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4. Jahrgang.

Saldemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Das Ende des serbischen Zentralismus.

Die Regierung des Königreiches der Ser­ben, Kroaten   und Slowenen lag bis vor fur­zer Zeit in den Händen Nifola Pašičs, der, lange vor dem Kriege schon der Minister­präsident Serbiens  , Ballantrieg und Weltkrieg überdauert hatte. Er regierte bis vor zwei Jah­ren mit einer gesicherten Mehrheit, deren Kern die radikale Partei war. Als aber die Neu­wahlen einen Sieg der kroatischen Bauernpartei Stefan Radič s brachten, seßte eine Regie­rungskrise ein, die sich nach und nach zu einer Staatskrise auswuchs. Solange die Kroaten der Stupschtina fernblieben, konnte sich Pašič mit Hilfe der neun deutschen   Abgeordneten halten. Die Krise wurde akut, als Radič sich entschloß, die Abstinenzpolitik aufzugeben. Das Erschei­nen der kroatischen Abgeordneten im Parla ment und der Austritt der Deutschen   aus der Regierung führten zum Sturze Pašičs. Ver­geblich flammerte er sich an die Macht. Man versuchte es mit anderen Regierungsbildungen. Sie schlugen alle fehl. Als letzte Stonstellation

Sonntag, 3. August 1924.

Deutschland   gleichberechtigter Verhandlungspartner.

MacDonald übermittelt die Einladung zur Konferenzteilnahme.

London  , 2. Auguft.( Eigenbericht.) Genosse Macdonald hat der deutschen Botschaft in London   heute nachmittags nach Beendigung der Volltonferenz die Einladung an die Reichsregierung zur Entsendung von Delegierten übermittelt. In dem Schreiben wird aus­drücklich darauf verwiesen, daß Deutschland   mit den Alliierten über die Durchführung des Sachverständigengutachtens berhandeln soll. Schließlich bringt Macdonald im Auf­trag der Chefdelegierten den Wunsch zum Ausdruck, daß die deutschen   Vertreter so bald als möglich nach London   entsendet werden. Die Ankunft der deutschen   Delegierten wird für Dienstag in London   erwartet.

Die Bollkonferenz wurde gegen halb zwei Uhr mittags beendet. Sie verabschiedete den Be­richt der Ersten und Dritten Kommission, verzichtete jedoch darauf, auch die Eisenbahn­frage in den besetzten Gebieten endgültig zu lösen. Dieses Problem soll in einer für Montag vormittag einberufenen Besprechung der Chefbelegierten ernent erörtert werden. Man erwar tet, daß diese Erörterung zu einer befriedigenden Lösung auch für Frankreich  führen wird.

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politischen Verhältnisse erscheinen. All das mag den König und seine Ratgeber, die zum größ ten Teil selbst in den Anhängerkreisen der ra dikalen Partei zu suchen sind, bewogen haben, den legalen Weg dem illegalen vorzuziehen.

Man hat in Belgrad   sicher nicht die Hoff­nung aufgegeben, im günstigen Augenblick auf die alten Methoden der Regierung Pašič zu­rückzugreifen. Troßdem bedeutet die Festigung der Koalition, die dem Ministerium Davidovič eine Parlamentsmehrheit bieten soll, einen Bruch mit dem Zentralismus und mit jener Staatsideologie, die lediglich in der Nation, die den Staat gegründet hat, seinen einzigen rechtmäßigen Vertreter und Nußnießer sieht. Die Gedankengänge, von denen sich die Po­litiker der Pašičpartei leiten ließen, sind im Grunde dieselben, die in der Kramař partei noch heute herrschen. Dort wie hier glaubte man auf jede Mitarbeit der nationalen Minderheiten verzichten zu können, dort wie hier glaubte man, in der Verfassung, in der Wirtschaftspolitik, im Verwaltungswesen den Bentralismus gegen alle Anstürme der Oppo­fition halten zu können. Die Ursachen sind in beiden Fällen die gleichen. Vertritt die natio­naldemokratische Partei das tschechische Groß­fapital, so find die serbischen   Radikalen zwar mehr bäuerlich orientiert und zählen die kleinen Besitzer in Altserbien zu ihren Anhängern, aber auch fie vertreten in erster Linie das erst im Entstehen begriffene serbische Industrie­Berlin, 2. August.( Eigenbericht.) Die Räumung des Ruhrgebietes bestehen und Die Regierung Davidovič schien zu- Reichsregierung hielt heute unter dem Vorsitz des ferner verlangen, daß auch für die Rheinlande teien stehen schließlich auch ausländische Stapi­und Finanzkapital. Sinter beiden Par­nächst ebenso eine vorübergehende Erscheinung dem die Richtlinien für das Berhalten der deut- mungsfristen innegehalten würden. Vor allem ialistengraben. die wir in beiden Fällen in Reichspräsidenten   einen Ministerrat ab, in le im Friedensvertrage vorgesehenen Ränteien beichspräsidenten einen Miniſterrat ab, in že im gefehenen zu sein, wie die Regierung Ninčič und die schen Delegation in London   festgelegt wurden. bürfe die Räumung der Kölner Zone Frankreich in den Kreisen der Pariser  letzten Regierungsversuche Pašičs es waren. Aus Kreisen, die über die Absichten der Regierung nicht bis zum Jahre 1926 hinausgeschoben wer- Banquiers und des französischen Die Gegenfäße, die zwischen den nunmehrigen unterrichtet sein wollen, wird gesagt, die deutsche   den. Differenzen zwischen der deutschen   und der Süttentomitees zu suchen haben. Die Regierungsparteien in S. H. S. bestehen, sind Delegation werde sich streng an das Sachberalliierten Auffassung dürften auch bei der Frage Politik beider Parteien geht in wirtschaftlicher immerhin groß genug, um den Zweifel an die ständigengutachten und an den Ver- der Sachlieferungen und der Barüber- Sinsicht darauf aus, das Kapital im gesamten innere Festigkeit dieser Koalition berechtigt failler Friedensvertrag halten, also weisungen entstehen. Die deutsche Regierung Staatsgebiet in den Händen der Kapitalisten erscheinen zu lassen. Sind die bosnischen Mo- alles ablehnen, was darüber hin sci enischlossen, auch bei dieser Frage keinem Ab- der herrschenden Nation zu vereinigen. Damit hinsei hammedaner vor allem Vertreter eines fonjer- ausgehend von den Alliierten in kommen zuzustimmen, das nicht mit dem Wort- bezwecken sie einmal eine Erleichterung des vativen Großgrundbesißes, so sind die sloweni- London   beschlossen worden sei. laut und dem Sinn des Gutachtens überein­schen Klerikalen Repräsentanten einer flein  - Insbesondere werde sie auf der sofortigen flimme.

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tauchte das Ministerium des Demokraten Da- Die Marschroute für Mare und Stresemann.

vidovič auf. Es stützt sich auf eine Koa­lition der Demokraten mit den slowenischen Meritalen und den bosnischen Mohamme danern.

bäuerlichen Bevölkerung, deren Interessenkreis

noch dazu nach dem Westen hin orientiert ist,

Der Ministerrat beschließt die Richtlinien für London  .

Konkurrenzkampfes, denn wenn dieser unter der Maske eines nationalen Kampfes geführt wird, so stehen ihm sonst unzugängliche Mittel wie der ganze staatliche Machtapparat zur Ver­sich mit dem der Bosnier daher kaum Bayern   organisiert einen Landsturm Waffentragen und zur Festnahme von fügung. Dann aber gelingt es auf diese Weise berührt. Die Demokraten selbst aber Staatsbürgern bescheinigt wird. Diese gegen das Reich. haben doch nur eine schwache Ober­Ausweise werden vom Oberregierungsrat im auch, das Proletariat der eigenen Nation Berlin  , 2. Auguſt. Der Vorwärts" be Reichsverkehrsministerium, Zweigstelle München  , vom Klassenkampf abzulenken und seine Stoß schicht der Bevölkerung, die städtische In- richtet, daß in Bayern   eine Organisation„ Not- namens Besold ausgestellt. Der" Notbann" joll fraft gegen den internationalen Kapitalismus telligenz hinter sich, die in Serbien   immer bann" gegründet wurde, in die nur politisch, im Falle eines Konfliktes Bayerns  " mit dem Reich einzujeßen. Da die Interessen der Proletarier eigene, den Interessen der großen Masse des rechtsstehende Verkehrsbeamte auf die bayrischen Reichsbeamten, die Mitglieder des der herrschenden Nation bei diesem System des Volkes nicht immer entsprechende Wege gegan- genommen werden, die Ausweise erhalten, auf Notbannes sind, für Bayern   verpflichten. wirtschaftlichen und nationalen Stampfes tat­gen ist. Zudem mußte man sich fragen, ob in welchen ihnen die Berechtigung zum sächlich lange Zeit mit denen der eigenen Ka- j Serbien   eine Regierung, an der das eigentliche 000000000010200000000000002002080620200UCCOTCOUCpitalisten identisch sind, sofern man von der altserbische Volk, das den Staat S. H. S. internationalen Bedeutung des ganzen Pro­gegründet und bis jetzt erhalten hat, kaum rungen herbeiführten. Dagegen sind es vielfach genstück zu dem Regierungssystem jenseits der zesses absicht, so wird eine hemmungslose einen Anteil hat, eine Regierung, die sich, die gleichen Fragen, die auch die tschechische Adria zu schaffen. Es schien fast ausgeschlossen. Ausbeutungspolitik gegen die sich kaum eine wenn auch nicht auf staatsfeindliche Minder te publik einmal zu lösen haben wird. Wie daß der König den ersten, den legalen Weg Opposition aus den Reihen des eigenen Prole­Heiten, so doch auf eine Bevölkerung stüßt, die durch die Vereinigung der Sudetenländer mit gehen würde. tariats erhebt, möglich gemacht. Die ersten n den neuerworbenen Gebieten ansässig ist, der Slowakei   zwei Gebiete zusammengefügt Auch die Regierung Davidovič schien, wie Jahre nach dem Umsturz schienen diese Politik lebensfähig sein würde. Und schließlich) tam für wurden, die auf verschiedener ökonomischer, erwähnt, nur ein leßter, nicht ernst gemeinter aussichtsreich zu machen und Kramař wie auch Südslawien die große entscheidende Frage sozialer und kultureller Eniwicklungsstufe Versuch. Die Wandlung der letzten Tage tam Pašič konnten noch vor einem Jahre voll Hoff­dazu, wie Radič und seine Bauernpartei sich zu stehen, so wurden umgekehrt im Staate S.S.S. ziemlich überraschend. Sie wird kaum auf Be- nung in die Zukunft bliden. Die wachsende der neuen Regierung stellen würden. Die Er Gebiete weit fortschrittlicheren Charakters der weggründe zurückzufhren sein, die allein in den Erkenntnis von der Unhaltbarkeit der durch eignisse der leßten Tage machen aber durchaus Herrschaft eines Volkes unterstellt, das wirt- serbischen Verhältnissen liegen, sie ist ganz er den Versailler Vertrag geschaffenen ökonomi­den Eindruck, als ob die Regierung Davidovič schaftlich eben jetzt erst aus dem Komplex der klärlich nur dann, wenn man sie im 3 usa m- schen und politischen Verhältnisse Europas  , die durchaus keine Episode bleiben sollte, sondern Balkanstaaten und kulturell aus dem Kreise menhang mit den übrigen Vorsich in den Arbeitermassen des Westens Bahn zu einer größeren historischen Mission berufen russisch- byzantinischer Anschauungen in den der gängen in Europa   betrachtet. Die Auf- brach, und die im Siege der englischen Arbei­sei. Die Abreise des Königs in seine Sommer- westeuropäischen Zivilisation übertrat. Das dedung der tiefgehenden Korruption im italie  - terpartei wie in dem der französischen   Sozia­residenz und die Rückkehr Radičs nach Kroa- mangelnde Verständnis, das der Prager   Zen- nischen Fascismus hat nicht gerade dazu bei- listen Gestalt gewann, konnte aber nicht ohne tien sind deutliche Anzeichen, daß man mit tralismus den slowakischen Sonderbestrebungen getragen andere Staaten zur Nachahmung des Einfluß auf Mitteleuropa   bleiben. Die Um­einem längeren Bestand der jetzigen Regierung entgegenbringt, zeigte sich auch in Belgrad   für Beispiels Mussolinis zu ermuntern. Auch ist gruppierung, die sich in den wirtschaftlichen rechnet. Damit ist das Ereignis des letzten ser- alle Bestrebungen, der dem Einheitsstaat ange- vor kurzem erst der Versuch eines fascistischen Verhältnissen Deutschlands   und Westeuropas  bischen Regierungswechsels über die Grenzen gliederten Kroaten  . Gelang es zunächst, die Butsches in Rumänien   gescheitert und in   Bul- vorbereitet, wird die gesamte Wirtschaftspolitik jenes Streises hinausgewachsen, der die engeren Opposition der kroatischen Unabhängigkeitspar- garien scheint man vor ernſten Unruhen zu der Sukzessionsstaaten in ihren Bannkreis zie Balkaninteressenten umschließt und in den Be- tei dadurch zu lähmen, daß man ihr einfach den stehen. Die sich anbahnende Regelung der wirt- hen. Damit ändern sich auch naturgemäß die reich allgemein europäischer Politik gerückt. Zutritt zum Parlament verleidete, so hat sich schaftlichen und politischen Streitfragen zwi politischen Methoden, die anwendbar sind und

Der Sturz Pašičs, der damit dokumen- nach den Wahlen im Vorjahre und nicht zum schen Deutschland   und Frankreich   wie auch zwi- jo dürfen wir mit einer Rüdfehr des kompro­tiert wird, wird so zu einem Glied in der Kette gerigsten dank der Propaganda des Bauern- schen Frankreich   und England, das Neuein- mißlosen Systems der Nachkriegsjahre in Ser­jener Ereignisse, die seit dem Ende des vorigen führers Radič die Lage sehr zu Ungunsten der treten Amerikas   in die europäische Politik vien kaum rechnen. Die Tatsache aber, daß der Jahres einander in den einzelnen europäischen radikalen altserbischen Partei geändert. Es haben eine Situation geschaffen, die durchaus Zentralismus und radikale Nationalismus in Staaten rasch gefolgt sind, und die einen war, als die Kroaten im Parlament erschienen ungeeignet für Experimente im Sinne fasci- S. H. S. abgewirtschaftet hat, wird vielleicht Sieg des demokratischen Gedan- und die Deutschen   aus der Regierungsmehrheit stischer Neuordnung der staatlichen Verhält- auf die Entwicklung in anderen Sufzessions­tens über den der rücksichtslosesten Gewalt- ausschieden, nicht mehr möglich, eine Mehrheit nisse ist. Außerdem mag der Fascismus in staaten nicht ohne Einfluß sein. Die Tatsache, politik bedeuten. Pašič ist schließlich nur Poin- für die Regierung Pašič   zusammenzubringen. einem Staate, in dem eine nationale Opposi- daß man in Serbien   mit einem System ge= are nachgestürzt. Allerdings waren die Fragen, Dem König blieb die Wahl, entweder die Op- tion, die ihrerseits fascistsch organisiert ist, einer brochen hat, das mit dem Wesen des Staates die zur Regierungskrise in S. H. S. führten, position in die Regierung zu rufen, oder Fasie an Zahl nicht wesentlich größeren Bevölkerung untrennbar verknüpft schien, muß für die ge­vielfach ganz andere, als die, welche in den mit diktatorischen Vollmachten auszustatten, der herrschenden Nation gegenübersteht, als jamte europäische   Politik als be Westmächten den Sturz der Nachkriegsregie- das Parlament davonzujagen und so ein. Ge- fragwürdiges Mittel zur Sanierung der inner- deutsames Signal gewertet werden.