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4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Freitag, 11. Juli 1924.

Die Prager Konferenz. Gegen Militarismus und Krieg, für

Heute treten in Prag die auswärtigen Minister Jugoslawiens , Rumäniens und der Tschechoslowakei zu einer dreitägigen Konferenz zusammen. Diese drei Staatsmänner, Beneš, Ninčič und Duca, repräsentieren das politische Gebilde, das den Namen Kleine Entente führt.

Bölferverständigung und Bölkerfrieden!

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Nr. 162.

es Bessarabien als ein umstrittiges Gebiet Ru­ mäniens anerkennt. Rumänien will in Prag sogar von seinen Verbündeten bindende Er flärungen verlangen, wie sie sich im Falle eines rumänisch - russischen Konfliktes wegen Bessara­ bien zu verhalten gedenken. Beneš dagegen be­ginnt die russische Frage auf die Fingernägel

Nach den Beſtimmungen der Kleinen Entente ginn des Weltkrieges. Bu großen, Stampfe gegen die Wiederkehr gleicher, ja noch Gefolgschaft an Frankreich in der Frage der Bum zehnten Male jährt sich der Be-[ Grinnert euch- und steht auf zum zu brennen, er hat erkannt, daß er durch seine ist die Prager Konferenz die festgesetzte halb- würdevollen Kundgebungen, zu gewaltigen größerer Schreden, noch größeren Unheils, noch Anerkennung Sowjetrußlands bedenklich in die hinterhand gekommen ist, daß die Gefahr be jährige Konferenz; die letzte tagte im Jänner Massenversammlungen am 26. und 27. Juli gewaltigeren Verbrechens! in Belgrad . Erst ein halbes Jahr ist seit dieser rufen der Parteivorstand der deutschen sozial­letzten Tagung verflossen, aber wenn die Außen- demokratischen Arbeiterpartei, die Zentralge­minister der drei Staaten heute wieder zufam werkschaftskommission des deutschen Geweck menkommen, wird auf ihren Lippen der Seuf- schaftsbundes und der Verbandsvorstand des zer schweben: Welt, wie siehst du so wunder sozialistischen Jugendverbandes die deutschen lich aus! In diesem halben Jahre hat sich die Arbeiter und Angestellten dieses Staates. politische Lage in Europa gründlich verändert.

Die wieder in Gleichgültigkeit Berjunke- steht, die Tschechoslowakei werde einer der letz nen, die rasch vergessenden, die stumpf Gevor- ten Staaten sein, der sich zu dieser Anerkennung denen gilt es aufzurütteln, sie wiederzugewin- entschließt, und nun soll er Rumänien zuliebe nen für diesen Stamps! Wer nicht teilwegen Bessarabien , an bessen Zugehörigkeit zu nimmt an unserem Kriege gegen nicht das geringste Interesse besitzt, nicht mur Rumänien die Tschechoslowakische Republik den Krieg, ist Förderer des Krie­Damals stand Poincare noch auf dem Gipfel Männer und Frauen des Prole feit und politischen Verständnislosigkeit feiner Slowakei für Rumänien gegen Rußland enga soll auch in einem Konfliktsfall die Tſchecho­Soll, weil die Menschen Schmerzliches gieren.

seiner Macht, und diese schien auf lange Zeit in der Stimmung des französischen Boltes fest verankert. Deutschland dagegen lag am Boden, die Reparationsfrage, damit die Frage der

tariates!

zufünftigen Opfer!

stimmung" zu hören sein werden, wird sich geben. Die Prager Konferenz wird sich ver gebens bemühen, der Kleinen Entente neues

Steht aufzum Kampfe gegen Mili­tarismus und Kriegsgefahr! Der Versuch, diese einander widerstreben­und Böses so leicht vergessen, wirklich die Bar­Der Kapitalismus, die Ursache des Welt barei des Krieges für immer aus dem Gedächt- den Tendenzen zu vereinigen und unter einen Wiederherstellung des europäischen Friedens, frieges, wurde durch den Sturm, den er ent- nis der Menschheit gelöscht sein? Soll unserer ut zu bringen, wird mißlingen. Auch wenn fchienen unlösbar zu sein, und Englands Be fesselte, wohl erschüttert, aber nicht gestürzt. ugend wieder jenes falsche Heldentum des nach der Prager Konferenz die üblichen Beteue­mühungen, Frankreichs Widerstand gegen die alte Staatsformen wurden durch die Revolu. Mordens gelehrt werden? Soll schließlich alles rungen von der dort erzielten vollen Ueberein­Lösung des europäischen Problems zu beseiti- tionen, die dem Kriege folgten, zerbrochen, aber Menschentumn in einem kommenden Kriege ver- barüber doch niemand einer Täuſchung hin gen, waren schwach und erfolglos. Herr Dr. das kapitalistische Wirtschaftssystem blieb be- nichtet, die Erde in eine entvölkerte Wüſte ver­Beneš glaubte damals, es müßte das Ziel seiner stehen und damit der kapitalistische Wettbewerb, wandelt werden? Politik sein, die Tschechoslowakei , und womög- der kapitalistische Streit um Ausbeutungs- und Nein! Sobald die arbeitenden Menschen Leben einzuhauchen. Die Kleine Entente ist lich auch die anderen Staaten der Kleinen Absatzgebiete, und damit die Gefahr fünftiger erkennen, daß jeder Krieg, für welches ein Requifit aus der alten Rüstkammer der. Entente, recht innig an die Politik Frankreich Kriege. Neue Staaten wurden ge- Baterland und gegen welchen Bündnisverträge, die einer vergangenen Zeit zu ketten. Darum schloß er den„ Freundschaftsfchaffen, aber sie sind von den ka- eind" er auch geführt wird, ein angehört. Das Requiſit ist kostspielig und wenig und Bündnisvertrag" vom 25. Jänner 1924 pitalisten beherrschte imperiali- rieg gegen das Proletariat iſt, erfolgversprechend. Um den Frieden sichern zu mit Poincare , der dauernd der Tschechoslowakei tische Staaten, genau so militä- fobald sie erkennen, daß immer das Pro- helfen, dazu dienen nicht Rüstungen und Ver­die Hilfe Frankreichs sichern sollte und der an risch wie die alten, aus deren Zeiletariat der Besiegte und der Ka- träge, sondern die innere Feftigung der Staa­dererseits Frankreich einen Flantenschuß gegen bern fie gebildet wurden. pitalismus der Sieger ist, werden ten, begründet durch die Wohlfahrt und die Deutschland zu gewähren bestimmt war. Beness Nicht eine aus dem Striegswahnsinn für Kriege unmöglich werden. Wenn das Proleta- Zufriedenheit der Völker. Außenpolitik war von allem Anfang an auf riat feinen Strieg mehr will, wird es keinen Zufriedenheit der Völker. Bündnispolitik eingestellt, und auch die Schaf immer ernüchterte, des Friedens frohe, auf Er- riat feinen Serieg mehr will, wird es feinen fung der Kleinen Entente , die er in die Rich haltung des Friedens bedachte Welt ist die Welt Strieg mehr geben. tung seiner Absichten zu lenken bestrebt war, zehn Jahre nach dem Ausbruche des mörderisch­legt davon Zeugnis ab. Die Hauptbestimmung ſten aller Striege, nein, eine in Wassen star der Kleinen Entente bestand in der Gewährung rende, um Schaffung neuer, wirksamerer" gegenseitiger

Diesen Kampfwillen gilt es lebendig zu erhalten!

der Kleinen Entente bestand in der Gewährung Mordmaschinen bemühte, durch Bündnisver- waret, ihr ehemaligen Frontsoldaten, heraus den Willen der Faktoren der Kleinen Entente

Wollen wir Frieden, dann müssen wir den Kampf führen gegen die Ursachen des Krieges, gegen den Kapitalismus! Unsere Demonstra: tionen am 26. und 27. Juli find deshalb auch Demonstrationen gegen den Kapitalismus und

Ihr, die ihr in der Hölle des Krieges zur Demonstration!

Ihr Opfer des Krieges, ihr Kriegstrüppel, heraus zur Demonstration! Seid Ankläger des Krieges!

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Ihr Mütter, die ihr die Söhne verloret, ihr Frauen, deren Männer nicht wiederkehr ten aus dem„ Stahlbade"- heraus zur De­monstration!

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――

Du, Jugend, ersehen als fünftige Opfer des Krieges, - von den Militaristen aus: vom Proletariat bestimmt als Avantgarde im Kampfe gegen den Krieg heraus zur De­

monstration!

-

drei Staaten gegenüber etwaigen Versuchen träge in neue Mächtegruppen geteilte Welt, Ungarns , an dem durch die Friedensverträge denn sie ist eine kapitalistische Welt und kann geschaffenen staatlichen Verhältnissen eine Aen- darum keine andere als eine militaristische und derung durchzuführen. Das Bündnis bezweckte friegerische Welt sein. die gemeinsame Abwehr gegen die Eventualität einer Bedrohung von ungarischer Seite. Da neben wollte die Kleine Entente allerdings auch in der mitteleuropäischen Politik eine bestim­mende Rolle spielen. Dieser Versuch mißlang, die Interessen der Tschechoslowakei , Rumäniens für den Sozialismus! und Jugoslawiens waren in außenpolitischen Erinnert euch der furchtbaren Fragen zu sehr auseinanderstrebend, als daß vier Jahre, die von den Freunden und die Kleine Entente als einheitlicher Faktor Nußnießern des Krieges die große Zeit" Mann und Frau, Jüngling und Mädchen, hätte zur Geltung fommen fönnen. Die Bande, genannt wurde, für euch aber eine Zeit unend­ihr alle müßt aufmarschieren in unendlichen die Herr Dr. Beneš geschmiedet hat, haben sich licher Qualen war! Erinnert euch der Scharen, ihr alle müßt cuere Stimmen ver­darum merklich gelockert. Es ist ihm wohl ge- Schrecken der Fronten, des Hungerns und des einen zu den alles Kriegsgeschrei und allen lungen, eine Reihe von Bündnissen zu schießen, Frierens in den Schützengräben, der stündlichen Saßgefang aber alle diese Bündnisse, welche die nächsten Lebensgefahren der Soldaten, der seelischen Rufen: Nachbarn, Deutschland, Ungarn und Polen Pein der Gattinnen und Mütter, des Hungerns außeracht ließen, oder gar gegen sie gerichtet in der Seimat, des Hinsicchens der Greise und waren, haben ihm auch nicht einen einzigen der Kinder, der Sklaverei der Arbeiter und Erfolg gebracht, dagegen haben sie im Aus- Angestellten unter dem Kriegsdienstleistungs­lande Mißtrauen und Abneigung geweckt. gesey, des Naubes der persönlichen Freiheit, Selbstverständlich werden alle solche Bündnisse erinnert euch des ganzen ungeheueren die Diktion ist bekannt nur zur Wahrung Leides, das die große Zeit" den Armen und des Friedens und des Status quo geschlossen. Arbeitenden brachte und des Uebermutes der Doch Bündnisse rufen Gegenbündnisse her- Striegswucherer und Kriegsgewiner aller Art! vor, sie steigern die Nervosität und so häufen

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Eine rumänische Stimme. Bukarest , 10. Juli .( Rador.)„ Bittorul" schreibt, daß die Prager Konferenz den Zwed habe, zu zeigen und fie für die Zukunft zu stärken. Da durch erlangt die Konferenz cine tatsächliche Wich tigkeit. In der Konferenz wird auch die ruf fische Frage behandelt werden, ebenso wie sie in den früheren Zusammenkünften in Belgrad und in Sinaia besprochen werden. Die Kleine Entente verfolgt vor allem das Ziel, den allgemeinen Frieden zu erhalten. Indem sie dieses Ziel der

folgt, besaßt sie sich ernstlich mit allem, was die­en Frieden stärken oder schwächen könnte. Alle iejenigen, welche mit Meinungsverschiedenheiten unter den Mitgliedern der Kleinen Entente rech nen, werden enttäuscht sein. Dr. Beneš

über die russische Frage.

Das„ Pravo Lidu", hat sich an den Außen­minister Dr. Beneš gewandt, um seine An fichten über die Frage des Verhä tnisses zu Rußland zu hören. Beneš äußerte sich

übertönenden millionenfachen folgendermaßen: Krieg dem Krieg! Nie wieder Krieg! Zentralgewerkschaftskommission

des deutschen Gewerkschaftsbundes.

Parteivorstand

der deutschen sozialdemokratischen

Partei.

Die allgemeine Situation für die Aner tennung Rußlands fann als günstig angesehen werden. In dieser Frage brauche die interne Situation Rußlands nicht berüdsichtigt zu werden. Die Tschechoslowakei habe in Rußland feine größeren Forderungen, daber sei für sie die Frage der Lösung leichter. Die Schuldenfrage möge in eine fernere Zeit verschoben werden. In dem Augenblicke, da die russische Regierung genug stabil sei, werde sie die Schulden anerkennen müssen. Die Frage der Anerkennung de jure sei nur eine Formel der alten Diplomatic, die Dis fussion darüber eine Diskussion über nichts. In sich die Abmachungen, Verträge, Rückversiche­rungsverträge, Ententen und Bündnisse, die erzielen. Die Kleine Entente ist nurmehr ein sin dem rumänisch - russischen Konflikt. In dieser der schwierigen Frage Bessarabiens ver­sich gegenseitig aufheben, so daß man in der fümmerliches Rudiment, ist zersetzt von Gegen- nicht herzustellenden Einigkeit bei Stonflikts- trete die Tschechoslowakei eine friedliche inter Fülle von einander sich freuzenden Verpflich fäßen und es wird vieler Anstrengungen be- fällen mag eine Gewähr für die Erhaltung des nationale Politit, es müsse ihr also daran liegen, günstig gelöst werde. Rumänien dürfe als tungen und Versprechungen sich kaum mehr aus- dürfen, um den Streit der Meinungen, der ent- Friedens gelegen sein, dennoch bildet die Bünd- daß die beffarabische Frage für beide Teile standen ist, beizulegen. Was die Tschechoslo- nispolitik, wie sie in der Kleinen Entente zum fieiner Staat die friedliche Lösung nicht a b Die Prager Konferenz findet besonders wakei, Jugoslawien und Rumänien noch zu Ausdrucd fommt, auch ein Hindernis für die lehnen, Rußland aber werde sich zu einer ac­nach dem Sturz der Regierung Poincare , nach jammenhält, das ist das gemeinsame Interesse wirkliche Wahrung der Interessen der einzelnen waltsamen Aktion nicht hinreißen lassen. Habe dem neuen Kurs in Frankreich und nach der gegen Ungarn , die ihnen durch den Friedens- Staaten. Das zeigt sich an der russischen Frage. man im jugoslawisch- italienischen Streite einen allseits sich zeigenden Einigung, das Sachver- vertrag zugewiesenen ehemaligen Landesteile Im Jänner wurde in Belgrad der Beschluß mittleren Weg gefunden, werde man ihn auch in ständigengutachten zur Grundlage der Ver- Ungarns sich gegenseitig zu schüßen; zu an gefaßt, daß jedes Mitglied der Kleinen Entente der bessarabischen Frage finden. Die Prager richten der Auslandspresse über einen Zerfall ständigung zu machen, eine vollständig ver- derem langt die Kraft ihres Bündnisses nicht sein Verhältnis zu Rußland nach seinem eigenen Ententekonferenz werde die phantastischen Nach änderte Situation vor und die kleine Entente aus. Das zeigte sich beim Karlputsch, als Ru- Ermessen und seinen Interessen regeln dürfe. Der kleinen Entente desarren. wird sich auf diesen Wechsel der Dinge umzu- mänien sich weigerte, mitzutun, es war sicht- Nunmehr tritt Rumänien diesem Standpunkt Das Ziel der Kleinen Entente ist die Beruhigung stellen haben. Vorausgeseßt, daß die kleine bar, als Italien Korfu bejezte und die Tsche auf das schärffte entgegen, es widersetzt sichy Europas , nicht die Bildung angriffsluftiger Entente überhaupt noch imstande ist, außer choslowakei auf die Aspirationen Jugoslawiens jeiner Regelung der Beziehungen zu Rußland zwischenstaatlicher Allianzen, die es unter ihren über die ungarische Frage eine Einigung zu nicht eingehen wollte, und ea zeigt sich jetzt auch und will Rußland erst dann anerkennen, wenn Mitgliedern nie gab und auch nie geben werde.

fennt.