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4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Gößendämmerung des Diktaturgedankens.

Dienstag, 1. Juli 1924.

Deutschlands Antwort.

Annahme der Generalinipettion.

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· Deutschland bittet, fie am 30. Sep­tember zu beenden. Ablehnung des Gedankens an Krieg und heim­liche Rüftung.

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wirkens, ohne v eneine wirkliche Befriedigung dieser Beziehungen undenkbar ist. dieser Beziehungen undenkbar ist.

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Nr. 153.

der sportliche Geist in immer größerem Maße ge pflegt wird. Die sportlichen und turnerischen Ver­einigungen in Verbindung zu bringen mit militä rischen Vorbereitungen Deutschlands ist nicht be­rechtigt. Das deutsche Volt lehnt dent Gedanken an Krieg ab und unter allen politischen Faktoren besteht Einigkeit darüber, daß eine heimliche Waffenrüstung als ebenso unmöglich wie nuplos und ge­fährlich abzulehnen ist. Die Reichsregierung hat sich andererseits ernstlich bemüht, die Verbände, die mit Turn- und Sportvereinen Entwaffnung gewisser politischer nicht verwechselt werden dürfen, rüdsichts­los durchzuführen, so daß von einer ernst­haften Bewaffnung dieser Verbände nicht mehr die Rede sein kann.

Der Herr der Schwarzhemden ist nervös. Das hat seine lezte Rede trop der Drohungen, die sie enthielt, deutlich gezeigt. Knapp drei Jahre sind verflossen, seit der Fascismus aus Berlin , 30. Juni. Der deutsche Botschafter der Laufe gehoben wurde und schon zeigt er in Paris ist beauftragt, heute dem Präsenten alle Spuren des Verfalls. Das hat mit einem der Botschafterkonferenz die Antwort der deut­Schlage das an Matteotti verübte schändliche schen Regierung auf die Militärkontrollnote vom Die deutsche Regierung bringt schließlich Verbrechen auch Mussolini zum Bewußtsein 28. Mai und das Schreiben Herriots und Mac zum Ausdruck, daß die Generalinspektion gebracht. Das fascistische Attentat läßt sich in donalds vom 24. Juni zu überreichen. mit allen Mitteln beschleunigt seiner Wirkung mit demjenigen von Sarajewo Die Note, die über sechs Schreibmaschinen- werden soll und bittet, als Schluß vrgleichen. Es hat wie dieses Hochspannungen seiten umfaßt, weist nach einer eingehenden ter min für die Generalinspektion den 80. Sep ausgelöst. Daß die Leiche des gemordeben So- Darlegung der Stimmung des deutschen Volkes tember zu bestimmen. Die Note geht alsdann auf die tiefge­zialistenführers unauffindbar ist und nicht die den Gedanken zurück, daß Deutsch­hende Erbitterung ein, die gegenwärtig Ruhe des Friedhofs finden tann, trägt gewiß land irgendwie imftande wäre, in Europa be­ im deutschen Volke herrscht und die sich in dazu bei, die Deffentlichkeit in Atem zu Im Einzelnen stellt die Note fest, daß die Protesten und Demonstrationen Luft macht. Sie halten, aber die Ursache der Erschütterung der waffnete konflikte hervorzurufen. deutsche Regierung alles Verständnis für den weist auf die Leiden der Nachkriegszeit hin und fafciiftische Herrschaft, von der unleugbar ge- Sie stellt ausdrücklich fest, daß die deutsche Negic- Wunsch habe, die internationale Lage nicht gerade erklärt, daß diese ganze Bewegung sich niemals sprochen werden kann, liegt wo anders. Sie ist rung von dem in thren früheren Noten ausführ- in dem Augenblide zu belasten, wo die Aussicht so ausgedehnt hätte, wenn man Deutschland ge­rung von dem in thren früheren Noten ausführ auf eine schnelle Durchführung des Sachverstän- genüber von vornherein eine Politik der auch nicht in der Saltung der Opposition zu lich dargelegten Rechtsstandpunkt nicht abgeht, digengutachtens die Hoffnung aufkommen läßt, er ständigung getrieben und ihm die fuchen. Mit Ausnahme der Kommunisten, die vielmehr diesen Rechtsstandpunkt auf daß eine endgültige Regelung der Reparations gleichberechtigte Mitarbeit zugestan­auch hier wieder ihr Universalmittel, die Pa- recht erhält. Wenn sie daraus jeßt gleich- frage und damit zugleich die Grundlage eines all- den hätte. Statt dessen habe man dem deutschen role des Generalstreiks, angewendet wissen wohl nicht die praktischen Folgerungen ziehe, so sei gemeinen und wirklichen Friedens gefunden wer- Bolle gegenüber jede Rücksicht auf seine wirt. wollen, nimmt die Opposition eine zuwartende für sie hiebei die inzwischen eingetretene Veräu- ben kann. Sie bespricht dann die za ne h- fchaftlichen Fähigkeiten und auf sein berechtigtes gemäßigte Stellung ein, weil Mussolini feier­mende Aktivität deutscher Organi- Selbstgefühl vermissen lassen. Gewisse Aeußerun lich versprochen hat, die Verbrecher der gesetz- berung der gesamten politischen Lage beſtimmend. fationen, weist aber die Auffaffung als irrig gen allierter Staatsmänner laffen darauf lichen Strafe zuzuführen und weil sie der Re- unter Feststellung der ausdrücklichen Erklärung zurüd, daß in Europa dadurch neue bewaffnete fchließen, daß sich die Erkenntnis dieser Zusam gierung die volle Bast der Verantwortung tra- der alliterten Regierungen, daß es sich bei der Konflikte zu befürchten seien. Diese Organisa - menhänge Bahn zu brechen beginnt. In der Note wird in diesem Zusammenhange gen laffen nwill. Der nasismus hat tausede geforderten Generalinspektion um den Abschluß tionen der förperlichen Jrtüchtigung der deutschen Gewalttaten und Verbrechen begangen, die das der interallierten Militärkontrolle und um den Jugend gehen davon aus, daß die frühere festgestellt, daß es teinen ernstlichen Militär in öffentliche Gewissen nicht aufzurütteln vermoch- Uebergang zu dem in Netikel 213 des Versailler llgemeine Behrpflicht nicht nur enen der ganzen Welt gebe, der die Meinung haben ten; wenn gerade diese Mordtat den Boden Friedensvertrages vorgesehenen Verfahrens han- erzieherischen Charakter hatte. Tat- Konflikte hervorzurufen vermöge. Deutschlands militärischen, sondern auch einen hervorragend könnte, daß Deutschland in Europa bewaffnete unter ihm schwankend und Mussolini nervös deln soll, fei daher die deutsche Regierung bereit, fächlich ist, so betont die Note, die Erziehung der technische Mittel und die materielle gemacht hat, so deshalb, weil er weiß, daß die die Generalinspektion zuzulassen. Jugend zur Achtung vor den Gesehen und der Stärte feiner Armee find geringer feindliche Kraft, die ihn in die Hinterhand Die deutsche Regierung feße aber voraus, daß pflicht gefördert worden und manche Erscheinun- Staaten. Deutschland hat seit dem Frieden boch die Disziplin wesentlich durch die allgemeine Wehr- als diejenigen auch nur kleiner gedrängt hat, im eigenen Lager zu fu- über die Modalitäten der Durchführung gen der Gegenwart müssen auf das Fehlen diefer keine einzige neue Kanone hergestellt In der Entwicklung des Fascismus las der Generalinspektion eine Berständigung militärischen Erziehung zurüdgeführt werden. und besitzt nicht einmal dasjenige Quantum an sen sich deutlich drei Perioden unterscheiden: gefunden wird, die es ermöglicht, die Kontrolle in Jedes Bolt wird bestrebt sein, sich eine gesunde Munition, das ihm nach dem Vertrage von Ver­die erste war jene des Einzelterrors, das war einer Weise durchzuführen, die bereits von dem und körperlich kräftige Jugend heranzubilden. failles zusteht. Die große Entwicklung auf sportlichem Gebiete, Die öffentliche Meinung Denischlands lehnt. die Periode der individuellen Gewaltakte, der Geifte erfüllt ist, der die Beziehungen der Völler die in anderen Ländern weit früher als in sich gegen eine erneute Sontrolle Rizinusturen. die zweite die des Maſſenter- regeln soll, im Geiste der Achtung und Deutschland vor sich gegangen ist, hat jest auch auf, weil sie in ihr einen Eingriff in die Reichs­rors, die Zeit der Ueberfälle und Straferpe- des vertrauensvollen Zusammen in Deutschland dazu geführt, daß in der Jugend souveränität sieht, der an sich schon etwas ganz ditionen" gegen sozialistische Gewerkschafts­Verlegendes hatte und der ihr überdies im Ver häuser, Redaktionen und sogar gegen ganze 0000 trage von Versailles heute nicht mehr begründet Städte, die dritte war die offene Revolte gegen weise aber fanten von 25 auf 17 Lire im Tag. I ment der staatlichen Ordnung zu machen. Doch erscheint. Iment den Staat mit dem Marsch nach Nom. In all Die Gewerkschaften der Arbeiter wurden gerade an diesem Wendepunkte ist er gescheitert die deutsche Regierung an In der bereits berichteten Erklärung, daß dieser Zeit fand der Fascismus für seine Ge- machtlos gemacht, Gemeindeverwaltungen ab- und mußte er scheitern. Den Beweis, daß er punkte festhält, sich aber bereit erklärt, die Gene­die deutsche Regierung an ihrem Rechtsstand­waliatte in der Zustimmung weiter Bevölke- geseßt, nicht wegen sozialistischer Mißwirt- die von ihm bekämpfte Ordnungslosigkeit be ralinspektion zuzulassen, wird schließlich noch be­rungsfreise seine Sanktion. Auch die Bourschaft", sondern weil sich die Bourgeoisie der siegt hat, ist er, wie der Mord an Matteotti sonders betont, daß die deutsche Regierung glaubt, geoisie in den anderen Ländern applaudierte Verwaltung bemächtigen wollte. Der Segen des zeigt, schuldig geblieben. Es war für Mussolini daß die gegenwärtige allgemeine Lage durch das Mussolini Beifall. Die revolutionären Spie- Fascismus schien offenkundig zu sein. Das nicht schwer, in seinen Scharen die Neigung Bestreben gekennzeichnet ist, an die Stelle der Ge­lereien der italienischen Bolschewiken hatten alle Geld der Banken, der Großindustrie, der Agra- zu Gewalttätigkeiten zu erwecken, schwerer, die waltpolitik eine Politit der Verständi Kräfte der Gegenrevolution aufgepeitscht und rier regnete in Strömen auf ihn nieder, um entfesselte Bestie des Terrors zu einem zahmen gung zu setzen. Die schweren Opfer, welche die bom Bürgertum wurde der von Mussolini or- die Ausrüstung seiner Terrorbanden und die Haustier zu domestizieren. Er hat in seiner deutsche Regierung von dem deutschen Volle ver­ngaisierte Guerillakrieg des faszistischen Ter- Druckkosten seiner Zeitungen zu decken. Auch Rede selbst gestanden: Wie alle sozialen Be- langen muß, um die Gedanken des Sach­rors als die Rettung von der Ungefeßlichkeit, durften die Scharen der Schwarzhemden sich wegungen, führen auch Aufstände das Gute berständigengutachtens in die Tat als das Mittel zur Wiederherstellung der ge- nach Herzenslust ausleben und Mussolinis Ne- und das Böse, Asketen und Schurken, Idea- umzusehen, sind nur, so setzt die Note hinzu, in der Ueberzeugung tragbar, daß dem deutschen störten Ordnung angesehen. Auch versprach der volution war wahrhaftig nicht wählerisch in listen und Profitmacher zusammen." Nur eben Volte seine vertragsmäßigen Rechte Fascismus, was der Demokratie bis dahin ihren Mittelu, um als der vom Bürgertum daß die Bösen, die Schurken und Profitmacher wieder zugesichert werden, und daß somit die nicht gelungen war, in kürzester Frist zu be- ersehnte Damm gegen die Ausschreitungen in einer Bewegung, welche die Kontrolle der Lösung der Reparationsfrage nicht nicht gelungen war, in kürzester drift zu be- eller feitigen, was der Strieg an bösen Folgen zu einer anarchischen Demorkatie zu erscheinen. Temokratie ausschaltet, die Oberhand gewin- nur ein finanziell- wirtschaftlichen Akt dar rückgelassen hatte. Die politische Unreise der Es liegt nun aber im Wesen solcher Be- nen müssen. Jahrelang galt der Grundsay: Ihr stellen, sondern eine neue era in den Be­Bielen, nur Allzuvielen, begriff nicht, warum wegungen, wie es der Fascismus ist, daß sie, dürft das Gesetz schänden, Recht und Mensch- ziehungen der Völker einleiten das Leben nach dem Kriege nicht dort wieder kaum geboren, auch schon den Todeskeim in lichkeit mißachten! Wie sollen diese zum Ord- werde. einsetzte, wo es zu Beginn des Krieges unter- fich tragen und an sich selbst zugrundegehen nungmachen" gerufenen Schurken und Profit­brochen wurde und sie machten die Demokratie müssen. Der Fascismus ist Diktatur, bedeutet macher begreifen, daß es mit Mord und Ge- Eine Kundgebung für den Frieden. dafür verantwortlich. Da der Fascismus, eben- die Abseßung der Volksmasse als Quelle des walttat mit cinemmale ein Ende hat, daß sie Berlin , 30. Juni. Die ,, Montagspost" berich­so wie dies das Hakenkreuzlertum tut, die politischen Verstandes und Willens, er ist die nun plößlich von ihrem gewohnten und lieb- tet aus Lhon von einer Sundgebung der französi­Wünsche der Menschen auf fürzestem Wege. Herrschaft einer Minderheit über die Mehr- gewordenen Handwerk lassen sollen!

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nicht behindert durch den Parlamentarismus heit. Jede Diktatur muß, um die Gegenfräfte An dieser Wegkreuzung mußte der Fas- schen Gesellschaft Frieden durch Recht", wo an und das Parteienwesen zu erfüllen gelobte, der Mehrheit niederzuhalten, sich auf das Ge- cismus, muß auch jede auf der Diktatur, dem läßlich der Tagung der Völkerbundsunion der so war es begreiflich, daß sich für ihn das ge- waltprinzip stüßen, muß diese Gegenkräfte ein- Terror, der Mißachtung der Demokratie be- deutsche Pazifist Prof. Quidde eine mit stürmi­famte politische Grünzeug begeisterte. Das zuschüchtern und niederzuhalten suchen. Er ist gründete Bewegung versagen. Der Mord an chem Beifall aufgenommene Rede hielt, in der er Ganze erschien so fabelhaft leicht: der ausein- im Grunde genommen nichts anderes als der Matteotti ist die notwendige Konsequenz des u. a. sagte, daß seit dem Ende des Strieges die fran­andergehende Wille der Vielen wird abgesezt Versuch, Staatsbürgertum in Untertanentum des diktatorischen Systems. Dazu bestimmt, zösischen Nationalisten durch die Beeinflussung der und an seine Stelle der Wille des allweisen, zurüdzuverwandeln. Es ist der Diktatur, mag den Sozialismus zu töten, erweist sich der Fas- französischen Politik stets das Spiel des deutschen allgerechten und allwissenden Diktators geseßt. sie nun bolschewistisch, fascistisch oder haken- cismus doch nur als eine Episode; der Sozia- Nationalismus spielten und umgekehrt dieser die In der Tat schuf Mussolini bald Ordnung"; freuzlerisch sein, unmöglich, sich von den Me- lismus und die Demokratie aber werden, le- französische Intransigenz gesteigert habe. Die Auf­ber einzelne tann freilich alles rascher und un- thoden der Unterdrückung loszusagen und zur ben, werden noch die Träger einer geistigen hebung der Verhaftungen und Ausweisungen seien gehemmnter tun, als eine vielköpfige Regie- Gesetzlichkeit zurückzukehren. Man darf es und moralische Macht, die Hoffnung der

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rungsmehrheit. Für die Bourgeoisie wurde der Mussolini glauben, daß er dies wollte. Er ist Menschheit sei, wenn längst schon der Fiscismus ein dantenswerter Beweis des Ver­Fascismus aber besonders deshalb ein Ideal, zu flug, um nicht zu wissen, daß sein Herr und der Diktaturgedanke als böse Berirrun- trauens. Die Mehrheit der Völker Frankreichs weil er die sozialistische Arbeiterbewegung schaftssystem auf die Dauer durch Gewalt und gen des Menschengeistes nur mehr der Ge- und Deutschlands wünsche nichts sehnlicher als fnebelte. Binnen furzem stiegen die Industrie- Ungefeßlichkeit nicht zu halten ist. Darum sein schichte angehören werden. die Verständigung, die im Schoße eines demokrati­werte, die Löhne der Metallarbeiter beispiels Streben, den Fascismus legitim und zum Ele­schen Völkerbundes möglich fei.