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4. Jahrgang.

Sozi Idemokrat

Kurze Blüte.

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Samstag, 23. August 1924.

Nadau im Reichstag.

Es ist gerade knapp ein Jahr her. In Kommunistentrawall.- Der unfähige Bräsident.- Die Sizung abgebrochen.

den Juli- und Augustwochen 1923 war es, als sich die tschechoslowakischen Hakenkreuzler gar mächtiglich aufzublähen begannen und als es eine zeitlang schien, als ob die von ihnen er­zeugten Winde wirklich die Atmosphäre ein wenig und eine zeitlang trüben fönnten. Es war das in jener Zeit, da Deutschland hart an den Rand des Verderbens gelangt war, da das Reich durch die schweren Stämpfe im Ruhr­ gebiet , durch die furchtbare Wirtschaftsnot, durch außen und innenpolitische Gefahren in Fie­berkrämpfen sich wand; das war in jener Zeit, da den Wahnsinn des Geschehens atembeflem­mende Papiergeldflut versinnbildlichte. Da­mals schien die Zeit für Narren und Verbre cher gekommen, damals ließ sich eine maßlos geschwächte und entnervie Bevölkerung in Deutschland von den gewissenlosesten Hazar­deuren hypnotisieren, die ihnen die einen von links, die anderen von rechts- vorgau­felten, daß sie die Sendboten des Heils und der Erlösung seien. Adolf Hitler war der= jenige falsche Messias, der damals im Deut­ schen Reiche am meisten von sich reden machte, der es verstand, einen großen Teil der Nation an die Gößen seiner Phantasie glauben zu machen.

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Berlin , 22. Auguft.( Eigenbericht.) Die heutige Reichstagesißung, die zur Entgegen nahme der Regierungserklärung einberufen wurde, nahm ein klägliches Ende. Kommu­nistische Radaumacherei hatte sich mit der Unfähigkeit des deutschnationalen Präsidenten ver­bunden, die Sißung zu vereiteln. Vor Eintritt in die Tagesordnung, auf der als ein­ziger Punkt die Erklärung der Reichsregierung steht, wurden von kommunistischer Seite durch Abgeordneten Kas verschiedene Anträge zur sofortigen Beratung beantragt, mit der Begrün dung, diese seien wichtiger als die Regierungserklärung. Abgeordneter Katz forderte weiter, daß nach der Regierungserklärung die Parteien sofort zusammenkommen und daß dann sofort der Reichstag aufgelöst und ein Voksentscheid herbeigeführt werde.

Als Reichskanzler Marg jich anfchickte, das Wort zu ergreifen, hindern ihn die kommu vistischen Abgeordneten daran durch lärmende Zurufe: Heraus mit den politischen Gefangenen! Amnestie!" usw. Der deutschnationale Reichstagspräsident Wallraff fonnte dieser Szenen nicht Herr werden und rief den kommunistischen Abgeordneten Schwarz mehrmals zur Ordnung. Als dies nichts nüßte, verfügte er seinen Ausschluß von der Sitzung und unterbrach die Situng. Als Schwarz weiter in: Saale verblieb, schloß ihn der Präsident anf 20 Sigungstage aus. Darauf wurde die Sigung vertagt und der Aeltestenrat ein­berufen.

Im Aeltestenrat billigte die Mehrheit das Vorgehen des Reichstagspräsidenten. Als bei Wiedereröffnung der Sigung um 16 Uhr der kommunistische Abgeordnete Schwarz immer noch im Saale anwesend war, erklärte Präsident Wallraff, daß er nicht in der Lage sei, den Ab­geordneten zum Verlassen des Saales zu bringen und hob die Sigung auf. Die Mehrheit des Reichstages nahm die Aufhebung der Sizung mit Entrüstung auf und rief dem Präsidenten zu: ,, Sic fapitulieren vor einem Narren! Die nächste Sigung des Reichstages findet morgen statt.

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Was die Komunisten mit ihrem heutigen Vorgehen bezwecken wollten, ist nicht far. Mau ist jedoch in den Kreisen der Regierungsparteien der Meinung, das; Wallraff, mit dessen Ge­schäftsführung man immer unzufriedener wird, durch sein Verhalten den kommunisten direkt in die Hände gearbeitet hat.

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Die Situation im Reichstag.

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Nr. 199.

Kultur und Wirtschaft.

I.

Seitdem die Menschen über sich selbst und über ihr Geschick nachzudenken begonnen haben, beschäftigte sie die Frage, warum ihr Schicksal, das ihrer Familie, Sippe und Nation, sich gerade so und nicht anders gestaltet habe. Der einfache Mensch, der für jedes Geschehen einen bewirken den Urheber, sozusagen für jeden Schuh auch einen Schuster zu fennen meint, fuchte ihn auch für das geschichtliche Geschehen. Es ist natürlich, daß diefer Urheber anfangs ganz nach Menschen art gedacht wurde, daß man sich ihn, wie den Führer der Sippe, gut oder böse, mächtig oder schwach vorstellte. Hier wurzelt aller Götter und Götzenglaube, die Anbetung von Bildern, Steinen, Bäumen und allerhand Fetischen sonst, man erbat sich ihre Gnade, wie die eines Menschen, durch Geschenke und Opfer. Als wäre er selber ein Jude, nur der stärkste und gewaltigste, trieb der Jehovah der Juden die Menschen aus dem Paradies, rettete er Noah in die Arche, führte er Moses ins gelobte Land, immer griff er persön lich, als von außen her wirkender Urheber, in die Ereignisse ein. Und ähnlich steht es mit dem Glauben an die Sterne, an das Schicksal, das die Griechen als Moira ", die Römer als " Fatum" verehrten und fürchteten. Auch das ist Geschichtsbetrachtung, nur eben eine sehr einfache und naive, deren Horizont über die primitivste Vermenschlichung nicht hinausreicht.

Erst die zu vielen Erfahrungen, Stenntnissen und Selbstbeobachtung aufgestiegene Menschheit Und damals, als die große völkische Welle erkannte, daß die Tatsachen und Gescheh= von Bayern aus die übrigen deutschen Pro­nisse felbst zu einander im Verhältnis von vinzen zu überfluten drohte, hatte auch das Ursache und Wirkung stünden, daß sich, haltlose Häuslein judetendeutscher Nationalso­ohne Anstoß eines Unbeteiligten von außen her, zialisten endlich ein Idol gefunden, mit dem eines aus dem anderen pragmatisch" entwidle. fie sich trauten, in die Massen zu gehen. Adolf Auch da verfuhr und verfährt man noch sehr per Hitler! Das war der Gott aller Deutschen , die sönlich, indem man gern die Ereignisse auf einen an ihnen innig beteiligten großen sich stets mit großem Anfangsbuchstaben schrei= Menschen zurückführt, beispielsweise die ben, das war der Arminius redivivus auch Kämpfe Alexanders auf dessen Wunsch, die den der Sudetendeutschen , das war der Wotan und Berlin , 22, August. In den Wandelgän-| ter den Kulissen einen leßten Versuch zur Erzie Griechen von den Persern angetanen Unbilden der Stern Antijudas, alles in einer Person. gen behauptet man, daß Walraj an dem fommu- lung der nötigen Zweidrittelmehrheit zu machen. endlich heimzuzahlen. Oder erklärt man die Der bedeutungslose, verachtete Trupp der Gel- nistischen Abg. Dr. Schwarz eine fleine Privat- Die Reichsregierung hat zu diesem Zwede einge Blüte Athens und Roms aus dem plavollen ben, der stets seinen Schritt von den großbür- rache nehmen wollte, weil diefer vor einigen willigt, die Gefeßesvorlage über die Schußzölle Wirken eines Verifles oder Augustus, die Unter gerlichen Parteien abnahm, mit deren parla- Wochen in einer Situng ihm das Wort politi-| noch in dieser Session des Reichstages zu er- werfung Deutschlands um 1800 aus dem schran mentarischen Verband durch did und dünn ge- scher Lustmörder" zugerufen habe. Durch die Verledigen und so einem Wunsche der Deutschnatio- fenlosen Eroberer Ehrgeiz Napoleons . Tiefer greift gangen und noch bis zum Aufleuchten Hitlers tagung ist eine neuerliche Verzögerung der drinnalen entsprochen. Troß alledem find aber die schon der Versuch, leitende Ideen als die mit der deutschnationalen Fabrikantenpartei in genden parlamentarischen Entscheidung über die Ansichten für Durchbringung der Dawesgesetze eigentliche Ursache der geschichtlichen Veränderun engster Stampfgemeinschaft" gestanden war, Dawesge eße verursacht und es ist noch nicht gering, da die Deutschnationalen bisher latego fühlte auf einmal die straft in sich, selbständig sicher, ob die morgige Sitzung ungestört verlaufen riich erklären, daß ein Umfall für sie aus­

wird.

Zunächst benüßt man diese Verzögerung hin­

Beendigung des Zegtarbeiter­Tongresses.

geschlossen ist.

Die Beiträge werden in amerikanischen Dollars berechnet und betragen vom 1. Jänner 1925 drei Cent pro Mitglied und Jahr.

Bell, ein gewesener Textilarbeiter, gewählt. Zum Sefretär wurde der Engländer James

gen herauszuschälen. So soll zur Zeit Allepan ders der bellenismus", das ist die besondere Art,

wie die Griechen das Edel- Menschliche betonten, zu werden, allein seine Schlachten gegen die den Sieg über die Barbarei" der Perser davon fozialdemokratische Arbeiterschaft zu schlagen. getragen, oder sich im dreißigjährigen Krieg der Ten deutschböhmischen Arbeitern, die Hitler freie Geist des Protestantismus mit der Gebun denheit des Ratholizismus gentessen haben. niemals gesehen und gehört haben. wurden Wunder von dessen einzigartiger Persönlich. diese Erklärungen erhellten, mochten sie nun schon mehr oder weniger geistvoll sein, bloß einen Teil keit und von seiner Kraft, das gesamte des Prozesses, einen Krieg, eine politische Sata­Deutschtum zu retten, eingeredet. Das chauvi- Wien, 22. August .( Eigenbereicht.) Der Tex nistische Regime der. tschechischen Machthaber tilarbeiterfongreß hat in der heutigen Schluß Strophe oder eine bestimmte Kulturphase, und sie gingen niemals bis auf die Wurzel zurück, son­und die Giftsaat der Kommunisten hatten fitzung eine Reihe von Resolutionen angenom dern bedurften selbst wieder einer fomplizierten dem Hitlerismus hierzulande den Boden be- men. Diese befassen sich vor allem mit dem Zum Schluß dankte Abgeordneter Genosse Begründung. Al diese Mängel behebt die Erklä reitet. Diese Umstände vor allem brachten den Kampf gegen Absperrmaßnahmen bei Ein- und Roscher den bisherigen Sekretär Tom rung des Geschichtsgeschehens durch Marx: daß Nationalsozialisten bei den Gemeindewahlen Ausfuhr von Rohstoffen, mit dem Kampf um haw im Namen aller für die geleisteten nicht Persönlichkeiten und nicht Ideen, wie wich im September des Vorjahres beträchtliche Er- den Achtstundentag, mit der Verbesserung Dienste und sprach das Bedauern aus, daß Tom tig sie auch sein mögen, sondern die folge, die zu anderer Zeit undenkbar gewesen und Vervollkommnung der Sicherheits- Sham mit Rücksicht darauf, daß er das Arbeitschaftlichen Verhältnisse, die Art und wären. Wir waren uns aber feinen Augenblic maßnahmen in den Betrieben und mit der ministerium in der Regierung Macdonald inne- Mittel, wie und mit welchen produziert wird, im Unklaren darüber, daß diese Erfolge der Vertretung der Arbeiterschaft in den Betriebs habe nicht mehr als Sefretär mitarbeiten fönne. sich die fulturellen und staatlichen Verhältnisse inspektionen. Unter lebhaftem Beifall aller Delegierten dankte schaffen. Halenkreuzler im Lande nur höchst vorüber­In Anbetracht der in den meisten Ländern Genosse Tom Shaw gerührt für die Kund- Folgerichtig fonnte es demnach) teine gehender Natur waren und daß der Katzenjam bereits stabilisierten Währungen wurden wieder gebung des Wiener Kongresses, der ihm unver- seultur geben, folange es teine wirt­mer sehr bald folgen werde. einheitliche Beiträge für alle Länder beschlossen. geßlich sein werde. schaft gab. Dieser Schluß trifft denn auch auf den Urmenschen zu, der von Wurzeln und Kaum ein Jahr ist seitdem vergangen| Früchten, von primitiver Jagd und Fischfang und der Jammer ist auch schon da. Er begann draußen im Reich mit dem zwerchfellerschüt- gern erzählen werden wir wollen hier an-| Memoirenschreiben übergegangen ist, präsen- lebte. Und auch die Sirten und einfachen Ader­ternden Putsch im Münchener Löwenbräu nehmen, daß sie ihnen die Wahrheit sagen wer- tiert man der Nation einen ihrer größten Bei- bauern, denen noch die größeren sozialen Zusam und erreichte vor einigen Tagen seinen Höhe den wohin jetzt draußen mit Ludendorff niger, General Ludendorff , als Retter. Wo- menhänge fehlten, kannten noch keinen kulturellen punkt auf dem Weimarer Parteitag. Den gött die Meise geht, dürften sie sehr unerquifliche rauf werden die heimischen Nationalsozialisten. Jagd und Aderbau erzeugt doch schon die erste die Massen" soweit sie ernste Menschen sind, jetzt warten? primitive Arbeitsteilung, diese Wur­lichen Hitler hat man in aller Stille zum al- Erfahrungen machen. Denn die Massen" soweit sie ernste Menschen sind, jetzt warten? Der Mann ten Eisen geworfen und an seine Stelle deutschböhmischer oder deutschmährischer Ar- Werden sie es nicht merken, daß Herr Knirsch, zel aller Wirtschaft und Kultur. an die Stelle des Boltemannes"-trat mit beiter wünschen wir erst fennen zu lernen, die in Anbetracht dessen, daß die große Bruder nämlich ward zum freien Jäger, die Frau aber flirrenden Sporen der Sieger von Tannen- Lust dazu verspüren, nochmals den Wegen des partei im Reiche auseinanderfällt, eine ganze war durch die Aufzucht der Seinder mehr gebun­berg". Exzellenz Ludendorff, der in aller Of Menschenschlachters Ludendorff zu folgen, sich Schwenkung macht und wiederum zu den Par- den, und deshalb bekam sie die Bodenbearbeitung fenheit darangeht, die nationalsozialistische noch einmal für die gottbegnadeten Hohenzol teien der Großbourgeoisie hinüberzuwechseln zugewiesen. Je mehr die Zeit vorschritt, desto mehr betonte man die Freiheit des Mannes und Freiheitspartei in preußische Militärfaders lern die Knochen einschlagen zu lassen. Den versucht, von denen er gekommen? Die Irregeführten werden es merken. Die Gebundenheit der Frau; am Ende der ge­umzuwandeln. Das bedeutet für Deutschland Sitler, der vielleicht doch so manchem, in ne­schlechtlichen Arbeitsteilung" steht die Versklavung nicht mehr und nicht weniger als den Zusam- belhafter Gestalt, als ein Volfsführer erschie Das Schicksal der reichsdeutschen Bölkischen des Weibes, es wurde auch bei Wanderungen zum menbruch der nationalsozialistischen Bewegung nen war, hat der Durer" Tag", das Sprach wird das der tschechoslowakischen entscheidend Last- und Arbeitstier. Das Wachstum der Herden machte zu Hitlers . rohr der Knirsch und Karg, sofort nach dem beeinflussen. Saum ein Jahr hat die beschei­ge- dene Herrlichkeit gedauert, schon fallen die Zwecken des Schutzes allerlei Gruppenbildungen Und für die. heimischen Hakenkreugler? mißalückten Novemberputsch verächtlich Wenn die Herren Snirsch, Simm und Karg macht und als eitle Primadonna" hingestellt. Blätter. Es herbstelt im Walde der Hafen - notwendig, woraus sich die Sippen und Horden ergaben. Die intensivere Beschäftigung mit dem von Weimar heimkommen und ihren Anhän- Nun er, statt Führer des Volks zu sein, zum kreuzler.

Ueberbau. Aber das erste Nebeneinander von