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4. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der
utschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Dienstag, 26. August 1924.
Die Sozialdemokraten fordern die
Reichstagsauflösung.
Hilferding in der Reichstagsdebatte gegen die politischen Hazardeure.
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48.
98.
192.
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Erigeint mit Ausnahme bes Montag täglich früh Nr. 201.
zeige, wieviel mehr England im Gegensaße zu Deutschland erreicht hat.
Dr. Curtius( deutsche Volkspartei ): Wir wer den einstimmig die Regierungsvorlage an nehmen. Allerdings erfüllt die Kontrolle der Entente unser Volt mit Bitterfeit, aber die Reichsregierung hat keine andere Stellung einnehmen fönnet, Unbefriedigt sind wir vor allem. weil die Räumung erst nach Jahresfrist geschieht,
Als im Verlaufe der jegt in der tschechi schen Presse so lebhaft veführten Diskussion über die Lösung der Streitfragen zwischen Deut schen und Tschechen Genosse Stivin im Pravo Berlin, 25. August. Nachdem dem Aeltesten-| genommen haben." Silferding polemisiert sodann aber wenigstens bat Herriot immer wieder er Lidu" sich mit der Frage des Eintrittes Deut ausschuß ein kommunistischer Antrag überwiesen gegen Hergt, hebt in diesem Zusammenhange die flärt, daß alle Fristen nur Marimalfristen scher in die Regierung beschäftigte und erklärte, worden war, ob zur entscheidenden Abstimmung durch das Londoner Ergebnis geschaffene Lage find. Abg. Curtius führte weiter aus, die Räuscher in die Regierung beschäftigte und erklärte, über die Gutachtengefeße auch die sonst von den gegenüber der seinerzeit durch das Londoner Ulmung der Dortmunder Zone bedeute eine wichden Eintritt Deutschbürgerlicher in die Koali Sigungen ausgeschlossenen Abgeordneten zuge- timatum geschaffenen hervor und erklärt: Das tige ernste Etappe der Ruhrräumung. Es iſt die tion müßte die, tschechische Sozialdemokratie laffen werden sollen, trat das Haus in die Be Gutachten bietet uns die Möglichkeit zu wei- Aufgabe unserer Regierung, dahin zu wirken, ablehnen, weil er eine Verstärkung des reaf- sprechung der Regierungserklärung ein, verbun- terer Friedensarbeit. Immer stärker daß recht bald die weiteren Etappen folgen. tionären Elementes brächte, während der Ein- den mit der ersten Beratung über die Gutachten wird überall der Einfluß der breiten Massen, die Abg. Wulle( Nationalsozialist) charakterisiert tritt der deutschen Sozialdemokraten in die gesepe. den Fieden wollen. Die Deutschnationalen, die das Londoner Abfommen als ein zweites BerRegierung, der der Koalitionspolitik eine so- Abg. Hergt( Deutschnat.) erklärt:„ Wir ihn ablehnen wollen, ohne andere Wege zu zei- failles, das unbedingt abgelehnt werden müsse. zialere und fortschrittlichere Richtung geben müssen unserem Mißtrauen Ausdruck geben gen, handeln nicht als verantwortliche Opposition, Erkelenz ( Demokrat): Wir Rheinländer jind würde, zu begrüßen wäre, da fonnten wir uns gegenüber dem Londoner Verhandlungsergebnis, fondern als Hasardeure. damals auf den kurzen Hinweis auf unsere bedamals auf den kurzen Hinweis auf unsere be- nisterreden vom Samstag. Gab es nicht möglich nung der ganzen Welt gegen Deutschland einschen eine flarere Stellung der Regierung zum gegenüber den vorliegenden Geseßen und Milchnung würde der Reichstag die öffentliche Mei- den Herren, die in London verhandelt haben, allergrößten Danke verpflichtet. Wir wünkannte Stellung zu dieser Frage beschränken. feiten innigerer politischer Zusammenarbeit mit nehmen und Deutschland isolieren. Silfer- Bölkerbunde und der Abrüstungsfrage im Sinne Seither aber wurde die Diskussion fortgesetzt. Der nationalen Opposition zum Zweck einer erding schließt sodann mit den Worten: der Denkschrift von Schüding- Montgelas. Die Tribuna" hat auf den Zusammenhang folgreicheren Außenpolitik als bisher? Was soll„ Dieser Reichstag mit seinem tom Londoner Abkommen betrachten wir als eine zwischen den Aenderungen in der Weltpolitik der Ausländer für Respekt vor Deutschland haben, in unistisch deutschnationalen Blod wichtige Etappe auf dem Wege zu einer besseren und den inneren Verhältnissen in der Tschecho was für ein Zutrauen zu Deutschland , wenn die munistisch- deutsch ist arbeitsunfähig. Er muß weg!" Zukunft. Neben diesem Reparationsabkommen flowakei verwiesen und festgestellt, daß die An- deutschen Verhältnisse in der Form des wirtschaftbahnung normalerer Verhältnisse zwischen Lichen Ruins Deutschlands dargestellt werden, Der Wahlkampf muß den Entscheidungs - brauchen wir ein veites ReparationsDeutschland und Frankreich zuerst die Tsche wie es durch den Reichsfinanzminister geschehen tampf bringen. Dieser Reichstag spielt nicht mehr ab tommen zwischen den deutsch en Hierauf wies Reichskanzler Marx choslowakei zu verspüren bekommen werde. Da ist! Unsere nationale Opposition war die größte die Meinung des Volkes wider, er ist reif zur Arbeitgebern und Arbeitnehmern. werde man mit dem„ Boykott" nicht mehr Stärkung für die deutsche Delegation in London . Auflösung. Wir wollen fämpfen und wir werden einen Angriff Hergts gegen die Person des Ihr hat sie die Erfolge zu verdanken, die siegen.( Beifall bei den Sozialdemokraten.) das Auslangen finden. Damit ist deutlich ge- fie in gewissem Umfang erreichte. Das Abg. Kaas( Zentrum) betont, alle Parteien Reichspräsidenten in entschiedener Weise ab. Be sagt, daß das deutsch - tschechische Problem nich: Ausland legt den größten Wert auf eine frei- feien einig darin, daß das Londoner Berhand züglich des Vorwurfes, den Hergt der Regierung auf die lächerliche Frage eingeengt werden willige Unterschrift der deutschen Delegation. Den lungsergebnis mit den berechtigten Forderungen machte, daß sie die Schuldfrage nicht entschieden fann, ob die gegenwärtige Regierungskoalition Deutschnationalen bleibt fein anderer Weg, els des deutschen Volkes nicht übereinstimme. Zwei- genug behandelt, erklärte Marx u. a.: Wir sind der Meinung, daß nur auf dem Wege streng sich mit der ihr im Abgeordnetenhause und die Ablehnung aller Gutachtengeſehe. im Senate zur Verfügung stehenden Mehrheit Nach Hergt sprach historisch wissenschaftlicher Forschung ein sprießliches Ergebnis möglich ist. fortfretten fann das war für die„ TscheTroß schwerster Bedenten gegen die Durch Der Reichstanzler führte weiters aus, die der Hoffchoslowakische Sorrespondenz" die wichtigste Frage. als auch sie im Verlaufe der Diskussion unter anderem folgendes: Das Londoner Verführung des Dawesgutachtens in einzelnen Tei Regierung billige das Gutachten in das Wort ergriff!-, sondern daß es ein handlungsergebnis ist keine Lösung vom len, werden meine Freunde die Haltung der Re- nung, daß es auch wirtschaftliche Besserun Standpunkte der Arbeiterschaft. gierung billigen und die Vorlagen an- gen bringen werde. Sie sei voll und ganz geStaatsproblem ist, das wichtigste Troß aller Mängel des Gutachtens bietet es aber nehmen. Der Illusionspolitik der Deutsch willt, das Gutachten mit aller Loyalität und Staatsproblem, für die Tschechoslowakische Re- die einzig unmittelbare Möglichkeit einer nationalen im besetzten Gebiete werfen wir uns aller friedfertigen Gesinnung auszuführen. Nach den Rednern der bayrischen Volkspar publik, von so ungeheurer Bedeutung, wie es Lösung. Wir sehen darin nicht ein definitives mit aller Energie entgegen. die nationale Frage für das alte Dester- Ende, sondern den Anfang zu neuen Verhand Abg. Frau Golfe( Ruth- Fischer: Rom.) be- tei, der Wirtschaftspartei und der Deutschsozialungen. Diese sind aber erst möglich, nachdem wir fürwortet ein Bündnis mit Rußland , indem sie len, vertagte sich das Haus auf Dienstag 11 Übr das Ergebnis der Londoner Verhandlungen an- bemerkt, der Vertrag Rußlands mit England zur zweiten Lesung der Gutachtengesetze. 000000000
reich war.
Daß die Beilegung des nationalen Strei tes ein Lebensinteresse der Republik ist, stellte auch das„ Pravo Lidu" in einem 20. August unter dem Titel„ Die Nationa listen und das Volk" erschienenen Auffaß des Genossen Illovy fest. Die Zeit zur Diskussion über die Möglichkeiten der Lösung des deutschtschechischen Problems jei gekommen, denn die Deutschen seien bereits loyale Staatsbürger geworden, der tschechische Tourist, der in den von den Deutschen bewohnten Gebieten reist, komme sich dort nicht wie in der Fremde vor, sondern wie zu Hause, so wie in rein tsche. chischen Bezirken. Es gebe fein geschlossenes deutsches Gebiet" mehr, die deutschen Teile Böhmens jeien so durchsetzt vom tschechischen Element, daß jeder Ruf deutscher Politiker nach Selbstverwaltung absurd sei.
Genosse Dr. Hilferding
der Tschechoslowabischen Republit auf gewalt
fellos feien aber in London unbestreitbare Verbefferungen erreicht worden. Die Opposition habe leine befferen Wege zeigen fönnen.
den Staat. Wir können nicht dauernd über- aber immer mehr oder weniger der Wille be- in unseren Parteiprogrammen, Parteitagsbe sehen, daß es in unserer Republik eine so große stimmter Gesellschaftsklassen. Der Grad des schlüssen und Parteifundgebungen auf das Ge Anzahl Angehöriger der deutschen Nation gibt Nationalismus der deutschbürgerlichen Bar- naueste umschrieben sind; die tschechischen Sound nur ein blinder Nationalist fönnie meinen, teien wird bestimmt durch das Interesse der zialdemokraten wissen, daß die deutschen Sodaß es möglich ist, die verdeutschten Gebiete klassen, welches diese Parteien vertreten. Wenn zialdemokraten von tschechischer Seite im tätige, fascistische Weise neuerlich zu tschechi - der Bund der Landwirte verständigungs- Grunde genommen nichts anderes wollen, als steren. Versöhnen wir uns mit der Tatsache, bereiter ist als jene Parteien, denen heute noch die tschechischen Sozialdemokraten von altösterdaß die Deutschen da sind und bestreben wir die meisten Intelleftuellen angehören, so ist reichischer Seite gefordert haben, und es fann uns, daß es außer der Verschiedenheit der dies darin begründet, daß der deutsche Bauer daher, was wir heute verlangen, nichts Un Sprache feine anderen Unterschiede zwischen die Tschechisierung weniger zu fürchten hat als sezialistisches sein. Aber alles das ist ja, da ihnen und uns gebe. Das deutsche Bolt ist der deutsche Beamte, weil er nicht von seinem es von deutscher Seite vom tschechischen Staat loyal, aber so müssen auch seine Führer wer- Boden verdrängt werden kann und darin, daß gefordert wird, nach der Meinung des„ Bravo den und jener Teil der deutschen Intelligenz, die Teilnahme an der Regierung den deutschen Lidu" undiskutabel und lächerlich. Und damit welcher aus egoistischen Motiven bisher nicht vergessen kann, daß die Zeit seiner Privilegien Agrariern mannigfache wirtschaftliche Vorteile sind wir auch schon am Ende der Diskussion in Desterreich Ungarn völlig verschwunden ist. bringen würde. Wenn aber alle deutschen angelangt. Denn wenn alle unsere Forderungen Unter den Deutschen sind viele wirklich ge- Parteien den Ruf nach Selbstverwaltung er- undiskutabel sind und tschechische Forderungen bildete, begabte und fleißige Leute. Wenn sie heben, so darf man darin doch nicht bloß den überhaupt nicht vorliegen. worüber soll dann sich von der Zusammenarbeit mit den Tschechen Ausdruck mangelnder Loyalität und der Trauer geredet werden? ausschließen, schaden sie nur sich selbst." um verlorene Privilegien sehen, sondern muß
Zwar wird auch auf tschechischer Seite
Hai Genosse Illovy, als er diese Beob. achtungen machte, nie an die Methoden dieser " Durchsetzung" gedacht, an jene Methoden, die er im weiteren Verlauf seiner Betrachtungen Das Bemühen des Artikels, das Verhält zur Erkenntnis gelangen, daß alle Teile der zeitweilig von der Verständigung zwischen den als„ fascistische" ablehnt? Ist ihm nicht zum Bewußtsein gekommen, daß diese ständige sy- nis zwischen Deutschen und Tschechen so zu deutschen Bevölkerung davon durchdrungen Nationen gesprochen, aber noch niemals wurde stematische Durchsetzung" die Gegenfäße zwiſchen, wie es wirklich ist und der Versöhnung sind, daß die Beilegung des Streites zwischen darüber etwas Bestimmtes gejagt oder auch schen den Nationen, so oft sie mildere Formen zwischen beiden Nationen zu dienen, soll nicht den Nationen nur dadurch möglich ist, daß nur der leiseste Versuch gemacht, die Verstänannehmen, immer wieder verschärfen müssen, gering geachtet werden, und es soll jedes Wort, man jeder Nation innerhalb des Staatsganzen digung zwischen den Nationen anzubahnen. und daß sie, ganz abgesehen von dem von das zur Milderung der Gegensätze beitragen das volle Eigenleben und die Selbstverwaltung Solange aber das nicht geschieht, solange Teine jedem Volte als selbstverständlich empfundenen kann, begrüßt werden. Es wäre schon viel sichert, um so die Reibungsflächen zwischen den tschechische Partei sich ernsthaft, anders als in Rechte auf Selbstverwaltung, auch immer wie gewonnen, wenn die Erkenntnis, daß die Mil- Nationen zu vermindern, die Ursachen natio- allgemeinen, unverbindlichen Redensarten, mit der das Verlangen nach nationaler Autonomie lionen Deutscher, die es in diesem Staate gibt, naler Konflikte, die sich bei Beherrschung des dem nationalen Problem, der Lebensfrage Zeitungsauffäße, auch wenn sie die Wichtigkeit fräftigen muß. Allerdings mußte die Fest- nicht mit fascistischen Methoden regiert werden Staates durch eine Nation doch immer wieder dieses Staates, beschäftigt, solange können die stellung, daß das Verlangen nach Selbstver- fönnen, und daß die Tschechisierung des ver- ergeben müssen, zu beseitigen. Und nun fragen wir, wohin eine Dis des Problems erkennen, doch nicht zu seiner waltung, das von allen deutschen Parteien er- deutschten Gebietes" nicht möglich ist, daß die hoben wird, absurd" ist, herhalten, um einer Verständigung zwischen den Nationen ein tuſſion führen soll, die der eine Teil damit Lösung führen, solange sind wir leider von nationalen Verständigung ohne Gewährung Staatsinteresse ist, einmal Gemeingut des beginnt, daß er die Notwendigkeit konkreter ernsthaften Versuchen, es wirklich zu meistern, der Selbstverwaltung das Wort reden zu kön- ganzen tschechischen Volkes würde. Aber das Forderungen des anderen Teiles als Verhand- noch weit entfernt, und solange ist leider auch, nen. Denn daß die Versöhnung notwendig ist, ist noch lange nicht der Weg zur Versöhnung, lungsgrundlage anerkennt, diese Forderungen was für uns das Schmerzlichste ist, die Schaf zu sagen: Das deutsche Volk ist loyal, aber aber, da sie sich in seine Ideologie nicht ein- fung einer Kampfgemeinschaft mit den Prowird zugegeben. seine Führer sind es noch nicht. Denn die fügen, als lächerlich und undiskutabel bezeich- letariern aller anderen Nationen in diesem Jawohl, die Verständigung ist nottvendig: es ist nicht möglich, daß beide Nationen offiührer- damit meint man doch die Politiker net. Die tschechischen Parteien, und vor allem Staate, die erste Voraussetzung fruchtbringeneinander meiden, gleich zwei streitenden Brüsind ja doch Willensträger des Velkes. die tschechischen Sozialdemokraten, kennen die den sozialistischen Kampfes und erfolgver dern Die Verständigung der Tschechen und Dieser Wille mag mitunter irregeleitet sein, Forderungen der deutschen Parteien, und ins heißender proletarischer Arbeit, erſt Wunsch dann wird er mit der Zeit durch neue Er- besondere jene der deutschen Sozialdemokraten und Sehnsucht. Deutschen ist ein Lebensinteresse der Republik , und je früher es dazu kommt, desto besser für fenntnisse forrigiert werden. Dieser Wille ist sehr wohl. Sie wissen, daß unsere Forderungen