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4. Jahrgang.

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Soldemokrat

Zentralorgan der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Präsidentenworte.

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Sonntag, 22. Juni 1924.

Matteottis Mörder gesteht!

Hohe Stacisjunktionäre mitschuldig.

Herr Präsident Masaryk   trat vor wenigen Tagen eine Reise durch Mähren   und Schlesien  an. Diese Reise ist nach unserer Meinung durchaus kein Ereignis von europäischer oder auch nur tschechoslowakischer Bedeutung, son­dern im großen und ganzen den Reisen gleich­zuachten, die ehemals Kaiser und Könige in " ihre" Provinzen unternahmen oder heute noch unternehmen, soweit die Völker die ge­frönten Häupter noch nicht um ihren wesent lichsten Bestandteil gebracht haben. Es liegt deshalb nicht an der Sache, sondern an der etwas eigenartigen Anschauung der berufenen Tschechen, wenn das Korrespondenzbüro die Journale täglich mit ellenlangen Berichten fiber diese Präsidentenreise versieht, und wenn diese Blätter von den Narodni Listy" bis zur Prager Presse" diese stenographische Protokollierung jedes einzelnen Ausspruches, den Masaryk   auf seiner Reise tut, wörtlich wiedergeben. Neu ist an dieser Reise nur, daß neben der tschechischen diesmal auch die deutsche Bevölkerung den Präsidenten in einzelnen Städten empfängt und begrüßt. Soweit durch diese Anteilnahme die Achtung zum Ausdruc Belgrad, 21. Juni. In einem amtlichen zu baltanischen Revanche einsetzen gebracht werden soll, die jeder Bürger eines Kommuniquée des Ministerratpräsidiums wird könne. Zu diesem Zwecke würde sich das Kroaten­demokratischen Europa   dem Philosophen, Hu- dargelegt, daß der vorgeftrige Zwischenfall im tum in den Dienst Jedermanns stellen, der er­manisten und Demokraten Masaryk entgegen Arbeitsfabinett des Ministerpräsidenten Basic folgreich das Serbentum gefährde. bringt, ist der Empfang des Präsidenten auch durch das dreifte" Verhalten der fünf bei ihm derartige Schreibweise offenkundig nicht zur durch Vertreter der deutschen   Bevölkerung erschienenen Abgeordneten der serbischen Agrar- Stärkung des nationalen und staatlichen Bewußt ohneweiters erklärt. In dieser Reise aber, und worden Obwohl der pong der partei berurfachtenden neten die Erscheinen des Blattes in den Worten, die Masaryk   dabei zu verschie ermahnt batte, fich eines gemäßigteren Tones auf Grund der Verfassung untersagt. denen Gelegenheiten mit Vertretern der Deut- zu befleißigen, hatten diese ihre larmenden schen wechselte, ein politisches Ereig- Broteste fortgesetzt und schließlich sogar ge nis von Bedeutung sehen zu wollen ist eine droht, daß Ministerköpfe fallen wurnerträgliche politische Atmosphäre." Verkennung, Uebertreibung oder Entstellung den". Infolgedessen hat sich der Ministerpräsi- Belgrad  , 21. Juni. Der Präsident der der Tatsachen. Wenn der Herr Präsident dem dent veranlaßt gesehen, den Bortier und einen Stupfchtina Jovanovič gibt im Obzor" deutschen   Bürgermeister von Auspit in Amtsdiener zu beauftragen, die Abgeordneten seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die aus seinem Arbeitskabinett zu weisen. Im ersten Parteileidenschaft eine unerträgliche poli

Rom  , 21. Juni.  ( Tsch. P. V.  ) Messaggero" meldet, daß Dumini unter dem Drucke des belastenden Materials gestanden hat, an dem Verbrechen mit vier anderen Personen teil­genommen zu haben, und zwar im Auftrage Cesari, Rossi, Filipelli und Marinelli. Matteotti  sei sofort, nachdem er in das Auto geworfen wurde, getötet und am Vicosce hinter eine Hede gelegt worden, worauf das Auto zurückfuhr. Hierauf begab sich Dumini zu Fillipelli und sie be­rieten über die Verbergung des Leichnams. Sodann sei ein anderes Auto gekommen, in dem sich Redakteur des ,, Corriere d'Italia" da Lassi und der Arditiführer Volpi befanden( die beiden sind bereits verhaftet). Diese beiden versteckten den Leichnam an einem anderen Orte, den er( Du­mini) nicht angeben könne. Es scheint, daß der Leichnam verbrannt worden ist. Die Polizei forscht jeht nach, auf welche Weise Filipelli einen falschen Paß zu seiner Flucht erhalten hat. Die Nachforschungen nach dem Leichnam Matteottis in Monte Rotondo und Mentana   find auch gestern ergebnislos geblieben.

Der verhaftete sozialistische Abgeordnete Sardelli ist wieder enthaftet worden und erschien in der Kammer.

Die Staatstrise in S.H.S.

Ministertöpje werden fallen."

der sinebietes das weitergespan des

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vierteljährlich

"

halbjährig

ganzjährig

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"

Radftellung von Manu­

stripten erfolgt mr bei Ein­sendung der Refourmarten.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich( rlih.

Nr. 146.

Nationalsozialisten und so weiter, besagen ja, nur in etwas anderer Lesart dasselbe wie das Programm der Agrarier.

Präsident Masaryk   ging in seiner Er­widerung in der Hauptsache auf die Mino ritätenfrage ein, über die er unter an­derem sagte:

,, Es handelt sich um einen hundertjährigen historischen Prozeß, den wir begreifen müssen und welchen wir in der demokra tischen Republit zu einem gedeih lichen Abschluß bringen werben. Es handelt sich da nicht bloß um Fragen los faler Natur. Es ist eine große Frage, die wir lösen sollen und lösen können. Wir sind und der Stellung unsres Staats in Europa  . wohl bewußt. Wir kennen die Schwierigkeiten, die uns die Geographie und Geschichte aufge geben haben. Die Tatsache, daß wir unseren Staat wieder aufgerichtet haben, bedeutet einen entscheidenden Schritt zur Regelung des Verhältnisses unseres Volles zu m deutschen   Volke überhaupt. Ünser Strat ist auch für die Deutschen   die beste Lösung des großen Problems. Meine Politit ist die Politik des Friedens im Innern und nach außen. Ja perhoreszierejede Gewaltpolitik und am wenigsten ver­mag ich eine Politik der Revanche anzuerken

Cavour hatte recht, wenn er sagte, daß die Politik der Rache das Dümmste sei. Jah bin überzeugt, daß anständige Menschen über alle Fragen sich auf dem Wege der Dis fussion verständigen fönnen. Ich hoffe, die legalen Vertreter des deutschen   Bolles werden fich ehrlich und offen auf den Boden des Staa­tes stellen. Es werden sich dann in der demo­Iratischen Republik die Stonsequenzen, ich möchte fagen, einstellen fönnen, welche Sie, Heve Senator, als die gesebliche Anteil nahme an der Macht bezeichnen, von welcher die Geschäfte der Regierung und Ver waltung unserer Republif geführt werden." Die Idee der Friedenspolitik und die

sicherte, daß er, Masaryk  , die nationale und auf wiederholte Aufforderung verließen sie dentische Atmosphäre geschaffen habe, so daß Verurteilung jeder Gewalt und Revonche

Baltanische Revanthe." Rumänien  

und Rußland.

fulturelle Entwicklung der deutschen   Minorität Raum. nicht einmal die Freiheit der politischen Ver- politik durch Masaryk   ist ohne Zweifel die sammlungen gewährleistet sei. In oppositionel Schnurgerade Konsequenz alles dessen, was er mit Interesse verfolge" und die Rechte der len Kreisen wird demgegenüber erklärt, daß es feit fast einem halben Jahrhundert in seinen Minoritäten auf Gleichberechtigung und volle gerade die Anhänger der Minoritätsregie nationale Entwicklung anerkenne und achte", so sind das zwar im Munde des Oberhauptes Belgrad  , 21. Juni. Nach einem vom Mini- ung seien, die ein Regime der rücksichtslosesten Schriften niederlegte. Leider aber ist der fried­Gewalt stablieren wollen. lichen Entwicklung in Europa   mit seinen Theorien wenig gedient worden. Der Friede dieser Republik   äußerst sympathische Worte ster des Innern veröffentlichten Kommuniquee -leider aber sind sie weder von Bedeutung, Primorski Novi Liſt", welches wegen wurde das in Susak erscheinende Blatt von Versailles  , die Blutopfer Deutschböhmens und mährens in den Wochen nach dem Um­noch geben sie Hoffnung auf baldige Besserung unstatthafter Stritik der Tätigkeit des Königs der Verhältnisse. So und ähnlich hat Präsident in der letzten Zeit zu wiederholten Malen konfis Butarest, 20. Juni  .( Rador.) Dr. Lupu in- sturz, die Schuldrosselungen, die Entlassung Masaryk   schon, in etlichen Neujahrsbotschaften ziert worden war, nunmehr wegen eines in ber terpellierte die Regierung bezüglich der Politit deutscher Beamter und Arbeiter, all die tausend gesprochen. Er konnte zwar zuweilen Nummer vom 8. Juni erschienenen Artikels ganz gegenüber Sowjetrußland. Bratianu und Drangfalierungen und Zurücksetzungen Deutscher auch anders, aber in der Regel waren lich eingestellt. In diesem Artikel, der die Duca erklärten in ihrer Antwort, daß Rumä- und der ganzen deutschen   Nation in diesem seine Worte doch so, wie man sie von einem Ueberschrift Es beginnt der vierkte Akt nien noch vor den übrigen Mächten den festen Staateste passen gar schlecht zur Masaryk­Masaryk nicht anders erwarten fonnte. Die unserer Tragödie" trägt, wird zwischen Wunsch äußerte, die normalen Beziehungen mit schen Ideologie der Friedenspolitik und der na sem durchaus demokratisch gesinnten Masaryk, dem Serben- und Kroatentum Zwietracht gefät Sowjetrußland wieder aufzunehmen, aber unter Gewaltlosigkeit. In 3 n aim, wohin Masaryk deffen Schriften sozialen und demokratischen präsident Paſſo ſich für die Amputation der von Rechte Rumäniens   auf Bessarabien   anerkennt. von Bohrliß aus reiſte, tat Vizebürgermeister Pasič Geiſt atmen, gilt auch wohl der Höflichkeitsaft, Prouden bewohnten Gebiete des Staates ausge- Der Ministerpräsident und der Minister des Dr. Fritz auch dessen Erwähnung, daß die den ihm auf dieser Reise auch deutsche Sozial- sprochen habe. In dem Artikel wird ferner ge- Aeußeren hoben von neuem den friedliebenden Freude der kerndeutschen Stadt" über den demokraten erweisen. Darüber aber müssen sich droht, daß das Stroatentum Zuflucht bei den Charakter der rumänischen Politik hervor. Die Besuch des Präsidenten noch nicht jener die deutschen   Arbeiter klar sein, daß   Masaryk Deutschen  , Italienern, Ungarn   und Bulgaren   Opposition, welche der Regierung das Mißtrauen begeisterten Jubel" auslösen könne, wie dies zwar der Präsident dieses Staates ist, daß suchen werde, um sich zu stärken, damit sie seine auszusprechen beantragte, blieb mit 35 gegen 136 bei den Tschechen der Fall ist, und der zweite deutsche. Redner, Bürgermeister Brunner von dessen Geschicke aber nicht von ihm, sondern ganze Kraft zu einer furchtbaren, gerade- Stimmen in der Minderheit. 1230441000050DOLATUCATIONCILIORI Söflein, gab der Hoffnung Ausdruck, daß die von den Klassen und Parteien bestimmt und 0000000000 Heraus mit den Agrarzöllen! So Menschenfreundlichkeit" des Prä­gelenkt werden, und daß kein Präsidentenwort Da die deutschen Agrarier also dem an den Verhältnissen in diesem Klassenstaate Staate ihr Wertvollstes geben wollen, ist es lautet also die zweite Forderung der deutschen   fidenten helfen werde, die Lage zum Bessern etwas zu ändern imstande ist. nur recht und billig, wenn der Staat wiederum Agrarier an den Präsidenten. Erhalten ihre zu wenden. Masaryk   wiederum sagte in seiner Geldsäcke im allgemeinen und im besonderen Entgegnung: Laßt uns nachdenken". genügenden Schüß, dann sin sie mit diesem wie wir zum Einvernehmen und zur Zusam­Staate vollkommen ausgesöhnt, dann sind sie j menarbeit kommen.. Wir sind der Meinung, daß weder die auch bereit, die ersten Verantwortlichkeiten zu übernehmen. Wenn Senator Lutsch am Schlusse Menschenfieundlichkeit noch die Nachdenklichkeit seiner Rede sagte: Mafaryfs auch nur das Geringste an den Ver­ Das deutsche Millionenvolt verlangt auf hältnissen ändern können. Weder Präsidenten­Grund seiner Bedeutung, seiner Leistung, sei reisen noch Präsidentenworte können die na­ner Kraft die in der Verfassung begründete tionalen und sozialen Gebrechen dieses Staates

Die Tschechoslowakei   von heute ist Aus- ihnen diesen Wert auf andere Weise zurückgibt. druck und Werkzeug der nationalistischen und und darum ist Herrn Senators Lutschens erste imperialistischen tschechischen Bour- Forderung: geoisie. Nichts anderes beweist uns die ausgiebige Wechselrede, die Freitag in Pohr­  litz zwischen dem Präsidenten und dem land­bündlerischen Senator Lutsch statt­

stößen überreicht wurden.

Schutz des ehrlich erarbeiteten Eigentums." Schutz des Kapitals, des Geldjacks, Schuß vor jedem Gedanken an irgendwilche Sozialis

gefunden hat und die von der deutschbürger- fierung, Schutz der Ausbeutung durch die lichen Presse der Oeffentlichkeit mit Fanfaren- Großagrarier. Das erste Wort des deutschen  Bürgertums an den Präsidenten oder an den Senator Lutsch gab zunächst im Namen Staat ist also dem Egoismus, der Profitgier der deutschen Agrarier seine Bisitkarte der Besizklassen gewidmet, deren Eigentum" für die Regierungs bank ab, indem er die anderen ehrlich erarbeiteten". Und fagte: darum forderte Herr Lutsch auch weiter, nebst

und in

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volle Gleichberechtigung i Staate   und die gesetzliche Anteil- lindern oder gar heilen. Das Heil liegt für Staate und die gesetzliche Anteil­nahme an jener Macht, von welcher und nur im Stampf gegen den nationalistisch die Geschäfte der Regierung und verbrämten tapitalistisch imperia Verwaltung für alle Bürger unserer Re- listischen Geist. Wir, die wir gerade die Eschechoslowakische Republik von diesem Geiste publik geführt werden."

Wie wir in Oesterreich   treu den Geschen Anerkennung der Kriegsanleihe und Durch is bedeutet das weniger eine Forderung, als desinfizieren sollen, haben eine doppelt schwere führung einer entsprechenden Bodenreform ein Versprechen der deutschen Agrarier, Aufgabe und einen doppelt schweren Stamps, ... die gleichmäßige Förderung schön brav mitregieren zu wollen, wenn man der klarer wird, wenn Herr Lutsch und der landwirtschaftlichen und ge- nur des deutschen und des tschechischen Bürger- Herr Sve hI a. handelseins sein werden. Und werblichen Erzeugung gegenüber tums fromme Wünsche erfüllt. Denn die For- hiezu, scheint uns, find gar nicht mehr so viele der Industrie...." derungen der Christlichsozialen, Demokraten, Präsidentenreisen erforderlich.

lebten, fühlen wir uns im neuen Staate stolz zu jenem Elemente, das dem Staate das gibt, was ihm am wert­vollsten sein muß: gute staatsbürger­liche Gesinnung und demokratische Ach­tung vor der Autovität des Gesetzes...."