Einzelpreis 70 Seller.

Redaktion und Verwaltung: Prag  , I., Havličtovo nám. 32.

Tages Паф

L

1: 684

attion: 6797.

Postichedamt: 57544.

Inferate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.

4. Jahrgang.

Sozit.ldemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Samstag, 2. August 1924.

Los vem Smeralismus! Deutschlands   Einladung für Montag.

Die von Irrtum zu Irrtum schreitende, von Links nach Rechts und wieder von Rechts nach Links schwankende kommunistische Partei soll wieder mal nach Links gelenkt werden. Das ist das Ergebnis der auf dem Moskauer  fünften Weltkongreß durchgeführten Verhand­lungen über die Taktif der Partei, das ist der Wille des allmächtigen Sinowjew  , den er den Rongreßteilnehmern aufzwang. Die Beschlüsse des Weltkongresses und ihre Anwendung sollen die rechten Strömungen in der Kommunsti schen Internationale ausrotten, so daß, nach einem Wort in einer Erklärung der K. P. D., die Vertreter dieser rechten Strömungen in Zukunft auf feinem Weltkongreß der Kommin­tern mehr werden auftreten können." Wenn sich Smeral nicht bessert, läuft er Gefahr, auf dem nächsten Weltkongreß nicht mehr auftreten zu dürfen. Bekanntlich wurde in Moskau   der Bannfluch gegen eine ganze Reihe von Sektio­nen der Sommunistischen Internationale ge­schleudert und sogar eine Anzahl Führer aus geschlossen, so Souvarine   in Frankreich  , Adolf Warifi und Walecfi in Polen  . Die Moskauer  Drahtzieher, die unter Lenin   selber den Kurs nach Rechts lenften, wollen nun die Bolsche­wisierung", das ist die Raditalisierung der Partei; die Karre, die im Opportunismus" zu versinken droht, soll unter Volldampf gesetzt werden, darum schwingt Sinowjew   die Peitsche und die Nüffel sousten den verdutzten Kom mintern", nur so um die Ohren. Selbst Tropki mußte sich in letzter Zeit derbe Abfanzelungen gefallen lassen, und Sinowiew sucht ihn sogar wegen seiner Opposition zu einer fomijdjen Figur zu machen. Früher hätten, so ließ er sich jüngst über ihn aus, Tropfis Fehler für die Partei etwas Tragisches gehabt, doch diese Zeit sei vorüber und die Partei trauere nicht.

begeht. Das heißt, da es Troßki ist, der sich mit

Gute Aussichten für einen erfolgreichen Abschluß der Konferenz.

Paris  , 1. August. Der Berichterstatter der Havasagentur meldet aus London  , daß die Konferenz erfolgreich enden dürfte. Troß zahlreicher Einwendungen der britischen Exper­ten gegen den franzöfifchen Schiedsgerichtsvorschlag in Angelegenheit der Zahlungsüberweisungen hat sich die Kommission in ihren Sigungen um 3 Uhr nechmittags und 9 Uhr abends für diesen Vorschlag ausgesprochen. Der Vorsitzende des Ausschusses hat sich nunmehr um weitere Wei­sungen an die britische Regierung gewendet, wobei er ihr einerseits den Nat erteilte, dem fran­ zösischen   Projekte gleichfalls zuzustimmen. Er wird die Antwort der Regierung der Kommission, welche nach 11 Uhr noch einmal zusammentritt, bekanntgeben. Ein Redaktionsausschuß wird hierauf den definitiven Text des Protokolls ausarbeiten, das morgen vormittags der Vollsißung vorgelegt werden soll und das allem Anscheine nach deren Sanktion finden wird. Dentsch­land wird also für Montag vormittag eingeladen werden können.

***

London  , 1. August. Amtlich wird mitgeteilt: vormittags statt. Die Situation hängt jetzt von Juwieweit das Ucbereinkammen des Ersten Aus den Ergebnissen der Beratungen der Dritten Stom­schusses wirksam werden wird, ist von einem ermission ab, die, wie man hofft, heute ihre Arbeit folgreichen Abschluß der Arbeiten des Dritten beenden wird. Ausschusses obhängig. Beide Ausschüsse betrachten die französische   Formel als ein unteilbares Die französischen   Sozialisten delegieren Ganzes. Die Aussichten für die Arbeiten des Dritten Ausschusses sind hoffnungsvoll. Zur Konferenzlage erfährt Reuter: Von einem widerspruch der Banfiers gegen die bisher erzielten Ergebnisse verlautet nichts, was als ein gutes Zeidjen gedeutet wird, da die Banktreise bei früheren Gelegenheiten sehr schnell protestiert haben. Unter den Konferenzteilnch mern herrscht daher die Meinung, daß der Bericht endgültig und geeignet ist, den Dowesplan in Wirffamteit in jeben.

Bezugs Bedingungen:

Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post: 16.­

monatlich

vierteljährlich.. 48.­

halbjährig

ganzjährig

"

98.­192.­

Rüdftellung von Mann­ftripten erfolgt nur bei Ein­sendung der Refourmarten.

Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich früb. Nr. 181.

dieser Bestimmung auf unabsehbare Zeit hinaus­geschoben werden kann, wenn nicht alle Bedin­gungen des Gutachtens durch Deutschland   erfüllt werden sollten. Es wird darauf hingewiesen, daß das französische   Militär den Ingenieuren nur als Schußwache beigegeben werden sollte, und daß da­her das Ruhrgebiet   auch militärisch geräumt wer den müsse, wenn die wirtschaftliche Räumung er folgt. Gerade die Besaßung hindere die Erfül­lung aller Bedingungen des Gutachtens und dess wegen müsse es um so bedenklicher erscheinen, daß Frankreich   mit der Zurüdziehung der Truppen zögere.

In Besprechung der militärischen Räumung jagt Die Zeit", das Blatt Stresemanns, daß der Außenminister gewiß ein entschiedener Gegner der Verschleppung der Räumung von   Köln und des Ruhrgebietes ist und daß das ganze Kabinett mit ihm darin übereinstimme. Die deutsche   Dele

gation wird beſtimmt nicht auf einen Vorschlag eingehen, der die vertragswidrige Besetzung des Kölner   Brückenkopfes und, des Ruhrgebietes bis zum

Sommer 1926 ausdehnen würde.

nach   London. Paris  , 1. August  .( Havas.) Es verlautet, Es verlautet, Die Radičpartei unterstüt Davidovič daß die sozialistische Portei eine fünfgliedrige De Belgrad, 1. Auguft. Die Verhandlungen zwis legation unter Führung Leon Blums   nach schen der Regierung und den Vertretern der Radič London   senden will, damit sie sich mit der eng Partei wurden gestern mit Erfolg beendet. lischen Arbeiterpartei über die Durchführung der Die Abgeordneten der treatischen Bauernpartei, Refolutionen des Frankfurter sozialistischen Kon 63 an der Zahl, werden die Regierung im Parla­greses einigen folle, wo bekanntlich die Rechte mente unterstüßen. Der Vizepräsident der Frankreichs   auf Reparationen und Wiedergut Radio Partei, Dr. cef, erflärte enliſten Die nächste Plenarsihung der inter  - Delegierten anerkannt worden war. Die Dele- einig. Ob wir als Regierungsmitglieder oder alliierten Konferenz findet morgen um 11 Uhr gation soll sofort abreifen.

Gegen die Verschleppung der Räumung. Berlin  

, 1. August.( Eigenbericht.) Bei erst in drei Zeitabschnitten geräumt werden soll, wenn einer, sei es auch Troßzti, einen Fehler den deutschen   Regierungsparteien ist man ver- entsprechend der Unterbringung der deutschen   In­der Klique Sinowjews nicht verträgt, so fann stimmt über das Verlangen der franzöfifch- belgi- duftrieschuldverschreibungen. Man befürchtet, daß man ihn nicht gut ausschließen, aber man läßt schen Delegation in London  , daß das Muhrgebiet die Räumung des Ruhrgebietes durch die Annahme ihn eben reden und geht über ihn zur Tages- 00000000000 ordnung über. Wenn es schon Trotti so ergeht, läßt sich denken, wie es erst dem ungleich flei­neren, des Opportunismus in zahlreichen Fäl­len überführten und geständigen Smeral er­ging! Die zurechtfrisierten Berichte über den Weltkongreß geben davon nur einen vagen Vegriff.

Die Partei steht an einem Scheide wege:[ soll sie die bisherige, von niemandem unter­schätzte Entwickelung in ein neues, lebendigeres Stadium vorantragen; oder soll jene bald sprichwörtlich werdende Vorsicht, Schlauheit und Rücksichtnahme nach allen möglichen Seiten hin, die unter so großen Schwierigkeiten geschaffene Massenpartei der Gefahr der Versump­fung und damit schwerer Krisen preisgeben dürfen?"

Es wäre Smeral auf dem Kongreß noch übler ergangen, wenn er, der aus der österrei chischen Zeit im Sich- Bücken einige Uebung be­sigt, sich nicht geduct, Reue gezeigt und Besse  " Sprichwörtlich werdende Vorsicht, Schlau­rung gelobt hätte. Ein unentwegter blutrün- heit und Rüdsichinahme nach allen möglichen stiger Bolschewik nach dem Ideal Sinomjers Seiten", photographisch getreuer läßt sich der zu werden, dazu geht dem mit allen Salben Smeralismus nicht gut tonterfeien. Schmeichel­geschmierten Smeral Fähigkeit und Wille ab. haft ist es allerdings nicht, wenn-r. sagt, die Er aber dachte sich, warum solle er nicht in Vorsicht und Schlauheit der bisherigen Füh­Moskau geloben, ein grimmer, fompromisloser rung brächten die Partei in die Gefahr der Bolschewit zu werden! Wenn er erst nachhause Verjumpfung. Aber das ist erst ein kleiner An­tommt, werde er ja doch wieder seinen lieben fang, es kommt noch viel dicker: Neigungen fröhnen können. Moskau   ist dann wieder weit und bis zum nächsten Jahre kann dort der Wind wieder mehr von rechts wehen. Aber Smeral hat nicht an die kleinen Sinowiews zuhause gedacht, hat nicht er­wogen, daß ihm dieſe, durch die Debatten und

Beschlüsse

Unsere Partei hat es bisher nicht ver­standen, eine Einheitsfrontbewegung ,, bon unten" ins Leben zu rufen. Die Ausäße zu tisch und ungenügend. Die fehler= einer Betriebsrätebewegung sind dilletan­hafte und schwankende Tattit in der

Gewerkschaftsfrage hat die Partei unfähig gemacht, eine lebendige Einheitsfrontbewegung in den so brennenden Fragen der Arbeitslosen­unterstüßung, des Genter Systems, der Agrar­sölle usw. zu führen. Die Aktivität" der Partei ist bisher eine fast aus­schließlich parlamentarische ge­wesen und dies mit allen Entglei­sungen."

"

des Weltkongresses ermuntert, das Brot des Opportunismus versalzen wer­den. Tatsächlich ergreift im Reichenberger Vorwärts" ein solcher Möchte- gern- Sinowjew  das Wort, um Smeral und Streibich gründlich die Leviten zu lesen und zu sagen, was an der kommunistischen   Partei der Tschechoslowakei  bisher alles schlecht, unzulänglich und fehler­haft war. Das Sündenregister ist lang und Smeral müsse, so folgert r., das Steuer Herrr., so zeichnet der Miniatur- Sinowiew, endlich nach links wenden, aber er jagt ihm scheint damit gar nicht fertig geworders zu sein, deutlich, daß er mißtraut, ob Smeral dies denn er drückt seine Freude darüber aus, daß könne, denn es sei die Frage, ob jemand, der jetzt nach dem fünften Weltkongreß endlich die nur nach einer Seite zu steuern versteht, auch erste, wirkliche Parteidiskussion, die wir er nach dieser Seite hin ein guter Steuermann leben" begonnen habe. Herr-r. sezt an die ist." Herr-r. setzt fort: Spize seiner Kritek des Smeralsystems fol­gende Frage:

,, Es muß offen ausgesprochen werden: wo blieben bisher in unserer Partei die Diskussio­

autßerhalb der Regierung mitarbeiten, ist neben sächlich. Wir sind bereit, nötigenfalls in die Regierung einzutreten. Bezüglich der Rüd fehr Radio's nach Jugoslawien  , erklärte Macet: Radič war auch bis jetzt die Rückkehr nicht verbo­ten; sie hing nur von ihm selbst und der Führer. schaft der froatischen Bauernpartei ab. men und vielleicht, bevor er nach Jugoslawien   zu­wird in absehbarer Zeit nach Agram fom­rückkehrt, London   besuchen.

Galt es nicht bisher als das Seele braucht man sich nur an die anmaßenden Zeichen besonderer, Parteidemo und demagogischen Vorwürfe zu fratic", weise zu schweigen und welche die Slapetschisten das liebe Jahr lang zu hören, was die Masseu sagen", was so in Erscheinung trat, daß man die gegen die sozialverräterische" Sozialdemo fratie erheben, um die Berechtigung der Kom­schwierigsten Probleme in konfe renzen einer oberflächlichen, nicht munisten dazu zu erkennen. eingeleiteten Erörterung über- ,, Aussprechen, was ist, diesen lassalleanischen Grundsatz hat unsere Partei nur sehr sel­ließ? War es nicht so in der Gewerkschafts­frage, in der Frage der Einheitsfront usw.? ten befolgt. Aussprechen, was man tun soll", noch seltener. Dafür hat man alle Wo wurde denn diskutiert? Im Zentralorgan unserer Partei zum geringsten Teil. Die na Individualitäten verstanden". Würde an Stelle tionale Frage wurde von keinem der Vorsicht und der Schlauheit, durch recht­einzigen führenden Genossen, zeitige Diskussion mehr Klarheit getreten sein, außer Kreibich, jemals erörtert, es wäre unmöglich, daß hier eine Ge­man greife denn, um sich zu retten, nach Dole­meindefraktion ersten Ranges zals Artifeln in der Rovnost" und in der sich an die Gewerbepartei mit einem Einheitsfrontanerbieten Revue". Genügt es da z. B. zu sagen, Verčik sei ein Nationalist? Wieso gibt es eben wendet, daß dort, fern im Osten", un­diese Strömungen in der Partei? sere farpathorussischen Abgeord Woher kommt es, daß die tschechische Partei- neten mit bürgerlichen Abgeord preffe monatelang die gewiß sehr bedeutsamen neten gemeinsam Interpellatio Spiritusaffären zum Mittelpunft aller Erörte­nen wegen der Autonomie Karpa­rungen machte und noch niemals einen thorußlands verfassen. Die Partei­Leitartikel, z. B. über die Formen diskussion, die jetzt beginnt, muß gründlich der nationalen Unterdrüdungs­und allgemein sein... Nur in einem politit geschrieben hat? Dieser Man­Sumpf wird nicht diskutiert." gel muß marxistisch und nicht persönlich unter­Mit einem Wort: Los vom Smeralis. sucht werden und man wird sehr bald auf die Fehlerhaftigkeit der Nationali- mus! Die Charakterisierung dieses spezifisch täten politif unserer Partei stoßen, tschechoslowakischen Gewächses ist schon wert, die doch mit ein paar Interpellationen und daß man sie einem weiteren Streis zur Kennt einigen Petit" Notizen nicht bemäntelt wer- nis bringt. Sie ist nach mehr als einer Seite den kann..." hin lehrreich. Der Streit deckt die Gegensätze

Mit besonderen Bedenken haben auf, von denen der Kommunismus durchwühlt wir stets die besondere Vorliebe ist. Dieser Streit wird fortdauern. Er hat eines Teiles unserer tschechischen

Genossen für die Intellektuellen eine Wurzeln in dem Streben, die Taktik der in der Politik beobachtet. Statt Ein Partei den wirtschaftlichen und politischen Tat­heitsfronten von unten zu schaffen, fachen anzupassen. Der Smeralismus ist frei­horchte man und horcht voll Belich eine besondere Abart dieses Opportunis­geisterung auf jede Regung im La- mus" und hat mit Bolschewismus oft schon ger der Kleinbourgeoisie und der gar nichts mehr gemeinsam. Es fragt sich nur, Doktoren, die dichten oder nicht was von der S. P. Č. übrigbleibt, wenn sie dichten." den Weisungen der großen und kleinen Si­

Bei diesen Bekenntnissen einer schönen nowjews Folge leisten sollte.