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4. Jahrgang.

Stialdemokrat

Zentralor, nr Deutschen   fozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Nur feinen nationalen

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Ausgleich!

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Freitan, 27. Suni 1924.

Furchtbares Grubenunglüd in Gloggnik.

Dreißig Zobesopfer.

Wien  , 26. Juni.  ( Eigenbericht.) In den Kohlengruben in Hart bei Gloggniß hat sich heute infolge plötzlicher Entwicklung von Gafen ein schredliches Unglück ereignet. Es wurden bis zum Abend zwölf Tote an die Oberfläche befördert. Etwa 28 Arbeiter find noch in der Grube eingesperrt und es besteht leider die begründete Befürch tung, daß sie zum größten Teil bereits tot sind. Die Ursache des Unglüdes ist Gas­ausströmung aus der Berdämmung.

Nach den letzten Berichten sind 30 Arbeiter umgekommen,

Standalszenen im Abgeordnetenhause

Barlamentswache im Saale.

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Ecobus der deutschen   Sozialdemokraten.

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Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich leib. Nr. 150.

in einer schriftlichen Erklärung übermittelt, die wir an anderer Stelle veröffentlichen.

Das Haus behandelt zunächst den Gesetzent wurf über das Zivilgerichtsverfahren. Der Zwed dieses Gesetzes ist der, das einfachere und raschere Gerichtsverfahren in der Slowakei  und Karpathorußland zu ermöglichen. Nach dem Berichterstatter Nečas sprachen in der Debatte der ung. Christlichsoziale de örmendy und der tschechische Sozialdemokrat De rer. Das Haus behandelte sodann die Immunitätsangelegenheiten.

Berichterstatter Mach referierte über das. Gesuch des Kreisgerichtes in Olmüß, um Auts­lieferung des Abg. Dr. Schollich wegen Ver gehens gegen§ 15 des Gesetzes zum Schuhe der Republit, das sich Schollich dadurch zuschulden fontmen lassen haben soll, daß er in einer Ver­fammlung über die Enteignung der Wälder u. a. gesagt haben soll: Wenn die Regierung auf der Enteignung der Wälder bestehen wird, werden die Deutschen   die einzig richtige Maßnahme ergreifen und der deutsche Wald wird in Feuer und Rauchy aufgehen."

Tomaset ruft Dr. Rubis für diesen Ausdruck­daß ist die russische Trschewitschaifa!" zur Ordnung.

Dr. Schollich bespricht weiters jeinen Inr munitätsfall und bekennt sich zu den ihm zur Last gelegten Aeußerungen. Er sagt unter anderem: Ich habe in der Versammlung erklärt, daß venn die Regierung die deutschen   Wälder weg Arbeiter zu den fchärften Mitteln nimmt, die deutschen   Angestellten und greifen würden, zum Anzünden der Wälder."

Es war noch immer so: wenn sich die Möglichkeit einer Annäherung zwischen Deut­ schen   und Tschechen zeigte, setzten sofort die Nationalisten auf beiden Seiten allen Eifer daran, die Keime der Verständigung zu ver­nichten. Der Nationalismus hätte seine eigene Natur verleugnen müssen, wenn es nicht auch anläßlich der Reise des Präsidenten Masaryk  nach Mähren   und Schlesien  , da ein leiser Hauch der Versöhnlichkeit und einer freundlicheren Stimmung zwischen den beiden Volksstämmen zu verspüren war, mit dieser altbekannten Tätigkeit eingesetzt hätte. In vielen Orten, die Masaryk   bereiste, nahm neben der tschechischen Bevölkerung auch ein großer Teil der deutschen  an den Begrüßungsfestlichkeiten teil, neben den Sokoln marschierten deutsche Turner auf, Slava- Rufe vermengten sich einträchtig mit Heil- Rufen und neben dem tschechischen Drei­Abg. Feyerfeil( D. Nat.) spricht gegen farb flatterten schwarz- rot- gelbe Fahnen. Man die Auslieferung Schollichs. mag über solche Veranstaltungen, wie sie an- Die letzte Sitzung des Abgeordnetenhauses| Parlamente Anlaß zu wüsten Szenen gegeben. Abg. Scholl ich sagt, er habe sich zum läßlich der Präsidentenreise inszeniert wurden, vor den Ferien war durch Vorgänge ausge Im heutigen Falle setzte das Präsidium mit Wort gemeldet, um mit dem Schwindel von denten wie man will, man mag sie wie zeichnet, wie sie sich leider nicht zum erstenmal den schärfiten Disziplinarmaßnahmen ein, ob- Demokratie, mit dent im Auslande Propaganda wir es tun, als nicht dem bescheidenen im Rudolfinum ereigneten. Anlaß hiezu gab wohl die Redezeit um kaum zehn Minuten betrieben wird, gründlich aufzuräumen. Den Wesen, Masaryks gerade entsprechende kopien die Immunitätsangelegenheit des überschritten wurde, während wir es schon ersten Ordnungsruf erhält Schollich, als früherer byzantinischer Arrangements werten, deutschnationalen Abg. Scholl ich. Dieser wiederholt erlebten, daß Abgeordnete der S 0- während seiner weiteren Ausführungen kommt er davon spricht, daß dem Haufe die Würde fehle. ſo find ſie doch ein Zeichen einer versöhnliche hatte sich zu seiner eigenen Sache zu Wort ge- alition ihre Redezeit überschritten, ohne es zu ren, freundlicheren Stimmung in der deutschen   meldet und hiebei die mit nur 15 Minuten daß das Präsidium zu so drakonischen Maß­großen Lärmszenen. Bevölkerung, ein Zeichen, daß wenigstens targ bemessene Stedezeit überschritten, weshalb nahmen, wie es die Wortentziehung war, gegenüber der Person und den wiederholt ge ihm der Vorfigende das Wort bei der fotoic Dr. Sen bis fonunt es zn gegriffen erinnern hier nur hätte Zwischen dem Abg. Modracef und Dr. äußerten Anschauungen des Präsidenten Schollich verharrte trotzdem auf der Redner- gesetz' Abg. Dr. Kramar die Redezeit um einem heftigen Wortwechſel. Dr. Stubiš ruft: daß ein Umschwung vollzogen hat, aus dem die verantwortlichen Personen im State im In- tribüne und wurde von der Parla- eine ganze weitere Stunde über das festgesetzte hr habt eine 3mmunitätspetta, teresse des Staates die politischen Schlüssements wache herausgeführt. Maß ausdehnte, und daß auch in der heutigen ziehen und ihnen die notwendigen Taten fol- Das Erscheinen der Polizei hat bei Sigung der tschechische Sozialdemokrat So­gen lassen müßten. Es sei hier nicht davon der Opposition den entschiedensten Wi- nečny seine Redezeit überschritt. Trotzdem gesprochen, daß die Vertreter der deutschbürger- derspruch und heftigen Protest her können wir die Form, in der sich Schollich lichen Parteien, soweit sie bei den an Masaryk   vorgerufen, dem sich auch unsere Genossen an- mit dem Präsidium auseinandersetzte, nicht gerichteten Ansprachen zu Worte tamen, beschlossen, die das Erscheinen von Polizisten im billigen. sonders der agrarische Senator Lufsch, sofort Beratungssaale der gesetzgebenden Körperschaft Der Standpunkt des Klubs unserer die Gelegenheit benüßten, um ihre selbstsüch für die Würde des Hauses für äußerst Abgeordneten, die sofort nach Ein tigen Selassen- und Profitinteressen in den Vor- verlegend halten. Die Ueberschreitung der zug der Parlamentswache den dergrund ihrer Forderungen zu stellen, wo Redezeit hat bereits wiederholt in unserem Saal verließen, wurde dem Präsidium durch sie eilfertig zum Au.druck brachten, wie sie sich das Recht der Deutschen   an der Mit­verwaltung des Staates" vorstellen; genug offen und ehrlich auf den Boden des Staates( chen, da sie das Spiel gewonnen haben, von men, Canossagänge" anzutreten. Dem Herrn daran, daß bei den Begrüßungsfeierlichkeiten stellen, worauf sich dann die Konsequenzen ein- ihrer Macht wegen einiger honigjüßer Worte" Dr. Seramař aber rufen sie stürmisch Bravo  " sichtbar und demonstrativ der nurmehr noch stellen können, welche von den Deutschen   nicht zurücktreten würden. Man sagt uns, zu. Das judetendeutsche Volf( sprich: die deut­von der Gruppe der Deutschnationalen einge- als gesetzliche Anteilnahme an der Macht be- daß wir Chauvinisten sind", rief Stramar, ichen Nationalisten) tönnen sich keinen besse­nommene intransigente Standpunkt zu dem zeichnet werden. Man sieht, der Präsident nun wohl, wir nehmen diesen Titel mit Stolz ren Trommler" als Herrn Kramař wünschen. durch den Umsturz der staatlichen Verhältnisse drückt sich bedächtig aus und die Verklausulie- an." Und er erklärte, daß die Tschechen des Denn aus Skramar spreche der wahre Geist geschaffenen neuen Staate verlassen wurde. rungen, die er wählt, lassen seine Verheißungen halb von ihrer Macht nichts preisgeben werden, des Tschechentums", welche Behauptung ebenso Man mag auch den von Masaryk   an die deut- als nicht übergewaltig groß erscheinen. Aber weil dies gefährlich für den Staat wäre und verlogen ist, als wenn man behaupten wollte. schen Abordnungen gerichteten freundlichen und auch das ist schon dem wackeren Kramar zu weil sie erſt dieſen Staat zu einem nationalen aus den Deutschgelben spreche der wahre Geist gewiß ehrlich gemeinten Worte keine übergroße viel, bringt ihn in Harnisch und prompt begab und tschechoslowakischen machen müssen. Das der Deutschen  . Bedeutung beimessen, da man weiß, wie wenig er sich nach Piljen, um dort in einer Ver- heißt, Herr Kramar verlegt die Zeit, wo die Links und rechts, deutsche wie tschechische bisher sich die begeistertsten Verehrer des Prä jammlung seiner Parteianhänger fundzutun, verlangte Mitarbeit der Deutschen   an der staat- Chauvinisten, sind sich also wieder einmal sidenten nach seinen Meinungen und Rat- daß er der entgegengesezten Meinung ist, und lichen Verwaltung erfolgen soll, in die graue einig, es dürfe kein nationaler Friede werden. schlägen zu richten geneigt waren und seine daß er eine solche Mitarbeit noch lange nicht Zukunft. Die schwachen Ansätze schon, die sich zeigen, demokratischen Reden und Sundgebungen bloß auzulassen gewillt ist. Um die Versammelten Nicht anders als Kramar treiben es auch beunruhigen sie. Wo würden sie auch bleiben, als Dekoration für ihre höchst undemokrati- fich geneigt zu machen, die sich naturgemäß die Deutschnationalen und die Deutschgelben, welche Bedeutung fäme ihnen noch zu, wenn schen Handlungen benüßten. Aber doch müßten aus Unternehmern und Angehörigen der In- obwohl die letzteren sich sonst bemühen, von Deutsche   und Tschechen   sich vertrügen und sie jene, welche die friedliche und demokratische telligenz rekrutierten, sprach er zuerst über die der Politik Lodgmans abzurücken und fürzlich nicht mehr Gelegenheit hätten, aus dem Un­Entwicklung der staatlichen Verhältnisse im geistige Arbeit, die ein Kapital sei, das der nicht übel Lust zeigten, zur Arbeitsgemeinschaft recht, das sie beide üben, gegenseitig Stapital Staate erstreben, das mutige und ehrliche Stre- Staat verzinsen müsse, eine billige Anerken hinüberzuschwenken. Das Lodgman- Blatt hat zu münzen. Beide, Beide, tschechische wie deutsche ben Masaryks würdigen und alles tun, um nung, für die sich die geistigen Arbeiter nicht nichts eiligeres zu tun, als zu versichern, den Chauvinisten, bilden in ihrem Volfe nur ein seinen Absichten Geltung zu schaffen. ein Stückchen Brot werden kaufen können. Präsidentenworten könne keinerlei politische kleines Häuflein, Herr Seramař hat es im Von einem solchen Willen ist aber weder Ebenso platonisch war seine Versicherung, daß Bedeutung" beigemessen werden, denn jede Parlament nur auf 19 Getreue gebracht und bei den tschechischen noch bei den deutschen   ihn nichts so schmerzlich berühre, wie die gegen loyale Kundgebung und jeder Anbiederungs- auch die Bäume der Deutschnationalen und Chauvinisten ein Schimmer zu sehen. Noch über den Altpensionisten geübte Ungerechtig versuch" habe bisher nichts anderes als Hohn Deutschgelben sind trotz aller Aufpeitschung der war Masaryk   auf der Reise begriffen, und feit. Herr Stramar hätte schon längst Gelegen- und Spott und erhöhte Drangsalierung" im nationalistischen Leidenschaften noch lange kaum war die Nachricht von den auf beiden heit gehabt, durch Beseitigung dieses Unrechtes tschechischen Lager gefunden. Es behauptet auch, nicht in den Himmel gewachsen, dennoch haben Seiten geäußerten loyalen Meinungen bekannt sein Herz zu erleichtern. Auch für die Unter- jede weitere Würdelosigkeit" der Deutschen   sie bis jetzt noch immer es vermocht, jeden ge­geworden, als schon Masaryks unentwegtester nehmer hatte er ein Zuckerl bereit, indem er werde mit gleichen Mitteln heimgezahlt wer- rechten Ausgleich der beiden Völker zu hinter­Antipode Kramar sich rüstete, um die Saat die Steuerlasten als zu schwer erklärte und den. Die Nationalsozialisten dagegen schreien, treiben, weil die andern vor ihrem Geschrei zu zertreten, von der er fürchtet, sie könnte für die Herabseßung der Steuer eintrat, wobei sie hätten mit den Tschechen noch eine Rech  - noch stets zusammengeklappt sind. Wir sind in die Halme schießen. In Pohrliß war das er den Umstand, daß auch die Kapitalisten nung zu begleichen", bevor der ehrliche Friede weit davon entfernt, zu glauben, die den Wort gefallen vom Anteil der deutschen   Be- Steuern zahlen müssen, unter lebhaftem Bei einziehen kann, erklären, es müßten vorher tenreise werde schon eine neue Aera der inneren völkerung an der Mitarbeit im Staate, und fall der Versammlung als Steuerbolschewis- Rechte gewährt werden, ehe sie Pflichten über- Politik einleiten, aber darum müssen die be­der Präsident hat in seiner Entgegnung er- mus" bezeichnete. Nachdem er die Verjamm- nehmen können, man habe es nicht mit dem rufsmäßigen Friedensstörer doch angeprangert flärt, seine Politik sei die Politik des Frie- lung so präpariert hatte, sang er wieder das Menschen, sondern mit dem Politiker Masaryk   werden, die wir jetzt gemeinsam an der Arbeit dens im Innern und nach außen, er perhor- alte Lied, daß die Tschechen sich den Staat zu tun, der alle von der Koalition beschlossenen sehen, die freundlichere Stimmung, welche in resziere jede Gewaltpolitik, anerkenne feine erkämpft hätten, daß die Deutschen   es gewesen Gefeße unterschrieben habe und zum Schluß diesen Tagen bemerkbar war, durch Hervor. Politik der Revanche, und er hoffe, die legalen feien, welche Beifall flatschten, als die Tsche- spotten sie über die" Blechmusik und Fähnchen- fehrung ihrer gehässigen und unversöhnlichen Vertreter des deutschen   Volkes würden fich chen gehängt wurden, und daß nun die Tiche- politik", die nicht geeignet sei, sie zu bestim- Absichten zu zerstören.

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