10. Juli 1924.

Inland.

Zur Frage der Aufhebung der Brünner deutschen technischen Hochschule.

Prag  , 9. Juli. Im Senatorenklub der tsche­chischen nationalsozialistischen Partei wurde be fanntlich der Antrag auf Aufhebung der deutschen   Technik in Brünn   gestellt. Der Ob­mann des parlamentarischen Schulausschusses Abg. Spin hat diesbezüglich den führenden Sektionschef des Schulministeriums Dr. Va­Io u chi interpelliert und nachdrücklichste Ver­wahrung gegen diese Absicht eingelegt. Der Set­tionschef versicherte, daß von einer einseitigen oder überstürzten Lösung dieser Frage und deutscher  Hochschulfragen überhaupt, seitens des Ministe riums nicht die Rede sein könne. Selbst­verständlich beschäftigte sich das Ministerium eifrig mit allen Bedürfnissen und geäußerten Wünschen der gesamten deutschen   Hochschulen, also den Be­sehungsfragen, der Neugründung von Lehrstühlen, dem Ausbau bestehender und der Gründung neuer Institute, der Frage der geforderten neuen Hoch, schulen( Tierarznei, Handel, Bergbau, Ausgestal tung von Tetschen Lieberd), der Regelung der Baufrage usw. Dieser große Fragenkomplex, der das deutsche Hochschulwesen im ganzen Um fange betrifft, befindet sich im Stadium eifrigster Erhebungen, definitive Beschlüsse des Ministeriums wurden aber bisher nach feiner Seite gefaßt. Es sei notwendig, diesen Entschlüssen vorzuarbeiten durch Aussprachen des Ministeriums mit den maß­gebenden Faktoren der deutschen   Hochschulen. Diese Aussprachen sollen die Grundlagen für dic bezüglich der Ausgestaltung der deutschen   Hochs schulen zu fassenden Beschlüsse des Ministeriums bilden.

Selbstschutz gegen Korruption.

Wer ist das?

Rünch

Ludendorff, der Führer der nationalsozialistischen Arbeiter"- Partei.

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Großer Tumult in der Pariser  Kammer.

Brovokationen der Poincaré  - Clique.

In seiner gestrigen Blattfolge weist das " Bravo Lidu" darauf hin, daß die Staatsbeam­tenschaft im Interesse ihres Rufes und der Rei­nigung ihrer Reihen jene Leute ausforschen sellte, die vertrauliche Akten aus den Ministerien syste­matisch verraten und nicht fertiggestellte Ent­würfe von Regierungsvorlagen aus dem Amte tragen. Jest sei wiederum ein solcher Fall vor­gekommen. Das Finanzministerium bereitet einige Vorlagen finanziellen Charakters vor, die auch Banken betreffen und deren Kenntnis vor der Veröffentlichung den eingeweihten Banken einen gewissen Vorteil brachten. Die wichtigste dieser Vorlagen zirkulierte, bevor sie noch der Paris  , 9. Juli. Bei der heutigen Durch| Als Molvy sich zu Worte meldet, entsteht engsten Beratung der foalierten Barteien vor- beratung der Amnestievorlage in der Slammer ein großer Tumult. General Saint Juſt gelegt werden konnte, in einigen Abschriften in lam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen macht eine Handbewegung, als ob er gegen Malvy den Prager   Banken. Es liege auf der Hand, daß der Mehrheit und der Rechten, die darauf be- das Gewehranlegen würde. Die Abgeord es sich da um Korruption handle, vielleicht werde stand, daß das Amneſtiegesetz von 1921 vollkom- neten Moutet und Malvy stürzen sich gegen das neue Gesetz Remedur schaffen, aber noch men hinreichend sei. Die Namen Caillaux   die Rechte. Painleve läßt die Tribüne räumen. besser lönnten, schreibt das Blatt, die Staats- und Maloy wurden wiederholt in die Debatte Es kommt zu einem Handgemenge. Die Situng beamten selbst Remedur schaffen, wenn sie ihren gezogen. Als der Abg. Moutet( Sozialist) aus muß unterbrochen werden. verräterischen und korrupten Kollegen dieses un rief: och Cailloug!" steigerte sich die Un­lautere Handwerk legen würden. rube. Es fommt zu einem Zwischenfall, als der Abg. Ernest Lafont   erklärt, daß Maginot als ( Boincares) Kriegsminister, sich von Mördern umgeben fah. Maginot verlangt von den Soziali­sten genauere Aufklärung.

Einige Städte werden auf Grundlage der Zahl der Bevölkerung in andere Selassen versetzt werden. Bei vielen Städten wurde das Statistische Amt nachträglich um Erhebung der Lebens- und Woh­nungsverhältnisse ersucht. Dadurch habe die

Die alte und neue Zeit.

Von Adolf Uzarski  .

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Nach Wiederaufnahme der Sigung weigert sich General Saint Just   sich zu entschuldigen. Es wurde über ihn die Zensur verhängt und die Diskussion auf morgen vertagt.

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grundsäßlich für die Annahme der vorgeschlage­nen Regelung der Feiertage sei, müsse der Vor­schlag auf Belassung bestimmter Doppelfeier tage erwogen werden, deitn er entbehre nicht einer triftigen Begründung.

Ein Ermächtigungsgeseß zur Regelung der Handelsbeziehungen. Das Außenministerium hat, nach einer tschechischen Blättermeldung, einen Ge­sebentwurf über die provisorische Regelung der Handelsbeziehungen mit dem Auslande ausge­arbeitet. Nach diesem Entwurfe soll die Regierung ermächtigt werden, mit Zustimmung des Präsi denten der Republit durch Kundmachung in der Sammlung der Gesetze und Verordnungen Han­delsverträge mit ausländischen Staaten, die in der Zeit vom 1. Feber 1924 bis zum 31. Dezember 1925 vereinbart wurden, und in denen auslän dischen Staaten für entsprechende gegenseitige Be­günstigungen ebenfalls Zollerleichterungen hinsicht lich des gültigen Zolltarifs gewährt werden, provi­forisch in Straft zu setzen. Die Regierung sell ver pflichtet sein, solche Verträge sofort der National bersammlung mit dem Ersuchen um nachträgliche Genehmigung vorzulegen. In der Sammlung der Gesetze ist eine Nichtgenehmigung von Ver­trägen durch die Nationalversammlung zu ver­Tautbaren, die damit die provisorische Geltung berlieren. Der Entwurf greift auch in den Som pler der Zollfragen ein, die eben den Gegenstand politischer Verhandlungen bilden und deshalb mit diesen erst erledigt werden kann.

Der Fall Kaderka. Heute wird die Klage des Exekutivausschusses der Volkspartei an das Wahl­gericht gegen den Abgeordneten& aderka behufs Absprechung des Mandates aus unehr­lichen und niedrigen Motiven, überreicht werden.

Telegramme.

Marr und Stresemann gehen nach London  ?

Berlin  , 9. Juli. Eine der Reichsregierung nahestehende Persönlichkeit äußerte sich über die Situation: In der französischen   und der engli schen Presse wird davon gesprochen, daß zwei Konferenzen statt einer stattfinden sollen, daß auf der ersten Konferenz sich die Alliierten untereinander einigen und daß dann erst die atveite Konferenz die definitiven Beschlüsse fassen foll. Der deutschen   Regierung wäre es natürlich erwünscht, wenn es bei der einen Londoner Kon­ferenz bliebe und Beschlüsse auf ihr gefaßt wür den, denn die Aufgabe der deutschen   Regierung, die Durchführungsgesetze zum Sach­verſtändigengutachten im Reichstage durch z um se ten, würde erleichtert werden, wenn sie be­reits auf Beschlüsse der Londoner Konferenz vera weisen könnte und in diesen Beschlüssen eine ge= wisse Berücksichtigung der deut­ schen   Wünsche zum Ausdrude fäme. Sollte Deutschland   zur Londoner Konferenz eingeladen werden, würde nicht nur Dr. Stresemann, sondern auch Reichskanzler Dr. Marx nach London   abreifen. Ueber den Termin des Zusam mentrittes des Reichstages wird der Aeltestenrat des Reichstags beschließen, der morgen eine Sit­zung abhält.

Die interalliierte Militärkontrolle. Berlin  , 9. Juli.  ( Eigenbericht.) Die Botschaf terkonferenz hat die Antwort auf die letzte deutsche

Die Aktivitätszulagen der Staatsbeamten. Der Klub der tschechischen sozialdemokratischen Ab­geordneten unternahm beim Finanzminister Die Regierung wird auch vor einer Auflösung Schritte wegen Einreihung der Städte Neuern  , Reinig, Stuttenberg in die höheren Selaffen der Aktion einen ungewöhnlichen Umfang angenom Aufhebung der Montagsfeiertage große Mani- des Reichstages nicht zurückschrecken, Attivitätszulagen. Das Ministerium antwortete, men, so daß die Erledigung der Angelegenheit festationen, Stongresse, Volksversammlungen, die um den Reichstag zu einer raschen Annahme der daß die bisherige Einreihung der Städte in die längere Zeit erfordere. auf Beteiligung der Landbevölkerung rechnen, Durchführungsgesetze zu bewegen. Die deutschen  einzelnen Kategorien der Ortszulage auf Grund Zur Regelung der Feiertage. Der tschechische unmöglich gemacht würden. Daher spricht sich Nationalen scheinen feine Reigung zu haben, es von Erhebungen des staatlichen Statistischen Amtes sozialdemokratische Abgeordnetenklub erhält nach die genannte Körperschaft für die Beibehaltung auf die Auflösung des Reichstages ankommen zu einer allgemeinen Revision unterzogen werde. dem Pr. 2." eine große Anzahl von Gesuchen, zweier Montagsfeiertage im Frühling und im lassen. die darauf abzielen, es mögen einige Doppel- Herbst aus, da diese Zeit für die Veranstaltung feiertage ziveds Veranstaltungen von Kongressen der bezeichneten Unternehmungen am geeignetsten und Manifestationen beibehalten werden. So sei. Auch die tschechost. Sängergemeinde äußert machte die tschechoslowakische Sokolgemeinde den gleichen Wunsch. Das Pr. L." bemerkt, daß darauf aufmerksam, daß durch eine vollständige trotzdem die tschechische sozialdemokratische Partei In dieser Siegesalle tam ich mit einem ,, Wat heißt besser leben? Det will id nich Note wegen der Militärkontrolle fertiggestellt und alten Herrn ins Gespräch, der mit einer Sohlen- sagen, denn zu fressen gab's damals ooch nich dem deutschen   Botschafter in Paris   übermittelt. schaufel und einem Besen Pferdeäpfel in ein richtig. Aberst wissen Se, wenn se ooch früher In dieser Note nimmt die Botschafterkonferenz Kärrchen fammelte. unter den Impralismus nur'n Hungerlohn ga- mit Genugtuung Kenntnis von der Annahme " Auch wohl kein sehr einträgliches Ge- ben, man hate doch weng'stens n Uneform! Sehn der Generalinspektion und betont, daß die Mili­Sie werden es, meine Herrschaften, wahr­,, Leider nicht!", erwiderte Se mir an, die Mütze hier ist det einz'ge, wo id scheinlich nicht glauben wollen, daß es in Berlin   schäft!?" fagte ich. eine ganze Straße nur aus Denkmälern gibt. er. Jd bin nu bald vierzig Jahre im Amt, als Beamter friege. Aberst früher: Geld gab's tärkontrolle erst aufgehoben werde, wenn die Gea und allens nich ville, det stimmt, det war nur vor die Herren neralinspektion ein befriedigendes Re­Jawohl, eine ganze Straße!, und sie heißt sie aberst wissen Sie, det wird imma! Früher, na, id Borgesetzten, aberst bei guter Führung ne sil- sultat geliefert habe und die bekannten fünf gesallee, und ich nehme an, daß sie so heißt, weil von die verdammten Autos! hier der feine Geschmad den Seg über den Ge- fage nur, dreimal so'n Starren voll den Tag, dat berne Lizze am Arm un'n Senopf mehr am Kra- Punkte durchgeführt seien. schmack der ganzen Welt errungen hat, selbst war gar nicht! Un heute!?- Die Pferde wer'n gen und bei fünfundzivanzig Jahre Dienstzeit' n über den italienischen Geschmack, der, soweit ich immer weniga, det kommt, se brauchen ihr zu breiten Müßenschirm. Da sah doch wenigenst das an dem Victor- Emanuel- Denkmal in Rom   Kaiserjagdwurst und Frankfurter  . Und davor det Publikum, dat man'n Beamter war un wat Ueberfall auf einen Sowjetdiplomaten ( von dem ich eine schöne Ansichtskarte bejiße) be- haben se nu die Autos. Un die machen ooch vorstellte. Heute, wenn id hier den Pferdemist pfft, aberst es kommt nischt dabei auftarre, kan jeder denken. ich bin seinesgleichen! urteilen fann, ein außergewöhnlich feiner Ge- Pfft, pfft, aberst es schmad ist.. Wilhelm, der wußte Bescheid, Das Militär Ich habe mir die Siegesallee   natürlich an­Soso", sagte ich, aber ich meinte eigent- und die Beamten sind die Stüßen des Thrones!" geschen und bin lange in ihr gelustwandelt. Denn lich: Es ist wohl nicht viel verdient bei dem un wenn id hier auch zehnmal die Pferdeäpfel sammle, Wilhelm wußte, wat' n Beamter wert es ist eine Lust, zu sehen, wie man hier Deutsch  - Geschäft?" lands größere Männer ehrt und die in Marmor Gott  , wissen Se, wat heußt heute vadienen? ist, un sorgte vor Uneformen, damit man uns aushaut, die des Aushauens würdig sind. In den Jd als städtischer Beamter, ob ick arbeete von die Sifilisten unterscheiden konnte." Kostümen ihrer Zeit, in Panzern und mit langen oder nich, id friege mein Geld imma! Denn Säbeln stehen sie da, die Senie martialisch einge- von den bischen Pferdedred, na, tlar, davon wer' drückt, die Brust heraus und den allerhöchsten ich wohl keine Suppe auf'n Tische friegen! Bauch herein, ganz aus weißem Marmor, wie Aberst det ist ganz egal, ob id die Karren vollbe­Zuderguß, und zu ihren erhabenen Füßen spielt fomme oder nich, denn ich habe meene Gehalts manchmal eine Sanone, manchmal ein Windlasse! Und insoweit fönnten mir die Autos spiel oder sonst en hübsches Spielzeug. Und schnuppe sind, wenn nich unsereens doch ooch hinter ihnen im Halbfrais sind Bänte, damit fein Ehrgeiz hätte!"

raus!"

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man sie mit Muße von hinten betrachten tann Ja, können Sie denn von so einem Gehalt und die Liebespärchen ihnen Freude machen, leben?"- Natürlich kann man ,, Wat heißt leben? wenn sie nachts bei schönem Wetter auf diesen Und id sage imma: det Bänken für die Vermehrung des Volkes Sorge nich davon leben!- tragen. Und an den beiden Enden der Bänte sind wird de höchste Eisenbahn, det die da" und damit Büsten von berühmten Gelehrten, Künstlern und zeigt er mit seiner Sohlenschaufel auf die Stand­Erfinder, die dem hohen Herrn über ihnen ihre bilder ,,, wiederkommen!"

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Gelehrsamkeit und Kunst ihre Erfindungen ver-„ Meinen Sie denn", sagte ich, daß Sie dann besser zu leben hätten?"

danken.

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in Warichan. Warschau  

, 9. Juli. Heute vormittags wurde der Sekretär der Sowjetgefandtschaft in Warschau  Stopecki auf der Straße insultiert und erliti dabei leichte Verletzungen. Außenminister 3a. mosti, der über den Vorfall verständigt wurde, begab sich in die Sowjetgesandtschaft und sprach dem russischen Gesandten Obolenski das Be­dauern der polnischen Regierung über diesen peinlichen Vorfall aus. Die Behörden haben die nötigen Schritte eingeleitet, um den Urheber und Snopf an'n andern, die Ursachen des Attentates zu eruieren.

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,, Gewiß", unterbrach ich ihn, aber-" Die Republik  , solange se nich vor Une­formen sorgt, fann gegen Wilhelmen gar nich ufffommen. Silberne und goldene Litzen müssen heran. Uneformen mit ein

un Ordens, vill Ordens!

Denn sind wir Be­

amten doch vor de Republik  !- Sonst aber sage ick: ich bin un bleibe' n Monarchist von alten Schrott und Korn!" und damit humpelte er mit seinem duftenden Karren stolz die Sieges­ allee   hinunter.

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Aus dem Buche„ Die Reise nach Deutsch  land."( Verlag v. Gustav Kiepenheuer   in Pots bam.)

Nach der 100. Abstimmung tein Math Kandidat. New York  

, 9. Juli  .( Reuter.) Der demokra­tische Konvent hat sich nach der 100. Abstimmung vertagt. Die Situation war folgende: Gouverneur Smith 31 Stimmen, der ehemalige Botschafter Davis 203, Mac Adoo 190, der ehemalige Minister für Ackerbau, Meredith, 75 Stimmen. Nach der 99. Abstimmung hat Mac Adoo seine Anhänger ihrer Verpflichtung enthoben.