6. Mai 1924.
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Des Majaryt, der als Wissen schaftler den leidenschaftlichsten Kampf gegen die Kirche der unwahrheit, Lüge und Unsittlichkeit" führte, der die Theologie als eine für die Kirche um mildernde Umstände plädierende Advokatie" ent Iarble?! Bor Avanzig Jahren prägte Masaryk das Wort:„ Die Kirchen dienen der alten absolutistischen Gesellschaftsordnung." Uns will bedünken, daß sie auch in der Republik diesen ihren Dienst gar wohl zu ver sehen wissen, und darum erfreuen sie sich auch hier eines besonderen Schutes.„ Selbst der letzte Journalist" sagt Masaryk hat mehr Sinn für unsere täglichen Bedürfnisse und sittlichen Bestrebungen unserer Zeit als diese ängstlichen irchenbeamten". Ja, da stehen die Beamten der tschechoslowakischen 8eninr ganz anders da! Die fennen die täglichen Bedürfnisse der Bevölkerung nach jenen Sirtenbriefen, über
die Majarht schon vor Jahren sein Urteil gespro
chen hat.
Ueber die Konfiskafion mjeres Bildes wird noch an anderem Drte zu reden sein. Vorläufig bat der Zensor bewiesen, daß die reaktionären Wünsche und Bitten der Pfaffen bei den Machthabern der Tschechoslowakei williges und mädiges Gehör finden.
Eine auf Grund der Laiserlichen Verordnung
bon 1854 untersagte Inschrift. Der Zensor von Brag hat anderwärts seine würdigen Kollegen. Der von Falken au versteht sein Geschäft, so wie man es hierzulande aufge. faßt haben will, womöglich noch beffer. In Faltenau sollte, wie wir in unserer leßten Nummer be richteten, dieser Tage das Denkmal für die Bintopfer von Riedis enthüllt werden. Auf dem Gedenkstein foll folgende, von unserem Genossen Josef 2nitpold verfaßte Insdrift angebracht werden:
Die Brunner nationalbemofratische
Zagung. Schwere Differenzen zwischen der Brager Führung und den Brünnern. Vor der Spaltung der
Partei?
Die Brünner nationaldemokratische Tagung hat den erwarteten Zusammenstoß zwischen der Brager Leitung der Nationaldemokraten und der Brünner Gruppe gebracht. Gleich bei Eröffnung der Tagung fam es wegen einer Resolution über die Außenpolitik zu einent Zusammenstoß. In der Refolution heißt es: Eine richtige Außenpolitik ist die Existenzbedingung unserer Republik . Wenn die Sicher stellung unserer politischen Selbständigkeit die Sauptaufgabe dieser Außenpolitik ist, so ist die Arbeit für den Frieden und für die gegenseitige Solidarität zwischen den Staaten und Nationen die einzig richtige Methode für die Lösung dieser Aufgabe. Die militärische und die diplontatifche Sicherung des Staates widerspricht nicht dieser Methode, wie dies Dr. Benes wiederholt im Völlerbund bewies. Wir sind glücklich, daß die Lenker unserer Außenpolitik so denken und so arbeiten, wir bringen ihnen Vertrauen entgegen und wünschen, doß sie von unserer Partei unter stützt werden, damit ihre Autorität im Ausland and im Innern des Staates gestärkt werde.
sialistischen Parteien vor sich gchen." Daß im tschechischen Staate national demokratisch regiert wird, ist allerdings neue Weisheit, aber immerhin ist das Eingeständ vis der Nationaldemokraten wertvoll!
feine
Welche Folgen der Berlauf der Tagung nach fich ziehen wird, ist zur Stunde noch nicht Wer verhindert sic? feststellbar, jedenfalls weiß man, daß die Oppo fifion sich an den Prager Zentralausschuß der leit vergeblich auf die angekündigte Neuzusammen Schon seit Monaten wartet die OeffentlichRationaldemokraten wenden und ihm mitteilen feßung der Bezirksverwaltungsfommissionen in wird, daß die Opposition die Brünner Tagung Böhmen . In der Sitzung des Landesverwaltungsals nicht zu Recht abgehalten ansieht. Daß der ausschusses in Böhmen vom 30. April 1924 ist die Konflitt ein sehr ernster ist, beweist it. a. der Frage, wer an dieser Verzögerung Schuld trägt, gestrige Leitartikel der„ Narodni Demokracie", durch eine Erklärung sämtlicher soziin den den Brünern heftige Vorwürfe gemacht alistischer Parteien des Landeswerden. Die dem linken Flügel der Nationaldemo- verwaltungsausschusses, die wir im fraten nahestehende Tribuna" resumiert fogar, Wortlaute folgen lassen, geflärt worden. Sie daß die latente Krise in der lautet: nationaldemokratischen Partei zwischen dem Flügel Dr. Stransy- Dr. Englis und der radikalen Gruppe Dr. Seramař- Sie ihren Höhe punkt erreicht hat. Wie sich die Sache verhält, ist wenig Aussicht vorhanden, die Zersplitterung der Partei aufzuhalten. Die ideellen( nicht per fönlichen) Differenzen sind viel zu groß, als daß sie überbrückt werden könnten. Es ist doch in der Deffentlichkeit bekannt, wie oftmal in nationaldemokratischen Kreisen der Ruf nach Ausschließ des Dr. Stvanffy und seiner Genossen laut wurde.
die Außenpolitik Dr. Kramars, zu der seine AnDies ist eine Rundgebung der Brünner gegen hänger natürlicher Weise ihre Zustimmung nicht gaben. In einer anderen, die Innenpolitik in Dable bei Brag der tschechisch sozialdemokra Senator Babatil gestorben. Am Sonntag ist betreffenden Resolution wurde der Wunsch ausge- tische Senator Adalbert Zavadil im Mter bon sprochen, daß die nationaldemokratische Partei in 60 Jahren gestorben. Bavadil, der sich schon der Regierung durch ihre tatsächlichen politischen als Maurerlehrling in der tschechischen Sozial Repräsentanten vertreten werde, was eine laum demokratie betätigte, hat sich besonderes Ververhüllte Rundgebung gegen die jetzigen national- dienst um die Entwicklung der gewerkschaftlichen demokratischen Minister, insbesondere gegen und politischen Organisationen in seinem HauptBeeta, fein sollte. Außerdem wird in der Reso- wirkungsgebiet, in Zizfob erworben. Er gehörte Intion gegen die Gefeßwerdung der Pressevorlage über die Ehrenbeleiden ältesten Kämpfern der tschechischen SozialSemokratie underfreute sich dank seiner persöndigungen scharfer Einspruch erhoben. lichen Eigenschaften bei allen Parteien im Senate, Da sich Dr. Kramař im Parlament für das Presse- in dem er den Prager Wahlkreis vertrat, großer gefch geschlagen hat, muß auch diese Kundgebung als gegen Dr. Kramar gerichtet aufgefaßt werden. Wertschäßung.
Die Opposition, die unter Führung Dr. Boředya stand, lehnte diese Nesolutionen ab, und wandte sich auch in einer Erklärung dagegen. Sie konnte aber mir 83 Stimmen auf sich vereinigen, während über 106 Stimmen für die Nesolusonen, also für die Politik der Brunner Gruppe und gegen Dr. Kramar, aus
maitag war es, und dennoch Nebeltag mensch lichen Rechtes, Als uns im Kampf um das Brot Schergenber- sprachen. blendung erschoß. Bandrer durch hellere Tage, gedenke der Opfer der Borzeit, Wirke, daß Freiheit und Recht cavia die Entel beglidt."
Ausland.
Das Kriminal Boien.
Im Hinblick auf die Erklärungen des Referenten des dritten Departements, des Beisitzers Crha, einigten sich die Vertreter der sozialistischen Barteien im Landesverwaltungsausscht einstim mig auf folgende Erklärung:
In erster Linie verwahren sie sich mit allem Nachdruck gegen die Aussprüche des Kollegen Crha, als ob der Beschluß des Landesverwaltungsaus schusses über die Notwendigkeit der Verlegung der Entscheidung über die Ernennung der Bezirksver waltungstommiffionen eine böswillige Sabotage
wäre.
Das Ministerium des Innern hat unter Anwesenheit der foalierten Parteien einige Wochen hindurch mit den Vertretern dieser Parteien über die Ernennung der Mitglieder der Bezirksverwal tungskommissionen in Böhmen verhandelt. Da diese Verhandlungen zu leinem Ergebnis führten, wurden sie abgebrochen. Hierauf sandte die politifdje Landesverwaltung anfangs März d. 3. dem Landesverwaltungsaussdaß einen Antrag auf Ernennung der Mitglieder der Bezirksverwal tungsfommissionen in 159 Bezirken und forderte daß der Landesverwaltungsausschuß bis zum 20. März d. J. dieses umfangreiche Elaborat durchar beite und genehmige. In der Sitzung des Landesverwaltungsausschusses vom 19. März verlangte der Referent des dritten Departements die Annahme des Antrages der politischen Landesverwaltung. Nach einer ausführlichen Debatte wurde von der Mehrheit beschlossen, die politische Landesverwvaltung möge, foll der Landesverwaltungsausschnit nach dem Gefehe den Antrag auf Ernennung der Mitglieder der Bezirksverwaltungskommissionen beraten und genehmigen, die Statistik über die Ergebnisse der Gemeindewahlen als amtliche und für die Beratung und Genehmigung unbedingt notwendige Grundlage einsenden. Dieser Beschlach wurde der politischen Landesverwaltung am 21. März zugestellt, diese hat jedoch erst am 30. April( d. h. am heutigen Tage) in einer bisher gewöhnlichen Weise zu Handen des Referenten des dritten Departaments folgendes Schreiben zugeschift:
Die französische Zeitschrift Eve Nouvelle" veröffentlicht am Freitag einen von führenden Persönlichkeiten des politischen und geistigen Le Bei der Wahl des 24gliedrigen Landesaus bens Frankreichs , darunter Leon Blum, Paul schusses wurde Abgeordneter Dr. Englis wieder Boncourt , Heriot, Romain Rolland 1. a. untergewählt. Vor Durchführung der Wahl brachte zeichneten Protest gegen die Ausschreihungen des Dr. Svofil für die Minderheit einen Protest weißen Terrors in Polen . In den Gefängnissen gegen die beschlossenen Resolutionen vor, enflärte, Poleus", heißt es darin, schmachten heute nicht Diese Inschrift nun, gerichtet gegen die gültig anerlenne und gegenüber seinem ganzen die wegen der Teilnahme an Streits verurteilt daß die Mauderheit den Kongreß nicht für recht weniger als 3000 politische Gefangene, Arbeiter, Echergen der altösterreichischen Regierung Ergebnis begründete Einwendungen erheben werde. wurden- ukrainische Bauern und Weißrussen , die der Arbeitermord von Ziediß spielte sich im Einige Delegierte, die gegen die Resolutionen ge- für ihre Stammesbrüder die nationale Unab Jabre 1894 ab hat die politische Bezirksver stimmt hatten, erklärten, daß sie mit der Stund hängigkeit zu fordern gevagt haben, Intellek waltung Falkenau an der Eger untersagt und gebung Dr. Svofils nicht einverstanden seien, sotuelle, deren einziges Verbrechen darin besteht, swar:„ auf Grund der Ministerialberordnung vom selbst der Führer der Opposition Dr. Borey, Aufklärung in die Masse getragen zu haben. De 19. 1. 1853, 31. 10 RGBi., und des§ 7 der der auch an Stelle des erfrankten Dr. Englis schimpft, nißhandelt, in ungeheizten, vor Schmutz faiserlichen Verordnung, vom 20. März den Vorsitz des Parteitages übernahm. Bon 165 starrenden Zellen mit gemeinen Verbrechern zu1854, RGB. Nr. 96, als der öffentlichen Ruhe anwesenden Delegierten wählten 135 die von Dr. Sammengepfercht, ungenügend ernährt, sind diefe und Ordnung widersprechend". Das Denfmallomi Englis vorgeschlagene Kandidatenliste. tee hat gegen dieses Erkenntnis, das in seiner Gefangenen einer Behandlung ausgesetzt, die be In seiner Schlußrede, die eigentlich die Haupt reits mehrere von ihnen den freiwilligen Wirkung einer Sympathiekundgebung für faiser rede des Stongresses war, führte Dr. Stransky Tod der unerträglichen Folter hat vorziehen faiſer- rede lich patentierte„ Schergenverblendung" gleich d. Igr., aus, daß die Arbeit der Nationaldemos lassen. In den Gefängnissen von ratau, kommt, die Berufung an die politische Landesver fraten in der Koalition nicht ohne Grfolg geblieben 2emberg und Lodz jind seit dem 13. März. waltung veranlaßt. Wir wollen annehmen, daß sei, denn die Koalitionspolitik hatim hunderte dieser Unglücklichen in den Hnndiese sich darauf besinnt, was sie dem Namen der ganzen mehr unser Programm als gerstreit eingetreten, um wenigstens die Republir schuldig ist. Die Fallenauer Bezirks as Programm irgend einer ande- Reinigung ihrer Zellen, die Erlaubnis zum beravaltung aber, in deren Lager Defterreich ist, ren Partei berüdsichtigt". Achuliches Baden, zum Schreiben und zum Empfang bon hat sich mit dieser f. f. ordnungsmäßigen Berfühörte man auch aus dem Munde Englis8, der Besuchen durchzusetzen. Im Namen der Mensch- tungsausschus bis zu dieser Zeit sich mit der Angung ein Denkmal gefeßt, vor dem man nur das sagte, daß die gesesgebenden Arbei- lichkeit protestieren wir auf das lebhaftefte gegen Saupt entblößen laun. Etwas anderes zu tun, en eher im Geiste des nationalde diesen Mißbrauch der Gewalt und verlangen, daß verbietet die Zensur. mofratischen Programms als im den elementaren Forderungen dieser unglücklichen Geiste des Programms der so- Gefangenen Rechnung getragen wird."
Bruberheri.
Von Thella Merwin.
Bor der Tür der Herberge zur Heimat dräng ten sich die Handverksburschen. Endlich wurde aufgetan. Ein untersetzter Wann mit vieredigem, furzgeschorenem Schädel erschien vor dem Eingang, und über die Köpfe der Wartenden hinsveg erscholl der Ruf:„ Reisedokumente vorbereiten!" Die schnußigen Hände griffen in die Taschen der abgetragenen Röde, start mitgenommene, flectige Papiere wurden hervorgeholt. Dann be gann der Einlaß.
sts mrr sicher?" fragte der andere angst
Der machts. Hast du gar nicht? Das foft Geld." Und er rieb den Daumen an dem Beige finger. Aber als er die paar Pfennige fah, die der andere hervorzusuchen begann, verzichtete er mit einer großartigen Geste.
( anderen hinaus, indem er ihm drohend zuraunte: Junge, wenn du was ausgefressent hast, dann voll. ists besser, du verdustest. Nur kein Aufsehen hier." Draußen schmeite es. Gleichmäßig und schwer fielen dichte Flocken auf die Erde." Es war zum Erbarmen falt. Der Ausgewiesene stand an der Ecke, den Rockfragen hochgeschlagen, das fleine Bündel am Rüden, und zitterte wie ein Hund im Frost. Da plöblich fühlte er eine Sand auf seiner Schulter. Ein Hochgewachsener, bolonder, fehr fräftig aussehender Mensch stand vor ihm.
,, Bist du der, den sie rausgeschmissen haben?" " Jawohl," bestätigte der Kleine, von einer Hoffining durchzuckt.
" Ich geh rin," sagie der andere ,,, bei mir ist alles all rigth. Was machst du?" überlegte langsomt. Der zuckte mit den Achseln. Der Blonde
Int Lichte des Hausflurs, den Zwider auf der Nase, prüfte der Vater mit einem Gehilfen die Papiers. War alles in Ordnung befunden, konnte der Betreffende passieren und verschwand mit einem Seufzer der Erleichterung im Asyl. wie' n Wegweiser. Dir frieren ja die Knochen weg. Sör mal, da kannst du ja nicht stehn bleiben Die Taxe für die Nacht betrug zwanzig Pfennig. Und außerdem, wenn dich ein Polyp erwischt Bei den meisten, geübten Walzgesellen ging alles Rammst du nirgendwo hin?" glatt. Schweigend zeigten jie die Legitimation, schweigend, mit einer Handbewegung, wurden sie Nein, er konnte nirgends hin. Er war erst eingelassen. Nur ein sehr magerer, brünetter mittags hier angekommen, ohne Geld und Aus Drechslergehilfe tam schlecht an. weis, und hatte sich bloß ein paar Groschen zu sammengebettelt.
Wo ist die Reiseerlaubnis?" Er stellte sich anfangs dumm, dann erklärte er, sie verloren zu haben. Der Herbergsvater gerict in Zorn:
Hier werden nur anständige Gesellen, die sich ausweisen können, eingelassen. Bumpen gesindel, das sich herumtreibt, gehört auf die Polizei. Mach, daß du fortkommst!"
Also dann bleibt nischt übrig. Wenn der Alte schlafen gegangen ist, so in zwei Stunden, klopfst du an das erste Fenster rechts vom Tor. Mach aber feinen Radau. Der Gehilfe wird dich reinlassen."
Der, der nich so rausbefördert hat?" „ Das macht jarnischt. Du bist noch' n Gegen diese Entscheidung gab es keinen rechter Grüner. Du legst dich neben mir hin, er Refurs. Als der Bursche noch etwas einwenden wird dirs schon zeigen. Aber in der Früh müssen wollte, packte ihn der Gehilfe am seragen und wir fix losgehn, bevor uns der Alte sicht, der hat schob ihn unter dem wiehernden Gelächter der' n gutes Gedächtnis."
fühlte der Blonde plötzlich, wie sich ein ganz erIn der Nacht, schon im Halbschlummer, starrter Körper an seinen heranschob. Alles war nach Wunsch gegangen.
Zu der Zuschrift des dortigen Amies vom 21. März 1924, 3. 88.485/ III, teilt die politische Landesverwaltung mit, daß es dem Landesverwaltungsausschuß möglich ist, während der Amtsstunden in die statistischen Daten über die Gemeindewahlen in der Abteilung V der politischen Sandesverwaltung beim Referenten, Rat der politischen Verwaltung J. Kamenicky, Dont 2. bis 10. Mai 1924 Einblid zu nehmen. Der Präsident: Rosina.
Die politische Landesverwaltung benötigte fast sechs Wochen dazu, bevor sie auf den Beschlußz des Landesverwaltungsausschusses vom 19. Mär; antwortete. Es konnte daher der Landesverwal
gelegenheit nicht beschäftigen. Er konnte sich mit ihr deshalb nicht beschäftigen, well, wie schon erwähnt, diese Angelegenheit bisher zwischen den politischen Parteien noch nicht ausgetragen wurde
die Rolle des Beschüters spielte. Sie teilten alles Brot, Geld, Tabak und Nachtlager, in jener groß herzigen Stameradschaftlichkeit, wie sie mur die Befitlosen dennen. Dann aber mußten sie sich eines Tages trennen. Anton, der Drechsler, be om in einem Städtchen Arbeit. Wilhelm, in dessen Brist eine unbekümmerte Vagantenseele lebte, Abschied: wanderte weiter. Vor der Stadt nahmen sie Bass auf, du bringst es zu was Ordent lichen," sagte Wilhelm nachdenklich. Na, mt is Bist du da?" flüsterte der Große. es genug, mein guter Junge, mat leb wohl." Er hatte ihn liebgewonnen, diesen Gefähr Ja. Ich bins. Bruderherz," hörte er eine ten, der er eines Abends, zitternd und obdachlos. halberstickte Stimme noben sich und eine Hand an der Straßenecke aufgeftaubt, und er wollte es griff nach seiner. Das will ich dir nic ver- furz machen. Jessen ." Ruhe im Schlafsaal," ertönte ein fetter Baß. Und nur noch das Schnarchen einzelner
Schläfer war vernehmbar.
,, Leh wohl, Willem," fagie Anton in tieffter Rührung.„ Du warst bald wie' n Vater zu mir. Schreiß doch mal. Und wenn du' nen Freund
brauchst, der Anton Borkowski tut alles für dich."
aus den Hause und in einer Schenke außerhalb In der Frühe verschwanden jie rechtzeitig Je jut. Gesundheit, Bruderherz." Wilhelm entfernte sich. Sie winkten einander der Stadt bevirkete der Blonde seinen Schütz ling. Dort erzählte ihm dieser seine Geschichte. noch einmal zu, dann wendete sich auch der andere Er hieß Anton Borkowski, stammte aus dem Ost- zur Stadt zurüd. preußischen und hatte Hals über Kopf feiner Die alte Welt der reisenden Handwerksbur Dienstplatz verlassen, nachdem er seinen Meister, schen, der gutmütigen Dertler, die ihnen Wegder ihn bei seiner Frau ertappte, im Handgemenge sehrung spendeten, der Poesie der Landstraße, ver niedergeschlagen hatte. Der Blonde hieß Wilhelm jant. Ein grauenhafter Serieg hat die Erde mit Lüders und war ein brandenburgischer Tischler- Raubtieren bevölkert, die es gelernt haben, eins geselle. Sie wanderten drei Monate miteinander ander zu zerfleischen... durch ganz Niederdeutschland, Sachsen , Thürin In der Abenddämmerung eines Junitages gen, Hessen , Baden. Dank der weitverzweigten lam cin Wanderer, den Rucsac auf dem Rücken, Beziehungen Lüders sah sich Borkowski bald im die breite Landstraße hinuntergewandert, die in Bejib eines Ausweispapiers. Der Blonde besaß den Marktflecken O. führte. Es war ein hochein fröhliches Stromertemperantent, Wis und gewachsener Mensch mit stark gebeugtem Naden, Schaltheit, und so abenteuerten sie sich durch dessen Gesicht die Geschichte eines unruhigen manche schwierige Situation, in der Lüders immer Lebens und vieler Entbehrungen erzählte. Gr