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4. Jahrgang.

Staldemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Freitag, Mai 1924.

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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich frih.

Nr. 121.

Marodeure des Klaffen- Herriot und das republikanische Neicht, boo to enre determine the Jungfern

tampfes.

Ein Appell des fünftigen franzöfifchen Ministerpräsidenten an die deutschen   die einzigen Retter in der Not. Sonst dienen Es gibt feine Gegensähe zwischen Frankreich   und Deutfch die Sozialdemokraten und Amsterdamer Bon­

Wie die Kommunisten die Selbstver- Republikaner. nichtung des Proletariats betreiben.

Die Flammen des sozialen Krieges lodern zur Zeit zu ungeheuerer Höhe empor. In Deutschland   haben die Grubenherren als Vor­posten des internationalen Kapitalismus zu einem vernichtenden Schlage gegen die sozialen Errungenschaften, besonders gegen den Acht­stundentag ausgeholt und sie halten die wir­gende Hand an der Gurgel von Wirtschaft und Staat. Wenn jemals die Einheit und Geſchloſs­senheit der gesamten Arbeiterschaft nicht nur Deutschlands  , sondern auch jener der anderen Länder, besonders notwendig war, so im An­gesichte der Gefahr, die von der Aussperrung der 300.000 Bergarbeiter im rheinisch- west­fälischen Kohlengebiete ausgeht. Was aber tun die Kommunisten, um die Ab­wehrfront der Arbeiterschaft zu stärken? Auch dieser schicksalsschwere Kampf dient ihnen nur dazu, ihren Sa ß- und Lügenfeldzug gegen die So zialdemokraten im Sinne der  Moskauer Befehle zu führen, die Solidarität der Arbeiterschaft zu schädigen und die Selbstvernichtung des Proletariats zu be­treiben. Und das alles unter dem durchsichtigen Vorwande, daß sie und nur sie allein die Interessen der Arbeiterschaft am wirksamsten und ehrlichsten verfechten, nur ihre Parolen die einzig richtigen sind, während in Wahrheit bisher noch überall der verantwortungslose tommunistische Irrsinn, wo er die Oberhand gewann, die Arbeiterbewegung aufs schwerste schädigte und nun daran ist, auch die Gewerk­schaftsbewegung in Grund und Boden zu rui­nieren.

land, die nicht überkridt werden können!"  

Berlin, 22. Mai. Der Pariser Korrespondent des Vorwärts" veröffent­licht ein Interview mit dem fommenden   französischen Ministerpräsidenten Her= riot. Ich kenne, sagte dieser,   Deutschland, von der Vorkriegszeit her. Eine Lösung der Reparationsfrage tann und muß auf der Grundlage der Sachverständigenberichte erzielt werden.   Die deutschen   Republikaner fönnen die Gewißheit haben, daß ich der Mann bin, mit dem dic Diskussion am leichtesten sein wird. Ich verlange daher von der Gegenseite eins: Guten Glauben. Ich glaube, daß ich selbst ein Mann des guten Glaubens bin. Den republikanischen Parteien in   Deutschland stehe ich in dieser Hinsicht ohne Voreingenommenheit gegenüber, nicht aber den offenen und hinterlistigen Nationalisten. Ich finde es durchaus natürlich, daß man die Interessen seines Landes zu schützen sucht. Ebenso wie ich das tun werde, cr= warte ich das Gleiche von den   deutschen Staatsmännern. Ich hätte fein Bertrauen zu einem   deutschen Staatsmann, der nicht die Interessen seines Landes vertreten würde. Es wird sich dabei selbstverständlich manche Meinungsverschiedenheit er­geben, aber es gibt teine Gegensätze, und mögen sie noch so tief erschei nen, die nicht überbrückt werden können. Dazu gehört nur eines: Gnter Wille, guter Glaube und Offenheit. Dabei wird man auf beiden Seiten so= wohl Tatsachen wie auch Empfindungen berücksichtigen müssen.   Deutschland wird fich deffen bewußt sein müssen, daß seine wirtschaftliche Lage in mancher Hinsicht viel vorteilhafter ist, als die   Frankreichs. Es wird sich namentlich seiner schwe= benden Schuld restlos entledigen fönnen, während auf unserem Bolke eine drüf­Tende innere und äußere Schuld lastet. Aber die Geldopfer, die eine Lösung des Reparationsproblems deutscherseits bedingen, können unmöglich ein unüber windliches Hindernis für ein gutes   deutsch französisches Verhältnis sein. Ich denke dabei stets an unser altes französisches Sprichwort: Geldbeutelwun= den sind nicht tödlich. Wenn ich morgen das Amt übernehmen sollte, dann wird sich cinc republikanische deutsche Regierung mit vol= Icm Vertrauen an mich wenden können. Mir wird man jeden Wunsch unterbreiten können, ich werde stets den besten Willen zeigen. Nur um es nochmals zu betonen, ich verlange Offenheit, guten Willen und guten Glau ben. Das ist meine einzige Vorausschung. Was ich will, ist den Völkern den Frieden zu geben. Es wäre die höchste Ehre meines Lebens, wenn es mir gelänge, dieses Ziel zu erreichen. Ich gehe darauf aus, dic fünftige Versöhnung zwischen den beiden größten Nationen des   europäischen Kon­tinents anzubahnen, und es wäre zugleich die höchste Ehre aller derjenigen, die in beiden Ländern an dieser großen Ausgabe mitwirken würden. Diese Ausgabe ist nicht leicht, fic wird fünstlich durch die Nationalisten erschwert. Sie schen mit welch fanatischem Haß und mit welchen Mitteln ich schon jetzt bekämpft werde. Der Vorstoß mit ganzer Kraft gegen den Frank in den letzten Tagen ist fein Zufall, aber nicht geringere Sorge macht mir die Entwicklung in  Deutschland seit den Reichstagswahlen. Welche Regierung werde ich morgen drüben vor mir haben? Von ihrer Gestaltung hängt vieles, wenn nicht alles ab.

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auf der Wacht gegen den Kapitalismus, sic allein hätten das wahre Lojungswort folgreichen Abwehr erfunden, sie wären die schwulstigen Aufrufe noch dem Hauptzweif, zen" zu verdächtigen und zu beschimpfen, auf daß sich die Arbeiter von diesen ab- und den waderen   Moskauer Softgängern zuwende. Der. Trid ist nicht neu, aber die geistige Armut läßt die Kommunisten eben keinen neuen; finden.

Die Komödie begann in einer Versamm­lung der Kommunisten auf der   Prager Schüßeninjel, wo der Kommunist Macat unter dem Beifall jeiner armen Zuhörer schmei terte: Kein Stück Kohle nach   Deutschland! Seine Telegramme, aber hinein, wenn ein Ball ist, dann heißt es tanzen!" Was tat aber die kommunistische Versammlung? An­statt zu tanzen", beschränkte sie sich darauf, an die ausgesperrten Bergarbeiter ein- Telegramm abzusenden!! Darin ver sprachen die Kommunisten, alles zu tun, um den Sieg der Ausgesperrten herbeizufüh= ren. Alles zutun"-man sollte glauben, die Kommunisten würden nun wirklich etwas tun. Aber das fällt ihnen nicht ein! Es ge­nügt ihnen, um sich in der Rolle eines ge­strengen Richters auszuspielen, ein- Tele­gramm abzuschicken, den Mund mit mächtigen Phrasen vollzunehmen und im übrigen von den anderen zu verlangen, das zu tun, was sie, die großschnauzigen Stommunisten, an­ordnen! Unverzügliche Einstellung aller Stoh­lenausfuhr!" lautet ihr Befehl. Nun, warum tut Ihr es nicht, Ihr Herren Kommunisten? Von wem verlangt Ihr die Einstellung aller Kohlenausfuhr"? Von niemandem andern, als von denen, die Ihr täglich in der niederträch tigsten Weise als Verräter" und" Sapitalisten­jöldlinge" beschimpft! Dabei erwägt Ihr Char­Aus den in letzter Zeit die kommunisti­latane nicht, was das heißt! Einstellung aller schen Blätter täglich schmückenden fettgedruckten Kohlenausfuhr ist gleich bedeutend mit Aufrufen wann verging je ein Tag, an dem nicht ein bombastischer kommunistischer der sofortigen Arbeitseinstellung aller tschechoslowakischen Berg­ Aufruf" erschien?! erfährt man, daß die arbeiter! Die Bergarbeiter in der Tsche­Sozialdemokraten und die Amsterdamer So­choslowakei sollen in Streik treten, sollen be­zialpatrioten" die Arbeiterschaft wieder einmal deutende Lohneinbußen erleiden, ohne daß ,, berraten" und den Kapitalisten ausgeliefert dies an den Kampfverhältnissen haben. Eine dümmere und infamere Lüge im   deutschen Bergbau das gering­wurde selbst von den in diesem traurigen Ge­ste ändern würde, und ohne daß dies die werbe wohlerfahrenen Jüngern   Moskaus kaum  deutschen Bergarbeiter weder brauchen noc) jemals noch in die Welt gesetzt. Es lohnt der wünschen. Wäre dies ihr Wunsch, die koalier­Mühe, in die Lügen- und Fälscherwerkstätte ten Bergarbeiterverbände würden nicht zögern. der   kommunistischen Rubelempfänger einmal ihrer Solidarität dieses Opfer zu bringen, aber einen Blid zu tun, um zu sehen, wie solche es- ,, reformistische Verrätereien" fonstruiert wer- Das Gespenst der Diftatur Balč. Gespenst eines persönlichen Regimes berlangen dies eben nur die Kapc­auf. Die Opposition werde als Parlamentsmehr- i sten, die ihre Mannen befehligen mögen, den. Die foalierten Bergarbeiterverbände in  Belgrad, 22. Mai. Gestern nachmittags verheit den Kampf für die Wiederherstellung der soviel diese aushalten, aber daß ihnen auch der Tschechoslowakischen Republik. haben un- öffentlichte der oppositionelle Block das angefün Verfassungsmäßigkeit und Gesetzlichkeit fortseßen, die verläſterten Sozialpatrioten" Gehorsam mittelbar nach Verhängung der Aussperrung digte manifest an die Wähler, in welchem die denn das Volt wolle nur eine solche   Organisa- schuldig wären, das zu glauben, werden sich die der Bergarbeiter   Deutschlands sich mit den Belassung des Kabinettes Pasie- Pribičevic im tion des Landes, welche die Freiheit si fommunistischen Wichtigtuer schon abgewöhnen Ausgesperrten solidarisch erklärt Amte als eine verfassungswidrige und chert und das Recht des Volkes garantiert, über müssen. Wie sinnlos die Parole der Kommu­und ihre Entschlossenheit befundet, sie mit antiparlamentarische Lösung der Krise bezeichnet ſein Schicksal selbst zu entscheiden. Der Kampf nisten übrigens ist, erhellt schon daraus, daß allen geeigneten Mitteln zu un wird; der verfassungswidrigen Lösung der Strise müsse mit dem Siege des Volkswillens im   Ruhrgebiet allein die Fördermenge täglich terstützen, damit der Angriff der Unter- werden Verlegungen anderer Lan- enden. 400.000 bis 450.000 Tonnen beträgt, die tsche­nehmer abgeschlagen werde. Sie haben, in der desgesete folgen. Schon jetzt taucht das choslowakische Kohlenausfuhr nach   Deutschland Erkenntnis, daß der Kampf der   deutschen Berg- COCOBEDOCOC0000000 dagegen täglich nur etwa 6500 Tonnen, eine arbeiter gegen die Verlängerung der Arbeits- und ebenso erklärte sich die deutsche sozialdemo-| arbeiterverbände erklärten, nicht zuzulassen, Ausfuhrmenge, deren Unterbinden gewiß nicht zeit die Bergarbeiter aller Länder angeht, fratische Partei durch ihren Vorstand bereit, daß ein Stück Kohle mehr als bisher gefördert geeignet ist, im   deutschen Bergarbeiterkampf beschlossen, als vorläufige Maßnahme, die im Einvernehmen mit der Bergarbeiterinier werde und im übrigen sich genau nach den eine Entscheidung herbeizuführen. Bergarbeiter aufzufordern, je de Wehrnationale und den kämpfenden Bergarbeitern Wünschen der ausgesperrten Bergarbeiter und Aber was scheren die Kommunisten nüch arbeit abzulehnen und alle Vorkeh- ihrer Solidarität tatkräftigsten Ausdruck zu nach den Beschlüssen ihrer internationalen terne Erwägungen?! Sie spreizen sich und rungen zu treffen, um jede vermehrte geben. Zentrale zu richten, sofort aber hebt der kom- brüllen, als würde die tschechoslowakische Berg­Ausfuhr von Kohle und Koks nach Nur böseste Tücke vermag diese flare, munistische Radau an: nicht nach diesen arbeiterschaft das Schwert der Entscheidung in  Deutschland zu verhindern. Die offene Bereitwilligkeit zur Hilfe zu einem Weisungen, sondern nur nach unseren, den Händen halten, und als wenn nur die bösen koalierten Vergarbeiterverbände haben aber Verschleppungsmanöver" und zu einem Weisungen der Kommunisten habt Ihr Euch Amsterdamer" daran schuld wären, wenn die noch mehr zu tun sich bereit er- Streifbruch" zu verdrehen. Die kommunisti zu richten! Tut Ihr's nicht, dann seid Ihr Bergarbeiter es nicht gebrauchen. Alles ist die­flärt: sie haben in ihrer Sizung vom schen Berufslügner bringen auch das fertig! Arbeiterverräter" und Lakeien der Bour- jen Reklamemachern gleichgültig, Sauptsache 12. Mai beschlossen, den   deutschen Vergarbei. Das geschieht nach der alten sattsam bekannten geoisie"! Die unermüdlichen Parolenverfertiger ist ihnen nur, durch demagogische Mittel die tern auch jene weitere Unterstüßung Schwindelmethode des Hinauflizitie schufen also eine neue Parole, die radikaler" Arbeiter zu verheßen, damit sie im Trüben zu gewähren, welche die Bergarrens. Wenn bei einem Lohnkampf sozial- und, wie sie meinen, zugkräftiger ist als der fiſchen können. Ehedem hat die Arbeiterschaft beiterinternationale oder die demokratische Streitleitungen eine zwanzig- Solidaritätsbeschluß der Bergarbeiter und den Deutschgelben den Titel" Marodeure kämpfenden Vergarbeiter prozentige Lohnerhöhung fordern, flugs for Gewerkschaftsverbände und die lautet: ein des Klassen   kampfes" verliehen;; nun  Deutschlands für notwendig hal- dern die Kommunisten vierzig Prozent, ohne Stück Kohle nach   Deutschland! beweisen die Kommunisten täglich aufs ten sollte, und zu diesem Zwecke wurde Stücksicht auf die Möglichkeit ihrer Durchsetz- Praktische Solidarität mit den neue, daß auch sie auf diesen Titel die Stellungnahme des interna- barkeit. Lehnen die Sozialdemokraten es ab,   deutschen Kämpfern!" Und nun folgt vollen Anspruch haben! Schließlich tionalen Bergarbeiterverbandes an diesem Hinauflizitieren teilzunehmen, so in den   kommunistischen Blättern unter diesen wird und muß auch der letzte Arbeiter ihr angerufen. Einen ähnlichen Beschluß faß- erklären die kommunistschen Demagogen dies und ähnlichen markschreierischen Titeln ein frivoles Spiel durchschauen. Traurig, daß diese ten am 13. Mai die Vertreter des tschechoslo- als Verrat" und eine" Entlarvungs"-Aktion" Aufruf" dem andern, worin die kommunisti- Erkenntnis erst über die Selbstzerfleischung wafischen und   deutschen Gewerkschaftsbundes ist sofort im besten Zuge. Die toalierten Berg- schen Tausendsassas erzählen, sie allein stünden des Proletariats gehen muß!

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