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4. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Hafenkreuz und Sowjet­Itern.

Der Tag", wie er sich nennt das Kampf­Blatt der nationalsozialistischen Partei", sucht in einem Artifel Wir und die Kommu nisten", die Bedenken zu zerstreuen, die sich bei manchen seiner hakenkreuzlerischen Ge­sinnungsgenossen wegen des gar zu innigen Zusammengehens mit den Kommunisten ein­gestellt haben. In Deutschland haben soeben diese Extremisten von links und rechts in über­raschendster Uebereinstimmung einen ebenso lärmenden wie gewissenlosen Feldzug gegen den neuen Schandvertrag", das ist das Londoner Uebereinkommen, geführt. Der gedankenfaulsten Blindheit mußte es auffallend erscheinen, wie sie alle, Hakenkreuzler und Kommunisten, die Jünger Moskaus und die ostelbischen Junker, die kompromißlosen Selassenkämpfer und die Nationalsozialisten, Generale und Sowjet­anbeter, in einer Front aufmarschierten und über die Versklavung an das internationale Stapiial" geterten. Ludendorff und die anderen nationalsozialistischen Heldengötter Arm in Arm mit den wie sich der Tag" selbst ausdrückt Knoblauchduftenden" Scholem , Stah. Epstein, Elsa Friedländer! Wenn schon die Kommunisten ob dieser Kampfgemeinschaft feine Bedenken tragen und blindlings den Spuren der Hakenkreuzler folgten, obwohl sie jehen mußten, daß der Weg der nationalisti­schen Oberhasardeure Deutschland einem noch größeren Elend und sogar einem neuen Stries entgegenführen müßte, so scheint vielen Hafen­frenzlern der Zweifei über die Zulässigkeit dieser Bundesbrüderschaft aufgestiegen zu sein, denn nun muß sich der Tag" sehr anstrengen, um diese Bedenken zu zerstreuen.

Mittwoch, 17. September 1924.

Berschärfung des Wiener Streits.

Sympathieltreit im Elektrizitätswert. Die innere Stadt ohne Strom. Sympathieltreit im Elektrizitätswert. Die Kapitalistenpresse tann nicht erscheinen.

15

Wien , 16. September. ( Eigenbericht.) Heute ist im Metellarbeiterstreit eine große Berschärfung zu verzeichnen. Zu den heute beginnenden meritorischen Verhandlungen hatten die Unternehmer ihre größten Scharfmacher geschickt, die vor allem entgegen einer frühe­ren Versicherung der Unternehmer erklärten, daß sie nur für den Wiener Industriellenverband Berflichtungen eingehen könnten, nicht aber für die Unternehmer aus der Provinz und für das Kleingewerbe. Dann ging man in die meritorischen Verhandlungen ein, die sich zunächst mit der Frage der Minimallöhne befaßten. Hier blieb das Angebot der Unternehmer so weit hinter den Forderungen der Arbeiter zurück, daß eine weitere Diskussion über diesen Punkt für überflüssig erklärt wurde, da man teine Einigung erzielen konnte. Statt der gejorderten ge nerellen Lohnerhöhung von 15 Prozent, die sodann zur Sprache lam, boten die Unterneh mer vierein halb Prozent an, so daß auch liber diesen Punkt die Diskussion ausgescht wurde. Als die Arbeiter des städtischen Elektrizitätswerkes von diesem Stand der Verhandlun gen Renntnis erhielten, waren sie nicht mehr von der Ausführung ihres seit Tagen gefaßten Beschlusses abzuhalten. Sie schten mit der Verschärfung des Kampfes ein und stellten die Lieferung von Kraft und Beleuchtungsstrom für den ersten Bezirk eiu. Die Stromzufuhr für die Straßenbahn sowie für die öffentliche Beleuchtung blieb aber auf­recht. In der ganzen Inneren Stadt versagte also zwischen sechs und sieben Uhr abends die Bes leuchtung. Nur die öffentlichen Gebäude, das Rathaus, die Regierungsgebäude, Theater und das Landesgericht wurden auch weiter mit Lichtstrom beliefert. Mis die Regierung von diesem Stand der Dinge Kenntnis erhielt, lud der Bizetanzler Bertreter beider Parteien zu sich. Um elf Uhr nachts wird noch verhandelt und von den. Ausgang dieser Verhandlungen wird es ab­hängen, ob die Beleuchtung noch im Laufe der Nacht wieder aufgenommen werden wird, oder ob eine weitere Verschärfung des Streifes wird Platz greifen müssen. Die im ersten Bezirk ge­brudten Zeitungen Neue Freie Preise", Tagblait", Neues Wiener Journal"," Volkszei­tung", Erirablatt" und die Wiener Morgenzeitung" fönnen, wenn die Verhandlungen heute zu keinem Ergebnis führen sollten, worgen nicht erscheinen.

Die Gozialversicherung im Parlament.

Beginn der Debatte in der gefrigen Sigung des Abgeordnetenhauses.

Prag , 16. September.

Mitglieder der Regierung, sowie zahlreiche Ab­geordnete beglückwünschten Dr. Winter.

Afs erster besteigt

Bezugs Bebingungen: Bel Zustellung ins Haus ode bel Bezug durch die Post:

"

monatlich.... 16.­vlerteljährlich.. 48.­halbjährig ganzjährig

96.­

192.­

Ridftellung von Manu ffripten erfolgt nur bei Ein sendung der Refourmarten.

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich fri. Nr. 219.

Dr. Winter

das Rednerpult, um den Bericht des sozial politischen Ausschusses zu erstatten. Er führte unter anderem aus:

Ich bin noch nie mit solchen Gefühlen ouf die Rodnertribüne getreten, wie heute, wo die Tschechoslowakische Republik darangeht, eine For derung zu erfüllen, die vor 20 Jahren das faiser liche Sefterreich gegenüber der Arbeiterfasse über­nommen hat. Die Republif soll eine Forderung erfüllen, die die Arbeiterklasse schon von dem Augenblick anerkennt, wo es möglich ist, von einer Arbeiterbewegung at fprechen. Die Versiche rung der Arbeiterschaft für den Fall des Afters und der Invalidität ist nicht eine Forderung, die die Arbeiterklasse diftatorisch erzwingen wollte, während sie vorübergehend an der Macht war. Es ist dies nicht eine Forderung, die diese Klasse gegen den Willen des übrigen Volkes erzwingen wollte, sondern

wird, erivagen fann, muß man zwei Momente

eine Forderung, die von dem einfrimmigen Willen des ganzen Boltes getzogen ist und die moralische Zustimmung aller Schichten der Bevölkerung hat. ( Lebhafter Beifall.) Es ist dies nicht eine Sefassen­forderung, die das Abgeordnetenl: us heute cr­füllen soll. Das ganze Volt hat erkannt, daß den Arbeiter für die Zeit, wo er erwerbsunfähig ist, au verjichern eine Pflicht der im Staate organi jierten Gesellschaft ist. Diese Forderung habent auch die übrigen Stlassen erkennt. Sie hat eine jolche Straft, ein solches Gewicht und eine solche Popularität erlangt, daß sie auch andere Gesell­schaftsklassen, wie die Kleinbauern und die Slein­gewerbetreibenden, geltend machen. Wenn wir heute über die Sozialversicherung der Arbeiter verhandeln, so find wir uns dessen bewußt, daß wir nur am ersten Teil der Versicherung der gangen Bevölkerung arbeiten. Wenn in unserem Bolte Einstimmigkeit über die Notwendigkeit der Arbeiterversicherung für den Fall des Alters und der Invalidität erzielt wurde, so wurde auch Ein­Der Tag" handelt bei der Durchführung mütigkeit in der Frage erzieli, wann und auf dieser Aufgabe an seinen moskowitischen Am heutigen Tage gelangte nach der zweiten Die General debatte dürfte in den welche Art dieses geschehen soll. Säufig wird Kampfgefährten schlecht. Das Londoner Ab- Lesung der Striegsanleihe, die Sozialversicherung Mittwoch Nachmittagsstunden beendet werden, darauf hingewiefen, deß Deutschland in den 80er kommen ist ihm selbstverständlich ein Wert nach einem langen, hier oft geschilderten Leidens worauf die Spezialdebate beginnt. Zur Jahren weitreichende soziale Geseze durchgeführt der jüdischen Hochfinanz". Nun wären aber weg, ins Plenum des Abgeordnetenhauses. Die Abstimmung wird man ant Donnerstag abend hai, insbesondere Versicherungsgefeße, und daß der jüdischen Hochfinanz". Nun wären aber Debatte über dieses große soziale Standardwert oder Freitag vormittag schreiten. Es wird dies rondem oder vielleicht gerade deshalb die deutsche doch die Kommunisten, als nach nationalfozia- it sebe umfangreich: Der heutige Tag brachte die von der Zahl der Redner cbhängig sein. Der Industrie so aufblühte, daß sie mit der ganzen liftischer Terminologie im jüdischen Solde Reden des Berichterstatters des sozialpolitischen Slub der deutschen Sozialdemokraten entfender in Welt foufurrieren fonnte. Ich bin der Ansicht, stehend", verpflichtet, für diesen jüdischen Ausschusses und Schöpfers der Vorlage, Dr. die Generaldebatte Genossen Schäfer und in daß diese Entwidlung starf einseitig beurteilt Knechtungsvertrag" zu stimmen. Doch schlau, Winter, des Berichterstatters des Budget- die Spezialdebatte drei weitere Redner. Der wird, und daß es nicht nur das Verdienst der wie sie sind, und damit das arglose deutsche ausschusses, Srdinto, und des Ministers für Beginn der Debatte stand im Zeichen regster Ans sozialen Gesetzgebung gewesen ist, daß die deutsche Volf nicht doch einmal merkte, was denn eigent foziale Fürsorge, a brman. Als der erste teilnahme. Das Plenum war dicht gefüllt, auch Wirtschaft so aufblühte. Ich anerkenne, daß ins­lich der Sinn und die Wirkung des Dawes- Berichterstatter, Dr. Winter, die Rednertribüne die Miniſterbant war stort besetzt. Das Mini- besondere die sozialen Versicherungsgeseve eine planes ist", haben auch die Kommunisten gegen bestieg, ertönte auf den Bänken der tschechischen sterium für soziale Fürsorge war neben dem gewisse Belastung im Gefolge haben müssen, die das Londoner Abkommen gestimmt. Und jo jei Sozialbentolvaten und der tschechischen National Minister auch noch durch den Sektionschef Dr. nicht ohne Einfluß auf die Wirtschaft jozialisten longanhaltender Beifall. Diese De- Stern vertreten. Auch der bekannte Sachver- tönne. Bei der Frage, ob unsere Wirtschaft die es gekommen, daß die Hakenkreuzler plötzlich monſtration wiederholte sich, als der Bericht- ständige Universitätsprofessor Dr. Schönbaum Belastung, die mit diesem Gesetze verbunden sein an ihrer Seite die Kommunisten jahen, daß erstatter mit seinen Ausführungen endete. Die war anwesend. fie in diesen auf einmal Stampfgefährten be- 080038 grüßten, obwohl die kommunistischen Führer doch eigentlich, wenn es mit rechten Dingen liest, dann merft man erst, wie innig die weiß, daß es nur bei Foridauer des nationalen| Sujammengehen mit ihnen verteidigt, datiert zuginge, ihre Todjeinde" sein müßten. Geistes und Seelenverwandtschaft der Haken- Haffes gedeihen kann, und ebenso sind sich die nicht erst seit gestern. Noch niemals jahen die Da aber manchen seiner Leser dieses freuzler und Stommunisten ist. Der Tag" ver- Kommunisten bewußt, daß sie ihre diktatorische Stommunisten ihre Hauptaufgabe im Stampic Ammenmärchen doch zu blöd erscheinen dürfte, ichmäht es nicht, den waderen Kampfgenossen Herrschaft nur in einem zerrütteten, entfräf- gegen die Reaktion, sondern im Stampie gegen sucht der Tag" noch andere Rechtfertigungen seiner Partei eins von hinten zu verseßen, aber teten, ausgebluteten Deutschland errichten, nur die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften. vorzubring. Es jei ja wahr, erklärt er. daß im allgemeinen sind seine Erklärungsversuche einem verelendeten, verwirrten und verzweifel- War es nicht der Oberkommunist Radek, der von manchen Seiten der Vorwurf erhoben für die seltsame Blutsbrüderschaft ein einziges ten Volke aufzwingen können. Wenn auch die vor etwas mehr als Jahresfrist versucht hat, merde, die Nationalsozialisten gäben sich mit Plaidoyer für die Kommunisien, von denen Brüder vom Hakenkreuz und Sowjetstern vor- ein Bündnis zwischen den völfischen Organija­Leuten ab, die sich so bubenhaft benehmen", er weiß, daß die Hakenkreuzler sie sich warm geben, sich zu hassen, in diesem Stampfe um tionen und der kommunistischen Partei zu­daß sie dafür allein eine Tradht Brügel verhalten müssen, da sie mit ihnen noch ein gutes die Fortdauer und Steigerung des Chaos sind stande zu bringen? Damals sprach er unter dienen würden". Der Zag" versichert, daß Stück Weges" gehen werden. Und sie schämen sie noch immer einig gewesen. Wohl denten dem Beifall der Seinen von dem erschossenen auch die Nationalsozialisten das Benehmen der sich dieser Uebereinstimmung durchaus nicht, die Kommunisten nicht an die Errichtung der Schlageter als von dem tapferen Soldaten Knoblauchdufienden" kommunistisen Führer denn sie wissen, daß sich diese Ülebereinstimmung fascistischen Diktatur und die Hakenkreuzler der Gegenrevolution" und lobie die nationa­verurteilen, wie jeder anständige Mensch", und für sie lohnt, daß sie an den Kommunisten eine nicht an die boischewistische, aber doch halten listischen Fascisten als ehrliche Gegner". Auch der beste Beweis für die Aufrichtigkeit dieser wertvolle Stüße haben und ohne sie zur Be- sie sich gegenseitig den Steigbügel, weil jeder er wollte, die Völkischen und die Kommunisten Behauptung sei, daß sie niemals sich so unfein deurungs- und Einflußlosigkeit herabsinken wür- Zeil hofft, wenn der andere erst im Sattel fitt, mögen ein Stück Weges" zusammengehen, wie benehmen wie die Kommunisten. Aber, so den. Aus der kommunistischen Saat ist als werde ihn der Unwille des Volkes bald wieder es jetzt aus den Spalten des Tag" erklingt. meint der Tag", wenn die Kommunisten so Frucht die nationalistische Reaktion noch immer herabfegen und dann werde er sich an seine Immer noch sah man die stommunisten in der feste druff schimpfen, fönne man ihnen dies prächtig gediehen. Bei der Beratung des Stelle setzen können. Die deutschnationalen Arbeitsgemeinschaft mit den Monarchisten und natürlich nur innerlich gar nicht übel- Londoner Abkommens im Deutschen Reichstag Fascisten fürchten recht wenig das Gespenst des als Vorfämpfer gegen die Erhaltung der re­nehmen und eigentlich hätten sie ganz recht, wären die Junker, die Monarchisten und die Bolschewismus, sie nähmen sogar gerne eine volutionären Errungenschaften, gegen die Ge­wenn sie von einer Schweine- und Lumpen- abgetakelien nationalistischen Generäle niemals Periode des roten Terrors" mit in den Stauf, werkschaften und die Sozialdemokratie. Die bande" sprechen. Auch fönne man den schimp in die Lage gekommen, das Schicksal Deutsch - weil sie wissen, daß ihm bald der weiße nationalistischen Schleppträger der Reaktion fenden Kommunisten wirklich nicht so unrecht lands und seines Volkes in der Hand zu Zerror" folgen würde. Daher das Herzens- wissen, welche Helferdienste ihnen Moskau geben, wenn man so bedenkt, was für eine halten, wenn an ihrer Seite nicht die Bolsche- bündnis der deutschnationalen Bankherren, der leistet, darum bittet der Tag" seine Anhänger, Ungeheuerlichkeit der Londoner Vertrag sei, wifen gestanden wären, die gleich diesen das gewesenen Offiziere und der Schwerindustriellen sich von dem Knoblauchduft" nicht stören zu den die deutsche Regierung unterschrieben habe. felbe Ziel verfolgien: Deutschland in neue init den Sowjetmännern, die sich wieder bei lassen und an dem Bruderbund nichts weiter Nein, ruft das nationalsozialistische Blatt aus, Wirren zu treiben, die Wiederkehr von Ruhe, ihrem Ansturm gegen die Wiederkehr geord- auszusetzen. Die Avantgarde der Gegenrevolu wir schämen uns dieser Ueberein Drónung und Frieden zu verhindern und die neter Verhältnisse derer vom Hakenkreuz be- tion will also weiter einig bleiben. Das wird aber nur solange dauern, als die verirrten Ar­stimmung nicht. Wir gehen unseren Weg, Dinge, sei es auch um den Preis eines Krieges, dienen. ohne zu sehen, wer da ein Stü dem Bürgerkrieg entgegenzutreiben, weil jeder Das Wohlwollen, das der Tag" den beiter, die noch immer auf beiden Flügeln des Weges mit uns geht." der Bundesgenossen hoffic, es werde dann kommunistischen Kampfgefährten seiner Partei Heeres der Konterrevolution stehen, das schnöde Wenn man die Auslaffungen des Lag" seine Zeit fommen. Das Hakenkreuzlertum entgegenbringt und die Wärme, mit der er das Spiel nicht durchschauen.