Geite 8.

Kleine Chronit.

Eine Boltsgefahr.

Der Opium- und Kokainhandel.

Dieser Tage hat in Genf   die Spezialkommission des Völkerbundes zur Bekämpfung des Opium- und Kokainhandels getagt. Ihr Bericht, der der Voll­versammlung zur Entscheidung vorgelegt wird, gibt ein erschütterndes Bild von der furchtbaren Ver= wüstung der Volkskraft in allen Ländern durch die Rauchgifte. Man muß dabei wohl zwischen Opium und Kokain unterscheiden. Opium wird heute fast nur in China   geraucht. Dieses Laster ist hier seit altersher zu Hause, wobei allerdings unsere euro päische Selbstgerechtigkeit nicht vergessen sollte, daß

erst durch den Opiumkrieg" der Engländer der Opiumeinfuhr in China   Tor und Tür geöffnet wurde, um den englischen Exportfirmen ein neues, großes Absatzgebiet zu schaffen.

Die frühere chinesische   Regierung hat den Kampf gegen dieses volksvergiftende Laster mit un­ermüdlicher Strenge jahrelang nicht ganz ohne Er folg geführt. Aber seit der chinesischen   Revolution hat sich das alles entscheidend geändert. Die völlige Anarchie im Innern dieses riesigen Reiches, die den cinzelnen Militärbefehlshabern die diktatorische Vollmacht in die Hände legte, hat zu einem erneuten und erschreckend hohen Opiumverbrauch geführt, weil die Generale die Anpflanzung von Opium der hohen Steuern wegen, die auf dies Gift gelegt wur den, in jeder Weise begünstigten! Nicht weniger als 4,000.000 hektar sind heute mit Opium be pflanzt, und es ist ein bitterwahres Wort, daß heute in China   Opium billig, aber Brot teurer geworden ist. Die für dieses furchtbare Gift vergeudeten Summen geben in die Millionen. Die Steuer in einer einzigen Proving in Shensi ergab z. B. 15,000.000 Dollar! Blutige Unruhen der Bauern fanden statt, die sich gegen diese zwangsweise Be­bauung ihres Landes mit Opium und gegen die ihnen auferlegten unerhörten Steuern richteten. So wurde, wie der Bericht der Spezialkommission des Völkerbundes erwähnt, erst kürzlich ein ganzes Dorf massakriert, weil es sich gegen die Opiumsteuer er= hob! Auch die chinesischen   Christen, deren Glauben die Opiumpflanzung verbietet, leisten ihren Dil tatoren hartnädigen Widerstand, ebenso hat die Zentralregierung in Pefing im Jahre 1923 feierlich erklärt, daß China   unter keinen Umständen den Opiumhandel wieder erlauben würde. Aber sie ist ohnmächtig; die Gouverneure der einzelnen Provin zen schalten mit frecher Willkür, so daß das unglüd­liche Land der allmählichen Vergiftung preisge geben ist.

Hat Europa   ein Recht zu sittlicher Entrüstung angesichts dieser furchtbaren Zustände? Keineswegs. In europäischen   Händen liegt zum größten Teil der Opinmhandel und wenn heute der Opiumgenuß das Problem des Fernen Ostens ist, so haben Europa   und Amerika   ihr nicht minder schwieriges Problem, das ihre vitalsten Lebensnot­wendigkeiten bedroht, den Kokainhandel. Erst in diesen Tagen wurde in New York   der italienische Dampfer Duilio" beschlagnahmt, der für mehr als 20 Millionen Dollar Kokain einschmuggeln wollte. Dabei ist es erfahrungsgemäß nur ein Bruchteil des geschmuggelten Giftes, das den Behörden in die Hände fällt. Durchschnittlich faum 5 Prozent. Aber selbst dieser Bruchteil ergibt Ziffern, die geradezu unglaublich sind. Man schätzt von sachverständiger Seite aus die Zahl der Personen in Nordamerika  , die Rauschgifte gewohnheitsmäßig nehmen, auf über 2 Millionen! wobei allerdings den Gegnern der Prohibitionsbill gesagt werden muß, daß diese Zahl feine Folge der Unterbindung des Alkoholkonsums ist. Das zeigt das Beispiel des benachbarten Ka­ nada   am besten, wo man old Scotch Whisky in be­liebigen Mengen haben kann und doch verhältnis mäßig der Kokainkonsum genan so hoch ist, wie in den trockenen" Staaten.

Und Europa  ? Es genügt wohl, darauf hinzu­weisen, daß schon 1912 auf der Haager Konferenz ein Abkommen gegen den Handel mit Rauschgiften getroffen wurde, zu dessen Unterzeichnern auch Deutschland   gehörte. Seitdem, vor allem aber nach dem Kriege, hat das Laster des Korsen" einen wahren Siegeszug durch ganz Europa   angetreten. In Frankreich   ist es eine förmliche Volkssenche ge­worden, die nicht nur in Paris   grassiert. Die Sow­ietregierung hat energisch, aber ohne großen Erfolg, den Kampf gegen ein Lafter aufgenommen, das das ganze Volk vergiftet. Zwölfjährige Kinder als ge­wohnheitsmäßige Schnupfer" find Tein ungewöhn liches Bild im heutigen Rußland  ! Die Verwüstun­gen der Volksgesundheit waren so furchtbar, daß das Gerücht immer festere Formen gewann, gewisse aus ländische Mächte begünstigten die Kokaineinfuhr, um so eine verhaßte Macht in ihrem Lebensfeime zn treffen.

Man erfährt aus dem Bericht der Kommission n. a. auch, daß Italien   und Spanien   in den wenigen Jahren nach dem Kriege von dem Gifte erobert wurden. Schließlich sind auch die Namen der Länder angegeben, die die furchtbaren Gifte produzieren: An erster Stelle Deutschland  , dann die Schweiz   und Japan  ; hier werden Kokain, Heroin und Morphium für den internationalen Ge­brauch hergestellt, während das Opium von der Türkei  , Persien  , Indien  , Rußland   und Griechenland  geliefert wird! Die wirklichen Produktionsmengen find vorläufig leider unkontrollierbar, da der Staat sich nicht um den Geschäftsbetrieb dieser Giftküchen fümmert und eine öffentliche Kontrolle der Produk tion und Verteilung gegenwärtig noch nicht vorhan= den ist. Natürlich werden die großen deutschen  Firmen, wie Beringer in Frankfurt   a. M. und Merd in Darmstadt  , die in internationalen Streisen als die eigentlichen internationalen Kokainlieferan­ten bezeichnet werden, darauf hinweisen, daß ihre Fabrikate nur medizinischen und technischen Zwecken dienen und sie auch keine Verantwortung für einen Mißbrauch ihrer Präparate übernehmen. Damit fann sich das Gewissen der Welt nicht zufrieden geben. Es steht fest, daß heute ein Zwanzigstel der Produktion an Kokain zur. Befriedigung der medi­

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10. August 1924.

zinischen Ansprüche genügen würde, alles dient somit dem Raster und muß vernichtet werden. Das lann aber nur durch die genaue und gleich­mäßige Kontrolle des Staates über die gesamte Rauschgiftproduktion geschehen. Den Schmuggel wird man nie unterbinden, solange die Aussicht auf großen Gewinn die Gifthändler allen Gefahren trogen läßt.

Was man braucht, ist ein strenges Gefes, bas die Herstellung der Rauschgifte in allen Bän. dern auf das Quantum des medizinischen Kon­sums beschränkt und eine entsprechende genaue Non­trolle rüdsichtslos durchführt, auch gegen den Wider= stand der interessierten Kreise. Jeder einsichtsvolle Arzt wird das bestätigen müssen.

Ju einem Gummiball über ben Niagara. Bobby 2oach, der einzige lebende Mensch, der, bisher glüd­lich die Niagarafälle   befahren hat, bereitet sich zu ciner neuen Fahrt auf dem größten Wasserfall der Welt vor. Während er bei seiner ersten glücklichen Ueberquerung eine Stahlröhre benutt hatte, will er jetzt die Fahrt in einem großen Gummiball an traten, den er für seine Swede hat anfertigen lassen. Er will sich in diesem Ball aus einem Flagzeug in die reißende Strömung der kanadischen Seite wer fen lassen und dann den Katarakt hinunterschießen. Diese etwas umständliche Art, in den Niagarafall zu gelangen, wählt er deshalb, weil sowohl die kana­dische Regierung, wie die der Vereinigten Staaten  den Versuch, von der Küste aus in die Fälle zu ge­langen, aufs Strengste verboten haben. Da von der Luft aus fein Verbot vorliegt, so hofft er, auf diese Weise straflos zu bleiben. In dem Ball, der 4 Fuß dick ist, befindet sich eine Hängematte, in der Loach bei seiner gefährlichen Fahrt liegen wird; er hält sich dabei an einen Ring fest, um bei den raschet 11mbrehungen ftets aufrecht zu bleiben. Es ist für Luftzufuhr gesorgt, die ihn eine Shmbe am Leben erhält.

Bildungsarbeit.

Zweite Internationale Arbeiter. bildungskonferenz.

Bm 15. bis 17. August findet unter den Aufpi­zien des JGB, im Rustin College. in Og ford die zweite internationale Arbeiterbildungskonferenz statt. Der Leiter der Arbeiterbildungsabteilung des JGB., Seleteär J. W. Brown, wird die Gewerkschafts- Inter­nationale vertreten. Das zunehmende Interesse für die Arbeiterbildung kommt in der großen Zahl der angemeldeten Delegierten zum Ausdrud. Während fich die Teilnehmerzahl der im August 1922 in Brüssel  abgehaltenen Internationalen Arbeiterbildungs fonferenz auf 34 Delegierte aus zehn Ländern belief, werden an der Ronferenz in Orford über 60 Dele­gierte aus 23 verschiedenen Ländern teilnehmen. Die Ronferenz wird definitive Beschlüsse betreffend die Bildung einer Arbeiterbildungs- Internationale faffen und Delfinne( Belgien  ), Epencer Miller( Vereinigte Etaaten) und R. Weimann( Deutschland  ) werden eine allgemeine Diskussion über die national und international zur Anwendung gelangenden Arbeiter­bildungsmethoden einleiten. Während der Ronferenz wird auch eine Ausstellung von Büchern, Diagram. men, Photographien und anderem Material der Ar beiterbildungsbewegung veranstaltet werden.

Die Sommerschulen des Inter­nationalen Gewerkschaftsbundes.

Die auf Schloß Schönbrunn   unter der Lei­tung Rennie Smiths( England) im Juli abgehal­tene Sommerschule des JGB. hat einen äußerst gün­stigen Verlauf genommen. Es wurden Vorträge in deutscher   und englischer Sprache gehalten. Die vom 19. bis 31. August im Rustin College in Orford an beraumte Commerschule des JGB, wird voraussicht. lich von zirka 40 Schülern besucht werden. Rennie Smith wird ebenfalls die Kursleitung übernehmen und Spencer Miller vom Arbeiterbildungsbureau der Vereinigten Staaten   fourie Engelbert Graf, der Bildungsexperte des Deutschen Metallarbeiterver­bandes, werden Borträge halten, die zum Teil auch ins Französische übersetzt werden. Zahlreiche Teil­nehmer der Schule werden als Delegierte der vom 15. bis 17. August in Orford stattfindenden Inter. nationalen Arbeiterbildungskonferenz beiwohnen.

Kunst und Wissen.

Kleine Bühne. Der neue Spielplan umfaßt die Einatter: Gustav es blißt," Lauf doch nicht immer so nadt herum" und Raße im Sad". Vorverkauf ab heute.

Turnen und Sport.

Schwimmen. Gestern starteten beim Meeting des CPK, u. a. Weismüller und Krüger ( Amerika  ); ersterer im 400 Meter, freier Stil und siegte verhalten aber sicher in 5: 17,6, ohne aber biel von seinen technischen Feinheiten zu zeigen, aveiter wurde Antos( CPR.) in 5: 38( neuer tschecho­slowakischer Rekord). In einem Exhibitionsmatch über 50 Meter Rücken siegte Krüger in 30.6 Set., 2. Legat( CPS.) 30.8 Set.( tschechoslowa fischer Rekord). Besuch sehr gut, Arrangement schleppend. -et.

Herausgeber: Dr. Ludwig Czech   und Karl Terma h. Verantwortlicher Redakteur: Wilhelm Riebner.

Druck: Deutsche   Zeitungs-.-, Brag Für den Druck verantwortlich: D. Bolik