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4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Zweimal Karlsbad  .

Samstag, 16. August 1924.

Die Einigung auf dem Wege.

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Karlsbad   war innerhalb kurzer Frist Die deutsche Antwortnote überreicht. Aussprache zwischen Deutschen  weimal der Schauplay historischer Ereignisse in der judetendeutschen Arbeiterbewegung. und Franzosen  . Seffnung auf ein positives Ergebnis. 1920 jah es den legten Parteitag, der ein London  , 15. August.  ( A.R.) Heute abends abends der französischen   und belgischen Delega­wenn auch nur noch äußerlich geschlossenes deutsches Proletariat verkörperte, einen Bar- begaben sich Reichskanzler Marx und Außen- tion überreicht wird, und es ist leicht möglich, daß teitag, wo die sozialdemokratischen Vertrau- minister Dr. Stresemann zu Macdonald spät nachts eine Sihung stattfinden wird. Ueber ensmänner unter Führung Josef Seligers und überreichten ihm das Dokument mit der deute mit heroischer, schier übermenschlicher Kraftan- fchen Antwort.

strengung versuchten, den zerstörenden Ungeist Es wird mitgeteilt, daß die intwort sehr des Bolschewismus zu bannen, die Einigkeit umfangreich ist. Man ist der Ansicht, daß sie der deutschen Arbeiterklasse dieses Landes zu erretten. 1924 jah Karlsbad   ein großartiges Fest unjerer Arbeiterturn- und Sportbewe­Paris, 15. August. Havas meldet über die gung, dessen Wucht und Größe aber nicht den heutigen Londoner   Berhandlungen: Die Unter tiefen inneren Zwiespalt verhüllen konnte, der die einzige noch intakt gebliebene große prole- Macdonald hat bis 19 Uhr gedauert. Die deut­profe- ebung Marx, Stresemanns und Luthers   mit tarische Kampfesorganisation des deutschen Staatsgebietes bedroht. Und wieder wie im schen Minister haben Macdonald über den In­Jahre 1920 sah Karlsbad   eine Schar sozialde- halt der aus Berlin   eingelangten Depeschen und mokratischer Vertrauensmänner, die, den Blick aufs Ganze, auf die Klasse gerichtet haben, in dem heißen Bemühen, ihr Werk, ihre Organi­sation vor dem Fluch der Zerreißung zu be­schützen.

über das Ergebnis ihrer Erörterungen infor miert. Die amerikanischen Delegierten Stellogg und Logan haben die leßten 20 Minuten der Unterredung beigewohnt. Später blieben die amerikanischen Delegierten noch eine Viertelstunde allein bei Macdonald.

den weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde nichts festgeseßt. Der Inhalt der Antwort ist nicht bekannt und man lann nur sagen, daß sie keinen Pessimismus hervorruft.

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und hatten eine Aussprache mit Herriot   und dessen Mitarbeitern, die sich bis 22 Uhr hinzog.

Beim Verlassen des Hotels der franzöfifchen Delegation erklärten die deutschen Minister den sie bestürmenden Journalisten ganz kurz:

,, Es ist fertig!"

Der Presse wurde folgendes Kommunique übergeben:

Die Unterredung, welche von 20-22 Uhr vischen Herriot, General Nollet, Elementel und Beytral einerseits, und Marg und Stresemann Um 19.45 Uhr sind die deutschen   Minister andererseits stattgefunden hat, läßt ein günstiges im Sige der französischen   Delegation erschienen Resultat erhoffen.

Der amtliche Wolff- Bericht.

1920 fuhr die Mehrheit der Parteitags­teilnehmer heim, frohe Zuversicht im Herzen. War doch das Bewußtsein in ihnen lebendig, eine heiße, auf beiden Seiten ehrlich ge­führte Schlacht um die Zukunft der Partei und der Selaffe geschlagen zu haben. War doch in ihnen die Hoffnung wach, daß die mühsam er­arbeitete und gemeinsam beschlossene De k- laration die Kluft zwischen den Richtun­gen überbrückt und die Geschlossenheit der Be- London, 15. Auguſt. Die Berhandlungen den Vertretern der   deutschen und   französischen wegung sichert. Man denke nur an die tragi- ichen der   deutschen und französischen Delega­iche Erscheinung Seligers, wie er, totfrant und ion über die militärische Räumung der Ruhr vor Uebermüdung faum des Wortes mächtig, haben heute abends wieder begonnen. Es wurde folgendes Nommunique verlautbart: Zwischen die Einigung auf dem Boden der Deklaration verkündete, in dem stolzen Gefühl, als ob er damit den schönsten Sieg. seines kampfreichen Lebens erfochten hätte. Diese verhängnisvolle

Täuſchung war nur möglich, weil wir alle noch

Die Sozialdemokraten werden im Reichstag für das Ablommen stimmen.

Regierung hat heute eine Unterredung stattge­funden, die ein vositives Ergebnis erwarten läßt. Die Berhandlungen werden morgen vormittags fortgescßt werden.

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Rechenbach.

Nr. 193.

Das unmenschliche und jedem Gerech tigkeitsgefühl hohnsprechende Urteil gegen Genossen Franke Fechenbach), der als Redakteur des Aussiger Volks. recht" in unserer Partei gewirkt hat, er­regte auch bei den Arbeitern dieses Staa tes Aussehen und Teilnahme. Das Revi­sionsverfahren im Falle   Fechenbach ist nun­mehr in eine neue Phase getreten. Dazu schreibt im   Berliner Vorwärts" der Präsident am Kammergericht A. Frey­mith:

Ein neuer Afi in dem furchtbaren Drama Fechenbach! Gibt es eine öffentliche Meinung in   Deutschland? Wird sich im Fechenbach Falle in   Deutschland die Gerechtigkeit durchsetzen, wie sie sich schließlich in   Frankreich im Dreyfus Falle durchgesetzt hat? Vom  

Münchener Volksgericht wurde am 20. Oktober 1922 Fechenbach wegen eines Ver­brechens des vollendeten Landesverrats und eines Verbrechens des versuchten Landesverrats zu ins­gesamt elf Jahren Zuchthaus verurteilt. Seit fast zwei Jahren verbüßt er diese Strafe.. Der vollendete Landesverrat ist darin gesehen wor­den, daß Fechenbach dem   Schweizer Schriftsteller Payot eine Abschrift des Ritter- Telegrammes übergab, in dem der   bayerische Gesandte Baron Ritter   von Rom aus der   bayerischen Regierung in   München furz vor Kriegsausbruch Ende Juli 1914 mitteilte, daß der Papst ein scharfes Vor­geben Desterreichs gegen   Serbien billige. Dieses Schriftstück hat Payot in der Parijer Zeitung ,, Le Journal" im Jahre 1919 veröffentlicht. Diefer­halb hat das Gericht Fechenbach zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Dabei hat das Gericht in der Urteilsbegründung die Schwere der Strafe namentlich auch damit begründet, daß Fechenbach durch die Singabe des Telegramms sein Vater­land chrios verraten habe, in voller Kenntnis der fchweren Folgen, die diefer Verrat nicht nur für die Bürgerlichen, sondern auch für die Sozialisten

haben werde, vor allem auch für die bürgerliche und die sozialistische Jugend.

Diese geheimnisvolle Andeutung, die bei allen anständigen Menschen die tiefste Entrüstung Aufsicht des Völkerbundes erfolge und gegen den Schwerverbrecher Fechenbach heroor­durch ihn garantiert werde. Die Lösungsmöglich. teit wird als annehmbar angesehen.

rufen soll, hat folgenden Hintergrund: Das  

Gericht hai, ohne sich mit Beweiserhebungen über glaubten, in   Karlsbad mit ehrlichen Part­Die Sozialdemokraten stehen auf die Tatsachen abzumühen, unterstellt, daß zu jener  Berlin 15. August( Eigenbericht). Die Reichs nern gerungen zu haben. Niemand von uns wußte davon, daß die linken Sozialdemokra- regierung unterrichtete heute die Parteien über dem Standpunkt, daß die deutsche Delegation im Zeit der Papst bei dem mit der Feststellung des den Stand der Londoner Konferenz und über gegebenen Augenblide unter voller Berücksichti- Friedensvertrages beschäftigten Gegenbunde die fen" Reichenbergs schon damals der ihre Auffassung zu den einzelnen Fragen. gung der Lage das Best mögliche für Deutsch heißesten Anstrengungen zugunsten   Deutschlands Dritten Internationale ange- Allgemein ist man ver? Quffailung, daß das land zu erreichen trachten soll. Aus der Tatsache, gemacht habe, daß durch die Veröffentlichung im schlossen waren, daß sie sich mit Haut und Verhalten der Alliierten unverständlich sei, zumal daß die Ruhrsage, die eigentlich nicht zu den" Journal" der Papst von seinen Bemühungen Haar bereits den   Moskauer Todfeinden der doch auch von ihnen anerkannt wurde, daß die vorgeschlagenen Hauptverhandlungspunkten ge- abgeschrecki worden sei, daß Fechenbach sich dieser Sozialdemokratie verschrieben hatten. Keiner Ruh besegung gegen den Versailler Friedensver hörte zum Gegenstand der Besprechungen gemacht Wirkung bewußt gewesen sei und somit gewisser­mochte an die abgrundtiefe Schurkerei glau- trag verstoße. Die schwierige Stellung   Herriot wurde, kann man den Verhandlungs willen Herriots maßen die Verantwortung für die Schwere des gegen die deutsche Friedensvertrages trage. In gewisser Weise ben, daß die Führer der Linken" nur deshalb gegenüber Sammer und Senat wird zwar aner erfennen. Sein Widerstand gegen die deutsche Friedensvertrages trage. achten des Dr. Thimme, des einzigen in dem das Trugbild neuer Einigung aufrichten hal- tanut, demgegenüber wird aber geltend gemacht, Forderung erklärt sich aus innerpolitischen Schwie- glaubte das Gericht sich hierbei auf das Gut­Die Sozialdemokraten werden Prozeß über diesen Bunft vernommenen Sach­drittelmehrheit verfüge und ihre Stellung schwer fen, um sich einen geeigneteren daß auch die deutsche Regiemung über feine vei rigkeiten. Augenblich für die schon fest be- erschüttert werden könnte, erschüttert werden könnte, wenn eine baldige die Bestrebungen der Regierung verständigen, stüßen zu dürfen. Ich habe in schlossene Spaltung zu wählen. Räumung des Ruhrgebietes nicht erreicht werden zu einem Vergleiche zu gelangen meiner im Mai 1923 veröffentlichten Broschüre im Reichstag unterstüßen. Sollten Das Fechenbach- Urteil" darauf hingewiesen, daß Die Erfahrungen der Zwischenzeit und fönnte. nicht zulezt die Aufführung der Kommunisten Heute wurde die Hoffnung ausgesprochen, die Rechtsparteien weiterhin der Regierung die geschichtlichen Ereignisse mit der Auffassung auf dem Starlsbader Bundesturnfest selbst, daß eine Einigung in der Weise zustande fomme, Schwierigfeiten bereiten, so muß ein Volfsent des Gerichts sich nicht vereinigen lassen, weil der Text des Friedensvertrages, den der Gegenbund werden den Sozialdemokraten eine neue bit- daß die Räumung des Ruhrgebietes unterscheid aufgerufen werden. tere Enttäuschung dieser Art ersparen. Nicht ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ mit trügerischer Hoffnung verließen sie dies­

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Genug der Beispiele. Die Auseinander­jeßung mit solchen bäbischen, kniffigen, uner­reicht verlogenen Stampfmethoden kostet ohne­dies ein gutes Stück Ueberwindung. Es soll den Kommunisten nur gesagt werden, daß sie sich gewaltig irren, wenn sie nach diesem Starlsbad ihre Pläne wieder auf die Arglosig­feit und auf die Lammsgeduld der Sozialde mokraten aufbauen.

mal das Fest, jondern mit berechtigtem Zwei- jenen Minderheit" gefeiert, haben zur Begrün- jn er aus   Moskau in der Internationale" Ausrottung der russischen und georgischen So­fel, ob denn mit solchen Leuten selbst um den dung ihrer falschen Ideen Marg und Engels unvorsichtig verraten, daß die Rote Sportin- zialdemokraten direkt rühmten, das war- Breis schwerster. an Selbstaufgabe grenzender zitiert. Auf dem Bundesturnfest haben ihre iernationale" in der   Tschechoslowakei( deut- feine Provokation. Weil ein Vertrauensmann Opfer noch ein gedeihliches Zusammenarbeiten Jünger all ihre Kunst dazu verschwendet, sche Gebiete)", in   Deutschland und Dester der in überwältigender Mehrheit anwesenden möglich ist. Das zweitemnal Starlsbad hat mit Sowjetsterne gratis oder in. Glückspaketen an reich(?) starke Fraktionen" besitze Sozialdemokraten das Schandplakat dorthin erschreckender Deutlichkeit bewiesen, wie tief den Mann zu bringen, jozialdemokratische und am Dienstag rief der Borwärts" am beförderte, wo es hingehörte, soll eine Provo­ die   Moskauer Richtung seit ihrer Begründung Teilnehmer nach echter Bauernsängerart in Schluß seines Festberichtes: Nieder mit fation gewesen sein. moralisch und politisch gejunten ist. Man ver- femmunistische Versammlungen zu locken, und den pattern!" Unter den Spaltern iva­gleiche den feurigen, auch in seinem Irrium den Käufern sozialdemokratischer Zeitungen ren die Sozialdemokraten gemeint... Ta hinreißenden Barteitagsredner se reibich fommunistische Blätter in die Hand zu schmug- neben berichtet die kommunistische Presse über mit dem armseligen Kreibich, der neben dem geln. Das alles boten sie den Arbeitern als Brevolutionen der Sozialdemokraten in fleinen Otto   Heller an der Spize eines schwa- Ersatz für die ausgebliebene Revolution...   Karlsbad. Daß die kommunisten, oci der Und nun, da das Bundesturnfest vorbei öffnur gsfeier wie bei jeder Rubauversama chen Häufleine Getreuer eine politische Sonntagspromenade durch Starlsbad ist, möchten sie das alte Spiel wieder von ung forporativ den Saal beep, eine Sui machen mußte, damit überhaupt jemand von neuem beginnen. Sie haben in   Karlsbad gese jetfahne mitbrachten und es mit ihn strawall ihm rede! Man vergleiche den großartigen hen, daß der Turnerverband mit seiner festen jore: c achten, daß di Bersam nlu. lau Dieser elende Betrug, von der Einheit Schwung der   kommunistischen Agitation anfiezialdemokratischen Mehrheit noch nicht unverdächtigen Zeugnis des Sorwärts" dem Parteitage mit den der Verzweiflung entsturmreif ist. Also warten sie mit der Spal. feinesregs crlich auserander", das zu reden und indessen mit Hochdruck auf die springenden siniffen, die sie auf dem Bundes- tung noch zu, bis die Zeit günstig ist so mar keine Provokativa. Daß Genoise bermürbung und Berreißung der Organisation fest anwendeten, um ihre traurige. Existenz wie sie es mit der Parteispaltung gemach: iram die Sommaisten sufforderte für die hinzuarbeiten, wird ihnen nicht mehr gelingen. der Umwelt ins Gedächtnis zu rufen. Auf dem haben. Die Zwischenzeit benüßen sie den Tur- Einigung endlich zu arbeiten, das war Die Erfahrungen, die wir seit dem Karlsbader Parteitage haben Streibich,   Neurath und nern vorzuschwindeln, daß sie die leidenschaft- Provokation. Das Hineinschwindeln einer Ta Parteitage gewonnen haben, sagen uns, wessen Gleichgesinnte das Nahen der Weltrevolution lichsten Anhänger der Einigkeit seien. Am fel in den Festzug, wo sich die Kommunisten wir uns nach dem Karlsbader Verbandsturn= verkündet, die sieghafte Gewalt der entschlos- Sonntag hat zwar ein gewisser Fris Reuß der faltblütigen Ermordung und physischen fest versehen müssen.

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