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4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowafischen Republit.

Kampf gegen die Leuerung!

Samstag, 6. September 1924.

Herriots Antwort.

Frankreich will nicht Deutschlands Glend, es tennt teinen Haß und lebt auch nicht vom Hak." nicht vom Haß. Die Grundläße des Weltfriedens: Schiedsgericht, Sicherheit, Abrüstung.

Die Rede Herriots.

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die den vielbesprochenen Garantiepatt gum haben.

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Nr. 211.

Was Deutschland betreffe, erklärte Her riot, daß er aufrichtig zu sprechen wünsche. Frankreich habe den zerstörenden Mili tarismus bekämpft, der in öffentlicher Parla­mentsfißung mit den Worten Not tennt

ein Gebot" proflamiert worden sei. Frank­ reich wolle aber nicht das Elend Deutſchlands .

Es tenne feinen Haß und lebe auch nicht vom Haß.( Stürmischer Beifall.) Es habe Beweise seines Versöhnungswillens gegeben. Inzwischen habe Deutschland , mit dem Frants reich in London in direkte Beziehungen trat, frei seine Bereitwilligkeit erklärt, seine Ber­pflichtungen einzuhalten.

Krieg beseitigen.( Beifall.)

Es war zu erwarten, daß das erste im Parlament gesprochene Wort der Teuerung gelten werde. Die seit Wochen eingetretene sehr erhebliche Steigerung der Preise aller Lebens­mittel ist gegenwärtig die drückendste Sorge der Genf, 5. September .( Eigenbericht.) Die heu- stüßung dem Gedanken der Schieds­arbeitenden Bevölkerung. Der Lohn, den der tige Sigung der Völkerbundversammlung brachte gerichtsbarkeit entgegen und hat das bereits Arbeiter am Samstag erhält, ist heute weit die große Rede des französischen Ministerpräsi- bowiesen, indem es diesen Gedanken sogar in das weniger wert, als noch vor etwa sechs Wochen, denten. furchtbar schwere Problem der Reparationen einge­das ist seit dem Zeitpunkt, da nach dem Ge­führt hat.( Lebhafter Beifall.) Was die Frage des Eintrittes in den Böl­ständnis des Ernährungsministers die Getreide- Herriot gibt zunächst seiner Freude Landes und den alten Vorschlägen unseres ver- men und Vorzugsbehandlungen. Die Regeln des Ich follge damit nur den Traditionen meines terbund anbetreffe, da gebe es keinerlei Ausnah= preise und damit zusammenhängend auch die darüber Ausdruck, hier der Wölferbundsverfamm verehrten Leon Bourgeois , Preise der anderen Lebensmittel rasch gestiegen lung das Wort Frankreichs mitzubringen, daß es Außenminister Karnebeck bat gestern darauf auf- dingt folgen müssen. Der holländische Partes find das ewige Gesetz, welchem wir unbe­find. Die Löhne stehen auf einem solchen Tief- alle seine Benvühungen darauf richten will, unter merksam gemacht, daß diese Idee bereits im punkt, daß schon bisher das Leben der Arbeiter der Menschheit den Frieden zu erhalten. Hier im Saager Schedegerichtshof teilweise verwirklicht führungen: Der Haß hat noch niemals den Haß Herriot schloß seine Rede mit folgenden Aus­familien in Dürftigkeit und Entbehrung dahin- Saale sind alle als gleiche Völker vertreten, vom ist. Wir wünschten alle, daß eines der Werke die- beseitigt. Nur die Rüdkehr zu normalem Aus­floß. Von den kleinen Annehmlichkeiten, die um sich gegen die Geißeln des Krie gemeine Anerkennung dieses Gedankens sein es hier in dieser Versammlung tun, nur dann kann leinsten bis zum größten.( Lebhafter Beifall.) fer fünften Völkerbundsversammlung die all- tausch, nur wenn wir zusammenkommen, wie wir das Leben lebenswert machen und selbst von ges zu schüßen und das Ende dieser möchte. einer ausreichenden Ernährung war keine Spur. entschlichen Barbarei herbeizu­Bei diesen elenden Einkommensverhältnissen führen, ist Frankreich hieher gefomgreifer derjenige erkannt werde, der es ab­Wenn wir dahin kommen, daß als der An- man don Bürgerkrieg und auch den auswärtigen bedeutet jede Preissteigerung, besonders eine men. In den vier Jahren hat der Völker lehnt, sich einem Schiedsgerichtsverfahren zu Der Friede, für den wir hier ar derart bedeutende, wie sie jetzt eingetreten ist. bund schon eine Reihe der peinlichster Konflikte unterwerfen, so werden wir das Problem gelöst beiten, muß verwirklicht werden und den nackten Hunger. Für seinen Lohn, der kaum lösen fönnen. Gewiß hat er noch nicht seine ganze haben.( Stürmischer, immer wiederholter Bei- er wird verwirklicht werden, wenn zu einem menschenwürdigen Dasein ausreicht, Wacht verwirklicht, aber dochy hat er sehr viel fall.) Dieser Grundſaß sollte auch die Kommi männlichkeit zeigen, denn das muß wir nur wahre und aufrichtige bekommt der Arbeiter weit weniger an Ware Hoffnungen schon jetzt gerechtfertigt. Die berühmte fion leiten, die wir hier, einsetzen werden und sie ich hier sagen: Es ist nicht wahr, daß ale früher, er muß seine Bedürfnisse noch mehr Resolution 14 der Versammlung vom Vorjahre, wird hiebei die volle Unterſtüßung Frankreichs nur im Kriege die Männlichkeit fich einschränken und treibt einem Zustande der Ergebnis gehabt hat, gab feinerzeit der Ueberzeu Berzweiflung zu. Aber auch die Gehalte der gung der ganzen Versammlung Ausdruck, daß welcher Kommission der Versammlung dieser An- dazu, den Frieden zu verwirklichen. Herriot bespricht dann die technische Frage, zeigt. Es gehört mehr Männlichkeit Beamten und Angestellten stehen tief unter der anvas Energisches zur Erzielung einer allge- rag zu überweisen wäre und geht zu einer Be- Im Namen Frankreichs , das geſtern unschuldig Borkriegshöhe und auch für diese Schichten ist meinen Abrüstung geschehen müsse und daß sprechung des Waffen- und Munitions- war, das hente unschuldig ist, schwöre ich hier, daß daher die über sie hereingebrochene Teuerung die Voraussetzungen dafür zunächst geschaffen wer- handels über, der die geheime Vorbereitung Frankreich Euren verschiedenen Baterländern die von fatastrophaler Wirkung. An der Bestürzung den müssen. zum Kriege ermöglicht und daher beseitigt werden Hand reichen will, troß aller seiner Leiden und und Erbitterung, welche die gegenwärtige große Serriot bespricht sodann die eingegangenen müsse. Die anderen gegen den Garantiepaft ge- daß es mit allen Nationen der Welt im Einher Teuerungswelle in die große Masse der Be- Regierungsantworten und erklärt: Die Unter- äußerten Bedenken findet Herriot weniger schwer- nehmen und in Eintracht leben will, damit die völkerung getragen hat, konnten die Regierung suchung der Schwierigkeiten, die geltend gemacht wiegend und er meint, man könne sie in der Kom- menschliche Natur die höchste Blüte des Friedens und ihre Parteien nicht achtlos vorübergehen. werden, im Geist der herzlichen Zusammenarbeit, mission mit gutem Willen leicht und rasch über- erreiche! von der mein lieber Freund Macdonald gestern winden und doch vielleicht aus den Arbeiten der Mit diesem Wunsche schloß Herriot seine Rede, Die deutschen sozialdemokratischen Abgeord- sprach, wird uns auch erlauben, sie zu überwinden. Abrüstungskommission einen brauchbaren Ver- die den einmütigen, minutenlangen Beifall der neten hatten für den Tag des Wiederzusammen- unserer Meinung nach ist das schwerste von allen trag herauskristallisieren. Wiederzusammen- sprach, Versammlung fand, die ihm eine geradezu begei trittes des Abgeordnetenhauses eine dringliche Bedenken das der Bestimmung des Angreifers. Als die brei leitenden Gesichtspunkte für die sterte Ovation darbrachte. Die gesamte Versamm­Interpellation vorbereitet, in der sie scharfe zu dem Bericht, den mein Freund Beneš er tommende Friedensentwicklung stellt Herriot fol- lung erhob sich spontan von ihren Plätzen und Maßnahmen gegen die Teuerung forderten und stattet hat, war es möglich, noch Erläuterungen in gende auf: Schiedsgerichtsgedanken, wollte nicht enden, den französischen Ministerprä­auch andere Parteien sahen sich veranlaßt, der dieser Frage hinzuzufügen. Die Verlegung der zweitens die Sicherheit und drittens die Ab- sidenten mit Händeklatschen und Zurufen zu über­herrschenden Stimmung durch Vorbereitung Grenze ist ja fein Kriterium mehr im Zeitalter rüstung. Diese drei Grundsäße müssen verschütten. von Teuerungsinterpellationen Rechnung zu der Flugzeuge und des entfeplichen chemischen wirklicht werden, wenn der Friede der Welt be Nach Herriot ergriff der italienische Delegievte Salandra das Wort. Er betonte, daß Italien Teis tragen. Die Regierung wußte, daß sie einer Serieges. Frankreich bringt seine mächtige Unter- hauptet werden soll. Auseinandersetzung im Parlamente über die 0000000000000000000000000 0000000000 men anderen Wunsch hege, als seinen Platz inner­halb seiner natürlichen Grenzen zu bewahren und Teuerungsfrage nicht entgehen werde, darum sorgen. Wieviel Zeit die Regierung bis zur durch die Verschlechterung seiner Qualität be- die friedliche Ausdehnung seiner arbeitsamen Be machte sie es wie schon früher oft: ſie ließ auch Durchführung dieser Maßnahmen zu ver- fämpft werden, ein Gedanke, wie er nur einer völkerung zu sichern. Nachdem er einen Ueberblick durch die Koalitionsparteien eine Interpella streichen lassen gedenkt, das hat der Herr von agrarischen Kapitalisten befehligten Regie- über die Rüstungsbeschränkungen, die Italien be­tion einbringen, um darzutun, daß ihr das Minister wohl nicht verraten, aber man hat rung einfallen fonnte. Das Mehl soll eine Ver- reits vorgenommen habe, gegeben hatte, erklärte Schicksal der breiten Massen am Herzen liege jeit damals, als sie zugleich mit ihrem be- billigung erfahren, aber dafür soll es in einer Salandra die Bereitwilligkeit Italiens an den im und der nationalsozialistische Ernährungsmini- rühmten Aufruf an die Bürger eine Anzahl Qualität hergestellt werden, wie sie in der Völkerbunde sanktionierten Grundsätzen zur fried­ster Franke erhielt die Aufgabe zugeteilt, diese von Reformen und Maßnahmen versprach, von Kriegszeit der Schrecken der Menschen war. lichen Lösung der Konflikte mitzuwirken. Sodann ergriff Lord Parmoor im Namen Fürsorgegefühle der Regierung durch eine Er- denen manche heute, nach zwei Jahren, noch Der Bevölkerung wird schwarzes Mehl ge= flärung zur allgemeinen Anschaulichkeit zu nicht durchgeführt sind, über die Naschheit der mischt mit gemahlener Kleie vorgesezt, die der englischen Tellegation zu einer längeren Rede das Wort, indem er dem Vorschlage Herriots: u- bringen. Einlösung derartiger Regierungsversprechen Agrarier aber bleiben im Vollbesitze ihrer Aber die Erklärung des Ernährungs- einige Erfahrung. Am unmittelbar wirkungs- Wuchergewinne. Und das wagt der Ernährungs­ministers trug den Stempel dieser unter vollsten wäre noch die vom Ernährungsminister minister allen Ernſtes als Maßnahme gegen agrarisch- flerifal- kapitalistischer Führung stehen- angekündigte völlige Aufhebung des Bewilli- die Teuerung vorzuschlagen! Was vorzukehren wäre, um der Teuerung den Koalitionsregierung deutlich zur Schau gungsverfahrens für Getreide und Mehl, aber und ist wenig geeignet, Hoffnungen auf baldige auch hier drängt sich die Frage nach dem wenigstens im Rahmen der gegebenen welt­Genf, 5. September.( Eigenbericht.) Am Eindämmung der Teuerung und des Wuchers Wann?" auf, denn vorläufig konnte der Mi- wirtschaftlichen Verhältnisse zu steuern, das ist zu erweden. Die steigende Not der arbeitenden nister nur berichten, daß sich die Regierung mit in der dringlichen Interpellation der deutschen Rachmittag iprach nach dem belgischen Minister­Bevölkerung, die bereits zu machtvollen Protest- den Bedingungen der Aufhebung be- sozialdemokratischen Abgeordneten klar zum präsidenten Theunis als Vertreter der Klei­fundgebungen gegen die Teuerung Anlaß ge- fasse". Von dieser Befassung" bis zur Tat Ausdruck gebracht: völlige Freigabe der Ein- nen Entente und als Berichterstatter über die geben hat, zwingt die Regierung, über den ent- scheint uns bei der Firigkeit der Regierung fuhr von Getreide- und Mahlprodukten, Er- Frage des Garantiepafies Dr. Beneš. standenen Notstand zu reden, Besorgnisse zu in solchen Fragen ein recht weiter Weg zu sein. mäßigung der Verbrauchssteuern, besonders für äußern und sogar gewisse Maßnahmen anzu- Das einzige, was unmittelbar geschehen soll, die Massenartikel, Herabseßung der Frachttarife Er erinnert an die Resolution 14 der dritten fündigen, aber zu entschiedenem Handeln ist die Beschlußfassung über das vorgelegte Ge- für Lebensmittel und rascher Abschluß der Völkerbundtagung, der eine unmittelbare Hilfes vermag sie sich nicht aufzuraffen. Das ginge ich betreffend die Bermahlung von Weizen und Handelsverträge, die jetzt von den tschechi- leistung für den Fall eines Angriffstrieges for gegen ihre Natur, ihr Wesen und ihren Geiſt. Korn, demzufolge alles Korn auf mindestens faen Agrariern, also von einer Regierungs- dert. Wir haben eine Rundfrage bei den einzel­Natürlich versichert der Herr Minister Franfe, 70 bis 75 Prozent, aller Weizen mindestens partei, jabotiert werden. Nach dem Auftreten en Staaten veranstaltet, um ihren Standpunkt zum Garantieprojeft fennen zu lernen. Die Stritit den Kampf gegen die Leuerung erachte die auf 75 bis 80 Prozent vermahlen werden soll. des Ernährungsministers, der nach der Pfeife hat uns vorgeworfen, daß dieses Projekt zu stark Regierung als eine der wichtigsten innerpoliti- Mehl besserer Qualität und Farbe joll nicht Svehlas tanzt, ist nicht zu erwarten, daß die an das System der alten Bündnispolitik erinnere schen Fragen und sie werde auch weiterhin in den Verkehr gebracht werden dürfen. Man Regierung sich zu diesen ernſten Reformen ent- und daß die Definition des Angriffes eine be gegen die Teuerung wirken, aber da, wo der erzählt sich, daß dieses Gesetz ureigenste Er- schließt, wenn sie durch den Willen der arbeiten denkliche und langsame Angelegenheit sei. Man Minister zu sagen hatte, was die Regierung findung des Herrn Ministerpräsidenten ist und den Bevölkerung nicht dazu gezwungen wird. fönne aber nicht einfach abrüsten, Positives gegen den Notstand und gegen die es trägt in der at typischen großagrarischen Die Arbeiterschaft muß diesen Kampfwillen weil der Stand der modernen Technik von heute­Orgien des Wucherer- und Spetulantentums Charakter. Nicht der Preis des Getreides und zeigen, um die fäumige Regierung zu Taten 3. B. hoch entwickelten Industrieländer ohne­vorzukehren gedenke, war das Vorgebrachte recht Mehles soll herabgedrückt werden, um den Kon- zu treiben. Versagt dieses Mittel, dann werden weiteres in den Stand seßt, in kurzer Zeit mager. Die Regierung verspricht ein Anti- sumenten den Ankauf möglich zu machen, son- Arbeiter, Angestellte und Beamte sich auf den ihre Rüstungen zu vervollkommnen und die industriell schwächeren Länder zu vernichten. fartellgesez, von dem sie wohl weiß, daß es dern die Konsumenten sollen me h1 Weg gedrängt sehen, durch ſoziale Kämpfe die ein wirkungsloser Schlag ins Wasser wäre, fie genießen, das zur Hälfte aus Anpassung an die Teuerungsverhältnisse zu will eine Abänderung des Gesetzes über die leie besteht. Die reichen Agrarier sollen vollziehen. Der Regierung muß gesagt werden, Produktenbörsen vornehmen. ein Gefeß über ebenso wie die Händler und Spekulanten ihre daß die heutigen Verhältnisse, durch die den Konsumenten- und Arbeiterkammern bean- Profite und Ueberprofite ungeschmälert bearbeitenden Menschen die färglichen Bissen vom tragen und für eine genauere Erntestatistik halten, die Teuerung des Mehles soll dagegen Munde gerissen werden, unerträglich sind!

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stimmte, wonach als angreifender Staat ber­enige Staat zu bezeichnen fei, der das Schieds­verfahren nicht annimmt. Er stellte fest, daß in den großen Linien Herriot and Macdonald mit einander einig seien und daß Unter­schiede sich auf Einzelheiten beschränken.

Wenn man auch außer der Schiedsgerichtsbarkeit andere Maßnahmen zur Berhinderung internatio­naler Streitfälle ergreift, die Entmilitarisierung der Grenzzonen oder besonderen Schuß gefährde­ter Grenzen, so bleibt immer wieder die Frage, was tun wir, wenn troß der übernommenen Ver­