Einzelpreis 70 Seller.

Redaktion und erwaltung:

Prag P. Her

Sales goat:

.32.

sredattion: 6795.. Maghrebattion: 6797.

Boftfchedamt: 57544.

Juferate werden laut Tarif Billigft berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß

4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowatischen Republit.

Sonntag, 6. Juli 1924.

KYOTASK

Das Zölibat der Staats- Es besteht nicht die Absicht, Frankreich

beamtinnen.

In der letzten Zeit hat eine Nachricht unter den weiblichen Staatsangestellten große Unruhe hervorgerufen. Diese Nachricht befagt nichts geringeres, als daß die Regierung das Schanderbe einer Zeit anzutreten gedenkt, die man längst durch den Fortschritt der Demo­fratie beseitigt glaubte. Es wird beabsichtigt, wieder das Eheverbot für weibli­che Staatsangestellte gesetzlich festzu­legen. Einer Ministerkonferenz soll bereits ein vollständig ausgearbeiteter Gefeßentwurf un­terbreitet worden sein und ein tschechisches Platt war sogar in der Lage, den genauen Wortlaut des Entwurfes zu publizieren. Man hat bisher vergeblich auf ein Dementi dieser Nachricht gewartet, das gewiß erfolgt wäre, wenn es sich um eine grundlose Mutmaßung gehandelt hätte. Die halbamtliche Presse hat wohl erklärt, daß die Meldung über eine Entscheidung der zukünftigen rechtlichen Stel lung der Frauen im Staatsdienst den Tat­sachen vorauseilt", aber gleichzeitig daran die Bemerkung geknüpft, die mit dem ganzen Problem zujammenhängenden Teilfra­gen" erscheinen bisher nicht gelöst" und seien, insbesondere nach ihrer finan­ziellen Seite Gegenstand einge­hender Verhandlungen unter den

"

Nach dem Umsturz war es eine der ersten Zaten des neuen Regimes, die bis dahin von den deutschbürgerlichen Parteien achtfam be­wahrte Affenschande des Zölibats der Staats­beamtinnen und Lehrerinnen zu beseitigen. Während der Großteil der Männer im Kriege war, hatte die Hauptlast der Arbeit im Sin­terlande, die Sorge für die Erhaltung und die

D

zu binden.

Die Hetze der Feinde Herriots bricht zusammen.

Eine offizielle Reutermelbung.

London , 5. Juli. ( Reuter.) Wie Neuter erfährt, ist in der Lage, die durch das offen­sichtliche Mißverständnis der franzöfifchen Presse über die Borgänge nach der Besprechung Checquers geschaffen wurde, bisher keine Kenderung eingetreten. Macdonald, der gestern abends aus Wales in Checquers eingetroffen ist, hat sich heute früh nach London begeben und eine Besprechung mit Sir Ehre Creive im Foreign office gehabt. Zur Frage der Reparationslom miffion wird nochmals erklärt, daß man in Großbritannien der Meinung sei, daß man eine Mör verschaft schaffen müsse, um die Ausführung des Datesberichtes zu übervaden, da dieser Be richt außerhalb der Grenzen des Bersailler Bertrages steht. Wenn man die Separationskommission mit dem Dalvesberichte befassen würde, so würde man sie gleichfalls außerhalb des Versailler Bertrages stellen und sie mit einer völlig neuen Anfgabe belaften. In englischen Streisen besteht keinerlei Neigung, in die Kompetenz der Nepaartionsfom mission einzugreifen, oder den Dawesplan als separate Einheit zu betrachten. Auch bestehi nicht die Absicht, Frankreich zu binden, noch betrachtet fich Großbritannien durd die von ihm ausgegangenen Anregungen gebunden. Was die Dominions betrifft, so find fie, wie man hier erfährt, über die ganze Angelegenheit auf dem Laufenden gehalten worden. Mas Deutschland anbelangt, so find die Anfichten der britischen Regierung zur Information des bri tischen Botschafters nach Berlin gesandt, nicht aber an die deutsche Regierung weitergeleitet fonferenz noch nicht entschieden ist. Der englische Standpunkt ist der, daß die geplante Non­worden, da die Frage der Einladung Deutschlands zu der in London flattfindenden Reparations ferenz zunächst den Charakter einer Zusammen fuuft zwischen den verschiedenen Anwälten der einen in Betracht Bommenden Seite haben soll. Dieser vorbereitenden Aussprache soll dann eine Zusammenkunft folgen, an der beide Hauptparicien teilnehmen werden.

"

**

Keine Reichstagsligung vor der Bondoner Konferenz.

Bezugs Bedingungen. Bei Zustellung ins Haus ober bel Bezug durch die Post:

monatlich.... 16­

olertelfährlich... 48.­

halbfährig....

ganzjährig..

80.­

192­

Radstellung von Mann­tripten erfolgt nur bel Etu­fenbung der Retourmarten.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich frild.

Mr. 158.

die Führer der parlamentarischen Fraktionen zu einer gemeinsamen Besprechung empfangen. Der " Deutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge habe hiebei lebereinstimmung darüber ge­herrscht, daß vor der Londoner Konferenz eine Reichsberatung über die Gesetze zur Ausführung des Sachverständigengutachtens nicht mehr stattfinden könne, da die Organisations­ausschüsse ihre Arbeiten nicht rechtzeitig beenden tönnten.

Macdonald: England wünscht teine Neuwahlen. London

, 5. Juli. Macdonald erklärte gestern in Wales , wenn es ihm nicht gelingen sollte, Frieben zu schaffen, so würde das bedeu­ten, daß er mit seiner Arbeit gescheitert jei. Unter Bezugnahme auf die kürzlich im Un iethaus erlittene siebente Niederlage der Regie­rung fagte der Premierminister: Erst wenn die Regierung in einer wirklich wichtigen Frage eine Niederlage erleiden wird, werde ste zurücktreten. Er gehöre nicht zu denen, die er­flärten, daß Neuwahlen bald tommen würden; tas Land wünsche teine Neuwahlen. Soweit er selbst in Betracht komme, werde er nicht fünstlich eine Lage schaffen, die ihn instandsetzen verde, unter ingend einem Vorivand Neuvahlen vorzunehmen.

Tohuwabohn und die Kommunisten als Wertzeug der Reaktion bezeichnete, die lediglich an der Zerstörung der Arbeiterbewe­gung arbeiteten. Johnson feierte sodann La Fo­lette als eine Garantie für den inter­nationalen Frieden und als einen Mann, dem die jest in England und Frankreich am Ruder befindliche fortschrittliche Raste Vertrauen entgegenbringen könnte.

La Folette hat in einem Briefe an den Son­vent der Konferenz für fortschrittliche politische Mtion die Aufforderung des Konventes, sich als Präsidenschaftskandidat aufstellen zu lassen, angenommen. Lo Folette sagt darin, die Zeitsei reif für eine streitbare poli­tische Bewegung, die von den alten Parteien unabhängig sei und den Bedürfnissen der großen Volksmassen entspreche.

La Foiette Bräsidentschaftsfandidat. beteiligten Miniſterien". Wer zu lejen versteht. Die Führer Frankreichs find einig.rtant dieser Note wird am Montag feſtgeſept Cleveland , 5. Juli. Bei der Eröffnung des wird erkennen, daß dieses Dementi cine Be Konventes der Konferenz für fortschrittliche politi stätigung der alarmierenden Nachricht ist. Paris , 5. Juli .( Havas.) Unter dem Die Konferenz dauerte drei Stunden. Es ſche Action hielt der Vorsivende Johnson, der Nur über Teilfragen" ist sich die Regierung Vorfine Serriots fans heute najmittags am wurden die Richtlinien der auf der Londoner Kon- Führer der internationalen Maschiniſtervereini­nicht völlig einig und über die finanzielle Quai d'Orsah eine wigtige konferenz ferenz zu verfolgenden Politik vereinbart. Die gung, eine Rede. in der er den republikani­Seite" werden noch eingehende Verhandlun- sbatt, welds dar Prüfung der Probleme galt, die französische Regierung wünscht nicht, daß die ichen Konvent als eine leblose Ver­gen" gepflogen, aber die Absicht ist nicht mehr Teilnahmern an diefer Suferenz sind zu nen auch die Meinung der englischen Kreise ist. In den demokratischen Sonvent als ein hilfloses in London Gelfandelt werden sollen. Unter den Londoner Konferenz verschoben wird, was ſammlung politischer Marionetten, strittig. In diesem Land der unbegrenzten nen: Barthou , General Nollet, Finanzininister offiziellen französischen Kreisen ist man der Mei­Reaktionsmöglichkeiten muß man damit ernſt Elementel, Peretti dello Rocca u. a. Nach der nung, daß eine Verzögerung der Reparationsfrage lich rechnen. daß die Regierung bestrebt sein Konferenz wurde um 7 Uhr folgendes Nommu- neue Schivierigkeiten und Enttäuschungen mit sich wird, das Unerhörte zum Ereignis werden nique ausgegeben: Unter dem Vorsiße Her- bringen würde. Die französische Regierung wird zu lassen. ridis fand im Außenministerium eine Konferenz ihre These auch den anderen alltierten Mächten statt. Es nahmen daran teil: Der Finanzmini belennigeben. Dies ist auch die natürliche Folge er der Kriegsminister, der Delegierte Frank der Unterredung von Cheequers. Man tonnte lo­reichs in der Reparationskommission Barthon gischerweise nicht erwarten, daß binnen 24 Stun und des französische Mitglied des Expertentomi- ben eine vollständige Uebereinstimmung der An­tees Parmentier, weiter Perekli della Rocca, sichten über alle Programmpunkte sich zwischen Sehbour, Director der Wirtschaftsabteilung im Paris und London herstellen ließe. Außenministerium und der Kabinettschef Ber­gery. Die Teilnehmer an dieser Konferenz sind über die allgemeinen Dispositionen einig gewor Erziehung der Familien auf den Frauen ge- find, die den französischen Standpunkt darlegen den, welche in die detaillierte Note aufzunehmen Berlin , 5. Juli. Wie die Blätter berichten, Legen. Es waren stille Heldinnen, die aufop- wird und die den alliierten Mächten vor der Lon- hat Reichsoußenminister Stresemann gestern fernd in schwerster Zeit ihre Pflicht taten und doner Stonferenz mitgeteilt werden wird. Der mit Ausnahme der Kommunisten und Völkischen jeder weiß, daß sie sich trefflich bewährten. Der Sturm der Zeit hatte neue Hunderttausende Frauen ins Erwerbsleben gerissen, die sich auf schlossen. Aber es verlor doch wenigstens keine| meinsamen Haushalt die Dienstpflicht der ihre Bezüge verlieren will, ob sie kann oder eigene Füße stellen mußten und sich in den öffentliche Angestellte ihr Amt mehr, wenn sie Angestellten ernstlich berührt", wobei man der nicht, zur Arbeit zurückkehren. harten Stampf ums Dasein ebenso hinausgestellt eine Ehe einging und Mutter wurde. Angestellten eine Abfindung gewähren will, Begründet wird der Gesetzentwurf mit haben wie die Männer. Die tüchtige Mitarbeit Das soll nun ganz anders werden. Die erst nach über zehnjähriger Dienstzeit die einem Motivenbericht, der als Muster sozialer der Frauen, die Revolutionierung ihres so- Wieder sollen, wie im alten reaktionären Höhe eines doppelten Jahresgehaltes unter Einsichtslosigkeit und bürokratischer Beschränkt­zialen und wirtschatflichen Lebens, ließ auch Desterreich ,, die Staatsbeamtinnen zum Zöli- Abzug der Ortszulage und aller eventuellen heit bezeichnet werden muß. Die beabsichtigten die Aufrechterhaltung des alten, verzopften bat, das heißt zur Ehelosigkeit, zum Alt- anderer Nebengebühren erreicht. Ehestand oder Maßnahmen sollen der Ersparung dienen. Unrechtes, das der im öffentlichen Dienste jungfertum verurteilt werden. Die Moral der Konkubinat sollen unter ärgere Sanktionen Wo wirklich zu sparen wäre, beim Militaris­stehenden Frau, das Heiraten und Kinderge- Regierung, hat nichts dagegen, denn darüber gestellt werden als Dienstvergehen, denn bei mus, das will man beim grünen Regierungs­bären verbot, als unmöglich erscheinen. Massen fehlt ihr die Kontrolle, daß die weiblichen diesen kann das Recht des Staatsangestellten tische nicht sehen. Gespart joll wer­von Frauen, gezwungen durch die wirtschaft- Staatsangestellten sich dem wechselnden Lie auf seine Dienststellung nur durch Fällung den bei den Frauen, auf kosten liche Not, stehen heute als Opfer der kapita- besleben hingeben, aber Ehegattinnen und eines rechtskräftigen Disziplinar Erkennt der Mutterschaft und auf Kosten listischen Ordnung, die zwischen der Aus- Mütter sollen sie nicht werden dürfen. Der nisses aufgehoben werden, bei vorhandener der Möglichkeit der weibl. Ange­beutung des Mannes und der Frau feinen Paragraph 8 des Geseßentwurfes bestimmt, ehelicher Gemeinschaft oder des Zusammen- stellten, in den Ehestand zu tre­Unterschied macht, im Erwerbsleben aber die wenn eine Angestellte während der Wirksam lebens mit einem Manne im gemeinsamen ten! Die Absicht ist reaktionär, unmoralisch Frauen haben darum nicht aufgehört, in der feit des Gesetzes heiratet oder in gemeinsamen Haushalte aber schon nach Anhören der und grausam. Es ist selbstverständlich, daß alle Mutterschaft die höchste Erfüllung ihrer Ver- Haushalt(!) tritt, so gilt dies als Ver- Disziplinarkommission durch eine inappellable einfichtig und sozial empfindenden Menschen jönlichkeit zu erblicken. Der Morallofig- si cht auf den Dienst. Es wird aber nicht Entscheidung der Zentralbehörden. Das würde gegen ihre Verwirklichung leidenschaftlichen keit, die der weiblichen Staatsangestell- nur das Heiraten, sondern auch das Eingehen die verheirateten Staatsbeamtinnen der Will- Widerstand erheben müssen. Ebenso selbst­ten wohl den freien Liebesverkehr ge- in ein Kontubinat mit der Dienstent- kür dieser Zentralbehörden wehr- und schußlos verständlich, daß die Sozialdemokraten alle stattet, ihr aber das Heiraten, die Begründung lassung bestraft! Daß diese Ausgeburt ausliefern. Wie der Staat bei diesen Frauen Mittel anwenden werden, um die Wiederein­einer Familie und die Erfüllung ihrer edelsten einer reaktionären Bürokratenphantasie mit der die Fürsorge für Mutter und Kind zu beführung des Zölibats zu verhindern. Zum Bestimmung, des Mutterwerdens verbietet. Berfassung im schroffften Widerspruch steht, treiben gedenkt, wird im Paragraph 3 gesagt. Glück besitzen die Frauen selber eine scharfe Sie ihnen die Sozialdemo­wurde ein Ende gesezt und die Gleichstellung liegt auf der Hand. Aber auch gegen be Die weiblichen Staatsangestellten sollen wäh- Waffe,

der Geschlechter in der Verfassung begründet, re its verheiratete Staatsbeam- rend der Zeit des Urlaubes bei Schwangerschaft fraten geschaffen haben, den Stimmzet­in der es heißt: Vorrechte des Geschlechtes, tinnen fehrt sich das Machwerk. Auch sie und Mutterschaft bis zu 12 Wochen nur 60 tel, um damit ihren bedrohten Geschlechts­und bis 12 nur 60 der Geburt und des Berufes werden nicht können, wie der Paragraph 10 besagt, nach Prozent ihrer Bezüge, bei längerem Urlaube genoffinnen zu Hilfe eilen zu können. Hof­anerkannt". Diese Grundsäße sind wohl bei Anhören der Disziplinarkommission durch überhaupt keine Bezüge erhalten! Ob eine fentlich werden dte Frauen diese weitem nicht restlos zur Durchführung gelangt, Entscheidung der Zentralbehörde entlassen Mutter gewordene Frau im Befiße ihrer Ar- Waffe zu gegebener Zeit richtig denn die Frauen dürfen wohl studieren, doch werden, wenn festgestellt wird, daß das Ehe- beitsfähigkeit ist oder nicht, darauf wird keine zu gebrauchen verstehen! öffentliche Aemter blieben ihnen ver- leben, die Mutterschaft oder das Leben im ge- Nüdsicht genommen, fie muß, wenn sie nicht

biele