2. Juni 1924.

Seite 3

Schon

Tschechische Böllerbundpolitit.

Telegramme.

und daß Anträge zu sämtlichen Paragraphen eines oder bereits in Verhandlungen stehen, um ihren] Abschnittes erledigt und die Debatte über den gane Anhängern die Rückkehr zur tschechischen Sozial- druckt der„ Borwärts" Redakteur das harte Wort Zähneknivschend- oder gar voll Freude?- zen Abschnitt geführt werden soll. Da ein Ein- demokratie möglich zu machen, eine Rückkehr, die gegen Streibich ab, der nicht nur einmal links wand gegen diesen Vorgang nicht erhoben wurde, eben im Interesse der Einheit der tschechischen und dann rechts war, sondern schon sehr viele Die Knappschaftswahlen in Ruhrgebiet. referierte er über die wichtigsten Aenderungen, Arbeiterbewegung nur freudig begrüßt werden Mittelwege" passierte, seitdem er die Sozial­welche durch das Subkomitee am ersten Abschnitte könnte. Die Rückkehr könnte auch der tschechischen bemokratie auf dem Umwege über die Schüßen- Sieg der Sozialdemorkatie. Niederlage ter ( Kreis der Versicherten, Umfang der Versicherung) Sozialdemokratie nicht anders als willkommen gräben des Jeschken und des Jaberlich verlassen vorgenommen wurden und führt jene Argumente sein, denn sie würde eine ganze Reihe alter Ge- hat. Derzeit steht er eben wieder einmal rechts". Kommunisten. an, welche gegen die Einbez chung der Unfallver- werkschafter wieder zurückgewinnen. Berlin , 1. Juli. ( Eigenbericht.) Ueber die ficherung und Pensionsversicherung in die Allge­Morgen vielleicht wird er sich aber wieder für Snappschaftswahlen im Ruhrgebiet lagen bis heute meine Sozialversicherung sprechen. Er meint, daß zeigte, daß es wohl der letzte gemeinsame beiber durch das die Arbeiter geführt" werden müssen. Nach diesen Ergebnissen ist im Vergleich zu den die Aufmachung des Parteitages das Meer von Blut und Tränen" begeistern, abends die Ergebnisse aus 537 Sprengeln vor. bie Vereinheitlichung, bezv. die organ satorische Gruppen gewesen ist. Am Samstag gab es eine Bis dahin hält er es mit der Passivitäts- leyten Betriebsrätewahlen und insbesondere zu Eingliederung der Unfallversicherung erst erfolgen Vorberatung der Vrbenskygruppe, in der Dr. theorie", die nach dem Worte eines nor den Reichstagswahlen vom 4. Mai ein bedeutender önnte, wenn die Novellierung des Unfallversiche Vrbensky eine Erklärung über die neuen wegischen Führers der Kommunisten" zur Zeit Rüdgang der radikal- kommunisti rungsgesetzes vorgenommen werden wird. Gegen Verhältniffe" abgab. In einer am felben Tage die PC beherrscht. Und dafur bekam er von chen Stimmen zu verzeichnen. Man muß die Einbeziehung der Arbeitslosenfürsorge in die stattgefundenen Sigung beider Aktionsausschiffe Sinowjew einen Fünfer. Ohne Reifezeugnis jich vor Augen halten, daß die Kommunisten die Bersicherung nimmt er mit der Begründung erklärten die Abgeordneten Brodecky, Klein fehren beide, Smeral und Sereibich, in ihre Vater Sozialdomofraten in den meisten Bezirken geschla Stellung, daß seiner Ansicht nach das Genter und Charvat, daß sie gegen die programma- häuser zurüd. System die einzige Möglichkeit der Fürsorge bildet tischen Grundsäße der Partei Einwendungen er gen hatten. Diesmal erhielten der sozialdemokra und daß man auch dann, wenn man anderer An- heben müssen. Die Fragen der Diktatur des Pro­tische Deutsche Bergarbeiterverband 96.000 Stint fich wäre und der Arbeitslosenversicherung zustim- fetariates und des Generalstreikes gaben den An­nten, der christliche Gewerkschaftsverein 50.000 men tönnte, doch nicht für die Eingliederung der laß zu diesen Meinungsverschiedenheiten. Man und die Unionisten und Kommunisten der verschie Arbeitslosenversicherung eintreten könnte, weil es einigte sich dahin, daß sich die Vrbenstygruppe als Wie bereits bekannt, tagt zurzeit in Lyon men. Es zeigt sich also, daß der Ausschlag nach denen Richtungen zusammen knapp 50.000 Stim fich da um ganz verschiedene Risken handle. Es eigene Partei konstituieren würde und daß über ein Kongreß der Völlerbundligen, von dem wir links auch im Ruhrgebiet wie in anderen Gebieten tönnte höchstens die Betrauung der Krankenkasser das Verhältnis zu Brodecky später entschieden uns durchaus keine welterschütternden Beschlüsse bes Reiches bedeutend nachgelaffen hat. mit der Durchführung der Arbeitslosenversicherung werden soll. Am Sonntag fonstituierte sich also versprachen, von dem man aber doch zumindest in Erwägung gezogen werden. die Vrbensfygruppe als unabhängige soziali einen Fortschritt, wenn auch einen winzigen, Johanis regte an, daß der Ausschuß sich noch stische Arbeiterpartei" in Anwesenheit eines flei- feineswegs aber einen Rückschritt erhoffte. Vor­heute über die Arbeitszeit einigen möge. nen Teiles der unabhängigen Sozialdemokraten, läufig sind aber diejenigen, die in dieser Hinsicht Dagegen erklärte Winter eine solche Einigung die Brodecky die Gefolgschaft versagten. Der weit erst dann für möglich, wenn man einige Erfahrun- aus überwiegende Teil der unabhängigen Sozial- gende Meldung enttäuscht worden: gen über den Fortgang der Verhandlungen des demokraten hielt eine gesonderte Beratung ab, in Ausschusses gesammelt habe. Er regt an, daß eine der erklärt wurde, den von Vrbensky aufge­Vereinbarung über die Fortsetzung der Verhandlun- ftellten programmatischen gen erst am Donnertag getroffen werden soll, too es fäten nicht die Zustimmung geben zu sich entscheiden wird, ob man diese Woche fertig tönnen. Diese vom Abgeordneten Klein ver­wird, oder ob längere Verhandlungen notwendig lesene Erklärung scheint der Anfang vom Ende find. In letzterem Falle wäre es dann allenfalls der widernatürlichen Bindung der auf marristi­möglich, eine fürzere Arbeitszeit festzusehen. Wenn scher Grundlage stehenden tschechischen unabhän hingegen die Verhandlungen bis Donnerstag zei- gigen Sozialdemokraten und der romantischen gen, daß man diese Woche fertig werden könnte, ist Vrbenskysozialisten zu sein. eine Forcierung erwünscht. Die Verhandlungen wurden herauf abgebrochen.

Nächste Sigung heute, 2. Juli, 9 Uhr vor

mittega.

Inland.

Parteitag der tschechischen Unab­hängigen.

Grund­

Kreibich hat einen Fünfer bekommen.

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Finanzdebatte in Wien .

guten Willens und Glaubens waren, durch fol- die Debatte über den Bericht des Finanzmini Wien , 1. Juli. ( KB.) Der Nationalrat führte sters Nienböd betreffend die Genfer Verhandlun Lyon , 1. Juli. ( Havas.) Der Ausschuß für gen durch. Der Sozialdemokrat Dr. Bauer Minderheiten hat unter dem Vorsitze Diffonstatierte als einziges erfreuliches Er­kinsons die Angelegenheit der Beschwerden gebnis der bisherigen Sanierung der Minderheiten vor dem Völkerbunde eine wirkliche Stabilisierung der behandelt. Der Sitzung wohnten auch alle Mit- Krone, woran ein Teil des Verdien­glieder des Rechtsausschusses bei. Gegen den ste s auch den Sozialdemokraten zu von der juristischen Subkommission ausgearbeite- falle. Das Beispiel Deutschland. , Bolens und ten Plan wurden schwere Bedenken geltend ge- Sowjetrußlands lege aber die Frage nahe, ab macht, namentlich hinsichtlich der Bernehmung dieses Ergebnis nicht auch ohne Genf zu er von Zeugen, Experten und der Enquete an Ort zielen wäre. Trotz der Unterstützung der Oppo und Stelle. Von tschechoslowakischer Seite ergriff fition habe die Regierung in Genf nichts erreicht. Senator Brabec das Wort. Seine Einwände Er protestierte dagegen, daß die Regierung die wurden von der polnischen, rumänischen und grie- Pensionisten von der Befoldungsreform aus Die ganze KPC hat, wie wir bereits berich erinnerte an die Erfahrungen, die in solchen Fäl chischen Delegation unterstützt. Senator Brabec fchließe. teten, in diefem Schuljahr sehr schlecht abgeschnit Finanzminister Dr. Stenvod erilärte, ten. Oberlehrer Sinowjet hat ganz elende Zen­Len bei der Einbernahme von Zeugen gemacht Abg. Dr. Bauer erkennt an, daß in der Politik furen ausgeteilt. Nicht nur Smeral, der ja schon wurden und wies besonders auf die Verhandlun- der Stabilisierung des Geldwertes ein erheblicher mehrmals ermahnt und getadelt wurde, hat in gen des Minderheitsausschusses von 1921 hin. Es Erfolg erzielt worden ist. Er hat aber nicht von Der Konferenz selbstverständlich ein Nichtgenügend wurden weitere Bedenken gegen ein solches Vor- den großen Fortschritten gesprochen, die in bezug erhalten auch Sereibich, der bisherige Vor­gehen vorgebracht, welches mit dem Ansehen des auf die Herstellung des Gleichgewichtes im zugsschüler, mußte diesmal einen Fünfer ein­Staates unvereinbar, und für die innere Staatshaushalt gemacht worden sind. Der Mini Als sich bei der Abstimmung über das Ge- steden. Kein Wunder auch. Früher gab er immer Konsolidierung des betreffenden Staates ster begreife, daß der Oppositionsredner dies nicht fetz zum Schuße der Republik eine von Dr. Vr- biel bessere Antworten als der Smeral, in der gefährlich sei. Nach ausführlicher Debatte wurde hervorheben wollte, obwohl er den Wert dieses beusty geführte Gruppe der tschechischen na- Tetten Zeit aber schrieb er gar, wie sich heraus­der tschechoslowakische Antrag mit Erfolges ebenso einzuschätzen weiß, wie die Wehr tionalsozialistischen Abgeordneten gegen einige stellte, von Smeral ab. Bei der Schlußprüfung großer Stimmenmehrheit gebilligt, heit. In Besprechung der Vamtenfrage wies Dr. besonders drakonische Bestimmungen des Gesetzes( am achten Sihungstag des Weltkongresses der bemzufolge von der Anhörung von 8eu- Rienböd die Behauptung zurüd, daß es in Genf wandte und deshalb wegen Bruchs der Koali- Stommunisten) wandte er sich gegen die Methoden gen und Experten, fotoie von einer irgend ein Diftot negeben habe. Es ist unmöglich, tionsdisziplin aus der tschechischen nationalsoziali- der Stevitik an der KPC, gegen die oppositionelle Enquete an Ort und Stelle abzuim Rahmen 5. alen Budgets für die Be stischen Partei ausgeschlossen wurde, erfolgte die Fraktion innerhalb der Partei und meinte sehen ist. amten und Pe.. mehr git geben, als die Gründung der sogenannten tschechischen sozia- schließlich: Herr Brabec, der Vertreter der Tschechen in Regierung vorsch listischen Einheitspartei". Diese Partei Der christlichsoziale Abgeordnete Wataja In der Einheitsfrontfrage sollte dieser Versammlung der Völlerbundligen, hat mit umfaßte nicht nur die gefühlsmäßig zum weniger über die Entlarbung gespro- seinem Antrag bewiesen, daß er der Anwalt nicht hob als wesentlich die Feststellungen des Sozialismus gelangte Vrbenstygruppe, die beson ders in der nationalen Frage eine nicht ganz chen werden. Die Arbeiterregierung sei großzügiger Bölferbundpolitit, sondern vielmehr Sprechers der Opposition hervor, daß die Stabi im Rahmen der bürgerlichen Demo- Der Sprecher der tschechischnationalen Chauvinisten lisierung der österreichischen Strone erreicht jei fozialistische Politik propagierte, sondern auch eine tratie zum Zwede der Sprengung der bürger- ist. Und der Ausschuß für Minderheiten, der den und daß man dank diesem Umstande sicher sein von der tschechischen Sozialdemokratie abge- lichen Demokratie möglich. Auf dem 4. Ston- Antrag des Herrn Brabec annahm, erzeugte dafönne, die Wirtschaftsfrise zu überwinden. schwenkte und unter Führung der Abgeordneten greß sprach Genoffe Sinowie über die Mög- durch berechtigte Zweifel an der Arbeitsfähigkeit Redner stellte fest, daß da Hauptverdienst an der Brodecky und Klein stehende Gruppe von lichkeit von Koalitionen von Arbeiterparteien. und Djektivität derer, die die Mehrheit unter den Wiederherstellung geordneter Verhältnisse in Lintssozialisten. Von dieser Zusammenfassung Gegenwärtig spricht Sinowiew dagegen. Hier sei Delegierten der Völkerbundligen besitzen. Wenn Desterreich in erster Linie dem Bundeskanzler versprachen sich die Führer beider Gruppen die ein Widerspruch, der geklärt werden müsse." weder Zeugen noch Sachverständige über die Lage Dr. Seipel gebührt. Die an den Genfer Verhand Schaffung einer unabhängigen sozialistischen und die Forderungen der Minderheiten vor einem lungen geübte Stritit entspricht nur dem Gefühle Massenpartei, die der Stoalitionspolitit der Das war dem Sinowjew natürlich zu viel internationalen Ausschuß für Minderheiten ge- einer zu hochgespannten Erwartung. beiden anderen tschechischen sozialistischen Par- auf einmal. Schickt dieser Streibich noch von hört werden sollen und wenn weiter nicht ein- Der Großdeutsche Waber stellte fest, daß teien hätte entgegenwirten sollen und die vor Mostau aus täglich Artikel an den Vorwärts", mal an Ort und Stelle mehr eine Enquete abge- eine weit über die bloße Stabilisierung des Gel­allem jene Arbeiter, die mit der Rechtspolitik der in denen er die Sozialdemokratie beschimpft, halten werden darf, die die Dinge mit eigenen des hinausgehende Befferung der Verhältnisse tschechischen Sozialisten nicht übereinstimmten, verflucht und„ entlarvt"- und dann ist er auf Augen prüft, so bleibt beinahe fein Mittel übrig, als Folge der Sanierung eingetreten ist. Er sich aber auch den Kommunisten nicht in die einmal gegen die Entlarvung! Und nicht nur durch das die Minderheiten im Wege der Völler hofft, daß die Gesundung der wirtschaftlichen Arme werfen wollten, hätte umfassen sollen. Die das. Der Verspötter der Demokratic plädiert bundligen ihre Beschwerden vertreten und wei Berhältnisse fortschreiten werde und daß man in Entstehung dieser Wassenpartei ist bekanntlich ein plöglich für die Arbeiterregierung innerhalb der terleiten fönnen, fein Mittel, durch das sich die der Beamtenfrage zu einem entsprechenden Ein­frommer Wunsch geblieben, vor allem wohl des bürgerlichen Demokratie"! Das läßt sich ein Versammlung der Ligenvertreter von der Rich vernehmen gelange. Nächste Sigung Freitag. halb, weil die Führer dieser Partei ideologisch Sinowiew, dem der Kreibich doch noch immer tigkeit oder Ünrichtigkeit der auf andere Weise bollkommen uneinig waren. Kein Wun- Tabat holen könnte, selbstredend nicht bieten. Und vorgebrachten Beschwerden überzeugen fann. der daher, wenn sich jetzt die Unstimmigkeiten so- er spricht: weit verschärft haben, daß die Abgeordneten Bro­decky und Klein an Verhandlungen mit der tschechischen Sozialdemokratie entweder denken

Wenn sich der Ausschuß für Minderheiten darauf Genossen, lefet und verbreitet die ,, reibich war ein 2inter und tourde einrichten sollte, dem Herrn Brabec Order zu ein Rechter. Es wäre gut, wenn er den Mit- parieren, wird dieser Ausschuß zu einem Aus­Arbeiterpresse. telweg fände." schuß gegen die Minderheiten und wertlos.

und das bekannte, auch heute noch über den Ein-| Selbständigkeit hervorwagte, ragte sie, wie bei Schlusse, einen hymnischen Schwung, der un­zelfall

Friedrich Gottlieb Klopstod. inaus allgemeingültige Wort Leſſings den sogenannten Anatreontitern", nicht über widerstehlich mitreißt.

( Bu feinem 200. Geburtstage am 2. Juli.)

Recht behalten:

,, Wer wird nicht einen Stlopstod loben? Doch wird ihn jeder lesen? Nein! Wir wollen weniger erhoben

Und fleißiger gelesen sein."

eine spielerisch gefällige, flache Poesie des harm- Aus dem Messias" wird essenbar, daß los heiteren Lebensgenusses hinaus. Mit Er- Selopstod mehr Lyriter als Epifer ist. Ihren bitterung wehrte sich der strenge Leipziger Lite Höhepuntt erreicht seine Stunst deshalb in seinen raturpapst Gottsched gegen die in der Schweis Oden, besonders dort, wo er das antite Bers erwachende Opposition, die verkörpert durch maß sprengt und die nüchternen Betrachtungen Bodmer und Breitinger und ihre Jünger, nach vermeidet, die sich leider nur allzu oft in seine englischem Vorbilde wieder Naturlaute in der dichterische Anschauung drängen. Aus dem mo­Wir wollen uns gar nicht verhehlen, daß Dichtung hören wollte. Klopstod hat diesen Ruf ralisierenden Buge ist das Vorurteil entstanden, Klopstod heute den breiten Massen des Volles aufgenommen, dem hölzernen, hohlen Versge- Klopstod sei zeitlebens ein weltabgewandter Asfet fremd ist. Eine Würdigung seiner Persönlichkeit flapper Gottscheds und seiner Schule die Fehde und Tugendprediger gewesen. In Wirklichkeit fann im wesentlichen nur noch literaturgeschicht angesagt und als erster moderner Dichter echte huldigt der junge Klopstod einer gesunden Sin lichen Charakter haben. Gewiß enthält das Wert ſtes, innerstes, lebendigstes Empfinden in eine nenfreude von ähnlicher Ursprünglichkeit und dieses Dichters manche unvergänglichen künstleri- schwelgerische Formpracht gegossen, die nur wah- Singegebenheit wie später der junge Goethe, und fchen Reize, aber diese Reize erschließen sich vor- rer dichterischer Begnadung hat erblühen tönnen. aus tiefstem Herzensgrunde preist er in einer wiegend nur noch Menschen mit einer sehr ge­Miltons Epos„ Das verlorene Paradies" seiner herrlichsten Oden, dem Zürichersee ", die pflegten ästhetischen Kultur. Das literarische ist das Vorbild von Selopstods größiem und dem Göttin Freude" und den entzauberten Mund Durchschnittspublikum wird heute bei den unge- Namen nach bekanntestem Werke, dem Epos in der Liebe". Freilich tommt an anderen Stellen wohnten antilen Versmaßen, den zahlreichen, zwanzig Gefängen,„ Der Messias", an dem der auch seine sentimentalische Beschwertheit zum faum noch verständlichen mythologischen Anspie- Dichter jahrzehntelang geschaffen hat. Der von Ausdrud. Lebhaftes Naturgefühl und religiöse lungen, der vielfach lehrhaften Tendenz und dem dem Engländer gestalteten Geschichte des Sün- Innerlichkeit, bald schwärmerisch zart, bald glü häufigen, im Geſchmad der Entstehungszeit be- denfalls der ersten Menschen steht hier die Bas- hend etstatisch hervorbrechend, verleihen seinen gründeten Schwulst des Ausdruces in Klopstocks fionsgeschichte des Neuen Testaments gegenüber, Oden ihren Stimmungszauber und die bilder­Dichtung nicht mehr warm werden. und Klopstod hat geradezu, wie er in seiner Ode reiche Sprache erhöht noch ihren Neiz. So Die literaturgeschichtliche Bedeutung dieses Die beiden Musen" allegorisch ausdrüci, da- mußte manche lyrische Berle Stlopstods den ton­Dichters steht gleichwohl für alle Zeiten unbe- nach getrachtet, den Dichterruhm seines Vorgän- genialen Musiker zur Bertonung loden; so ist stritten fest. Mit ihm beginnt das Zeitalter der gers zu überstrahlen. In seiner Entstehungszeit noch heute ein Gedicht wie„ Das Rosenband" in modernen deutschen schönen Literatur. In der hat Der Messias" ungeheures Aufsehen erregt. der Vertonung von Schubert und der Auf­Ein Jubiläum wie der zweihundertste Ge ersten Sälfte des 18. Jahrhunderts war deutsche Heute vermögen uns der Pietismus und die erstehungschoral in der grandiosen musikalischen burtstag eines Dichters von gewiffer literatur Dichtung, so weit man von ihr überhaupt spre- Weitschweifigkeit dieses Wertes taum noch tiefer Umfleidung von Gustav Mahler lebendig. historischer Geltung zwingt die ganze Deffentlichchen kann, in ödester, äußerlichster Versbrechfelei zu erregen. Immerhin enthält es Stellen von Am nächsten steht Klopstod unserer Zeit teit wohl oder übel, sich der Bedeutung dieses erstarrt, die aus flavischer Beobachtung franzö- ewiger Schönheit, wie etwa die Charakteristit des durch seine Beziehungen zur französischen Revo Dichters bewußt zu werden. So wird auch in fischer Verstechnik und Spisscher poetischer Re- gefallenen Engels Abbadona und der Römerin lution. Sein freiheitlicher Sinn jubelt dem diefen Tagen der Ruhm Klopstods neu eitlingen geln" entstand. Wo sich schüchtern eine gewisse Portia, und entfaltet bisweilen, vor allem am Bolfe zu, das ein hundertarmiger, hundert­

WASENBORG

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