21. Juni 1924.
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Die Redaktion.
ROCCOOTECHNUTNOOOOOOOOOOOO0000 Devisenturse.
" Evviva il fascismo!"*)
Wegen Strom störung in der Druk- zen Zweig mit vier bis fünf leuchtenden und Ein ganz besonders Wohlgenährter, der Terei konnten die nach Mitternacht eingelangten dunkelgelben reifen Früchten um zwanzig Cente- wohl der edlen Gilde der" Descecani") angesimi erhielt. hören mochte, er hatte eine Flasche Falerner vor Ja der Krieg! Die Ecke, von der ich so- sich stehen, war Feuer und Flamme. eben sprach und an der Giacomo immer stand.. So chrt das Vaterland seine Helden", kam ist so etwas wie das Herz San Remos. Nicht es im Tone der Begeisterung von seinen fetten etwa der Brennpunkt des Fremdenverkehrs, wie Lippen. Und dann fuhr er fort: wohl mancher bei dieser Behauptung annehmen " Die Ordnung ist wieder hergestellt, könnte, sondern die Wegkrenzung, an der sich Freunde! Der ehrsame Bürger fann in Ruhe Handel und Wandel der kleinen Stadt am intenschlafen!" Die tschechische Krone notiert in: sivsten geltend machen. Hier bin ich neben Gia- Dabei erhob er sein Glas und brach als NewYort 100 kč. Dollar 2.94.50 como, dem ich die Bekanntschaft mit den Oran - dann in die wie selbstverständlich anmutenden Schweiz . Frant 16.71.25 gen von Taggia zu verdanken habe, auch noch auf Worte aus: Zürich 100 Warf 124.000,000.000.00 andere San Remeser Originale gestoßen. Sis österr. Kronen 2.100'00 haben mir ihre Namen nicht genannt wie Giacomo Campi, der mir seine Geschichte erzählte. 000000000 und so figurieren sie denn nur als der Blinde. der so seelenvoll die Geige streicht", und als der ,, Barfner mit dem schlohweißen Barte, der mit schmelzendem Bariton die patriotischesten Lieder zu den Klängen seiner Saiten zum besten gibt". hier. Ganz anders verhält es sich mit GiacomoDie seltsame, ja schwermütige Betonung, die er auf das Wort le ultime" legte, wenn er an der Straßenede den Baffanten zurief: Le ultime arance di Taggia, Signore!"), ist ja in Wahrheit der Anlaß gewesen, daß ich seine nähere Befanntschaft machte, damals, als ich mit ihm in Geschäftsverbindung trat.
Altohol und Unfallgefahr.
Sie mußten ihm geläufig sein, das war gar nicht anders möglich, dem eben riefen fie in groBen Lettern von allen Straßenecen San Remos und schrien einem jeden, ob der das hören wollte oder nicht, in die Ohren: A me!"
Seite 7.
Ein belangloles Erlebnis.
Mein Freund Karl erzählte:
Es ist ein gänzlich belangloses Erlebnis. Aber es stimmt mich immer traurig, wenn ich daran denfe.
haben."
Der begann: ,, Nicht weiß ich, ob die vielen Millionen Toten
Durch irgend einen Zufall war ich in die Versammlung einer deutschvölfischen Jugend gruppe geraten. Ein Greis hockte hinter dem Rednerpult und frächste über„ Das Gebot der Stunde". Mit historischen, fulturpolitischen, bio logischen, ethischen und anderen Argumenten be= wies er die Unentbehrlichkeit des Krieges und feinen Wert für die Höherentwicklung des Men chengeschlechts. Sträftiger Beifall unterbrach oft feine Rede und zeigte, wie geschickt der verdorrbe Verführer es verstand, seine jugendlichen Zuhörer Daß durch den Afoholgenuß die Unfall dem Wohlgenährten am Tische gegenüberfaß, Und doch! Der Kleine, zierliche Mensch, der zu beeinflussen. Nach dem Vortrag erschien, zur allgemeinen gefahren ungemein erhöht werden, darüber gibt sette sofort einen Dämpfer auf diesen Enthusias- Verwunderung, ein noch junger Mensch auf der es zahlreiche statistische Untersuchungen aus den mus. verschiedensten Ländern. Zahlreich sind die ErTribüne. fahrungen über den Rüdgang der Unfallzahlen den gewesen sein, Alessandro", meinte er ironisch leiter, wünscht einen Einwand gegen die Ansicht " Du magst ja mit dem Kriege recht zufrie- ,, Dieser Herr," erklärte der Versammlungs och Emschränkung des Alkoholverbranches wähund jedes feiner Worte bewußt betonend. Denn unseres verehrten Führers vorzubringen." rend der Arbeitszeit. Das bekannteste Beispiel ist du haft mit Konserven gehandelt, ich lobe mir folgendes: die Abschaffung des freien Bierhandels den Frieden, denn ich verkaufe Klaviere, und für ahnen, daß die deutschöllische Jugend diesem Unwilliges Johlen und empörte zurufe ließen im Betrieb und Beistellung alkoholfreier Getränke Mufit und Harmonic hat der Krieg wenig Sinn. Unterfangen ablehnend gegenüberstand. in der Ilfeber Hütte, setzte die Unfallzahl unverDie Lira will fich noch immer nicht erholen und mittelt von 9.47 für 100 Arbeiter auf 5.7 herab. Ich bitte, diesen Herrn ungestört sprechen zu Mein Blick fiel auf einen Krüppel, einen die Preise steigen, anstatt zu fallen, mit wie lassen, dann werden wir wissen, wie wir uns mit Daß der chronische Alkoholismus die Unfallhäufig- mutilato della guerra", wie man das hierzu hohen Strafen man auch den Wucher bedroht! seiner irrigen Meinung auseinanderzusetzen feit beeinflußt, wissen wir aus den Erfahrungen lande nennt. Denn der etwa dreißigjährige Basta!" der Leipziger Ortsfrankenkasse über ihre Trin- Giacomo Campi, der mir hier die süßen Früchte Der dritte der Tafelrunde, der sich gleich fer. Bei den Trinkern" ist die Unfallhäufigkeit aus den Drangengärten von Taggia anbot, ver- dem Klavierhändler mit einem Quinto da Basto hundert Jungen starrten diefem Seren mit der Der tobende Protest wurde Schweigen, effiche mehr als dreimal so groß wie bei der Allgemein- fügte mir noch über seinen linken Arm. Den begnügte, zollte den Worten, die da soeben gefal- irrigen Meinung Saß. Hohn, Verachtung entgegen. heit der versicherten Strankenkassenmitglieder. rechten, mit dem er vor Jahren gearbeitet und len waren, lebhaften Beifall, und in diesem Weiterhin gibt es im Auslande eine Reihe von als Schreiner seinen Lebensunterhalt verdient, Augenblid trat, wie gerufen, ein Bild des JamStatistiken, welche die Wirkungen des sonntag hatte ihm ein Schrapnell... dem Monte Baldo mers, Giacomo Campi über die Schwelle der des Weltkriegs der gleichen Ueberzeugung wären lichen Alkoholgenusses nachweisen. weggerissen. Aber das war das Schlimmste noch Osteria. Aus der Tschechoslowakei hatten wir nicht, das war nicht alles. Giacomo Campi Bei diesem unerwarteten und unliebfamen wie euer verehrter Führer. Aber sie sind schon bisher keine ähnlichen Untersuchungen aufweisen hatte es auf der Brust. Er huſtete, trop des Anblick blieb dem Wohlgenährten seine Entgegange verfault und haben nichts zu sagen. Den Lebenden gehört die Welt. fönnen. Obwohl die Belastung der Arbeiterver- wundervollen Klimas seiner unvergleichlichen nung im Halse steden. Es war in Polen , sicherung durch den Alfoholismus in der Tschecho Heimat, in das man früher und auch heute noch flowakischen Republik zweifellos eine ganz be- die Schwindsüchtigen aus allen Richtungen der deutende ist, hat man in unserem bierfrohen Windrose schickt. Bei jener Verwundung, die Lande Vogelstraußpolitik getrieben und derartige ihm den Arm gekostet, hatte auch die Bunge etwas Untersuchungen gar nicht angestellt. Dem Aus- mit auf den Weg bekommen. lande gegenüber genügt der moderne Anstrich; es So viel ſtellte ich bei der ersten Begegnung genügt, wenn der Präsident der Republik Abfest in den wenigen Säßen, die ich damals mit ftinent ist. Um so dankenswerter ist es, daß auch Giacomo Campi getauscht habe. endlich in der Tschechoslowakei sich ein Arbeiter Mit der zitternden Linken, die ihm allein versicherungsinstitut gefunden hat, welches den noch geblieben war, welches den noch geblieben war, reichte er mir die süßen Tatsachen über den Alkoholismus einige Aufmerk- Früchte aus dem Orangengarten in Taggia gefamkeit schenkt. In dem Jahresbericht der Berade in dem Moment, als ein feierlicher Zug. zirtstrantenkasse Teplit- Schönau von der Stazione herkommend, über den Corso für das Jahr 1923 finden wir zum erstenmale Umberto nach dem Mercato einbog. cinte Uebersicht über die Verteilung der Unfälle auf die einzelnen Tage der Woche. Die Tepliber Bezirkskrantentaffe zählte int Jahre 1923 13.551 oder 58.81 Prozent männliche und 9489 oder 41.19 Prozent weibliche Mitglieder; zusammen durchschnittlich 23.040 Mitglieder. Von diesen erIn der Mitte dieses Zuges zwei mit StränErst nachdem er einen scheuen Blid des Bald glühte hinter den feindlichen Linien die litten 1804 Männer und 418 Frauen Unfälle, zen und Fahnen bedeckte Bahren. Klein und welche influsive Aerzte und Medikamententosten unansehnlich, kaum die Vorstellung erwedend. Sweifels oder der Bitte auf einen jeden von uns Morgenröte eines einen Gesamtaufwand von 1,100.978 Stronen 40 daß hier der Leichnam eines Menschen gebettet geworfen hatte, als gehöre er, der für das Ba Sommersonne begann, die russischen Sturmwellen terland Schwerverwundete, doch nicht in unsere der vergangenen Nächte zu stidender Fäulnis zu Heller verursachten. Auf den Montag entfällt fein tönnte. die größte Zahl der Unfälle, und zwar 22.78 Von San Giuseppe auf dem Berge rief die Gesellschaft, nahm er Play. Es machte den Ein- fochen. druck, als habe er lange feinen Vino mehr geProzent; auf den Dienstag entfallen 16.29, Mitt Wenn der Wind von Osten famt, dann mußGiacomo Campi, der eine ausgediente Mi- trunken, denn auch dieser ist in diesen gesegneten ten wir uns erbrechen und konnten nichts mehr woch 15.39, Donnerstag 15.03, Freitag 15.84, Samstag 13.45 und Sonntag 1.22 Prozent. Die litärmüße auf dem Kopfe trug, entblößte das Gefilden von Ernte zu Ernte troß allem teurer essen, bis er sich wieder drehte. Manchmal brachte
Gedämpftes Spiel und umflorte Trifoloren. Bersaglieri mit gesenkten Waffen, gefolgt von der Geistlichkeit, der sich die Bürgerschaft in Scharen angeschlossen hatte.
Gloce.
Saupt. Ich tat es ihm nach, wußte ich doch, um was es sich hier handelte. Im Secolo XIX" hatte ich ja gelesen, daß man aus Frankreichs Erde zwei dort gefallene italienische Soldaten ausgegraben hatte, und an den Mauern San Remos lebten die schwarzumränderten Plakate. welche die Bürgerschaft zur Teilnahme an dieser letzten Ehrenbezeigung des engeren Vaterlandes aufforderten.
geringe Zahl der Unfälle am Sonntag ist erklärlich, weil ja fast keinerlei Erwerbsarbeit geleistet wird. Am Freitag steigt die Zahl der Unfälle an, und überraschend hoch ist sie am Samstag, wenn man die größtenteils halbtägige Beschäftigung an diesem Tage in Betracht zieht. Von Interesse ist, daß auch bei den Frauen die Zahl der Unfälle om Montag am größten ist, was wohl auch zum Teil auf die Nachwirkungen des sonntägigen A Toholgenusses zurückzuführen ist. Aber auffallend unter den Blumen und der Trikolore. Die SnoDas lag also auf diesen kleinen Bahren. ist, daß auf die Frauen, welche über 41 Prozent chen, die man heute nach sechs oder mehr Jahren der Versicherungspflichtigen ausmachen, nicht ein allein noch gefunden haben mochte! mal 19 Prozent aller Unfälle entfallen, während Als der Zug an uns vorübergeschritten war. auf die feſt 59 Prozent aller versicherungspflich- leuchteten die dunklen Augen Giacomo Campis. tigen männlichen Mitglieder über 81 Prozent und ich wurde den Eindruck nicht los, daß er Unfälle kommen.
Giacomo Campi handelte des Abends, nach Nacht für Nacht vonnten die Ruffen gegen dem er am Tage auf dem Markte seine Orangen aus Taggia losgeworden war, mit Cerini unsere Stellung an. Meist hurz vor Mitternacht ( Wachskerzen), welche die Aufschrift Pro Muti- faben wir sie über den Komm der Geländewelle lati( für die Kriegsinvaliden) trigen. im Often gleich schwarzen Fackeln hushen. Dann zitternden Linken die kleinen Pappschächtelchen Raketen empor, und schon raste der Herenfabbat Er trat an den Tisch und hielt uns mit der flackerien überall die stummen Hilferufe der roten mit den niedlichen Bildern hin, auf denen das der Artilleriegeschosse über uns weg und entzün Strandleben am Lido in wenigen Strichen, aber dete 800 Meter vor uns eine charakteristisch, wiedergegeben ist. Brandung des Verderbens. Der Wohlgenährte knurrte etwas Unver- Bisweilen zeigte eine Leuchtkugel den Sap ständliches in den Bart. Ich begriff es nicht, penposten, wie nachdrücklich das deutsche Sperr aber es fonnte recht gut verdammte Bettelei feuer die Feinde zerhackte. oder so ähnlich lauten.
Und doch, er schämte fich offensichtlich und nahm daher dem Mutilato drei Schachteln seiner Cerini ab.
einte funkenzuckende
Nach zwanzig, dreißig Minuten war alles
getan.
Das Artillerie feuer verstummte allmählich, und nur noch vereinzeltes Knallen zielloser Ge Der Klavierhändler winkte dem Cameriere: wehrschüsse oder mißmutiges Mäffen eines Geben Sie Giacomo ein Quinto No- Maschinengewehres störte die Stille des Schlacht ftrano", ordnete er an.
geworden.
foldes.
melter mit.
Und an jenem Abend hat mir Giacomo er das erschöpfte Winseln verwesender Verſtüm Campi seine Geschichte im Zusammenhang er zählt. Sie ist wenig außergewöhnlich, nein. fic Sechzehn Nächte waren so verslossen, die siebe iſt alltäglich diese Geschichte und kann in zwei sehnte verlief etwas anders, unwesentlich anders. Beilen zusammengefaßt werden. Der Sturmangriff war gegen halb 12 Uhr Als Italien im Frühling 1915 in den Welt- eur ein einziges russisches Geschütz feuerte weiter, zufammengebrochen, wie sonst wurde es stiller. trieg eintrat, zählte Giacomo Campi aus Taggia in ziemlich regelmäßigen Zeitabschnitten zwischen neunzehn Lenze. Er war verlobt mit Giulia- der unabkömmlch geblieben war, drei niedliche Cenfi, die in der Zwischenzeit einem Gesunden, uns und die feindlichen Gräben lauter Blind gänger. Kinder geschenkt hat. Giacomo aber wurde ein geburten, aller zwei Minuten eine, dann fiel uns Anfangs lachten wir über die vielen Fehlgezogen und kam im Sommer 1916 in das Trento an die Front. Ein österreichisches Geschüß das widerwärtige Streifchen ein wenig auf die hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist. In Nerven. Es klingt häßlich, gellend, wie manchmal folge des Krieges und seiner Abwesenheit litt Straßenbahnwagen, wenn sie durch Kurven fahren. diese armen Knochen um ihr Schicksal beneide! das Geschäft des Vaters. Der alte Campi tam Verdammt, fann sich die blöde Kanone denn Die Teplitzer Statistik bestätigt nur das, was Er war noch heute ein schöner Mensch, trou mehr und mehr zurück und ist schließlich im wir schon aus den Statistiken und Untersuchungen der eingefallenen Wangen, deren Fülle das Mangel aus Kummer, nachdem sie ihm seinen gar nicht beruhigen!" ,, Als ob die Idioten nicht wenigstens mal in andern Ländern erfahren haben. Aber alle Opfer der erbarmungslosen Tuberkulose gewor- einzigen Sohn so zurückgebracht hatten, noch vor unsere Strankenkassen und Unfallversicherungs- den, und trotz des beklagenswerten Anblids, den Friedensschluß gestorben. Alles, was der Mutur Abwechshung ihren Mist wo anders abladen fönnten!" onstalten sollten derartige Untersuchungen durch er mit dem Stumpfe seines verlorenen rechten ter blieb, war das kleine Häuschen und der Zum Verrüdtwerden!" führen. Ufere sozialen Versicherungsinstitute und Armes bot. Auch die Ruine seines armen Stör- Orangengarten in Taggia! Es wird quälend. ihre verantwortlichen Vorstände und leitenden pers wies noch die Spuren von dem, was er Zwei Minuten vergehen, und wieder das Beamten würden dann immer mehr einsehen, einst war: das geschmeidige und zierliche Kind Vielmals hat mir Giacomo auf dem Mer- woutheulende Schrillen einer nichtkrepierten wie wichtig der Stampf gegen den Alkoholismus dieses Sonnenlandes, dem auch Schmerzen und cato die süßen Früchte aus dem Garten seiner Granate. ist. Sie würden zu der Erkenntnis kommen, daß Krankheit, Todesangst und Schrecken noch nicht Mutter auf dem Mercato in San Remo gedie Abstinenz mit ein wichtiges Mittel der Un- ein einziges Haar seines frausen, schwarzen Lot- reicht. Immer mit der gleichen und seltsamen fallverhütung ist. kenschmucks gebleicht hatten. Sein Bild prägte Betonung in den Worten:„ Signore, le ultime sich mir tief ein. Darum faßte ich den Be arance di Taggia!" schluß, Giacomo Campi nicht aus dem Auge zu verlieren, darum regte sich der Wunsch in meinem Herzen, noch Weiteres über ihn und sein Schicksal zu erfahren.
MUDr. E. Lieben.
Die Drangen von Taggia. Sie sind so wundervoll süß gewesen, diese Früchte, viel aromatischer und viel saftiger und Und der Zufall, dieser große Freund des viel süßer als die, so man in Kisten von Baler Menschen und des Lebens, ist mir zu Silfe gemo, Messina und Catania verschickt. Und was fommen. An einem Abend, weiß der liebe mir am allermeisten an ihnen gefiel, sie trugen Simmel, wie ich dazu kam, betrat ich eine fleine noch die immergrünen Blätter des Baumes an Osteria an der Via Cavour. Ich bestellte mir ihren Stielen, das deutlichste Zeichen, daß sie ein halbes Fiasco Barbera und fam gar rasch mirtlich„ nostran" waren, denn mit solchem mit den an meinem Tisch sitzenden Italiani in Ballast von wertlofem Grün verteuert sich fein das Gespräch. Mensch auf Sizilien unnötig die kostspielige Es war furz vor den Wahlen, und die Luft Fracht. war, wie immer in solchen Zeiten, mit politischer Sie kamen aus den Gärten Taggias, eine Schwüle geschwängert. Stunde östlich von San Remo, wo das Capo Den Mittelpunkt der Unterhaltung bildete Verbe aus dem blauen Schoße des Meeres steigt. die feierliche Bestattung jener Knochenreſte aus Der junge Giacomo Campi hat sie mir im- Frankreich , über die erst ein paar Tage dahin mer verkauft, an der lebhaften Ecke, wo die gegangen waren. alte und enge Via Palazzo auf den Mercato Die Meinung meiner Tischgenossen war mündet. Um zehn Soldi das Stück! Das ist geteilt. weiß Gott nicht billig für ben, der sich daran er innert, daß man hier vor dem Kriege einen gan
*) Die legten Orangen von Taggia, Heer!
Das ist seine Geschichte.
Doch eines Morgens fehlte er an der Ecke der Via Palazzo und reichte mir seine süßen Früchte nicht.
Ich wußte mir keine Erklärung; bis ich heute im„ Secolo XIX" das folgende las:
,, Man telegraphiert uns aus Taggia: Gestern abend gegen sechs Uhr benützte der neunundzwanzigjährige invalide Giacomo Campi die Abwesenheit seiner Mutter, um sich aus dem Fenster zu stürzen. Der Unglückliche war sofort
tot. Er hatte im Trento seinen rechten Arm infolge, einer Verwundung verloren und litt seit sieben Jahren an unheilbarer Tuberkulose." Weiter nichts...
Ich kann versichern: wenn ich eines nicht
loswerde, dann ist es die Betonung des Wortes ultime " in dem Angebot Giacomos:" Le ultime arance di Taggia!"
*) Es lebe ber Faschismus. *) Saiftsche.
E. S.
Und wieder lauert das Schweigen. Und dann: Uiii-
man
Wie eine aufdringliche, scheußlich Halluzina tion. die man gern verscheuchen möchte weiß genau, daß es nur ein Traumgespenst ist und die unerbittlich notwendia immer wieder zurückkehrt und das unermüdete Hirn peinigt.
Wir warten. bis die zwei Minuten um sind. Sie werden immer länger, die Schreie der Bindgänger füllen fie mit sinnloser Furcht.
Wenn es bloß bald hell werden wollte!" Endlich dämmert der Morgen. Und wir erkennen, wir erkennen, daß es keine Blindgänger sind, die so freischen.
Sondern ein Mensch.
Aller zwei Minuten sehen wir ihn, ungefähr 300 Meter von unserem Drahtverhau.
Aller zwei Minuten schnellt ihn unfaßbare recht liegt er einen Augenblick in der Luft, krümmt grausame Dual ein Stück über den Boden, wagefich und fällt nieder. Wie Fische auf dem Trocke nen. Dabei schreit er so wie Blindgänger, Aller zwei Minuten sehen wir das. ,, Es ist nicht zum aushalten!" flüstert heiser jemand von unserer Bedienungsmannschaft.