Cette
Das Feuilleton aus dem Leben.
Von Theodor Brun.
Der Feuilletonredakteur ging in seinem Zinumer auf und ab, manikürte sich zum hundertften Male die Fingernägel, blidte von Zeit zit Zelt zur Zimmerdecke empor, räusperte sich ein paarmal, aber es wollte ihm doch nichts einfallen. Das Fräulein am Dittiertisch hatte bereits un zähligemale ihr Papier in Ordnung gerüct, prüfte zum siebenundsechzigstenmale die Spite bres Bleistiftes, setzte sich bei jedem Räaspern in Positur zum Schreiben, aber es tam noch immer nichts.
Ein Feuilleton schreiben ist ganz leicht, dachte sich der Redakteur grimmig, wenn einem etwas einfällt. Wenn einem aber nichts einfällt? Schreiben S von mir aus über die Ballsaison", hatte ihm der Chefredakteur gesagt, und so grübelte er nun über ein Thema, das mit der Ballsaison Zusammenhang hat. Es fiel ihm aber doch nichts ein. Und je ungeduldiger ihn das Fräulein ansah, in deren Mienen er mißtrauisch etwas wie Spott herauslas, desto weniger war es ihm möglich, auch nur für den ersten Satz in richtigen Schwung zu kommen. Dabei sollte das Feuilleton in einer Stunde zum Drud kommen. Hol der Henker diese bestellten Arbeiten, dachte der Redakteur noch grinniger.
Da llopste es, der Redaktionsdiener toat cin. ,, Ein junger Mann ist draußen und wünscht Sie zu sprechen." Jch habe keine Zeit," knurrte der Redakteur, er soll ein anderesmal tommen!" Ja, aber der junge Mann meinte, es sei äußerst dringend und ein Schidfal hänge davon ab", ent gegnete der Diener. Dann bringen Sie mir von ihm die Karte oder er soll mir aufschreiben, was er will", gab der Redakteur geärgert zurüd Der Diener ging hinaus. Da soll man ruhig arbeiten können, wenn man fortwährend unferbrochen wird", sagte der Redakteur, indem er sich wie entschuldigend an das Fräulein wendete. Dann tam wieder eine lange Pause, die damit ausgefüllt war, daß das Fräulein auf dem Sessel se his und her rückte und der Redakteur sich eifrig mit seinen Fingernägeln beschäftigte.
Das Blatt
des
Volke
Demok
Schule
Sozialis
Republik beit
der klaffischen Schönheit war. Und da gab es einen wunderbaren Zusammenhang zwischen an titer und moderner Tanzkonst, und siehe da, was er diftierte, wurde plötzlich zu einem wunderbaren, philosophisch fundierten Essay über den Tanz im allgemeinen und die aktuelle Ballsaison im besonderen. Gerade setzte er noch zu einem fabelhaften Schlußfak an, in welchem der Zusam
nachts. Führung: Strnad. G8 Lönnen auch Nichtmitglieder an dieser Fahrt teilnehmen. Bei der Anmeldung sind 50 K zu erlegen.
Kunst und Wissen. Wiſſen.
Aus der Theatertanzlei.( leine Bühne.)
Da flopfte es wieder und der Diener that mit einem Zettel herein. So, bitte, das ist von dem jungen Mann." Er soll warten", knurrte der Rebatteur. Der Diener ging hinaus. Der Redakteur zündete sich eine Zigarette an und ging mit dem Zettel in der Hand weiter auf und ab im Zimmer spazieren. Aber er war iie ber- menhang zwischen zwischen Gesellschaftsordnung und heute Freitag Eröffnungsvorstellung des Berliner schlagen.„ Einen Moment, Fräulein," sagte er, Stultur einerseits und den Tanzschöpfungen der Intimen Theaters. Das Programm, das für als müßte er feinen Zustand entschuldigen, aber betreffenden Zeit andererseits dargelegt werden Jugendliche nicht geeignet ist, wird vom 2. bis der junge Mann läßt mir feine Rube" und er sollte, da lopfte es wieder. Herrrein!" raunzte 5 August täglich wiederholt. Beginn jedesmal um setzte sich in seinen Lehnstuhl und las: der Redakteur. Der Diener trat ein. Na, was 8 Uhr abends. gibt es denn schon wieder!"„ Ja, Herr Redakteur, der junge Mann läßt fragen, ob er noch lange warten muß, weil seine Wattter zu Hause wartet."
Sehr geehrter Herr Redakteur! Ihre Aufsätze haben mich erkennen laffen, daß Sie ein guter Mensch sind. Wenn Sie mir auch fernstehen, so ist unsere gemeinsame Zugehörig feit zur großen Nation der Menschheit für mich die Hoffnung, daß Sie meine Bitte nicht abschlagen werden.
Ich bin neunzehn Jahre alt und verbiente mir fümmerlich mein Brot durch meiner Hände Arbeit. Bisher hat es für mich gelangt. Jest ist mein Vater gestorben, meine Mutter erkrankt und meine Schwester, die mit ihrem Verdienft zum Haushalt beitrug, entlassen worden. Wenn ich auch in mir Fähigkeiten fühle, die mich zu einem anderen Beruf geschaffen hätten als zu demt, Trägerdienste zu leisten, so würde ich doch mein Leben lang nicht mit meinem Schicksal hadern, wenn ich nur die eine Beruhigung hätte, daß meine Angehörigen nicht verhungern müssen. Aber seit den letten Unglüdsfällen in meiner Familie weiß ich weder aus noch ein. Und so wende ich mich an Sie, der Sie als Redakteur doch gewiß über einige Machtmittel verfügen, und bitte Sic, durch eine Notiz, eine Einschaltung oder sonstivic die Aufmerksamkeit der Deffentlichkeit auf unseren tragischen Fall zu lenken, damit wir wenigstens bis zu der Zeit, wo sich andere Hoffnungen erfüllen können, von dem Gespenst des Hungertodes befreit sind. Im voraus vielen, vielen Dank.
Der Redakteur blidte begeistert auf. Da lag Dramatik drin: wenn man so in feinem Zim mer auf und ab geht und sich mit Mühe ein Feuilleton über die Ballsaison aus den Fingern saugen will, und es tonimit plötzlich ein junger
Bitte, sagen Sie dem jungen Mann," sagte der Redakteur in rosigster Laune, er soll morgen die Zeitung lesen und er wird sich freuen, zu toas für einen herrlichen Auffah er mich heute inspiriert hat."
Der Diener ging hinaus.
Mitte Auguft 1924 Bundesturnfeft
ber
Vereinsnachrichten.
VEREIN
Turnen und Sport.
1. Bundesturnfelt
bom 9. bis 11. Auguft in Rarlsbab. Langsam gewinnt man nun eine Uebersicht über die Größe diefer Veranstaltung, bei der der Arbeiter Turn- und Sportverband zum ersten Male in seiner Gesamtheit aufmarschieren wird. Nach den borliegenden Meldungen, die erst Ende dieser Woche ab geschlossen werden, muß mit einer Teilnehmerzahl von weit über 30.000 gerechnet werden. Aus Deutschland kommen über 5000 Genossen, aus| Desterreich einige 100 Genossen, außerdem aus dem Karlsbader Gebiet die verschiedenen Kulturorgani sationen. Der Radfahrerverband sowie die Natur
1. August 1924.
8500 Freiübungsturner auf die Beine bringent. Daraus ersteht man, daß das Proletariat den Wert der Leibesübungen ganz anders einzuschätzen weiß, zählt doch unser Verband kaum ein Drittel soviel Mitglieder als der nationale. Auch die Turnerinnenund Sportler, sowie die Kreis- und Bezirksvorführungen werden gut beschickt sein.
Samstag beginnen nach Eintreffen aller Züge die Proben zu den Massenübungen. Gleichzeitig finden die Vorfämpfe in den verschiedenen Spielarten ftatt. Um 4 Uhr nachmittags erfolgt die offizielle Eröffnung des Festes durch den Bundesvorstand. Hiebei werden auch die anwesenden ausländischen Delegationen, sowie die Vertreter der inländischen Berbände zu Worte kommen. Abends finden überall in den Standquartieren turnerische Kommersc statt.
Der eigentliche Hauptfest tag ist der Sonntag. Früh treten die Wetturner und Leicht athleten zu den verschiedenen Kämpfen an. In der Eger findet für die Wassersportler die Schwimm- und Sprungkonkurrenz statt. Die Wettkämpfe müssen bis 9 Uhr beendet sein, da anschließend daran die Aufstellung des Festzuges beginnt. Der Festzug wird eine Massen demonstration werden und die Hauptstraßen von Karlsbad passieren. Nach Ginlan gen des Festzuges am Festplatz beginnen die Massenvorführungen. Während des Einmarsches werden bie Arbeiterradfahrer einen Radreigen vorführen. Neben den Hauptvorführungen werden auf Nebenplätzen Sondervorführungen kleinerer Abteilungen und Gruppen vorsichgehen. Abends findet im Stadttheater eine Festvorstellung statt.
Der Montag bringt früh Proben der Kreise un Bezirke, sowie die Endtämpfe in Sport und Spiel. Nachmittags findet das Entscheidungsspiel um die Bundesmeisterschaft- statt. Hier treffen die Meister der Kreise 5 und 6 aufeinander. Das Spiel findet am Sportplatz des Karlsbader Fußballklubs statt. Außerdem beginnen Montag bereits die Wanderun gen in die Umgebung, die Dienstag und. Mittwoch ihre Fortsetzung erfahren.
Das wäre eine flüchtige Skizze des Festgetriebes, das in den nächsten Tagen in Karlsbad beginnt. Sonntag, den 3. August wird bereits ein inoffizieller Beginn des Festes durchgeführt: eine ungefähr 230 Kilometer lange Stafette von Reichenberg bis Karls bad , für die sich in den Orten, die durchlaufen werden, bereits lebhaftes Interesse bemerkbar macht. Diese Stafette ist eine ganz gewaltige. Leistung der Turner- und Sportlerschaft und hat den Zwed, für den Gedanken der Körperkultur allerorts zu werben. An dieser Stelle richten wir an die Arbeiterschaft den Appell, die mit der Ordnung betrauten Organc hilfreich zu unterstützen, damit der Lauf ohne Hemmungen beendet werden kann.
In den nächsten Tagen werden wir noch einige bemerkenswerte Details über das Fest selbst brin gen, so daß die Arbeiterschaft über alles genügend informiert sein wird. Von den Extrazügen ( einigen 20), geht ein Teil bereits Sonntag abends von Karlsbad wieder zurück, so daß jeder Gelegenheit hat, das Fest zu besuchen, ohne einen Arbeits. berluft beklagen zu müssen. Die Unterkünfte find für Frauen und Kinder Privatquartiere, für Män er Massenquartiere.
Herausgeber: Dr. Ludwig Czech und Karl Cermak, Verantwortlicher Redakteur: Bilhelm Niehner. Druck: Deutsche Zeitungs- A.- B, Prag Für den Druch verantwortlich: O Soltk.
BÖHMISCHE
freunde haben ebenfalls eine beträchtliche Leilneh UNION- BANK
merzahl gemeldet, so daß Karlsbad in wenigen Tagen eine der größten Kulturdemonstrationen erleben wird, die das deutsche Proletariat dieses Stantes zu veranstalten imstande ist.
Als Festplatz wurde der Karlsbader Neunplash gewonnen; er ist durch seine Größe und Einrichtungen äußerst gut geeignet, alle Gebiete der Leibesübungen vorführen zu können. Die Verpflegung geschicht in eigener Regie, es ist also niemand den Touristenverein„ Die Natur- teuren Sturpreisen ausgesetzt. snunde", Ortsgruppe Prag II., Zu den Freiübungsturnen der Männer werden Filguerovo nam. 4. Freitag, den über 3000 Turngenossen antreten. Es ist dies eine 1. August: Vereinsabeno im stattliche Zahl, wenn man die Größe unseres VerCafé Nizza , Weinberge, Fochova. vandes in Betracht zicht. Die nationale TurnerAn diesem Vereinsabend werden schaft, die weit über 120.000 Mitglieder zählt, konnte Wann mit einem rührenden Brief, der an den die Touren für Sonntag festgelegt, bei ihrem letzten Verbandsturnfest in Komotau nur tiefsten Problemen der sozialen Gesellschaftsord- event. Informationen Samstag telephonisch ab nung rüttelte: Das war ein Kontrast, der eines 1 Uhr. Nach Karlsbad zum ArbeiterFeuilletons wert war! Und nun tam dem Redal- Bunbesturnfest haben sich bereits genügend teur die Erleuchtung. Das wird ein wuchtiger Teilnehmer angemeldet, so daß also bestimmt geAufsatz werden, dachte er sich freudig erregt, und fahren wird; weitere Anmeldungen umgehend. A b= fahrt Samstag, den 9. August um 12.55 Jagte: Fräulein, bitte, schreiben Sie: Mas- Bhf., Rückkehr Sonntag um 12 Uhr
Ich size in meinem Zimmer und beginne eine Schilderung über die heurige Ballsaison. Da topft es an meiner Tür, ein junger Mann tritt ein, ich frage ihn, geärgert über die Störung, die mich in bestem Schwunge traf, nach seinem Begehr, und der erzählte."
Und dann schilderte der Redakteur mit poetischen Lizenzen in großer Weitschweifigkeit den Jahalt des Briefes, den er vorhin gelesen.
Er schilderte weiter, wie er im Innern zerrissen wurde von dem Kontrast zwischen dem angefangenen Feuilleton und dem Erscheinen des jungen Mannes. Mit einer fühnen Wendung, getragen von raffinierten Sprachfeinheiten, ging er aufs soziale Problem über, mit einer weiteren war er bei den Widersprüchen der menschlichen Seele angelangt und hatte schon längst, da er das alles ganz allgemein behandelte, den jungen Mann vergessen, von dem er natürlich auch den Namen nicht nannte. Mit einem tühnen Sape stat er plöglich im Kantfchen kategorischen Im pevativ, von da tam ein neuer Sprung zu Plato, von dem nur ein turzer Schritt zum Problem
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