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4. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan ber Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Mer propagiert den politischen Mord?
Man greift sich an den Kopf! Wie, dieses nationale und christlichsoziale Bürgertum erdreiftet sich, die Sozialdemokratie der geistigen Urheberschaft des Mordanschlages auf den Prälaten Seipel anzuklagen? Jene Sozialdemofratie, deren Disziplin und Besonnenheit es dieses selbe Bürgertum zu danken hat, daß ihm troß aller Leiden, alles Unrechts, das die Arbeiterschaft in der Zeit des Krieges zu erdulden hatte, in den Umsturztagen an Leib, Leben und Eigentum fein Schaden widerfuhr? Ist das nicht der Gipfelpunkt der Frechheit? Sat denn nicht die Sozialdemokratie seit jeher den individuellen Terror verworfen, schon deshalb, weil sie in ihm fein taugliches Mittel zur Aenderung der sozialen und politischen Unrechtszustände zu erblicken vermochte, und weil sie erkannte, daß jede solche Wahnsinnstat nur der Stärkung der Reaktion zu dienen imstande ist? War es nicht gerade die Sozialdemokratie, die sich am stärksten gegen die Mordhetze der politischen Abenteurer gewendet
hat? Sie war es doch auch, die bei den politischen Morden der letzten Jahre fast immer die Leidtragende war. Nur Narrheit, Lüge und Böswilligkeit kann es fertigbringen, die Sozialdemokratie direkt oder indirekt der Propagie rung des politischen Mordes zu beschuldigen.
Freitag, 6. Juni 1924.
Millerand weicht nicht!
Die Barlamentspräsidenten fordern Millerands Rücktritt. lehnt die Regierungsbildung ab.
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Nr. 133.
Lösung der Reparationsfrage anerkennt. Er cr= wartet von der Reichsregierung, daß sie im Interesse der schwer leidenden beseßten Gebiete und der Aufrechterhaltung der deutschen Wirtschaft mit Beschleunigung die zur Durchfüh rung des Gutachtens erforderlichen Geseßentwürfe vorlegt. Gleichzeitig erwartet er, daß die Reichsregierung die Freiheit der Gefangenen, die Rückkehr der Ausgewiesenen, die Räumung der nicht vertragsmäßig beseßten Gebiete und die Wiederherstellung geschmäßiger Zustände in den vertragsmäßig befest bleibenden Gebieten sichert.
Präsident des Senates, Doumergue , und der annehmen könne. Nach seiner Unterredung Paris , 5. Juni .( Eigenbericht.) Der fung zum Ministerpräsidenten von ihm nicht Präsident der Kammer, Painlevé, wurden mit Millerand begab sich Herriot in das Palais heute nachmittag in der üblichen Weise zum Prä- Bourbon, um an einer Beratung der Abgeordne fidenten Miller and berufen. Beide Politiker ten des linken Blods teilzunehmen. Es wird mitseßten dem Präsidenten auseinander, daß nach der geteilt, daß der Generalgouverneur von Algerien , Nach dieser Unterredung wurde Herriot zum rand die Absicht hat, ihm die Bildung einer daß dieser Antrag der Mittelparteien in der morpolitischen Lage sein Rüdtritt das gegebene fet. Steeg, nach Paris abgereift ist, und daß MillePräsidenten berusen, der mit ihm eine einstündige Minderheitsregierung zu übertragen, da der Prägigen Sitzung eine Mehrheit findet, da auch die Unterredung hatte. Millerand erklärte, daß er sein sident gewillt ist, seine Demission erst dann zu ge- Sozialdemokraten für diesen An- Amit als Präsident nicht niederlegen werde, ben, wenn eine von ihm gebildete Regierung in trag stimmen werden und von den kleineren Daraufhin antwortete Herriot , daß er eine Berus der Kammer gestürzt worden ist.
Riesenaufmarsch des Wiener Proletariats.
Eine der größten Manifestationen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft.
waren so groß, daß, obwohl die Demonstration für 5 Uhr angesagt war, um 7 Uhr die Ottal ( eine halbe Stunde von der Ringstraße) hinaus ringer Arbeiter noch immer nicht über den Gürtel gelommen waren.
Es ist mit zientlicher Sicherheit anzunehmen,
Gruppen ein Teil für den Antrag stimmen, ein anderer Teil sich der Abstimmung enthalten wird.
Im Namen des Zentrims, der Demokraten und der Deutschen Volkspartei erklärte Scholz, daß die schleunige Annahme des Gutachtens un bedingt erforderlich sei. Deswegen sei das Fest- halten an der bisherigen auswärtigen Politik notwendig. Von den Deutschnationalen sei eine solche Erklärung nicht zu erlangen gewesen und daher bleibe die bisherige Koalition, welche der
Regierung das Vertrauen ausſpricht.
Im Namen der Deutschnationalen erklärte Graf Westarp, daß seine Partei, wenn sie in der Regierung fäße, es nicht zugeben würde, daß das fenntnisses von der Schuld am Kriege geknechtet deutsche Volk auf Grund eines erpresten Be
Wien, 5. Juni .( Eigenbericht.) Nach dem Gewerkschaftskongreß fand heute nachmittags eine Arbeiterschaft vor dem Parlament statt, wo die ungeheure Demonstration der Wiener Delegierten des Gewerkschaftstongresses Aufſtel lung genommen hatten, Die Demonstration, Die Arbeiter vollten durch ihren mafien Reichstanzler Dr. Marg polemisiert mit den Aber ist auch das Gewissen jener, die sich vielleicht die größte, die Wien jege haften Aufmarsch nicht nur den auswärtigen De- Ausführungen Westarps und erklärt, daß die anmaßen, jeẞt als unsere Ankläger aufzutreten, fehen, hatte, obwohl gegen 6 Uhr ein wolfen- legierten ein Bild der Macht der Wiener Version von der Schuld Deutschlands am Striege so rein wie das unjere? Die Christlichsozialen, bruchartiger Regen niederging, einen riefigen Arbeiterschaft geben, sondern sie wollten vie überpurzeln sie sich förmlich vor sittlicher Umfang. Stundenlang zogen die Arzugleich gegen die Seße, die die bürgerliche ſondern durch zahllose Veröffentlichungen winicht nur durch seine und Stresemanns Reden, Entrüstung! Wie mühen sie sich eifrig, im beiter im strömenden Regen am Par- Preffe aus Anlaß des Attentates auf den Bun- derlegt sei. Auch er fagt, daß in der bisheri Schweiße ihres Angesichts, zwischen dem Wi- lament vorbei. Die Majsen der Arbeiter, deskanzler gegen die Arbeiterschaft inszeniert hat, derlegt sei. Auch er sagt, daß in der bisherigen Außenpolitik teine Aenderung eintrederstand, den unsere österreichischen Genossen die aus den Vororten herbeigeftrömt kamen, manifestieren. ten dürfe. Der Kanzler schloß mit der scharf be tonten Erklärung, daß die Politik Westarps nicht zu der gewünschten Befreiung der besetzten Gebiete führen würde.
Die Neichstagsdebatte.
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Der völkische Abgeordnete Graese greist die Reichsregierung an und vergleicht sie mit einem jüdischen Schnorrer. Gegen den Reichskanzler geIndem der Reichstag über alle anderen wendet, sagte Redner, man müsse sich wundern.. Anträge zur Tagesordnung übergeht, billigt daß dem Reichskanzler nicht die Zunge im er die Erklärung der Reichsregierung, nach der Salse verdorrt sei, daß er nach diesen fünf sie das Gutachten der Sachverständigen als Jahren noch von einem ehrlichen Verständigungspraktische Grundlage für eine schnelle willen" der Gegner sprechen konnte.
der von der Seipelregierung betriebenen Sanierungsaktion entgegenstellten, und der sinnlosen Tat des Jaworef einen Zusammenhang herzustellen! Die Sozialdemokraten haben Seipel Genosse Loebe wendet sich zunächst gegen die und sein Werk als schädlich bekämpft, wem sogenannte Dolchystoßlegende. Es müsse doch auch wollen die Christlichsozialen aber einreden, daß Heute Abstimmung über die Anträge zur Regierungserklärung. General Ludendorff befannt sein, daß Miles diese Opposition war, welche dem konfusen Tionen Sozialdemokraten im deutschen Heere geSonderling, der diejer Jaworek war, den Re- punkt der heutigen Reichstagsverhandlungen bil- die Reichsminister beantragt, doch ist dieser Au- völkischen fordert er die Regierung auf, allen Berlin , 5. Juni .( Eigenbericht.) Den Höhe trauensvotum" für die Reichsregierung und fämpft haben. Unter großem Lärm der Deutschvolver gegen Seipel richten ließ! Was leistet bete nach allgemeinem Urteil die Rede des sozial trag ironisch gemeint und deshalb gestellt, weil Fahnenweihen, Paraden und ähnlichen Veransich gerade die christlichsoziale Partei jahraus, demokratischen Sprechers Genossen Loebe, der die Deutschvöllischen durch diese Form der Anstaltungen der Deutschnationalen mit aller Entjahrein an Wüstheit und Verlogenheit im sich in seinen Ausführungen mit der Stellung der tragstellung den Regierungsparteien Schwierig schiedenheit entgegenzutreten, da dadurch die Kampfe gegen die sozialdemokratische Partei! Sozialdemokratie zum Sachverständigengutachten feiten zu bereiten hoffen. Die Dentschnationalen Außenpolitik und auch das Schicksal der besetzten Nie noch hat sic es versucht, sachliche Argu- und zur Regierungsbildung befaßte und sowohl und Kommunisten haben ein einfaches Miß- Gebiete ungemein erschwert und die Militärfonmente anzuwenden, nie noch unternommen, mit den Deutschvölkischen wie mit den Kommu- trauensvotum beantragt. Um all diesen Anträ- trolle verlängert werde. die Sozialdemokratie mit geistigen Waffen zu nisten abrechnete. Die Beratungen werden morgen entgegenzutreten, haben die bürgerlichen Mitbekämpfen. Ihr Kampf iſt eine unaufhörliche Der Reichsaußenminiſter Dr. Strese ten, folgenden Antrag Gates über gen fortgesetzt werden. telparteien, Zentrum, Volfspartei und Demokra Seße, die vor der Entstellung der Ziele, der mann wird morgen zu den Angriffen der Deutscheingebracht: Motive und Bestrebungen, ja vor der persön nationalen auf seine Außenpolitik Stellung neh lichen Verunglimpfung und Verächtlichmachung men. Im Laufe des Nachmittages wird es dann des politischen Gegners nicht zurückscheut. Und zur Abstimmung der eingegangenen Anträge komdiese Gesellschaft stellt sich entrüstet, weil die men. Die Deutschvölfischen haben ein VerSozialdemokratie einen im Interesse der breiten Schichten notwendigen Kampf gegen Seipel führte und bezichtigt sie deshalb der Mit- daß militärisch- hakenkreuzlerische Formationen, jozialdemokratischer Arbeiter ausbezahlt er- zialistischen Arbeitern in Thüringen und an verantwortlichkeit an dem Mordversuch Jawo- von der Regierung liebevoll gefördert und behalten hätte. Doch man begreift, warum die den hunderten anderen republikanisch und sorefs, der Nichtsozialdemokrat war und der schüßt, allenthalben entstehen konnten. Ganz Christlichsozialen den Sozialismus so eifrig als zialdemokratisch gesinnten Menschen begingen, seiner ganzen geistigen Veranlagung nach eher nach dem Muster der reichsdeutschen Stahl- den Heßer zum Morde denunzieren. Weil sie welche die politische Geschichte Deutschlands als den Christlichsozialen sich zuneigte! Haben die helm- und Orgeschbanden wurden in Defter nicht zugeben wollen und können, daß nicht blutbefleckt erscheinen lassen. Meuchelmörderi Christlichsozialen schon an die Ermordung des reich unter dem milden Protektorat der christ die Sozialdemokratie, wohl aber der Stapitalis- scher, verbrecherischer Terror, das ist jede Genossen Schuhmeiers vergessen? Der lichsozial- großdeutschen Regierung die Terror- mus, sein Ausbeutungssystem und seine Ge- Lebensregung des Hakenkreuzes und bei keiner Verüber dieser politischen Mordtat war ein banden der Ostara- Leute ausgerüstet, deren wàltmethoden selber es sind, welche solche Ja- seiner Schandtaten hat die bürgerliche Preſſe waschechter Christlichsozialer, war sogar der Zweck offenkundig dahin geht, die sozialistische woreks möglich machen, Menschen, die entgleist auch nur annäherud das Maß von Entrüstung Bruder des christlichsozialen Abgeordneten Bewegung Surch Gewaltausübung zu hemmen, sind und die in Not auf die Bahn des Ver- aufgebracht, das sie sich jetzt über die SozialKunschat, dennoch leugneten damals die Christ- und die, wären sie stark genug, fängst die Arbrechens getrieben werden. demokratie leistet, weil ein Arbeiter, nicht lichsozialen jeden Zusammenhang mit dem beiterbewegung im Blute erstickt hätten. Noch Und erst die bürgerlich- nationale Presse! ein Sozialdemokrat, gegen einen Exponenten Mörder und verwahrten sich empört gegen die zittert in der österreichischen Arbeiterschaft die Wie geheuchelt ist erst ihre überschäumende der kapitalistischen Selassen ein Attentat verübt Behauptung, ihre maßlose persönliche Heze fiefe Erregung darüber nach, wie milde die Entrüstung über den roten Terror! Gerade jetzt hat. Derselben kapitalistischen Selassen, welche gegen Schuhmeier habe dem Fanatiker Kun- Justiz dieses von den Christlichsozialen geleite geht in Deutschland der Prozeß gegen Haken- als die Nußnießer und Auftraggeber jener anschak den Revolver in die Hand gedrückt. Was ten Desterreich zwei Mordtaten dieser von der kreuzler vor sich, die den General Seedt er- deren Mord- und Gewalttaten angesehen wersie, obwohl es mit viel mehr Berechtigung ge- Reaktion gedungenen Buben beurteilt hat. Die morden wollten, weil er dem Ludendorff - den müssen! schah, für ungerecht erklärten, in ihrem haß- Arbeiter Birnecker und Still wurden Sitler- Unternehmen im Wege stand. Seeckt Es gibt eben einen Terror, über den die erfüllten Feldzuge gegen die sozialdemokratische durch Revolverschüsse dieser Mordhelden getötet, lehnte die Mitwirkung der Reichswehr für bürgerlichen Parteien schweigen. Sie fennen Partei finden sie es vollkommen am Plaße. das Ergebnis der strafgerichtlichen Verfolgung diesen Putschplan ab, darum sollte er beiseite- nur einen roten Terror. Darum jeßt das GeDoch man braucht nicht so weit zurückzugreifen, waren lächerlich geringe Strafen! Im Falle geschafft" werden, wie man Scheidemann und schrei der Organisatoren und Freunde der poum sich klar zu werden, wer die Gewalt pro- der Ermordung des Genossen Stills kamen die Harden erledigen" wollte. Es waren die litischen Gewaltmethoden. Sie werden niemanpagiert und die Tötung des politischen Gegners Täter mit ein paar Kronen Geldstrafe davon! intermänner dieser bürgerlich nationalen den täuschen. Alle Welt weiß, wo die Propafür ſittlich erlaubt hält. Unter der Seipelregie- Es fehlte nur noch, daß das Mordgesindel von Presse, welche die politischen Morde an Eisner gandisten des politischen Mordes rung war es möglich, daß sich in Desterreich dieser Justiz des christlichsozial regierten und Auer, an Rosa Luxemburg, Liebknecht , find!
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die Gewalthaufen der Heimwehrleute bildeten, Desterreich eine Prämie für das Niederknallen Rathenau und Erzberger , an den dreißig so
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