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23. Mai 1924.
Stallen vor der stammer Deutsche und tschechische Kapitalsvertreter in the bed for beter es forint fe
eröffnung.
Der Fascismus hat von jeher eine große Be gabung gezeigt, für alles, was öffentliche Feste und Feiern, Ehrungen und Triumphzüge betrifft.
holder Eintracht gegen die Eisenbahner.
es
fiche Stimmenzahl so erhöhen, daß die Opposition sie nie hätte erreichen können; scheint sich doch etwas wie Schamgefühl einem Teil der Kommissäre gerührt zu haben: die Abschaffung der parlamentarischen Opposition durch eine Bestimmung des Kammerreglements mag manchen als ein gar zu elendes Manöver erschienen sein. Gleich nach der Diskussion der Antwort auf
In der gestrigen Plenavjizzung des Zentral-| Herrn Goll einer treffenden Kritik unterzog und Giner der Seinen ist eigentlich immer als„ Com- eisenbahnrates im Prager Altstädter Rathause kam die wirtschaftliche Lage der Eisenbahner im vich die Thronrede wird das neue Reglement beraten mis voyageur" der fascistischen Partei unterwegs, es zu einem Zusammenstoß zwischen den Vertre- tigen Lichte aufzeigte Gen. Grünzner hielt Herrn werden. Natürlich hat es, ganz automatisch, zur um den ,, delit rierenden Enthusiasmus" des Volkes tern der Eisenbahnerorganisationen und den Ver- Goll vor allem auch vor, daß er mit seiner Avgu- Folge, daß die verschiedenen Fraktionen der Oppo einzuheimsen. Bei solchen Gelegenheiten gibt es tretern agrarischer und industrieller Korporatio mentation nur bewiesen habe, daß er bei Beurteifition zu Ginvernahmen über ihr gemeinsames große Reiseermäßigungen auf den Staatsbahnen, nen. Unter den zur Verhandlung stehenden 64 lung und Befürwortung des Antrages die gesamte Vorgehen kommen: allein brächte ja teine oppo um den Zuzug des Boltes" zu begünstigen, und Anträgen verschiedener Art befand sich auch ein Wirtschaftslage der Arbeiter und Beamtenschaft fitionelle Fraktion, außer den Klerikalen, die 30 böse Zungen behaupten sogar, daß ein fester Be Antrag auf Entziehung sämtlicher Frachtbegünsti- vollständig außer Acht gelassen und nur einseitig Unterschriften auf. stand von Statisten" zum Gefolge des zu Feiern gungen für den Transport von Wahlprodukten vom Standpunkt des Besißinteresses gesprochen All diese großen Vorsichtsmaßregeln, zu der ben gehört, welche Statisten dann den spontanen und Hülsenfrüchten, welche den Lebensmittelmaga- habe, was er durch Anführung von Inderziffern die Regierung greift, um nur ja jede Aktion der Jubel der Menge" teils auf eigene Kosten bestrei zinen der Eisenbahnbediensteten( Eisenbahnerfon- und des Lebensstandard der Angestellten- und Be- Opposition zu verhüten, schützt sie natürlich nicht ben, teils in Fluß bringen. Wenn es der neuen fumgenossenschaften) von der Eisenbahnverwaltung amtenschaft noch besonders bekräftigte. Am vor der Opposition im eignen Lager, wie sie bei Regierung nicht immer gelungen ist, dem Volke bisher gewährleistet sind. Dieser Antrag war vom Schlusse seiner Ausführungen appellierte Gen. Der tastenden und schwankenden Politik des Fascis Brot zu geben, so hat sie doch mit Spielen" nicht Präsidenten der Verwaltungskommission der Grünzner an das Plenum des Zentral- Eisenbahn- mus unmöglich ausbleiben kann. Der Fascismus gespart. Dabei ist alles gut, um zum Schauspiel Brünner Handels- und Gewerbekammer und Dirates auf Ablehnung des Antrages. Herr Goll ver- möchte eine durch ein Programm und eine Jdevlo herzuhalten: man kniet bewegt an Grabhügeln nie- rektor der Firma Gittler u. Comp. in Gaya, der Firma Gittler u. Comp. in Gaya, fuchte es zavar noch einmal, für den Antrag Stim- gie zusammengehaltene Partei sein, und entpuppt der, wohnt Messen bei usw.; Mussolini hat in Si Herrn Heinrich Petr an das Eisenbahnministe mung zu machen, wählte aber dabei so unglückt sich immer mehr als der Schauplatz widerstveitensilien sogar die Reliquie der heil. Rosalie gefüßt rium eingebracht worden, der ihn auch in der liche Argumente, die selbst von seinen kapitalisti- der Interessen, die keine Disziplin wirksam zügeln und die erwähnten bösen Zungen erklären es für gestrigen Sitzung des Zentraleisenbahnrates noch schen Gesinnungsgenossen wohl kaum ernst ge- fann. Je nach dem Ueberi egen dieser oder jener bedeutungsvoll, daß diese Reliquie gerade ein Zahn mündlich begründete. Nach ihm legte sich in vernommen worden sein dürften. Bu einer Abstim Gruppe schwankt er daher von einer Maßnahme war, das Werkzeug zum Packen und Zermalmen ständnisinniger Weise der Vorsitzende der Ge- mung über den Antrag kam es nicht, sondern es zur andern. So in der Frage der Beschränkung der Speise... schäftsstelle der deutschen Landwirtschaft Herr Jo wurde derselbe als Informandum dem Eisenbahn des Alkoholausschantes. Zunächst wurde sef Goll aus Neujahrsdorf für die Annahme des ministerium zugewiesen. es verboten, nach zehn Uhr abends und vor zehn Antrages ins Zeug, wobei er in einer geradezu Es hat sich wieder einmal gezeigt, wie deutsche Uhr früh alkoholhaltige Getränke zu verabreichen; provozierenden Art seiner eisenbahnerfeindlichen and tschechische Sapitalisten einig und geschlossen nach einigen Wochen wurden die Präfekten auto Gesinnung Ausdruck verfich. In seiner Rede vorgehen, wenn es sich darum handelt, Arbeitern risiert, unter gewissen Bedingungen von dieser zeitFluß, die von Unkenntnis der tatsächlichen wirt- und Angestellten ihre Rechte streitig zu machen und lichen Beschränkung zu dispenfieren. Nach weis schaftlichen Verhältnisse der Eisenbahner zeugte, ihnen wirtschaftliche Ervungenschaften zu ent- teren Wochen wurde dann die ganze Beschränkung sagte Herr Goll unter andern auch, daß es den reißen. Für ihre eigenen Selassentinteressen ver- wieder aufgehoben. Noch viel weittragender ist Eisenbahnern denn doch nicht so schlecht gehen sichon es diese Herren wunderbar, alle möglichen die Haltung der Regierung gegenüber dem Ha kenne, denn einerseits wolle alles zur Eisenbahn und Begünstigungen von der Eisenbahnverwaltung in zardspiel. Am 25. Januar 1923 nahm der andererseits wolle auch niemand von der Esen Form von Tavfermäßigungen zu beanspruchen, Winisterrat einstimmig eine Tagesordnung an, in bahn weg. Auch regte er sich darüber auf, daß die die Eisenbahner aber, für die die Frachtermäßigung der die Duldung des Sazardspieles in italienischen Eisenbahner sich gegen Versetzungen wehren, was beim Bezuge von Lebensmitteln seit jeher einen Badeorten abgelehnt wurde mit folgender Beihm als Deutschen besonders anstand. integrierenden Bestandteil ihres Einkommens bil- gründung: Aus Besorgnis um die moral sche det, wollen sie um dieses erworbene Recht bringen. Gesundheit der Nation, um der nationalen Würde Das mögen sich die Eisenbahner merfen!
Ihm entgegnete in energischer Weise Abg. Genosse Grünzner, der die Auslassungen des
Aber man fann nicht die ganze innere Politit auf Triumphreisen des Ministerpräsidenten und der andern Minister gründen, obwohl wir es nicht verkennen, daß es nü ich ist, wenn die Regierung wirklich mit eignen Augen sicht, wie es um die einzelnen Provinzen steht; es scheint uns nur, daß bei weniger triumphzugartigem Charakter der Reifen und weniger Reden die objektive Beobach tung besser gefahren wäre. Wie dem auch sei, während Mussolini in Sizilien war, ist die innere Politit nicht still gestanden. Die fleinen fascisti schen Gewalttaten in den Provinzen dauern fort, obwohl jetzt die Behörden gegen sie vorgehen. In Josi ist ein katholischer Verein angezündet wor den, der im Bischöflichen Palast Sitz hatte; verhafwillen und weil er der Ansicht ist, daß der Wehltet wurden mehrere Mitglieder der fascistischen stand und die Interessen der italienischen Städte Miliz, darunter ein Centurione( Hauptmann), als nicht von der Begünstigung des Parasitismus und Anlaß wird ein Attentat auf diesen Hauptmann wer nicht mit dem Strome schwimmt, wird, je den jugendlichen fascistischen Deputierten unmög des Lasters abhängen dürfe". Genau 15 Monate angegeben, als ob die katholischen Vereine, die in nach dem Grade seiner Widerhaarigkeit, verbannt lich zumuten, sich im Parlament zu langweilen, später, am 25. April dieses Jahres, nimmt der bischöflichen Palästen hausen, gerade auf Attentate oder hingerichtet, die Beziehung zwischen Arbeit sie sollen sich ruhig im Lande herumtummeln. selbe Ministervat ein Defret an, das die Eröffnung abgestimmt wären. In Cernigliane bei Genua und Kapital hängt ausschließlich von der väter- Wenn man sie zum Abstimmen braucht, werden sie von Spielhöllen in Badeorten gestattet, gegen ist der Korrespondent des einheitssozialistischen lichen Fürsorge des Staates ab. Mit solchen gott - nach Rom beordert. Das neue Reglement setzt eine Stongessionsgebühr von einer Willion Lire im Lavore angegriffen und geprügelt worden. Sturz, ähnlichen Machtbefugnissen ausgestattet, dürfte fest, daß nach Schluß der allgemeinen Beratung ersten und einer halben Million in den nachfol die Kleine Gewalttat fidert weiter. Wichtiger als wohl jeder Esel die Normalisierung vollziehen kein Abgeordneter das Wort nehmen kann, der genden Jahren, vorausgesetzt, daß zwei Drittel diese Tatsache ist, daß sie auch ihre Theoretiker und können. Der oppositionelle Mondo" bemerkt, daß nicht eine Tagesordnung vorgelegt hat; um diese des Gemeinderates sich zugunsten der Neuerung ihre prinzipiellen Verfechter hat, die ihre Sache im die Inseln Italiens nicht ausreichen dürften, um vorlegen zu können, muß er 30 Unterschriften aussprochen. Wir meinen, daß man auch für eine Parlament vertreten werden. Innerhalb der alle zu deportieren, die heute der Fascismus aus haben, wobei kein Abgeordneter mehr als eine Million und auch mit Zustimmung der Gemeindes übergroßen fascistischen Mehrheit wird eine Gruppe ihren Heimatsorten verbannt hat. Tagesordnung unterschreiben darf. Sprechen darf vertretung nicht die moralische Gesundheit der Während sich also unter den Fascisten selbst der Vertreter einer Tagesordnung nur 30 Minu- Nation und die nationale Würde antasten und erstehen, die über die Normalisierung so denkt, wie der bereits von uns erwähnte Abgeordnete eine Fraktion auf ein derartig kindisch reaktionäres ten, denn der Fascismus ist ein Freund des Laster und Parasitismus begünstigen dürfte, aber und frühere Eisenbahner Farinacci; dieser hat Programm einschwört, geht die Regierung un Schweigens, was Mussolini mit jedem Tage be- der Fascismus hat über die Sache eine andere An fich, feit unserm letten Bericht, auf die folgenden beirrt ihrem Ziel entgegen, ein Regime der Partei- stätigt. Da nun eine solche Rammer, in der die ficht im Januar 1923 als im April 1924. Grundpfeiler der Normalisierung festgelegt: diftatur innerhalb des gesetzlichen Rahmens zu Fascisten eigentlich unter sich sind, droht, etwas Man kann sich dieses Schivanten von einer strenge Ueberwachung der Presse, auch der im etablieren, nicht durch schweres Geschütz, wie langweilig zu werden, so daß es nicht leicht sein prinzipiellen Stellungnahme in ihr Gegenteil nur Auslande verbreiteten Nachrichten, mit schwerer Todesstrafe für politische Widersacher, nicht durch dürfte, die an lebhafte Betätigung gewöhnten jun- damit erklären, daß hier ein anderentgegen Bestrafung für falsche oder der nationalen Regie reaktionäre Utopistereien, wie die Verteilung des gen Leute dazu zu bringen, im Parlament anve- it rebende Interessen sich mit verschiede rung abträgliche Berichte; Einführung der Ver- wirtschaftlichen Lichtes und Schattens von Regie- send zu sein, setzt das Reglement weiter fest, daß ner Wucht zur Geltung bringen. Und diese Er bannung für mißliebige Personen, die auf dem rungsgnaden, aber durch kleine unscheinbare Um- die Regierung jede namentliche Abstimmung um scheinung zieht sich heute durch den ganzen Fascis Wege der administrativen Verschidung in Jn- gestaltungen des Reglements der 24 oder 48 Stunden vertagen kann. Sollte etwa mus Seit einigen Tagen sehen wir orthodox feln unterzubringen sind, wie heute die rüdfälligen Sea mmer. Selbstverständlich ist eine Abände- die Mehrheit fehlen, weil zwei Drittel der Ab- fascistische Blätter in wüstester Weise über den Verbrecher; Einführung der Todesstrafe für die pung des Kammerreglements heute nicht Sache geordneten sich vergnüglichere Aufenthaltsorte fascistischen Finanzminister de Stefani herfallen, von der fascistischen Revolution Verschonien, so der Kammer selbst; das besorgt eine andre In- wählen, so beeinträchtigt das die Politit der Regie- gegen den schwere Beschuldigungen erhoben wer weit sie weiter in ihrer vaterlandsverräterischen stanz, nämlich der aus Parteifunktionären be- rung gar nicht. Die vorgeschlagene Abstimmung den. Wie geht es zu, daß die Regierung, die an Tätigkeit fortfahren oder Anschläge gegen die Er stehende Hohe Rat des Fascismus“, der eine wird einfach um 48 Stunden vertagt, bis die Herrn ersten Mai, gegen Gesetz und Recht, Polizeiamneuerer der Nation versuchen; Aufsaugung der Kommission mit der Ausarbeitung betraut hat. Fascisten aus allen Teilen Italiens zufammen- missäre in die Redaktionen des Avanti", der ganzen Gewerkschaftsbewegung, einschließlich der Die Kammer darf dann das Vorgeschlagene gut berufen sind, um ihr von keiner Sachkenntnis ge- Giustizia" und der„ Unita" schickte, um eine Zen Organisation der Unternehmer durch den Staat, heißen. Der Zweck des neuen Reglements iſt dop- trübtes Urteil abzugeben. Eigentlich wollte die fur über die Mailberichte auszuüben, nidyt die der allein die Beziehung zwischen Arbeit und Ka- pelt: der Opposition soll die Redefreiheit beschnit fascistische Kommission für das Kammerreglement Möglichkeit hat, im Namen der Parteidisziplin pital regein soll. Unzweifelhaft hat dieses Pro- ten werden, und die namentlichen Abstimmungen noch weiter gehen, und die für die Beantragung Angriffe auf ihre höchstgestellten Männer zu ver gramm etwas Treuherziges: man schreibe im In- sollen nur dann stattfinden, wenn die Regierung der namentlichen Abstimmung und der Feststel- hüten? Sollte etwa der Moment gekommen sein, und Auslande mur, was die Regierung erlaubt, die nötige Mehrheit beisammen hat. Man kann lung der Beschlußfähigkeit der Kammer erforder in dem die fascistische Presse sich ihrer relativen
Die fleine Lotte.
Roman von Simone Bodève. Uebersetzt von Anna Nußbaum, Wien . ( Copyright by Interritorialer Verlag„ Renaissance", Wien .) I.
wenn sie eintraf. Die Mutter, arme Frau, litt! an einem beginnenden Star. Den ganzen Tag Sie schaffte sie im Haushalt, schleppte sich mühsam von einem Ding zum anderen, pflegte wohl auch noch die ganz kleinen, welche die verheirateten Töchter, die außer Hause arbeiteten, ihr anvergen
trauten.
Da stand Lise auf; er sah, daß sie weinte. heim, nachdem er alle Muster verkauft hatte.
Gern hätte er nun gewollt, daß seine Frau eine Arbeiterin nehme. Aber in weiser Vorsicht mochte sie nichts davon wissen. Sagte, wie sies von ihrer Mutter gehört, wenn Vater oder einer der Brüder zufällig ein wenig mehr Geld als gewöhnlich nach Hause brachten:„ Wir sind zu glücklich was wird uns jeẞt passieren?"
streckte ihm die Hand entgegen. Ich werde warten", sagte sie leise. Und die Mutter im Hinausbegleiten: ,, Ueberlegen Sie sichs, Herr Bugeot, überleSie sichs. Wir sind sehr arme Leute." Sie warteten fünf Jahre. Kaum zwei- oder Charles war enttäuscht über die Art, in wel dreimal im Jahre sah er sie. Erst zu Ende der cher man seinen Antrag aufnahm. Es war an Frist wurde ihm gestattet, mit ihr auszugehen. Er hatte von einer netten, fleinen Wohnung einem Sonntagnachmittag im Winter. Winter. Man Er hielt sich schadlos, indem er ihr lange leiden- geträumt, sauber und fröhlich. Nam er nun mitCharles Bugeot und Lisa Valbour hatten empfing ihn im Speisezimmer. Ein großer, kal- schaftliche Briefe schrieb. Sie verstand sie gewiß tags heim, fand er alles noch in Unordnung. geheiratet, weil sie einander liebten. Es war als ter, mit Fliesen ausgelegter Raum. Nur we- nicht gut, denn sie erwiderte mur in wenigen Oft brachte er Blumen mit. Er hätet gewünscht, Waisentnabe, ganz jung, von Castres nach Paris nige Möbel: ein Speiseschrank aus Nußbaum- falten, verlegenen, ungeschicht geschriebenen Bei- daß Lise fie auf den Tisch stelle, auf das weiße gekommen, hatte sich in allerlei Handwerk holz, ein runder Tisch, einige Stühle, das zu- len. Er kehrte sich nicht daran. Sie wußte es nicht Tischtuch vor die beiden Gedecke, die nebeneinversucht, war arbeitsam, unternehmend und sammenlegbare Bett von Life. Der Vater hörte besser. Und mehr noch fühlte er sich ihr Be- ander lagen. Statt dessen mußten sie ihren taltüchtig. Mit zwanzig Jahren Verkäufer in einem zu, rauchte seine Pfeife; die Mutter nahm ihre schüßer. ten Aufschnitt an einer Ede des Arbeitstisches großen Modegeschäft, in das Lisa, die kleine Blu- Brille ab, wischte sie rein, setzte sie wieder auf. Jm März 1880 wurden sie in der Peters- essen. Die Leimtöpfe standen daneben. Lise, un menarbeiterin, sehr zart und blaß, Einkäufe für Lise saß am Fenster, stopfte eifrig Strümpfe firche in Montrouge getraut. Lise war einer gefämmt, nicht gewaschen, verließ ihn rasch, um ihre Arbeitgeberin zu besorgen, fam. Die Wahrheit zu sagensie hatte bisher immer Die unschuldige Anumit ihrer sechzehn Jahre nur mit einem schüchternen" Ja" auf die An- Ohnmacht nahe, weiß wie ihr Brautkleid. Sie zu ihrer Arbeit zurückzukehren. Am Abend das Gleiche. Nachher nahmt er hatte ihn bezaubert, der unbeschreibliche Reiz der näherungsversuche ihres Freundes geantwortet. bewunderte ihren Mann. Wagte nicht, ihn anzuJugend: Scheu und Fröhlichkeit, erstes Staunen Aber der verlangte nicht mehr, um Luftschlösser blicken. Unbewußt irgendwie war sie stolz, wenn ein Buch, las beim Schein der Lampe, während und Hoffnung. Er hätte nicht zu sagen vermocht, die schwere Menge zu bauen; er sprach und sie an ihre Kameradinnen dachte, die gekommen sie noch arbeitete. Gern hätte er laut vorgelesen, was ihm an der fleinen Lise am besten gefiel: prach, immer mehr aus der Fassung gebracht, waren, sie zu sehen. Sicherlich neideten sie ihn ihr erklärt. Life mochte die Bücher nicht. Einer ihre schönen klaren Augen, die etwas eigensinnige blidte unverwandt auf das braune Köpfchen, ihr. Sie selbst konnte sich leisen Staunens nicht ihrer Brüder war ein Bücherwurm gewesen Stirne unter den dunklen Haaren, der liebliche hoffte, daß Lise sich endlich umwenden, ihn erwehren, daß er sie gewählt. Sie fühlte ihr Herz war dann in die Fremdenlegion geschickt worden. Mund, der niemals sich zu lachen herablicß, durch ein Lächeln stärken würde. Seine Worte zum Zerspringen voll, es floß über von Liebe Die Bücher hatten ihm den Kopf verdreht. selbst dann nicht, wenn man meinte, er hätte schienen in dem Schweigen erschreckend laut zu fie sich noch des ersten Males, da er zu ihnen ge- ihm Spaß, eine ihrer Locken um seine Finger und grenzenloser Dankbarkeit. Wie gut erinnerte Manchmal setzte sich Charles zu ihr. Es machte große Lust dazu, und Grübchen in den Wangen flingen. erschienen. Er liebte sie. Und da er nicht zu jenen Die Alten überlegten. Dieser große Mensch, tommen war. Er sagte, nun wolle er sich selb zu wideln. Er wollte sie tüssen. Sie wehrte ab: gehörte, die ihre Wünsche schlafen lassen, ent- gut angezogen, gewandt im Sprechen, überspru- ständig machen. Zehnmal mehr Blumen wollte Geh geh schlafen. Ich muß fertigmachen." schied er allsogleich, nachdem er die Entdeckung deind von Lebhaftigkeit, dem es eingefallen war, er verkaufen, als Fräulein Lifes hübsche SändEr ging in das Schlafzimmer, legte sich mißgemacht hatte, zu Lises Eltern zu gehen, um ihre um ihre Jüngste zu werben, schüchterte sie sehr chen würden anfertigen können. So sollte sie denn mutig in das Bett, das laum zurechtgemacht war Arbeiterinnen haben, selbst Meisterin werden! Lise gesellte sich erst spät in der Nacht zu ihm, ein. Sie trauten ihm nicht ganz. Satte er nicht sogar von Vermögen gesprochen? oft erst mit Morgengrauen. Die Familie Valbour lebte in einer bescheiAls er schwieg, hustete die Mutter ein we- und Life war glücklich, daß sie ihm mitsamt den denen Wohnung, Avenue du Maine, hinter dem Im Anfang nahm er es ihr nicht übel. War Bahnhof Montparnasse . Lise war das jüngste nig, rückte ihre Brille zurecht und hub an, mit bescheidenen Möbeln, welche Brüder und Schwe von sieben Kindern, vier Jungen, drei Mädchen. zitternder Stimme zu erklären, daß Lise noch stern ihr zusammengetragen, auch die Summe er doch überzeugt, daß sie all das nur tat, um Sie war allein zu Hause geblieben. Ihren Ba- sehr zart und schwächlich sei. Immer habe ihre von fünfhundert Franken in die Ehe bringen ihrer beider Zukunft, ihren Wohlstand zu sichern. ter fab sie nur selten. Er war Stallknecht bei Pflege viel zu tun gegeben, jetzt erst begänne fie fonnte. Lange Jahre hatte sie gespart, oft des Still bei sich dachte er wohl, daß sie die Aufopferung übertreibe. der Stellwagengesellschaft, fam oft erst in der sich etwas zu erholen; im übrigen müsse er ja Nachts und Sonntags gearbeitet. Nacht heim, schlief noch am Morgen, wenn sie nun in den Militärdienst. Nach seiner Rückkehr sur Arbeit ging, war des Abends nicht mehr da, könne man wieder davon sprechen.
Hand zu erbitten.
Vom Anfang an ging ihr Geschäft glänzend. Jeden Abend kam Charles mit neuen Aufträgen
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Fortfehung folgt.)
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