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4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Der deutsche Parteitag.

Mittwoch, 18. Juni 1924.

Bezugs Bedingungen:

Bd Zuffellung ins Haus oder bel Bezug durch die Post:

monatlich.... 16.­

viertelfährlich

halbjährig

ganzjährig

48.­

96.­

192.­

Addfellung von Mann tripten erfolgt nur, bel Cin­sendung der Refourmanten.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich felih.

Nr. 142.

Wähler und Wählerinnen!! Sichert euch euer Wahlrecht! Herriots erste Geseze:

Bei Bergehen gegen die fais. Vdg. vom 12. Oftober 1914, R. GB. Nr. 275, über den Wu cher tritt der Verlust des Wahlrechtes bereits bei der ersten Verurteilung ein.

Möglichkeit von Barlamentsneuwahlen baren Handlung verurteilt worden sind, die nach den bestehenden Bestimmungen den Verlust des schreitet vorwärts. Wenn auch diese Parteien aus Die Strife innerhalb der Koalitionsparteien Gemeindewahlrechtes nach sich zieht. urcht vor Neuwahlen immer wieder Mittel und Wege finden, um die zwischen ihnen bestehenden Gegensätze für den Augenbid auszugleichen, ver­schärfen jich diese Gegensätze von Monat zu Mo­nat mehr und es ist zweifellos, daß früher oder spä ter der Tag kommen muß, an dem diese Gegen­fäße unüberbrückbar und damit Neuwahlen unaus­weichlich werden. Dieser Zeitpunkt fann mit Leichtigkeit im heurigen Jahre eintreten.

4. Personen, die sich in einer Zwangs­arbeitsanstalt befinden.

Welche Kategorie von Wählern muß sich besonders um die Aufnahme in die Wählerlisten kümmern?

In der Zeit vom 11. bis 14. Juni tagte in Berlin der Parteitag der Vereinigten So­zialdemokratischen Bartei Deutschlands . Es war der erste Parteitag seit dem Einigungs­fongreß in Nürnberg im Jahre 1922, auf dem die Wiedervereinigung der bis dahin in zwei Gruppen gespaltenen sozialdemokratischen Bartei vollzogen wurde. In den Zeitraum von zwei Jahren, der seither verflossen ist, ist die schwerste Periode eingeschlossen, die unsere deutsche Bruderpartei wohl seit je zu durch leben hatte. In diese Zeit fällt der Ruhr­Für die Wahl würden aber jene Wählerlisten konflikt. die Inflation, das Anwachsen der gelten, welche Sonntag, den 15. Juni 1924 auf monarchistischen Reaktion, der konzentrierte gelegt wurden. Diefelben bleiben bis Sonntag, Angriff des Unternehmertums gegen den Acht den 22. Juni, zugänglich und in dieser Zeit lan stundentag und der Kampf um die Erhaltung gegen die aufgelegten Wählerlisten beint der Republik . Es ist erklärlich, daß die Partei meindeamt die Reklamation erhobeit werden. Die von diesen Ereignissen in Mitleidenschaft ge- Wählerverzeichnisse müssen zur Einsichtmahire zogen und vorübergehend in die Defensive ge- enigstens drei Stunden täglich zugänglich sein, drängt wurde. Die stärkste nachteilige Wirin Gemeinden mit über 5000 Einwohuern wenig stens acht Stunden täglich, und zwar ant Sams fung übte auf die Partei die Inflationsperiode tag getragen obzwar mit dem sie begleitenden furchtbaren sozialen auch in den Wittagsstunden, am Sonntag von mit dem fie begleitenden furchtbaren foaiaren 8 bis 12 Uhr vormittags. In die Bereich

aus. Das dem Verderben schier rettungslos nehmen. preisgegebene Wirtschaftsleben Deutschlands , das die Existenzmöglichkeiten jedes einzelnen Arbeiters erschütterte, schädigte auch das Leben und die Grundlagen der Partei in verzweifel ter Weise. Die sozialdemokratische Partei

Lann jedermann Einsicht

Wer ist Wähler?

ember 1923 und 15. Juni 1924 das 21. Le­1. Jene, die in der Zeit zwischen dem 15. De­bensjahr zurückgelegt haben und

2. jene, die in der Zeit zwischen dem 15. Sep­tember 1923 und dem 15. März 1924 in die be treffende Gemeinde übersiedelt find.

Wie muß man reklamieren? Wer nicht in den ständigen Wählerlisten ein­

Amnestic, Lausanner Vertrag, Annu­lierung der Dekretgesetze. Paris

, 17. Juni. Die Regierung hat drei Gefeßesvorschläge der Kammer unterbrei tet: 1. Das Amnesticgeje;

2. die Ratifizierung des Lausan ner Vertrages mit der Türkei ;

3. den Vertrag auf Annullierung der sogenannten Dekretgeseße.

Zur Amnestic wäre zu bemerken: Der Antrag ist in gewisser Beziehung ebenso groß zügig wie das Antnesticgefeß von 1906. Wegen der militärischen Delikte wird das Begnadi gungssystem, das am 1. Juni außer Wirksam feit getreten ist, jeßt wieder in Geltung gebracht. Auf diese Weise können beispielsweise Einver­ständnisse mit dem Feind und andere derartige Verbrechen durch individuelle Maßnahmen der hagen

iſt, alabar er alle gesetzlichen Boraus meſtic teilhaftig werden, wogegen sie in einent mation überreichen, in der er die Eintraging in

auch ein anderer Staatsbürger überreichen, es empfiehlt sich jedoch, daß jeder seine Reflamation unterschreibt, denar nur dadurch sichert er sich das Recht eines eventuellen Refurses an das Wahl­er betreffen. Wende sich jeder an die Vertrauens accidh. Jede Reflamation darf nare einen Wäh gericht.

Die Lofalorgani­

In den ständigen Wählerverzeichnissen missen blit ohne Unterschy ed des Geschlechtes eingetragen alle Staatsbürger der tschechoslowafifchen Repu fein, die am 15. Juui das 21. Leben reinde wenigstens seit dem 15. März ihren Wohnsit haben und nicht gemäß den für den betreffenden Wähler durch. Gesetze ausdrücklich vom Wahlrecht ausgeschlos sen sind.

allgemeinen Amnestiegesch nicht einbegriffen werden könnten.

Mit Bajonetten gegen Arbeiter. Wien, 17. Juni .( Eigenbericht.) Im Guß­Tagen die Arbeiter, des dortigen Sägewerkes und wert bei Mariazell streiften seit einigen Deutschlands

jähite früher auch materiell zujahr überschritten haben, in der Gefationen unserer Pariei führen die Reklamationen der Bezirkshauptmann ließ daher Gendarmerie

den bestfundiertesten Parteien der Internatio­nale. Mit der rapid fortschreitenden Geldent­wertung fanten ihre Einnahmen auf den Null­punkt herab, so daß die Partei nicht mehr in

der Lage war, ihren Haushalt decken zu kön

Wer ist von der Eintragung in die

Wählerlisten ausgeschlossen?

1. Personen, die durch einen rechtskräftigen Bermögen frei zu verfügen, verlustig erflärt gerichtlichen Ausspruch des Rechtes, über ihr worden sind;

nen. Der Parteivorstand mußte bei seinen Auslagen für Agitationszwede solche Eine schränkungen vornehmen, daß dadurch die Tätigkeit der Partei fast völlig gehemmt war. Das war zu einer Zeit, da sowohl die bürger­lichen Parteien wie die Kommunisten, die von 2. Personen, die in se on furs geraten jind, ihrer Moskauer Zentrale fouteniert werden, während der Dauer des Konkursverfahrens sowie über reiche Geldquellen verfügten. Wie die diejenigen, über deren Ansuchen ein Ausgleichs Partei litt auch ihre Presse unter dem Wäh- verfahren im Zuge ist, solange dasselbe nicht für rungsjammer, die Einnahmen unserer Bei- abgeschlossen erklärt wurde; 3. Personen, die durch ein rechtsfräftiges Ur tungen vermochten nicht annähernd mehr die Auslagen zu decken. Auch ihre Abonnentenzahl teil eines Strafgerichtes wegen einer solchen straf­ging rapid zurück, da das wirtschaftliche Elend 2032042ANDO den großen Massen der Arbeiterschaft das fachlicher Arbeit und es gelang aud), den säch Abonnement einer Zeitung nicht mehr erlaubte. fischen Parteistreit beizulegen. Auf dem Par­Auch von innerett Streitigkeiten über die teitag fraten wohl die beiden in der Partei Taktik der Partei ist sie nicht unberührt ge- herrschenden Richtungen sichtbar zutage, und blieben. Das war besonders in Sachsen der der Kampf der Geister war ein reger, aber Fall, wo es eine Zeitlang schien, als würden als der Parteitag geschlossen wurde, erfüllte die Differenzen zu einer neuen Spaltung An- Rechte" wie Linke" das freudige Bewußtsein laß geben. des Wiederaufstiegs der Bewegung.

Genossinnen und Genoffen! Selbst die Regierungsparteien for

dern ihre Anhänger zur Ginsichtnahme in die Wählerlisten, beziv. zur Reklamation auf, so daß auch diese Parteien mit der Möglichkeit von Wah len im nächsten Halbjahre rechnen. Jeder Interesse daran, in die Wählerliste aufgenommen wähler und jede Wählerin hat daher das größte zu werden, denn wer in der Wählerliste nicht vor­tommt, kann später nicht reklamieren und verliert daher sein Wahlrecht für alle Wahlen, die im nächsten Halbjahre vorgenommen werden, verliert also das wichtigste Recht, das der Staatsbürger hat. Benüße daher jeder die Zeit bis zum nächsten Sonntag!

politik, zu der die Partei unter be­stimmten Verhältnissen gezwungen werden fann, nicht als eine Frage des Prinzips, sondern der Taktik. Es wird darin ausge­prochen, das Interesse der Arbeiterklasse er fordere außenpolitisch die Befriedigung Euro­ pas, innerpolitisch die Sicherung der Republit gegen den Ansturm der Reaktion. Die Repu

tommen. Gestern famen dreißig Streit. brecher in einem Automobil an. Die einheimi schen Arbeiter wollten mit den Streikbrecherit ver­

handeln, das ließ aber ein Meiſter nicht zu. Als die Arbeiter dann gegen den Meister demonstrier­ten, ließ der Gendarmeriepostenführer die Gen­darmen mit Bajonetten gegen die Arbeiter ein vierjähriges Kind, das ein Arbeiter losgehen. Siebei wurden; wölf Arbeiter und auf dem Arm trug, durch Bajonettstiche verlegt. Nach diesem Vorfalle, der große Er­regung hervorrief, wurden dann die Verhandlun gen mit der Werkleitung geführt, die den Arbeitern eine Lohnerhöhung von fiinf bis siebzehn Prozent bewilligte.

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übernahme der Verantwortung im Staate besser gedient iſt.

Der Parteitag hat troß seiner furzen Dauer tüchtige Arbeit geleistet. Freudig schen wir unsere deutsche Bruderpartei wieder auf dem Wege des Aufstiegs. Das tonnie auch der dem Parteitag vorgelegte Bericht des Partei­vorstandes konstatieren und in dem es heißt: Ueberall zeigt sich die alte Opferfreudigkeit

Die

Diese traurige Periode, in der das ergste Der Kernpunkt der Auseinandersetzungen blik wird als der gegebene Boden für den für die Partei befürchtet werden mußte, ist war die staatspolitische Haltung der Partei, Stampf um das sozialistische Endziel erklärt, unserer Bartesgenossen und genofsinnen. Un­vorüber. Schon der Reichstagswahlkampf fand war das Problem der Koalition. Ein Teil und gesagt, die Teilnahme an der sere Zeitungen, die außerordentlich schwer die Partei gekräftigt und wenigstens nach der Linken hatte eine grundsäßliche Schwen- Regierung müsse die Durchsehung unter der Inflation gelitten haben, haben sich außen geeinigt wieder, wenn auch die Wir- fung verlangt und es war von ihm ein An der Demokratie und die Erfül- erholt. Ihre Auflagen steigen von Woche zu fungen der zerstörenden Kräfte nicht vollends trag eingebracht worden, der die bisherige Lung der bürgerlichen Republik Woche, ihre finanziellen Nöte, die uns zeit­beseitigt werden konnten. Immerhin war zu Politik der Partei mißbilligte und jedwede mit jozi alem Inhalt zum Ziele weise sehr bedrückten, sind behoben. Der Bil­sehen, daß die Mutlosigkeit gewichen war und Anlehnung an die Bourgeoisie auf politischem haben. Ein fluges Entgegenkommen an die dungsdurst unserer Parteigenossen tritt wieder der alte Kampfgeist die deutschen Genossen er Gebiete" verwarf. Für die Annahme dieses Anschauungen der Linken ist der Schlußsaß sichtbar in Erscheinung, eine Reihe neuer füllte, so daß die Erwartungen der Gegner Antrages war aber nur eine Minderheit. Die des Antrages, in dem es heißt, die Teilnahme Organe fonnten ins Leben gerufen werden, auf die Zerschinetterung" der Sozialdemo- Mehrheit gab durch ihre Redner, vor allem an der Regierung dürfe nur unter Ab- ihre Verbreitung hat sofort alle Erwartungen fratie Schiffbruch erlitten. Die gewissenlosen durch die Referate der Genossen Wels, Müller wägung aller Vor- und Nachteile übertroffen. Zahlreiche neue Organisationen Agitationsmittel, die gegen die Partei zur und Hilferding der Ueberzeugung Ausdruck, für die Interessen der Minder- sind gegründet, alte gefestigt worden; in man Anwendung famen, versagten, und troß aller daß der restlose Uebergang der Partei zu einer bemittelten erfolgen, damit die chen Orten haben wir Mitgliederzahlen, mie Ungunst der Verhältnisse, die gegen unsere reinen Politik der Negation und Opposition Sicherheit gegeben ist, daß die Arbeiterklasse wir sie niemals vorher gezählt haben. Bartei zusammenwirtten, erwies fich deren neu- gegenwärtig unmöglich ist. Die Partei müsse nicht einseitig Opfer zu bringen hat. Es darf Wahlen zeigten einen Eifer und eine Selbst­gewonnene organisatorische Schlagkraft in Gegenwartspolitik treiben, eine Politik der angenommen werden, daß die Stellungnahme lofigkeit der Parteigenoffen, auf die wir stolz einem Maße, daß die Gegner zugeben mußten, Wirklichkeit und Tatsachen, und alles unter der Partei zur Koalitionsfrage, obwohl diese sind. Mißmuf und Verdrossenheit sind überall die Sozialdemokratie sei wieder im Vorwärts- lassen, was die Bemühungen der englischen gegenwärtig nicht aktuell ist, fünftighin das im Weichen. Hoffnungsfreudigkeit und Ver­schreiten. Der Berliner Parteitag ist zu einer und französischen Sozialisten um die Serbeis Entstehen von Gegensätzen verhindern wird. trauen in die Partei soll wieder so lebendig Beit zusammengetreten, da es gelungen ist, führung des europäischen Friedens zunichte Die Partei fonnte sich auf dem Boden der sein, wie in den besten Zeiten unserer kampf­die Partei aus der Verteidigungs- in die machen könnte, wobei natürlich das große ge- demokratischen Republit, die wohl nicht ihr erprobten Partei." Diese Feststellungen werden Kampfstellung zu bringen. Seine Aufgabe ichichtliche Ziel der Arbeiterklasse nicht aus Ideal ist, aber in der sie durch die Voraus in den Herzen der Arbeiter aller Länder ein war, zu den bevorstehenden Ausgaben der dem Auge verloren werden dürfe. Auf die fetzung für die Führung ihrer Kämpfe er freudiges Echo finden. Auch wir wünschen Partei Stellung zu nehmen, ihre volle Ein- Gegensäße, die in der Frage der Taktik der kennen muß, nicht selber die Hände binden, sehnlichst, daß die deutsche Sozialdemokratie heit herzustellen und den Kampfwillen des Partei auf dem Parteitage fichtbar waren, sie muß pofitive Politik treiben, was nicht bald wieder voll werde, was sie stets war: die sozialdemokratischen Proletariats zu stärken, übte die gegebene geschichtliche Situation heißen darf, Teilnahme an der Regierung um große und kampferprobte Avantgarde der in­deffen die Partei infolge der getürmien Schwie schließlich bestimmenden Einfluß aus. Der jeden Preis, sondern nur unter Abwägung fernationalen Arbeiterbewegung, die von Sieg rigkeiten fünftig mehr noch als früher be- vom Parteitag angenommene Antrag zur aller Umstände, ob der Arbeiterschaft und der zu Sieg schreitet! dürfen wird. Es war ein Parteitag ernster, oalitionsfrage erklärt dic Koalitions Republik mit einer Opposition oder der Mit­