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4. Jahrgang.

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So aldemokrat

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Die Preise steigen!

Seit einigen Wochen kommen alarmie rende Nachrichten über den Ozean, die eine schwere Gefahr für die Lebenshaltung auch un­serer Arbeiterschaft bedeuten. In Amerika  , der großen Fabrik nicht nur von Industriearti­tein, sondern auch von Lebensmitteln, tienern die Preise ununterbrochen in dieHöhe. Vor sechs Wochen hat das für die Ernährung der euro­ päischen   Arbeiterschaft so wichtige ett 27,5 Dollar gekostet, heute beträgt der Preis 37 Dollar, also eine Preissteigerung von nicht weniger als 35 Prozent, der Staffee, der vor 8 Wochen 68 Schilling gekostet hat, kostet heute 86, die Preissteigerung be­trägt ein volles Viertel, 25 Prozent. Ebenso stiegen die Preise der Südfrüchte, der Reis stieg im Preise, Margarine und Seife sind infolge erhöhter Rohstoffpreise gleichfalls teurer geworden.

Noch beängstigender ist das Steigen der Getreidepreise auf dem Weltmarkt. Am 6. Juli notierte auf der New Yorker Börse We i- zen mit 118, am 26. Juli mit 151,5, die Preissteigerung beträgt also volle 20 Pro­zent. Bei Mais beträgt die Preissteigerung in den letzten zwei Monaten jogar 50 Pro­zent.( Da Mais das Futtermittel für Schweine ist. find eben die Fettpreise gestiegen.) Ungari­sches Mehl, das von drei Wochen noch 2,30 K gefostet hat, fostet heute 3.10 K, die Steigerung beträgt 35 Prozent. Weizen fostete an der Pra­ger Börse Anfang Juli 170 K, heute 210 K. Ebenso find alle anderen Getreidearten im Preise gestiegen.

Unsere heimischen Agrarier, die feine an­deren Rücksichten tennen, als ihre Taschen zu füllen, haben das Ihrige dazugetan, um die steigenden Beltmarfipreise noch mehr in die Höhe zu treiben. Sie drängen die Regierung, feine Bewilligung für die Einfuhr ausländi­schen Getreides und Mehles zu erteilen und wollen so künstlich eine Stnappheit herbeiführen, damit die heimischen Getreidepreise womöglich noch über die Weltmarktpreise steigen. Nicht genug daran, verlangen sie die Einführung des Getreidezolles, damit der Arbeiter bei jedem Bissen Bret einen Ertraprofit an den hermi schen Agrarier abführt.

Viele Arbeiter werden wohl die hier aus­gesprochenen Befürchtungen für übertrieben halten, da die Kleinhandelspreise vorläufig in bemerkenswertem Maße noch nicht gestiegen find. Das hat seine Ursache darin, daß der  Detailhandel noch immer von den alten, billig eingekauften Vorräten verkauft. In dem Augen­blick aber, wo diese Vorräte ausgeschöpft sins.

- bald

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Mittwoch, 6. August 1924.

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Nr. 184.

Die   Deutschen am Berhandlungstisch.   Deutschland vor der

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Eine turze Sigung. MacDonald begrüßt die   Deutschen.- Ertlärangen des Reichstanzlers Marr.

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Boraussichtlich Freitag Konferenzende.  

London, 5. August.( Eigenbericht.) Die Vollfißung der Reparationskonferenz zusammen mit den deutschen Delegierten beganu Dienstag miltag im Auswärtigen Amte. Sie war nur furz und es wurde beschlossen, eine neue Volligung Mittwoch abzuhalten, bei der man hofft, daß die deutsche Delegation die Gelegenheit haben wird, zumindestens einen allgemeinen neberblid über ihre Stellungnahme zu den interalliierten Beschlüssen zu geben. Die Sitzung wurde von MacDonald mit einer kurzen Begrüßung eröffnet, in der er die   deutschen Delegierten willkommen hieß. Er hob hervor, daß die Verantwortung, die der Sachverständigenbericht auferlege, die der Sachverständigenbericht auferlege, übernommen werden müsse weniger aus Grün­den eines Zwanges, als wegen des gemeinsamen Wunsches, einen ernsthaften und ehr­fichen Versuch zu unternehmen, die Pflichten zu erfüllen, die mit seiner Unterzeichnung nach einer Diskussion verbunden sein werden, in der jede Partei in jeder Weise gehört werde.

Reichskanzler Dr. Marg dankte in einer furzen Erwiderung. Die deutsche Delegation sei überzeugt, daß das Schidfal   Deutschlands und   Europas von einer Lösung dieser Ausgabe abhänge, die nur erfolgen könne im Geifte eines friedlichen Einvernehmens und unbeding ter Loyalität. In diesem Geiste beabsichtige er die deutsche Delegation zu halten. Gegensei ges Bertrauen sei ein wesentlicher Faktor für eine fruchtbare Zusammenarbeit der Nas tionen. Die   deutschen Delegierten erbliden in dem Plane der Sachverständigen eine Methode, die das deutsche Bolt zur Freiheit und zum Frieden führen könnte und führen müßte. Wenn seine freie wirtschaftliche Aktivität wieder hergestellt sein würde, würde das bentsche Bolt seine ganze Kraft dazu verwenden, die schwveren Verpflichtungen zu erfüllen, die das Gutachten von ihm fordere. Marx beſtätigt die Auffassung der   deutschen Regierung, daß fie für die Lösung der Reparationsfrage betrachte, und fügte hinzu, daß die Reichsregierung in Erwar­tung der Erreichung einer Berständigung auf der Konferenz bereits ihre Zustimmung zu den Gefeßentwürfen gegeben habe, die für die Durch ihrung des Sachverständigenberichtes vom Ot­ganisationskomitee entworfen worden seien.

Entscheidung.

Von Eugen   Prager,   Berlin..

dort

Die der Regierung nahestehende Presse hat vor der Abreise der   deutschen Delegation mach  London versichert, daß nichts unterschrie­ben werden solle, was mit dem Sinn und dem Wortlaut der Sachverständigengutach ten nicht übereinstimme und was über die Be­stimmungen des Bersailler Vertrages hinausgehe. Insbesondere sei es für die Regie ung nannehmbar, wenn die Räumtang des Ruhrgebiets hinausgeschoben werden und eine unsichtbare" Besabung bleiben solle. Außer den dürfe die Räumung der   Kölner Zone, die in diesem Jahr fällig wäre, nicht verzögert wer den, wie es   Frankreich wünsche. Schließlich be­ständen auch erhebliche Bedenken gegen die Lon­doner bmachungen in der Transferfrage. diese Aeußerungen nur eine Rüdendedung gegen über den Deutschnationalen darstellen. oder ob sie dazu bestimmt sind, auf die Allierten Eindrud zu machen, aag dahingestellt bleiben. Sicher ist nur das Eine, daß die Regierung Marg Stresemann mit nicht geringeren inneren Sdyvie rigkeiten zu fämpfen hat, als die Regierung Wac­donald oder die Regierung   Herriot. Wenn sie sich int ihren Entschlüssen von den Geboten politischer Vernunft und von den tatsächlichen äußeren Machtverhältnissen leiten ließen, so fönnte in ihrer Stellungnahmte gar feine Untlarheit ent lehen. Es kommt nicht so sehr darauf an, daß des Versailler

Den Sachverständigen plan als cine annehmbare Grundlage war- lehen. E kommt

Macdonald gab hierauf der Hoffnung Ausdruck, daß die Arbeiten der Konferenz Freitag abends beendet sein möchten. Er legte dem Reichskanzler Dr. Marg die von der Konferenz der Alliierten fertiggestellten Dokumente mit der Bitte vor, Ein wendun gen gegen die bisherigen Beschlüsse der Konferenz möglichst bald schriftlich niederzu­legen.

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Er schloß mit jenem trodenen Humor, der die Schottländer charakterisiert: Ich gedenke Ihnen ein Geheimnis anzuvertrauen. Ich möchte, daß man bis Freitag fertig sei. Wir alle sind jung, fräftig und fähig ich meine nämlich vom physischen Standpunkte aus. Nehmen wir uns sest vor, alle unnüßen Diskussionen zu vermeiden und teine langen Reden zu halten, dann bin ich überzeugt, daß ich, wie ich es geplant habe nach   Schottland abreisen kann. Ich vertrauc Ihnen noch an, daß mein Zug Samstag früh 4.30 Uhr abfährt. Als noch der Reichskanzler erklärt hatte, er wolle für seine Person das möglichste tun, war die Sigung beendet, worauf die   deutschen Delegierten als erste den Saal verließen.

Die sechs alliierten Delegationschefs ton ferierten noch eine Zeitlang über das zu befol­gende Verfahren. Demnach soll jeden Vormittag eine Beratung der Delegationschefs statt­finden. Am Nachmittag werde man mit Maart und Stresemann zusammenkommen. Der Reichsfinanzminister Dr. Luther würde speziell mit den Verhandlungen vor der Repa rationskommission betraut werden.

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und dieſer Augenblick wird je hra Begrüßung der   Deutschen durch die Arbeiterpartei.

alle Buchstaben nicht Bertrages und der

Gutachten beachtet werden, sondern darauf, daß jest endlich eine Regelung geschaffen wird, die die alljährliche Reparationsverpflich tung Deutschlands flar begrenzt und der deutschen Wirtschaft Möglichkeiten zur Wieder aufrichtung gibt. Gelingi es bei den Verhand langen in   London, dieses Ergebnis zu erzielen, dann werden sich auch die sogenannten Ehrenfra­gen, auf die die Deutschnationalen das Schwer­gewicht hrer Agitation gelegt haben, bald lösen laffen. Die sozialdemokratische Par= tei hat sich für die Anerkennung and Durchführung der Sachverständigengutachten erklärt, nicht, weil sie sich davon eine sofortige Beseitigung aller wirt­schaftlichen und politischen Schwierigkeiten ver spricht, sondern, weil der bisherige Zustand ein­fach unerträglich war. Die Abschnürung der besetzten Gebiete vom Mutteriande, die Unter­haltung der Besatzungsarmeen, die Ausführung der Micumverträge. legen dem Reiche nicht nur ungeheure direkte Lasten auf; sie verhindern jede wirtschaftliche Besserung und sie versperren alle Wege zu einer Verständigung zwischen dem deut schen und dem   französischen Volke. Auch bei der Durchführung der Sachverständigengutachten wer­den die Lasten schwer sein, die   Deutschland auf­zubringen hat; aber sie sollen nicht mehr durch frentde Bajonette expreßt, sondern durch rechtliche Abmachungen festgelegt werden. Soll die wirt­schaftliche und politische Selbständigkeit des Deut­schen Reiches wieder hergestellt werden, so liegt es nunmehr vor allem an den besitzenden Klassen  Deutschlands, die dafür notwendigen Opfer zu bringen.

eintreten werden die Kleinhandelspreise im Nu in die Höhe flettern. Schon sind in   Wien  London, 5. August.( Eigenbericht.) Daily Herald" darauf hin, daß sich   Deutschland bei den die Brotpreise erhöht worden, und auch uns droht dasselbe Schicksal, wenn die steigende Herald", das Blatt der englischen Arbeiterpartei, jeßigen Verhandlungen nicht in gleicher Vorläufig aber gehen die bürgerlichen Par­Tendenz der Weltmarktpreise weiter anhält. nimmt an, daß ein großer Teil der Fragen, die Lage wie zur Zeit des Abschlusses des Versail­Für die Arbeiterschaft ist der Angriff, den von   Deutschland auf der Konferenz aufgerollt ler Friedensvertrages befinde, denn in MacDateien my mit allen Vorbehalten an die Lösung ge rade dieser Aufgabe heran. Insbesondere die die kapitalistische Welt auf ihre Lebenshaltung werden, soweit sie in den Rahmen der Konferenznald und   Herriot hätten die   deutschen Dele- Rechtsparteien schieben die Ghrenpunkte" vor, vorbereitet, eine deutliche Mahnung, fallen, ausschließlich von den Chefdelegierten in gierten Mäner vor sich, die sich von den Ma- um sich bei der Verteilung der künftigen die nicht überhört werden sollte. Wir haben besonderen Zusammenkünften be chern" des Versailler Friedensvertrages unter Basten für die Reparationen von ihrem Anteil faum eine schwere Wirtschaftkrise hinter uns, besprochen werden, zu denen man Marx und scheiden. Es heißt weiter: Solange die zu drücken. Bevor noch feststeht, wie sich die Durchführung der Gesetze aus dem Gutachten in der die Löhne der Arbeiter in einer die Le- Stresemann beizichen werde. Im Zusam- fremden Truppen nicht zurückgezo staats- und privatwirtschaftlich auswirken, wie sie benshaltung geradezu vernichtenden Weise auf menhange damit spricht das Blatt bereits statt gen sind, wird wenig Hoffnung bevor allem die Lebenshaltung der werk­gebaut wurden. Der durchschnittliche Reallohn, von der Großen Sieben von der Großen stehen, daß   Deutschland mit der 800 tätigen Bevölkerung beeinflussen wird, selbst eines Bergarbeiters, beträgt 91,5 Pro- Neun." In seinem der deutschen Delegation ge- Millionen anleihe wird rechnen tön zent des Lohnes von 1913. Was von den Berg- widmeten Begrüßungsartikel weist der Daily Inen. arbeitern gilt, gilt von den übrigen Schichten

hat die Regierung die Zollvorlage eingebracht, die eine maßlose Verteuerung aller Lebens- und Gebrauchsmittel zur Folge haben muß. Die Re­gierung weigert sich entschieden, das Abkommen der Arbeiterschaft noch mehr: die Löhne über den Achtstundentag zu ratifizieren, sie will sind durch wegs niedriger als im legten Friedensjahr. Heute, da wir schaften derart stärken, daß diese in die Lage ver- Warenpreise wenigstens durch den Zwischenhan- den Unternehmern bei der Ausbeutung der Ar­beiter auch fünftig freie Hand lassen. Zu alle­wir uns in einer günstigen Konjunktur befin- jetzt werden die Lebenshaltung der Arbeiter den del nicht verteuert werden. den, gehen die Löhne nirgends in die Höhe. steigenden Warenpreisen anzupassen. Aber Die gegenwärtige Schwäche der Arbeiter dem gewährt sie den befizenden Klassen bei der Steuerleistung alle möglichen Vorteile, während Ja, es gibt noch gewissenlose Unternehmer, de- nicht nur die gewerkschaftlichen, auch die polis bewegung in der   Tschechoslowakei, ihre Zerrific den Steuerabzug auf Lohn und Gehalt rüd ren Ausbeutungsdrang keine Grenzen tennt, tischen Organisationen müssen gekräftigt senheit darf die Arbeiterschaft nicht weiter ohn- fichtslos durchführt. Diese reaktionäre Haltung und die womöglich an einen weiteren Lohnab- werden, damit den Agrariern die Lust nach mächtig machen gegen die Angciffe, mit der die der Regierung ist nur dadurch verständlich, daß sie bau denken. Diesem maßlosen Ausbeutungs- Einführung von Agrarzöllen vergeht. Endlich Agrarier, dieBörsenspekulation u. veizwischen mit ihr die 3 u st immung der Deutsch­drong muß ein energisches Halt zugerufen müssen auch unsere genossenschaftlichen handel die Lebenshaltung des Proletariats nationalen zu den Gutachtengesehen er­faufen will. erben, die Arbeiterschaft muß ihre Gewerk- Organisationen gefördert werden, damit die ernstlich gefährden!