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4. Jahrgang.
Der Gedenktag
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen Jozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Samstag, 28. Juni 1924.
Die Rückkehr der Ausgewiesenen.
„ Ein den franzöfifchen Berständigungswillen betun deter Entschluß“. Berlin , 27. Juni. Die deutsche amtliche gewiesenen der Freiheit und der Mitteilung über die Rückkehr von 60.000 Perfo Seimat wiebergegeben werben. nen in die Heimat, die durch Herriot ermöglicht wurde, schließt mit dem Sah:„ Unsere Wünsche Es ist natürlich, daß man mit Freude begrüßen Der nationalistische ,, Lokal- Anzeiger" schreibt: in dieser dem deutschen Volke und der deutschen muß, wenn die Franzosen und Belgter beginnen, Regierung fo fehr am Herzen liegenden Angele- das Unrecht der Ausweisungen wieder gutsuma genhelt, find durch die Initiative der Regierungen.
Heute sind zehn Jahre verflossen seit dem welthistorischen Tage, da in der Hauptstadt von Bosnien die Schüsse knallten, die den öfter reichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau töteten und welche den schon lange im Hintergrunde lauernden Weltkrieg aus lösten. Von jenem 28. Juni des Jahres 1914 nahmen jene Ereignisse ihren Verlauf, die zu dem graufigen Drama führten, das die Mensch des Herrn Herriot ihrer Verwirklichung einen er- Die Deutsche Algemeine Zeitung" schließt heit über vier Jahre lang durch alle Schlünde und Abgründe der Hölle einen Weg namenloser heblichen Schritt näher gebracht. Möge das an die amtliche Mitteilung die Erklärung, die Letben schreiten ließ. Vor dem Auge der Er- cho das dieser den franzöfifchen französischen und belgischen Stellen haben dafür innerung läßt das Gedenken an diesen Tag die Verständigungswillen befunden de Sorge zu tragen, daß die Zurückkehrenden in ihren Schrecken und das Entfeßen auftauchen, das Entschluß in Deutschland sicherlich früheren Besißstand wiedereingediesem Ereignis folgte, ein Ereignis, das eine finden wird, mit dazu beitragen, daß ezt werden. Die bloße papierene Erlaub Kamarilla von Schurken und Trotteln zum auch bie jest noch bestehenden Ans- nis zur Rückkehr ohne materielle Hilfe müßte wie Anlaß nahm, um den Feuerbrand zu entfachen, nahmen baldigst aufgehoben und da- cine Berhöhnung der notleidenden Bertriebeder Europa in ein Trümmerfeld und eine mit sämtliche Gefangenen und Aus- nen anmuten.
für
Die Trauerfeier für Matteotti.
Rom , 26. Juni. Die maximalistische Par teileitung hat die Forderungen ihrer Partei gegenüber der Regierung folgendermaßen festgesetzt: Rüdtritt der Regierung,
Auflösung der Kammer und der Miliz. Sie macht das Verbleiben ihrer Vertreter im Minderheitenkomitee davon abhängig, daß alle Parteien sich mit der Forderung einverstanden
erklären, die
Regierung in den Anklagezustand
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Nr. 151.
Hochverräter.
Von Rudolf Breitscheid - Berlin . Deutschnationale Blätter haben mich einen Hochverräter genannt, der vor den Staatsgerichts präsidenten die Ernennung des Generals Nollet hof gehöre, weil ich dem franzöfifchen Minister zum Botschafter in Berlin oder zum Kriegsminister gerichtshof zu verantworten, aber ich befürchte, angeraten hätte. Ich würde den Deutschnationalen gern das Vergnügen machen, mich vor dem Staatsdaß wir beide, Deutschnationale und ich, auf dieses fchone Schauspiel verzichten müssen, da die Reichs sie jenen hirnverbrannten Unsinn verbreitet haben. anwaltschaft noch ein gut Teil intelligenter ist als die Pommersche Tagespost" und ähnliche Organe, Aber ich will aitch der nationalistischen Provingpreffe nicht zu nahe treten. Wenn ihre Redateure auch nicht durch ein Nebermaß von Verstand beschwert sein werden, so traue ich ihnen Moment an ihre eigene Nachricht geglaubt haben. doch so viel Einsicht zu, daß sie selbst nicht einen Sie haben bewust gelogen. Sie wollten eine Sepe inszenieren, und um zu ihrent Ziel zu gelangen, war ihnen jedes Mittel, auch das der albernsten und schmusigsten Verleumdung, recht.
Und warum die Hege? Man tonnte fich ungefähr vorstellen, worüber ein deutscher Sozial. bemotrat mit Herrn Herriot reden werde. Unsere Partei hat ihren Standpunkt in der Frage der Befreiung der Ruhrgefangenen, der Rückkehr der Ausgewiesenen und der Räumung des Ruhrrebiers deutlich zu erkennen gegeben, als daß ein Zweifel über den Hauptinhalt meiner Unterredung mit dem französischen Ministerpräsidenten möglich gewesen wäre. Aber das eben war und es zu einer Entspannung der deutsch französischen ist den Rechtsradifalen ein Dorn im Auge, daß Beziehungen lommen kann, daß ein Kabinett, in dem sie trop ihrer heißen Sehnsüchte nicht ver treten sind, gewiffe Bugeständnisse von Frankreich erreicht, und daß sich zulest gar ein Sozialdemokrat der auf Deutschland ruhenden Lasten benrüht. in seinem bescheidenen Teile um eine Erleichterung
Daher stammen ihre Tränen, und daraus ertlärt sich ihre Wut. Sagen wir es in einem Wort: Sie sind tief unglücklich, daß sich Poincare und der Nationale Blod nicht mehr am Ruder befinden und ihnen so ein Argument, dem sie große Erfolge verdanken, aus der Sand renommen ist.
Jetzt
bemühen sie sich trampshaft um den Nachweis, daß sich in Frankreich nichts geändert habe. Jetzt schwören sie, daß sich die Absichten Herriots und der neuen Mehrheit durchaus mit denen Poincares bedten, und es muß infolgedessen jeder ein Landesverräter sein, der zu den Männern der gegenwärtigen Regierung irgendwie in Beziehungen tritt, ohne sie zu beschimpfen und anzuspeien.
Gräberstätte verwandelte. Die Mordtat des ser= bischen Studenten Princip war der blutige Prolog des Weltkrieges, war für die verbrecherische Wiener Kavaliersdiplomatie der lange gesuchte Vorwand, ihre Pläne zur Wirklichkeit werden. zu lassen. Die Leichen des erschossenen Thronfolgerpaares waren noch nicht erfaltet, als 10 Minuten allgemeiner Arbeitsruhe zum Zeichen der Trauer. diese frevelhafte Diplomatie schon ihr verbrecherisches Spiel begann, das den Krieg mit SerRom, 27. Juni. Von 10 Uhr vormittag| der Regierung aus und geht zur Tagesordnung bien bringen sollte, wobei sie von dem festen haben die Bppofitionsparteien eine Trauerfeier für über." ble Vorjaße ausging, sich durch nichts und von mie- Matteotti in Monte Citorio abgehalten. Gleich bis zu den Worten: Befriebung des Landes" mit Bei der Abstimmung wurde der erste Teil bis mand daran hindern zu lassen. In den Wochen zeitig fand in der ganzen Stadt für 10 Minuten 249 gegen 4 timmen angenommen. Der zweite nach dem Attentate wurde das berüchtigte Ul- Arbeitsruhe statt. Die Arbeit in den Betrieben Tell, worin der Regierung das Vertrauen aus timatum gebraut, aus dem das Wollen heraus tourbe eingestellt, die Straßenbahnwagen hielten gesprochen wird; wurde mit 225 gegen 21 Stimleuchtete, daß die darin enthaltenen Forderun an: die Arbeiter der öffentlichen Betriebe feierten men bei 6 Stimmenenthaltungen angenommen. gen von Serbien abgelehnt werden. Indessen nur 2 Minuten. Nach den Blättern wird Finzi Sozialistische Forderungen an Maolini wurde ein ungeheuerer Lügenapparat in Be- wahrscheinlich aus der fasziftischen Partei ausgewegung gefeßt, die bürgerliche Presse aller Schattierungen in den Dienst der Kriegspro- schlossen werden. propaganda gestellt und unter der Devise " Serbien muß sterbien" die Heze einen Rache- und Vergeltungsfeldzug ge Rom , 27. Juni. Im Senate brachte Sena! gen Serbien entfesselt, die an Verlogen- tor Meledia gestern folgende Tagesordnung heit und Gewissenlosigkeit vergeblich ihres ein:„ Nach Anhörung der Erklärungen des Mis gleichen sucht. Die österreichischen Generäle und nisterpräsidenten spricht der Senat unter Billi Diplomaten, mit dem Außenminister Grafen gung der kundgegebenen Absichten, mit aller Berchtold an der Spiße, ignorierten mit faltem Energie zur Wiederherstellung der vollen HerrGleichmut alle Warnungen und Vermittlungs- schaft des Gesetzes an die notwendigen Säube zu setzen und jede Zusammenarbeit mit ihr, auch vorschläge der Staatsmänner anderer Staaten, rungsaktionen fowie an die Befriedung des eine indirekte, daher auch die Teilnahme an den Landes zu schreiten- ihr Vertrauen zum Vorgehen Kammerſigungen, abzulehnen. frohlockend darüber, daß nun die große Zeit" anheben könne, die Desterreich- Ungarn neuen Ländergewinn, dem unbequemen Serbien da nexion Bosniens verschlimmerte in böser Weise erklären, was abermals eine Vertiefung des geheuerlichen, das das Verbrechen der Kriegsgegen Tod und Vernichtung bringen sollte. In das Verhältnis zu den Jugoslaven, die nun bei Gegensatzes zwischen Desterreich und Serbien , urheber über sie gebracht hat. Heute, zehn Jahre der Atmosphäre, die das Serajewoer Attentat der Entente fich nach Bundesgenossen gegen ihre wie auch eine Stärkung des Nationalgefühls der nach dem verhängnisvollen Ereignis, dürfen die schuf, und welche die Wiener Kriegsschürer habsburgischen Bedrücker umjahen. Während Südslaven zur Folge hatte. Im Jahre 1914 bürgerlichen Parteien und ihre Presse, die in fünstlich und plangerecht mit Explosivstoffen zu der Annexionskrise mobilisierte Desterreich das war nicht nur Serbien , waren auch die Kro- den Tagen zwischen dem Attentate von Saraerfüllen bestrebt waren, war es dann ein erstemal gegen Serbien , demütigte es durch aten, wie überhaupt das gesamte jüdslavische jevo und dem Beginn des Weltmordens alle leichtes, die Menschen in Mord, Tod und Not Striegsdrohungen, doch mußte Oesterreich schon Bolt, in voller Auflehnung gegen die Mon- Hebel in Bewegung seßten, um das Ungeheuerhineinzutreiben. damals die Erfahrung machen, daß das serbisch- archie, die allen Anlaß hatte, vor einer südliche zur Tat werden zu lassen, sich wieder als Daß die Schüsse Princips nicht die Ur- kroatische Einheitsgefühl im Widerstand gegen slavischen Revolution zu bangen. die Freunde und Retter des Volkes aufspielen. sache des Weltkrieges, sondern nur das Signal Wien sich umsomehr stärkte, je mehr die Hoff- So tamen die Schüsse von Sarajevo den Die Vergeßlichkeit der Menschen legt uns die für seinen Beginn bedeuteten, war schon da- nungen der Südslaven auf eine Unterstüßung Wiener Regierungsmächlern sehr gelegen, die um so stärkere Verpflichtung auf, ihr Gedächt mals offenkundig. Seit Jahren vorher zielte der Krone im Kampfe für ihre nationale und Striegspartei wollte sich diese Gelegenheit, los nis und ihr Gewissen aufzurütteln, sie zu wardie Politik der Donaumonarchie darauf ab, politische Befreiung sanf. In Wien und Buda- schlagen zu können, um feinen Preis entgehen nen, auf der Sut zu sein vor einer Wiedereinen Serieg mit Serbien zu provozieren, um pest versuchte man es hierauf mit dem Agramer lassen. Am Wiener Hofe war Franz Ferdinand holung des Schrecklichen. Die Voraussetzungen durch ihn des lästigen Nachbars ein für allemal Hochverratsprozesse, der die südslavische Be- alles eher denn beliebt, der Kaiser selbst ver- und Möglichkeiten für einen neuen Strieg sind ledig zu werden. Schon vor dem Jahre 1908 wegung im Innern der österreichisch- ungarischen brachte nach Empfang der Nachricht eine„ wohl noch immer gegeben, und sie bleiben es, solange führte Oesterreich- Ungarn , über Betreiben der Monarchie niederschlagen sollte, doch der damit durchschlafene Nacht". Dennoch wurde durch die die Herrschaft des Kapitalismus bestehen wird. ungarischen und österreichischen Agrarier, einen endete, daß die von der f. u. f. Diplomatie offiziöse Pressemache tiefste Betrübnis ge- Das Rüstungsfieber ist seither nicht geringer Bollkrieg gegen Serbien , der den Charakter als Beweis ins Treffen geführten Urkunden heuchelt und alle Instinkte und Leidenschaften geworden. Ungelöste Fragen der nationalen eines wirtschaftlichen Ausrottungskrieges gegen sich als plumpe und dumme Fälschungen ent- der Menge aufgepeitscht, um sie in Rachestim. Existenz beunruhigen wieder die Welt. das geborene Kolonialgebiet" der Monarchie puppten. Der Wille der Südslaven zum Wider mung zu versetzen und von der ungeheuren Egoismus, die Grundtriebfeder der heutigen hatte. Schon damals war die Gärung in Bos stand bekam neue Nahrung während des Bal- Schuld Serbiens zu überzeugen, die nicht an- Wirtschaftsweise übt nach wie vor seinen Einnien infolge der dort geübten absolutistischen fankrieges, den die Habsburger Monarchie ders als mit Blut und mit der Vernichtung fluß auf die obersten Gewalten der Staaten, Verwaltungsmethoden in gefährlicher Weise ge- neuerlich) zum Anlaß nahm, um Serbien als des Serbenstaates getilgt werden könnte. Das stärkeren Einfluß, als die Ideale des Huma stiegen und mit Kroatien befand sich Habsburg Feind entgegenzutreten, indem sie Truppen Verbrechen gelang. Eine fleine Schar von Ignismus es vermögen. Die sozialistische, flaffenin einem schweren Verfassungskonflikt. Um die drohend an der serbischen Grenze aufmarschie- noranten und Dummtöpfen, Fälschern und bewußte Arbeiterschaft ist die einzige verläßeigene Macht und das Prestige zu stärken, wie ren ließ. Oesterreich- Ungarn befahl, der Krieg Raubrittern vermochte das grauenvolle Unglückliche Hüterin des Friedens, die Kämpferin für auch, um die immer unzufriedener werdenden dürfe die Machtverhältnisse am Balkan in zu entfesseln, dessen Beuge und Opfer das eine Zukunft der Menschlichkeit und des FrieSüdslaven einzuschüchtern, sollte durch eine Tat feinem Falle ändern, und damals geschah es. lebende Geschlecht gewesen ist. Noch heute lagern dens. Ihr obliegt es vor allem, mit allen die Kraft bewiesen werden. So wurde am 25. daß das offiziöse Preßbüro jene Lügen über die stickigen Branowolken über Europa , leiden Sträften eine Wiederholung des grausamen Oftober 1908 die Annegion Bosniens profía- die Verstümmelung des Konsuls Prochazka in die Völker unter den Nachwirkungen des Serie Spieles mit dem Höchsten, mit dem Leben der miert, was aber wieder nur eine neue Ent- die Welt setzte, die den nötigen Vorwand zum ges, noch auch ist Haß und Unfriede in der Menschen und seinen Gütern, zu verhindern. fachung des Volkszorns in Serbien und eine Er- Kriege liefern sollten. Nur infolge des Ein- Welt, alles Folgen des Weltbrandes, der auf daß der Ruf Wahrheit werde: Nie wie. bitterung der im Verbande des eigenen Staates schreitens der anderen Großmächte wurde Habs- vor zehn Jahren entzündet wurde. Dennoch der Krieg! wohnenden Südflaven hervorrief. Die An- burg daran verhindert, Serbien den Krieg au neigt die Menschheit zum Bergessen all des Un
e Welt. Der