Weffe

schloß mit dem Appell, das Fest möge gleichzeitig. cine Demonstration gegen den Krieg. hein. Genosse Abrahm, der für die österrei chischen Turner sprach, wandte fich in seinen Ausführungen gegen die Kommunisten. Dagegen Tegte der kommunistische Vertreter Protest ein. Die Stimmung im Saale   war durch diesen Zwischenfall eine erregte geworden. Die Kom munisten fanden es für angebracht, Hochrufe auf Sowjetrußland auszubringen. Als Genosse Müller die Feier mit dem Nuse: Unser Turnfest für die Einigkeit! schloß, stimmte das kleine Säuflein Kommunisten die Internationale an. Hierauf sangen alle das Lied der Arbeit.

Am Abend fanden in den Quartieren tur­nerische Kommerse statt, womit der erste Fest­tag beschlossen wurde.

Der Feind.

Köpfe vom internationalen Bergarbeiterfongreß.

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Links oben: Charles Quentin, der Führer der französischen   Delegation; rechts oben: der Präsident der Bergarbeiterinternationale Smith; links unten: Murray, der Führer der amerikanischen   Delegation und rechts unten: Husemann, der Führer der deut­jchen Delegation.

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10 Augun 1924.

macht der kapitalistischen   Presse im Stampfe um die Geister zum Teil wettmachen. Sie hat in die sem Kampfe nur einen Bundesgenossen, die Arbei­ter selbst. Die Aufklärungsarbeit jener Prole­tarier, die selbst schon geistig frei sind, muß der sozialistischen   Presse den Weg zu den Tausenden und Hunderttausenden bohnen, die noch in den Fesseln der bürgerlichen Ideolonie liegen.

Männer, die geistige Größen ersten Ranges darstellen, wie Karl Kraus   und Upton Sinclair   haben ihr Leben in den Dienst des Sempfes gegen die bürgerliche Preise gestellt. Im jahrelangen erbitterten Kampf haben sie sich Ge­hör verschafft und vielen Verblendeten die Augen geöffnet. Auch die Arbeit dieser großen Einzel­nen wird nur dann von dauerndem Gewinn sen, wenn die Proletarier selbst erkennen, daß die fa­pitalistische Presse nicht nur einer unserer gefähr­Lichsten Gegner, sondern im Kampfe um die get stige Befreiung geradezu der Feind ist, wenn sie in dieser Erkenntnis entschlossen zum Worte Lassalles schwören: Tod und Vernich­tung, Saßund Verachtungderbürger lichen Presse".

Inland.

Wenn zwei dasselbe tun...!

Der Reichenberger Vorwärts" druckt cinen Teil der Rede ab, die Reichspräsident Ebert bei der Berliner   Totenfeier für die Gefallenen im Weltku ege hielt, und knüpft daran eine Polemit gegen die zweite Internationale, die durch ihre Taftit angeblich einen weiteren Krieg vorbereite. Ebert hat als Reichspräsident gesprochen. Handeln die Bolschewken dort, wo sie als offizielle Vertre ter Rußlands   auftreten? Hat man vergessen, daß Rytow, der Nachfolger Lenins  , bet Musso­Iini war und dem italienischen Proletarierschläch ter, dem Begründer des Systems der Diktatur der Bourgeoisie, feine Bewunderung für den Fascis­mus befundete?! Das hat noch fein Sozialdemo frat getan, was sich in dem zitierten Fall ein Füh rer der dritten Internationale geleistet hat.

Ruhrräumung gegen wirtschaftliche Kompenfationen.

Die fapitalistische Klasse wird nicht nur von Der Unternehmerflasse selbst getragen und vertei digt, sondern auch von vielen Millionen um Lohn arbeitenden Menschen. Sie wäre überall dort, wo demokratische Verfassungen an die Stelle der früheren halbabsolutistischen Monarchien getreten jind, schon beseitigt worden, wenn nicht breite Schichten des sogenannten Mittelstandes und selbst des Industrioproletariats den übrigen Parteien anhingen. Zwei Wittel stehen der Bourgeoisie zur Verfügung, um jene Ideologien unter das Bolt zu streuen, die ihr heute noch Glemente ge­winnen, welche ihrer wirtschaflichen und sozialen Lage nach im Lager der sozialistischen   Parteien stehen müßten: die Schule und die Presse. Sicher kommt der Schule größere Bedeutung in­sofern su, als sie den jungen bildungsfähigen Men schen beeinflußt und ihn Vorstellungen religiösen und nationalen Charafers einpflanzt, von denen er sich kaum freimachen kann. Der viel gefährli chere Feind aber ist die kapitalistische Presse, weil sie Millionen Menschen während eines ganzen langen Lebens täglich beeinflußt und weil sie nicht jener Kontrolle öffentlicher Gewal­ten unterworfen wird, die in den europäischen  Staaten für die Schule immerhin bestehen. Der Staat ist besonders in demokratischen Republiken ja nicht das alleinige Machtinstrument der ökono- das Opfer aus. Andererseits hat es die bürger- Organisation so fortgeschritten, daß sie systematisch misch herrschenden Staffe, sondern wird von den liche Presse zustande gebracht, große und verdiente jedes neuauftauchende Talent fauft. Die geistige proletarischen Parteien zum Teil mitverwaltet, Männer, ja mächtige Voltsbewegungen totzu- Arbeit ist forrupt bis in die Wurzeln. Nur ganz Paris, 9. August.  ( Savas.) Echo de Paris" zum Teil wenigstens fontrolliert. Die fapitalistische schweigen. Jahrzehntelang hat mancher gegen die wenige- es sind dies die seit einigen Jahren in der Presse aber fann sich rückhaltlas der Aufgabe to d Macht der Organisatoen der öffentlichen Meinung Clarté vereinigten Schriftsteller- sind in Frant- erfährt aus Berlin  , daß dort ein Telegramm ein­men, zu der sie geschaffen wurde, das Gift der gerungen, ohne Erfolg zu haben. Es sei an das reich nicht von der fapitalistischen Presse gekauft. gelangt sei, demzufolge Herriot   geneigt wäre, Züge zu verbreiten in den Gehirnen der Men fühne, aber faum übertriebene Wort des einstigen In die Millionen gehen die Beträge, welche die die Ruhr zu räumen gegen einen für Frankreich  schen jene Schranken zu errichten, die wir Jdcolo- Chefredakteurs der Neuen Freien Presse" evin bürgerliche Presse an den gegen Bezahlung ein günstigen Handelsvertrag, in welchem das gien nennen und die fie hindern, die wahren Ur- nert: ,, wir haben den Sozialismus drei Jahre geschalteten Artikeln und Notizen verdient. Die Vorrecht des am meisten bevorzugten Staates für fachen politischer, sozialer und ökonomister Vor- totgeschwiegen". In Amerika   werden Riesenstreiks Englandnummer der Neuen Freen Presse" eine lange Zeit gegeben wäre. gänge zu erkennen. dadurch niedergeschlagen, daß man die streitenden brachte ihr schäßungsweise 600.000 Getpinn. eine lange Zeit gegeben wäre. Dem Berichter­Der bürgerlichen Presse stehen verschiedene Revere hermetisch von jeder Nachrichtenverbin- Die Geldquellen der fapitalistischen Presse sind statter des Blattes zufolge haben sich die deutschen Methoden bei Ausübung ihrer unheilvollen Tätig dung abschließt. Die bürgerliche Preffe arbeitet fast unerschöpflich, denn die Vertrustung des In- Minister in Berlin   gegen die Annahme eines teit zur Verfügung. Da die Zentralen der tapita nicht nur mit Nachrichten und Sensationen, sie dustries u. Finanzfapitais ermöglicht es den grizen solchen Projektes ausgesprochen. listischen Bressepropaganda sämtliche größere bringt in politischen und volkswirtschaftlichen Ar- Kartellen und Stonzernen Unsummen zur Bear­Nachrichtenbüros beherrschen und die großen Blättifeln, in Kunst- und Literaturkritiken, in Feuil- beitung der öffentlichen Meinung auszuwerfen. ter und Korreſpondenzen ohnehin vertrustet sind, letons und Unterhaltungsbeilagen eine Fülle fal- Es läßt sich nicht abschätzen, welche Beträge jähr fönnen sie den Zustrom von Nachrichten nach Beschyer Meinungen unter ihre Leser. Sie gibt sich lich zur Beherrschung der Presse aufgewandt wer­darf regulieren. Die Büros spielen abwechselnd dabei immer den Schein, unparteiisch zu den, aber sie gehen sicher in die Milliarden. die chinesische Mauer, jene undurchdring- sein, und je besser ihr es gelingt, diesen Schein zu Das aufste gende Proletariat hat gegen liche Band, hinter der sich die folgenschwersten evweden, desto gefährlicher. Allein die in diese erste aller Großmächte teine andere Waffe folge befaßte sich der Rat der Sieben gestern nit Greigniffe ungehört abspielen fönnen, und den jeder Zeile in stets wechselnder Form auftauchende als seine eigene im Vergleich zum Riesenauf- der Frage der interalliierten Schulden. Es sei großen Auff wemmungstanal, der aus Leugnung der Klassenspaltung läßt Millionen gebot der Bourgeoisie kleine Presse, deren be- vorgeschlagen worden, daß eine Konferenz über fleinsten Richtigkeiten große Sensationen macht Menschen nicht zum klaren Denken kommen. Das scheidener Apparat es nicht ermöglicht, mit den die Schuldenfrage nach vorheriger Prüfung der­und Gerüchte bis in die entlegenditen Gegenden Bürgertum lebt davon. daß es sich selbst konsequent Sensationen der bürgerlichen Zeitungswelt auch selben durch die alliierten Finanzsachverständigen mit unglaublicher Schnelligkeit verbreitet. Oft verleugnet. Es gibt keine Stlaffen, es gibt nur Na- nur im entfernten zu tonturvieren. Ihr bleibt bald abgehalten werden soll. Der amerikanische  schon hat die bürgerliche Bresse eine ihr unlieb- tionen, Konfessionen, Gesellschaftskreise, Rassen nur eine Aufgabe, immer von neuem alle Lügen Botschafter Kellog habe jedoch auf Anweisung von fame Perfont in wenigen Wochen unmöglich ae- und allenfalls Stände. Niemals gesteht diese der Gegner zu enthüllen, immer von neuem raft Washington   hin flargemacht daß Amerika   an einer macht. Sie öffnet, wenn es nottut, alle Schleusen Preffe den Namen des Herrn ein, dem sie dient. lose Aufklärungsarbeit zu leisten. Durch vücksichts derartigen Stonferenz nicht teilnehmen imd wahre Sefatemben von Lügen gießen sich über In manchen Ländern, wie in Frankreich  , ist hre losen Kampf für die Wahrheit lann sie die Ueber- würde. Morgen an Sonia geschrieben. Er soll nach Irrtum, Liebchen. Ich bin arm." regt. Denk an mich, Charlotte, ich bin so glüd­Berlin, sie abholen, vier Tage bei Freunden Seine Eltern waren nicht verheiratet. lich, wir werden so glücklich sein." bleiben, den Kindermanns. Nun will er nicht Sonia und er kommen also für Erbschaften nicht Alles ist einfach. Wenn sie, zu Wintersant­länger als zwei Tage bleiben. Die Kindermann in Betracht. Seit dem ersten Tag seines Lebe: 13 fang, heimkehren werden, stellt man Lottes Be­Uebersetzt von Dr. Anna Nusbaum, Copyright by sind sehr nett, er liebt fie, aber er braucht doch lebt Henri von Wohliaten. Es ist ihm gleich- istum, eingerechnet den Mann mit dem Gand­nicht sie so lange zu sehen. Von Onkel Beter gültig. Auch ohne sie hätte er Lebensmöglichkeit schuh  , den rosa Lampenschirm und den geliebten tommt eine Starte: er begrüßt die hübsche gefunden, Mathematit studiert. Aber Onkel Pascal, in Henris Zimmer. Sie wird ernstlich kleine Französin, die, obgleich sie studiert, lange Peter hat so seine Ideen. Als Sonia Jacques an ihrem Abiturium arbeiten, er für sein Doktor­Haare hat und feine Augengläser. Er wartet heiraten sollte, der reich war, hat der Onkel ihr examen. Dann werden sie sich weiter ausbilden. mit Ungeduld auf ihre Anfunft. eine Mitgift gegeben, damit sie nicht abhängig Sie darf nicht glauben, daß sie unsinnig reich Bedürfnis, glücklich zu sein. Senri liebt sie! Die- Seraphine wundert sich, daß Henri jetzt, wo sei. Gewiß wird er dasselbe für seinen Neffen sein werden, solange Henri nicht aus eigener sen Tag diesen Tag wenigstens, kann sie ihn er alles erreicht, was er gewollt, nicht ruhiger tun. Sonia schrieb, daß es nur schicklich sei, von Straft verdienen kann, aber es wird schon hie nicht nehmen? sei, in Frieden Erlaubnis zur Heirat erwartet. Henris Anteil eine Summe persönlich für Char- und da für eine Loge zur Arlésienne" reichen, Rit!" Er ist niemals zufrieden. Er antwortet ihr lotte anzulegen, da die Gesellschaft nichts getan nicht, umarmt Charlotte: habe, ihr die Freiheit zu sichern, die für ein wür ,, Liebste du bist da ich bin glücklich." diges Dasein notwendig sei. Henri hat ihr das " ach Tisch spielt er. Nur auf dem Heim- nicht erzählt, um sie nicht mit Geldfragen zu weg nach der Rue Flocon sind sie allein. Henri belasten. will nicht, daß sie spreche, sie hat Fieber. Er aber plaudert unaufhörlich. Sie liegt in seinem Arm, wie ein frierendes Vögelchen, versucht Mut u finden. Rik hör mich an du bist jung.

Die fleine Lotte.

( 65)

Von Simone Bodève.

Interritorialer Verlag Renaissance", Wien  .

Daß sie, einer Abenteuerin gleich, Nutzen davaus zieht. Schweigen wird unmöglich. Und darüber hinaus ein ungeheueres, erschredendes

Sie hören nicht, wie Seraphine die Tür öff­net, sie zweimal ruft:

Sinder liebe Kinder, schöne Kinder, wollt ihr nicht Tee mit uns trinfen?"

XIV.

Der Morgen fommt und geht. Charlotte sagt nichts. Wann wie es sagen?

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"

,, Aber ich höre, Fräulein- Sie haben Ge­heimnisse vor mir! Der Mann mit dem Hand­schuh ist böse, seitdem er es weiß?"

Mich ausstatten, mich?"

" Dich, Liebste. Damit du, falls ich dich schlagen sollte, unser Haus verlassen fannst." Ich will das nicht."

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Amerita und die Liquidierung der interalliierten Schulden.

London  , 9. August. Daily Telegraph  " zu­

damit sie den schönen Abend wiederleben. ,, Erinnerst du dich an die Farandole?" Erst dann, als du nicht kamst..." Ja. Ich wußte nicht, daß ich dich liebte... ,, Wirklich?

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Sie ist lieb und gut. Aber Henri muß beichten er hat immer einen Hang zur Bosheit gehabt. Damals eben begann er böse Das magst du Sonia sagen. Warum sie Gedanken zu nähren. Charlotte war so schüch­betrüben? Wenn das Ich, das ich zu sein glaube, ben, daß sie für das, was ihn bewegte, kein In­tern, verlangte niemals etwas, man konnte glau­Lust haben wird, dich zu schlagen es wird das tun, wer immer du auch seist. Aber ich teresse habe. Lotte hat Augen, die nicht sehen, kann dich nicht sehen, ohne den Wunsch dich zu Ohren, die nicht hören. Henri steht mit den umarmen, Lotte, süße, kleine, braune Biene." Füßen fest auf der Erde. Das dürfte auch Fräu­lein Martha gesagt haben, die ihn immer so an­ Rit!" " Ich habe dir einen Kuß gegeben, du hast sah, als wäre er ein Tier aus der Apokalypse. ihn genommen, bist in Schuld, eine Abhängig erlebt hat sie fann nicht mehr glauben, zweifelt Heute weiß er, daß Charlotte so viel Schlimmes feit, in der du nicht verharren fannst." Ich liebe dich, Rithöre Ich liebe dich, Rithöre die Leute, an ihm, er nimmt es ihr nicht übel... mit denen ich lebte, waren schlecht. Schlechter, ,, Und ich habe geweint, hör mich, Rif, weil als du denkst. Mein Vater trant..." ich verstand, weil ich verstehe, daß, was du tust, Ich verstehe. Wir brauchen seine Ein- Wahnsinn ist, und wenn Sonia... höre, ich will, Er ist zu froh. Sie fann es ihm nicht gleich, willigung, er wird verlangen, daß man ihn unter- daß du Sonia sagst, gleich, ich wollte nicht, daß nicht ohne Vorbereitung sagen. Zögernd: stüße. Du siehst, Sonia hat recht. Du wirst du mich liebst. Sie soll sehen, daß ich keine... Się tehren erst um sechs Uhr heim. Henri ,, Meine Eltern sind arm. Sie lieben mich selbst deiner Familie helfen, soweit es notwendig feine..." lauft Blumen, erfüllt mit ihnen das Haus für nicht. Sie werden mir nichts geben, nicht eins ist. Laß das, ich bitte dich, fümmere dich nicht die Geliebte. Sie lesen den Brief, den er am mal Hausrat. Und du bist so reich." mehr um diese Dinge. Sei nicht fieberisch er

Sie arbeitet noch immer bei den Décoiffer." Ja- im Vergleich mit dir- glaubst du's So wird Sonia sehen, daß sie vernünftig sind, im Ernst?" daß sie arbeitet. Wenn sie ihr Abiturium nicht Lach nicht ich will dir sagen ich habe machen kann, ist es nicht ihre Schuld. Charlotte dir nicht alles gesagt..." arbeitet zwei Stunden täglich. Henri erwartet sie, Sie hält ein, bedrückt. um sie zu Tische zu bringen. Dann fahren sie ins Bois de Boulogne  . Sie braucht frische Luft, ist bleichsüchtig. Henri scheint davon überzeugt. Sie trägt das neue Leinenkleid und ein Spitzen­mäntelchen, das cable gebentt. Sie ist reizend. Henri sagt es ihr wieder und wieder. Sie schaut ihn zärtlich an: Freund", drückt seine Hand, erschauert, errötet, wendet sich ab. Es ist niemals der rechte Augenblick, der Ort für so furchtbares Geständnis.

Henri erklärt sich bereit, sich die Haare zu färben und sie mehrere Tage hindurch der Sonne auszusetzen.

"

Nein."

Nein? Närrchen, küffe mich."

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( Fortsetzung folgt.)