25. Mui 1924.

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Die isolierten Deutschnationalen. Berlin , 24. Mai. ( Eigenbericht.) Die heu tigen Besprechungen der bürgerlichen Whittelpar teien mit den Deutschnationalen waren be deutend kürzer als gestern; sie begannen um 10 Uhr und schloffen schon um halb 12 Uhr. teriellen und geistigen Wohlstand verbürgen wird fönnen nur einige der wichtigsten Punkte herausge Die bürgerlichen Mittelparteien legten den sowie Achtung vor den Arbeitsverträgen. Die hoben werden. Vor allem der Beitritt des Reichs­Deutschnationalen erneut ihr außenpolitisches Stammer eröffnet ihre Tagung bei vollem Gleich vereines zur sozialistischen Erziehungs. Programm vor und verlangten eine flare Ertlägewicht des Budgets, was die Hoffnung erwedt, Internationale, in deren Exekutive der rung auf Ja und Nein. Die Deutschnationalen daß an eine Steuerreduktion wird geschrit Reichsobmann, Gen. Schweiter, als sein Ver­gaben eine aus weichende Antwort und ten werden können. Zum Schluß wird die Ertreter der Sekretär, Gen. Dr. J. L. Stern, dele­versprachen schließlich, für Montag nachmittag wartung ausgesprochen, daß das Parlament giert wurde. Ferner die Aufforderung der Reichs­ihre Frattion einzuberufen und den anderen Bar- ein treuer Ausdrud des Willens des leitung an alle Gaue und Ortsgruppen, dem teien am Montag abends über das Ergebnis der Voltes sein wird, das eine tatsächliche unan- aus der Arbeit" in Aussig so schnell und Fraktionsberatungen Mitteilung zu machen. Man rechnet in der Berliner Abendpresse wie in allen tastbare Freiheit zu besitzen wünscht. politischen Kreisen damit, daß die Verhandlungen tatsächlich gescheitert sind, da man nicht an nimmt, daß die deutschnationale Fraktion die außenpolitischen Forderungen der Mit­telparteien afzeptieren werde. Die Parteien der Mitte haben sich ihre weitere Entscheidung bis zum Einla ngen der deutschnationalen Ant wort vorbehalten. Am Montag abends, nach der Tegung der Deutschnationalen und auch der so zialdemokratischen Fraktion, die zum erstenmal zusammentritt, wird sich die politische Lage in­folgedessen flarer übersehen lassen. Ob das Ka­binett Marx zurücktritt oder vor den Reichstag tritt und dort um Vertrauen bittet, ist bis heute noch unbestimmt.

wird. Das Abkommen wit Rußland und der Lau- 1 Merkblättern, planmäßige Benützung der Presse ge- nicht soweit gehen, zu behaupten, daß der be fanner Vertrag sind unserem friedliebenden Werke sorgt werden; über die bestehenden Möglichkeiten zur fannte günstige Redaktionswind auch zu uns cus­und unserem Handel günstig. Die Thronrede kün- Beschaffung der erforderlichen Geldgerechnet über Roßnitz gekommen ist. Besagter digt den Beginn der Politik regen Inter - mittel werden Gaue und Ortsgruppen durch ein ehrlicher kommunistischer Funktionär schreibt uns effes für die arbeitenden Schichten Rundschreiben aufgeklärt werden. an, der Politik, die allen den höchstmöglichen ma Aus der übrigen Tagesordnung der Sitzung

Reichsausschußligung der

Kinderfreunde".

Die Reichsleitung des Arbeitervereines Rin

reichlich als möglich geeignetes Ausstellungsmate rial zu übermitteln. Schließlich die bedauerliche Feststellung, daß die vom Verein geplante Hilfe­attion für notleidende deutsche Kin der infolge der zwischen der deutschen und tschecho slowakischen Regierung bestehenden Meinungsver­schiedenheiten leider nicht durchgeführt werden fann.

berfreunde" für die Tschechoslowakische" Repu­bli hielt am 13. Mai in Prag eine Sigung ab, bei der über die Tätigkeit des Vereines in den letzten Monaten berichtet, über die Arbeit in der nächsten Zukunft beraten und zu einer Reihe dringlicher Fragen Stellung genommen wurde. Sontalt zwischen der Reichsleitung auf der einen, Berlin Der Tätigkeitsbericht zeigt, daß der den Gauen und Ortsgruppen auf der anderen Seite noch manches zu wünschen übrig läßt, bietet aber

Devi'enture.

Die tschechische Krone notiert in: Rewport 100 Zürich 100

Wien

1

... Dollar 2.94.75 Schweiz . Frant 16.70.00 Mart 1255.00.000.000.00 österr. Aronen 2.112.0)

Hitlers Arbeiterpartei" im Reichstag. troedem im ganzen ein sehr erfreuliches Bild. Die Berlin , 24. Mai. ( Wolff.) Die Fraktion der 3 ah! der Ortsgruppen nimmt beson­nationalsozialistischen Freiheitspartei setzte ihren ders in Mähren und Schlesien ununterbrochen Lages Neuigkeiten. Vorstand folgendermaßen zusammen: Vorsigen Brünn, Jägerndorf , Neutitschein - sind neue zu. In einer ganzen Reihe von Städten- so in der Abg. von Graefe, Stellvertreter Abg. Gott- inderheimstätten eröffnet worden. Solange noch sind wir Barbaren. fried Feder und Grafvon Reventlow, Bei- Tätigkeit der Funktionäre läßt überall das Streben Solange tausendfältig Kain den Abel fiber die Abg. Jacob und Hulle , Geschäftsführer erkennen, den Forderungen der Bewegung gerecht Unblutig oder blutig noch erschlägt, der Fraktionsabgeordnete Henning, Mitglied des zu werden. Nicht nur in der Kleinarbeit des All- und nicht der Streit, den einst erregt zu Babel tags, sondern was besonders erfreulich ist Des Sprachenkampfs Erinnys beigelegt­Vorstandes ohne Amt Abg. General von auch bei festlichen Anlässen. Die Zahl der Rein- Solang' nicht Poesie als Taub' im Schnabel Ludendorff. Sodann wurde eine Entschlie- gewinn"-Beranstaltungen geht sichtlich zurüd; die Des engen Völkerfriedens Delzweig trägt- sung gefaßt, wonach die von der nationalsozialisti- Programme der letzten Weihnachts- und Rin- Solange, jag ich euch, troß der Fanfaren schen deutschen Arbeiterpartei und anderen der Maifeiern zeigen vielfach Ansätze zu Des Fortschrittsjubels, find wir noch Barbaren . neuen Formen. Die guten Beziehungen zu den befreundeten völkischen Vereinigungen gewählten anderen sozialistischen Kulturorga­Reichstagsabgeordneten fünftig eine einheit nisationen lommen praktisch zum Ausdrud in liche Fraktion unter dem Namen National- erfolgreicher gemeinsamer Arbeit. Die Sozial­fozialistische Freiheitspartei" bilden.

Hammerling.

Ein sonderbarer Zufall.

also unter anderem:

,, Bon Tag zu Tag erkenne ich deutlicher, das ungeheure Unglück, das die kommunistische Ab­spaltung dem Proletariat gebracht hat. Bis heute wartete ich darauf, wie die Kommunisten das Unheil, das sie anrichteten, durch wahrhafte Revolutionierung der Arbeiterschaft, durch den endlichen Beginn der Weltrevolution wiedergut­machen werden, die den Arbeitern tausendmal- auch von mir- immer für den nächsten Tag versprochen wurde. Statt dessen aber hat die Wühlarbeit der Kommunisten Tausenden das Vertrauen auf den Sozialismus genommen, haben ihre inhaltslosen Phrasen und ihre un­verantwortliche Taktik Blutopfer auf Blutopfer gefordert, Ungezählte verfielen der Gleichgültig keit, so daß gerade in der kommunistischen tigkeit die Weltreaktion ihren tüchtigsten Förderer und Bundesgenossen gefunden hat. Dies und die täglichen kommunistischen Verleumdun­gen der Sozialdemokraten haben mich innerlich nunmehr vollends von den Kommunisten fo gelöst. As chrlicher Mann will ich auch äußer lich nicht eine Stunde länger einer Partei an­gehören, die meine höchste Unzufriedenheit er­regt, weshalb ich meinen Uebertritt von der kom munistischen zur deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in aller Offenheit vollziehe."

Es mag gerade einem ehrlichen und auf redy.en Mann nicht leicht fallen, der Partei, für die er als Vertrauensmann gefämpft, Ate sagen. Aber fühlt sich einer als Sozialdemo'rn, dann muß er stolz und offen mit seinem Bea fenntnis auftreten. Wer domit einverstanden ist, daß jemand Spigel und Wühlarbeit bei einer anderen Partei treibt, gehört selber zu den ,, Kommunisten ", wie sie die Internationale" er

zicht.

Wozu die Ka holikentage da sind.

Die Kleritalen haben bisher immer behaup

tet, daß ihre Satholifentage un politische Ver anstaltungen seien, auf denen einzig und allein religiöse Ülebungen abgehalten, die Seelen im Glauben gestärtt und die Frommen noch frömmer gemacht werden. Wir dagegen wissen. daß auf demokratin " bringt eine regelmäßige Kinder- Die kommunistische Aussiger Interna- diesen Versammlungen nebst der obligaten Bolfs freunde" Beilage und Jugendliche stellen sich über- tionale" läßt sich aus Roznik bei Karlsbad verbummung christlichsoziale Parte ipropaganca Eröffnung der italienischen Kammer. all freudig in den Dienſt unserer Sache; die ge- als hervorstechendstes Ergebnis der dort von den getrieben wird, ja, daß die Katholikentage eine Art meinsame Erziehungsarbeit bei Kinderfreunden" Kommunisten durchgeführten Werbeaktion das Heerschau über die schwarzen Streiter im Denſte Eine Thronrede der üblichen Phrasen. und Turnern berechtigt zu schönen Hoffnungen für Bekenntnis eines sozialdemokra- der Reaktion und des Pfaffentums sind. Und Rom , 24. Mai. ( Stefani.) Heute vormit- die Zukunft. tischen Funktionärs" mitteilen. Ein siche, unsere Auffassung wird von einem. der es tag wurde mit großem Gepränge die neue Kam Die Beratungen über die nächsten Aufga- langjährig tätiger, ehrlicher sozialdemokratischer ja wissen muß, vom hochwürdigen Pater Krap­mer eröffnet. In der Thronrede wird ausgeben der Organisation laten sich an dieser Stelle Funktionär hätte den kommunistischen Werbern pel, Statecheten in glau, bestät gt. In der führt, daß die Annex on Fiumes und die Ent natürlich nur auszugsweiß darstellen. Das Fest eine Unzufriedenheit mit der Sozialdemokratie Tagespost" schreibt der Hochwürdige Herr über schiedenheit der Außenpolitik Italien den Platz der Jugend weihe soll sorgfältig vorbereitet und seine Begeisterung- wie denn nicht?- die Notwendigkeit, die Statholiken zu organisieren, gesichert haben, auf den es unter den Völkern das und in würdiger Weise gefeiert werden; die Orts über die fommunistische Tattit zu verstehen ge- wie dies ihre Fende" tun. Stein Zweifel, daß Recht hat. In Rechts- und aministrativen Ange- gruppen erhalten dazu rechtzeitig genaue Ratschläge. geben. Dieser sagenhafte Genosse sieht jetzt flar, P. Strappel an politis.he Organisation denti und legenheiten sind einige Reformen notwend g. Die Gauobmänner haben dafür zu sorgen, daß eine wie notwendig die Spaltung war" und er wird nicht an religiöse, daß er, wenn er von der Kirche Es müssen die militärischen Probleme rege Sommertätigteit entfaltet werde: es sich deshalb noch gut überlegen", ob er noch spricht, die christlichysoziale Partei meint und das entsprechend den wirtschaftlichen Möglichkeiten des regelmäßige Ausflüge( Fahrpreisermäßigung 50%). einen Tag länger in der sozialdemokratischen Par- für ihn der Schutz des angeblich bedrehten Gan­Landes und entsprechend den Forderungen auch Propaganda- Ausflüge nach dem Muster unje- tei" bleiben wird. Am Schlusse schreibt dann die bens gleichbedeutend mit dem Schutz der weltti hent der Außenpolitit gelöst werden. Italien rer Turner, wenn möglich eine fleine Ferienreife Internationale":" Den Namen des betreffen Machtposition des Pfaffentums ist. Da glaubt der fann nicht wehrlos bleiben zwischen den be-( vielleicht im Anschluß an das Karlsbader Bundes- den Funktionärs be halten wir aus begreifa Pater, daß ein Wirken der Priesterschaft innerh ib waffneten Völkern und sich der Gefahr turnfest), Baden und Schwimmen, Büchereistunden lichen Gründen noch für uns, denn dieser Ge- der Serchenmauern nicht mehr ausreiche und rich cines Ueberfalles ausseßen. u. a. m. Verhandlungen für Versicherung der nosse wird zur Erwedung der sozialdemokratischen tet ein Mahnung an afle Priester. die noch Die Reparationen und die mit ihnen zusam- Kinder und Funktionäre gegen Unfall und Haft- Arbeiter sein Möglichstes tun." Der brave, immer unter nichtigen Vorwänden unseren Ne hen menhängenden Fragen beschäftigen heute ganz pflicht wurden eingeleitet. Für den kommenden ehrliche" Mann wird also voraussichtlich nach und Arbeiten fernstehen", d. h. an alle jene Weni­Europa. Italien wird mit allen Mitteln darauf Winter sind nach Möglichkeit Schlittschuhe, außen Sozialdemokrat bleiben, um nach innen gen im geistlichen Gewande, welche n der Seel­hinarbeiten, daß ein solches Ergebnis erzielt wird, Rodel, Stier etc. zu beschaffen. Die Agitation seine tommunistische Zellenbautätigkeit zu entfal- forge noch nicht klerikale Propagandatätigkeit sehen das Gefahren in Zukunft beseitigen würde und bei den Eltern soll durch Ankauf geeigneter Lichtten! Das ist so recht der ehrliche" Mann, wie und noch nicht zu Agitatoren der christlichsrzialen es ist auch zu Opfern bereit, um den bilderserien für Elternabende geför- ihn die Internationale" sich erträumt. Da- Parte geworden sind. Dagegen freut sich der an­Frieden zu sichern, unter der Bedingung, dert werden. Es ist klar, daß die Verwirklichung mit soll aber beileibe nicht gesagt sein, daß sich griffslustige Pfaffe, daß die Katholikentage so daß seine berechtigten grundlegenden Interessen dieser Pläne einerseits opferfreudige und geschulte unter den Lesern der Internationale" nicht auch großartige Musterungen darstellen. auf denen gewahrt werden. Unsere Konvention mit Ju Funktionäre, andrerseits aber auch ganz bedeutende wirklich sehr ehrliche Leute befinden. Ein wunder- die Truppen einererziert werden. goslawien wird uns eine freundschaftliche Mittel voraussetzt. Für Schulung und Wei- barer Zufall will es, daß wir gerade heute mit Wir waren der Meinung, daß die Shar der Mitarbeit ermöglichen, die auch im Interesse ganzterbildung der Funktionäre soll durch der Meinungsäußerung eines dieser ehrlichen Gläubigen sich bibe ge mäß als Lämmlein fromm Europas , der Donau - und Vallanstaaten sein Veranstaltung von Erzieherkursen, Herausgabe von Kommunisten dienen können, doch wollen wir und sanft, wie es sich für solche geziemt, fühlt. Die

Ernst Toller .

tan" einem übermütigen Gelächter mit geradezut amer Canischer humoristischer Drastik preis.( Alle diese Werte sind im Verlage von Gustav Siepen­heuer in Potsdam erschienen.)

lich als Kriegsbeschädigter aus dem Heeresdienst beschränkt wird und noch Ende d. J. auf die Auf-| wiesen. Sie ist aber auch manchem Werke von entlassen, sucht Fühlung mit maßgebenden Fühforderung, für die sozialdemokratische Presse einen Gerhart Hauptmann wie z. B. dem Fuhrmann rern der Friedensbewegung zu gewinnen und kleinen Beitrag zur Maifeier zu schreiben, unter Henschel", benachbart. Die neueste geistige Volts­schließt sich eng an Kurt Eisner , Gleich diesem der Kontrolle der Gefängnisbehörde antworten feuche endlich, das Hakenkreuzlertum, gibt Teller Das außergewöhnliche, mit politischen Mo- wird er Anfang 1918 wegen angeblichen Landes- muß: Ihren Wunsch kann ich leider von hier in feiner Komödie Der entfesselte Wo menten eng verknüpfte und für unsere Zeit doku- verrates in die Untersuchungshaft des Militär- aus nicht erfüllen." atentarische Schicksal Ernst Tollers und seiner Unter dem Druck des Kriegserlebnisses ist Werte hat diesen jungen Dichter zu einem der gefängnisses gesteckt, und erst im September frei­meistgenannten der Gegenwart gemacht. Mehr als gelassen. Nach der Revolution steht er aufs neue bereits in den letzten Striegsjahren Tollers erstes der fünstlerische Wert seines Schaffens hat dies in Eisners Gefolgschaft und bemüht sich nach dramatisches Werk entstanden, Die Wand der künstlerische Wert seines Schaffens hat dies dessen Ermordung um die fozialistische Ein gung. Lung", die den bezeichnenden Untertitel Das Schicksal ihn in den Mittelpunkt eines leidenschaft- Die erste Ausrufung der Münchener Räte repu- Ringen eines Menschen" führt. Das schreckens- eigentlich fünstlerischem, als vielmehr aus ethisch­Tollers Werk ist bisher nicht so sehr aus uchen Meinungsstreites gerissen. In diesem blik am 7. April 1919 geschicht gegen seinen volle Antlitz des Krieges an der Front, im Schicksal erblicken wir ein Stück Revolutions- Willen und von der Kunde der zweiten Ausrufung Lazarett, in der Heimat- und die geistige, sozial- Sinne des Wortes agitatorische Moment über­- sozial- sozalem Antrieb entstanden. Das im edelſten geschichte und ein Spiegelbild deutscher und der Räterepublik wird er acht Tage später in revolutionäre Wandlung der jungen Generation wiegt einsnveilen noch die dichterische Gestaltung, menschheitlicher Geistesrevolution unserer Zeit. Nürnberg auf der Reise nach Berlin überrascht. von der falsch verstandenen Vaterlandsliebe zur und die ästhetische Illuſion tritt zurüd hinter Bei einer objektiven Würdigung der literarischen Wenn er sich hernach doch in den revolutionären Arbeit aller für alle d zur Menschen- und Bedeutung Tollers ist dies Schicksal zunächst Zentralrat wählen läßt, so tut er es, um die Be- Böllerversöhnung ist hier mit expressionistischer programmat ſcher, pathetischer Rhethorit. Daß außer Betracht zu lassen und die Frage zu klären, wegung in geordnete Bahnen zu lenken und Aus- Phantastik und mythischer Größe und Symbol- dennoch dieser Toller ein Dichter ist, läßt sein wieviel vom Schaffen dieses Dichters Bestand schre tungen zu verhüten. Werk oft genug erkennen. Man braucht nur bei­Er verhindert Todes haftigkeit dargestellt. Das tiefste Erlebnis aber behalten wird, wenn nach seiner im kommenden urteile des Revolutionsiribunals, zerreißt Saft- fällt für Teller in das Frühjahr 1919. und ihm ſpielsweise hinzuweisen auf die ungeheure drama­Ju bevorstehenden Entlassung aus der Festungsbefehle, die ihm vorgelegt werden, sucht Berhand- hat er in seinem Werke Masse Mensch ", tische Ballung und Anschaulichkeit mancher haft das ſenſationelle Moment fortgefallen sein lungen anzusnüpfen und soll deshalb auf An- dem Stück aus der sozialen Revolution des Szenen von Masse Mensch oder an die er­weisung des Oberdiktators Lewien verhaftet zwanzigsten Jahrhunderts", das die Widmung greifende lyrische Bartheit, Inbrunst und Ein­Natürlich läßt sich das persönliche Erleben werden. Er verhindert Requivierungen, ruft den Den Proletariern" trägt, erschütternden Aus- fachheit, die aus seinem jüngst erschienenen Schwalbenbuche" klingt. Ernst Tollers nicht ganz von seinem Werte tren- Arbeiterräten am 26. April zu, die Wirtschaft der druck verlichen. Hier tritt der verelendeten, zu nen, denn dies Erleben ist es ja, das in seiner neuen Herren sei ärger als die Ludendorfferei, und blutiger Gewalt aufgepeitschten. Masse Mensch, Was er fann und wie weit er fchöpferisch Dichtung Gestalt gewinnt. Was für ein Mensch als die Rotgardisten seinem Befehl entgleiten und die d Schlachtruf Masse ist Rache" ausstößt, über sein aktuelles Geschid hinauswachsen wird, Toller ist, wird aus der Geschichte seines Pros auf eigene Faust ein Blutbad veranstalten, ist die Frau, die Genoffin, entgegen. Die teinen Baß soll Toller uns nach seiner Freilassung zeigen. zesses offenbar. die Stefan Großmann in seiner seine letzte Tat vor dem Zusammenbruch der und keine Rache dulden will, die bekennt: Masse Er wird seiner fünfjährigen Saft zweifellos eine Flugschrift Der Hochverräter Ernst Toller " Rätediftatur die Befreiung von sechs im Keller soll Volt in Liebe sein. Masse soll Gemeinschaft starte menschliche und fünstlerisch Reise verdan­( Verlag von Ernst Rowohlt in Berlin ) geschildert des Luitpoldgymnasiums eingesperrten Geisein. sein", und die schließlich als Zeichen des tragischen ten, aber er muß sich auch erst wieder in der All­hat. Der zwanzigjährige Student der National Und dieser Mann. der vor Gericht unw der Zwiespalts unserer Zeit ofs einziges Onfer des tagswelt zurechtfinden. Auf jeden Fall aber steht öfonomie sieht bei Stricosausbruch als begeister- sprochen fagen durfte: Ich habe nie eine Hetz- niedergeschlagenen Aufruhrs von der bürgerlichen seine Bedeutung für die jüngste Geistesgeschichte ter Freiwilliger ins Feld und bringt es in den rede gehalten", für den sich Dichter wie Thomas Gesellschaft hingerichtet wird. Im inte- schon heute fest. und wir dürfen deshalb seiner blutigen Stämpfen im Priesterwalde bis zum Mann und Carl Hauptmann eingesetzt haben, mann" ist dann das Massenleid der Gegenwart fünftigen Entwicklung mit den besten Erwartun­Unteroffizier. Unter der niederschmetternden wird fünf Jahre lang ohne einen einzigen tr zu einem typischen Einzelschicksal verdichtet. Man gen entgegenschen. Bucht des Kriegserlebnisses erleidet er 1916 einen laubstag gefangen gehalten, in einer so strengen hat mit Recht auf die Verwandtschaft dieser Seelen- und Nervenzusammenbruch, wird schließ- Haft, daß er selbst in seiner literarischen Arbeit Tragödie mit Georg Büchners Woyzeck hinge­

wird.

"

Dr. Wilhelm Bolze.