Ford, daß nur zum Umpflügen nehmen mit den Alliierten von Deutsch des Bodens mehr Kvaft verbraucht wird, wie lend Zahlungen zu erhalten. Die Ruhrbefeßung in allen industriellen Unternehmungen des Lanbürde den französischen Steuerpflichtigen sechs des, so bekommt man eine Ahnung, welche Mög Milliarden neue Steuern auf. lichkeiten noch vor uns liegen. vast
Sievanj tritt Voincare auf die Rednertribüne Kennzeichnend ist, was Ford über die und erklärt, daß er gleich jetzt die Auffassung der verschwendung in der Landwirt. Regierung vorbringen wolle. Er sche vorderhand fchaft schreibt: De: Banbanann macht sich sein vom ersten Artikel ab und er wolle suerst die Tagtvert u sver. Er glaubt, daß der Durch Gründe beleuchten, welche die Regierung bewogen schnittsfarmer nur fünf Progen seiner Energie Haben, das gesamte Projekt vorzulegen. Poincere schilder: dann, die im Auslande entfachte Offensive gegen den französischen Frant, welche ein Druck war, um Frankreich zu veranlassen, das Ruhrgebiet zu verleffen.
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auf wirklich nutbringende Arbeit beendet. Eave abril, die nach Art einer Durchschnitts farm eats gerichtet würde, wäre von Menschen überfüllt. Die schlechteste abrit ist launt je schlechtein gerichtet wie eine mittlere Bauerm
DUONETOUCANTHOMSONETOUCon Stoalitionsparteien, welche zu der Ankündigung| nicht um irgendwelchen Haustratsch, sondern das Wort„ Klasseriustis" gehört? Er glaubt des neu zu schaffenden Geseyes durch den um Fälle mit politischem Einwohl noch wie an den Storch, so auch Saran Die Regierung hat geantwortet: durch Ministerpräsidenten führte, einen hervorragen- ich lag! etwas anderes sehen, als ein daß jeder Stichter immer und überall unein Gese! Das wäre an sich sehr löblich; den Plaß einnehmen. Diese von der Betta" Attentat auf die Freiheit der abhängig, unbeeinflußt von Stimmungen, Geaber gegen wen soll dieses Gesetz gerichtet offenfundig bestellte Interpellation frug nichi. Presse und den Sch u 3, ben sich Schul- finnungen und Einflüssen von oben" seit jehez sein? Nicht die Diebe, die Betrüger, die Wuche was denn also zur Verhinderung der Skandale dige, Angeschuldigte und Mit- als das reine infarnierte Recht seines Amtes rer, die Korruptionisten sollen dadurch getrof geschehen werde, sondern, ob oie Regie- ichuldige an den Storruptions- gewaltet habe! Gerade er als Tscheche müßte fen werden, denn zum Stampfe gegen diese hält rung den Geschworenengerichten affären selbst schaffen wollen? boch zumindest etwas von der Unbeeinflußbardie Regierung die bestehenden Geseze für aus- die Zuständigkeit der Gerichts- In den Parteien der Koalition figen trop aller feit und Unabhängigkeit der Richter im alten reichend und nach dieser Richtung gedenft barfeit über Privatehrenbeleibi- monatedauernden Skandale die Prašefs, Tuč Desterreich gehört haben! Glaubt der naive sie sich nicht zu becilen. Der Ministerpräsident gungen, begangen durch die nhs und sonstige, der Korruption lleberführte Herr Švehla, daß nur bei den Richtern etwa hat das wahre Mittel gefunden, um zu ver- Presse, zu entziehen gedente? Und in aller Ruhe und Beschaulichkeit. In der Be- in Persien die Unabhängigkeit durch Verhindern, daß immer wieder Skandalaffären die der Ministerpräsident sprang jugendlich- behende völkerung sagt man sich: wer mag wissen, wie seßungen, Präterierungen und sonstige Behelſe Bevölkerung beunruhigen, ohne daß dabei die auf, um rasch zu antworten, die Regierung seye viel andere es sind, die dort noch Aehnliches einer umsichtigen Justizpflege jehr erheblich geKorruptionisten irgendwie belästigt werden. ihren Eifer daran, dies zu tun, denn mit den taten, deren Zat aber noch nichtan den Tag mildert werden fann? Herr Svehla ärgert sich Der Tausensassa Svchla trifft auch dies! Steine ewigen Storruptionsgeschichten sei es nicht zum gekommen ist?! Und der Unmut richtet sich auch über den Handel mit Moral", den Zauberei ist dabei, es geht alles mit natür Aushalten! Durch diese Affären werde das gegen die Koalitionsparteien, die bisher noch angeblich die Bekämpfer der Korruption belichen Dingen zu. Man sperrt einfach Ansehen des Staates untergraben, daher müß- stets über ihre überführten Mitglieder schüßend treiben. Aber wer hindert denn die Koalitionsdie Anfläger ein und alles ist geten die Gerichte wirksamer arbeiten, um die den Arm hielten, auf daß ihnen kein Haaar parteien bei diesem Handel als Konkurrent rettet! Dann gibt es keine Skandalaffären Staatsschädiger einzusperren, und da die Ge- gekrümmt werde. Und diese so im An- aufzutreten? Er möge sich doch nicht wundern, mehr, denn niemand wird mehr da sein, der schworenen sich bei diesem Geschäft nicht genug sehen stehenden Parteien und Per- daß trop der Wirtschaftskrise gerade dieser sie breittreten würde, und mit ihnen wie verläßlich erweisen, so sollen Berufsrichter da- sonen wollen das neue Gesetz be- Handel" blüht und vielen Zulauf findet? Er. sich der Ministerprändert ausdrückt- einen mit betraut werden. Herrn Švehla sagte das ich ließen, wollen die Freiheit der der selber reine Hände hat, müßte es doch ver" Handel mit Moral" treiben könnte. zwar nicht dem Wortlaute, aber dem öffentlichen Kritik beschneiden! stehen, daß die Nachfrage nach dem Artikel Das Mittel ist probat, schneidig und geht aufs Sinne nach). Er drückte dies in Worten so Von allen Belastungsproben des sittlichen Emp- Moral in der Bevölkerung eine um so regere Ganze los. Siten erst einmal alle, welche die aus: es geschähe, daß die Geschworenen sich findens ist dies die stärkste und gewagteste! ist, als er im öffentlichen und politischen Leben edlen Korruptionisten scheel anzusehen wagen, oft bei dem durch das Redaktionsgeheimnis Der Angeklagte verwandelt den Ankläger in immer spärlicher und seltener wird. hinter eisernen Gittern, dann wird jene Ruhe verhüllten Stand der Dinge nicht auskennen den Schuldigen, um ihn recht sicher hinter Die Koalition will mit ihrer neuesten eintreten, welche der Staat sekt so oft ver- und mehr oder minder aus persönlichen Mo- Schloß und Niegel zu bringen! Höher geht es Parole: Sperren wir die Anfläger mißte, - wobei man gut tut, so oft Serr tiven" urteilen. Herr Švehla und die Koali- wirklich nicht mehr! ein!" allem bisher Dagewesenen die Krone Švehla vom„ Staat" spricht, dafür das tionsparteien haben mehr Zutrauen zu den Der Ministerpräsident behauptet, die Ge- auffeßen. Sie hat gewiß die Macht dazu. Und Wort„ Koalition" zu setzen. Die Ankläger Verufsrichtern, das kann man nachempfinden. schworenengerichte seien nicht fähig, unbeein- auch die Schamlosigkeit. Aber dessen kann sie einsperren, das ist das Notwendigste, was wir Aber die andere Bevölkerung? Glaubt der flußte Verdikte zu fällen. Wem will er denn gewiß sein: leicht soll ihr dieser Versuch, die brauchen, um von dem Geschwür der Korrup- Ministerpräsident. diese Bevölkerung werde in einreden, daß Berufsrichter st e t s unbeeinflußt, Ankläger der Korruption zum Schweigen zu tion zu gefunden. der beabsichtigten Ausschaltung der Schwur- ohne Ansehen der Partei, des Standes und bringen, nicht gemacht werden! Auch die AnIn der Kultur Sittengeschichte ses gerichte bei Ehrenbeleidigungsdelikten der der Person geurteilt haben? Er hat in seiner flagen gegen die Korruption werden von der Landes wird schon die Interpellation der Presse- und es handelt sich doch bei solchen jungfräulichen Unbefangenheit wohl noch nie Tagesordnung damit nicht verſchwinden!