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4. Jahrgang.

Suzialdemokrat

Zentralorgan er

Der Fascio als Mörder.

utfchen lozialdemokratischen Arbeiterpartei

in der tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 15. Juni 1924.

Matteottis Ermordung.

Bezugs Bebingungen: Bel Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post: monatlich.... 16.­

vierteljährlich

halbjährig

ganzjährig

"

48.­96.­

192.­

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Nr. 140.

Auch der Leiter des Preßbureaus im Mini­sterratspräsidium und Mitglied des Vier- Män ner- Kollegiums der fascistischen Partei Cesare Rossi   hat aus den gleichen Gründen um seine Enthebung angesucht. Mussolini   hat diesem An­Rossis als forrekt in persönlicher und politischer suchen ebenfalls entsprochen und die Gründe Hinsicht anerkannt.

Böllerbundrat. - Ungarns  

Sanierung. Abrüstung.  Genf, 14. Juni  .( Tsch. P.-B.) Der Völker­

unter dem Vorsitze Dr. Beness fort. Der Generalfommissär des Völkerbundes in Budapest  Smith referierte über das unter seiner Kon­trolle vor sich gehende finanzielle Sanierungswert in Ungarn  . Die Emissionsbank tritt bereits ant 1. Juli in Funktion. Die Verhandlungen über 250 Millionen Goldkronen stehen vor einem baldigen günstigen Abschluß. Die ungarische Re­

Fascistische Ordnungsbanditen haben am Mussolini  : Bestialität, Berbrechen, Idiotie." Dienstag in   Rom den sozialistischen   Abgeord­neten und Sekretär der sozialistischen   Einheits- sigung, an der nur die Mehrheit teilnahm, er Bolizei geladen und vorläufig festgehalten. Als  Rom, 13. Juni. Zu Beginn der Kammer Zeitung, Cilibelli, wurde daraufhin vor die partei am hellichten Tage und auf offener larte Präsident Rocco, während das Haus sich Ursache der Entführung betrachten die Sozialisten Straße überfallen, in ein bereitgestelltes Auto erhoben hatte, die Regierung habe alles unter den Umstand, daß Matteotti   im Besitze von Doku­gehoben und an einen einsamen Ort in der nommen, um die Schuldigen der Gerechtigkeit zu menten über schwere finanzielle Unterschleife einer Campagne geführt, wo sie ihn ermordeten. übergeben. Nachdem einige Redner der Mehrheit politischen Persönlichkeit war. Diese Dokumente Tage hindurch blieb das schändliche Verbrechen ihrem Bedauern über die Tat Ausdruck gegeben wollte er in der Kammer vorbringen. Außerdem unbekannt, es fehlte von dem Erinordeten jede das Wort und erflärte, daß die Schuldigen auf über die Spielhöllen mit Dokumenten gegen den bundsrat führte am Samstag seine Beratungen Petrolvertrag und Spur und sein Verschwinden war in geheim­nisvolles Dunkel gehüllt, obwohl, wie sich gefunden und dem Gericht übergeben würden. Unterstaatssekretär des Inneren Finzi vor­später herausstellte, mehrere Männer es sahen, habe, betrübt zu sein, sagte der Ministerpräsident, Wenn irgend jemand in diesem Saale das Recht bereitet. als Matteotti entführt wurde, seine Hilferufe so bin ich es. Nur ein Feind von mir fonnte bas Mobilisierung der Miliz. hörten und sogar die Nummer des Autos Verbrechen begehen. Meine letzte Rede kannten, in dem das Opfer verschleppt wurde. Samstag hat im ganzen Lande Widerhall gefun einem Telegramm des Setolo" hat in gans Jta­Mailand, 14. Juni  .( Schw, Dep. Ag.) Nach Dep.-Ag.) Das zeigt, bis zu welchem Maße die Ein- den und nun diese Bestialität, dieses lien die Nationalmiliz" den Mobilisierungsbefehl Ein- ben die Ausgabe einer internationalen Anleihe von schüchterung der Bevölkerung durch die Schrek Verbrechen! Aber es wird nicht unwider erhalten. Die Angehörigen der Miliz müssen jo len des fascistischen Ordnungsregimes gedichen sprochen den Prozeß der moralischen Wiedergefort in ihre Sajernen einrüden. st. Passanten sehen zu, wie ein Mensch mit burt unterbrechen können. Der Gerechtigkeit fort in ihre Kasernen einrücken. gierung hat mit der Verwirklichung der admini­Gewalt entführt wird, sie wagen aber den noch werden die Täter und ihre Auftraggeber wird Genüge geschehen; spätestens heute nachts Kein Zögern mehr! strativen Reformen begonnen. Lord Parmoor Räubern nicht entgegenzutreten, denn sie wissen, festgenommen sein. Man fann ein summarisches ( England) referierte über die Verhandlungen des  Rom, 14. Juni  .( Schw. Dep. Ag.) Die ungarischen Somitees des Rates betreffend dest daß dann auch ihr Leben verwirkt wäre, ja, Verfahren wünschen; sagt es und es wird gefche unitarisdy- sozialistische Partei erläßt gleichen Gegenstand. Die von ihm vorgeschlagene sie wagen nur heimlich die polizeiliche Anzeige hen!( Rufe: Nein!") Da dies nicht möglich ist, einen Aufruf an ihre Parteigenoffen, in welchem Resolution wurde einstimmig angenommen. Der über ihre Wahrnehmungen zu erstatten und darf man eine unselige und idiotische Episode ie aufgefordert werden, die Leitung zu unter Vertreter Ungarns Kallay dankte im amen verschweigen auch dann noch immer die Num- nicht mit der allgemeinen Politit der Regierung füßen, da die traurige politische Lage fein 3öseiner Regierung dem Völkerbundrat für die Un­mer des Autos, aus Furcht, ihre Angaben in Zuſammenhang bringen.( Beifall.) Die Nagern mehr zulaſſe. Die in   Rom anwesenden garn zuteil gewordene Hilfeleistung. Eine fönnten ihnen die Nachsucht des Fascio an tion darf ihr Vertrauen zur Regierung nicht ver Mitglieder der Parteileitung fagen in Permanenz, weiters von Dr. Beneš vorgeschlagene Resolution den Hals hetzen. Das ist das heutige faici lieren. Das Verbrechen ist antifascistisch in sei um jich über die Untersuchungen der Polizei in gibt der interalliierten Reparationskommission int stische Italien   wie es leibt und lebt, das Lander Natur und antinational und mehr noch als der Affäre Matteoti zu orientieren. ſtiſche Italien   wie es leibt und lebt, das Land furchtbar; es ist von einer bestialiſchen Paris   von dem Stande der Sanierung Kenntnis. De maximalsozialistische Partei ver Das zweite Traliandum war ein Bericht von der Mussoliniſchen Ordnung und Gefüitung, Dummheit.   Wan darf nicht zögern, zwischen öffenticht im Avanti eine Sundgebung an das Lord Barmoor über die Tätigkeit des Amtes für für das auch unser Bürgertum eine bald heim- Politik und Verbrechen zu unterscheiden. Ich Proletariat, in welcher von Manifestationen auf die Niederlassung und Arbeitsbeschaffung der liche, bald laute Bewunderung zeigt. Und die will, daß die Bürger Italiens   den Unterschied der Straße abgeraten wird. Die Arbeitermassen griechischen Flüchtlinge in Thrazien  , der ge­nicht irgendwelche fascistische erkennen zwischen der Zone der Opfer und jener werden aufgefordert, die Parole der verantwort nehmigt wurde. Bubertätsjünglinge, deren verstiegener roman- der Pflicht.( Lebhafter Beifall.) Tchen Parteiorgane genau zu befolgen. vierauf beschäftigte sich der Rat mit den tischer Sinn ihnen die Ermordung eines poli- Der Haupturheber verhaftet. Rücktritte infolge des Verbrechens. tischen Rüstungen betreffen. Die von der Fragen, welche die Beschränkung der militä­tischen Gegners als höchste Betätigung des Patriotismus erscheinen läßt, sondern, wie Berlin  , 14. Juni. Mehrere Blätter melden   Rom, 14. Juni. Die Agenzia Stefani mel- letzten Versammlung des Völkerbundes ange schon jetzt feststeht, hervorragende Funktionäre über das Verschwinden Matteottis: Als Saupt det: Der Unterstaatssekretär im Ministerium des nommene Resolution, die die Ausarbeitung und der Ordnungsbanden Mussolinis; die Spuren urheber der Entführung Matteottis ist der tostannern und stellvertretender Stommiffär für die Annahme eines allgemeinen Abrüstungs­nische Fassist Du mini verhaftet worden, der sich Luftschiffahrt Finzi ist, da sein Name mit dem planes und die grundsätzliche Beschränkung der des Verbrechens führen unter anderm auch in in politischen Kreisen der Hauptstadt rege betätigt. an Watteotti verübten Verbrechen, das er heftig militärischen Ausgaben der Mitgliedsstaaten auf die Leitung des fascistischen Blattes Corriere   aber unlängst aufgefordert wurde, das Ministerium verurteilt, in indirekten Zusammenhang gebracht die im Wilitärbudget des Jahres 1913 vorge­ d'Italia  ". des Inneren nicht mehr zu betreten. Außerdem worden ist, zurückgetreten, um für die Verteidi sebene Summe verlangt, wurde nach einem Be Was aber war die Versündigung Mat- wurde ein gewiffer Daccola in Florenz   und gung gegen die Verleumdung seiner Gegner Frei richt Dr. Beneš und weiteren Erklärungen in teottis, daß ihm die fascistische Maffia, die ein gewisser Putato in Mailand   als mit heit zu erlangen. Ministerpräsident Mussolini   hat dem Sinne angenommen, daß diese Resolution, heute Italien   in ihren Fängen hält, Rache täter festgenommen. Dumini hatte das die Demission angenommen, wobei er das die den Charakter einer bloßen Empfehlung be heute Italien   in ihren Fängen hält, Rache Auto mit einer Empfehlungsfarte des Direttors Vorgehen Finzis als vornehm und mutig würfißt, der Regierungen einfach zur Kenntnis ge schwor, daß sie ihn mit einer Schuld belastete, des fascistischen Blattes Corriere Staliano" digte und dessen Gegner aufforderte, ihre auf bracht werde. Eine weitere Resolution beschäftigt die nur durch seine Ermordung ausgetilgt wer- unter dem Vorwand abgeholt, es diene für das vagen Gerüchten beruhenden Anwürfe genauer sich mit der Kontrolle des internationalen Waf den könnte? Er hat, bald nach Zusammentritt Ministerium des Inneren. Der Direktor der zu fassen. der neugewählten Sammer eine schneidige Rede gehalten, in der er es wagte, die fascistischen Wahlpraktiken und den gegen die oppositio- wenn ihr, jei es auch nur mit orien, euch gejegestreuen Bürger hüten sich, dem System| des Abgeordneten Matteottis als ein augen­nellen Wähler ausgeübten Terror, dem Musso- gegen den Retter Italiens   aufzulehnen wagt! der Gejeßlosigkeit und der Diftatur Beifall zu blicklich nicht erwünschtes Ereignis dazwischen. linis Wahlerfolg zuzuschreiben ist, zu brand- Nach den aus   Rom eingelangten Berich sollen. Diese Bürger ließen es sich gern ge- Mussolinis Empörung" soll dartun, daß er marken. Ein Abgeordneter, der sich unterfängt, ten soll Mussolini   schon über das Verschwinden fallen, als in der ersten Zeit nach dem Kriege dieje Mordtat als etwas, dem fascistischen die Schandtaten des sakrosankten Fascismus Matteottis empört gewesen sein und er habe Mussolini   das durch die leichtfertigen und Ordnungssystem wesensfremdes ansieht, aber zu geißeln, das darf in einem Lande, das des den strengsten Beschl zu Nachforschungen nach sinnlosen Experimente der Kommunisten em- doch erkennt alle Welt, daß auch diese bestia­Segens fascistischer Ordnung teilhaftig ist, dem Verschwundenen gegeben. Er soll sogar in pörte und fanatisierte Bürgertum zur Abwehr lische Tat dem Geiste des Fascismus ent­nicht geduldet werden! Im Lande draußen der Aufregung eine schlaflose Nacht verbracht vereinigte( Fascio= Bündel, Band), doch als| sprossen ist, daß ihre Beweggründe in der Rich­herrscht längst das Schweigen des Friedhofs, haben. Als Matteottis Leiche gefunden war, sich der Fascio nach Wiederherstellung der Ord- tung gelegen sind, die der Fascismus bisher jede selbständige Regung ist erstickt, wer auf- beeilte er sich, der Stammer mitzuteilen, daß nung nicht auflöſte, sondern durch Umwand- gewandelt ist und weiter wandeln muß, wenn mudſt, muß gewärtigen, daß ihm zur Läute- die Urheber der Tat der Bestrafung nicht ent- lung der fascistischen Banden in eine Miliz sich er sich an der Macht erhalten will. Der Fascio rung seiner Seele Rhizinusöl eingeflößt, seine gehen würden. Mit einem Wort, er gebärdete einrichtete, ein dauerndes Element der militä- war es, der in heimlichen nächtlichen Straf­Wohnung demoliert und angezündet, oder ein sich, als wäre er durch die Untat seiner Ge- rischen und politischen Staatsgewalt zu wer- expeditionen" seine aufgehetzten und gut be= Messer zwischen die Rippen gestoßen wird. treuen aufs höchste erschüttert und als würde den, fonnten auch viele Patrioten über die waffneten Jungen in vollbeladenen Automo­Doch da gibt es noch einen Ort, von dem Ver- er die Menschlichkeit auch im politischen Leben Gefährlichkeit des Fascismus und der Dif bilen ausschickte, um jozialistische Arbeiter­messene glaubten, daß an ihm die Freiheit der für ein sittliches Gebot halten. Aber durch tatur ihre Bedenken nicht unterdrücken. Sie heime, Zeitungsredaktionen und Gewerkschafts­Rede gewährleistet sei, das ist das Parlament. Diese scheinbaren Regungen der Moral lasse sich erkannten, daß eine Ordnung außerhalb des häuser, später auch Privathäuser, zu überfallen Bei den Wahlen geschah Unerhörtes, damit täuschen wer will; unter diesen Leichtgläubi- Rahmens der Geseze nicht von Dauer sein und niederzubrennen. Der Fascio war es, der Mussolinis Barrierestöcke die Mehrheit in der gen, welche die Krokodilstränen Mussolinis für könne, und daß das Ordnungsbild, wie es Wordtat auf Mordtat beging, ohne daß seine Kammer ergattern, die oppositionellen Parteien echte nehmen, werden nur solche sein, die sich Italien   zeigt, auf tönernen Füßen ruhe. Anhänger befürchten mußten, von der Staats­waren durch Gewalt an der Wahlagitation täuschen lassen wollen. Um dieses Mißtrauen zu bannen, sieht gewalt bestraft zu werden. Niemand wird dar­gehindert. und durften während der Wahl- Wenn Mussolini   empört tut, so nur des sich Mussolini   genötigt, dem Fascismus den um die plößliche Empörung des Obermaffiften bewegung nicht einmal Wählerversammlungen halb, weil die Mordtat seiner Schwarzhemden Anstrich eines Elementes der Aufrechterhaltung anders denn als eine Komödie und als den abhalten. Matteotti   glaubte nun, daß über zu einer ihm ungelegen scheinenden Zeit er der Geseßmäßigkeit und Ordnung zu geben. Merger darüber ansehen, daß Mussolini   gerade diese schurtischen Wahlen wenigstens in der folgte und weil sie ihm das Konzept verdirbt. Darum hat er in letzter Zeit den Europäer jeßt die Mordtat unerwünscht ist. Neben Musso­Kammer ein offenes Wort des Protestes gejagt das er sich gerade jetzt zurechtgelegt hatte. Er hervorgekehrt und Versuche zur Verständigung lini wird es übrigens noch andere Empörte werden dürfe. O ja, sagt der Fascio, ihr dürft weiß sehr gut, und die Wahlen haben dies mit den oppofitionellen Schichten der Bevölke- geben, darunter ist auch die deutsche Bour­im Parlament sprechen, denn leider gibt es auch äußerlich aufgezeigt, daß die große Mehr- rung unternommen. Er hat erst vor einigen geoisie, die aus ihrer Vernarrtheit in den noch ein solches, aber seht zu, was euer dafür heit des italienischen   Volkes nicht im fascisti  - Tagen die Vertreter des deutschen Südtirols   italienischen Diktator kaum ein Hehl macht und außerhalb der Mauern des Parlamentes schen Lager steht, denn ohne das betrügerische empfangen, in dem der Zascio gegen alle Kul- die betrübt sein wird, daß das Mörder= wartet! Ihr habt gefügige Mamelucken zu sein Wahlgefeß, und ohne die Terrorisierung der turgrundlagen des Lebens der deutschen Be- aesicht des ordnungstiftenden wie wir, die wir in Mussolini   unseren Cäsar Wähler, wäre die fascistische Partei in der völkerung vandalisch gehaust hat, er hat die Fascio in jo eklatanter Weise erblicken, an dem alles wohlgetan ist. Mat- Minderheit geblieben. Mussolini   weiß aber vorgetragenen Beschwerden gnädigst angehört enthüllt wurde. Aber die Empörung teottis Ermordung sollte nicht nur ein Nache auch, daß sogar auch die Mehrzahl der italie  - und Abhilfe versprochen. Er hat auch in der des Einen wie des Andern, sie sind von der aft, sondern auch ein Warnungszeichen für alle hischen Patrioten den neuen Zustand der Dinge Kammer versichert, daß die Freiheit in Italien   gleichen sittlichen Qualität. Die schurkische sein, die auch jetzt etwa noch gegen den Stachel sehr argwöhnisch betrachtet und mit Bangen unbegrenzt und die frühere Illegalität ver- Mordtat wird das Schuldkonto des Fascismus zu löden wagten. Seht, so ergeht es euch, dem Ausgang entgegensieht, denn auch diese schwunden sei. Da fam ihm die Ermordung und seiner Bewunderer dauernd belasten!

fenhandels.